40 shades of consciousness

Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt sich in der Philosophie der Zweig der analytischen Philosophie, deren Grundlagen u.a. auch die Philosophie des Geistes (mind) betreffen
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Jörn Budesheim
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So 27. Okt 2024, 18:19

Ich bin auch nicht 100% zufrieden, es gibt aber hier oder da interessante Fundstücke.

Ich fand dieses Video ganz gut.





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Thomas
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So 27. Okt 2024, 18:22

@Jörn: Ich will nur dies ganz Banale sagen: "Wenn man, wie Scheler sagt, dass Gefühle nicht rein affektiv sind, sondern auch ein kognitives Moment haben" - dann ist das kein Gefühl, sondern eine philosophische Aussage. Man kann über Gefühle Aussagen (wie die von Scheler) machen, und das heißt dann: Man rekonstruiert Gefühle, ohne sie dabei zu fühlen. Das ist Theorie, Fühlen selbst dagegen ist nicht 'theoretisch'.

Das Soziale kommt in der Phänomenologie natürlich vor: Ich sehe jemanden, einen Mitmenschen; oder: ich versetze mich an den Ort oder in die Lage eines anderen. Ich bin es, der sozial ist - aber 'das Soziale' als solches gibt es nicht. In Deinem Satz: "Wir sind nämlich in der Lage, Perspektiven, Absichten, Überzeugungen und auch Emotionen zu teilen" stimmt für mich alles, nur setze ich eben an die Stelle von 'wir sind...' die Formulierung 'ich bin...'.

"Emotionen sind keine Privatsache." Natürlich! Das sagt Schmitz ja auch nur gegen die Idee des Bewusstseins als Innenwelt. Aber Subjektivität oder Ich-Sein, das ist natürlich nicht privat - denn jeder ist ja 'ich'. Du kannst mir vor dem Schaufenster natürlich zeigen, was Du siehst, aber wenn ich mir anschaue, was Du mir zeigen willst, komme ich doch nicht darum herum, es selbst zu sehen. Ich kann nicht als Du sehen, denn ich bin nicht Du. Aber ich (!) kann natürlich versuchen, mit Deinen Augen zu sehen, also mir (!) versuchen vorzustellen, wie es ist, Du zu sein oder mich (!) in Dich hineinzuversetzen. Das ist dann mein (!) Sozialsein, oder eben, im umgekehrten Fall, Deines (!).

Subjektivismus und Objektivismus hängen übrigens auf eine sehr hintersinnige Weise direkt zusammen - und ich lehne als Phänomenologe natürlich beides ab.




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Jörn Budesheim
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So 27. Okt 2024, 18:30

Deine Erfahrungen sind stets deine Erfahrungen und meine Erfahrungen sind stets meine Erfahrung. Das stimmt ganz sicher, denn es handelt sich dabei um Tautologien. Aber aus Tautologien kann man keine argumentativen Funken schlagen :)

Dass Hermann Schmitz diesen Satz ganz anders meint, war mir klar, habe ich auch extra dazu geschrieben, das ein oder andere habe ich von ihm auch schon gelesen. Ich meine es natürlich anders und zwar so wie ich es in den letzten Beiträgen an Beispielen und Argumenten zu zeigen versucht habe.




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Jörn Budesheim
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So 27. Okt 2024, 18:41

RoloTomasi hat geschrieben :
So 27. Okt 2024, 18:22
Du kannst mir vor dem Schaufenster natürlich zeigen, was Du siehst, aber wenn ich mir anschaue, was Du mir zeigen willst, komme ich doch nicht darum herum, es selbst zu sehen.
Eine Sichtweise der geteilten Intentionalität, wie bei den trauernden Eltern, die davon ausgeht, dass man Wir-Intentionalität nicht auf Ich-Intentionalität reduzieren kann, was ich für plausibel halte, kannst du aber mit dieser Position nicht einfangen, oder?




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Thomas
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So 27. Okt 2024, 20:12

Jörn, Du schreibst: „Die gemeinsame Trauer ist nicht einfach nur "die Addition" der Trauer von Vater und Mutter, sie lässt sich nicht darauf zurückführen“. Das sehe ich genauso: Man kann die Trauer von jemandem nicht mit der eines anderen addieren oder kollektivieren. Und gerade deswegen meine ich ja, dass der Ausdruck "Ehepaar trauert über den Tod ihres Sohnes“ kein phänomenologisch Ausdruck ist - denn das Ehepaar hat kein ‚gemeinsames Bewusstsein‘. Das Bewusstsein ist an die individuelle Person gebunden, an den einzelnen Menschen. Vater und Mutter erleben die Trauer auf je eigene Weise.

