40 shades of consciousness

Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt sich in der Philosophie der Zweig der analytischen Philosophie, deren Grundlagen u.a. auch die Philosophie des Geistes (mind) betreffen
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Jörn Budesheim
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So 3. Nov 2024, 09:41

Wolfgang Endemann hat geschrieben :
So 3. Nov 2024, 00:19
Es gibt keinen Raum ohne Gegenstände im Raum, und es gibt keine Gegenstände ohne Raum, in dem sie situiert sind.
Consul hat geschrieben :
Sa 2. Nov 2024, 23:53
Ich denke, hier kommt der soziologische Begriff Habitus ins Spiel.
RoloTomasi hat geschrieben :
Sa 2. Nov 2024, 20:35
Wenn man den Menschen ganzheitlich verstehen, will, dann sollte man sicherlich alle diese Ebenen angemessen berücksichtigen, und keine einseitigen Deutungen (Materialismus, Biologismus, Soziologismus o.ä.) vornehmen.
Ich möchte diese drei wertvollen Hinweise aufnehmen. Mir gefällt die Metapher mit der Wechselseitigkeit von Raum und Gegenstand. Auch der Hinweis auf den Habitus Begriff ist hilfreich. Und ich stimme auch überein, dass man Einseitigkeiten vermeiden sollte.

Ja, es geht (mir) darum, Einseitigkeiten zu vermeiden. Zwar mögen alle meine Bewusstseinsakte meine Bewusstseinsakte sein. Aber sie können dies nur in einem sozialen Raum sein. Bestimmte Rollenerwartungen (z. B.) sind in die Akte (auch wenn es meine Akte sind) eingeschrieben und färben sie. Wie ich die Dinge erlebe, das hat auch immer einen sozialen Hintergrund, weil es (nicht nur, aber auch) von diesem mit geformt ist. Wenn ich zeichne, dann habe ich nur deshalb gewisse Freiheiten, weil alle meine Kolleg:innen vor mir sie erkämpft haben, :) der objektive Geist ist immer da und Teil meiner individuellen Freiheiten und Unfreiheiten.

Und noch ein kleiner Punkt: wenn ich aus dem Fenster auf die gegenüberliegende Seite schaue, dann sehe ich gerade das herbstliche Gelb des Baumes. Und wenn ich auch selbst nicht Gegenstand dieser Wahrnehmung bin, so ist doch in jedem Moment klar, dass es unvertretbar meine eigene Wahrnehmung ist. Gleichzeitig ist aber auch klar - und das ist meines Erachtens ebenfalls Teil der Phänomenologie dieser Wahrnehmung - dass ich diese Farbe jeder anderen zeigen könnte, dass alle anderen auch offen für ebendiese Erfahrung sind. Denn "das, was sich zeigt, so wie es sich von ihm selbst her zeigt", zeigt sich nicht nur mir so. Und hier macht es einen gewichtigen Unterschied, ob zwei Menschen zufälligerweise das Gleiche betrachten, oder ob sie es gemeinsam betrachten. Denn, wenn man nach dem "Wer, Wie, Was" der Intentionalität fragt, dann kann beim "Wer" auch ein Wir eingetragen sein, ohne dass dadurch die jeweiligen "Iche" durchgestrichen wurden.




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Consul
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Mo 4. Nov 2024, 02:45

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 3. Nov 2024, 07:35
Ja, gelegentlich wird - nach meinem Kenntnisstand - zwischen Emotionen und Stimmungen als Unterkategorien der Gefühle unterschieden. Das sind allerdings nach meiner Einschätzung keine guten Nachrichten für die ältere Komponententheorie, sondern hier liegen einfach verschiedene Formen von Gefühlen vor.
Ich verwende Emotion als Oberbegriff für Gefühle und Stimmungen, wobei Letztere als eine Art von Gefühlen betrachtet werden können. Für mich sind aber alle Gefühle eine Gattung von Empfindungen, nämlich Körperempfindungen.

David Armstrong unterscheidet dagegen zwischen Körperempfindungen und Körpergefühlen, und zwar anhand des Kriteriums der phänomenalen Lokalisiertheit bzw. Lokalisierbarkeit des subjektiven Erfahrnisses. Stimmungen sind als "globale" Körpergefühle nicht an bestimmten Körperstellen phänomenal lokalisiert (wie Rückenschmerzen).
"David Armstrong (1962) has been the only one to offer a taxonomy of all these bodily experiences. He draws a first contrast between bodily sensations and bodily feelings. Sensations, such as touch and pain, are local whereas feelings, such as thirst, hunger, fatigue, sleepiness, dizziness, and shortness of breath, are global. For instance, you can distinguish the local sensation of pinprick at the tip of your index finger with the diffuse feeling of fatigue in your whole body. Or consider the case of thirst: it reveals the general state of the entirety of your body missing water. More generally, interoceptive feelings inform us about the welfare of the organism as a whole. Their spatial principle of organization is thus holistic. Within the category of bodily sensations, Armstrong further distinguishes transitive and intransitive bodily sensations. One experiences a mind-independent object in transitive sensations, as in touch, but it does not seem so in intransitive ones, as in pain."
——————
"David Armstrong (1962) war der einzige, der eine Taxonomie all dieser körperlichen Erfahrungen angeboten hat. Er zieht einen ersten Kontrast zwischen körperlichen Empfindungen und körperlichen Gefühlen. Empfindungen wie Berührung und Schmerz sind lokal, während Gefühle wie Durst, Hunger, Müdigkeit, Schläfrigkeit, Schwindel und Kurzatmigkeit global sind. Sie können beispielsweise die lokale Empfindung eines Nadelstichs an der Spitze Ihres Zeigefingers von dem diffusen Gefühl der Müdigkeit in Ihrem ganzen Körper unterscheiden. Oder betrachten Sie den Fall des Durstes: Er offenbart den allgemeinen Zustand des gesamten Körpers, in dem Wasser fehlt. Allgemeiner gesagt informieren uns interozeptive Gefühle über das Wohlergehen des Organismus als Ganzes. Ihr räumliches Organisationsprinzip ist daher ganzheitlich. Innerhalb der Kategorie der körperlichen Empfindungen unterscheidet Armstrong weiter zwischen transitiven und intransitiven körperlichen Empfindungen. Man erlebt ein vom Geist unabhängiges Objekt in transitiven Empfindungen, wie bei Berührung, aber nicht bei intransitiven, wie bei Schmerz." [Übersetzt von Google Translate]

Bodily Awareness: https://plato.stanford.edu/entries/bodily-awareness/
"If asked what should be included among bodily sensations we might instance such things as sensations of pressure, warmth and movement, together with pains, itches, tickles and tingles. These seem to be different from such things as feeling tired, feeling fresh, feeling hungry and so on, which may be called ‘bodily feelings’. ‘Bodily feeling’ is introduced as a term of art, simply because a distinction seems called for but no ordinary word or phrase is available to mark the distinction. Bodily sensations and ‘bodily feelings’ have close resemblances, and, as we shall see shortly, there seem to be intermediate cases. But there does seem to be a distinction between the two sorts of phenomena. Thus, it would not be natural to say that feeling faint is a sensation, even although it characteristically involves the having of sensations. Bodily feelings may involve sensations, but do not seem to be sensations.

The question then arises by what marks can we distinguish bodily sensations and bodily feelings? I think the answer is that bodily sensations are, but bodily feelings are not, located in particular parts of the body. We have sensations of pressure in the small of the back, sensations of warmth in the ears, sensations of motion at the joints. It is even more obvious that pains, itches, tickles, tingles and so on, are located in particular parts of the body. But feelings of hunger or freshness cannot be located in the same way. Hunger-pangs can be located, but not feelings of hunger.

However, there are phenomena that challenge this attractively simple criterion. In the first place, we do speak of feeling tired in the legs, or arms, or back. Perhaps this is not very important, because there is no question of our locating the tiredness in the precise way that bodily sensations can be located in the body. A more serious difficulty is that we do speak of sensations of giddiness and dizziness, yet we do not give them a location in our body. (Although ‘dizzy in the head’ may be a barely permissible idiom.) We shall see, however, that these two are intermediate cases, lying between the ordinary bodily sensations, on the one hand, and ‘bodily feelings’, on the other."
——————
"Wenn wir gefragt werden, was zu den Körperempfindungen gezählt werden sollte, könnten wir Dinge wie Druck-, Wärme- und Bewegungsempfindungen sowie Schmerzen, Juckreiz, Kitzeln und Kribbeln nennen. Diese scheinen sich von Dingen wie Müdigkeit, Frische, Hunger usw. zu unterscheiden, die man als „Körpergefühle“ bezeichnen könnte. „Körpergefühl“ wird als Fachbegriff eingeführt, einfach weil eine Unterscheidung angebracht scheint, aber kein gewöhnliches Wort oder keine gewöhnliche Phrase zur Verfügung steht, um die Unterscheidung zu kennzeichnen. Körperempfindungen und „Körpergefühle“ haben große Ähnlichkeiten, und wie wir gleich sehen werden, scheint es Überschneidungen zu geben. Aber es scheint einen Unterschied zwischen den beiden Arten von Phänomenen zu geben. Daher wäre es nicht naheliegend zu sagen, dass Ohnmacht eine Empfindung ist, obwohl sie charakteristischerweise das Erleben von Empfindungen beinhaltet. Körpergefühle können Empfindungen beinhalten, scheinen aber keine Empfindungen zu sein.

Es stellt sich dann die Frage, anhand welcher Merkmale wir Körperempfindungen und Körpergefühle unterscheiden können. Ich denke, die Antwort ist, dass Körperempfindungen, Körpergefühle jedoch nicht, in bestimmten Körperteilen lokalisiert sind. Wir haben Druckgefühle im Kreuz, Wärmegefühle in den Ohren, Bewegungsgefühle in den Gelenken. Noch offensichtlicher ist, dass Schmerzen, Jucken, Kitzeln, Kribbeln usw. in bestimmten Körperteilen lokalisiert sind. Hunger- oder Frischegefühle können jedoch nicht auf die gleiche Weise lokalisiert werden. Hungerschmerzen können lokalisiert werden, Hungergefühle jedoch nicht.

