Burkart hat geschrieben : ↑ Do 14. Apr 2022, 23:00
Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Mo 11. Apr 2022, 18:14
Der Philosoph Holm Tetens hat in seinem Buch "Philosophisches Argumentieren" die ewigen großen Fragen der Philosophie zusammen zu tragen: "Fast nichts in der Welt scheint vor den Philosophen sicher. Philosophen gerieren sich als Experten für alles. Trotzdem lassen sich einige fundamentale Fragen auflisten, die in der Geschichte der Philosophie ständig wieder kehren. Sie bilden das Herz der Philosophie:
- die Frage, ob die materielle Erfahrungswelt die eigentliche und ganze Wirklichkeit ist oder ob es über die Grenzen der erfahrbaren materiellen Welt hinaus eine nicht-materielle Wirklichkeit gibt;
- die Möglichkeiten menschlichen Wissens und die Erkennbarkeit der Wirklichkeit;
- die Idee der Wissenschaft und die Möglichkeiten und Grenzen wissenschaftlicher Erkenntnis;
- die raum-zeitliche Struktur der materiellen Welt und das Wesen der Materie;
- Kausalität, Determinismus und Willensfreiheit;
- das Leib-Seele-Problem;
- das Wesen und die Identität einer Person;
- die Existenz Gottes;
- die Grundlagen der Moral, die Ideen des Guten, der Gerechtigkeit und der Freiheit;
- die moralischen Grundlagen von Staat und Gesellschaft;
- das ästhetisch Schöne und die Grundlagen unserer ästhetischen Wertschätzung;
- der Sinn des Lebens, das Glück und die Idee des guten Lebens.
Das sind die ewigen großen Themen der Philosophie."
(Holm Tetens, Philosophisches Argumentieren, Seite 16)
Dann zerpflückte ich diese Punkte aus meiner Sicht doch mal
Vermutlich macht meine "Zerpflückung" eher Sinn, wenn ich sie aus meiner Perspektive "Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie" u.ä. erläutere, also dann...
"das Leib-Seele-Problem" gibt es für mich nicht wirklich.
Das Problem scheint hier ein von Menschen gemachter Dualismus zu sein, insofern er den Menschen (das Lebewesen) aus zwei ganz unterschiedlichen Perspektiven betrachtet und meint, diese seien unvereinbar.
Das eine ist der "Leib", unser Körper, dem wir vor allem materielle Eigenschaften zuordnen. Dabei vergessen wir aber, dass der Körper nicht einfach nur tote Materie ist, sondern z.B. aus vielen Zellen besteht, die wiederum auch keine starren Objekte sind, sondern in denen chemische Prozesse ablaufen oder auf höherer Ebene Informationen fließen.
Umgekehrt ist die "Seele" bzw. vielleicht besser "Geist" nur unsere höchste Abstraktion von unseren menschlichen Ideen, Gedanken u.ä. Diese können aber nur in uns existieren, benötigen also einen Körper usw. (Eine andere Ansicht entspringt unserer Phantasie/Idee/Hoffnung, die z.B. hofft, auch ohne Körper nach dem Tod irgendwie weiterleben zu können u.ä.)
"das Wesen und die Identität einer Person": Was ist hier die Frage? Ich sehe keine echte Frage oder höchstens ein Definitionsproblem.
So unklar, wie mir dies eine Frage oder Problem sein soll, kann ich mir sie/es wirklich nur als ein Definitionsproblem vorstellen, welches wir damit haben. Dabei ist vermutlich noch die Frage, in welchem Zusammenhang es betrachtet wird, also z.B. im biologischen oder im juristischen oder im sozialen Sinne o.ä.
"die Existenz Gottes": Das ist für uns einfach nicht entscheidbar; wir wissen halt nicht alles.
Den Gott haben wir Menschen aus meiner Sicht uns erdacht als *den* Schöpfer der Welt, als das größte "Wesen", mit dem wir alles erklären können, der uns ggf. Trost bietet u.ä.
Die letzten vier Punkte ab der Moral sind "einfach" menschliche Probleme, auf die es keine allgemeinen, eindeutige Antworten geben kann.
Ok, das spricht schon für sich selbst, also dass es halt menschliche Probleme sind.
"Kausalität, Determinismus und Willensfreiheit" gibt es und wiederum auch nicht, abhängig von der Betrachtungsebene (und u.U. der elementaren Physik).
Hier ist die Frage, was genau gemeint ist.
Kausalität und Determinismus auf unserer menschlichen (Alltags-)Ebene, z.B. dass ein Glas herunterfällt, wenn man es einfach so loslässt, wird sicher niemand ernsthaft verneinen.
Dass man aber einen Menschen, den man Jahre lang nicht gesehen hat, zufällig wiedertrifft, lässt sich so i.a. nicht erklären, weil die Zusammenhänge dazu viel zu komplex sind, als dass sie gut erklärbar wären. Insofern sehen wir dies als Zufall an.
Willensfreiheit ist ebenso relativ (was meinen wir genau?): Einerseits haben wir einen freien Willen insofern wir uns oft für oder gegen etwas entscheiden und dies ggf. durchsetzen können. Andererseits ist unser Denken durch unsere Umwelt erheblich beeinflusst bis bestimmt, was die Freiheit über einer (halbwegs) kausalen Ebene scheinbar "schweben" lässt.
"die raum-zeitliche Struktur der materiellen Welt und das Wesen der Materie": Raum-Zeit ist das, wie wir unsere Welt quasi ganz grob wahrnehmen... aber warum soll das "Wesen der Materie" ein zentrales Problem sein (außer einem physikalischen o.ä.)?
Raum-Zeit und Materie sind Dinge, für die wir Menschen uns aus dem Begreifen bzw. der Analyse unserer Sinnesdaten und deren Interpretation Begriffe gebildet haben mit z.T. großer Abstraktion.
"die Idee der Wissenschaft und die Möglichkeiten und Grenzen wissenschaftlicher Erkenntnis": Was ist hier die Frage? Wissenschaft gibt es durch unseren Wissensdurst, die Grenzen dehnen wir immer weiter aus, soweit wir Daten aus der Welt erhalten und sie interpretieren können.
"die Möglichkeiten menschlichen Wissens und die Erkennbarkeit der Wirklichkeit": Was ist die Frage bzw. das Problem zu den Möglichkeiten u.ä.? Wir können halt nur Daten aus der Welt aufnehmen und diese interpretieren.
Auch hier sehe ich vor allem das menschliche Fragen im Vordergrund, alles andere daraus abgeleitet.