Der Begriff "Kultur"

Kultur- und Geisteswissenschaften im erweiterten Umfeld der Philosophie
Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Mi 6. Mär 2019, 20:44

Vielleicht mal ein wenig etwas zum Entspannen :)

Bild




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Mi 6. Mär 2019, 20:46

TsukiHana hat geschrieben :
Mi 6. Mär 2019, 18:56
@ Stefan, vielleicht überdenkst Du noch Deine gestrige Entscheidung?
Das schlage ich auch vor :)




Benutzeravatar
TsukiHana
Beiträge: 766
Registriert: So 3. Feb 2019, 01:41

Mi 6. Mär 2019, 20:48

Stefanie hat geschrieben :
Mi 6. Mär 2019, 19:16
TsukiHana hat geschrieben :
Mi 6. Mär 2019, 18:56
Stefanie hat geschrieben :
Mi 6. Mär 2019, 18:00
Wenn so mit jemanden diskutiert wird, der mit Kunst und moderner Kunst Probleme hat, verliert einen neuen potentiellen Interessenten und zwar für immer.
Wenn SO mit jemandem diskutiert wird, der mit Kunst und moderner Kunst KEINE Probleme hat, sie hingegen liebt und schätzt, wie mein langjähriger Freund Stefan, verliert ein weiteres Mitglied in diesem Forum und zwar für immer...

Aber das scheint ja offenbar durchaus gewollt zu sein?
Vielleicht ist es dann angebracht auf die Startseite des Forums das Schild "Stefanie`s geschlossene Gesellschaft" zu pinnen? :lol:


@ Stefan, vielleicht überdenkst Du noch Deine gestrige Entscheidung?
Ich versuche hier seit mehreren Beiträgen, die Sicht derjenigen verständlich zu machen, die bislang keinen Zugang zur Kunst hatten. Und muss dann lesen, dass qualitative Kunst nicht für die Masse gemacht ist.
Manchmal kann er schon durchaus erhellend sein, die GANZEN Argumente zu lesen und versuchen zu verstehen, auch wenn sie nicht deckungsgleich mir der eigenen Meinung sind, statt immer nur mit "ist-es-Kunst-oder-kann-es-wech"-Pseudoargumenten gegen unliebsamen Meinungen zu poltern.
Sorry, meine Zeit ist echt zu kostbar, um mir hier jetzt auch noch die Mühe zu machen, all die respektlosen Zitationen aus dem Thread zu fischen, die das belegen...

Kannst Du eigentlich auch positiv argumentieren?
Es ist nicht der erste Thread, in dem es mir extrem auffällt. Allerdings latscht Du hier langsam über eine Grenze, die mich inzwischen gnaddelig macht, wie wir Norddeutschen sagen. Du kannst Dir gerne "Sorgen um Deine Kinder" machen, aber lass doch die Kunst & Kultur aus dem Spiel!
Und wenn Du mit Argumenten, Fakten und auch dem Humor (zumindest kann ich den meinem langjährigen Freund Stefan bescheinigen!) schlicht überfordert bist, dann liegt das Problem ganz gewiss nicht an einem einzigen Wort/Wortspiel. Denn dann dürfte ich mit Dir - der vielen respektlosen Sätze wegen, die Du hier in diesem Thread schon abgesondert hast - gar nicht mehr reden!
Aber nein, ich suche sogar auch noch nach Lösungen für Dich, um Dir den Zugang zu erleichtern... aber auch das war mal wieder...
...ach, lassen wir das!

Für konstruktive Ansätze bin ich immer offen! Das ist der Grund meiner Anwesenheit hier im Forum.
Denk mal darüber nach...



Wozu die Tage zählen!?
(Ф.М. Достоевский)

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Mi 6. Mär 2019, 20:51

Stefanie hat geschrieben :
Mi 6. Mär 2019, 19:16
Ich versuche hier seit mehreren Beiträgen, die Sicht derjenigen verständlich zu machen, die bislang keinen Zugang zur Kunst hatten. Und muss dann lesen, dass qualitative Kunst nicht für die Masse gemacht ist.
Das ist im Übrigen keine besonders seltene Ansicht, auch wenn ich sie nicht teile. Ein Ästhetik Prof hier in der Uni hat es so formuliert: "Kunst ist von Wenigen für Wenige."