Natürlich: Wenn das Ehepaar gemeinsam auftritt, nehme ich an ihnen die Atmosphäre der Trauer wahr. Ähnlich ist es bei Partys, wenn alle Leute von der Party-Atmosphäre ergriffen sind; oder bei den Beispielen sozialer Ansteckung, die Du genannt hast, wo immer eine übergreifende Atmosphäre in der Luft liegt (Spannung vor dem Fernseher bei gemeinsamen Horrorfilm-Schauen, Nervenkitzel beim Zirkus-Publikum…). Aber diese unteilbaren und nicht aus irgendeiner Addition entstehenden Atmosphären sind ja nicht Bewusstsein; und sie sind auch nicht das Resultat des Bewusstseins oder der Gefühle derjenigen, die sich als Teilnehmer in der Situation befinden. Man kann, da gebe ich Dir ja völlig recht, das Gemeinsame oder auch das Soziale generell nicht aus einzelnen ‚Intentionalitäten‘ zusammensetzen. Aber man kann eben, umgekehrt, dem Sozialen auch nicht Bewusstsein oder Subjektivität unterschieben. Subjektivität und Bewusstsein haben tatsächlich nur Individuen, Personen, Einzelne - dabei spielt der Körper bzw. die Leiblichkeit sicherlich eine zentrale Rolle. Und was wie eine Art Plakat „Ehepaar trauert“ so homogen erscheint - also die Atmosphäre der Trauer, die die beiden und sogar deren Wohnung spürbar umgibt - wird sehr schnell persönlich, wenn man die beiden, also den Vater und die Mutter, fragt, wie sie sich gerade fühlen. Ich gehe davon aus, sie werden dann nicht gemeinsam bzw. im Chor antworten.

Ich leugne überhaupt nicht, dass man nicht Dinge gemeinsam machen kann (Urlaub zu zweit oder als Gruppe) kann oder auch Sachen ähnlich sehen kann wie andere Menschen. Ich sage nur, dass das Bewusstsein – sehen, riechen, schmecken, fühlen, wittern, sprechen, spüren, trauern, lieben, sich wundern, sich etwas einbilden - phänomenologisch am Individuum zentriert ist. Das heißt aber natürlich nicht, dass das Bewusstsein ein einsames oder asoziales ‚Ich denke…‘ oder dergleichen ist. Im Gegenteil: Ich bin offen zur Welt, wie Merleau-Ponty sehr schlicht sagt. Das Bewusstsein ist das Erscheinen einer Welt mit allem, was mir von da her widerfährt.

Nur am Rande noch ein sicher etwas 'schräg' klingender Zusatzgedanke - der ist aber nur weiterführend gemeint (eigentlich fast Offtopic): Die aus meiner Sicht bündigste Bestimmung des Bewusstseins stammt von Jesus, wenn er sagt: "Ich bin das Licht der Welt". Das ist für mich Phänomenologie in prägnantester Form. Die Philosophischen Anthropologen Scheler, Plessner und Gehlen haben das dann später in säkularisierter und objektiver, wissenschaftlich-verallgemeinerter Form aufgenommen: sie sprechen von der Weltoffenheit 'des Menschen'. Die Anthropologen fragen: Was ist der Mensch? Im Jesuswort wird das 'ich' dagegen noch direkt genannt. Hinter diesem Wort steht als Frage: Wer bin ich?




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Consul
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Mo 28. Okt 2024, 01:35

Es folgt Allgemeines zum Wort "Emotion" und zum Umstand, dass es von Philosophen und Wissenschaftlern unterschiedlich verwendet wird:

Ich teile LeDoux's Auffassung, dass eine Emotion als Gefühl oder Stimmung in nichts weiter besteht als einer subjektiven Erfahrung. Die "phänomenologische Komponente" (siehe unterstes Zitat!) ist nicht nur ein Bestandteil einer Emotion unter mehreren, sondern die ganze Emotion.

Im untersten Zitat ist zu lesen: "Eine weit verbreitete Erkenntnis ist, dass Emotionen Komponenten haben…" – Doch dabei handelt es sich keineswegs um eine empirisch festgestellte Tatsache, sondern eine begriffliche Festlegung, die ich zurückweise.
Genauer gesagt, ich lehne denjenigen Emotionsbegriff ab, dem nach Emotionen zusätzliche phänomenologische Komponenten (bewusste Gedanken oder Vorstellungen) oder/und nichtphänomenologische Komponenten haben, die unbewusste, subjektiv unerlebte Vorgänge oder Zustände sind (physiologische Prozesse, kognitive Prozesse oder Verhaltensdispositionen).
Was die einen als interne, intrinsische Komponenten von Emotionen betrachten, erachte ich für externe, extrinsische Faktoren, die Emotionen verursachen oder beeinflussen, ohne Bestandteile davon zu sein.
Die Emotion Angst besteht beispielsweise aus nichts weiter als dem Gefühl der Angst. Angstverursachende oder -beeinflussende Faktoren sind Teile eines Emotionskontextes um die Angst herum, aber nicht der Emotion selbst.
"[T]hose who argue that emotions are conscious experiences sometimes claim that such experiences are just one aspect or component of emotion. For example, the Swiss psychologist Klaus Scherer views emotion as a process consisting of cognitive appraisals, expressive responses, physiological changes, and conscious feelings. In this view, fear is what happens when we cognitively appraise a situation as dangerous, express certain behaviors in response to it, are physiologically aroused, and feel fear. This approach seems logically cumbersome to me because it regards fear as both the overall process and the specific feeling of being afraid; fear (the experience) is thus a component of fear (the process).

