Poetische Philosophie

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Philosophist
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Mo 4. Sep 2017, 23:35

Friederike hat geschrieben :
Mo 4. Sep 2017, 19:59
Nur ganz rasch, @Philosophist, weil ich das loswerden soll - jetzt habe ich erst kapiert, Du hast recht: Die Rosen stellen keine Fragen ("ohn 'warum', dichten"), sondern die Rosen dichten. Gibt es eigentlich nichts dran zu drehen. 8-)
Nun es handelt sich bei Heidegger, um "dichtende" Rosen...aber was soll man von diesem Bild/dieser Aussage dann halten? Es ist ja zumindest ungewöhnlich von "dichtenden Rosen" zu sprechen, vielleicht auch im dichterischen Kontext...oder wäre das da nicht so unüblich?


Was soll man also von "dichtenden" Rosen halten, ausgehend von Heideggers Gedicht dabei?

"Rosen ohn'Warum, die dichten,
grüßend Strom und Tal."

Das ist für mich etwas schwierig zu verstehen....und vielleicht bin ich ja nicht der einzige, der damit seine (Interpretations) Schwierigkeiten hat...
Zuletzt geändert von Philosophist am Mo 4. Sep 2017, 23:47, insgesamt 1-mal geändert.



φιλοσοφος και σοφιστες

"(...) sondern weil die Philosophie wesentlich eine menschliche, d.h. endliche Möglichkeit ist, deshalb steckt in jedem Philosophen ein Sophist." (Heidegger ,Gesamtausgabe, Band 27, S.24)

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Philosophist
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Mo 4. Sep 2017, 23:37

Alethos hat geschrieben :
Mo 4. Sep 2017, 20:47


Es sei dir verziehen :) Ich für meinen Teil geniesse diesen Dialog und lerne viel. Von mir aus kann das gerne so weiter gehen...
Dann danke ich dir recht herzlich für diesen netten Kommentar, ja auch zum Weitermachen ermuntert ;)



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Friederike
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Di 5. Sep 2017, 14:50

Ich find's zwar inzwischen ein bißchen skurril, aber nun habe ich mich an diesem -ich bleibe dabei, elendig schlechten- Gedicht festgebissen, und nun wird es bis zum bitteren Ende interpretiert. :lol: Alldieweil Du netterweise mitziehst.
Philosophist hat geschrieben : Das ist für mich etwas schwierig zu verstehen ... und vielleicht bin ich ja nicht der einzige, der damit seine (Interpretations) Schwierigkeiten hat ... Nun es handelt sich bei Heidegger, um "dichtende" Rosen...aber was soll man von diesem Bild/dieser Aussage dann halten?
Da Du gestern auf die Kontextbeachtung hingewiesen hattest, hier erneut das ganze Poem:

Denken ist das Nahe-Wohnen,
ist der stille Dank.
Denken ist das edle Schonen,
ist der kühne Rank.
Eines Wegs der dunklen Zeichen,
Kehren zwischen Nichts und Sein.
Denken ist das Nie-Entweichen
aus dem Bösen , vor der Pein.
Denken ist ohn' greifend Fassen,
ist ein Fragen frank.
Denken ist Sich-sagen-Lassen,
ist der kühle Trank
Auf dem Weg, da sanft sich lichten
Lichter ohne Zahl,
Rosen ohn' Warum, die dichten,
grüßend Strom und Tal.
Denken bleibt dies Alles-Freyen,
weiseloser Ruf,
daß, die sterblich, seyend seyen:
Heilem der Behuf.

Bis zu den Rosen geht es also darum, was das Denken leistet. Soweitsoklarsogut. Die Rosen indes fragen nicht; daß sie den Strom und das Tal grüßen verstehe ich so, daß die Rosen als Teil der Natur sich im Einklang mit aller Natur befinden. Die nicht-denkende Übereinstimmung mit der Welt könnte man als eine Umschreibung für "dichten" lesen. Die letzten 4 Zeilen übersetze ich so: Das menschliche Denken stellt zwar tausend Fragen, ihm fehlt aber ein Orientierungspunkt, was das Ziel ist, d.h. welche Antworten oder welche Antwort das menschliche Denken auf seine Fragen erwartet. Oje, bei den letzten 2 Zeilen setzt's schon wieder aus. Vielleicht so: Die Lösung des Rätsels ist bzw. das Ziel ist, daß die Menschen lebend leben (ich will die Terminologie H's umschiffen, deswegen habe ich "seyend seyen" stümperhaft zu "leben" gemacht). Das wäre das Heil. Und dies zu wissen, daß darin ihr Ziel liegt, setzt sowohl das Denken als auch das fraglose Wohnen in der Welt (wie die dichtenden Rosen es tun) voraus.




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Philosophist
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Di 5. Sep 2017, 17:48

Friederike hat geschrieben :
Di 5. Sep 2017, 14:50
Ich find's zwar inzwischen ein bißchen skurril, aber nun habe ich mich an diesem -ich bleibe dabei, elendig schlechten- Gedicht festgebissen, und nun wird es bis zum bitteren Ende interpretiert. :lol: Alldieweil Du netterweise mitziehst.
Friederike hat geschrieben :
Di 5. Sep 2017, 14:50
Da Du gestern auf die Kontextbeachtung hingewiesen hattest, hier erneut das ganze Poem:

Denken ist das Nahe-Wohnen,
ist der stille Dank.
Denken ist das edle Schonen,
ist der kühne Rank.
Eines Wegs der dunklen Zeichen,
Kehren zwischen Nichts und Sein.
Denken ist das Nie-Entweichen
aus dem Bösen , vor der Pein.
Denken ist ohn' greifend Fassen,
ist ein Fragen frank.
Denken ist Sich-sagen-Lassen,
ist der kühle Trank
Auf dem Weg, da sanft sich lichten
Lichter ohne Zahl,
Rosen ohn' Warum, die dichten,
grüßend Strom und Tal.
Denken bleibt dies Alles-Freyen,
weiseloser Ruf,
daß, die sterblich, seyend seyen:
Heilem der Behuf.


Bis zu den Rosen geht es also darum, was das Denken leistet. Soweitsoklarsogut. Die Rosen indes fragen nicht; daß sie den Strom und das Tal grüßen verstehe ich so, daß die Rosen als Teil der Natur sich im Einklang mit aller Natur befinden. Die nicht-denkende Übereinstimmung mit der Welt könnte man als eine Umschreibung für "dichten" lesen. Die letzten 4 Zeilen übersetze ich so: Das menschliche Denken stellt zwar tausend Fragen, ihm fehlt aber ein Orientierungspunkt, was das Ziel ist, d.h. welche Antworten oder welche Antwort das menschliche Denken auf seine Fragen erwartet. Oje, bei den letzten 2 Zeilen setzt's schon wieder aus. Vielleicht so: Die Lösung des Rätsels ist bzw. das Ziel ist, daß die Menschen lebend leben (ich will die Terminologie H's umschiffen, deswegen habe ich "seyend seyen" stümperhaft zu "leben" gemacht). Das wäre das Heil. Und dies zu wissen, daß darin ihr Ziel liegt, setzt sowohl das Denken als auch das fraglose Wohnen in der Welt (wie die dichtenden Rosen es tun) voraus.
Nun , das kann man natürlich gern bis "zum bitteren Ende" weiter interpretieren hier, was mich persönlich nicht wirklich stört ;) Geschmäcker im Bereich von Dichtung können natürlich recht unterschiedlich sein. Ich finde Heideggers Poem noch ganz okay, aber sagen wir mal etwas "gewöhnungsbedürftig" (aber das ist nur meine persönliche Meinung> "gewöhnungsbedürftig" schon allein wegen Heideggers Sprache hier).