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Mi 6. Mär 2019, 20:53

TsukiHana hat geschrieben :
Mi 6. Mär 2019, 20:48
"ist-es-Kunst-oder-kann-es-wech"
Stefanie macht sich diese Ansichten ja nicht zu eigen, sie trägt nur vor, dass diese "Argumente" recht verbreitet sind.




Benutzeravatar
TsukiHana
Beiträge: 766
Registriert: So 3. Feb 2019, 01:41

Mi 6. Mär 2019, 21:20

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 6. Mär 2019, 20:53
TsukiHana hat geschrieben :
Mi 6. Mär 2019, 20:48
"ist-es-Kunst-oder-kann-es-wech"
Stefanie macht sich diese Ansichten ja nicht zu eigen, sie trägt nur vor, dass diese "Argumente" recht verbreitet sind.
@ Jörn, leider eben nicht!
Wer nachlesen mag, wird feststellen, dass da sogar das ganze "Umfeld" quasi als bestätigendes "Argument" angeführt wurde!
Ja-nee... würde mein "Umfeld" so argumentieren, so wüsste ich ganz genau, was zu tun ist... :evil:

Ich bin SAUER, so!
Ich habe meinen Freund Stefan nicht in dieses Forum gelockt, damit ich mich jetzt vor ihm rechtfertigen muss, weil … egal, er kann sich selbst äußern, so er dazu überhaupt noch Bock hat. :roll:

Hey! Kunst, Kultur und auch Philosophie haben für mich immer mit LUST und auch Freude zu tun!



Wozu die Tage zählen!?
(Ф.М. Достоевский)

Benutzeravatar
TsukiHana
Beiträge: 766
Registriert: So 3. Feb 2019, 01:41

Mi 6. Mär 2019, 21:39

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 6. Mär 2019, 17:03
Die Arbeit von Philosophen verstehen auch viele Menschen nicht. Wie wollen wir hier verfahren? :mrgreen:
Wieso? Taxifahrer (als Aushilfen) werden doch heute schon händeringend gesucht! :mrgreen:

Neulich fuhr mich ein kommunikativer, dazu sehr ansprechender, junger Mann, der (neben dem Taxi-Job) an seiner Promotion über Husserl arbeitet...
Und wäre es nicht so traurig... .. …

Aus dem Land der Dichter und Denker wird zunehmend ein Land der philosophisch hervorragend gebildeten Taxifahrer!

Bild
Zuletzt geändert von TsukiHana am Mi 6. Mär 2019, 21:59, insgesamt 1-mal geändert.



Wozu die Tage zählen!?
(Ф.М. Достоевский)

szimmer
Beiträge: 121
Registriert: Mo 4. Feb 2019, 22:01
Wohnort: Eppstein
Kontaktdaten:

Mi 6. Mär 2019, 21:40

TsukiHana hat geschrieben :
Mi 6. Mär 2019, 18:56
Stefanie hat geschrieben :
Mi 6. Mär 2019, 18:00
Wenn so mit jemanden diskutiert wird, der mit Kunst und moderner Kunst Probleme hat, verliert einen neuen potentiellen Interessenten und zwar für immer.
Wenn SO mit jemandem diskutiert wird, der mit Kunst und moderner Kunst KEINE Probleme hat, sie hingegen liebt und schätzt, wie mein langjähriger Freund Stefan, verliert ein weiteres Mitglied in diesem Forum und zwar für immer...

Aber das scheint ja offenbar durchaus gewollt zu sein?
Vielleicht ist es dann angebracht auf die Startseite des Forums das Schild "Stefanie`s geschlossene Gesellschaft" zu pinnen? :lol:


@ Stefan, vielleicht überdenkst Du noch Deine gestrige Entscheidung?
Welche Entscheidung?

Ich für meinen Teil habe hier alles geschrieben was "für mich " zu schreiben war. Es bzw. Ich habe schon Gründe wenn ich hier Beispiele anbringe und Bilder. Die sagen nämlich "Meer" als tausend Worte.

