Offen gesagt, weiß ich nicht, wie diese Stelle da zu verstehen ist, wovon den "dichtenden" Rosen die Rede ist. Ob Heidegger wirklich gemeint haben könnte, dass Rosen "dichten" (also literarisch Dichten) scheint mir eher fraglich eigentlich zu sein ...denn dichten in diesem Sinne können da eigentlich nur Menschen (wo mir der Hölderlin-Vers einfällt: "dichterisch wohnet der Mensch" (auf dieser Erde)> hier ist ja nicht von Rosen die Rede, die in dem Sinne "dichten" können...aber in welchem Sinn könnte dann das Wort "dichten" hier in Bezug auf die Rosen dann gemeint sein? Welche Semantik hat das Wort bei Heidegger, umfasst es bei ihm? Ob das Wort nur das "literarische Dichten" allein meint, kann ich nicht sagen. Es könnte vielleicht sein, dass das Wort in mehreren Bedeutungen von diesem verwendet wird....Interessant ist , dass Alethos auf den Reim zwischen "Lichtung"/"lichten" und "Dichtung/"dichten" hingewiesen hat... evtl müsste man über diesen Zusammenhang nochmal sprechen (im Sinne von ist das Dichten auch als ein Akt des Lichtens für Heidegger?)Friederike hat geschrieben : ↑Do 7. Sep 2017, 18:56Verstehe ich Dich richtig, daß Du Dich für eine Interpretation entscheiden würdest, bei der die Rosen "dichten"? Denn ich hatte ja nur noch einmal auf Alethos' Vorschlag anspielen wollen. Am besten würde es mir gefallen, wenn wir die letzten vier Zeilen aufdröseln könnten ohne uns entscheiden zu müssen, ob die Rosen nun "dichten" oder "dicht sind".Philosophist hat geschrieben : Bei Heidegger ist es so, dass es die "Sprache des Seins" gibt bzw. "die Sprache spricht" (und nicht der Mensch)...Heidegger kehrt damit also ein gewisses Denkschemata um. Heidegger denkt auch auf seine Weise das "Wesen" der menschlichen Freiheit (im Anschluss an Schelling)..aber ob er das auch auf die Freiheit der Dichtung/des Dichtens bezieht , müsste man entsprechend schauen...Ich würde sagen, es gibt die Freiheit des Denkens bei Heidegger, vielleicht aber auch eine Freiheit der Dichtung/des Dichtens.....es gibt die Freiheit des Handelns und das bedeutet auch, dass man frei dichten kann oder sollte...so würde ich mir einen "Reim" darauf machen. bei Heidegger...wenn das jemand anders sieht und mit meiner Deutung Heideggers nicht einverstanden ist, kann er sich hier gern zu Wort melden...
die Rosen als Dickicht in der Lichtung? Hmmm-... da tue ich mich etwas schwer damit sicher ist eher, dass sie in der "Lichtung" stehen (ein Wort das Heidegger z.B. auch in Sein und Zeit benutzt, also das Stehen in der Lichtung....)
Im Unterschied zu Dir habe ich von Heideggers Theorie nur rudimentäre Kenntnsse. Deswegen hatte ich den link hauptsächlich gesetzt, um die Quelle meiner Weisheit anzugeben. Ich hatte so gedacht, daß der Mensch vielleicht das Sein verstehen müßte, weil im Verstehen des Seins das Heil liegt. Und um das Sein zu verstehen, müßte der Mensch hören, was "das Sein spricht". Obwohl von "hören" ist im Gedicht nicht die Rede. Aber vielleicht müßte der Mensch "seyend" im Sein sein -wie die Rosen beispielsweise, die nur sind, ohne zu denken und zu fragen-. Vom Sein selber käme das Heil.
Mühsam nährt sich das Hörnchen.