Fear, anxiety, and other emotions are, in my view, just what people have always thought they were—conscious feelings. We often feel afraid while we freeze or flee in the presence of danger. But these are different consequences of threat detection—one is a conscious experience and the other involves more fundamental processes that operate nonconsciously. The failure to distinguish the conscious experience of fear and anxiety from more basic unconscious processes, I argue, has led to much confusion. The more basic processes contribute to emotional feelings, but they evolved, not to make conscious feelings, but instead to help organisms survive and thrive. For the sake of avoiding confusion, the more basic nonconscious processes should not be labeled as 'emotional'."
——————
"Wer argumentiert, dass Emotionen bewusste Erfahrungen sind, behauptet manchmal, dass solche Erfahrungen nur ein Aspekt oder Bestandteil von Emotionen sind. Der Schweizer Psychologe Klaus Scherer beispielsweise betrachtet Emotionen als einen Prozess, der aus kognitiven Einschätzungen, expressiven Reaktionen, physiologischen Veränderungen und bewussten Gefühlen besteht. In dieser Sichtweise entsteht Angst, wenn wir eine Situation kognitiv als gefährlich einschätzen, als Reaktion darauf bestimmte Verhaltensweisen zeigen, physiologisch erregt sind und Angst empfinden. Dieser Ansatz erscheint mir logisch umständlich, da er Angst sowohl als Gesamtprozess als auch als spezifisches Gefühl des Angsthabens betrachtet; Angst (die Erfahrung) ist somit ein Bestandteil von Angst (dem Prozess).

Angst, Besorgnis und andere Emotionen sind meiner Ansicht nach genau das, was die Menschen immer dachten – bewusste Gefühle. Wir empfinden oft Angst, während wir bei Gefahr erstarren oder fliehen. Aber dies sind unterschiedliche Folgen der Bedrohungserkennung – die eine ist eine bewusste Erfahrung und die andere beinhaltet grundlegendere Prozesse, die unbewusst ablaufen. Das Versäumnis, das bewusste Erleben von Angst und Furcht von grundlegenderen unbewussten Prozessen zu unterscheiden, hat meiner Meinung nach zu viel Verwirrung geführt. Die grundlegenderen Prozesse tragen zu emotionalen Gefühlen bei, aber sie entwickelten sich nicht, um bewusste Gefühle hervorzurufen, sondern um Organismen beim Überleben und Gedeihen zu helfen. Um Verwirrung zu vermeiden, sollten die grundlegenderen unbewussten Prozesse nicht als „emotional“ bezeichnet werden." [Übersetzt von Google Translate]

(LeDoux, Joseph. Anxious: Using the Brain to Understand and Treat Fear and Anxiety. New York: Viking, 2015. pp. 19-20)
"Recent trends in basic emotions include approaches in which affect programs continue to contribute to emotion but in a less restrictive way. For example, James Coan treats emotions not as subjective experiences, but as emergent states that include amygdala activity, feedback from behavioral and physiological responses, and subjective experience. In other words, the experience is not the emotion but instead a factor that contributes to the emotion. This is an interesting approach, but I disagree with Coan’s treatment of subjective experience as just another factor in a mix of others that make emotions.

For me, the subjective experience—the feeling—is the emotion."
——————
"Zu den jüngsten Trends bei grundlegenden Emotionen gehören Ansätze, bei denen Affektprogramme weiterhin zu Emotionen beitragen, jedoch auf weniger restriktive Weise. Beispielsweise behandelt James Coan Emotionen nicht als subjektive Erfahrungen, sondern als emergente Zustände, die Amygdala-Aktivität, Feedback von Verhaltens- und physiologischen Reaktionen und subjektive Erfahrungen umfassen. Mit anderen Worten: Die Erfahrung ist nicht die Emotion, sondern ein Faktor, der zur Emotion beiträgt. Dies ist ein interessanter Ansatz, aber ich bin nicht einverstanden mit Coans Behandlung subjektiver Erfahrungen als nur eines weiteren Faktors in einer Mischung anderer Faktoren, die Emotionen erzeugen.

Für mich ist die subjektive Erfahrung – das Gefühl – die Emotion." [Übersetzt von Google Translate]

(LeDoux, Joseph. The Deep History of Ourselves: The Four-Billion-Year Story of How We Got Conscious Brains. New York: Viking, 2019. p. 200)

"Our emotions are the conscious experiences we care most about. But they have been particularly difficult to study scientifically, in large part, I believe, because of the way scientists have relied on everyday language to explain “emotion” as a scientific construct. I maintain that the words commonly used to describe emotions do have a place in science, but that they have been utilized inconsistently, and often inappropriately.