Die Mehrzahl der Sätze im Gedicht handeln ja vom "Denken" und charakterisieren dieses . Leider gibt es hier keine Zeilennummer (also z.B. Zeile 8 oder 9), was die Interpretation insofern schon etwas erleichtern würde, da man ja weiß worauf man sich bezieht (also auf welche Stelle im Gedicht). Zeilenangaben kenne ich jedenfalls von anderen Gedichten her. Ich stimme mit dir überein, dass bis zu der Stelle wo Heidegger von den Rosen spricht, er allein vom Denken spricht. Ich finde , dass die Rosen, welche hier Strom und Tal grüßen , schon irgendwie gut hier getroffen sind, also ein Bild der Natur ergeben, und diese hier irgendwie im Einklang mit der Natur stehen (da sie Strom und Tal "grüßen"). Mir ist allerdings auch nicht ganz klar wie das "Warum" der Rosen zu verstehen sein soll bzw. die Rosen "ohne Warum"... was sind unter Rosen mit und ohne "Warum" jeweils zu verstehen? Und natürlich nach wie vor die unbeantwortete Frage, was man sich unter "dichtenden" Rosen genau vorstellen kann... Was tun Rosen genau, wenn sie "dichten"? Das bleibt meines Erachtens hier immernoch im Unklaren....Man kann natürlich hier wie gesagt davon ausgehend, dass es eine Art Übereinstimmung zwischen den Rosen und der "Welt" gibt , die vielleicht auch durch das "dichten" ermöglicht wurde. Ich bin allerdings nicht sicher ob es hier einen Zusammenhang zwischen dem Denken und den (dichtenden) Rosen geben soll oder ob man das inhaltlich getrennt von einander betrachten sollte...was evtl. als Gemeinsamkeit zwischen dem Denken und den Rosen gesehen werden kann, ist dass beide je auf Ihre Weise in der (Natur) Welt "Wohnen" (?)..das scheint vielleicht gar nicht so abwegig zu sein (dies als Gemeinsamkeit zu sehen).

Ausgehend von den letzten 4 Zeilen (und darüber hinaus) verstehe ich die Charakterisierung des menschlichen Denkens als etwas , was in der menschlichen Existenz je eigens fragt nach den Dingen und etwas , was sich vermutlich etwas sagen lässt vom Sein (denn für Heidegger "spricht "das Sein quasi zum Menschen und dessen Denken., denn das Denken ist für ihn immer das Denken des Seins...) . Und ich verstehe es weiter so, dass Denken vielleicht als eine Art "Ruf" (des Seins?) an die freien und sterblichen Menschen ergeht , welche auf ihre Art "sein" (existieren) sollen und dass darin vielleicht auch eine Heilfunktion (?) des Denkens besteht. Aber gerade die letzten beiden Zeilen sind nicht ganz so einfach zu verstehen und das "Übersetzen" in eine andere Sprache als der Heideggers auch nicht ganz so einfach (man muss aufpassen hier nicht in Heideggers Terminologie zu fallen, also nicht zu "heideggern"....). Ich müsste aber auch erstmal schauen , was ein "Behuf" eigentlich sein soll (ein recht altmodisches Wort, und nicht mehr so gebräuchlich im heutigen Deutsch).

Das als weiterer Versuch einer Gedichtanalyse... ob dies eine "überzeugende" Analse ist, lass ich mal lieber offen :roll:

"Verbesserungsvorschläge"/Kritiken/Andere Sichtweisen/Interpretationen sind natürlich gern hier gesehen...und sowas kann man natürlich auch gut (und kontrovers) diskutieren...

PS: Man kann hier gut sehen, wie man sich auch an Heideggers (philosophischen) Gedichten gut (interpretatorisch) "abarbeiten" kann, denn diese sind auch nicht "ganz ohne".. :| Auf jedenfall handelt es sich hier schon um "poetische Philosophie" bei Heidegger, würde ich mal sagen , wenn man seine Lyrik in inhaltlicher Beziehung zu seinen philosophischen Prosa-Texten bringt. Und ich sehe da schon einen inhaltlichen Zusammenhang (es gibt gemeinsame "Stichpunkte" wie "Denken" , "Lichtung" oder "Fragen" bei beiden Textgattungen mit denen Heidegger arbeitet).



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Friederike
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Di 5. Sep 2017, 18:20

Bin schon immer gespannt, was Du schreiben wirst ... :lol: Puh, Deine letzten Vorschläge muß ich erstmal sacken lassen. Viele Fragen, Möglichkeiten, Lesarten.
Philosophist hat geschrieben : "Verbesserungsvorschläge"/Kritiken/Andere Sichtweisen/Interpretationen sind natürlich gern hier gesehen...und sowas kann man natürlich auch gut (und kontrovers) diskutieren ...
Ja, fände ich auch nett, wenn noch Andere mittüfteln täten. Oder die ultimative Lösung aus dem Ärmeln schütteln.

Zum "Behuf" noch @Philosophist: Ich hatte natürlich auch schon gegoogelt. "Pferdehuf beschlagen", metaphorisch dann "beschlagen sein" im Sinne von kundig sein, Kennntnisse haben. "Heilem der Behuf". Dem Heilem (substantivisch") soll die Erkenntnis dienen? Auf dem Gebiete des Heilem das Kundigwerden anstreben?




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Di 5. Sep 2017, 18:31

Friederike hat geschrieben :
Di 5. Sep 2017, 18:20
Bin schon immer gespannt, was Du schreiben wirst ... :lol: Puh, Deine letzten Vorschläge muß ich erstmal sacken lassen. Viele Fragen, Möglichkeiten, Lesarten.
Philosophist hat geschrieben : "Verbesserungsvorschläge"/Kritiken/Andere Sichtweisen/Interpretationen sind natürlich gern hier gesehen...und sowas kann man natürlich auch gut (und kontrovers) diskutieren ...
Ja, fände ich auch nett, wenn noch Andere mittüfteln täten. Oder die ultimative Lösung aus dem Ärmeln schütteln.