Ein letzter Versuch: wenn hier versucht wird eine Verbindung aus Qualität "wie" und Quantität ("wieviele" oder Masse oder Finanzen) herzustellen ist es für mich nicht verwunderlich dass das nicht klappen kann. Der Sinn von Hochkultur ist ja gerade dass sie über den materiellen Dingen steht bzw. schwebt...sozusagen eine Welt für sich. Da scheitert sogar Schopenhauers Ansatz " Die Welt als Wille und Vorstellung". Zumindest ist dieses Scheitern der Ansatz von Nietzsche vom dann abstürzenden Seiltänzer...sobald er (ge)fallen muss...
Oder wie es Carl Valentin ungefähr(lich) ausdrückt: Kunst kommt von können und nicht von wollen. Sonst müsste es Wunst heißen...

Oder frei übersetzt: wollen tun vll. Viele...können nur Wenige...



P.S. Wer den Fehler findet darf ihn behalten ;)

Benutzeravatar
TsukiHana
Beiträge: 766
Registriert: So 3. Feb 2019, 01:41

Mi 6. Mär 2019, 21:52

Da isser ja wedder! Und Du bleibst gefälligst hier!
Basta!
AMEN! :twisted:



Wozu die Tage zählen!?
(Ф.М. Достоевский)

Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7168
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Mi 6. Mär 2019, 21:58

Ich trage die ganze Zeit die Sichtweise derjenigen vor, die sich nicht für Kunst interessieren, weil ich denke, man sollte sie kennen, wenn man es ändern möchte, dass Museen und Ausstellungen einen geringen Zulauf haben, bzw. die Zahl vom 60 % geringer werden soll.
Mir persönlich gefiel nicht alles, was ich bislang gesehen habe, über einiges bin ich immer noch am nachdenken, das meiste fand ich schön und so einiges will ich auch noch sehen, in Museen. Die meisten Eindrücke behalte ich in der Regel aber bei mir.
90 % meines persönlichen Umfeldes gehören zu den 60 %, und haben im Grunde aufgegeben, sich damit beschäftigen.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

szimmer
Beiträge: 121
Registriert: Mo 4. Feb 2019, 22:01
Wohnort: Eppstein
Kontaktdaten:

Mi 6. Mär 2019, 22:06

War ich weg? 😉 Jetzt wird man schon nach 2 Tagen ohne Antwort vermisst. Supi 😊

Wenn ich das hier richtig sehe hat jede/r ganz unterschiedliche Erfahrungen was Kunst angeht...und jede/r versucht so ein bisschen diese als Mani.feste Grundlage rüberzubringen. Vollstes Verständnis. Auf der einen Seite sind Überzeugungen aus Erfahrungen ja glaubhafter als abgekupferte...auf der anderen Seite ist für mich interessante Kunst immer eine Neuentdeckung....und die ist am Anfang sogar oft abschreckend. Aber gerade hier kommt der tragende Aspekt an Erfahrung, Dazulernen und Weiterentwickeln zur Geltung: ZEIT! Kunst ist zwar permanent auf dünnem Seil absturzgefährdet....es ist aber auch noch kein Meister vom Himmel gefallen. D.h. Kunst bewegt sich irgendwo dazwischen....zwischen Himmel und Hölle...
Jenseits von Gut und Böse, d.h. wertfrei ..s. Nietzsche...dem einem gefällt sie vor, dem anderen auf die Füsse etc...auf den Kopf...
Hauptsache sie lebt, bewegt sich...oder die daran Teilnehmenden... 😉
Zuletzt geändert von szimmer am Mi 6. Mär 2019, 22:44, insgesamt 1-mal geändert.



P.S. Wer den Fehler findet darf ihn behalten ;)

szimmer
Beiträge: 121
Registriert: Mo 4. Feb 2019, 22:01
Wohnort: Eppstein
Kontaktdaten:

Mi 6. Mär 2019, 22:23

Stefanie hat geschrieben :
Mi 6. Mär 2019, 21:58
Ich trage die ganze Zeit die Sichtweise derjenigen vor, die sich nicht für Kunst interessieren, weil ich denke, man sollte sie kennen, wenn man es ändern möchte, dass Museen und Ausstellungen einen geringen Zulauf haben, bzw. die Zahl vom 60 % geringer werden soll.
Mir persönlich gefiel nicht alles, was ich bislang gesehen habe, über einiges bin ich immer noch am nachdenken, das meiste fand ich schön und so einiges will ich auch noch sehen, in Museen. Die meisten Eindrücke behalte ich in der Regel aber bei mir.
90 % meines persönlichen Umfeldes gehören zu den 60 %, und haben im Grunde aufgegeben, sich damit beschäftigen.
Ich verstehe Deinen Ansatz immer noch nicht. Was haben die aufgegeben? Du meinst die wollten konnten aber nicht? Oder man hat es Ihnen nicht beigebracht? Nur dass wir uns richtig verstehen.