Jack Block pointed out some years ago, “Psychologists have tended to be sloppy with words.” Take the word fear, for example. Like most terms describing emotions, it is used in reference to conscious experiences (the feeling of fear), to physical responses (freezing or fleeing; changes in circulatory, respiratory, and endocrine systems; or brain arousal), to the motivation to perform instrumental responses like avoidance behavior (fear drive), to cognitive evaluations (appraisals), and to all of the above together. Given this multiplicity of referents at multiple conceptual levels, it is not surprising that when an emotion word like fear appears in a scientific context, there can be some confusion about what precisely is meant."
——————
"Unsere Emotionen sind die bewussten Erfahrungen, die uns am meisten interessieren. Aber sie waren besonders schwierig wissenschaftlich zu untersuchen, was meiner Meinung nach größtenteils daran liegt, dass Wissenschaftler sich auf die Alltagssprache verlassen haben, um „Emotion“ als wissenschaftliches Konstrukt zu erklären. Ich behaupte, dass die Wörter, die üblicherweise zur Beschreibung von Emotionen verwendet werden, in der Wissenschaft durchaus ihren Platz haben, aber dass sie inkonsistent und oft unangemessen verwendet wurden.

Jack Block wies vor einigen Jahren darauf hin: „Psychologen neigen dazu, mit Worten schlampig umzugehen.“ Nehmen wir zum Beispiel das Wort Angst. Wie die meisten Begriffe, die Emotionen beschreiben, wird es in Bezug auf bewusste Erfahrungen (das Gefühl der Angst), auf körperliche Reaktionen (Erstarren oder Fliehen; Veränderungen des Kreislauf-, Atmungs- und Hormonsystems oder Erregung des Gehirns), auf die Motivation zu instrumentellen Reaktionen wie Vermeidungsverhalten (Angsttrieb), auf kognitive Bewertungen (Beurteilungen) und auf alle oben genannten zusammen verwendet. Angesichts dieser Vielzahl von Referenten auf mehreren konzeptionellen Ebenen ist es nicht überraschend, dass, wenn ein Emotionswort wie Angst in einem wissenschaftlichen Kontext auftaucht, eine gewisse Verwirrung darüber entstehen kann, was genau gemeint ist." [Übersetzt von Google Translate]

(LeDoux, Joseph. The Deep History of Ourselves: The Four-Billion-Year Story of How We Got Conscious Brains. New York: Viking, 2019. p. 337)
"At first blush, the things we ordinarily call emotions differ from one another along several dimensions. For example, some emotions are occurrences (e.g., panic), and others are dispositions (e.g., hostility); some are short-lived (e.g., anger) and others are long-lived (e.g., grief); some involve primitive cognitive processing (e.g., fear of a suddenly looming object), and others involve sophisticated cognitive processing (e.g., fear of losing a chess match); some are conscious (e.g., disgust about an insect in the mouth) and others are unconscious (e.g., unconscious fear of failing in life); some have prototypical facial expressions (e.g., surprise) and others lack them (e.g., regret). Some involve strong motivations to act (e.g., rage) and others do not (e.g., sadness). Some are present across species (e.g., fear) and others are exclusively human (e.g., schadenfreude). And so on.

A widely shared insight is that emotions have components, and that such components are jointly instantiated in prototypical episodes of emotions. Consider an episode of intense fear due to the sudden appearance of a grizzly bear on your path while hiking. At first blush, we can distinguish in the complex event that is fear an evaluative component (e.g., appraising the bear as dangerous), a physiological component (e.g., increased heart rate and blood pressure), a phenomenological component (e.g., an unpleasant feeling), an expressive component (e.g., upper eyelids raised, jaw dropped open, lips stretched horizontally), a behavioral component (e.g., a tendency to flee), and a mental component (e.g., focusing attention).

One question that has divided emotion theorists is: Which subset of the evaluative, physiological, phenomenological, expressive, behavioral, and mental components is essential to emotion? The answer to this “problem of parts” (Prinz 2004) has changed at various times in the history of the subject, leading to a vast collection of theories of emotions both in philosophy and in affective science. Although such theories differ on multiple dimensions, they can be usefully sorted into three broad traditions, which we call the Feeling Tradition, the Evaluative Tradition and the Motivational Tradition (Scarantino 2016).

The Feeling Tradition takes the way emotions feel to be their most essential characteristic, and defines emotions as distinctive conscious experiences. The Evaluative Tradition regards the way emotions construe the world as primary, and defines emotions as being (or involving) distinctive evaluations of the eliciting circumstances. The Motivational Tradition defines emotions as distinctive motivational states."
——————
"Auf den ersten Blick unterscheiden sich die Dinge, die wir normalerweise als Emotionen bezeichnen, in mehreren Dimensionen voneinander. Einige Emotionen sind beispielsweise Ereignisse (z. B. Panik) und andere sind Dispositionen (z. B. Feindseligkeit); einige sind kurzlebig (z. B. Wut) und andere sind langlebig (z. B. Trauer); einige beinhalten primitive kognitive Verarbeitung (z. B. Angst vor einem plötzlich auftauchenden Objekt) und andere beinhalten anspruchsvolle kognitive Verarbeitung (z. B. Angst, ein Schachspiel zu verlieren); einige sind bewusst (z. B. Ekel vor einem Insekt im Mund) und andere sind unbewusst (z. B. unbewusste Angst, im Leben zu versagen); einige haben prototypische Gesichtsausdrücke (z. B. Überraschung) und andere haben sie nicht (z. B. Bedauern). Einige beinhalten starke Handlungsmotivationen (z. B. Wut) und andere nicht (z. B. Traurigkeit). Einige sind artenübergreifend vorhanden (z. B. Angst) und andere sind ausschließlich menschlich. (z. B. Schadenfreude). Und so weiter.

