Poetische Philosophie
Verfasst: Mo 28. Aug 2017, 11:01
"Philosophie dürfte man eigentlich nur dichten", und so, wie ich Wittgenstein verstehe, bezieht er sich mit diesem Diktum auf die Erfahrung, daß die Sprache nicht nur die Grenzen des Sagbaren, sondern auch die Grenzen der Erkenntnis markiert. Von der anderen Seite, der Dichtung her, hat de Beauvoir in einer ihrer autobiographischen Schriften den Ausdruck vom "metaphysischen Roman" geprägt, einer Form des Schreibens, die sie selber als Philosophin gewählt hat.
Als ich mir überlegt habe, an welcher Stelle ich das Thema über die Beziehung zwischen der Literatur, der Poesie und der Philosophie erörtern und vertiefen möchte, ist mir aufgefallen, daß beide Disziplinen in der systematischen Einteilung voneinander getrennt sind. Es gibt die Abteilung der Philosophie, und es gibt die Abteilung der Literatur. Innerhalb der Philosophie finden sich zwar die Bereiche der Ästhetik und der Sprachphilosophie, nur soll es gerade nicht darum gehen, die literarische Philosophie als Kunst, oder die philosophische Literatur unter erkenntnistheorischem Aspekt zu behandeln, sondern es geht mir darum, das Feld der sprachlichen, d.h. der literarischen Formen der Philosophie ein bißchen zu erkunden. Daß Literatur und Philosophie im Allgemeinen als zwei getrennte Bereiche angesehen werden, zeigt sich also schon in dem Moment, da sich die Frage nach dem Einsortieren des Gesprächsgegenstandes im Rahmen der im Forum vorgegebenen Ordnung stellt (selbstverständlich ist dies lediglich eine kritische Würdigung und, wie ich finde, bemerkenswerte Beobachtung).
Abgesehen davon, daß man die literarischen Gattungsformen, derer sich die Philosophie bedient, näher in Augenschein nehmen kann (Anekdote, Essay, Aphorismus, Gedicht, Erzählung) möchte ich die Aufmerksamheit mehr auf die sprachlichen Mittel legen, in denen PhilosophInnen ihre Gedanken formuliert haben und formulieren. Hegels oder auch Adornos Texte widersetzen oder verweigern sich, so würde ich es ausdrücken, in der Sprache, in der sie sprechen. Wenn man ihre Gedanken verstehen will, so scheint es mir unumgänglich, ihre Sprache selbst zu reflektieren (@Hermeneuticus, ich denke gerade an das von Dir vorgeschlagene Unterscheidungskriterium der Alltags-, der Wissenschafts- von der poetischen Sprache). Blumenberg beispielsweise macht die Sprache u.a. dadurch sichtbar, indem er dichteste Formeln einsetzt, Begriffe mehrdeutig gebraucht oder -natürlich- eine Fülle von Metaphern verwendet. Taylor schreibt, zumindest einen Teil seiner Werke, als breit angelegte Erzählungen in romanähnlichem Stil, bei denen die Gedanken sich eher wie beiläufig, mitlaufend ausgeben.
Unter anderem ist es wohl auch Habermas gewesen, der der postmodernen, der französischen Philosophie vorgeworfen hat, sich in Literatur zu verwandeln. Soweit ich mich erinnere, war dies hauptsächlich an Derrida adressiert, der die Gattungsunterschiede zwischen Literatur und Philosophie habe einebnen wollen. Auf dem Spiel steht offenbar ein bestimmter Anspruch der Philosophie, nämlich der, wissenschaftlich zu verfahren, Wahrheitssuche zu betreiben, Erkenntnisse zu generieren, den einzulösen durch ein poetisches philosophisches Schreiben ausgeschlossen scheint. Philosophisches Dichten, das Sichtbarmachen der Sprache durch die eingesetzten sprachlichen Mittel selbst und Wissenschaftlichkeit/Wahrheit scheinen unverträglich.
Einen bestimmten Plan habe ich nicht. Allenfalls weiß ich so viel, daß mir an der Zusammenführung von Philosophie und Literatur zu einer "poetischen Philosophie" gelegen ist.
Als ich mir überlegt habe, an welcher Stelle ich das Thema über die Beziehung zwischen der Literatur, der Poesie und der Philosophie erörtern und vertiefen möchte, ist mir aufgefallen, daß beide Disziplinen in der systematischen Einteilung voneinander getrennt sind. Es gibt die Abteilung der Philosophie, und es gibt die Abteilung der Literatur. Innerhalb der Philosophie finden sich zwar die Bereiche der Ästhetik und der Sprachphilosophie, nur soll es gerade nicht darum gehen, die literarische Philosophie als Kunst, oder die philosophische Literatur unter erkenntnistheorischem Aspekt zu behandeln, sondern es geht mir darum, das Feld der sprachlichen, d.h. der literarischen Formen der Philosophie ein bißchen zu erkunden. Daß Literatur und Philosophie im Allgemeinen als zwei getrennte Bereiche angesehen werden, zeigt sich also schon in dem Moment, da sich die Frage nach dem Einsortieren des Gesprächsgegenstandes im Rahmen der im Forum vorgegebenen Ordnung stellt (selbstverständlich ist dies lediglich eine kritische Würdigung und, wie ich finde, bemerkenswerte Beobachtung).
Abgesehen davon, daß man die literarischen Gattungsformen, derer sich die Philosophie bedient, näher in Augenschein nehmen kann (Anekdote, Essay, Aphorismus, Gedicht, Erzählung) möchte ich die Aufmerksamheit mehr auf die sprachlichen Mittel legen, in denen PhilosophInnen ihre Gedanken formuliert haben und formulieren. Hegels oder auch Adornos Texte widersetzen oder verweigern sich, so würde ich es ausdrücken, in der Sprache, in der sie sprechen. Wenn man ihre Gedanken verstehen will, so scheint es mir unumgänglich, ihre Sprache selbst zu reflektieren (@Hermeneuticus, ich denke gerade an das von Dir vorgeschlagene Unterscheidungskriterium der Alltags-, der Wissenschafts- von der poetischen Sprache). Blumenberg beispielsweise macht die Sprache u.a. dadurch sichtbar, indem er dichteste Formeln einsetzt, Begriffe mehrdeutig gebraucht oder -natürlich- eine Fülle von Metaphern verwendet. Taylor schreibt, zumindest einen Teil seiner Werke, als breit angelegte Erzählungen in romanähnlichem Stil, bei denen die Gedanken sich eher wie beiläufig, mitlaufend ausgeben.
Unter anderem ist es wohl auch Habermas gewesen, der der postmodernen, der französischen Philosophie vorgeworfen hat, sich in Literatur zu verwandeln. Soweit ich mich erinnere, war dies hauptsächlich an Derrida adressiert, der die Gattungsunterschiede zwischen Literatur und Philosophie habe einebnen wollen. Auf dem Spiel steht offenbar ein bestimmter Anspruch der Philosophie, nämlich der, wissenschaftlich zu verfahren, Wahrheitssuche zu betreiben, Erkenntnisse zu generieren, den einzulösen durch ein poetisches philosophisches Schreiben ausgeschlossen scheint. Philosophisches Dichten, das Sichtbarmachen der Sprache durch die eingesetzten sprachlichen Mittel selbst und Wissenschaftlichkeit/Wahrheit scheinen unverträglich.
Einen bestimmten Plan habe ich nicht. Allenfalls weiß ich so viel, daß mir an der Zusammenführung von Philosophie und Literatur zu einer "poetischen Philosophie" gelegen ist.