Der "Weltknoten"

Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt sich in der Philosophie der Zweig der analytischen Philosophie, deren Grundlagen u.a. auch die Philosophie des Geistes (mind) betreffen
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AufDerSonne
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Sa 10. Feb 2024, 15:36

Der Philosoph Arthur Schopenhauer nannte das Körper-Geist-Problem den "Weltknoten". Er ist bis heute nicht gelöst.

Um was geht es? Es geht um die Frage, wie Bewusstsein, Geist und freier Wille in Beziehung zur materiellen, von den Naturwissenschaften beschriebenen Welt stehen.
Descartes nahm an, dass Geist und Körper im Menschen in der Zirbeldrüse (eine kleine Drüse im Hirnstamm) miteinander in Wechselwirkung stehen. Andere Positionen sind: Der Physikalismus: Der Geist ist ein körperliches Phänomen, der Idealismus: Es gibt nur den Geist (Materie ist eine Illusion), der Monismus: Es gibt in der Wirklichkeit nur eine einzige neutrale Substanz, die körperliche und geistige Aspekte aufweist, der Epiphänomenalismus: der Körper kann auf den Geist einwirken, aber der Geist nicht auf den Körper.

Meine Idee zu der Thematik ist, dass das Gehirn mit dem übrigen Körper die Hardware ist und der Geist die Software. Ich denke, das wäre ein Art des Physikalismus.
Eine Frage, die sich hier stellen würde. Wer hat die Software programmiert? Und dann denke ich, dass die Gedanken einen kleinen Einfluss auf den Körper oder das Gehirn haben können, also dieses verändern können. Ein Computer kann seine Hardware aber nicht verändern. Die bleibt immer gleich.
Diese Hardware-Software-Idee von mir ist nur ein grobes Modell. Wenn ich an die Hardware denke, denke ich vor allem an die Milliarden von Neuronen (Hirnzellen) im Gehirn, die wahrscheinlich mit der Hardware eines Computers nicht viel zu tun haben. Mir geht es darum, dass der Geist im wesentlichen ein Produkt des Gehirns und übrigen Körpers ist und nicht völlig eigenständig für sich existiert.

Es gibt sicher viele weitere mögliche Ideen, wie man den "Weltknoten" lösen könnte. Ich bin gespannt auf andere Ansichten.



Ohne Gehirn kein Geist!

Burkart
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Sa 10. Feb 2024, 15:52

Irgendwie kommt mir das Thema bekannt vor ;)
Falls meine Ansicht noch nicht bekannt sein sollte:
Ich sehe keinen unauflösbaren Knoten o.ä., für mich ist Geist einfach nur der Begriff für das, was bei uns Menschen u.ä. als sein Denken und Drumherum bezeichnet wird. Das wiederum basiert halt auf Gehirn u.ä., das sich über Millionen von Jahren evolutionär gebildet hat.

Siehst du irgendwo ein echtes Problem, etwas, das für dich nicht logisch/vernünftig auflösbar ist innerhalb eines Monismus?



Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

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AufDerSonne
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Sa 10. Feb 2024, 16:36

„Der Körper macht, was er will. Ich bin nicht der Körper, ich bin das Gedächtnis.“

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AufDerSonne
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Sa 10. Feb 2024, 16:40

Burkart hat geschrieben :
Sa 10. Feb 2024, 15:52
Irgendwie kommt mir das Thema bekannt vor ;)
Falls meine Ansicht noch nicht bekannt sein sollte:
Ich sehe keinen unauflösbaren Knoten o.ä., für mich ist Geist einfach nur der Begriff für das, was bei uns Menschen u.ä. als sein Denken und Drumherum bezeichnet wird. Das wiederum basiert halt auf Gehirn u.ä., das sich über Millionen von Jahren evolutionär gebildet hat.

Siehst du irgendwo ein echtes Problem, etwas, das für dich nicht logisch/vernünftig auflösbar ist innerhalb eines Monismus?
Was ist für dich die Grundsubstanz innerhalb eines Monismus? Die Materie?



