Erscheinung und Wirklichkeit

Dieses Unterforum beschäftigt sich mit dem Umfang und den Grenzen der menschlichen Erkenntnisfähigkeit sowie um die speziellen Gesichtspunkte des Systems der modernen Wissenschaften.
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Nauplios
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Sa 12. Nov 2022, 21:58

Es wäre mal eine interessante Fragestellung, ob sich aus der Frühromantik eine Linie (vielleicht nur eine gestrichelte) ziehen läßt zu einem anderen Liebhaber des mittelalterlichen Katholizismus: dem Großmeister der Politischen Theologie aus Plettenberg. "Alle prägnanten Begriffe der modernen Staatslehre sind säkularisierte theologische Begriffe." (Carl Schmitt) ;)




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Lucian Wing
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So 13. Nov 2022, 02:15

sybok hat geschrieben :
Sa 12. Nov 2022, 16:26
Lucian Wing hat geschrieben :
Sa 12. Nov 2022, 16:14
Searles Punkt hier ist nicht dieser Vergleich, sondern dass diese Subjektivität nicht wegzumessern ist. Und genau das wirft er bestimmten materialistischen Theorien vor, und zwar nacheinander dem Behaviorismus, dem Funktionalismus und dem eliminativen Materialismus. Alle drei versuchen nach ihm auf unterschiedliche Weise, diese ontologische Subjektivität wegzuerklären.
Und wie wird das begründet?
"Nicht wegzumessern ist" impliziert ja, dass man darüber erkenntnisbringende formalisierte Theorien formulieren können soll. Wie soll denn das konkret geschehen?
Was wolltest du wissen: Warum er die drei für falsch hält?



Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wieviel er in sieben Jahren dazu gelernt hatte. (Mark Twain)

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Nauplios
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So 13. Nov 2022, 04:46

AndreaH hat geschrieben :
Fr 11. Nov 2022, 22:37
ahasver hat geschrieben :
Fr 11. Nov 2022, 18:26

Zum Thema Sinn:
Sinn so wie ich ihn verstehe, beantwortet keine Fragen, gibt dem Leben keinen Sinn, ist kein Synonym für das Wahre, Gute und Schöne. Sinn kann verstören und zerstören. Er liefert keine Erklärung für ein unverstandenes Leben. Auch der Ukrainekrieg ist in diesem Sinn ein sinnvolles Geschehen.
Ich sage lediglich: Alles was uns begegnet ist Sinn und Bedeutung.
Könnte man diesen Begriff "Sinn" , wie du ihn hier verstehst auch der gleichen Gewichtigkeit zuschreiben wie:
"Alles passiert im wirklichen Moment"
Dann hätte Alles in der Tiefe eine Richtigkeit, jedoch ohne eine Beurteilung.

Damit habe ich dann folglich eher die Richtung der Monadologie von Leibniz im Kopf oder bin ich damit von deinen Gedanken zu weit weg?
Du hast dabei vielleicht den Leibniz'schen Gedanken der "prästabilierten Harmonie" im Blick, Andrea? ;)

Leibniz versucht damit eine Erklärung für die Ordnung des Weltalls zu geben. Die Beziehungen zwischen den einzelnen Monaden und zwischen Seele und Leib sind danach von Gott in eine vorgängige Ordnung gebracht, so daß alles Geschehen ein gesetzmäßiges ist. Alles "hat in der Tiefe" dieser prästabilierten Harmonie "seine Richtigkeit". Leibniz veranschaulicht dieses harmonische Abgestimmtsein mit dem Bild zweier Uhren, die miteinander synchronisiert sind.

Die prästabilierte Harmonie ist natürlich auch auf eine göttliche Instanz angewiesen, welche Ordnung garantiert. Das ist eigentlich ein uralter Gedanke, der bis in die Antike zurückreicht und den fast auf's Jahr genau ein Jahrhundert vor Leibniz Johannes Kepler in Harmonices mundi äußert; dabei geht es zwar nicht um Monaden, sondern um Planetenbahnen, doch ist auch hier eine "Weltharmonik" am Werk, eine Ordnung des Ganzen.