Es gibt jedoch Phänomene, die dieses ansprechend einfache Kriterium in Frage stellen. Erstens sprechen wir von Müdigkeit in den Beinen, Armen oder im Rücken. Vielleicht ist dies nicht sehr wichtig, da es nicht in Frage kommt, die Müdigkeit auf die genaue Weise zu lokalisieren, wie Körperempfindungen im Körper lokalisiert werden können. Eine schwerwiegendere Schwierigkeit besteht darin, dass wir zwar von Empfindungen von Schwindel und Benommenheit sprechen, ihnen jedoch keinen Ort in unserem Körper zuweisen. (Obwohl „Schwindel im Kopf“ eine gerade noch zulässige Redewendung sein mag.) Wir werden jedoch sehen, dass es sich hierbei um Fälle in einem Grenzbereich handelt, die zwischen den gewöhnlichen Körperempfindungen einerseits und „Körpergefühlen“ andererseits liegen." [Übersetzt von Google Translate]

(Armstrong, D. M. A Materialist Theory of the Mind. London: Routledge & Kegan Paul, 1968. pp. 307-8)
Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 3. Nov 2024, 07:35
Inwiefern man zwischen Angst und Furcht unterscheiden sollte (quasi a la Heidegger) ist - soweit ich weiß - umstritten. (Ich fand diesen Gedanken früher attraktiv, mittlerweile halte ich nichts mehr davon.)
Intuitiv gesprochen, scheint die Rede von gegenstandsloser, nicht gegenstandsbezogener Angst (Angst ohne Angst vor etwas) akzeptabler als diejenige von gegenstandsloser, nicht gegenstandsbezogener Furcht (Furcht ohne Furcht vor etwas); aber dahinter steht kein ehernes Sprachgesetz.

Was die Emotionspsychologie anbelangt, so erscheint mir Jesse Prinz' Theorie am plausibelsten. Die Rede von einer "Wahrnehmung von Werten" halte ich jedoch für irreführend. Emotionen sind Körperempfindungen, d.i. Empfindungen, durch die ich physiologische Vorhänge in meinem Körper innerlich (interozeptiv) wahrnehme. Und auf der Grundlage solcher Körperempfindungen bewerte ich wahrgenommene Objekte oder Personen. Die "Wahrnehmung von Werten" ist also eigentlich eine bewertende Wahrnehmung (Wahrnehmung + Bewertung), wobei die Bewertung auf der Grundlage derjenigen Art von Emotion qua Körperempfindung erfolgt, die die äußere Sinneswahrnehmung begleitet.

Wenn ich vor mir einen zähnefletschenden Schäferhund sehe und Angst/Furcht spüre, dann nehme ich den Hund infolge dieser Emotion als gefährlich wahr. Der Hund ist der äußere Wahrnehmungsgegenstand meines Sehens und der Bewertungsgegenstand meiner Angst/Furcht, wobei der innere Wahrnehmungsgegenstand Letzterer als Körperempfindung ein innerer physiologischer Vorgang in meinem Körper ist. Der innerkörperliche Wahrnehmungsgegenstand meiner Angst/Furcht ist jedoch nicht deren Bewertungsgegenstand, denn ich ängstige/fürchte mich ja vor dem Hund und nicht vor meinem eigenen Körper. Ich nehme den Hund als gefährlich wahr und nicht meinen eigenen Körper.
"In contrast to [Christine] Tappolet, whose account sees emotions as ways of directly perceiving values, Jesse Prinz defends a proposal on which emotions are indirect perceptions of values—indirect in the sense that, rather than having a direct perceptual connection to values, emotions are understood as perceptions of changes in our bodily states which, in turn, correspond to particular values. Hence the indirectness of Prinz’s proposal. Consider an example: for me to be afraid of the cliff edge just is for me to perceive a distinctive change in my bodily states—a change that amounts to the (indirect) perception of the cliff edge as dangerous."
——————
"Im Gegensatz zu [Christine] Tappolet, deren Darstellung Emotionen als Mittel zur direkten Wahrnehmung von Werten betrachtet, vertritt Jesse Prinz einen Vorschlag, bei dem Emotionen indirekte Wahrnehmungen von Werten sind – indirekt in dem Sinne, dass Emotionen nicht direkt mit Werten in Verbindung stehen, sondern als Wahrnehmungen von Veränderungen unserer körperlichen Zustände verstanden werden, die wiederum bestimmten Werten entsprechen. Daher ist Prinz‘ Vorschlag indirekt. Betrachten wir ein Beispiel: Wenn ich Angst vor dem Rand einer Klippe habe, nehme ich lediglich eine deutliche Veränderung meiner körperlichen Zustände wahr – eine Veränderung, die auf die (indirekte) Wahrnehmung des Rands einer Klippe als gefährlich hinausläuft." [Übersetzt von Google Translate]

(Kurth, Charlie. Emotion. New York: Routledge, 2022. p. 40)

"On Christine Tappolet’s account, emotions are perceptual experiences of evaluative properties: to be disgusted by the maggot-infested meat is, quite literally, to perceive the meat as disgusting—to see it as something to be rejected or avoided. Moreover, on Tappolet’s account, these perceptions are non-conceptual in the sense that in order for your perception to have content, you don’t need to have the associated concepts. In this way, emotions are just like sensory perceptions—what we see, hear, taste, feel, and smell."
——————
"Nach Christine Tappolet sind Emotionen Wahrnehmungserfahrungen mit bewertenden Eigenschaften: Ekel vor dem von Maden befallenen Fleisch zu empfinden, bedeutet im wahrsten Sinne des Wortes, das Fleisch als ekelhaft zu empfinden – es als etwas anzusehen, das man ablehnen oder vermeiden muss. Darüber hinaus sind diese Wahrnehmungen nach Tappolet nicht-konzeptuell in dem Sinne, dass man, damit die Wahrnehmung Inhalt hat, nicht die damit verbundenen Konzepte haben muss. In dieser Hinsicht sind Emotionen genau wie Sinneswahrnehmungen – was wir sehen, hören, schmecken, fühlen und riechen." [Übersetzt von Google Translate]

(Kurth, Charlie. Emotion. New York: Routledge, 2022. p. 36)



"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding

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Thomas
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Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 3. Nov 2024, 09:41
Denn, wenn man nach dem "Wer, Wie, Was" der Intentionalität fragt, dann kann beim "Wer" auch ein Wir eingetragen sein, ohne dass dadurch die jeweiligen "Iche" durchgestrichen wurden.
Ich sehe es anders: Das Wir ist tatsächlich die 'Durchstreichung' des Ich. Immer wenn es 'wir' heißt, wird über das Bewusstsein hinweggesehen. Ich will das aber natürlich nicht kritisieren, im Gegenteil. Ich verstehe das Abstandnehmen von sich und der eigenen Erfahrung, ganz im Sinne der klassischen Sozialphilosophie, gerade als den Sinn des Sozialen (oder des objektiven Geistes). Das Soziale ist seiner Natur nach gleichgültig gegen das Bewusstsein; und das Soziale besteht ja auch weiter, wenn ich oder irgendjemand sonst längst tot ist. Im Sozialen kommt, das will ich sagen, das Bewusstsein gar nicht vor, sondern hier dominiert das Ich als vertretbare Person. Zurecht sagt Luhmann, dass das Bewusstsein (und seine Erfahrungen und Erlebnisse) nicht Teil der Gesellschaft ist.

Das Gemeinsame oder auch Gesellschaftliche lebt ja geradezu von unpersönlichen Schemata des Verhaltens, Rollen, Muster, Traditionen usw., an die 'man' (Heidegger) - anknüpfen kann - das Heidegger'sche Man heißt heute Wir. Alles, was ich damit sagen will, ist, dass es sich beim Sozialen nicht unmittelbar um Bewusstsein handelt. Bei der gemeinsamen Ausrichtung auf eine Sache kann man nicht nur statt Ich Wir eintragen, sondern man muss es geradezu. Nichts ist schlimmer als ein Mensch, der nicht bei der Sache oder beim Thema bleiben kann, und der im Feld des Sozialen nur sich selbst und sein Erleben und Erfahren einbringen will. Dieser Mensch ist buchstäblich a-sozial: Er versteht ganze Idee des Sozialen nicht, die doch darin besteht, dass man gemeinsame Themen und Perspektiven hat und dass man um der Ausrichtung auf die Sache Willen die eigenen Erlebnisse, Gefühle und Erfahrungen einklammern muss. Das Soziale ist eine Welt sui generis: Sie käme durch die 'Verbindung' von 'Bewusstseinen' oder 'Bewusstseinsströmen' niemals zustande, sondern gerade durch die Überwindung der Bewusstseinsstellung.

Mit dem Bewusstsein lässt sich kein Staat machen, aus Bewusstsein lässt sich keine soziale Welt hervorbringen. Nicolai Hartmann, den ich ja sehr schätze, sagt es in seinem oben schon erwähnten Buch an einer Stelle sehr knapp: "Das Bewußtsein trennt die Menschen. Der Geist verbindet sie". Das Soziale, Gemeinsame, Gesellschaftliche ist objektiv geistig, während das Bewusstsein - nicht zuletzt wegen seiner Verankerung in körperlichen, organischen und seelischen Prozessen - eminent viel Geistloses hat. Nochmal Hartmann: "Das geistlose Bewußtsein ist weder eigentliches Subjekt noch hat es eigentliche Objekte. Was ihm dazu fehlt, ist die Distanz zu den Dingen". Es gibt also einen Zustand des Bewusstseins vor der Intentionalität, wo der Mensch noch nicht Person oder subjektiver Geist ist. Was aus diesem geistlosen Bereich stammt - also z.B. alles strikt Ichliche, Leibliche, Gespürte, die eigene Lebensgeschichte usw. - bringt es von sich aus noch nicht zu jener Sachlichkeit, die für alles Soziale und Gemeinsame die Voraussetzung bildet.

Es gibt eben eine genuine Einsamkeit der Erfahrung. Einsamkeit meine ich hier ganz neutral: nämlich als Ich-Sein, als Unvertretbarkeit meiner selbst mit allen meinen Erfahrungen. Es gibt etwas, nämlich eben das geistlose, präpersonale Bewusstsein, wofür es - auch wenn es keine mentale oder seelische Innenwelt ist - keine Sozialform gibt. Ich kann das Bewusstsein nicht veröffentlichen oder 'teilen'. Wenn ich es veröffentlichen will, muss ich es bereits überschreiten: Ich muss z.B. meiner Trauer Ausdruck verleihen und damit über sie sprechen wie über eine intentionale Sache, die sie als mein unmittelbares Fühlen nicht ist. In dem Maße, in dem es mir als Person gelingt, Abstand zu nehmen von mir als geistlosem Bewusstsein, schaffe ich mit der Versachlichung meiner selbst und meines Zustandes zugleich die Voraussetzungen für das Wir. Das Gefühl hört dadurch nicht auf, aber es wird im Zuge seiner Objektivierung zu einer kommunikativen Größe. Dann kann der andere, der mich reden hört, sagen: 'Jaja, das kenne ich auch', oder 'Nein, das kenne ich so nicht'.