P.S. Wer den Fehler findet darf ihn behalten ;)

Benutzeravatar
TsukiHana
Beiträge: 766
Registriert: So 3. Feb 2019, 01:41

Mi 6. Mär 2019, 22:33

szimmer hat geschrieben :
Mi 6. Mär 2019, 22:06
... interessante Kunst ist immer eine Neuentdeckung....und die ist am Anfang sogar oft abschreckend.

Hauptsache sie lebt, bewegt sich...oder die daran Teilnehmenden...
Und manchmal wünscht man sich eben eine Erschütterung, damit die Verkrustungen konservativer Traditionen aufbrechen.
W. Benjamin sagte: "Die Einzigartigkeit des Kunstwerks ist identisch mit seinem Eingebettetsein in den Zusammenhang der Tradition."
Wie ist es dann um die "Einzigartigkeit des Kunstwerks" bestellt in Zeiten extremer Paradigmenwechsel?



Wozu die Tage zählen!?
(Ф.М. Достоевский)

Benutzeravatar
Stefanie
Beiträge: 7168
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 20:09

Mi 6. Mär 2019, 23:08

Sich mit Kunst zu beschäftigen, in ein Museum zu gehen, oder mal in eine Oper. Theater wird mal erwogen, oder Jazz Konzerte, Musicals kommen mal vor. Aber nur bei wenigen.
Sie können, also am Geld liegt es nicht, aber sie möchten nicht, oder nicht mehr. Bei denen, die sich nicht mehr damit beschäftigen, waren die gemachten Erfahrungen negativ. Diese habe ich versucht, hier zu schildern. Dazu gehört auch die Diskussion über die finanzielle Förderung.
Diejenigen, die noch nie ein Fuss in ein Museum mit moderner Kunst gesetzt haben, halten dies für elitäres Gehabe, und nur für Leute mit viel Geld, ähm vorsichtig ausgedrückt.
Und es gibt Leute, die trauen sich nicht.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

szimmer
Beiträge: 121
Registriert: Mo 4. Feb 2019, 22:01
Wohnort: Eppstein
Kontaktdaten:

Mi 6. Mär 2019, 23:34

Mit Können meinten ich und Carl V. nicht die finanziellen Möglichkeiten. Wir meinten innere Fähigkeiten wie Sensibilität, Phantasie, Geduld...Zeit...im Gegensatz zum Wollen...als Grundlage...aber anscheinend rede ich gegen eine Wand.

Das Gleichnis mit dem Sähmann weiter oben ging auch in die Richtung. Ich bin seit Jahren in angeblich kreativen Gruppen aktiv wo zwar 80 % wollen aber schlichtweg für Höheres unbegabt sind. Das ging schon vor 40 Jahren im Klaviervorspiel los und jetzt regelmäßig in Fotogruppen. Ja nett die haben Spaß...aber das ist noch keine Kunst und Freude sprich Leidenschaft..."auf Dauer"...
Ich stelle mir gerade die 60 - 40 % Prozent oben auf dem Seil vor und der Weihnachtsmarkt und Faschingsumzug...unten.. bleiben leer...absolut irreal und unrealistisch!!!

😂😂😂



P.S. Wer den Fehler findet darf ihn behalten ;)

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Do 7. Mär 2019, 05:27

szimmer hat geschrieben :
Mi 6. Mär 2019, 22:06
Wenn ich das hier richtig sehe hat jede/r ganz unterschiedliche Erfahrungen was Kunst angeht...und jede/r versucht so ein bisschen diese als Mani.feste Grundlage rüberzubringen. Vollstes Verständnis.
Ich sehe es eher so, dass es (insbesondere Stefanie) darum geht, herauszufinden, wieso (viele) andere so völlig anders ticken. Wie kommt es, dass viele der 60%, die sich nicht für die Kunst und Kulturszene interessieren, diese offenbar sogar ablehnen, gelinde gesagt.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Do 7. Mär 2019, 06:05