"Alles was uns begegnet ist Sinn und Bedeutung." (Ahasver) - Das ließe sich vor diesem Hintergrund formalisieren: Sinn ist skelettiertes Ordnungsgefüge.

Keplers Lieblingsmusik waren die sechsstimmigen Motetten Orlando di Lassos. Sechs Stimmen - sechs Planeten (zu Keplers Zeiten). ;)




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Lucian Wing
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So 13. Nov 2022, 09:05

Nauplios hat geschrieben :
Sa 12. Nov 2022, 21:58
Es wäre mal eine interessante Fragestellung, ob sich aus der Frühromantik eine Linie (vielleicht nur eine gestrichelte) ziehen läßt zu einem anderen Liebhaber des mittelalterlichen Katholizismus: dem Großmeister der Politischen Theologie aus Plettenberg. "Alle prägnanten Begriffe der modernen Staatslehre sind säkularisierte theologische Begriffe." (Carl Schmitt) ;)
Nein, das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Schmitt hat den Romantikern ja u.a. vorgeworfen, dass sie bei aller Religiosität aber die Subjektivität, das Ich, an Gottes Stelle gesetzt hätten. In seinem Buch über die Politische Romantik wütet er doch mit am stärksten gegen Novalis, dem er vorwirft, in der romantischen Anarchie könne ja alles zu allem werden, er glaube an alles, ans Genie, aber jeder sei eins, an die Deutschen, aber die kämen überall vor, und die Deutschheit sei nicht auf die Rasse und den Staat und nicht einmal auf Deutschland beschränkt.

Ich glaube, Schmitts Katholizismus ließe sich wohl eher bei den Reaktionären wie de Maistre oder Bonald finden, bei denen der Einzelne sich nicht mittels Selbsterschaffung über die Institutionen erhebt.



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So 13. Nov 2022, 09:45

Nauplios hat geschrieben :
So 13. Nov 2022, 04:46
Die Beziehungen zwischen den einzelnen Monaden und zwischen Seele und Leib sind danach von Gott in eine vorgängige Ordnung gebracht, so daß alles Geschehen ein gesetzmäßiges ist. Alles "hat in der Tiefe" dieser prästabilierten Harmonie "seine Richtigkeit".
Ja, Gott hat die Naturgesetze geschaffen.
Der Typ kann einfach alles. Ich bin immer wieder erstaunt.
Aber. Gott macht die Welt kaputt, weil es ihn nicht gibt.



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Jörn Budesheim
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So 13. Nov 2022, 10:12

Nauplios hat geschrieben :
Sa 12. Nov 2022, 21:58
Es wäre mal eine interessante Fragestellung, ob sich aus der Frühromantik eine Linie (vielleicht nur eine gestrichelte) ziehen läßt zu einem anderen Liebhaber des mittelalterlichen Katholizismus: dem Großmeister der Politischen Theologie aus Plettenberg. "Alle prägnanten Begriffe der modernen Staatslehre sind säkularisierte theologische Begriffe." (Carl Schmitt) ;)
Wolfram Hogrebe, philosophische Surrealismus hat geschrieben : ...Schelling hat die Verhältnisse hier einmal prägnant und schlicht so zusammen gefaßt: „Die wissenschaftliche Philosophie kann nur spekulativ sein, das Spekulative aber besteht im Erwägen des Möglichen.“

Nur durch ein Erwägen des Möglichen, so muß man wohl auch im Sinne Schellings ergänzen, das sich im Hintergrund des Möglichen final selbst aufgeben muß. Das mögen die Menschen eigentlich nicht. Deshalb waren sie seit je gegenüber der Philosophie als Selbstgefährdungsunternehmen ihres Gattungsnarzißmus äußerst skeptisch und sie sollten es auch bleiben. Vor allem in den modernen Zeiten ihres Pragmanarzißmus.