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Michael7Nigl
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Sa 10. Feb 2024, 22:03

AufDerSonne hat geschrieben :
Sa 10. Feb 2024, 15:36
Meine Idee zu der Thematik ist, dass das Gehirn mit dem übrigen Körper die Hardware ist und der Geist die Software. Ich denke, das wäre ein Art des Physikalismus.
Eine Frage, die sich hier stellen würde. Wer hat die Software programmiert?
Das Gehirn lässt sich eher mit einem neuronalen Netzwerk als mit einem Computer vergleichen. Ein neuronales Netzwerk kann durch Input lernen, indem es seine Struktur verändert. Die Software steckt also in der veränderlichen Struktur der Hardware. Durch Sinneseindrücke programmiert sich soz. das Gehirn selbst.




Burkart
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So 11. Feb 2024, 00:16

AufDerSonne hat geschrieben :
Sa 10. Feb 2024, 16:40
Burkart hat geschrieben :
Sa 10. Feb 2024, 15:52
Irgendwie kommt mir das Thema bekannt vor ;)
Falls meine Ansicht noch nicht bekannt sein sollte:
Ich sehe keinen unauflösbaren Knoten o.ä., für mich ist Geist einfach nur der Begriff für das, was bei uns Menschen u.ä. als sein Denken und Drumherum bezeichnet wird. Das wiederum basiert halt auf Gehirn u.ä., das sich über Millionen von Jahren evolutionär gebildet hat.

Siehst du irgendwo ein echtes Problem, etwas, das für dich nicht logisch/vernünftig auflösbar ist innerhalb eines Monismus?
Was ist für dich die Grundsubstanz innerhalb eines Monismus? Die Materie?
So ungefähr, etwas wie bewegte Energie/Materie(teilchen+-).



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Timberlake
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So 11. Feb 2024, 01:28

AufDerSonne hat geschrieben :
Sa 10. Feb 2024, 15:36
Der Philosoph Arthur Schopenhauer nannte das Körper-Geist-Problem den "Weltknoten". Er ist bis heute nicht gelöst.

Um was geht es? Es geht um die Frage, wie Bewusstsein, Geist und freier Wille in Beziehung zur materiellen, von den Naturwissenschaften beschriebenen Welt stehen.
Darum geht es bei Schopenhauers "Weltknoten" allerdings nicht ..
  • Das Subjekt des Erkennens kann, laut Obigem, nie erkannt, nie Objekt, Vorstellung, werden. Da wir dennoch nicht nur eine äußere (in der Sinnesanschauung), sondern auch eine innere Selbsterkenntniß haben, jede Erkenntniß aber, ihrem Wesen zufolge, ein Erkanntes und ein Erkennendes voraussetzt; so ist das Erkannte in uns, als solches, nicht das Erkennende, sondern das Wollende, das Subjekt des Wollens, der Wille. ...Die Identität nun aber des Subjekts des Wollens mit dem erkennenden Subjekt, vermöge welcher (und zwar nothwendig) das Wort »Ich« beide einschließt und bezeichnet, ist der Weltknoten und daher unerklärlich.
    Schopenhauer ...Über die vierfache Wurzel des Satzes vom zureichenden Grunde
.. es geht dabei also nicht um ein Körper-Geist-Problem, sondern .. ´weil es kein Erkennen des Erkennens giebt " .. wenn man so will , vielmehr um ein Geist -Geist -Probelm.
AufDerSonne hat geschrieben :
Fr 2. Feb 2024, 19:00

"Ein Mensch kann zwar tun, was er will, aber nicht wollen, was er will." (Schopenhauer)
.. wie ich übrigens auch dieses, durchaus ähnlich gelagerte Problem, als ein Geist-Geist-Problem bezeichnen würde. So wie es kein Erkennen des Erkennens giebt , so gibt auch kein wollen, des Wollens. Müsste doch dazu ein Geist sich vom Erkennen bzw. sich vom Wollen trennen und nun doch das Erkennen erkennte bzw. das Gewollte gewollte , was .. so Schopenhauer .. unmöglich ist.
rhetos.de hat geschrieben :
Weltknoten