Stefanie hat geschrieben :
Mi 6. Mär 2019, 23:08
Bei denen, die sich nicht mehr damit beschäftigen, waren die gemachten Erfahrungen negativ.
Hier müsste man herausfinden, in welcher Hinsicht die Erfahrungen negativ waren, schätze ich. Ich spekuliere mal. Ich denke, oftmals geht es um enttäuschte Erwartungen. Es gibt gewisse - vielleicht bloß vage - Vorstellungen, wie eine Kunst-Erfahrung sein sollte und findet diese dann regelmäßig enttäuscht. Falls in dieser Spekulation etwas dran sein sollte, dann hätten wir es hier mit einem strukturellen Problem zu tun. Denn das Enttäuschen der Erwartungen ist nachgerade ein essentieller Teil der Kunst...

Ich mache gelegentlich auch Führungen. Mit diesem Aspekt fange ich in der Regel an. Ich versuche den Leuten klar zu machen, dass es zwischen ihnen und den möglichen Erfahrung, die sie machen könnten gegebenenfalls eine Mauer gibt. Eine Mauer aus Erwartungen, die nicht erfüllt werden.

Ich kenne das auch von der anderen Seite, also von der Seite der Rezipienten. Ich hatte die entsprechende Erfahrung am Wochenende ins Kaffeestübchen gepostet. Hier noch mal mein kleiner Erfahrungsbericht. Überhaupt in den Kunstverein zu gehen und mir die fragliche Aktionen anzuschauen, war sozusagen in schierer Willensakt. Weder auf der Kunstvereins Seite noch bei Facebook oder sonstwo gab es irgend etwas in den Vorankündigung, was erstens klargemacht hat, worum es überhaupt geht oder sonst irgendetwas, was mich angeturnt hätte. Wenn man so will, nur das übliche Kuratoren-Kauderwelsch ...

Vor Ort war es dann nicht anders. Nichts von dem, was zu sehen war, erschloss sich von alleine. Nichts davon bot in sich (ohne weitere Erläuterungen) einen ästhetischen Genuss oder dergleichen. Eine andere Besucherin, die zugleich mit mir vor Ort war, hatte dementsprechend auch schnell genug davon ... und zog wieder ab.

Das änderte sich für mich erst, nachdem ich ins Gespräch mit der Künstlerin gekommen war. In ihrer Arbeit ging es um das Leben in social Media Welten und insbesondere in Twitch. (Ab hier konnte man es auch schon im Kaffeestübchen lesen.) "Twitch ist ein sehr eigener Social Media Kanal. Dort gibt es solche Dinge zu bewundern wie "social Eating" oder "social gaming". Dabei schaut man im Grunde jemandem beim Essen oder Spielen zu... viele schauen nicht nur, zu sondern begleiten das ganze mit einem Chat - oftmals auch mit donations, das sind Geldgeschenke. Dort gibt es eine ganz eigene, sehr skurrile Realität.

Die Künstlerin lässt sich zwar auf diese Technologie rein, aber sie "unterläuft", wie es im Kuratoren-Jargon regelmäßig heißt, die üblichen Prozeduren und stellt sie damit in Frage. Im Prinzip ist sie so etwas wie ein Fehler im System...

In der kommenden Woche trifft man sich noch in verschiedenen Orten Kassels zu Workshops, bei denen gehäkelt wird, was denn auch, wenn ich richtig verstanden habe, bei Twitch übertragen wird. Das Häkeln ist natürlich hochgradig symbolisch gemeint, geht es doch dabei auch ums verknüpfen, verknoten, vernetzen und so weiter. Auch die Farbe der Wolle ist bewusst gewählt, rot grün blau, was dem FarbSpektrum entspricht, das der Bildschirm nutzt."


