Ereigniskausalismus nach Geert Keil, Willensfreiheit, mentale Zustände

Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt sich in der Philosophie der Zweig der analytischen Philosophie, deren Grundlagen u.a. auch die Philosophie des Geistes (mind) betreffen
Olivenbaum2024
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Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 16:36
Olivenbaum2024 hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 15:00
Aber ist das nicht sowieso klar?
Zu sagen, dass es keine Sprache gibt, ist offensichtlich ein Widerspruch in sich, denn um das zu sagen, muss man schließlich sprechen.
Stimmte ich dir zu. Aber du muss zugeben, dass auch Folgendes stimmt: Aus der Tatsache, dass ich spreche, folgt nicht zwingend, dass Sprache existiert. Oder?
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 16:36
Jedenfalls ist die Vorstellung, dass nur physische Entitäten existieren, für mich eine Form von Religion. Eine Weltanschauung, die auf ein paar nicht beweisbaren Glaubensartikeln beruht, die in keiner Weise durch naturwissenschaftliche Ergebnisse bestätigt werden kann. Ich halte es u.a. für logisch ausgeschlossen, dass die Naturwissenschaft alles, was sie möglich macht, als Illusion entlarven kann. Für die einen oder den anderen mag diese Religion eine Entlastungsfunktion von den eigenen Freiheiten bieten.
Hierüber könnten wir diskutieren. Ich bin persönlich auch nicht zufrieden damit, dass es nur physische Entitäten geben soll, wenn es denn überhaupt physische Entitäten gibt. Zumindest habe ich da viele Fragen an die oft stillschweigende Annahme, dem Objekt der Physik müsse eine gewisse Priorität bzw. Eminenz zugestanden werden.




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Quk
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Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 16:43
Sollen gibt es nicht nur in der Moral, sondern z.B auch in der Logik ...
Das wusste ich nicht. Wie nennt man in der Logik so einen Soll-Operator oder so eine Soll-Verknüpfung?

Ich kannte bisher nur AND, OR, NOR etc. und Prämisse, Folgerung, Umkehrschluss und all das.

Oder meintest Du zu sagen, dass man mit logischen Werkzeugen auch Probleme des menschlichem Sollens analysieren kann? Das wusste ich. Man kann damit auch Obst-Probleme analysieren.




Olivenbaum2024
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Sa 2. Mär 2024, 18:00

Quk hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 17:53
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 16:43
Sollen gibt es nicht nur in der Moral, sondern z.B auch in der Logik ...
Das wusste ich nicht. Wie nennt man in der Logik so einen Soll-Operator oder so eine Soll-Verknüpfung?

Ich kannte bisher nur AND, OR, NOR etc. und Prämisse, Folgerung, Umkehrschluss und all das.

Oder meintest Du zu sagen, dass man mit logischen Werkzeugen auch Probleme des menschlichem Sollens analysieren kann? Das wusste ich. Man kann damit auch Obst-Probleme analysieren.
Ich kenne auch keinen 'soll'-Operator in der Aussagenlogik.
Aber wer weiß, vllt. habe ich in den Logikkursen was verschlafen. Ich bin gespannt.
Aber vllt. kann etwas Teil der Aussagenlogik sein, ohne ein Operator zu sein.
Aus der Aussagenlogik kenne ich ¬, ∧, ∨, →, ↔ und in der Prädikatenlogik (hieß die so?) kamen dann noch die Quantoren ∃ und ∀ dazu.
Zuletzt geändert von Olivenbaum2024 am Sa 2. Mär 2024, 18:10, insgesamt 1-mal geändert.




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Quk
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Olivenbaum2024 hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 17:37

"Woher weiß ich, dass 4 feststeht? Oder steht 4 auch fest?"

Das ist ja auch schon das erste Problem, wenn ich das Prädizieren weglasse. Denn jetzt ist 4. zu nah an 6..
Sorry, hier doch noch einmal inklusive Prädikation und ein wenig angepasst:
1. x existiert.
2. x hat eine einzige Eigenschaft/Fähigkeit fx.
3. Es gibt viele x-e.
4. Ich nehme eine gewisse Anzahl von x-en wahr und bezeichne diese x-e als y.
5. Ich prädiziere von y die Eigenschaft/Fähigkeit fy.
6. y hat die Eigenschaft/Fähigkeit fy.
7. y existiert.
Wenn 1. bis 3. gelten und 4. und 5. tatsächlich stattfinden,
wie sieht es dann deiner Meinung nach um 6. und 7. aus?
Es geht also primär um Phänomenologie, weniger um Logik?