Schopenhauer

Grundidee


„Die Identität nun aber des Subjekts des Wollens mit dem erkennenden Subjekt, vermöge welcher (und zwar nothwendig) das Wort »Ich« beide einschließt und bezeichnet, ist der Weltknoten und daher unerklärlich.“ Das Wort Weltknoten geht auf den Philosophen Arthur Schopenhauer zurück. Schopenhauer hatte argumentiert, dass ein Subjekt, zum Beispiel ein denkender Mensch, sich niemals wird selbst erkennen können. Dieser Knoten ist nach Schopenhauer nicht lösbar. Diese Position bezeichnet man auch als Subjektivismus .
Dieses Unmöglichsein ist und das offenbar nicht nur nach meiner Ansicht , Arthur Schopenhauers unlösbarer "Weltknoten" und zwar ein "innenweltlicher" Knoten , im Geist. Der "außerweltliche" Körper hat damit nichts zu tun und die materielle, von den Naturwissenschaften beschriebenen Welt schon gar nicht.




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Jörn Budesheim
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Di 13. Feb 2024, 19:29





Burkart
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So 18. Feb 2024, 13:28

Im Folgenden kommentiere ich das Video "Größtes Rätsel des Universums".

Es beginnt mit der Frage, wie kann Materie einerseits Bewusstsein hervorbringen können, z.B. bei uns Menschen sagen wir etwas vereinfacht in unserem Gehirn, andererseits auch nicht, z.B. in Steinen.
Schaut man sich da die Strukturen der jeweilgen Materie an, ist diese sehr unterschiedlich:
Unser Gehirn beruht auf sehr komplexer Biochemie, die die Grundlage von Neuronen u.ä. darstellt, also ganz andere Strukturen wie bei Steinen mit recht statischen kristallinen Strukturen u.ä. Unterschiedliche Strukturen bieten unterschiedliche Möglichkeiten, also z.B. als Bewusstsein oder eben auch nicht. Insbesondere benötigen unsere Neuronen u.ä. Energie, um funktionieren zu können, die wir u.a. durch Sauerstoff und Nahrung bereitstellen, ein Stein braucht nichts dergleichen.

Ein weiterer zentraler Punkt ist das "Erleben". Dieses ist ein individuelles Gefühl, das wir bei anderen Menschen/Wesen nicht direkt nachvollziehen können.
Insofern passen die beiden grundlegenden Prinzipien der Naturwissenschaft u.a. zur experimentellen Nachvollziehbarkeit nicht.
Auch ist unser Gefühl des Erlebens sehr komplex zusammengesetzt aus unseren Gehirnzuständen, Sinneseindrücken u.a.
Die Komplexität macht eine genaues Beschreiben unmöglich.
Die Naturwissenschaft würde ja auch z.B. nicht erklären wollen, warum wir rechte und linke Parteien haben u.ä., weil diese hier gesellschaftlichen Dinge zu weit von der eigentlichen Naturwissenschaft entfernt sind.
Dass auch sonst der Naturwissenschaft durch zu hohe Komplexität Grenzen gesetzt sind, sieht man z.B. an Wettervorhersagen z.B. in einem Jahr: Diese sind aufgrund des chaotischen, komplexen Wetters einfach nicht möglich, sodass auch hier z.B. eine experimentelle Nachvollziehbarkeit oder eben Vorhersage unmöglich ist.

Dass unterschiedliche Menschen z.B. rot und blau unterschiedlich empfinden, lässt sich damit erklären, dass jeder Mensch unterschiedlich in seinem Leben gelernt hat und so jedes Gehirn anders im Detail ausgeprägt ist. Z.B. könnte jemand mit einer Farbe positivere Erfahrungen als jemand anderer gemacht haben, die sein Gehirn entsprechend anders geprägt haben.