Wie das mit unserem Thema zusammenhängt, dürfte klar sein. Die innere Mauer ist in der Regel ziemlich hoch... Das kenne ich, wie die Schilderung zeigen sollte, auch aus eigener Erfahrung.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Do 7. Mär 2019, 06:20

Doch die "inneren Mauern" sind es nicht alleine. Die Institutionen selbst müssten sich gelegentlich auch an die eigene Nase fassen: https://fridericianum.org

Die Ausstellung der Künstlerin amvk war wirklich einen oder mehrere Besuche wert. Mir hat es sehr gut gefallen! Aber das "Ausstellungs-Marketing" war gelinde gesagt eine völlige Katastrophe. Das ausgewählte Bild ist nicht nur völlig unrepräsentativ für die Ausstellung. Sondern praktisch jedes andere Bild in der Ausstellung wäre attraktiver gewesen und hätte sicher viel mehr Leute motiviert, die Ausstellung zu besuchen.

Darüber habe ich mich auch mit einer Kunsthistorikerin ausführlich unterhalten können, die Teil der Ausstellung war und die Führungen organisiert hatte. Sie war über die Gestaltung des Plakates sichtlich erbost... es ist nicht besonders zielführend, viel Zeit, Geld und Herz in einer Ausstellung zu investieren und dann Negativ-Werbung dafür zu machen.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Do 7. Mär 2019, 06:40

Hier ein kleiner Zusammenhang zwischen der niederen materiellen Ebene und der höheren geistigen Ebene :) wieder aus meiner eigenen Erfahrung heraus geschildert.

In Kassel gibt es mittlerweile so etwas wie eine kleine, aber feine Museumsmeile. Wenn man genügend Zeit, Muße und vor allem Geld hat, dann kann man einen sehr anregenden Gang durch die Kunst und Kulturszene machen.

Wir starten im Museum für Sepulkralkultur, dass eine hervorragende Dauerausstellung und sehr interessante wechselnde Ausstellungen hat.

Danach gehen wir ins Grimm-Museum. Hier gibt es eine sehr gute und auch publikumswirksame Dauerausstellung und oft sehr aufwendige Wechselausstellung.

Unsere nächste Station ist die neue Galerie, alles jeweils fußläufig erreichbar. die neue Galerie hat eine wunderbare Sammlung des 17. 18. Jahrhunderts und der klassischen Moderne und auch eine sehr schöne Auswahl von angekauften documenta Werken.

Unsere beiden letzten Stationen sind der Kasseler Kunstverein und die die Kunsthalle Fridericianum. Bei im selben Haus. Beide bieten ein hervorragendes Programm zeitgenössischer Kunst.

Das klingt ziemlich gut, aber diese Sache hat einen kleinen Haken. Irgendwie schaffen es die Institutionen nicht, gemeinsame Sache zu machen. Jede einzelne Stationen verlangt gesondert Eintrittskarten. Ich müsste mal in einer ruhigen Minute ausrechnen, was man als kleine Familie - sagen wir mit zwei Kindern - hinlegen müsste, um diesen Spaziergang zu absolvieren. Ich schätze irgendetwas zwischen 100 und 200 Euro muss man dabei haben, insbesondere wenn man zwischendurch vielleicht auch mal einen Kaffee trinken will.

In Kassel wird immer wieder gefordert, dass es hier eine bessere Lösung gibt: eine gemeinsame Eintrittskarte (oder ein Jahresticket) für diese gesamte Meile. Auch das gehört dazu, die Leute wieder für die Kunst und Kulturszene zu interessieren. Ich gehöre übrigens zu der Altersgruppe, die sich noch daran erinnern kann, dass Ausstellungsbesuche früher oftmals kostenlos waren :)




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23270
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Do 7. Mär 2019, 07:16

Stefanie hat geschrieben :
Mi 6. Mär 2019, 10:57
Wie hat sie den Esel dazu gekriegt, so lange so still zu stehen?
Bild

Ich meine, ich hätte irgendwo im Netz dazu mal eine Beschreibung von Marina Abramovic selbst gelesen. Sie hat die Esel nicht dazu gebracht, so still zu stehen. Sondern der Umstand, dass diese Esel einfach so still rumstehen, ohne irgendetwas zu tun, war Ausgangspunkt der Performance. Sie hat das (ich weiß nicht mehr wo es war) beobachtet und sich dann in eine solche Gegenüber-Position zu dem Esel gebracht. Die Performance reflektiert sozusagen diese ursprünglicher Erfahrung. (ich hoffe, meine Erinnerung trügt mich nicht.)

Die Zeichnung oben ist von mir und sie zeigt den fraglichen Esel, lässt aber Marina Abramovic weg :))




Antworten