Die objektive Welt - sei es die personale oder die soziale - ist aus dieser Sicht nicht einfach da - so wie der Baum oder die Farbe der Blätter in Deinem Beispiel, die ja der Blinde gar nicht sieht. Die soziale Welt entsteht und verändert sich laufend in kommunikativen Prozessen; aber darunter gibt es die Anonymität des Bewusstseins, in der es weder ein klares Subjekt noch ein klares Objekt gibt. Husserl sagt es so: „Der Anfang ist die reine und sozusagen noch stumme Erfahrung, die nun erst zur reinen Aussprache ihres eigenen Sinnes zu bringen ist“. Diese stumme oder reine Erfahrung überlebt alle Sozialisierung, die sich im Laufe des Person- bzw. Erwachsenwerdens darüber schichtet - sie wird nicht aufgelöst oder zum Verschwinden gebracht dadurch, dass das Ich sich zur Wir-Form versachlicht. Und 'Bewusstsein' ist aus meiner Sicht der treffende Ausdruck für diese bleibende Ebene der Erfahrung.




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Jörn Budesheim
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Mo 4. Nov 2024, 18:42

Meine Liebste und ich am Meer betrachten zusammen den Sonnenuntergang in einem gemeinsamer Urlaub, eine typische "Wir"-Erfahrung, bei der keins der beiden "ich" durchgestrichen ist.

(Heute abend bin ich zu groggy für einen längeren Text und ob ich morgen Zeit finde, ist zweifelhaft, denn es steht relativ viel Arbeit an.)




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Mo 4. Nov 2024, 18:46

Intersubjektivität und kollektive Intentionalität

Intentionalität ist immer schon intersubjektiv und sozial geprägt. Dies herauszustellen war und ist eines der zentralen Themen der Phänomenologie. So ist etwa das Bewusstsein, das wir von uns selbst als etwas (Objekt, Selbst) haben, bestimmt durch den Blick, d. h. die Intentionalität der Anderen (Sartre 1943) sowie dem sozialen, kulturellen und historischen Kontext (Beauvoir 1949; Fanon 1952). Wir können sogar von uns als Mensch, Person oder Subjekt überhaupt erst sprechen, wenn es auch andere Subjekte mit entsprechendem Bewusstsein und Intentionalität gibt (Husserl, Hua I), für die wir wiederum Objekte ihrer Erfahrung sind. Weiterhin ist Intentionalität nicht nur eingebettet in soziale, kulturelle und historische Kontexte, sondern vollzieht sich auch aktiv mit anderen, auf implizite oder explizite Weise. So lässt sich von einer gemeinsamen leiblich fungierenden Intentionalität und Zwischenleiblichkeit (vgl. Merleau-Ponty 2007 [1960], S. 242, 252; Waldenfels 2000, S. 287 ff.; Fuchs 2003; Eberlein 2016; Fuchs/De Jaegher 2009) sprechen sowie von einer ‚Wir-Intentionalität‘ oder ‚kollektiven Intentionalität‘ oder einem ‚Miteinanderfühlen‘ (Husserl, Hua XIII-XV; Walther 1923; Stein 2008 [1916]; Scheler 1923; Bermes/Henckmann/Leonardy 2003). Themen, die die gegenwärtige Phänomenologie wieder ins Zentrum rückt, weiterentwickelt und auf aktuelle akademische Debatten, z. B. über soziale Kognition oder Sozialontologie, oder politische und soziale Phänomene, z. B. Massenhysterie oder Populismus, bezieht (Moran/Szanto 2016; Zahavi 1996, 2018; Magri/Moran 2018; Zahavi/Salice 2017; Tranas/Caminada 2020; Thonhauser 2020; Szanto 2020).

Maren Wehrle, Phänomenologie, Eine Einführung




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@Jörn: Kein Stress mit dem Antworten. Ohnehin glaube ich, dass wir in diesem Punkt unsere Differenz ziemlich klar herausgestellt haben - wir müssen das also nicht weiter vertiefen, denn sonst wiederholen wir uns ja auch nur.




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Consul hat geschrieben :
Mo 4. Nov 2024, 02:45
Emotionen
In meiner Terminologie, die sich an der mir bekannten Philosophie der Gefühle orientiert, ist der Oberbegriff "Gefühl". Emotionen sind dabei diejenigen Gefühle, die rational sind. Die relevante Literatur dazu habe ich weiter oben genannt.




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RoloTomasi hat geschrieben :
Mo 4. Nov 2024, 18:53
@Jörn: Kein Stress mit dem Antworten. Ohnehin glaube ich, dass wir in diesem Punkt unsere Differenz ziemlich klar herausgestellt haben [...]
Da bin ich mir nicht sicher. Bei deinen Antworten habe ich oft das Gefühl, dass ich meine Punkte noch nicht klar genug gemacht habe :)




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Mo 4. Nov 2024, 20:29

@Jörn: Nur noch eine kleine Erläuterung. Ich hoffe, ich habe deutlich gemacht, dass ich das Wir oder das Soziale nicht leugne; und auch nicht die Bedeutung, die es für uns Menschen hat. Wenn sich im Fußballstadion 50000 Leute das Spiel anschauen, kann man das gern als "kollektive Intentionalität" bezeichnen - um die Begriffe geht es ja nicht. Also, meinetwegen: Ein Kollektiv richtet sich intentional auf eine Sache aus, nämlich auf das Spiel, was stattfindet. Ich will im Grunde nur sagen, dass die 50000 Leute, Zwischenleiblichkeit und gemeinsames Mitfiebern zum Trotz, kein Bewusstsein bilden. Eine Gruppe isst nicht, sieht nicht, fühlt nicht, sondern ich esse, sehe oder fühle - sei es in Gesellschaft mit anderen oder allein. Ein letztes Mal dazu ein Zitat von Hartmann: "Das Gemeinwesen hat selbst kein Bewußtsein. Desgleichen das Recht, die Moral, die Sitte. Es gibt wohl ein Staatsbewusstsein, Rechtsbewusstsein, sittliches Bewußtsein, aber nur in den Einzelsubjekten. Der objektive Geist hat sein Bewußtsein nicht in sich, sondern in den subjektiven Geistern".

Zum Bewusstsein gehört, da stimme ich Hartmann zu, ein verkörpertes Ich. Natürlich kann ich auch sozial sein, also z.B. viel unter Leuten, im Gespräch oder im Sportverein - und dabei voller Empathie, Mitgefühl oder Wir-Gefühl. Aber nicht ein 'Wir' ist unter Leuten, im Verein oder oder empathisch, sondern ein Ich (oder einfach: ich). Und all das, was jemand dabei erlebt, fühlt sich eben für den jeweils Erlebenden auf eine bestimmte Weise an: Dass 50000 Leute dasselbe Spiel sehen, stimmt schon - aber das sagt sich so leicht. Und ist es wirklich dasselbe, was alle 50000 sehen oder erleben?

(Soweit erst mal. Jetzt kann ich meinen Punkt im Grunde nicht noch weiter verdeutlichen. Ich glaube aber, dass es vielleicht nur Nuancen sind, in denen wir die Dinge anders sehen.)




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Di 5. Nov 2024, 00:57

Ich präsentiere hiermit einen wissenschaftlichen Forschungsansatz, der von der Hypothese ausgeht, dass das (phänomenale) Bewusstsein ein elektromagnetisches Feld im Gehirn ist (oder von einem solchen verursacht wird): Electromagnetic Field Theories of Consciousness
"The essence of the present hypothesis can be stated in one sentence. It is that consciousness is identical with certain spatiotemporal patterns in the electromagnetic field.

Now if this hypothesis is true, it may not be overstating the case to say that it solves the mind-body problem at a stroke. If the hypothesis is true, then consciousness is not material in the usually accepted sense, but neither is it some kind of non-physical spook (which, being non-physical, is therefore not accessible to scientific investigation). Consciousness (or at least normal human consciousness) is a local, brain-generated, configuration of, or pattern in, the electromagnetic field. A brain-sized spatial pattern in the electromagnetic field is not matter as such, so the hypothesis escapes the main objection to materialism. However, the electromagnetic field does have the easily observed property of affecting matter, so the hypothesis also side-steps the main objection to dualism. Philosophically speaking, this looks like a winner.

But the question remains, is it just another philosophical speculation, or is this a hypothesis supported by the vast mass of presently available scientific evidence on consciousness? The major part of the present book is an argument that the central hypothesis is supported by a great deal of empirical evidence, and thus that it must be considered a serious scientific hypothesis, deserving of further experimental investigation."
——————
"Der Kern der vorliegenden Hypothese kann in einem Satz zusammengefasst werden. Er besteht darin, dass das Bewusstsein mit bestimmten räumlich-zeitlichen Mustern im elektromagnetischen Feld identisch ist.

Wenn diese Hypothese zutrifft, ist es vielleicht nicht übertrieben zu sagen, dass sie das Leib-Seele-Problem auf einen Schlag löst. Wenn die Hypothese zutrifft, dann ist das Bewusstsein nicht materiell im allgemein akzeptierten Sinne, aber es ist auch keine Art nicht-physisches Gespenst (das, da es nicht-physisch ist, daher wissenschaftlichen Untersuchungen nicht zugänglich ist). Das Bewusstsein (oder zumindest das normale menschliche Bewusstsein) ist eine lokale, vom Gehirn erzeugte Konfiguration oder ein Muster im elektromagnetischen Feld. Ein räumliches Muster in der Größe eines Gehirns im elektromagnetischen Feld ist keine Materie als solche, daher entgeht die Hypothese dem Haupteinwand gegen den Materialismus. Das elektromagnetische Feld hat jedoch die leicht zu beobachtende Eigenschaft, Materie zu beeinflussen, sodass die Hypothese auch den Haupteinwand gegen den Dualismus umgeht. Philosophisch gesehen sieht dies nach einem Gewinner aus.

Aber die Frage bleibt, ist es nur eine weitere philosophische Spekulation oder wird diese Hypothese durch die große Menge der derzeit verfügbaren wissenschaftlichen Beweise zum Bewusstsein gestützt? Der größte Teil des vorliegenden Buches besteht aus der Darlegung, dass die zentrale Hypothese durch eine große Menge empirischer Beweise gestützt wird und dass sie daher als eine ernsthafte wissenschaftliche Hypothese betrachtet werden muss, die weitere experimentelle Untersuchung verdient." [Übersetzt von Google Translate]

(Pockett, Susan. The Nature of Consciousness: A Hypothesis. Lincoln, NE: Writers Club Press/iUniverse, 2000. p. 4)
"Are the Brain’s Electromagnetic Fields the Seat of Consciousness?

