Sprache der Sinne und Sprache des Begriffs

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Friederike
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Mo 19. Aug 2019, 12:57

Alethos hat geschrieben :
Mo 19. Aug 2019, 11:13
Ich sprach von allen Gegenständen, natürlich auch auf Personen. Wir sprechen sie mit einem Namen an (Personen in der Regel mit dem Eigennamen, Gegenstände in der Regel mit dem Gattungsnamen) und dadurch, dass wir sie anreden, werden sie ja hervorgehoben. Sie rücken in den Fokus.
Es hat etwas gedauert :roll: - jetzt hab' ich verstanden. Klardoch, indem wir Dingen einen Gattungsnamen geben, sondern wir sie aus einer unendlichen Vielzahl von Dingen aus und machen sie damit unterscheidbar von anderen Dingen. Sie sind durch den Gattungsnamen aus einer diffusen Menge heraus"gehoben".




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Friederike
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Di 20. Aug 2019, 13:37

Mit dem Begriff "Name" ist es so eine Sache ... oder seht Ihr es anders?

Für mich ist er an Lebewesen, speziell die Menschen gebunden (abgesehen davon, daß es Menschen sind, die "Namen" erfinden). Der Gott der Unterwelt hatte den Namen "Hades", im NT heißt die Unterwelt "hades", die Herkunft aus der griech. Götterwelt dürfte im Verlauf der Zeit immer mehr verlorengegangen sein. Zuerst aber ist es eine "Personen"bezeichnung, ein Eigenname, der erst später zu einem Allgemeinbegriff wird.

"Das Kind muß einen Namen haben", und diese Redewendung meint ja nicht das soeben geborene Kindchen, auch wenn sie sicher dort ihren Ursprung hat.

"Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein" (Psalm, der wievielte?) Damit ist, glaube ich, weniger der Eigenname gemeint, ähnlich dem vorangehenden Beispiel, und mehr eine Form der Schutz- und Inbesitznahme, die "Kindschaft" bedeutet.

Das heißt, ich bleibe vorläufig bei meiner Deutung von "Name", daß mit "Name" eine bestimmte Art der Weltaneignung gemeint ist, mit dem Namen macht der Mensch sich die Dinge vertraut.




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Jörn Budesheim
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Di 20. Aug 2019, 14:01

Name steht für die Bezeichnung eines Individuums: dieses da, ein ganz bestimmter Gegenstand, meiner Ansicht nach.




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Friederike
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Di 20. Aug 2019, 15:24

Jes. 43. Kein Psalm. :oops:




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Friederike
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Di 20. Aug 2019, 15:25

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 20. Aug 2019, 14:01
Name steht für die Bezeichnung eines Individuums: dieses da, ein ganz bestimmter Gegenstand, meiner Ansicht nach.
Aber nur für den Gegenstand "Mensch"?
Das heißt, Du würdest nicht mit R. Kunze d'accord sein, Dinge hätten einen "wahren Namen"? Mit Kunzes "lyrischem Ich", wie Du es ausdrückst.




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Jörn Budesheim
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Di 20. Aug 2019, 16:15

Für jedes Individuum!




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Jörn Budesheim
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So 16. Aug 2020, 20:48

Wie es ist, ein Gedicht zu sein

Nach meiner Vorstellung sind all unsere Wahrnehmungen begrifflich strukturiert. Wenn ich auf dem Balkon stehe und der Wind streift sanft den Unterarm, sodass ich eine ganz leichte Kühle spüre, dann ist das eine begriffliche Erfahrung. Entscheidend dabei ist das hermeneutische "als". Ich erfahre den Wind "als" kühl. Das ist ein gefühltes "Urteil", denn es hat die Form xF. Zugleich sehe ich vor mir das Grün des Baum. Auch das hat die Form xF.

Diese vielen verschiedenen gefühlt/begrifflichen Erfahrungen, die zusammen spielen, auseinander treiben, eine Melodie bilden oder eine Dissonanz, könnte man meines Erachtens problemlos als Sinfonie oder Gedicht bezeichnen. Das heißt, man ist selbst in jedem Moment ein Gedicht, man muss nur hinhören.




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Jörn Budesheim
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Do 27. Aug 2020, 16:51

Lob der Worte

Man hat mir gesagt: die Wiese ist nicht grün -
schau dir doch vielen verschiedenen Grüntöne an!
Jetzt im Park sitzend mache ich den Test:
Ich halte das Wort an jedes Grün.
Jeden Ton umarmt es.
Oh du Grün!




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