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AufDerSonne
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So 18. Feb 2024, 15:17

Das Video ist interessant. Wir haben Milliarden von Neuronen im Gehirn mit noch hundert mal mehr Verbindungen. Also ein gigantisches Netzwerk von "Punkten". Die Übertragung von Information geht extrem schnell zwischen diesen Punkten, nämlich elektrisch also fast mit Lichtgeschwindigkeit. Wenn man sich das so vorstellt und wahrscheinlich passiert noch mehr im Gehirn, finde ich es nicht so wahnsinnig speziell, dass so ein Organ Bewusstsein erzeugen kann. Beim Erleben würde ich von einer Intensität noch reden. Manche Menschen erleben manche Situationen intensiver als andere. Eine Eigenschaft vom Erleben könnte die Intensität sein, zum Beispiel auf einer Skala von 1 bis 10.

Was ich im Moment bei mir beobachten kann, ist, dass das Gehirn Verknüpfungen machen können muss. In ein und derselben Situation können viele Gedanken kommen oder kein einziger. Je nachdem ob das Gehirn etwas findet, womit es die aktuelle Situation oder Wahrnehmung verbinden kann. Das finde ich noch spannend. Das hat sicher auch damit zu tun, wie wach man ist.



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Jörn Budesheim
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So 18. Feb 2024, 16:49

AufDerSonne hat geschrieben :
So 18. Feb 2024, 15:17
finde ich es nicht so wahnsinnig speziell
Ich schon.

Eine subjektive, qualitative Erfahrung von Blau ist etwas völlig anderes als ein komplexes Zusammenspiel von Neuronen. Ein bewusster, wahrer Gedanke ist etwas völlig anderes als ein komplexes, materielles Zusammenspiel von Neuronen. Offensichtlich handelt es sich jeweils um völlig verschiedene Ordnungen. Der Hirnforscher Christof Koch meint deshalb auch, dass das Bewusstsein zu den irreduziblen Grundbausteinen des Universums gehört.

Nur ist es eben so, dass sehr starke quasi-religiöse Weltanschauungen es verhindern, neben dem Gott Materie noch etwas anderes gelten zu lassen.




Timberlake
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So 18. Feb 2024, 17:22

AufDerSonne hat geschrieben :
So 18. Feb 2024, 15:17

Was ich im Moment bei mir beobachten kann, ist, dass das Gehirn Verknüpfungen machen können muss. In ein und derselben Situation können viele Gedanken kommen oder kein einziger. Je nachdem ob das Gehirn etwas findet, womit es die aktuelle Situation oder Wahrnehmung verbinden kann. Das finde ich noch spannend. Das hat sicher auch damit zu tun, wie wach man ist.

.. um dazu auf den tatsächlichen . hier beschriebenen Weltknoten ! .. zurück zu kommen und zwar den unlösbaren Weltknoten eines Subjekt des Erkennens , dass nie von sich selbst erkannt werden kann. Gesetzt den Fall er könne das , in dem das Subjekt diese Verknüpfungen in seinem Gehirn erkennt.
Gäbe es denn dann tatsächlich ein Erkennen des Erkennens. oder würde das , so bei einem Mikrofon, dass den Ton seines Lautsprechers "erkennt" , und dieses Erkannte stets wieder vom Lautsprecher erkennt , in gleicherweise zu jenen Rückkopplungen , wie man sie bezeichnenderweise mit gerichteten Mikrofonen , zu vermeiden versucht? Nur das man diesem Fall durch dessen Ausrichtung nicht ein Subjekt vom Erkennen des Subjekt trennt, sondern ein Mikrofon vom Erkennen des Lautsprechers.
..
Zuletzt geändert von Timberlake am So 18. Feb 2024, 17:30, insgesamt 1-mal geändert.