What if the electromagnetic fields generated by, but which are not identical to, the neuroanatomy of the brain, are in fact the primary seat of consciousness? The brain’s fields are generated by various physiological processes in the brain, but primarily by trans-membrane currents moving through neurons. These fields are always oscillating and they come in various speeds, clustered around certain bands, from delta on the lower end at 1-2.5 cycles (oscillations) per second (Hertz) up to gamma at 40-120 cycles per second."
——————
"Sind die elektromagnetischen Felder des Gehirns der Sitz des Bewusstseins?

Was wäre, wenn die elektromagnetischen Felder, die von der Neuroanatomie des Gehirns erzeugt werden, aber nicht identisch mit dieser sind, tatsächlich der primäre Sitz des Bewusstseins sind? Die Felder des Gehirns werden durch verschiedene physiologische Prozesse im Gehirn erzeugt, aber hauptsächlich durch transmembranäre Ströme, die durch Neuronen fließen. Diese Felder oszillieren ständig und treten in verschiedenen Geschwindigkeiten auf, die um bestimmte Bänder gruppiert sind, von Delta am unteren Ende mit 1–2,5 Zyklen (Schwingungen) pro Sekunde (Hertz) bis zu Gamma mit 40–120 Zyklen pro Sekunde." [Übersetzt von Google Translate]

Tam Hunt: Are the Brain’s Electromagnetic Fields the Seat of Consciousness? (2020)
"We are excited about the articles published on this Research Topic, “Electromagnetic field theories of consciousness: opportunities and obstacles”, appearing here for the first time as a Research Topic.

While the concept of an EM field theory of mind is not new – it was first proposed over 70 years ago – it is indeed a new development to see this level of interest in this type of solution for the infamous “hard problem” of consciousness, and of course “the easy problems” of consciousness too. In fact, that's one of the key features of EM field theories of consciousness: they can address both the broader philosophical and fundamental physics questions of consciousness, and also the nuts and bolts of how the brain works from moment to moment and day to day.

Our Research Topic was, in part, a celebration of the 30th anniversary of the game-changing “neural correlates of consciousness” concept, first proposed as part of Crick and Koch's 1990 “neurobiological theory of consciousness.” After now 33 years of research and theory-building, however, scholars in the science of consciousness are perhaps not much closer to a widely accepted theory of consciousness.

An electromagnetic (EM) field theory of consciousness attempts to explain the nature of consciousness and its relationship to matter in terms of fundamental EM fields and their dynamics. EM field theories view brain waves (delta, theta, etc.) and related EM fields as causally potent and functionally relevant to consciousness and the workings of the brain. EM field theories are a promising and growing subset of consciousness theories.

These theories originally emerged because they drew on considerable experimental evidence and provided potential solutions to traditional neuroscience's well-known problems. For example, how does the unity of consciousness arise from the functioning of billions of neurons and glia?

It is worth noting that most physicalist theories of consciousness boil down to a type of EM field theory of consciousness, whether or not this is acknowledged. This is the case because the atomic basis of the material comprising our brains, our bodies, and our biosphere is intrinsically electromagnetic. Other fundamental forces – gravity and the strong and weak nuclear forces – are likely not relevant to the dynamics of consciousness. In this manner, all of the physical dynamics that affect consciousness are ultimately various kinds of EM field dynamics, so even when a theory doesn't mention EM fields specifically, and if it is a physical theory of consciousness, then it will be based in some manner on EM fields.

The specific role of EM fields in the brain has been debated for many years, with some scholars maintaining the view that they are largely or entirely epiphenomenal – like the proverbial train whistle on a steam-powered locomotive – and other scholars viewing them as integral to the workings of consciousness. We are now at a point where experiments and data are being brought to bear to resolve this debate.

Our anchor article for this Research Topic was Hunt and Schooler's 2019 paper, “The easy part of the Hard Problem: A resonance theory of consciousness.” The General Resonance Theory (GRT) of consciousness, described in that paper, may be viewed as a type of electromagnetic theory of consciousness and posits that electromagnetic (EM) fields may be the primary seat of consciousness. As such, the dynamics of these fields become the measurable dynamics of consciousness. This remains a hypothesis but experiments are being conducted in various labs around the world to test this exciting hypothesis. The various papers in this issue shed light on this hypothesis and related ideas surrounding EM field theories.

1. MacIver's paper, “Consciousness and Inward Electromagnetic Field Interactions,” provides insights into how electromagnetic fields generated by neuronal membranes might be crucial for consciousness. The paper addresses early criticisms of EM field theories and explores the use of non-linear dynamic analyses of EEG recordings to track consciousness levels. MacIver proposes an inward view of EMF energy “clouds,” suggesting that EM fields focused inward to the brain could provide stronger ephaptic connections to neural circuits and thus be causal, contrary to early critiques of EM field theories. This paper is significant for the Research Topic as it supports the idea that EM fields likely play a key role in mind-brain integration, and offers a new perspective on interpreting EEG data in the context of consciousness.

2. Keppler's paper, “Building blocks for the development of a self-consistent electromagnetic field theory of consciousness,” aims to assemble the foundational elements for creating a fundamental electromagnetic field theory of consciousness. It emphasizes the quantum electrodynamics vacuum state as a vibrant energy source, termed the zero-point field (ZPF), which is central to all electromagnetic phenomena. The paper theorizes that the brain functions as a resonant oscillator, selectively coupling to specific ZPF modes to compose specific phenomenal states. This theory posits consciousness as a result of the brain's interaction with ZPF modes, highlighting the significance of neurotransmitter-ZPF interactions for future research.

3. Young, Robbins et al.'s paper, “From micro to macro: the combination of consciousness,” explores the concept of consciousness extending beyond the individual to a collective level. It examines the synchronization of neuronally generated EM fields between individuals, proposing a model where individual agents may merge into a hierarchical cognitive system. The paper utilizes the axioms and conjectures of General Resonance Theory to describe this phenomenon of interpersonal resonant combination, suggesting that synchronized EM fields through behavioral interactions can optimize information flow and alter the conscious states of the agents involved. This research extends EM field approaches by proposing a physical basis for “group consciousness” and its empirical investigation.

4. Kitchener and Hales' paper, “What neuroscientists think, and don't think, about consciousness,” discusses the prevailing approach of neuroscientists toward consciousness, primarily focusing on its generation and characteristics, without a consensus on its underlying mechanism. It emphasizes the integral role of neurons and electromagnetic fields in brain functioning, underscoring the complexity of electromagnetic phenomena from the atomic level upwards in the brain. This research adds to the EM field theories of consciousness by highlighting the fundamental physics of neurons and glial cells in the brain, suggesting that a deeper investigation into the electromagnetic fields at the cellular scale could offer insights into the mechanisms of consciousness.

5. Winters' paper, “The temporally-integrated causality landscape: reconciling neuroscientific theories with the phenomenology of consciousness,” presents the Temporally-Integrated Causality Landscape (TICL) as a framework to understand consciousness. It compares and contrasts TICL with other neuroscientific theories like Integrated Information Theory, GRT, and Global Neuronal Workspace Theory, emphasizing the importance of electromagnetic forces in neural causality. The paper contributes to the electromagnetic field theories of consciousness by exploring the spatial-temporal dynamics of brain activity and their relation to conscious experiences, proposing a more comprehensive approach to understanding consciousness in neurological terms.

6. The Young, Hunt et al. paper, “The slowest shared resonance: a review of electromagnetic field oscillations between central and peripheral nervous systems,” examines the role of EM field oscillations in both central and peripheral nervous systems. It explores the principle of the Slowest Shared Resonance (SSR) within GRT, positing that consciousness arises from the combination of micro- to macro-consciousness in coupled field systems, determined by the slowest common denominator frequency. This paper contributes to the Research Topic by suggesting a spatiotemporal hierarchy of brain-body shared resonance systems and supports the principle of SSR within EM field theories of consciousness.

7. Hales and Ericson's paper, “Electromagnetism's bridge across the explanatory gap: how a neuroscience/physics collaboration delivers explanation into all theories of consciousness,” focuses on integrating neuroscience and fundamental physics to address the “explanatory gap” in consciousness research. It argues that the brain, as an electromagnetic field object, can be understood through the standard model of particle physics, suggesting that all theories of consciousness are essentially interpretations of specific EM field behaviors in brain tissue. This interdisciplinary approach aims to provide a unified explanation applicable to all theories of consciousness, exploring how subjectivity might emerge from electromagnetic fields.

8. Ward and Guevara's paper, “Qualia and phenomenal consciousness arise from the information structure of an electromagnetic field in the brain,” explores the physical substrate for subjective, phenomenal consciousness (P-consciousness). It proposes that the electromagnetic (EM) field generated by the brain's electrical charges serves as this substrate. The paper posits that a part of the thalamus in mammals generates this critical EM field, which is structured by emulating information from external and internal sources, forming the basis of qualia experienced in P-consciousness. This research contributes to EM field theories by suggesting how the brain's EM fields may structure the experience of consciousness.

9. Bond's paper, “The contribution of coherence field theory to a model of consciousness,” delves into the emerging paradigm in neuroscience that views resonance as central to consciousness. It discusses the role of oscillating flows within the brain's electric field in producing mind from matter and explores how vibrations in nanoscale atomic structures and photonic waves may contribute to consciousness. The paper touches on the “binding problem” in consciousness theory, questioning how trillions of atoms and billions of cells integrate to produce a unified medium of awareness. Bond also investigates how EM fields within neurons influence signal transmission, surpassing explanations based solely on ion diffusion. The paper's relevance lies in its exploration of how light interactions with biological systems and internal EM fields in the brain could contribute to consciousness, aligning with the Research Topic's focus on EM fields.

10. Hunt and Jones “Fields or firings? Comparing the spike code and the electromagnetic field hypothesis,” proposes that EM fields, from the local to the global, may be the primary seat of consciousness in the brain. It contrasts this hypothesis with the conventional spike code approach that focuses on synaptic firing as the basis for consciousness. The paper posits that while neurons and synaptic transmissions are necessary for consciousness, they are not sufficient to explain its complexity. It argues that consciousness arises from the intricate interplay between neuronal activities and EM fields, suggesting that these fields, rather than being epiphenomenal, play a central role in the emergence and unification of conscious cognition. The authors highlight the importance of EM fields in various cognitive processes, including memory and perception, and call for further research in this area. They present various sources of evidence that oscillating neural EM fields may make firing in neural circuits oscillate, and these oscillating circuits may help unify and guide conscious cognition.

11. “Consciousness: Meat or EMF?” by McFadden challenges conventional theories of consciousness that rely on the brain's neuronal matter, proposing instead that the substrate of consciousness is the brain's electromagnetic field. The paper critiques existing theories, showing how EM field theories provide novel insights into consciousness and potentially offer a route toward building artificial consciousness. It distinguishes between intelligence and consciousness, arguing that EM theories account for the emergence of consciousness through natural selection and the brain's neural activity. This paper contributes significantly to the Research Topic by offering a comprehensive examination of EM theories against established criteria and by discussing the evolutionary aspects of consciousness in relation to electromagnetic fields.