Zu 6.: Wenn ich sage, dass ich y wahrnehme, sage ich zugleich, dass ich die Eigenschaft von y wahrnehme, denn sonst könnte ich y nicht vom Rest unterscheiden. Wenn ich besagte Eigenschaft nun als fy bezeichne, so ist es wahr, dass ich fy wahrnehme. In meinem Geist hat folglich dasjenige, was ich y nenne, wahrlich die Eigenschaft fy. Wie und ob andere Geister das gleichermaßen wahrnehmen, weiß ich nicht. In der Lebenspraxis kann ich aber mit Wahrscheinlichkeits-Abwägungen arbeiten, und meistens, wenn auch nicht immer, scheinen die Wahrnehmungen verschiedener Geister ziemlich ähnlich zu sein, so dass Verständigung sehr oft funktioniert in dem Sinne, dass das erwünschte Verständigungsziel erreicht wurde. Empirische Belege: Siehe Publikumsreaktionen in Konzerten, Theatern, Wettkämpfen.

Zu 7.: Wenn die Sachen im Geist als "Existenzen" bezeichnet werden dürfen, so existieren diese Sachen, ja. Wenn statt "existieren" auch die Phrase "es gibt" verwendet werden darf, so gibt es diese Sachen zweifellos.




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Jörn Budesheim
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Quk hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 17:53
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 16:43
...
Leider hast du die entscheidende Stelle ausgeblendet. Aber egal, natürlich ist die Logik normativ, denn sie sagt uns, wie wir richtig schließen sollen. Es gibt bekanntlich auch logische Fehlschlüsse.




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Jörn Budesheim
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Olivenbaum2024 hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 17:53
Aber du muss zugeben, dass auch Folgendes stimmt: Aus der Tatsache, dass ich spreche, folgt nicht zwingend, dass Sprache existiert. Oder?
Dass du und ich sprechen, heißt, dass Sprache existiert, meines Erachtens.




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Jörn Budesheim
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Olivenbaum2024 hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 17:53
Ich bin persönlich auch nicht zufrieden damit, dass es nur physische Entitäten geben soll...
Welchen Grund gibt es denn zu glauben, es gäbe nur physische Entitäten? Und hier ist gleich das erste Problem: wenn es ein Grund gibt, das zu glauben, dann heißt es zugleich, dass es neben physischen und Entitäten ebenauch Gründe gibt und Wesen, die sich an diesem Gründen orientieren können, also Normativität. Mit anderen Worten: man kann nicht mal dafür argumentieren, dass es nur physische Entitäten geben soll, ohne sich in einen Selbstwiderspruch zu begeben.




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AufDerSonne
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Olivenbaum2024 hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 17:53
Stimmte ich dir zu. Aber du muss zugeben, dass auch Folgendes stimmt: Aus der Tatsache, dass ich spreche, folgt nicht zwingend, dass Sprache existiert. Oder?
Nicht zwingend. Aber vernünftigerweise.



Ohne Gehirn kein Geist!

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Quk
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Sa 2. Mär 2024, 18:42

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 18:14
Quk hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 17:53
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 16:43
...
Leider hast du die entscheidende Stelle ausgeblendet. Aber egal, natürlich ist die Logik normativ, denn sie sagt uns, wie wir richtig schließen sollen. Es gibt bekanntlich auch logische Fehlschlüsse.
Hm. Ich meine, die Logik sagt, wie die Zusammenhänge sind. Wie wir das Gelernte ins Sollen umsetzen, liegt an uns, denke ich. Die Logik hat keinen Willen, und somit auch kein Sollen. Wollen und Sollen sind meines Erachtens Phänomene von Hirnbesitzern. Oder man erweitert die Logik-Lehre in die Lebenspraxis hinein, so, wie die Mathematik sich durch die Zahl Pi in die Praxis der Reifenwerkstätte hinein erweitern könnte.

Andererseits gibt es im Hirn auch sozusagen "logische Werkzeuge". Insofern stimme ich Dir zu. Hier stimmst Du mir aber nicht zu, weil für Dich der Mensch einteilig ist und nicht mehrere verschiedene "Werkzeuge" beinhaltet :-)




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Jörn Budesheim
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Sa 2. Mär 2024, 18:46

Die Logik als Wissenschaft lehrt uns, wie wir richtig schließen. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Und außerdem gibt es natürlich noch die deontische Logik...