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infinitum
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So 18. Feb 2024, 17:28

Burkart hat geschrieben :
So 18. Feb 2024, 13:28
Dass unterschiedliche Menschen z.B. rot und blau unterschiedlich empfinden, lässt sich damit erklären, dass jeder Mensch unterschiedlich in seinem Leben gelernt hat und so jedes Gehirn anders im Detail ausgeprägt ist. Z.B. könnte jemand mit einer Farbe positivere Erfahrungen als jemand anderer gemacht haben, die sein Gehirn entsprechend anders geprägt haben.
also ich denke, dass das nicht der einzige Grund ist. Auch spielt die biologische Disposition eine Rolle. Wenn man eine Sehschwäche hat, dann kann man unter Umständen die Farben anders wahrnehmen. Das kann dann beides der Grund für eine unterscheidliche Wahrnehmung sein.
Aber auch wenn das "Innenleben" sich von einer anderen Person unterscheidet, so sind dies immer nur Nuancen. Die Gesamtstruktur der Wahrnehmung sieht bei allen schon ungefähr gleich aus, so würde ich meinen. Ich denke jeder wird einen Elefanten sehen, wenn dieser vor einem steht, ganz gleich, ob es sich um unterschiedliche Grautöne handeln könnte in den jeweiligen subjektiven Eigenwahrnehmungen.
AufDerSonne hat geschrieben : Meine Idee zu der Thematik ist, dass das Gehirn mit dem übrigen Körper die Hardware ist und der Geist die Software. Ich denke, das wäre ein Art des Physikalismus.
Eine Frage, die sich hier stellen würde. Wer hat die Software programmiert? Und dann denke ich, dass die Gedanken einen kleinen Einfluss auf den Körper oder das Gehirn haben können, also dieses verändern können. Ein Computer kann seine Hardware aber nicht verändern. Die bleibt immer gleich.
Diese Hardware-Software-Idee von mir ist nur ein grobes Modell. Wenn ich an die Hardware denke, denke ich vor allem an die Milliarden von Neuronen (Hirnzellen) im Gehirn, die wahrscheinlich mit der Hardware eines Computers nicht viel zu tun haben. Mir geht es darum, dass der Geist im wesentlichen ein Produkt des Gehirns und übrigen Körpers ist und nicht völlig eigenständig für sich existiert.
Das habe ich früher auch so gedacht. Mittlerweile würde ich sagen, dass die Entwicklung der Computerindustrie immer mehr dazu führt, dass wir uns von unserem biologischen Körper entfremden und wir diese Sichtweise der technologisierten Gesellschaft übernehmen, in welchem wir wie Roboter oder Androiden aufgebaut sind. Aber wir sind eben keine Roboter, sondern haben einen biologischen Körper.

Du sprichst hier einen interessanten Punkt an, und zwar, dass Computer ihre Hardware nicht verändern können. Das ist eben der Unterschied oder auch das, was die Komplexität bedingt. Den Körper kann man auch durch Gedanken beeinflussen und er lässt sich verändern durch Eigenarbeit. Ein Computer kann natürlich auch mit externer Hardware aufgerüstet werden, aber er kann dies nicht selbstständig und es gibt hier auch demnach keine Emergenzphänomene. Das ist eigentlich ein wichtiger Punkt, dass der Mensch Bewusstsein durch eine Emergenz aus körpereigenen Vorgängen im Gehirn und Körper Bewusstsein erzeugen kann. Das wäre meine Theorie, dass der gesamte Organismus das Bewusstsein durch innere Vorgänge erzeugt. Es gibt hierbei keine seperate Einheit von Geist und Körper sondern der gesamte Organismus erzeugt das Bewusstsein. Die einzige Form von Softwareprogrammierung wäre hier die DNA, die uns mitgegeben wurde, nach der wir uns eben biologisch entfalten können.



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Jörn Budesheim
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So 18. Feb 2024, 17:48

infinitum hat geschrieben :
So 18. Feb 2024, 17:28
... der gesamte Organismus erzeugt das Bewusstsein.
Ja. Aber sollten nicht die Dinge, die uns bewusst sind, auch ein Wörtchen mit zu sprechen haben?