Eine weit verbreitete Erkenntnis ist, dass Emotionen Komponenten haben und dass solche Komponenten gemeinsam in prototypischen Episoden von Emotionen verkörpert werden. Stellen Sie sich eine Episode intensiver Angst vor dem plötzlichen Auftauchen eines Grizzlybären auf Ihrem Weg beim Wandern vor. Auf den ersten Blick können wir in dem komplexen Ereignis, das Angst ist, eine evaluative Komponente (z. B. den Bären als gefährlich einschätzen), eine physiologische Komponente (z. B. erhöhte Herzfrequenz und erhöhter Blutdruck), eine phänomenologische Komponente (z. B. ein unangenehmes Gefühl), eine expressive Komponente (z. B. hochgezogene obere Augenlider, offener Kiefer, horizontal gestreckte Lippen), eine verhaltensbezogene Komponente (z. B. eine Tendenz zur Flucht) und eine mentale Komponente (z. B. Fokussierung der Aufmerksamkeit) unterscheiden.

Eine Frage, die Emotionstheoretiker gespalten hat, lautet: Welche Teilmenge der bewertenden, physiologischen, phänomenologischen, ausdrucksstarken, verhaltensbezogenen und mentalen Komponenten ist wesentlich für Emotionen? Die Antwort auf dieses „Problem der Teile“ (Prinz 2004) hat sich im Laufe der Geschichte des Fachs zu verschiedenen Zeiten geändert, was zu einer riesigen Sammlung von Emotionstheorien sowohl in der Philosophie als auch in der Affektwissenschaft geführt hat. Obwohl sich solche Theorien in mehreren Dimensionen unterscheiden, können sie sinnvollerweise in drei breite Traditionen eingeteilt werden, die wir die Gefühlstradition, die Bewertungstradition und die Motivationstradition nennen (Scarantino 2016).

Die Gefühlstradition betrachtet die Art und Weise, wie Emotionen sich anfühlen, als ihr wesentlichstes Merkmal und definiert Emotionen als ausgeprägte bewusste Erfahrungen. Die Bewertungstradition betrachtet die Art und Weise, wie Emotionen die Welt deuten, als primär und definiert Emotionen als ausgeprägte Bewertungen der auslösenden Umstände (oder als solche, die diese beinhalten). Die Motivationstradition definiert Emotionen als ausgeprägte Motivationszustände." [Übersetzt von Google Translate]

Emotion: https://plato.stanford.edu/entries/emotion/



"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding

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Consul
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Mo 28. Okt 2024, 02:43

Consul hat geschrieben :
Mo 28. Okt 2024, 01:35
…Was die einen als interne, intrinsische Komponenten von Emotionen betrachten, erachte ich für externe, extrinsische Faktoren, die Emotionen verursachen oder beeinflussen, ohne Bestandteile davon zu sein.
Die Emotion Angst besteht beispielsweise aus nichts weiter als dem Gefühl der Angst. Angstverursachende oder -beeinflussende Faktoren sind Teile eines Emotionskontextes um die Angst herum, aber nicht der Emotion selbst.
"…Eine weit verbreitete Erkenntnis ist, dass Emotionen Komponenten haben und dass solche Komponenten gemeinsam in prototypischen Episoden von Emotionen verkörpert werden. Stellen Sie sich eine Episode intensiver Angst vor dem plötzlichen Auftauchen eines Grizzlybären auf Ihrem Weg beim Wandern vor. Auf den ersten Blick können wir in dem komplexen Ereignis, das Angst ist, eine evaluative Komponente (z. B. den Bären als gefährlich einschätzen), eine physiologische Komponente (z. B. erhöhte Herzfrequenz und erhöhter Blutdruck), eine phänomenologische Komponente (z. B. ein unangenehmes Gefühl), eine expressive Komponente (z. B. hochgezogene obere Augenlider, offener Kiefer, horizontal gestreckte Lippen), eine verhaltensbezogene Komponente (z. B. eine Tendenz zur Flucht) und eine mentale Komponente (z. B. Fokussierung der Aufmerksamkeit) unterscheiden.…" [Übersetzt von Google Translate]

Emotion: https://plato.stanford.edu/entries/emotion/
Die von mir unterstrichenen "Komponenten" bzw. Faktoren bilden den Kontext der Emotion Angst, aber sie sind keine Teile der Angst selbst.