Zum "Behuf" noch @Philosophist: Ich hatte natürlich auch schon gegoogelt. "Pferdehuf beschlagen", metaphorisch dann "beschlagen sein" im Sinne von kundig sein, Kennntnisse haben. "Heilem der Behuf". Dem Heilem (substantivisch") soll die Erkenntnis dienen? Auf dem Gebiete des Heilem das Kundigwerden anstreben?
Das Gedicht Heideggers ist eben wirklich nicht einfach zu verstehen/zu interpretieren, Andere können da gern auch ihre Deutungsvorschläge geben, also "mittüfteln und ihre "Lösungsvorschläge" mitteilen hier ;)

Es gibt in der Tat hier mehrere mögliche Lesarten/Interpretatiosmöglichkeiten usw. meines Erachtens... und vielleicht sollte man sich ja nicht nur auf "eine" Deutung/Interpretation hier versteifen

Sowas lernt man ja eigentlich auch bei der Gedichtanalyse im Schulunterricht , wenn man Goethe-Gedichte usw. liest und interpretiert 8-)

Zum Begriff des "Behufs" noch das hier , was ich auf einer Internetseite dazu gefunden habe:

"BehufZweck, Bedürfnis
Nach Kanzleisprache klingt es, wenn einer zum Behuf oder gar adverbial behufs statt zum Zweck, zwecks oder wegen verwendet. So besteht heute die hauptsächliche Verwendung des Wortes darin, Antiquiertheit und behördliche Umständlichkeit sprachlich aufs Korn zu nehmen. „Zum Behuf der Vorlage beim zuständ‘gen Erteilungsamt...”, eine Zeile aus dem Song „Antrag auf Erteilung eines Antragsformulars" des Liedermachers Reinhard Mey, ist in diesem Sinne zu verstehen.
Doch auch im 19. Jahrhundert schon war Behuf eine gern genommene, scheinvornehme Umschreibung unter anderem auch für Notdurft – wer seinen Behuf tat, machte schlicht und einfach Pipi.
Das Substantiv Behuf geht auf das mittelhochdeutsche behuof, das Nutzen, Vorteil oder Geschäft, Gewerbe bedeutete, zurück. Sprachlich ist es mit dem Verb heben verwandt – diese Verwandtschaft macht sich heute zum Beispiel in der Zusammensetzung Gebühren erheben bemerkbar.
Fazit: Beamtische Umstandskrämer bewahren dieses Wort seit Jahrhunderten ungewollt vorm Aussterben."


Quelle: http://retropedia.de/Wortgeschichte.12. ... ews%5D=676

"Behuf" wäre also zu "übersetzen" als "Zweck/Bedürfnis" ins heutige Deutsch, jedenfalls nach dieser Seite. Ich habe hier nichts von einem "Pferdehuf" gefunden (also vermutlich nicht "kundig sein" oder?). Bleibt trotzdem kein einfacher Punkt, was die Deutung dieser Stelle angeht... :?



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Alethos
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Di 5. Sep 2017, 19:19

Auf dem Weg, da sanft sich lichten
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Rosen ohn' Warum, die dichten,
grüßend Strom und Tal.


Lichten und dichten. Was, wenn man diese dichtenden Rosen nichts "Dichten" im Sinne eines literarischen Dichtens versteht, sondern als ein biologisches Dichten im Sinne eines dichten Wuchses?
Ist das zu naheliegend?



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Friederike
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Di 5. Sep 2017, 19:36

Alethos hat geschrieben : Lichten und dichten. Was, wenn man diese dichtenden Rosen nichts "Dichten" im Sinne eines literarischen Dichtens versteht, sondern als ein biologisches Dichten im Sinne eines dichten Wuchses?
Ist das zu naheliegend?
Geniale Idee :lol: - zumindest würde es zu der Komik, mit der ich das ganze Gedicht lese, bestens passen.




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Alethos
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Di 5. Sep 2017, 19:51

:)



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Alethos hat geschrieben :
Di 5. Sep 2017, 19:19
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grüßend Strom und Tal.


Lichten und dichten. Was, wenn man diese dichtenden Rosen nichts "Dichten" im Sinne eines literarischen Dichtens versteht, sondern als ein biologisches Dichten im Sinne eines dichten Wuchses?
Ist das zu naheliegend?

Ein interessanter Zusammenhang , den du da aufmachst. Wenn man an die Nomen/Substantive dabei denkt, hört sich das auch nicht schlecht an , also "Lichtung" (von der Heidegger immer wieder spricht) und "Dichtung" (beide haben ja dieselbe Wortendung). Ob es da vielleicht einen Zusammenhang zwischen "lichten" und "dichten" gibt? .....

An den "dichten" Wuchs (der Rosen( habe ich bisher nicht gedacht 8-) , klingt aber meines Erachtens durchaus plausibel und könnte vielleicht (auch) gemeint sein...

Kurz: ich finde das ist kein schlechter Deutungsvorschlag dieser Stelle (und so hatte ich diese bisher nicht gesehen und könnte eben entsprechend "Sinn" machen).



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Di 5. Sep 2017, 22:35

Friederike hat geschrieben :
Di 5. Sep 2017, 19:36
Alethos hat geschrieben : Lichten und dichten. Was, wenn man diese dichtenden Rosen nichts "Dichten" im Sinne eines literarischen Dichtens versteht, sondern als ein biologisches Dichten im Sinne eines dichten Wuchses?
Ist das zu naheliegend?
Geniale Idee :lol: - zumindest würde es zu der Komik, mit der ich das ganze Gedicht lese, bestens passen.
Den Zusammenhang, der hier aufgemacht worden ist, finde ich auch interessant.... welche "Komik" siehst du bei diesem Gedicht?

Heidegger selbst gilt ja nicht gerade als "humorvoller" Philosoph....ich glaube eher, dass Heidegger das als "ernstes" Gedicht sehen würde


vielleicht ist er hier eher "unfreiwillig komisch"... :roll:



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Mi 6. Sep 2017, 05:07

Philosophist hat geschrieben :
Di 5. Sep 2017, 22:32

An den "dichten" Wuchs (der Rosen( habe ich bisher nicht gedacht 8-) , klingt aber meines Erachtens durchaus plausibel und könnte vielleicht (auch) gemeint sein...

Kurz: ich finde das ist kein schlechter Deutungsvorschlag dieser Stelle (und so hatte ich diese bisher nicht gesehen und könnte eben entsprechend "Sinn" machen).
Das ist Laienglück und nicht Genialität. :) Ich habe (bisher) keine grosse Affinität für Gedichte entwickelt und sehe mich als Auskultant in diesem Thread. Dadurch habe ich vielleicht auch einen etwas 'unverblümteren' Zugang und eine andere Draufsicht auf das Gedicht. Ich bin sicherlich alles andere als ein Heidegger-Kenner, aber dass bei Heidegger 'Welt weltet' legt nahe zu denken, dass die Verwendung von Verben mit einer gewissen Ironie und einer Portion Schalk stattfindet.

Vielleicht ist das das Komische, von dem Friederike spricht?



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Friederike
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Mi 6. Sep 2017, 13:00

Dann nummeriere ich durch ... ist es recht so? :lol:

1 Denken ist das Nahe-Wohnen,
2 ist der stille Dank.
3 Denken ist das edle Schonen,
4 ist der kühne Rank.
5 Eines Wegs der dunklen Zeichen,
6 ehren zwischen Nichts und Sein.
7 Denken ist das Nie-Entweichen
8 aus dem Bösen , vor der Pein.
9 Denken ist ohn' greifend Fassen,
10 ist ein Fragen frank.
11 Denken ist Sich-sagen-Lassen,
12 ist der kühle Trank
13 Auf dem Weg, da sanft sich lichten
14 Lichter ohne Zahl,
15 Rosen ohn' Warum, die dichten,
16 grüßend Strom und Tal.
17 Denken bleibt dies Alles-Freyen,
18 weiseloser Ruf,
19 daß, die sterblich, seyend seyen:
20 Heilem der Behuf.

