Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ So 9. Aug 2020, 15:49
Schönheit liegt entgegen der allgemeinen Annahme nicht im Auge des Betrachters. Vielmehr sind die Kriterien für Schönheit [...] kulturunabhängig. Der wichtigste Bewertungsfaktor ist dabei die Symmetrie. (Ilka Lehnen-Beyel, Bild der Wissenschaft)
Andere Untersuchungen kommen zu ähnlichen Ergebnissen, auch wenn so etwas natürlich nie unumstritten ist.
Natürlich ist das nicht unumstritten. Es ist sogar hochgradig umstritten, weil andere Untersuchungen zu anderen Ergebnissen kommen.
Das geht schon damit los, dass man die angewandte empirische Methode kritisieren muss, wenn behauptet wird bestimmte Merkmale würden kulturunabhängig als schön empfunden.
Wie ist das "empirisch" ermittelt worden? Wer hat die alten Syrer befragt was sie schön fanden?
Und wie kommt jemand darauf sich anzumaßen zu wissen was alle Menschen schön finden? Lässt sich das ermitteln durch einen "goldenen Umfrageschnitt"?
Aber auch die Ergebnisse selbst sind hochzweifelhaft. Nehmen wir das Körperverhältnis von Frauen (hier ist die Rede von einem 7:10 Taille-Hüfte-Verhältnis, das angeblich als "universell" schön empfunden wird.).
Es gibt ja genug Studien die zeigen dass das einfach falsch ist. In anderen Kulturen, z.B. in Afrika werden im wahrsten Sinne des Wortes fette Frauen als schön empfunden.
Das ist so, weil Schönheit auch einen sozialen Aspekt hat: Fette Frauen gelten dort als "gesünder" und wohlhabender als solche die dem "Skinny"-Ideal unserer Kultur entsprechen.
Kate Moss will in Afrika niemand haben. Und auch bei uns haben wohl sehr viele Frauen nicht das "geforderte" Hüfte-Taille-Verhältnis. Und werden trotzdem als schön empfunden. Ganz zu schweigen davon, dass dieses Schönheitsideal noch relativ jung ist. Auch in unserem Kulturkreis sah das früher ganz anders aus.
Was ich als Gemeinsamkeit in den unterschiedlichen Studien habe feststellen können ist, dass wir Menschen eine Präferenz für Symmetrie haben. Allerdings eben auch nicht nach dem Motto: Je mehr Symmetrie, desto schöner, sondern es stellt sich heraus, dass je mehr Menschen man befragt, desto mehr weicht das Ideal einem Durchschnitt. Perfekt symmetrische Gesichter werden meistens sogar als weniger schön (weil künstlich) empfunden als durchschnittliche Gesichter.
Aber das wohl wichtigste Gegenargument gegen solche (wie ich finde lächerlichen Versuche) ist für mich, dass die Festlegung auf das was schön ist für die meisten Menschen bedeuten würde, dass sie nicht schön sind.
Will Jemand ernsthaft behaupten, dass alle Menschen, die diesen " empirisch ermittelten Idealen" nicht entsprechen von ihren Partnern und Partnerinnen nicht als schön empfunden werden? Ich denke das lässt sich wiederum ganz leicht empirisch widerlegen. Dazu muss man auch nicht alle Menschen befragen. Einer, der das anders sieht, reicht schon.
Die Frage ist ja auch, wo sollte so ein universelles Schönheitsempfinden herkommen?
Aus den Genen?
Dazu eine Zusammenfassung zu der Frage:
Veranlagung oder Prägung?
Forschungsergebnisse der letzten Jahre haben bei erstaunlich vielen menschlichen Eigenschaften genetische Grundlagen aufgedeckt – von Begabungen über Vorlieben bis hin zu Interessen. Studien an eineiigen Zwillingen können entsprechende Hinweise liefern, denn sie besitzen gleiches Erbgut. Wenn es Unterschiede gibt, müssen sie demnach durch Erfahrungen oder Lebensumstände geprägt sein. Vor diesem Hintergrund führten Germine und ihre Kollegen ihre Tests gezielt mit Zwillingen durch: Sie präsentierten 200 Testgesichter einer Gruppe von 547 Paaren eineiiger Zwillinge und zur Kontrolle 214 Paaren von gleichgeschlechtlichen zweieiigen Zwillingen – also genetisch unterschiedlichen Menschen, die aber ein ähnliches Lebensumfeld besitzen.
Die Vergabe der Schönheitspunkte belegte: Der Geschmack bezüglich Gesichtern ist offenbar nicht genetisch geprägt – eineiige Zwillinge sind sich ebenso uneinig über die Schönheit wie zweieiige. Die Forscher schließen aus diesem Ergebnis, dass offenbar sehr individuelle Erfahrungen den bevorzugten Typ prägen oder Abneigungen hervorrufen. Das kann möglicherweise das Gesicht des ersten Partners sein, das Antlitz eines geliebten Filmschauspielers oder aber das ungeliebte Gesicht der hübschen, aber bösen Nachbarin.
Prägung hat aber nun überhaupt nichts mit "kulturunabhängig" oder "unabhängig von individuellen Erfahrungen und Neigungen" zu tun. Nicht im Geringsten.
Diese Befunde passen nicht gut zu Subjektivismus und Relativismus
Ich denke diese "Befunde" sollte man nicht allzu ernst nehmen.