"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding

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Jörn Budesheim
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Mo 28. Okt 2024, 08:08

Phänomenologie der kollektiven Intentionalität

Es gibt einen umfangreichen Sammelband (stw) zum Thema "kollektive Intentionalität" mit klassischen philosophischen Positionen, die ins Deutsche übertragen wurden. Ich hab das Buch ... leider verlegt. Nach meiner Erinnerung versammelt es aber (bedauerlicherweise) im Wesentlichen nur Texte "analytischer" Philosophen (ich mag mich irren). Ich hab gestern daher mal unter dem Stichwort "Phänomenologie der kollektiven Intentionalität" recherchiert und bin dabei auf folgendes Buch gestoßen:
Claudia Schroth
Formen kollektiver Intentionalität
Eine interdisziplinäre Typologie

In der Debatte der kollektiven Intentionalität lassen sich drei Hauptströmungen ausmachen: Phänomenologie, Sprachanalytik und evolutionäre Verhaltensforschung. Claudia Schroth strebt eine methodologische und terminologische Gegenüberstellung an, etwa hinsichtlich der Verwendung der Begriffe »Intentionalität«, »Kollektiv«, »shared« und »joint«. Strömungsübergreifend gilt: Für eine tiefgreifende Gemeinschaft müssen die Beteiligten auf ein und dasselbe Objekt in ein und derselben Weise bezogen sein, sodass ein spezifisches »Subjekt« – ein Team – entstehen kann.

mehr hier: transcript verlag
Auf der Verlagsseite kann man sich eine Leseprobe herunterladen, bei Google Books gibt es sogar noch mehr. Mit 55 Eur ist mir das Buch aber fürs Erste zu teuer.

In dem Buch findet sich auch das Beispiel mit den trauernden Eltern von Scheler. In dieser Passage zeigt die Autorin Claudia Schroth, dass Phänomenologen (Scheler und Husserl) in der Debatte über kollektive Intentionalität oft zu Unrecht übersehen wurden, weil sie vieles schon gesehen haben, was zeitgenössische Denker (wie Tomasello) heute vertreten. Aus der Leseprobe hat der Roboter für mich einen wichtigen Absatz (meines Erachtens) einigermaßen passend zusammengefasst. In der Leseprobe ist das natürlich besser und ausführlicher dargestellt, das hier ist nur ein Teaser.

Zusammenfassung:

»[D]ie Gemeinschaft [ist] nicht eine bloße Kollektion [...] nebeneinander seiender Einzelner [...], sondern eine Synthesis der Einzelnen durch interpersonale Intentionalität, eine durch das soziale Füreinander- und Ineinander-Leben und -Wirken gestiftete Einheit« (Edmund Husserl, um 1924)

Die Autorin beschreibt, wie Max Scheler und Edmund Husserl zentrale Aspekte zur gemeinsamen emotionalen und intentionalen Erfahrung vorwegnehmen, die später in der Philosophie intensiv diskutiert werden.

Bei Scheler:
  1. Scheler beschreibt das gemeinsame Leid der Eltern eines verstorbenen Kindes als »Miteinander-fühlen«, das über ein bloß paralleles Gefühl hinausgeht und eine innere Verbundenheit erzeugt.
  2. Er behandelt ein Gefühlsphänomen, das in späteren Diskussionen oft übersehen wurde, weil der Fokus eher auf Handlungsabsichten lag.
  3. Neue Werke, wie die von Hans Bernhard Schmid und Angelika Krebs, grenzen dieses parallele und gemeinsame Fühlen voneinander ab, greifen also Schelers Grundgedanken auf.
Bei Husserl:
  1. Husserl untersuchte, wer als Beteiligter einer gemeinsamen Welt gelten kann, und schloss bestimmte Gruppen, wie Bewusstlose und Tote, aus.
  2. Er skizziert die kognitive Voraussetzung der Vernunft, die später bei Tomasello als Moralfähigkeit weiterverfolgt wird.
  3. Husserl betont, dass »interpersonale Intentionalität« eine Synthese zwischen Personen ist und nicht auf die einzelnen Intentionalitäten reduziert werden kann, wie auch später von Schmid betont wird.
  4. Er unterscheidet den verstehenden und kommunikativen Akt, was später in den Unterscheidungen von »I-« und »We-intentions« bei Searle und Tomasello wieder auftaucht.
  5. Husserl argumentiert, dass Sprache und kollektive Intentionalität institutionelle Tatsachen schaffen können, wie bei Searle.
  6. Schließlich beschreibt Husserl eine »Personalität höherer Stufe«, ein "kollektives Bewusstsein", das in jedem Beteiligten präsent ist und eine "kollektive Leiblichkeit" besitzt.

    Im PDF liest sich das so: "Mit der »Synthese« der »für-uns«-gerichteten Beteiligten wird »eine Personalität ›höherer Stufe‹ […] mit einem Bewusstsein, das alle die Einzelbewusstseine [...] umgreift«, konstituiert. Dieser Gedanke kommt besonders mit Margaret Gilberts Überlegungen zum »plural subject« – ungefähr 70 Jahre später – wieder ausgeprägt in der Debatte auf. Husserl betont dabei einerseits, dass diese »Personalität ›höherer Stufe‹« eine charakteristische, in seinen Worten eine »kollektive Leiblichkeit« besitzt und andererseits, dass dieses Gruppenbewusstsein, wie das Phänomen der »Gemeinschaftserinnerung«, in jeden Beteiligten hineinströmt und diesen beeinflusst, was er um 1922 als »eingebildete Intentionalität« fasst."
Die Autorin zeigt, dass Scheler und Husserl die späteren Debatten über kollektive Intentionalität und geteiltes Erleben inhaltlich stark vorweggenommen haben und die Phänomenologie somit nicht nur Vorläufer, sondern eine der Hauptströmungen der Debatte darstellt. Für die Debatte weiter oben ist wichtig, finde ich, dass der Gründer der Phänomenologie bereits (der Sache nach) den Unterschied zwischen »I-« und »We-intentions herausgearbeitet hat.