Nach Schellings abgründigen Spekulationen hätten wir mit einer Quelle der Geltung zu rechnen, die ohne Taten und Werke von Menschen zwar nicht sprudeln würde, aber dies auch nur dann vermag, wo Menschen in ihren Werken etwas hervortreten lassen, was nicht ihr Werk ist. Was gilt, ist diesem Geltungsursprung nach präsubjektiv.

Nur deshalb tritt die Verbindlichkeit der Geltung in die Welt, nicht als deliberative Konvention, sondern als operative Passion, d. h. als überkommenes Widerfahrnis in Kontexten unseres Handelns. In unserem Tun und Handeln lassen wir in archaischer Weise zu, was nicht Produkt unseres Tun und Handelns ist und uns doch nötigt: aus ultimativen Hintergründen unserer Selbstfindung, die sich in der Erfahrung mit Gründen im Vordergrund ‚gründlich‘ dieser Erbschaft bedienen.

Martin Heidegger spricht hier von einer uns zuvorgekommenen Wahrheitsvoraussetzung. Diese „müssen wir ‚machen‘, weil sie mit dem Sein des ‚wir‘ schon gemacht ist“.

Wenn man mit Carl Schmitt sagen möchte, daß alle politischen Kernbegriffe wie ‚Recht‘, ‚Würde‘, ‚Gerechtigkeit‘ etc. ihrem Ursprung nach theologischer Provenienz sind, dann wird man im Hinblick auf den epistemologischen Zentralbegriff der ‚Geltung‘ ebenso sagen müssen, daß er seinem Ursprung nach theologischer Art ist. Der politischen Theologie tritt so eine epistemologische Theologie zur Seite. Allerdings ist die Religion, die sie verwaltet, anfänglich noch keine geoffenbarte, sondern das Offenbarungsgeschehen einer erwachenden Rationalität. Schelling nennt diese naturwüchsige Form wilde Religion oder Wildreligion, analog zu den geläufigen Ausdrücken ‚Wildfeuer‘ oder ‚Wildbad‘. Entsprechend ist die erste Theologie nichts anderes als die Mythologie.

[Hervorhebungen von mir]
Der zentrale Satz, durch den sich die Anschaffung dieses Buches für mich bereits gelohnt hat, ist dabei der folgende: "Nach Schellings abgründigen Spekulationen hätten wir mit einer Quelle der Geltung zu rechnen, die ohne Taten und Werke von Menschen zwar nicht sprudeln würde, aber dies auch nur dann vermag, wo Menschen in ihren Werken etwas hervortreten lassen, was nicht ihr Werk ist. Was gilt, ist diesem Geltungsursprung nach präsubjektiv."




sybok
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So 13. Nov 2022, 11:08

Lucian Wing hat geschrieben :
So 13. Nov 2022, 02:15
sybok hat geschrieben :
Sa 12. Nov 2022, 16:26
Lucian Wing hat geschrieben :
Sa 12. Nov 2022, 16:14
Searles Punkt hier ist nicht dieser Vergleich, sondern dass diese Subjektivität nicht wegzumessern ist. Und genau das wirft er bestimmten materialistischen Theorien vor, und zwar nacheinander dem Behaviorismus, dem Funktionalismus und dem eliminativen Materialismus. Alle drei versuchen nach ihm auf unterschiedliche Weise, diese ontologische Subjektivität wegzuerklären.
Und wie wird das begründet?
"Nicht wegzumessern ist" impliziert ja, dass man darüber erkenntnisbringende formalisierte Theorien formulieren können soll. Wie soll denn das konkret geschehen?
Was wolltest du wissen: Warum er die drei für falsch hält?
Warum man diese ontologische Subjektivität nicht wegerklären können soll.
Und wie man die Subjektivität in einen formalen Rahmen hinein kriegen soll.