Was Du noch aufgetan hattest @Philosophist, "Behuf" als adverbiale Bestimmung, das finde ich am besten. Am besten deswegen, weil man sich damit umschweifige, verschwurbelte Übersetzungen erspart, wenn man schlicht "zwecks" einsetzt. Ich meine, daß man damit nichts verkehrt machen kann, weil die adverb. Bestimmung bedeutungsoffener ist als inhaltliche Bestimmungen, wenn man "Behuf" im Sinne eines Verbs oder Substantivs versteht.

Ein richtig handfestes Indiz, wie "dichten" wohl gemeint ist, sehe ich nicht. Im Augenblick scheint mir Dein Vorschlag, @Alethos, am plausibelsten. Das Gedicht nimmt eine Beobachterperspektive ein. Der Mensch betrachtet das menschliche Denken. Aus dieser Perspektive entstehen dann das Bild des gelichteten Weges und das Bild von den Rosen. Wenn man die Rosen als dichtende Rosen liest, dann würden die Rosen zum handelnden Subjekt ... forget it. Das kann man noch tausendmal :lol: so und so hin- und herwenden. Es kommt nichts bei rum.

Weil Du genau diesen Punkt auch ansprichst, @Philosophist", nur anders formuliert: "inhaltlich getrennt voneinander betrachten", zitiere ich die Passage nochmal. Übrigens, die Rosen "ohn' Warum", das scheint mir sonnenklar (haha), Rosen stellen keine "Warum"-Fragen. Warum leben wir? Warum existieren wir? Warum sind wir, was und wie wir sind? Und wenn man diesen Unterschied hervorhebt, dann kommt mir doch wieder am plausibelsten vor, das "Dichten" als ein Handeln der Rosen zu lesen.
Philosophist hat geschrieben : Ich finde , dass die Rosen, welche hier Strom und Tal grüßen , schon irgendwie gut hier getroffen sind, also ein Bild der Natur ergeben, und diese hier irgendwie im Einklang mit der Natur stehen (da sie Strom und Tal "grüßen"). Mir ist allerdings auch nicht ganz klar wie das "Warum" der Rosen zu verstehen sein soll bzw. die Rosen "ohne Warum"... was sind unter Rosen mit und ohne "Warum" jeweils zu verstehen? Und natürlich nach wie vor die unbeantwortete Frage, was man sich unter "dichtenden" Rosen genau vorstellen kann... Was tun Rosen genau, wenn sie "dichten"? Das bleibt meines Erachtens hier immernoch im Unklaren....Man kann natürlich hier wie gesagt davon ausgehend, dass es eine Art Übereinstimmung zwischen den Rosen und der "Welt" gibt , die vielleicht auch durch das "dichten" ermöglicht wurde. Ich bin allerdings nicht sicher ob es hier einen Zusammenhang zwischen dem Denken und den (dichtenden) Rosen geben soll oder ob man das inhaltlich getrennt von einander betrachten sollte...was evtl. als Gemeinsamkeit zwischen dem Denken und den Rosen gesehen werden kann, ist dass beide je auf Ihre Weise in der (Natur) Welt "Wohnen" (?)..das scheint vielleicht gar nicht so abwegig zu sein (dies als Gemeinsamkeit zu sehen).
Philosophist hat geschrieben : [...]denn für Heidegger "spricht "das Sein quasi zum Menschen und dessen Denken, denn das Denken ist für ihn immer das Denken des Seins...) . Und ich verstehe es weiter so, dass Denken vielleicht als eine Art "Ruf" (des Seins?) an die freien und sterblichen Menschen ergeht, welche auf ihre Art "sein" (existieren) sollen und dass darin vielleicht auch eine Heilfunktion (?) des Denkens besteht. Aber gerade die letzten beiden Zeilen sind nicht ganz so einfach zu verstehen und das "Übersetzen" in eine andere Sprache als der Heideggers auch nicht ganz so einfach (man muss aufpassen hier nicht in Heideggers Terminologie zu fallen, also nicht zu "heideggern"....).
Hm. "Alles-Freyen" = alles Fragen? (17) Denken bleibt dies alles Fragen weiseloser Ruf, das würde doch eher bedeuten, daß das Denken, das alle diese Fragen hervorbringt, gerade nicht die heilende Funktion übernimmt? Dem Denken entspringen alle Fragen und zugleich geben diese Fragen aber keine Richtung vor, sie weisen keinen Weg, sie sind un-weise, ohne Weisheit. "daß die, die sterblich" (19) = Konditional zu lesen, sodaß die, die sterblich... seyend seyen sagen könnten, oder behauptender Relativsatz? Wer sagt dieses "zwecks Heilem"? Doch das Denken? Oder Denken und Dichten im Verbund? Das Heilsein ist ein bißchen wie aus dem Hut gezaubert? Da ist es auf einmal, der nicht weiselose Ruf des allen Fragens, das dem Denken innewohnt? Oder das dem Denken und Dichten innewohnt?
Philosophist hat geschrieben : Heidegger selbst gilt ja nicht gerade als "humorvoller" Philosoph....ich glaube eher, dass Heidegger das als "ernstes" Gedicht sehen würde
vielleicht ist er hier eher "unfreiwillig komisch"... :roll:
Daß wir die Qualität des Gedichtes unterschiedlich bewerten, darüber besteht ja inzwischen Einigkeit zwischen uns. Aus meiner Sicht liegt die Komik genau darin, daß Heidegger der Auffassung sein dürfte (das unterstelle ich ihm fieserweise), er habe tatsächlich ein Gedicht verfaßt - wovon ich aber meine, es sei eher eine Satire auf ein Gedicht. Es sei denn, die Nachlaßverwalter haben dieses Gedicht aus einem Zettelkasten herausgefischt, in dem sich Entwürfe, Notizen etc. befunden haben, die lediglich Vorarbeiten darstellen. Falls dies zuträfe, dann nähme ich natürlich mein harsches Urteil zurück.




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Do 7. Sep 2017, 03:10

Alethos hat geschrieben :
Mi 6. Sep 2017, 05:07
Philosophist hat geschrieben :
Di 5. Sep 2017, 22:32

An den "dichten" Wuchs (der Rosen( habe ich bisher nicht gedacht 8-) , klingt aber meines Erachtens durchaus plausibel und könnte vielleicht (auch) gemeint sein...

Kurz: ich finde das ist kein schlechter Deutungsvorschlag dieser Stelle (und so hatte ich diese bisher nicht gesehen und könnte eben entsprechend "Sinn" machen).
Das ist Laienglück und nicht Genialität. :) Ich habe (bisher) keine grosse Affinität für Gedichte entwickelt und sehe mich als Auskultant in diesem Thread. Dadurch habe ich vielleicht auch einen etwas 'unverblümteren' Zugang und eine andere Draufsicht auf das Gedicht. Ich bin sicherlich alles andere als ein Heidegger-Kenner, aber dass bei Heidegger 'Welt weltet' legt nahe zu denken, dass die Verwendung von Verben mit einer gewissen Ironie und einer Portion Schalk stattfindet.

Vielleicht ist das das Komische, von dem Friederike spricht?