12. “Electromagnetic-field theories of qualia: can they improve upon standard neuroscience?” by Jones and Hunt, explores the potential of EM field theories in explaining qualia, the subjective aspects of consciousness like colors, pains, and emotions, which have been challenging for standard neuroscience to fully account for. The authors review various EM field theories of qualia of how our various qualia arise, assessing their strengths and weaknesses, and contrasting them with traditional synaptic neuroscience approaches. They focus on three key problems: identifying neural correlates of the various qualia, integrating qualia into a unified perceptual experience, and addressing the “hard problem” of consciousness, namely the metaphysical relationship between neural events and qualia. The paper suggests that EM field theories, while still in development, could offer promising avenues for better understanding consciousness and qualia, potentially improving upon the explanations provided by standard neuroscience.

13. Lacalli's paper, “Consciousness and its hard problems: separating the ontological from the evolutionary,” focuses on the role of evolution in theories of consciousness. It introduces the concept of a “consciousness machine” to explore how ontology and evolution contribute to consciousness. The paper examines whether consciousness originates from electromagnetic field effects or neural connectivity and information flow. It also discusses the evolution of consciousness and agency, suggesting that agency might be more a developmental than evolutionary process. The paper explores the emergence of consciousness and behavior links, suggesting a divide between phenomenal experience and agency in developmental and evolutionary timescales. The author concludes that understanding consciousness involves both easy problems, like the neurocircuitry innovations for consciousness, and hard problems, like the ontological basis of subjective experience.

14. The final paper, Gómez-Emilsson and Percy “Don't forget the boundary problem! How EM field topology can address the overlooked cousin to the binding problem for consciousness,” explores the “boundary problem” in theories of consciousness, an issue often overshadowed by the more widely discussed binding problem. The authors propose that EM field topology could be a key to understanding how distinct boundaries of consciousness are formed. They argue that while existing theories focus on how various experiences are unified into a single first-person perspective (the binding problem), they often neglect the question of why these unified experiences have specific spatial and temporal boundaries (the boundary problem). By examining EM field theories, the paper suggests that topological segmentation within EM fields could conceptually and empirically address this boundary problem, offering a novel perspective in consciousness studies.

In closing, it is our strong hope that these papers extend discussion and research into EM field theories for many years to come — and may even lead to a more widely accepted set of solutions to the Hard Problem as well as the easy problems of consciousness."

Quelle: Editorial: Electromagnetic field theories of consciousness: opportunities and obstacles (2024)

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"Wir freuen uns über die zu diesem Forschungsthema veröffentlichten Artikel „Elektromagnetisches-Feld-Theorien des Bewusstseins: Chancen und Hindernisse“, die hier zum ersten Mal als Forschungsthema erscheinen.

Obwohl das Konzept einer EM-Feld-Theorie des Bewusstseins nicht neu ist – es wurde erstmals vor über 70 Jahren vorgeschlagen – ist es in der Tat eine neue Entwicklung, dieses Maß an Interesse an dieser Art von Lösung für das berüchtigte „harte Problem“ des Bewusstseins und natürlich auch für die „einfachen Probleme“ des Bewusstseins zu sehen. Tatsächlich ist dies eines der Hauptmerkmale von EM-Feld-Theorien des Bewusstseins: Sie können sowohl die umfassenderen philosophischen und grundlegenden physikalischen Fragen des Bewusstseins als auch die Grundlagen der Funktionsweise des Gehirns von Moment zu Moment und von Tag zu Tag behandeln.

Unser Forschungsthema war zum Teil eine Feier des 30. Jahrestags des bahnbrechenden Konzepts der „neuronalen Korrelate des Bewusstseins“, das erstmals 1990 als Teil von Crick und Kochs „neurobiologischer Theorie des Bewusstseins.“ Nach nunmehr 33 Jahren Forschung und Theoriebildung sind die Gelehrten der Bewusstseinswissenschaft einer allgemein akzeptierten Theorie des Bewusstseins jedoch vielleicht nicht viel näher gekommen.

Eine elektromagnetische (EM) Feldtheorie des Bewusstseins versucht, die Natur des Bewusstseins und seine Beziehung zur Materie anhand grundlegender EM-Felder und ihrer Dynamik zu erklären. EM-Feld-Theorien betrachten Gehirnwellen (Delta, Theta usw.) und verwandte EM-Felder als kausal wirksam und funktionell relevant für das Bewusstsein und die Funktionsweise des Gehirns. EM-Feld-Theorien sind eine vielversprechende und wachsende Untergruppe der Bewusstseinstheorien.

Diese Theorien entstanden ursprünglich, weil sie auf beträchtlichen experimentellen Beweisen basierten und potenzielle Lösungen für die bekannten Probleme der traditionellen Neurowissenschaft boten. Wie entsteht beispielsweise die Einheit des Bewusstseins aus der Funktion von Milliarden von Neuronen und Glia?

Es ist erwähnenswert, dass die meisten physikalistischen Theorien des Bewusstseins auf eine Art EM-Feld-Theorie des Bewusstseins hinauslaufen, ob dies nun anerkannt wird oder nicht. Dies ist der Fall, weil die atomare Basis des Materials, aus dem unser Gehirn, unser Körper und unsere Biosphäre bestehen, von Natur aus elektromagnetisch ist. Andere fundamentale Kräfte – die Schwerkraft und die starken und schwachen Kernkräfte – sind für die Dynamik des Bewusstseins wahrscheinlich nicht relevant. Auf diese Weise sind alle physikalischen Dynamiken, die das Bewusstsein beeinflussen, letztlich verschiedene Arten von EM-Felddynamiken. Selbst wenn eine Theorie EM-Felder nicht ausdrücklich erwähnt und es sich um eine physikalische Theorie des Bewusstseins handelt, basiert sie in gewisser Weise auf EM-Feldern.

Die spezifische Rolle von EM-Feldern im Gehirn wird seit vielen Jahren diskutiert. Einige Wissenschaftler vertreten die Ansicht, dass sie größtenteils oder vollständig epiphänomenal sind – wie die sprichwörtliche Zugpfeife einer Dampflokomotive –, während andere Wissenschaftler sie als integralen Bestandteil der Funktionsweise des Bewusstseins betrachten. Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem Experimente und Daten herangezogen werden, um diese Debatte zu lösen.

Unser Leitartikel für dieses Forschungsthema war Hunt und Schoolers Aufsatz aus dem Jahr 2019 „Der einfache Teil des schwierigen Problems: Eine Resonanztheorie des Bewusstseins“. Die in diesem Artikel beschriebene Allgemeine Resonanztheorie (GRT) des Bewusstseins kann als eine Art elektromagnetische Theorie des Bewusstseins betrachtet werden und geht davon aus, dass elektromagnetische (EM) Felder der primäre Sitz des Bewusstseins sein könnten. Somit werden die Dynamiken dieser Felder zur messbaren Dynamik des Bewusstseins. Dies bleibt eine Hypothese, aber in verschiedenen Labors auf der ganzen Welt werden Experimente durchgeführt, um diese spannende Hypothese zu testen. Die verschiedenen Artikel in dieser Ausgabe werfen Licht auf diese Hypothese und verwandte Ideen rund um EM-Feld-Theorien.

1. MacIvers Aufsatz „Bewusstsein und Wechselwirkungen nach innen gerichteter elektromagnetischer Felder“ liefert Einblicke in die Frage, wie elektromagnetische Felder, die von neuronalen Membranen erzeugt werden, für das Bewusstsein entscheidend sein könnten. Der Aufsatz befasst sich mit früher Kritik an EM-Feld-Theorien und untersucht die Verwendung nichtlinearer dynamischer Analysen von EEG-Aufzeichnungen zur Verfolgung des Bewusstseinsniveaus. MacIver schlägt eine nach innen gerichtete Sicht auf EMF-Energie-„Wolken“ vor und legt nahe, dass nach innen auf das Gehirn gerichtete EM-Felder stärkere ephaptische Verbindungen zu neuronalen Schaltkreisen herstellen und somit kausal sein könnten, im Gegensatz zu früher Kritik an EM-Feld-Theorien. Dieser Aufsatz ist für das Forschungsthema von Bedeutung, da er die Idee unterstützt, dass EM-Felder wahrscheinlich eine Schlüsselrolle bei der Integration von Geist und Gehirn spielen, und eine neue Perspektive auf die Interpretation von EEG-Daten im Kontext des Bewusstseins bietet.

2. Kepplers Aufsatz „Bausteine ​​für die Entwicklung einer selbstkonsistenten elektromagnetischen Feldtheorie des Bewusstseins“ zielt darauf ab, die grundlegenden Elemente für die Schaffung einer grundlegenden elektromagnetischen Feldtheorie des Bewusstseins zusammenzustellen. Es betont den Vakuumzustand der Quantenelektrodynamik als lebendige Energiequelle, das sogenannte Nullpunktfeld (ZPF), das für alle elektromagnetischen Phänomene von zentraler Bedeutung ist. Der Aufsatz geht davon aus, dass das Gehirn als Resonanzoszillator fungiert und sich selektiv an bestimmte ZPF-Modi ankoppelt, um bestimmte phänomenale Zustände zu erzeugen. Diese Theorie postuliert Bewusstsein als Ergebnis der Interaktion des Gehirns mit ZPF-Modi und unterstreicht die Bedeutung von Neurotransmitter-ZPF-Interaktionen für zukünftige Forschungen.

3. Der Aufsatz „Vom Mikro zum Makro: Die Kombination des Bewusstseins“ von Young, Robbins et al. untersucht das Konzept des Bewusstseins, das sich über das Individuum hinaus auf eine kollektive Ebene erstreckt. Er untersucht die Synchronisierung neuronal erzeugter EM-Felder zwischen Individuen und schlägt ein Modell vor, bei dem einzelne Agenten zu einem hierarchischen kognitiven System verschmelzen können. Der Aufsatz verwendet die Axiome und Vermutungen der Allgemeinen Resonanztheorie, um dieses Phänomen der zwischenmenschlichen Resonanzkombination zu beschreiben, und legt nahe, dass synchronisierte EM-Felder durch Verhaltensinteraktionen den Informationsfluss optimieren und die Bewusstseinszustände der beteiligten Agenten verändern können. Diese Forschung erweitert EM-Feld-Ansätze, indem sie eine physikalische Grundlage für „Gruppenbewusstsein“ und seine empirische Untersuchung vorschlägt.