Wichtig: Die Zusammenfassung ist eine maschinelle Zusammenfassung! Sie gibt einen ungefähren Eindruck, aber auch nicht mehr. Ich gebe keine Garantie für die Korrektheit. Ich hab den Text gestern Abend noch gelesen und finde ihn sehr empfehlenswert. Die entsprechenden Passagen finden sich in dem PDF, das man downloaden kann, ab Seite 25, der zusammengefasste Teil ab Seite 30.

Direkt zum PDF > https://www.transcript-verlag.de/media/ ... 5987_1.pdf




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Jörn Budesheim
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Mo 28. Okt 2024, 08:17

Wer sich für die "Philosophie der Emotionen" interessiert, dem empfehle ich folgende Bücher:

Philosophie der Gefühle
Von Achtung bis Zorn
Christoph Demmerling, Hilge Landweer

Philosophie der Gefühle
Herausgegeben von Sabine A. Döring




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Jörn Budesheim
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Mo 28. Okt 2024, 08:37

Ich könnte die letzten Diskussionsbeiträge in einen anderen Bereich verschieben, finde aber, dass wir immer noch beim Thema "Bewusstsein" (40 shades of consciousness) sind, wenn auch etwas "spezialisiert" :-)




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Consul
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Mo 28. Okt 2024, 08:58

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 28. Okt 2024, 08:08
Es gibt einen umfangreichen Sammelband zum Thema "kollektive Intentionalität"…
Es gibt dazu (englischsprachige) Artikel in der SEP & der IEP:

https://plato.stanford.edu/entries/coll ... tionality/

https://iep.utm.edu/collective-intentionality/



"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding

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Jörn Budesheim
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Mo 28. Okt 2024, 09:04

Dafür reicht mein Englisch nicht aus.




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Jörn Budesheim
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Consul hat geschrieben :
Mo 28. Okt 2024, 01:35
"Eine weit verbreitete Erkenntnis ist, dass Emotionen Komponenten haben…" (LeDoux)
Die ältere Auffassung, dass Emotionen verschiedene Komponenten haben wie "reine Körperempfindungen" (feelings) und weitere mehr, wurde zu Recht kritisiert. Intentionalität – also die Ausrichtung auf ein bestimmtes »Objekt« – und die Empfindungsqualität einer Emotion sind indes untrennbar miteinander verbunden. Emotionen sind "intentionale Empfindungen" (feelings towards), bei denen das Gefühl (feeling) stets auf etwas gerichtet ist.




Wolfgang Endemann
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Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 28. Okt 2024, 08:08


Es gibt einen umfangreichen Sammelband (stw) zum Thema "kollektive Intentionalität"
Es wundert mich ein bißchen, daß das überhaupt ein Problem sein soll. Intentionalität ist primär kollektiv, denn Denken, Sprache sind anders als kollektiv oder intersubjektiv nicht zu verstehen.

Die Gemeinschaft ist der Grund, auf dem sich Individualität entwickeln kann. Die ist problematisch, weil sie verstanden werden muß, aber genau dieses Verstandenwerden ist dann der Grund, daß etwas individuelles objektiv(iert) wird, in einem tieferen Sinne nicht ephemer bleibt.
Ich rede zwar lieber von Sinn und Bedeutung statt von Intentionalität, aber es ist doch mow das Gleiche gemeint, vielleicht ist Sinn/Bedeutung besser, weil das Intendierte nichts Gegebenes sein muß, sondern Erfundenes einschließt. Nicht nur als Bezugspunkt gefunden wird.

Zu shared und joint: meint das im Englischen auch den Unterschied von geteilt und vereinigt? Claudia Schroth scheint kollektive Intentionalität mit einem Kollektivsubjekt zu verbinden, was ich für richtig halte.




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Jörn Budesheim
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Mo 28. Okt 2024, 16:37

Wolfgang Endemann hat geschrieben :
Mo 28. Okt 2024, 13:44
Es wundert mich ein bißchen, daß das überhaupt ein Problem sein soll. Intentionalität ist primär kollektiv, denn Denken, Sprache sind anders als kollektiv oder intersubjektiv nicht zu verstehen.
Hier liegt schon ein erstes Problem: Sprache oder Bewusstsein? Autoren, die man der analytischen Philosophie zurechnen kann, betrachten Intentionalität wohl eher so wie du im Hinblick auf Sprache. Searle ist dabei eine gewichtige Ausnahme, für ihn ist - wie für die phänomenologische Linie - Bewusstsein der Bezugspunkt. Und da Bewusstsein der Gegenstand des Fadens ist, sind wir auch aus dieser Richtung auf die fraglichen Fragen gestoßen.




Wolfgang Endemann
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Mo 28. Okt 2024, 19:46

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 28. Okt 2024, 16:37
Sprache oder Bewusstsein?
Aber Sprache ist doch die verdinglichte Form des Bewußtseins. Heißt das nicht, daß die kollektive Intentionalität der Denkobjekte (Bewußtsein) parallel zur Intentionalität der Sprachobjekte gedacht werden muß?