Naja wie auch immer, auf jedenfall wurde mir dadurch die Stelle nochmal bewusster :-)

Heideggers Sprache ist eben "gewöhnungsbedürftig" und vielleicht eben auch unfreiwillig komisch (auch wenn sie eher ernst gemeint ist/war)... ob Heidegger ,wenn er Verben verwendet (wie die "Welt weltet") dass mit einer Portion Ironie oder Schalk tut, wäre ich mir nicht so sicher...aber das ist ja nicht das erste Mal wenn man Heideggers Sprache aufs Korn nimmt (und man könnte sicherlich da auch noch andere Beispiele nehmen als die "Welt weltet"....)

Ob dies das Komische ist, was Friederike meint, weiß ich nicht so recht... :roll:



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"(...) sondern weil die Philosophie wesentlich eine menschliche, d.h. endliche Möglichkeit ist, deshalb steckt in jedem Philosophen ein Sophist." (Heidegger ,Gesamtausgabe, Band 27, S.24)

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Do 7. Sep 2017, 04:01

Friederike hat geschrieben :
Mi 6. Sep 2017, 13:00
Dann nummeriere ich durch ... ist es recht so? :lol:

1 Denken ist das Nahe-Wohnen,
2 ist der stille Dank.
3 Denken ist das edle Schonen,
4 ist der kühne Rank.
5 Eines Wegs der dunklen Zeichen,
6 ehren zwischen Nichts und Sein.
7 Denken ist das Nie-Entweichen
8 aus dem Bösen , vor der Pein.
9 Denken ist ohn' greifend Fassen,
10 ist ein Fragen frank.
11 Denken ist Sich-sagen-Lassen,
12 ist der kühle Trank
13 Auf dem Weg, da sanft sich lichten
14 Lichter ohne Zahl,
15 Rosen ohn' Warum, die dichten,
16 grüßend Strom und Tal.
17 Denken bleibt dies Alles-Freyen,
18 weiseloser Ruf,
19 daß, die sterblich, seyend seyen:
20 Heilem der Behuf.

Was Du noch aufgetan hattest @Philosophist, "Behuf" als adverbiale Bestimmung, das finde ich am besten. Am besten deswegen, weil man sich damit umschweifige, verschwurbelte Übersetzungen erspart, wenn man schlicht "zwecks" einsetzt. Ich meine, daß man damit nichts verkehrt machen kann, weil die adverb. Bestimmung bedeutungsoffener ist als inhaltliche Bestimmungen, wenn man "Behuf" im Sinne eines Verbs oder Substantivs versteht.

Ein richtig handfestes Indiz, wie "dichten" wohl gemeint ist, sehe ich nicht. Im Augenblick scheint mir Dein Vorschlag, @Alethos, am plausibelsten. Das Gedicht nimmt eine Beobachterperspektive ein. Der Mensch betrachtet das menschliche Denken. Aus dieser Perspektive entstehen dann das Bild des gelichteten Weges und das Bild von den Rosen. Wenn man die Rosen als dichtende Rosen liest, dann würden die Rosen zum handelnden Subjekt ... forget it. Das kann man noch tausendmal :lol: so und so hin- und herwenden. Es kommt nichts bei rum.

Weil Du genau diesen Punkt auch ansprichst, @Philosophist", nur anders formuliert: "inhaltlich getrennt voneinander betrachten", zitiere ich die Passage nochmal. Übrigens, die Rosen "ohn' Warum", das scheint mir sonnenklar (haha), Rosen stellen keine "Warum"-Fragen. Warum leben wir? Warum existieren wir? Warum sind wir, was und wie wir sind? Und wenn man diesen Unterschied hervorhebt, dann kommt mir doch wieder am plausibelsten vor, das "Dichten" als ein Handeln der Rosen zu lesen.

Hm. "Alles-Freyen" = alles Fragen? (17) Denken bleibt dies alles Fragen weiseloser Ruf, das würde doch eher bedeuten, daß das Denken, das alle diese Fragen hervorbringt, gerade nicht die heilende Funktion übernimmt? Dem Denken entspringen alle Fragen und zugleich geben diese Fragen aber keine Richtung vor, sie weisen keinen Weg, sie sind un-weise, ohne Weisheit. "daß die, die sterblich" (19) = Konditional zu lesen, sodaß die, die sterblich... seyend seyen sagen könnten, oder behauptender Relativsatz? Wer sagt dieses "zwecks Heilem"? Doch das Denken? Oder Denken und Dichten im Verbund? Das Heilsein ist ein bißchen wie aus dem Hut gezaubert? Da ist es auf einmal, der nicht weiselose Ruf des allen Fragens, das dem Denken innewohnt? Oder das dem Denken und Dichten innewohnt?
Philosophist hat geschrieben : Heidegger selbst gilt ja nicht gerade als "humorvoller" Philosoph....ich glaube eher, dass Heidegger das als "ernstes" Gedicht sehen würde
vielleicht ist er hier eher "unfreiwillig komisch"... :roll:
Daß wir die Qualität des Gedichtes unterschiedlich bewerten, darüber besteht ja inzwischen Einigkeit zwischen uns. Aus meiner Sicht liegt die Komik genau darin, daß Heidegger der Auffassung sein dürfte (das unterstelle ich ihm fieserweise), er habe tatsächlich ein Gedicht verfaßt - wovon ich aber meine, es sei eher eine Satire auf ein Gedicht. Es sei denn, die Nachlaßverwalter haben dieses Gedicht aus einem Zettelkasten herausgefischt, in dem sich Entwürfe, Notizen etc. befunden haben, die lediglich Vorarbeiten darstellen. Falls dies zuträfe, dann nähme ich natürlich mein harsches Urteil zurück.
Ja , die Nummerierung ist mir ganz recht und bringt eben etwas bessere Orientierung hier hinein. Ist eine gute Sache auf jeden Fall und es sei dir dafür auch gedankt hier ;)

Ich würde "Behuf" nun einfach mit "Zweck" (Bedürfnis) übersetzen und ich glaube , dass dies das Verständnis der Zeilen 19-20 schon erleichtert...und dann würde aus Zeile 20 "Heilem der Zweck" oder so ähnlich....ich tendiere "Behuf" eher als Nomen/Substantiv zu verstehen und dies dann eben mit "Zweck" zu übersetzen (auch ein Nomen/Substantiv).

So etwas wie ein "lyrisches Ich" (welches spricht) gibt es hier nicht meines Erachtens in Heideggers Gedicht. Mir ist noch nicht ganz klar , was du hier unter "Beobachterperspektive" genau verstehst... mir scheint eher, dass das Gedicht in der 3. Person verfasst ist (es> das Denken) und nicht in der 1.Person, daher auch kein lyrisches Ich (was man vielleicht mit Goethes Gedichten usw. verbindet meist). Es sind immer Aussagen , die über das Denken selbst gemacht werden. Rein grammatisch betrachtet würde ich aber schon sagen, dass in Zeile 15 bis 16, die Rosen schon das grammatische Subjekt sind, welche tätig sind (und das scheint mir schon sinnvoll zu sein): es sind die Rosen die dichten und diejenigen welche "grüßen" ...sie sind mehr oder weniger das "handelnde" Subjekt hier (mit Prädikat usw.). Wie "dichten" genau zu verstehen ist, bleibt hier auch offen wie ich finde und ich sehe auch kein "handfestes Indiz" wie es genau zu verstehen sein soll.. Das Denken auf den Menschen bezogen wird (die menschliche Existenz) ist mir klar, aber ich bin nicht ganz sicher, ob der Mensch hier im Gedicht Heideggers das Denken "betrachtet"....eher scheint mir wie gesagt, dass "allgemein" Aussagen über das Denken gemacht werden...

