Friederike hat geschrieben : ↑ Do 19. Apr 2018, 08:47
ich verstehe Deine Äußerung so, daß ein Bild keine Negation enthält bzw. keine Negation sein kann.
Ich vermute, ich habe ein ähnliches Verständnis wie du betreffend die Interpretation der Wendung 'Ein Bild sagt mehr als tausend Worte'. Ich denke aber, dass ein Bild eine Negation sein kann und tatsächlich immer ist.
Ein Bild beinhaltet Informationen, eine nicht durch Sprachregeln konstituierte Bedeutung. Sie geht aus der Anordnung aller in ihm enthaltenen Tatsachen hervor. Im Bild beinhaltet sich die Realität seiner Bedeutung in diesen Gegenständen und es gibt keine Regel, nach denen verfahren werden müsste, damit diese Bedeutung vorkomme. Es wird im Bild auf einen Blick das Ganze der Bedeutung sichtbar, wenn auch mehrere und viele, manchmal sogar nicht abschliessend viele Blicke nötig sind, um sie zu erfassen. Die Bedeutung ist aber gegeben durch das Ganze des Bildes.
Nun, vergleichen wir es mit der Bedeutung, die wir in Sprache kodieren können, und wir stellen fest, dass in diesen semantischen Schemata und den noch so ausgeklügelten Begriffen von alledem, was im Bild in einem Augenblick offenbar werden könnte, nicht dargestellt werden kann in dieser Unmittelbarkeit. Es wird nur vermittelt werden können durch den Begriff. Wenn es aber Unmittelbarkeit zum Bild gibt und Vermittelbarkeit über den Begriff, so kann es nicht sein, dass alles immer ein Landen in Sprache ist, wie es Wittgenstein suggeriert, weil es sich zeigt, dass das Unmittelbare auch unvermittelt bleiben kann.
Selbst ein Bild ist ja nur eine Perspektive, ein Abbild des ganzen Bilds. Das ist, was ich sagen wollte. Ein Blick aus dem Fenster ist immer zugleich die Negation des Sichtbaren, indem alles andere nicht sichtbar wird, weil es diese Perspektive nicht liefeet. Bilder und Worte sind, wenn auch Affirmationen einer Realität, zugleich auch Ausblendungen dessen, was sie bedeutet.
Und ich denke, wir können Gefühle dahingehend beschreiben, dass sie eine solche 'ganze Realität' sind, die, wenn sie uns auch verborgen oder teilverborgen bleibt, das Unmittelbarste sind, was wir haben. Sie auszudrücken in Bilder und Worten, bedeutet immer ein Ausblenden dessen, was sie auch noch bedeuten.
Sowenig der Begriff 'Ich' mich beinhalten kann als das Wesen, das über sich selbst sagen kann: Ich!, sowenig kann ein Begriff überhaupt stellvertrend sein für die konkrete Wesentlichkeit, die etwas ist, weil es
dieses etwas ist.