4. Kitcheners und Hales‘ Aufsatz „Was Neurowissenschaftler über Bewusstsein denken und was nicht“ erörtert den vorherrschenden Ansatz der Neurowissenschaftler gegenüber Bewusstsein, wobei sie sich in erster Linie auf dessen Entstehung und Eigenschaften konzentrieren, ohne Konsens über seinen zugrunde liegenden Mechanismus zu sein. Er betont die integrale Rolle von Neuronen und elektromagnetischen Feldern bei der Funktionsweise des Gehirns und unterstreicht die Komplexität elektromagnetischer Phänomene vom Atomniveau aufwärts im Gehirn. Diese Forschung ergänzt die EM-Feld-Theorien des Bewusstseins, indem sie die grundlegende Physik von Neuronen und Gliazellen im Gehirn hervorhebt und nahelegt, dass eine tiefere Untersuchung der elektromagnetischen Felder auf zellulärer Ebene Einblicke in die Mechanismen des Bewusstseins bieten könnte.

5. Winters‘ Aufsatz „Die zeitlich integrierte Kausalitätslandschaft: neurowissenschaftliche Theorien mit der Phänomenologie des Bewusstseins in Einklang bringen“ präsentiert die zeitlich integrierte Kausalitätslandschaft (TICL) als Rahmen zum Verständnis des Bewusstseins. Es vergleicht und kontrastiert TICL mit anderen neurowissenschaftlichen Theorien wie der Integrierten Informationstheorie, GRT und der Global Neuronal Workspace Theory und betont die Bedeutung elektromagnetischer Kräfte für die neuronale Kausalität. Der Aufsatz leistet einen Beitrag zu den elektromagnetischen Feldtheorien des Bewusstseins, indem er die räumlich-zeitliche Dynamik der Gehirnaktivität und ihre Beziehung zu bewussten Erfahrungen untersucht und einen umfassenderen Ansatz zum Verständnis des Bewusstseins in neurologischen Begriffen vorschlägt.

6. Der Aufsatz von Young, Hunt et al. „Die langsamste gemeinsame Resonanz: eine Überprüfung elektromagnetischer Feldschwingungen zwischen zentralen und peripheren Nervensystemen“ untersucht die Rolle elektromagnetischer Feldschwingungen sowohl im zentralen als auch im peripheren Nervensystem. Er untersucht das Prinzip der langsamsten gemeinsamen Resonanz (SSR) innerhalb der GRT und geht davon aus, dass Bewusstsein aus der Kombination von Mikro- und Makrobewusstsein in gekoppelten Feldsystemen entsteht, bestimmt durch die langsamste gemeinsame Nennerfrequenz. Dieser Aufsatz trägt zum Forschungsthema bei, indem er eine räumlich-zeitliche Hierarchie von Gehirn-Körper-Resonanzsystemen vorschlägt und das Prinzip der SSR innerhalb von EM-Feld-Theorien des Bewusstseins unterstützt.

7. Hales und Ericsons Aufsatz „Die Brücke des Elektromagnetismus über die Erklärungslücke: Wie eine Zusammenarbeit zwischen Neurowissenschaft und Physik Erklärungen für alle Theorien des Bewusstseins liefert“ konzentriert sich auf die Integration von Neurowissenschaft und Grundlagenphysik, um die „Erklärungslücke“ in der Bewusstseinsforschung zu schließen. Er argumentiert, dass das Gehirn als elektromagnetisches Feldobjekt durch das Standardmodell der Teilchenphysik verstanden werden kann, was darauf hindeutet, dass ng, dass alle Theorien des Bewusstseins im Wesentlichen Interpretationen spezifischer elektromagnetischer Feldverhalten im Gehirngewebe sind. Dieser interdisziplinäre Ansatz zielt darauf ab, eine einheitliche Erklärung zu liefern, die auf alle Theorien des Bewusstseins anwendbar ist, und untersucht, wie Subjektivität aus elektromagnetischen Feldern entstehen könnte.

8. Ward und Guevaras Aufsatz „Qualia und phänomenales Bewusstsein entstehen aus der Informationsstruktur eines elektromagnetischen Felds im Gehirn“ untersucht das physikalische Substrat für subjektives, phänomenales Bewusstsein (P-Bewusstsein). Er schlägt vor, dass das elektromagnetische (EM) Feld, das durch die elektrischen Ladungen des Gehirns erzeugt wird, als dieses Substrat dient. Der Aufsatz postuliert, dass ein Teil des Thalamus bei Säugetieren dieses kritische EM-Feld erzeugt, das durch die Nachahmung von Informationen aus externen und internen Quellen strukturiert ist und die Grundlage der Qualia bildet, die im P-Bewusstsein erfahren werden. Diese Forschung trägt zu EM-Feld-Theorien bei, indem sie Hinweise darauf gibt, wie die elektromagnetischen Felder des Gehirns die Erfahrung des Bewusstseins strukturieren könnten.

9. Bonds Aufsatz „Der Beitrag der Kohärenzfeldtheorie zu einem Modell des Bewusstseins“ befasst sich mit dem aufkommenden Paradigma in der Neurowissenschaft, das Resonanz als zentral für das Bewusstsein ansieht. Es erörtert die Rolle oszillierender Ströme im elektrischen Feld des Gehirns bei der Entstehung von Geist aus Materie und untersucht, wie Vibrationen in nanoskaligen Atomstrukturen und Photonenwellen zum Bewusstsein beitragen können. Der Aufsatz berührt das „Bindungsproblem“ in der Bewusstseinstheorie und stellt die Frage, wie sich Billionen von Atomen und Milliarden von Zellen zu einem einheitlichen Medium des Bewusstseins verbinden. Bond untersucht auch, wie EM-Felder in Neuronen die Signalübertragung beeinflussen, und übertrifft damit Erklärungen, die ausschließlich auf Ionendiffusion basieren. Die Relevanz des Aufsatzes liegt in seiner Erforschung, wie Lichtinteraktionen mit biologischen Systemen und internen EM-Feldern im Gehirn zum Bewusstsein beitragen könnten, was mit dem Fokus des Forschungsthemas auf EM-Felder übereinstimmt.

10. Hunt und Jones „Felder oder Entladungen? Vergleich des Spike-Codes und der elektromagnetischen Feldhypothese“ schlägt vor, dass EM-Felder, vom lokalen bis zum globalen, der primäre Sitz des Bewusstseins im Gehirn sein könnten. Er stellt diese Hypothese dem herkömmlichen Spike-Code-Ansatz gegenüber, der sich auf synaptische Entladungen als Grundlage für das Bewusstsein konzentriert. Der Artikel geht davon aus, dass Neuronen und synaptische Übertragungen zwar für das Bewusstsein notwendig sind, aber nicht ausreichen, um dessen Komplexität zu erklären. Er argumentiert, dass Bewusstsein aus dem komplexen Zusammenspiel zwischen neuronalen Aktivitäten und elektromagnetischen Feldern entsteht, und legt nahe, dass diese Felder keine Begleiterscheinungen sind, sondern eine zentrale Rolle bei der Entstehung und Vereinheitlichung bewusster Wahrnehmung spielen. Die Autoren betonen die Bedeutung elektromagnetischer Felder für verschiedene kognitive Prozesse, darunter Gedächtnis und Wahrnehmung, und fordern weitere Forschung auf diesem Gebiet. Sie präsentieren verschiedene Beweisquellen dafür, dass oszillierende neuronale elektromagnetische Felder die Aktivierung neuronaler Schaltkreise zum Schwingen bringen können und diese oszillierenden Schaltkreise dazu beitragen können, bewusste Wahrnehmung zu vereinheitlichen und zu leiten.

11. „Bewusstsein: Fleisch oder elektromagnetische Felder?“ von McFadden stellt herkömmliche Theorien des Bewusstseins in Frage, die auf der neuronalen Substanz des Gehirns beruhen, und schlägt stattdessen vor, dass das Substrat des Bewusstseins das elektromagnetische Feld des Gehirns ist. Der Artikel kritisiert bestehende Theorien und zeigt, wie elektromagnetische Feldtheorien neue Einblicke in das Bewusstsein bieten und möglicherweise einen Weg zur Schaffung künstlichen Bewusstseins bieten. Es unterscheidet zwischen Intelligenz und Bewusstsein und argumentiert, dass EM-Theorien die Entstehung des Bewusstseins durch natürliche Selektion und die neuronale Aktivität des Gehirns erklären. Dieser Aufsatz leistet einen wesentlichen Beitrag zum Forschungsthema, indem er eine umfassende Untersuchung von EM-Theorien anhand etablierter Kriterien bietet und die evolutionären Aspekte des Bewusstseins in Bezug auf elektromagnetische Felder diskutiert.

12. „Elektromagnetische Feldtheorien von Qualia: Können sie die Standardneurowissenschaft verbessern?“ von Jones und Hunt untersucht das Potenzial von EM-Feldtheorien bei der Erklärung von Qualia, den subjektiven Aspekten des Bewusstseins wie Farben, Schmerzen und Emotionen, die für die Standardneurowissenschaft eine Herausforderung darstellen, um sie vollständig zu erklären. Die Autoren überprüfen verschiedene EM-Feld-Theorien von Qualia, wie unsere verschiedenen Qualia entstehen, bewerten ihre Stärken und Schwächen und vergleichen sie mit traditionellen Ansätzen der synaptischen Neurowissenschaft. Sie konzentrieren sich auf drei Hauptprobleme: Identifizierung neuronaler Korrelate der verschiedenen Qualia, Integration von Qualia in eine einheitliche Wahrnehmungserfahrung und Behandlung des „harten Problems“ des Bewusstseins, nämlich der metaphysischen Beziehung zwischen neuronalen Ereignissen und Qualia. Der Aufsatz legt nahe, dass EM-Feld-Theorien, obwohl sie sich noch in der Entwicklung befinden, vielversprechende Ansätze für ein besseres Verständnis von Bewusstsein und Qualia bieten und möglicherweise die Erklärungen der Standardneurowissenschaft verbessern könnten.

13. Lacallis Aufsatz „Bewusstsein und seine harten Probleme: Trennung des Ontologischen vom Evolutionären“ konzentriert sich auf die Rolle der Evolution in Bewusstseinstheorien. Es führt das Konzept einer „Bewusstseinsmaschine“ ein, um zu untersuchen, wie Ontologie und Evolution zum Bewusstsein beitragen. Der Aufsatz untersucht, ob Bewusstsein aus elektromagnetischen Feldeffekten oder neuronaler Konnektivität und Informationsfluss entsteht. Er diskutiert auch die Evolution von Bewusstsein und Handlungsfähigkeit und legt nahe, dass Handlungsfähigkeit eher ein Entwicklungs- als ein Evolutionsprozess sein könnte. Der Aufsatz untersucht die Entstehung von Bewusstseins- und Verhaltensverbindungen und deutet auf eine Trennung zwischen phänomenaler Erfahrung und Handlungsfähigkeit in Entwicklungs- und Evolutionszeitskalen hin. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass das Verständnis des Bewusstseins sowohl einfache Probleme wie die Innovationen der Neuroschaltkreise für das Bewusstsein als auch schwierige Probleme wie die ontologische Grundlage der subjektiven Erfahrung beinhaltet.