Das Rosen keine Warum-Fragen stellen , scheint mir ebenfalls klar und man kann das ganze natürlich vor dem Hintergrund sehen, was in Zeile 10 des Gedichtes über das Fragen und Denken gesagt wird...also das Denken, welches sich Fragen aussetzt und die Rosen welche ohne Fragen beantworten zu müssen, einfach nur "dichten" eben :roll: ...das Handeln des Denkens ist also das "Fragen" für Heidegger, während das Handeln der Rosen eben das "Dichten" ist...so würde ich es jedenfalls verstehen ....

Die Stelle in Zeile 17 , wo von "Alles-Freyen"die Rede ist, verstehe ich so, dass Heidegger hier von den "freien" Menschen spricht, die eben zugleich auch sterblich sind...die Denkenden sind die freien Menschen, welche die Freiheit zum Fragen haben...es gibt so gesehen eine Freiheit des Fragens...und das Denken stellt sich diesen Fragen bzw. bringt diese auch hervor, selbst wenn diese die eigene Existenz betreffen (und vielleicht sogar "in Frage stellen"?). Wenn es eine Freiheit des Fragens gibt , kann man natürlich auch "alles fragen". Das Denken, was eben auch als eine Art "Ruf" fungieren kann, kann deshalb vielleicht auch eine Art Heilfunktions ausüben ...also die Frage , welche dazu führen, über die eigene Existenz "nach-zu-denken" (was vielleicht auch als ein "Sich-Selbst-in -Frage- Stellen" gesehen werden könnte...und dann hätte es auch einen positiven /heilenden "Zweck" usw... Das wäre eine Vorschlag zur Deutung dieser nicht einfachen Stelle, die zugegebener Weise nach wie vor "tricky ist :? ", kurz die letzten vier Zeilen sind schon eine gewisse Herausforderung hinsichtlich des Verständnisses... ob ich jetzt den richtigen "Sinn" dieser Stelle getroffen habe, weiß ich jetzt natürlich nicht... es ist eben nur ein Interpretationsversuch (zu später Stunde, man verzeih es mir...)

Ob der "weiselose Ruf" im Sinne von Weisheit oder Un-Weisheit verstanden werden soll, da bin ich auch zugegebenerweise etwas unschlüssig... man könnte das natürlich so sehen ...dann wäre Denken allerdings ohne Weisheit, was vielleicht "bedauerlich" wäre... (denn die Denkenden, meist die Philosophen, gelten ja meist als "weise".....(aber es klingt schon nachvollziehbar, wenn du sagt, dass die Fragen hier eben keine Richtung vorgeben für die eigene Existenz und insofern vielleicht als un-weise gesehen werden sollten....zur Unterscheidung Relativsatz/Konditionalsatz kann ich jetzt erstmal hier nicht viel weiter sagen....ich würde den Ruf auf das Denken erstmal nur beziehen wollen...und ja natürlich kommt die Stelle mit dem "Heilem" in Zeile 20 einem plötzlich wie aus dem Hut gezaubert vor...ich würde sagen, dass "Heilem der Behuf" bzw. "Heilem der Zweck" in Bezug zum Denken gebracht werden. also der "Zweck"/Behuf des Denkens, was eben auch zur Heilung führen soll (eben eine heilende Funktion für die menschliche Existenz, die das Denken hat> so würde mir die Stelle als sinnvoll erscheinen, was meinst du? Jedenfalls könnte ich mir gut vorstellen, dass dies vermutlich in Heideggers Sinne wäre...

Das wir das Gedicht in seiner Qualität teils unterschiedlich bewerten , das ist nun klar mittlerweile. Ich denke schon, dass Heidegger hier den Anspruch erhebt ein (ernstzunehmendes) Gedicht verfasst zu haben, was in der Qualität sich durchaus zum Beispiel mit Nietzsches (philosophischen) Gedichten messen kann (und bei Nietzsche würde man ja nicht unbedingt sagen, dass es bei seinen Gedichten sich um eine Satire auf Gedichte handelt oder?) > Heideggers Gedichte können natürlich unfreiwillig komisch wirken , sie sind aber glaube ich doch auch eben ernsthaft verfasst (sowie Nietzsches Gedichte eben...> ein besserer Philosophen -Vergleich im Hinblick auf das Verfassen von Gedichten fällt mir da nicht ein; kurz: weitere Philosophen, die Gedichte verfasst haben, sind mir erstmal nicht bekannt)...Ich glaube ihm würde nicht gefallen, wenn man hier von "Satire" sprechen würde....aber man muss natürlich nicht Heideggers Meinung sein...Ob das Gedicht aus einem "Zettelkasten" stammt oder nicht bzw. aus welchem Kontext genau (ob nun Nachlass-Gedicht oder nicht) , weiß ich es jetzt nicht natürlich und müsste man ggf. nachschauen> in welchem Band der Heidegger Gesamtausgabe das Gedicht zu finden ist, hatte ich ja anfangs angegeben ..man müsste vielleicht nochmal schauen, ob das Gedicht selbst schon eben zum Nachlass gehört oder zu Lebzeiten eben veröffentlicht worden in seinen Schriften...Auch zu diesem Punkt kann ich erstmal nicht mehr sagen (zum Kontext des Gedichtes)...

Soweit aber erstmal (und das reicht auch für die späte Stunde)..Ich bin der Meinung , dass die bisherige "Gedichtanalyse"/Diskussion des Gedichtes schon etwas an Erkenntnissen gebracht hat und ich auch recht spannend/interessant finde (wobei noch nicht soviel gesagt worden ist , über die "Reime", die Heidegger hier verwendet> wirken die gelungen oder eher "billig" ?(also "dichten"/"lichten", "Ruf"/"Behuf", "Dank" /"Rank", "Sein"/"Pein" usw.).. aber das Ganze ist schon mal nicht schlecht , was bisher analysiert hier worden ist (wie sowas wohl im Deutsch-Unterricht /Schul-Unterricht besprochen werden würde? :?: oder unter Gedichts- "Experten" ?....Aber es wird jetzt doch recht spät...soweit an Gedanken , Assoziationen zu diesem Thema und das hier als etwas "verspäteter" Beitrag (im wahrsten Sinne des Wortes)...



