RoloTomasi hat geschrieben : ↑ So 6. Okt 2024, 10:20
Consul hat geschrieben : ↑ So 6. Okt 2024, 00:04
Ich kann mein Bewusstsein sehr wohl in dem Sinn "vergegenständlichen", dass ich es (seine Inhalte) zum Gegenstand meiner
inneren Wahrnehmung/Beobachtung machen kann.
Da gratuliere ich Dir: Ich kann das nicht.
Ich weiß auch nicht, was das heißt: "mein" Bewusstsein. "Mein" Auto verstehe ich, aber "mein" Bewusstsein verstehe ich nicht - denn ich weiß nicht, wie ich 'mich' in eine Gegenstellung zum Bewusstsein bringen soll. Ich 'habe' ja nicht 'mein' Bewusstsein, so wie ich mein Auto habe. Ich 'bin' natürlich nicht Bewusstsein; aber ich kann es auch nicht so von mir unterscheiden wie einen beliebigen Gegenstand.
Wenn vom
Gegenstand der Wahrnehmung die Rede ist, dann muss jener kein Gegenstand
im engeren ontologischen Sinn des Wortes sein—d.i. eine
Substanz oder ein
substanzielles Gebilde, ein
Ding oder ein
Stoff, oder ein
Körper (wie ein Auto); denn
Nichtsubstanzen wie
Eigenschaften, Zustände, Ereignisse und Vorgänge können ebenfalls Wahrnehmungsgegenstände sein—inbesondere solche deines Körpers oder in deinem Körper.
Dass du deine Eigenschaften und Zustände in einem anderen Sinn
hast oder
besitzt als dein Auto, versteht sich von selbst.
RoloTomasi hat geschrieben : ↑ So 6. Okt 2024, 10:20
Und ich verstehe daher auch nicht, was ein "Inhalt" des Bewusstsein (oder eine "innere Wahrnehmung" eines solchen Inhalts) sein soll. Meine Tasche hat einen Inhalt, aber die Idee, dass Bewusstsein eine Art Tasche, also eine Form oder Behälter mit Inhalten ist, ist mir unverständlich.
Die Gesamtheit deiner (gegenwärtigen) subjektiven Erfahrungen (Empfindungen, Gefühle, Stimmungen, Gedanken oder Vorstellungen) bildet den (gegenwärtigen) Inhalt deines Bewusstseins. Das Wort "Inhalt" wird hier metaphorisch gebraucht, denn es geht hier freilich nicht um ein wörtliches räumliches Inhaltsverhältnis wie bei Geld in einem Geldbeutel.
Die innere Wahrnehmung eigener Bewusstseinsinhalte nennen Psychologen
Introspektion.
Es gibt eine zweite Art innerer Wahrnehmung, die
Interozeption genannt wird. Introspektion ist die innere Wahrnehmung
psychologischer Vorkommnisse in dir, d.i.
innere Geistes-/Seelenwahrnehmung, wohingegen Interozeption die innere Wahrnehmung
physiologischer Vorkommnisse in dir ist, d.i.
innere Körper-/Leibeswahrnehmung.
Aus dualistischer Sicht besteht ein wesentlicher Unterschied zwischen Introspektion und Interozeption; aber
aus reduktiv-materialistischer Sicht ist Introspektion eine Art von Interozeption, weil es ihr nach keine seelischen Substanzen gibt, und alle psychologischen Phänomene in körperlichen Substanzen neurophysiologische Phänomene sind.
RoloTomasi hat geschrieben : ↑ So 6. Okt 2024, 10:20
Was Du mit der Formulierung "Einen Bewusstseinsvorgang äußerlich als Nervenvorgang zu beobachten" meinst, verstehe ich ebenfalls nicht. Ein Nervenvorgang ist doch kein Bewusstseinsvorgang 'von außen betrachtet'. Wieso sollte Bewusstsein 'innen', nervöses Geschehen 'außen' sein? Was heißt das denn überhaupt: innen und außen? Ich verstehe gar nicht, wieso man in Bezug auf Bewusstsein auf diese Bildersprache kommt.
Es geht hier um unterschiedliche Wahrnehmungsperspektiven:
introspektive/interozeptive Selbstwahrnehmung vs.
extrospektive Fremd- oder Selbstwahrnehmung (mittels nach außen gerichteter Sinne wie dem Sehen)
Wenn der psychologische Materialismus (materialistische psychophysische Monismus) wahr ist, und alle Bewusstseinsvorgänge an sich Nervenvorgänge sind, dann sind sie nicht nur der introspektiven Selbstwahrnehmung, sondern auch der extrospektiven Fremd- oder Selbstwahrnehmung zugänglich.
Das bedeutet natürlich nicht, dass ich
deine subjektiven Erlebnisse durch äußere Beobachtung der damit identischen Nervenvorgänge in
deinem Gehirn selbst
miterleben könnte.
RoloTomasi hat geschrieben : ↑ So 6. Okt 2024, 10:20
Worin wir uns aber, glaube ich, einig sind, ist: Man kann über Bewusstsein nachdenken. Ich persönlich würde sagen: Das Nachdenken über Bewusstsein, in welcher Form auch immer, ist selbst Bewusstsein. Anders als Du bekomme ich also, wie schon gesagt, das Bewusstsein nicht in eine Objektstellung. Daher nochmals Glückwunsch dazu, dass es Dir gelingt. Ich kenne sonst niemanden, der dermaßen souverän auf das Bewusstsein schauen kann. Naja, ich kenne allerdings auch nicht so viele Leute
Wahrnehmen ist immer Wahrnehmen
von etwas, und Nachdenken ist immer Nachdenken
über etwas; und das betreffende Etwas ist schlicht der Gegenstand des Wahrnehmens oder Nachdenkens. Wenn ich Inhalte meines Bewusstseins (subjektive Zustände, Erlebnisse oder Eindrücke) innerlich wahrnehme oder darüber nachdenke, dann sind diese "in Objektstellung". Dein
phänomenales Bewusstsein ist dann Gegenstand deines
transitiven Bewusstseins (als Bewusstsein
von etwas); und
Gegenstand bedeutet hier
intentionaler Gegenstand—als dasjenige Etwas, das wahrgenommen oder worüber nachgedacht wird.