Burkart
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So 18. Feb 2024, 17:54

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 18. Feb 2024, 16:49
Eine subjektive, qualitative Erfahrung von Blau ist etwas völlig anderes als ein komplexes Zusammenspiel von Neuronen. Ein bewusster, wahrer Gedanke ist etwas völlig anderes als ein komplexes, materielles Zusammenspiel von Neuronen.
Die Erfahrung von Blau wie (andere) Gedanken erfordern das komplexe Zusammenspiel von Neuronen; ohne letztere gäbe es erstere nicht. (Ähnlich wie es Völker, Gesellschaften u.ä. nicht ohne Menschen gäbe, wenn man hier mal nicht auch an (andere) Tiere o.ä. denkt.)



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Jörn Budesheim
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So 18. Feb 2024, 18:03

Woher willst du das wissen? Warum sollten ganz andere Lebensformen als wir nicht auch bewusste Zustände haben, zum Beispiel das Erleben von Blau und Gedanken? Außerdem bedeutet die Tatsache, dass Bewusstsein mit physischen Zuständen korreliert ist, nicht, dass Bewusstsein diese physischen Zustände sind.




Burkart
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So 18. Feb 2024, 18:23

infinitum hat geschrieben :
So 18. Feb 2024, 17:28
Burkart hat geschrieben :
So 18. Feb 2024, 13:28
Dass unterschiedliche Menschen z.B. rot und blau unterschiedlich empfinden, lässt sich damit erklären, dass jeder Mensch unterschiedlich in seinem Leben gelernt hat und so jedes Gehirn anders im Detail ausgeprägt ist. Z.B. könnte jemand mit einer Farbe positivere Erfahrungen als jemand anderer gemacht haben, die sein Gehirn entsprechend anders geprägt haben.
also ich denke, dass das nicht der einzige Grund ist. Auch spielt die biologische Disposition eine Rolle. Wenn man eine Sehschwäche hat, dann kann man unter Umständen die Farben anders wahrnehmen. Das kann dann beides der Grund für eine unterscheidliche Wahrnehmung sein.
Stimmt. Das erklärt ja um so mehr, warum Menschen z.B. Farben unterschiedlich enpfinden.
Aber auch wenn das "Innenleben" sich von einer anderen Person unterscheidet, so sind dies immer nur Nuancen. Die Gesamtstruktur der Wahrnehmung sieht bei allen schon ungefähr gleich aus, so würde ich meinen.
Ungefähr schon. Aber bei unser Velzahl von Neuronen werden sicher bei unterschiedlichen Menschen nicht immer genau die gleichen für etwas wie "rot" zuständig sein.
Ich denke jeder wird einen Elefanten sehen, wenn dieser vor einem steht, ganz gleich, ob es sich um unterschiedliche Grautöne handeln könnte in den jeweiligen subjektiven Eigenwahrnehmungen.
Nicht unbedingt. Selbst ich sehe in gewissen Mustern nicht immer dasselbe.
Klar, wenn der Elefant sehr klar vor einem steht (und man ihn als solchen kennt), wird man ihn (wieder)erkennen, aber auch von ihm dürfe es unklare Bilder geben.
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Eine Frage, die sich hier stellen würde. Wer hat die Software programmiert? Und dann denke ich, dass die Gedanken einen kleinen Einfluss auf den Körper oder das Gehirn haben können, also dieses verändern können. Ein Computer kann seine Hardware aber nicht verändern. Die bleibt immer gleich.
Diese Hardware-Software-Idee von mir ist nur ein grobes Modell. Wenn ich an die Hardware denke, denke ich vor allem an die Milliarden von Neuronen (Hirnzellen) im Gehirn, die wahrscheinlich mit der Hardware eines Computers nicht viel zu tun haben. Mir geht es darum, dass der Geist im wesentlichen ein Produkt des Gehirns und übrigen Körpers ist und nicht völlig eigenständig für sich existiert.
Das habe ich früher auch so gedacht. Mittlerweile würde ich sagen, dass die Entwicklung der Computerindustrie immer mehr dazu führt, dass wir uns von unserem biologischen Körper entfremden und wir diese Sichtweise der technologisierten Gesellschaft übernehmen, in welchem wir wie Roboter oder Androiden aufgebaut sind. Aber wir sind eben keine Roboter, sondern haben einen biologischen Körper.
[/quote]
Ich denke, dass ist individuell verschieden, hängt u.a. davon ab, womit man sich mehr beschäftigt. Psychologen und andere Menschen Orientierte dürften weiter den Menschen im Vordergrund ihres Denkens behalten.
Du sprichst hier einen interessanten Punkt an, und zwar, dass Computer ihre Hardware nicht verändern können. Das ist eben der Unterschied oder auch das, was die Komplexität bedingt.
Och, ich könnte mir schon einen Roboter vorstellen, der sich z.B. eine wetere Kamera anschaubt, um besser sehen zu können - wenn man ihn denn lässt.
Den Körper kann man auch durch Gedanken beeinflussen und er lässt sich verändern durch Eigenarbeit.
Ein interessanter Aspekt... bei unserem derzeiten Robotern dürfte das wirklich keine Rolle spielen, aber weiß das schon hinsichtlich der Zukunft...
Ein Computer kann natürlich auch mit externer Hardware aufgerüstet werden, aber er kann dies nicht selbstständig und es gibt hier auch demnach keine Emergenzphänomene.
Wenn du wirklich nur Computer meinst, einverstanden; bei Robotern sehe ich es halt etwas anders.
Das ist eigentlich ein wichtiger Punkt, dass der Mensch Bewusstsein durch eine Emergenz aus körpereigenen Vorgängen im Gehirn und Körper Bewusstsein erzeugen kann. Das wäre meine Theorie, dass der gesamte Organismus das Bewusstsein durch innere Vorgänge erzeugt. Es gibt hierbei keine seperate Einheit von Geist und Körper sondern der gesamte Organismus erzeugt das Bewusstsein. Die einzige Form von Softwareprogrammierung wäre hier die DNA, die uns mitgegeben wurde, nach der wir uns eben biologisch entfalten können.
Tja, "Erzeugen von Bewusstsein" kann man es nennen; den gesamten Organismus als die eine Einheit sehe ich auch so.