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"(...) sondern weil die Philosophie wesentlich eine menschliche, d.h. endliche Möglichkeit ist, deshalb steckt in jedem Philosophen ein Sophist." (Heidegger ,Gesamtausgabe, Band 27, S.24)

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Friederike
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Do 7. Sep 2017, 15:45

Philosophist hat geschrieben : Ich würde "Behuf" nun einfach mit "Zweck" (Bedürfnis) übersetzen und ich glaube , dass dies das Verständnis der Zeilen 19-20 schon erleichtert...und dann würde aus Zeile 20 "Heilem der Zweck" oder so ähnlich....ich tendiere "Behuf" eher als Nomen/Substantiv zu verstehen und dies dann eben mit "Zweck" zu übersetzen (auch ein Nomen/Substantiv).
Ja. Ich stimme Dir zu.
Philosophist hat geschrieben : So etwas wie ein "lyrisches Ich" (welches spricht) gibt es hier nicht meines Erachtens in Heideggers Gedicht. Mir ist noch nicht ganz klar , was du hier unter "Beobachterperspektive" genau verstehst... mir scheint eher, dass das Gedicht in der 3. Person verfasst ist (es> das Denken) und nicht in der 1.Person, daher auch kein lyrisches Ich (was man vielleicht mit Goethes Gedichten usw. verbindet meist). Es sind immer Aussagen , die über das Denken selbst gemacht werden. Rein grammatisch betrachtet würde ich aber schon sagen, dass in Zeile 15 bis 16, die Rosen schon das grammatische Subjekt sind, welche tätig sind (und das scheint mir schon sinnvoll zu sein): es sind die Rosen die dichten und diejenigen welche "grüßen" ...sie sind mehr oder weniger das "handelnde" Subjekt hier (mit Prädikat usw.). Wie "dichten" genau zu verstehen ist, bleibt hier auch offen wie ich finde und ich sehe auch kein "handfestes Indiz" wie es genau zu verstehen sein soll.. Das Denken auf den Menschen bezogen wird (die menschliche Existenz) ist mir klar, aber ich bin nicht ganz sicher, ob der Mensch hier im Gedicht Heideggers das Denken "betrachtet"....eher scheint mir wie gesagt, dass "allgemein" Aussagen über das Denken gemacht werden.
Die wesentlichen Ergebnisse hast Du auf den Punkt gebracht, finde ich. Auch soweit besteht jetzt Einigkeit. Vergiß die "Beobachterperspektive". Es war schlampig gedacht und ausgedrückt. Ich meinte die 3. Person bzw. die allgemeinen Aussagen über das Denken, d.h. das fehlende lyrische Ich.
Philosophist hat geschrieben : Die Stelle in Zeile 17 , wo von "Alles-Freyen"die Rede ist, verstehe ich so, dass Heidegger hier von den "freien" Menschen spricht, die eben zugleich auch sterblich sind...die Denkenden sind die freien Menschen, welche die Freiheit zum Fragen haben...es gibt so gesehen eine Freiheit des Fragens...und das Denken stellt sich diesen Fragen bzw. bringt diese auch hervor, selbst wenn diese die eigene Existenz betreffen (und vielleicht sogar "in Frage stellen"?). Wenn es eine Freiheit des Fragens gibt , kann man natürlich auch "alles fragen". Das Denken, was eben auch als eine Art "Ruf" fungieren kann, kann deshalb vielleicht auch eine Art Heilfunktions ausüben ...also die Frage , welche dazu führen, über die eigene Existenz "nach-zu-denken" (was vielleicht auch als ein "Sich-Selbst-in -Frage- Stellen" gesehen werden könnte...und dann hätte es auch einen positiven /heilenden "Zweck" usw. Das wäre eine Vorschlag zur Deutung dieser nicht einfachen Stelle, die zugegebener Weise nach wie vor "tricky ist :? ", kurz die letzten vier Zeilen sind schon eine gewisse Herausforderung hinsichtlich des Verständnisses... ob ich jetzt den richtigen "Sinn" dieser Stelle getroffen habe, weiß ich jetzt natürlich nicht... es ist eben nur ein Interpretationsversuch (zu später Stunde, man verzeih es mir...)
Da wär' ich im Leben nicht drauf gekommen. :lol: Aber es überzeugt mich. Das heißt:

17 Denken bleibt dies Alles-Freyen,
18 weiseloser Ruf,
19 daß, die sterblich, seyend seyen:
20 Heilem der Behuf.

"Denken bleibt dies den in jeder Hinsicht Freien" oder aber "Denken bleibt dies alles den Freien", wobei ich wegen des Bindestriches und der Großschreibung der ersteren Variante eindeutig den Vorzug geben würde.
Bis hierher vorerst. Den "tricky"-Vierzeiler muß ich verschieben.




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Do 7. Sep 2017, 16:26

Friederike hat geschrieben :
Do 7. Sep 2017, 15:45

Ja. Ich stimme Dir zu.
Okay! 8-)
Friederike hat geschrieben :
Do 7. Sep 2017, 15:45
Die wesentlichen Ergebnisse hast Du auf den Punkt gebracht, finde ich. Auch soweit besteht jetzt Einigkeit. Vergiß die "Beobachterperspektive". Es war schlampig gedacht und ausgedrückt. Ich meinte die 3. Person bzw. die allgemeinen Aussagen über das Denken, d.h. das fehlende lyrische Ich.
Alles klar! ;)
Philosophist hat geschrieben : Die Stelle in Zeile 17 , wo von "Alles-Freyen"die Rede ist, verstehe ich so, dass Heidegger hier von den "freien" Menschen spricht, die eben zugleich auch sterblich sind...die Denkenden sind die freien Menschen, welche die Freiheit zum Fragen haben...es gibt so gesehen eine Freiheit des Fragens...und das Denken stellt sich diesen Fragen bzw. bringt diese auch hervor, selbst wenn diese die eigene Existenz betreffen (und vielleicht sogar "in Frage stellen"?). Wenn es eine Freiheit des Fragens gibt , kann man natürlich auch "alles fragen". Das Denken, was eben auch als eine Art "Ruf" fungieren kann, kann deshalb vielleicht auch eine Art Heilfunktions ausüben ...also die Frage , welche dazu führen, über die eigene Existenz "nach-zu-denken" (was vielleicht auch als ein "Sich-Selbst-in -Frage- Stellen" gesehen werden könnte...und dann hätte es auch einen positiven /heilenden "Zweck" usw. Das wäre eine Vorschlag zur Deutung dieser nicht einfachen Stelle, die zugegebener Weise nach wie vor "tricky" ist :? , kurz die letzten vier Zeilen sind schon eine gewisse Herausforderung hinsichtlich des Verständnisses... ob ich jetzt den richtigen "Sinn" dieser Stelle getroffen habe, weiß ich jetzt natürlich nicht... es ist eben nur ein Interpretationsversuch (zu später Stunde, man verzeih es mir...)
Friederike hat geschrieben :
Do 7. Sep 2017, 15:45
Da wär' ich im Leben nicht drauf gekommen. :lol: Aber es überzeugt mich.
Danke! :)
Friederike hat geschrieben :
Do 7. Sep 2017, 15:45
Das heißt:
17 Denken bleibt dies Alles-Freyen,
18 weiseloser Ruf,
19 daß, die sterblich, seyend seyen:
20 Heilem der Behuf.

"Denken bleibt dies den in jeder Hinsicht Freien" oder aber "Denken bleibt dies alles den Freien", wobei ich wegen des Bindestriches und der Großschreibung der ersteren Variante eindeutig den Vorzug geben würde.
Bis hierher vorerst. Den "tricky"-Vierzeiler muß ich verschieben.
Ja, das würde ich in dem Sinne auch auffassen, dass Heidegger also hier das Denken den freien Menschen im Grunde nur vorbehält...denn nur diese können wirklich "Denken". :roll: Dies dazu, auf das andere bin ich dann gespannt...