14. Der letzte Aufsatz, Gómez-Emilsson und Percy „Vergessen Sie nicht das Grenzproblem! Wie die EM-Feldtopologie das übersehene Cousin des Bindungsproblems für das Bewusstsein angehen kann“, untersucht das „Grenzproblem“ in Bewusstseinstheorien, ein Thema, das oft durch das breiter diskutierte Bindungsproblem überschattet wird. Die Autoren schlagen vor, dass die EM-Feldtopologie ein Schlüssel zum Verständnis der Bildung unterschiedlicher Bewusstseinsgrenzen sein könnte. Sie argumentieren, dass bestehende Theorien sich zwar darauf konzentrieren, wie verschiedene Erfahrungen in einer einzigen Ich-Perspektive vereint werden (das Bindungsproblem), dabei aber oft die Frage vernachlässigen, warum diese vereinten Erfahrungen spezifische räumliche und zeitliche Grenzen haben (das Grenzproblem). Durch die Untersuchung von EM-Feldtheorien legt das Papier nahe, dass die topologische Segmentierung innerhalb von EM-Feldern dieses Grenzproblem konzeptionell und empirisch angehen und eine neue Perspektive in der Bewusstseinsforschung bieten könnte.

Abschließend hoffen wir sehr, dass diese Papiere die Diskussion und Forschung zu EM-Feldtheorien für viele Jahre erweitern – und vielleicht sogar zu einer allgemein akzeptierten Reihe von Lösungen für das schwierige Problem sowie die einfachen Probleme des Bewusstseins führen."
[Übersetzt von Google Translate]

Quelle: Editorial: Electromagnetic field theories of consciousness: opportunities and obstacles (2024)



"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding

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Di 5. Nov 2024, 01:14

Ich habe im Zusammenhang mit dem obigen Thema ein spannendes Buch des Neurowissenschaftlers Douglas Fields gelesen (das leider nicht auf Deutsch erhältlich ist):

* Fields, R. Douglas. Electric Brain: How the New Science of Brainwaves Reads Minds, Tells Us How We Learn, and Helps us Change for the Better. Dallas, TX: BenBella, 2020.
"We are only seeing the proverbial tip of the iceberg. Our current understanding of brainwaves is superficial. Current technology to interface with neural circuits is horribly primitive and utterly inadequate to achieve the potential we imagine is possible if we could really interface seamlessly with the electric brain, and if we understood in detail how the brain codes, processes, and retrieves information. But we are at a turning point in human history. For the first time, we are beginning to analyze and manipulate the human brain through electricity—the electricity that infuses this bodily organ with life and the electricity that we deliver into its cellular circuitry. This is significant, because in using this force of nature we are dealing directly with the fundamental mechanism by which this astonishing organ operates." (pp. 388-9)
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"Wir sehen nur die sprichwörtliche Spitze des Eisbergs. Unser derzeitiges Verständnis von Gehirnwellen ist oberflächlich. Die derzeitige Technologie zur Verbindung mit neuronalen Schaltkreisen ist schrecklich primitiv und völlig unzureichend, um das Potenzial zu erreichen, das wir uns vorstellen, wenn wir tatsächlich nahtlos mit dem elektrischen Gehirn interagieren könnten und wenn wir im Detail verstehen würden, wie das Gehirn Informationen kodiert, verarbeitet und abruft. Aber wir stehen an einem Wendepunkt in der Menschheitsgeschichte. Zum ersten Mal beginnen wir, das menschliche Gehirn mithilfe von Elektrizität zu analysieren und zu manipulieren – der Elektrizität, die dieses Körperorgan mit Leben erfüllt, und der Elektrizität, die wir in seine Zellschaltkreise leiten. Das ist bedeutsam, denn indem wir diese Naturkraft nutzen, befassen wir uns direkt mit dem grundlegenden Mechanismus, mit dem dieses erstaunliche Organ funktioniert." (S. 388-9) [Übersetzt von Google Translate]

"Brainwaves are categorized, like light waves, in spectral bands by their frequencies of oscillation. These different frequency bands are designated by the Greek letters alpha, beta, gamma, delta, and theta, but unfortunately, the alphabetic sequence of Greek letters does not correspond to the sequential increase in frequency, because some frequencies of brainwaves were discovered after certain Greek letters had already been used to name frequencies discovered earlier. Also, like colors, the cutoff frequencies for brainwave frequency bands vary somewhat in usage, just as the frequency of light waves that we call “yellow” is not sharply defined as it transitions into orange at the lower frequencies and green at the higher frequencies." (p. 99)
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"Gehirnwellen werden wie Lichtwellen anhand ihrer Schwingungsfrequenzen in Spektralbänder eingeteilt. Diese verschiedenen Frequenzbänder werden mit den griechischen Buchstaben Alpha, Beta, Gamma, Delta und Theta bezeichnet, aber leider entspricht die alphabetische Reihenfolge der griechischen Buchstaben nicht der sequentiellen Frequenzzunahme, da einige Frequenzen von Gehirnwellen erst entdeckt wurden, nachdem bestimmte griechische Buchstaben bereits zur Bezeichnung früher entdeckter Frequenzen verwendet worden waren. Ebenso wie Farben variieren die Grenzfrequenzen für Frequenzbänder von Gehirnwellen etwas in ihrer Verwendung, ebenso wie die Frequenz von Lichtwellen, die wir „gelb“ nennen, nicht scharf definiert ist, da sie bei den niedrigeren Frequenzen in Orange und bei den höheren Frequenzen in Grün übergeht." (S. 99) [Übersetzt von Google Translate]

"It is important to understand that, contrary to the simplistic descriptions that are sometimes given in the popular press, each frequency band of brainwaves does not “do” a specific cognitive function. Although some mental states are associated with each of these bands, these are generalizations. And just as there are a million or more colors, not just the nine basic colors we name, so too do brainwaves come in nearly infinite variation and combination." (p. 102)
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"Es ist wichtig zu verstehen, dass im Gegensatz zu den vereinfachenden Beschreibungen, die manchmal in der Boulevardpresse gegeben werden, nicht jedes Frequenzband der Gehirnwellen eine bestimmte kognitive Funktion „erfüllt“. Obwohl mit jedem dieser Bänder einige mentale Zustände verbunden sind, handelt es sich dabei um Verallgemeinerungen. Und so wie es eine Million oder mehr Farben gibt, nicht nur die neun Grundfarben, die wir benennen, so gibt es auch Gehirnwellen in nahezu unendlichen Variationen und Kombinationen." (S. 102) [Übersetzt von Google Translate]

"Every frequency band of brainwave oscillation is the result of multiple complex processes taking place simultaneously in millions of neurons locally and globally in the brain: Each brainwave frequency band is not generated by a single oscillator resonating at a specific frequency. Brainwaves are interdependent. It is fascinating to look out at the ocean as breakers roll in and crash on the shore, and we can sit and enjoy watching the sea like this for hours. Watching the surf break is spellbinding not only for its natural beauty, but because of its intriguing complexity and endless variation. There is a rhythm to the waves, but the rhythm is dynamic—it changes. A series of enormous breakers will roll in and then there will be a hush, and in the lull smaller waves splash and sizzle in the wet sand. Superimposed on every ocean wave are smaller waves and ripples, all of them the product of countless forces of nature: the wind puffing in gusts, blowing in forceful flurries, and raging in gales of prevailing wind patterns globally and locally; swirling currents; swelling and ebbing tides; the forces of fluids in motion; the frictional drag of the shallow sandy bottom on the moving masses of water; the reflection of a violent impact with rock—all of these are recorded and displayed in each wave as it approaches the shore. So it is with brainwaves. Wave riding on wave, every one is the collective product of countless interactions, like a rhythmic seascape vibrant with global forces leaving traces in salt and surge." (pp. 103-4)
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"Jedes Frequenzband der Gehirnwellenschwingung ist das Ergebnis mehrerer komplexer Prozesse, die gleichzeitig in Millionen von Neuronen lokal und global im Gehirn ablaufen: Jedes Gehirnwellenfrequenzband wird nicht von einem einzelnen Oszillator erzeugt, der mit einer bestimmten Frequenz schwingt. Gehirnwellen sind voneinander abhängig. Es ist faszinierend, auf den Ozean zu blicken, während die Brandung hereinrollt und ans Ufer bricht, und wir können stundenlang dasitzen und das Meer so genießen. Der Brandung beim Brechen zuzusehen ist nicht nur wegen ihrer natürlichen Schönheit faszinierend, sondern auch wegen ihrer faszinierenden Komplexität und endlosen Variation. Die Wellen haben einen Rhythmus, aber der Rhythmus ist dynamisch – er ändert sich. Eine Reihe riesiger Brecher wird hereinrollen und dann wird es still, und in der Flaute plätschern und zischen kleinere Wellen im nassen Sand. Über jeder Meereswelle liegen kleinere Wellen und Kräuselungen, allesamt das Produkt unzähliger Naturkräfte: der Wind, der in Böen bläst, in kräftigen Wirbelstürmen weht und in Stürmen der vorherrschenden Windmuster global und lokal tobt; Wirbelnde Strömungen; anschwellende und abebbende Gezeiten; die Kräfte bewegter Flüssigkeiten; der Reibungswiderstand des flachen Sandbodens gegenüber den bewegten Wassermassen; die Reflexion eines heftigen Aufpralls auf Felsen – all dies wird in jeder Welle aufgezeichnet und angezeigt, wenn sie sich dem Ufer nähert. So ist es auch mit Gehirnwellen. Welle auf Welle ist das kollektive Produkt unzähliger Interaktionen, wie eine rhythmische Meereslandschaft, die von globalen Kräften vibriert, die Spuren in Salz und Brandung hinterlassen." (S. 103-4) [Übersetzt von Google Translate]
"Neurons communicate by generating brief electrical impulses (action potentials) and by brief alterations in voltage at their synapses (synaptic potentials) that cause release of neurotransmitters. These very weak electrical signals can be detected by inserting a microelectrode into the brain to penetrate or come into very close contact with a neuron. When a large number of neurons operate in synchrony, the combined effect of these small voltage signals builds, like the thunderous applause in an auditorium from people clapping hands in synchrony. Electrical activity in thousands of neurons operating together in the cerebral cortex (the outermost layer of the brain), builds to the extent that the electricity can penetrate the skull and be detected by electrodes on the scalp. Surprisingly, these electrical fluctuations are oscillatory (thus the name ‘brainwaves’). The rhythmic electrical activity oscillates at characteristic frequencies, from less than one cycle per second (delta waves) to over 60 cycles per second (gamma waves). Since this electrical activity reflects information processing going on in neural networks, normal and abnormal operation of cognitive functions can be assessed by monitoring brainwaves, and brain function can be altered by electrical or other means to change brainwaves. Moreover, as waves of all types interact in complex ways, brainwaves can couple together electrical activity in populations of neurons without them being wired together by synaptic connections. Coupling neurons in this way can form dynamic functional assemblies of neurons that synchronize, filter, and manipulate information processing in the brain."
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"Neuronen kommunizieren durch die Erzeugung kurzer elektrischer Impulse (Aktionspotentiale) und durch kurze Spannungsänderungen an ihren Synapsen (synaptische Potentiale), die die Freisetzung von Neurotransmittern bewirken. Diese sehr schwachen elektrischen Signale können erfasst werden, indem eine Mikroelektrode in das Gehirn eingeführt wird, um ein Neuron zu durchdringen oder in sehr engen Kontakt mit ihm zu kommen. Wenn eine große Anzahl von Neuronen synchron arbeiten, baut sich die kombinierte Wirkung dieser kleinen Spannungssignale auf, wie der tosende Applaus in einem Auditorium von Menschen, die synchron in die Hände klatschen. Die elektrische Aktivität in Tausenden von Neuronen, die in der Großhirnrinde (der äußersten Schicht des Gehirns) zusammenarbeiten, baut sich so weit auf, dass die Elektrizität den Schädel durchdringen und von Elektroden auf der Kopfhaut erfasst werden kann. Überraschenderweise sind diese elektrischen Schwankungen oszillierend (daher der Name „Gehirnwellen“). Die rhythmische elektrische Aktivität oszilliert mit charakteristischen Frequenzen von weniger als einem Zyklus pro Sekunde (Deltawellen) bis über 60 Zyklen pro Sekunde (Gammawellen). Da diese elektrische Aktivität die Informationsverarbeitung in neuronalen Netzwerken widerspiegelt, können normale und abnormale kognitive Funktionen durch die Überwachung der Gehirnströme beurteilt werden, und die Gehirnfunktion kann durch elektrische oder andere Mittel zur Veränderung der Gehirnströme verändert werden. Da Wellen aller Art auf komplexe Weise interagieren, können Gehirnströme außerdem die elektrische Aktivität in Neuronenpopulationen miteinander koppeln, ohne dass sie durch synaptische Verbindungen miteinander verbunden sind. Durch die Kopplung von Neuronen auf diese Weise können dynamische funktionelle Neuronengruppen gebildet werden, die die Informationsverarbeitung im Gehirn synchronisieren, filtern und manipulieren." [Übersetzt von Google Translate]