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So 18. Feb 2024, 18:30

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 18. Feb 2024, 18:03
Woher willst du das wissen? Warum sollten ganz andere Lebensformen als wir nicht auch bewusste Zustände haben, zum Beispiel das Erleben von Blau und Gedanken?
Ich dachte an Menschen. Ok, andere Lebensformen haben nicht unsere neuronalen Systeme, aber irgendetwas Ähnliches sollten sie schon haben, also irgend etwas mehr oder weniger Komplexes auf materieller Basis.
Außerdem bedeutet die Tatsache, dass Bewusstsein mit physischen Zuständen korreliert ist, nicht, dass Bewusstsein diese physischen Zustände sind.
"Sind" nicht, nur auf ihnen beruhen, wenn gerne im Detail auch mal so, mal etwas anders.



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Mo 19. Feb 2024, 10:16

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 18. Feb 2024, 16:49
Nur ist es eben so, dass sehr starke quasi-religiöse Weltanschauungen es verhindern, neben dem Gott Materie noch etwas anderes gelten zu lassen.
Wenn du meine Ansicht von den Grundbausteinen des Universums ansprichst, möchte ich eines noch genauer sagen.
Ich denke, es sind wenigstens drei Sachen, die es braucht, damit das Universum funktioniert: Materie, leerer Raum und Bewegung.
Und so wahnsinnig überzeugt davon bin ich auch nicht mehr. Wahrscheinlich gibt es noch viel mehr Grundbausteine des Universums. Stichwort Mathematik/Zahlen.

Und eigentlich meine ich es so. Materie gibt es ganz sicher. Das heisst nicht, dass es anderes nicht auch geben kann. Aber die Materie gibt es sicher. Also nicht nur Materie, aber sicher Materie.



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Mo 19. Feb 2024, 10:34

Es gibt etwas, von dem wir so sicher wissen, dass es existiert, wie von nichts anderem: unser Bewusstsein. Und genau das fehlt in vielen Listen.




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