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Do 7. Sep 2017, 16:46

Doch noch etwas. Aus dem Netz habe ich eine Diss. herausgefischt "Das Poetische der Philosophie" (Schlegel, Nietzsche, Heidegger, Derrida). Von dem Teil über Heidegger, der die S. 134 - 199 umfaßt, habe ich die Anfangsseiten quer gelesen. Und dort tauchen Redewendungen auf wie "Das Sein -selber- spricht" oder "Die Sprache des Seins" oder "Das Sein spricht sich aus" o.ä. Ich kriege das im Augenblick zwar noch nicht annäherungsweise präzise gedacht, aber ahnungsweise :lol: könnte es eine Spur zum Menschen, der frei ist und somit auch frei ist zu denken und denen, die seyend seyen usw. sind, sein. Möglicherweise eben auch zum Handeln des Dichtens (falls die Rosen nicht schlicht ein Dickicht in der Lichtung sind 8-) ). @Philosophist, ich kopiere die entsprechende Passage aus Deinem Beitrag hierher, weil ich dann das nächste Mal bequemer daran anknüpfen kann.
Philosophist hat geschrieben : Ob der "weiselose Ruf" im Sinne von Weisheit oder Un-Weisheit verstanden werden soll, da bin ich auch zugegebenerweise etwas unschlüssig... man könnte das natürlich so sehen ...dann wäre Denken allerdings ohne Weisheit, was vielleicht "bedauerlich" wäre... (denn die Denkenden, meist die Philosophen, gelten ja meist als "weise".....(aber es klingt schon nachvollziehbar, wenn du sagt, dass die Fragen hier eben keine Richtung vorgeben für die eigene Existenz und insofern vielleicht als un-weise gesehen werden sollten....zur Unterscheidung Relativsatz/Konditionalsatz kann ich jetzt erstmal hier nicht viel weiter sagen....ich würde den Ruf auf das Denken erstmal nur beziehen wollen...und ja natürlich kommt die Stelle mit dem "Heilem" in Zeile 20 einem plötzlich wie aus dem Hut gezaubert vor...ich würde sagen, dass "Heilem der Behuf" bzw. "Heilem der Zweck" in Bezug zum Denken gebracht werden. also der "Zweck"/Behuf des Denkens, was eben auch zur Heilung führen soll (eben eine heilende Funktion für die menschliche Existenz, die das Denken hat> so würde mir die Stelle als sinnvoll erscheinen, was meinst du? Jedenfalls könnte ich mir gut vorstellen, dass dies vermutlich in Heideggers Sinne wäre ...




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Do 7. Sep 2017, 17:40

Friederike hat geschrieben :
Do 7. Sep 2017, 16:46
Doch noch etwas. Aus dem Netz habe ich eine Diss. herausgefischt "Das Poetische der Philosophie" (Schlegel, Nietzsche, Heidegger, Derrida). Von dem Teil über Heidegger, der die S. 134 - 199 umfaßt, habe ich die Anfangsseiten quer gelesen. Und dort tauchen Redewendungen auf wie "Das Sein -selber- spricht" oder "Die Sprache des Seins" oder "Das Sein spricht sich aus" o.ä. Ich kriege das im Augenblick zwar noch nicht annäherungsweise präzise gedacht, aber ahnungsweise :lol: könnte es eine Spur zum Menschen, der frei ist und somit auch frei ist zu denken und denen, die seyend seyen usw. sind, sein. Möglicherweise eben auch zum Handeln des Dichtens (falls die Rosen nicht schlicht ein Dickicht in der Lichtung sind 8-) ). @Philosophist, ich kopiere die entsprechende Passage aus Deinem Beitrag hierher, weil ich dann das nächste Mal bequemer daran anknüpfen kann.

Ich danke erstmal für den Hinweis und werde mir das mal selbst anschauen ;) .

Bei Heidegger ist es so, dass es die "Sprache des Seins" gibt bzw. "die Sprache spricht" (und nicht der Mensch)...Heidegger kehrt damit also ein gewisses Denkschemata um. Heidegger denkt auch auf seine Weise das "Wesen" der menschlichen Freiheit (im Anschluss an Schelling)..aber ob er das auch auf die Freiheit der Dichtung/des Dichtens bezieht , müsste man entsprechend schauen...Ich würde sagen, es gibt die Freiheit des Denkens bei Heidegger, vielleicht aber auch eine Freiheit der Dichtung/des Dichtens.....es gibt die Freiheit des Handelns und das bedeutet auch, dass man frei dichten kann oder sollte...so würde ich mir einen "Reim" darauf machen. bei Heidegger...wenn das jemand anders sieht und mit meiner Deutung Heideggers nicht einverstanden ist, kann er sich hier gern zu Wort melden...

die Rosen als Dickicht in der Lichtung? Hmmm-... da tue ich mich etwas schwer damit :roll: sicher ist eher, dass sie in der "Lichtung" stehen (ein Wort das Heidegger z.B. auch in Sein und Zeit benutzt, also das Stehen in der Lichtung....)


Nadann bin ich gespannt, wie diese Anknüpfung aussehen wird 8-)



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Do 7. Sep 2017, 18:56

Philosophist hat geschrieben : Bei Heidegger ist es so, dass es die "Sprache des Seins" gibt bzw. "die Sprache spricht" (und nicht der Mensch)...Heidegger kehrt damit also ein gewisses Denkschemata um. Heidegger denkt auch auf seine Weise das "Wesen" der menschlichen Freiheit (im Anschluss an Schelling)..aber ob er das auch auf die Freiheit der Dichtung/des Dichtens bezieht , müsste man entsprechend schauen...Ich würde sagen, es gibt die Freiheit des Denkens bei Heidegger, vielleicht aber auch eine Freiheit der Dichtung/des Dichtens.....es gibt die Freiheit des Handelns und das bedeutet auch, dass man frei dichten kann oder sollte...so würde ich mir einen "Reim" darauf machen. bei Heidegger...wenn das jemand anders sieht und mit meiner Deutung Heideggers nicht einverstanden ist, kann er sich hier gern zu Wort melden...

die Rosen als Dickicht in der Lichtung? Hmmm-... da tue ich mich etwas schwer damit :roll: sicher ist eher, dass sie in der "Lichtung" stehen (ein Wort das Heidegger z.B. auch in Sein und Zeit benutzt, also das Stehen in der Lichtung....)
Verstehe ich Dich richtig, daß Du Dich für eine Interpretation entscheiden würdest, bei der die Rosen "dichten"? Denn ich hatte ja nur noch einmal auf Alethos' Vorschlag anspielen wollen. Am besten würde es mir gefallen, wenn wir die letzten vier Zeilen aufdröseln könnten ohne uns entscheiden zu müssen, ob die Rosen nun "dichten" oder "dicht sind".

Im Unterschied zu Dir habe ich von Heideggers Theorie nur rudimentäre Kenntnsse. Deswegen hatte ich den link hauptsächlich gesetzt, um die Quelle meiner Weisheit anzugeben. Ich hatte so gedacht, daß der Mensch vielleicht das Sein verstehen müßte, weil im Verstehen des Seins das Heil liegt. Und um das Sein zu verstehen, müßte der Mensch hören, was "das Sein spricht". Obwohl von "hören" ist im Gedicht nicht die Rede. Aber vielleicht müßte der Mensch "seyend" im Sein sein -wie die Rosen beispielsweise, die nur sind, ohne zu denken und zu fragen-. Vom Sein selber käme das Heil.
Mühsam nährt sich das Hörnchen. :lol:




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