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Quk
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Sa 2. Mär 2024, 18:49

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 18:46
Die Logik als Wissenschaft lehrt uns, wie wir richtig schließen.
Da stimme ich zu.

Warum stimme ich zu? Weil das Wörtchen "sollen" richtigerweise entfernt wurde :-)




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Jörn Budesheim
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Sa 2. Mär 2024, 18:54

Dann stimmst du auch nicht zu. Die Logik als Wissenschaft sagt uns, wie wir richtig schließen, also schließen sollen.




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Stefanie
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Sa 2. Mär 2024, 18:58

Ich gebe auf.



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Quk
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Sa 2. Mär 2024, 18:59

Jörn, im poetischen Sinne stimme ich Deiner Zeile zu. Sie ist Poesie :-)




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Jörn Budesheim
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Sa 2. Mär 2024, 19:01

Stefanie hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 18:58
Ich gebe auf.
Wieso?




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Stefanie
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Sa 2. Mär 2024, 19:44

Weil ich auch nach 94 Beiträgen (plus die aus anderen Fäden zu Gründen) nicht mehr verstanden habe, was Gründe sind (was ich vor Jahren mal verstanden hatte) und was jeder von Euch unter Gründe/Grund versteht, geschweige denn in der Lage bin, mich einer Position anzuschließen und vor allem es mirbnicht gelingt, es auf das tatsächlichen Leben zu übertragen. Kurz: Aufgabe.



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Jörn Budesheim
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Sa 2. Mär 2024, 20:10

Jeder von uns weiß, was Gründe sind, denn sie gehören zu unserem täglichen Leben. Schwieriger scheint es zu sein, den Begriff angemessen zu erläutern.

Der Philosoph Derek Parfit ist der Ansicht, dass der Begriff des Grundes nicht definiert werden kann, schlägt aber (neben anderen) eine Formulierung vor, die der von Charles Larmore, den ich hier mehrfach zitiert habe, sehr ähnlich ist: "Es ist schwer, den Begriff eines Grundes zu erklären bzw. zu erläutern, was der Ausdruck »ein Grund« bedeutet. Wir könnten sagen, dass Tatsachen uns Gründe liefern, wenn sie dafür sprechen, dass wir eine bestimmte Haltung haben oder dass wir auf eine bestimmte Weise handeln sollten."

Ich glaube, ich habe die Formulierung "Gründe sind Tatsachen, die für etwas sprechen" zum ersten Mal vor zehn Jahren oder früher in der Zeitschrift "Information Philosophie" gelesen, leider habe ich mir damals den Autor nicht gemerkt, so dass ich kein Zitat liefern kann. Ich selbst finde sie wunderbar eingängig und verständlich. Deshalb habe ich gewisse Verständnisprobleme, wo die Verständnisprobleme liegen :(




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Lucian Wing
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Sa 2. Mär 2024, 20:27

Stefanie hat geschrieben :
Sa 2. Mär 2024, 19:44
Weil ich auch nach 94 Beiträgen (plus die aus anderen Fäden zu Gründen) nicht mehr verstanden habe, was Gründe sind (was ich vor Jahren mal verstanden hatte) und was jeder von Euch unter Gründe/Grund versteht, geschweige denn in der Lage bin, mich einer Position anzuschließen und vor allem es mirbnicht gelingt, es auf das tatsächlichen Leben zu übertragen. Kurz: Aufgabe.
Bestimmte Fragewörter zielen auf die Angabe von Gründen ab, vor allem weshalb, weswegen, warum. Andere, zum Beispiel wie, wann, wer, was, welche(r/s) nicht, jedenfalls nicht direkt. Gründe sind also Antworten auf bestimmte Fragen mit bestimmten Fragewörtern.



Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wieviel er in sieben Jahren dazu gelernt hatte. (Mark Twain)

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Stefanie
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Sa 2. Mär 2024, 20:37

Selbst in diesem Punkt scheint es keine Einigkeit zu geben. Beispiel Warum.



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Jörn Budesheim
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Sa 2. Mär 2024, 20:38

Warum dreht sich der Mond um die Erde? Das fragt sicherlich nicht nach einem Grund, im hier erörterten Sinne.

Aber: Warum hast du die Tür aufgemacht? Oder: warum glaubst du das? Hier wird schon eher nach den Gründen unseres Handelns und Denkens gefragt, oder?




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