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Jörn Budesheim
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Sa 2. Nov 2024, 07:26

RoloTomasi hat geschrieben :
So 27. Okt 2024, 17:55
Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 27. Okt 2024, 14:03
Ich habe mir im Junius Verlag eine Einführung in die Phänomenologie gekauft von Fellmann.
Nur am Rande: Das Buch von Fellmann ist ehrlich gesagt nicht so toll, ich hätte es Dir nicht empfohlen. Es gibt m.E. auch eigentlich keine so richtig guten Einführungen in die Phänomenologie. Obwohl, doch: Eine super Hinführung ist das Vorwort von Maurice Merleau-Ponty zu seinem Buch "Phänomenologie der Wahrnehmung". (Aber das ist leider ziemlich voraussetzungsreich - dafür ist man da dann gewissermaßen direkt drin im phänomenologischen Denken.)
Maren Wehrle Phänomenologie, Eine Einführung - das werde ich mir wahrscheinlich zulegen.
Intersubjektivität

[...]
Insbesondere für die Gewissheit, dass dasjenige, was ich erfahre, keine Illusion ist, dass es also eine Welt gibt, sind die Abgleiche mit den Erfahrungen anderer unerlässlich. Keinen einzigen Sinn, wie z. B. Subjektivität, Objektivität, Welt oder gar Ich, kann ein einzelnes konkretes Subjekt alleine konstituieren. All dies ergibt nur dann einen Sinn, wenn es auch andere erfahrende und sinnstiftende Subjekte gibt, die dieselbe Welt erfahren, wenn auch nicht immer auf die gleiche Weise. Im Subjektiven erkennen Phänomenolog:innen dabei nicht nur die Objektivität und Transzendenz der Welt, sondern auch, dass die Intersubjektivität dem einzelnen Subjekt immer schon vorausgehen muss: Alle Inhalte, die wir in unserem Bewusstsein vorfinden, verweisen bereits auf andere Subjekte, Welt, Natur oder Kultur. Zwar ist jede Erfahrung, jedes Erkennen notwendig subjektiv, dasjenige, was wir erkennen jedoch nicht: Der Inhalt der Erfahrung weist in seinem Sinn immer schon über das einzelne Subjekt hinaus auf eine Intersubjektivität. Jedes Subjekt ist, was es ist, nur als „Kind seiner Zeit“ und „Erbe“ einer Kultur (Husserl, Hua XV, S. 223), und damit genuin historisch. Um also ‚zu den Sachen selbst‘ gelangen zu können, muss phänomenologische Beschreibung, Wesensbestimmung und transzendentale Aufklärung im stetigen korrigierenden Austausch mit anderen stattfinden.[...]




Wolfgang Endemann
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Sa 2. Nov 2024, 12:24

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 2. Nov 2024, 07:26


Maren Wehrle Phänomenologie, Eine Einführung - das werde ich mir wahrscheinlich zulegen.
Intersubjektivität

[...]
Alle Inhalte, die wir in unserem Bewusstsein vorfinden, verweisen bereits auf andere Subjekte, Welt, Natur oder Kultur. Zwar ist jede Erfahrung, jedes Erkennen notwendig subjektiv, dasjenige, was wir erkennen jedoch nicht: Der Inhalt der Erfahrung weist in seinem Sinn immer schon über das einzelne Subjekt hinaus auf eine Intersubjektivität. Jedes Subjekt ist, was es ist, nur als „Kind seiner Zeit“ und „Erbe“ einer Kultur (Husserl, Hua XV, S. 223), und damit genuin historisch.
Das ist die eine Hälfte von Hegel, die Phänomenologie. Die andere Hälfte, die dazukommen muß, ist die Logik. Genesis und Geltung. Sinnbildung und Konsistenzbildung. Ohne diese zwei Komponenten hätte das denkende Bewußtsein keine Funktion. Das schließt einen eliminativen Materialismus aus dem vernünftig Denkbaren aus. Die Welt muß nicht vernünftig denkbar sein. Aber mit dem eliminativen Materialismus kann man sich das Denken sparen.




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Jörn Budesheim
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Sa 2. Nov 2024, 13:23

Die Frage, die mich in einigen der letzten Beiträge interessiert hat und die einen Unterschied zu Rolo markiert, ist, wie sich das Soziale im individuellen Bewusstsein niederschlägt. Ich glaube, dass der Perspektive der ersten Person immer andere Perspektiven eingeschrieben sind, auf welche Weise auch immer, zumindest die Perspektive der zweiten Person und die der ersten Person Plural. Ich glaube auch, dass das Bewusstsein im Großen und Ganzen allgemeine Strukturen hat, an denen wir sozusagen alle teilhaben. Das ist im Prinzip das Thema als ich die Begriffe der kollektiven Internationalität und jetzt den Begriff der Intersubjektivität ins Spiel gebracht habe.




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Quk
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Sa 2. Nov 2024, 15:11

Was passiert mit dem Bewusstsein eines Lebewesens, wenn es alleine auf einer ansonsten leblosen Felseninsel lebt? Wird es dann bewusstlos?




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