—R. Douglas Fields: Q&A: The Science of Brainwaves



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RoloTomasi hat geschrieben :
Mo 4. Nov 2024, 20:29
Ich will im Grunde nur sagen, dass die 50000 Leute, Zwischenleiblichkeit und gemeinsames Mitfiebern zum Trotz, kein Bewusstsein bilden.
RoloTomasi, ich gehe nicht davon aus, dass die Fans eine „gemeinsame Bewusstseinssubstanz“ oder eine „gemeinsame Bewusstseinsblase“ bilden – wie auch immer man das ausdrücken müsste. Doch in einem gewissen Sinne, denke ich, haben sie ein gemeinsames Bewusstsein. Mein Punkt ist folgender: Bewusstsein ist in der Regel intentional, und diese logische Struktur ist für mich entscheidend. Es lässt sich dabei grob in die Aspekte „Wer“, „Wie“ und „Was“ aufteilen. Ich (wer) sehe (wie) gerade die Tastatur (was). Übertragen auf die Fans heißt das: Die Fans (wer) erleben (wie) das Spiel (was).

Natürlich ist dieses Erleben für jeden der 50.000 Fans individuell unterschiedlich. Das leugne ich nicht. Doch gleichzeitig macht es einen großen Unterschied, ob Fan Hans das Spiel allein sieht oder ob er sich als Teil der großen Fangemeinschaft fühlt, die gemeinsam mit der Mannschaft mitfiebert. Damit meine ich nicht, dass Hans’ Bewusstsein buchstäblich mit dem der anderen verschmilzt – auch wenn sich das vielleicht nicht völlig ausschließen lässt. Aber ich gehe davon nicht aus. Vielmehr prägt der soziale Aspekt das individuelle Erleben in der Perspektive der ersten Person und beeinflusst es deutlich. In diesem Sinne sind die anderen im individuellen Bewusstsein Hans’ präsent. Die Gruppe prägt das Erleben Hans’, und umgekehrt.

Diese Idee ist mir aus zwei Gründen wichtig. Erstens glaube ich, dass unsere Individualität wesentlich auf Formen kollektiver Intentionalität (oder einem ähnlichen Konzept) basiert. Zweitens denke ich, dass unsere Erkenntnis des Objektiven davon abhängt. Zwar sind Fans keine Naturforscher, dennoch: Die verschiedenen, teilweise sicher sehr unterschiedlichen Perspektiven, die sie auf das Spiel haben, schaffen ein gemeinsames Netz, das für alle mehr sichtbar macht – nicht durch Magie, sondern durch den fortlaufenden verbalen und nonverbalen Austausch.

(Außerdem denke ich, dass es ein gemeinsames logisch/intentionales Bewusstseinsfeld gibt. Das muss ich später mal erläutern, weiter oben hatte ich es schon mal skizziert.)




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Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 5. Nov 2024, 08:30

ich gehe nicht davon aus, dass die Fans eine „gemeinsame Bewusstseinssubstanz“ oder eine „gemeinsame Bewusstseinsblase“ bilden – wie auch immer man das ausdrücken müsste. Doch in einem gewissen Sinne, denke ich, haben sie ein gemeinsames Bewusstsein.
Da dass Bewusstsein nicht als Substanz (oder als Blase, oder als Behälter mit Inhalten) beschrieben werden kann, ist auch die Idee des Sozialen als gemeinsamer Substanz oder Blase nicht sinnvoll. In diesem Punkt sind wir, denke ich, einer Meinung. Ich würde die Rede vom "gemeinsamen Bewusstsein" lieber vermeiden, da man damit doch immer irgendwie Substanzvorstellungen assoziiert - z.B. eine Art Ganzes, dass aus Teilen besteht.

Das Soziale im Sinne von Gemeinsamkeit, Verbundenheit, Kommunikation usw. ist m.E. keine die 'Summe von Bewusstsein'. Bewusstsein kann man nicht zu etwas hinzuaddieren, sammeln (kolligieren) oder auch versammeln. Wenn eine Gruppe Bayern-Fans im Stadion stehen und ein weiterer Fan kommt dazu, dann kommt nicht ein Bewusstsein zu anderen Bewusstseinen dazu. Die Idee, dass man das so sehen kann, hängt möglichweise zusammen mit der Assoziation des Bewusstseins mit dem Körper; Körper kann man ja addieren oder versammeln. Denkt man das Soziale als eine Kollektion oder Zusammenkunft von Menschen/Bewusstseinen/Körpern, dann verfehlt man aber den Sinn des Sozialen. Ein Bayern-Fan zu sein heißt unmittelbar sozial zu sein: Es heißt, sich mit etwas und anderen zu identifizieren oder sich auf etwas anderes hin, mit dem man sich gemein macht, zu entwerfen. Es bedeutet, sich zu objektivieren und durch diese Objektivierung sozial anschlussfähig (sowie für andere Gruppen ausschlussfähig) zu sein. Ein Bayern-Fan z.B. identifiziert sich über seine Objektivationen oder Insignien: rotweißer Fanschal, bestimmte Gesänge, ein Heimatstadion, jedes zweite Wochenende beim Auswärtsspiel usw. Ich kann den objektiven Geist namens "Bayern-Fan" an seinen Zeichen erkennen - und z.B. fotografieren: Das Bild zeigt dann eine Fangruppe mit Schal im Stadion. (Oder auch, aktueller Fall: Jubelnde Trump-Wähler in irgendeinem Wahlbezirk mit Ihren typischen Mützen, Slogans usw.) Was ich aber nicht objektivieren bzw. irgendwie gegenständlich darstellen (z.B. fotografieren) kann, ist das Bewusstsein. Ich kann kein Bild malen, das Bewusstsein (oder subjektiven Geist, Personalität) zeigt. Denn was immer ich male, fotografiere oder darstelle, ist als Darstellung bereits etwas Objektives, Kommunizierbares, Soziales - zum Beispiel ein Bayern-Fan oder Trump-Wähler.

Die Undarstellbarkeit des Bewusstseins zeigt sich auch von anderer Seite aus: Ich kann Nervenzellen zeichnen oder bildlich darstellen - Consul hat ja vor kurzem das Bild einer Nervenzelle in einem anderen Thread gepostet. Aber das Bewusstsein kann man nicht als Objekt in einem Bild darstellen. Sicherlich haben das Körperliche (Nervenzellen) oder auch das Soziale (Bayern-Fan) 'irgendwie' mit Bewusstsein zu tun - aber weder liegt hier eine Identität vor (im Sinne von Ich bin Körper oder Ich bin Wir) noch kann man das Bewusstsein aus diesen beiden Bereichen (dem Körperlichen und dem Sozialen) heraus verstehen.

Wie für Phänomenologen üblich, breche ich mir hier sprachlich ganz schön einen ab ;-) . Man kann das Problem, über das wir hier diskutieren, im Grunde auch viel nüchterner formulieren, und das macht Luhmann in seinem Aufsatz: "Wie ist Bewußtsein an der Kommunikation beteiligt?" (In: H.-U. Gumbrecht u. K. L. Pfeiffer (Hg.): Materialität der Kommunikation. Frankfurt a.M. 1988, S.884-905). Ich glaube, dass die Fragestellung Luhmanns viel besser als alle bisherige phänomenologische 'Poesie' auf dem Punkt bringt, wo das Problem liegt. (Es gibt übrigens große Parallelen zwischen N. Luhmann und N. Hartmann hinsichtlich der Trennung von Bewusstsein (Ich, Person) und Sozialem bzw. objektivem Geist, aber das nur am Rande. Mir gefällt jedenfalls, dass beide die Kollektiv-Vorstellung des Sozialen als unzutreffend ablehnen; da kann ich voll mitgehen.)




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