Ich habe in der Zwischenzeit mal nachgeschaut in Lexika zu Heidegger im Hinblick auf das Wort "Dichten" und folgendes bisher gefunden (Grundriss Heidegger, Meiner 2014,: Herausgeber : Helmuth Vetter, S.252):
"Das deutsche Wort <dichten> bringt Heidegger mit griechisch δεικνυμι zusammen: <zeigen, etwas sichtbar, etwas offenbar machen (...) auf dem Wege eines eigenen Weisens>, was griechisch ποιησις und ποειν entspricht. Heidegger übersetzt ποειν nicht mit <machen, verfertigen>, sondern mit <schaffen>, >Hervorbringen in die Offenbarkeit>"
Rosen, die "dichten" müssten in dem Sinne etwas sichtbar/offenbar machen ...wenn man diese Bedeutung von "dichten" dann nimmt....Naja , Gott sei Dank gibt es Lexika...
Und des weiteren, noch das hier aus dem Heidegger -Register (2017 , Klostermann, S.80):
"Viel mehr sagt das Wort: <dichterisch wohnet der Mensch> das Dichten lässt das Wohnen allererst ein Wohnen sein. Dichten ist das eigentliche Wohnenlassen"
"Zwischen beiden , Denken und Dichten, waltet eine verborgene Verwandtschaft, weil beide sich im Dienst der Sprache für die Sprache verwenden und verschwenden"
"Dichten heißt: nach-sagen, nämlich den zugesprochenen Wohlaut des Geistes der Abgeschiedenheit. Dichten ist , bevor es ein Sagen im Sinne des Aussprechens wird, seine längste Zeit erst ein Hören."
Das ist jedenfalls das jenige, was ich zum Wort "dichten" bei Heidegger in zwei Heidegger-Lexika gefunden. Ich glaube vor allem das erste Zitat kann hier hilfreich sein, wovom dichten als ein offenbar machen die Rede ist...dies quasi als "Quelle meiner Weisheit"
Ich selbst beschäftige mich schon seit einiger Zeit mit diesem Philosophen, aber mir ist bei diesem noch nicht alles klar...als "Experte" in Sachen würde ich mich daher nur bedingt sehen... und seine (philosophische) Lyrik macht mir etwas zu schaffen...wie man hier sehen kann...
Ich bin eher mit den "Grundlinien" von Heideggers Denken /seiner "Seins-Philosophie" vertraut...
Bei Heidegger geht es immer um das Sein. Ich hatte hier mal die Stelle aus dem Gedicht herausgekramt, wo einmal das Wort Seinauftaucht:
"3 Denken ist das edle Schonen,
4 ist der kühne Rank.
5 Eines Wegs der dunklen Zeichen,
6 ehren zwischen Nichts und Sein."
Kann man dies nun so verstehen, dass das (menschliche) Denken zwischen dem Nichts und dem Sein steht? Ich verstehe Heidegger so, dass das Denken immer ein Denken des Seins für ihn ist. Und vielleicht sollte das das Denken als ein "Ruf des Seins" verstanden werden, auf welchen man als Mensch hören sollte und der auch eine entsprechende Heilfunktion hat...nachdem Motto wer über das Sein nachdenkt erfährt eine entsprechende Heilung durch das Sein...das wäre glaube ich eine mögliche Deutung dieser Stelle des Gedichts...Interessanterweise fallen zwar die Stichworte "Denken" und "Dichten" in diesem Gedicht, aber es wird soweit ich sehe nicht unmittelbar ein Zusammenhang zwischen beiden aufgemacht..in dem Zitat aus dem Lexikon zu Heidegger , ist aber davon die Rede, dass es eine verborgene Verwandtschaft zwischen beiden gebe....es ist auf jedenfall der Mensch, der das Sein versucht zu Denken , auf es hören soll und entsprechend dichten kann... die Rosen , welche "dichtet", kann eigentlich nicht denken wie mir scheint....der Mensch der im Sein ist, entspricht dem Sein, indem er es denkt (das Sein als "Sache des Denkens") und auf es "hört"...und Fragen stellt bezüglich des Seins..
Soweit dazu..das wäre jetzt wie gesagt ein Deutungsvorschlag...also welchen Sinn man mit dieser Stelle verbinden könnte....und ja, mühsam ist das schon allemal...