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Lucian Wing
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So 13. Nov 2022, 11:32

sybok hat geschrieben :
So 13. Nov 2022, 11:08
Lucian Wing hat geschrieben :
So 13. Nov 2022, 02:15
sybok hat geschrieben :
Sa 12. Nov 2022, 16:26

Und wie wird das begründet?
"Nicht wegzumessern ist" impliziert ja, dass man darüber erkenntnisbringende formalisierte Theorien formulieren können soll. Wie soll denn das konkret geschehen?
Was wolltest du wissen: Warum er die drei für falsch hält?
Warum man diese ontologische Subjektivität nicht wegerklären können soll.
Und wie man die Subjektivität in einen formalen Rahmen hinein kriegen soll.
Weil man keinen Zugriff hat auf das Erleben, das berühmte "Wie es sich anfühlt", sondern allenfalls reduktionistisch durch Verhaltens- oder Funktionalitätsbeschreibungen aus der Außenperspektive Hypothesen aufstellen kann. Für Searle drückt sich dieses Programm auch an der nach ihm falsch gestellten Frage aus, nämlich zu fragen, wie "Wie erzeugen bewusstlose Materiestückchen Intelligenz" und nicht "Wie erzeugen bewusstlose Materiestückchen Bewusstsein". Damit schneidet man nach ihm von vornherein die Subjektivität aus allen Modellen heraus.

Es würde sich sicher lohnen, das noch einmal im Einzelnen auszuleuchten, aber das würde dann besser in den Strang zur KI passen, wo wir ja solchen Fragen nachgegangen sind. Ich bin mir da noch nicht so sicher, ich hatte Searle immer vermieden und jetzt erst ein paar Bände hervorgenommen, weil ich Tomasellos "Mensch werden" begonnen hatte. Der wiederum sagt, dass seine Überlegungen in philosophischer Hinsicht u.a. Searle einiges verdanken, und das war der Punkt, da noch einmal hineinzuschauen, bevor ich Tomasello weiterlese.



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Nauplios
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So 13. Nov 2022, 12:29

Lucian Wing hat geschrieben :
So 13. Nov 2022, 09:05
Nauplios hat geschrieben :
Sa 12. Nov 2022, 21:58
Es wäre mal eine interessante Fragestellung, ob sich aus der Frühromantik eine Linie (vielleicht nur eine gestrichelte) ziehen läßt zu einem anderen Liebhaber des mittelalterlichen Katholizismus: dem Großmeister der Politischen Theologie aus Plettenberg. "Alle prägnanten Begriffe der modernen Staatslehre sind säkularisierte theologische Begriffe." (Carl Schmitt) ;)
Nein, das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Schmitt hat den Romantikern ja u.a. vorgeworfen, dass sie bei aller Religiosität aber die Subjektivität, das Ich, an Gottes Stelle gesetzt hätten. In seinem Buch über die Politische Romantik wütet er doch mit am stärksten gegen Novalis, dem er vorwirft, in der romantischen Anarchie könne ja alles zu allem werden, er glaube an alles, ans Genie, aber jeder sei eins, an die Deutschen, aber die kämen überall vor, und die Deutschheit sei nicht auf die Rasse und den Staat und nicht einmal auf Deutschland beschränkt.

Ich glaube, Schmitts Katholizismus ließe sich wohl eher bei den Reaktionären wie de Maistre oder Bonald finden, bei denen der Einzelne sich nicht mittels Selbsterschaffung über die Institutionen erhebt.
Nach der Selbstauskunft Schmitts in Politische Romantik ("Aus Patriotismus kann man die Romantik verherrlichen oder verfluchen.") hat Schmitt die Romantik verflucht, weil er sie für den Liberalismus verantwortlich macht. - Marie-Luise Grauel mißtraut dieser Selbstauskunft Schmitts allerdings:


"Auch Carl Schmitt – ein zentraler Denker der ›Konservativen Revolution‹ – will den Liberalismus bekämpfen, nur dient ihm die Romantik dafür nicht als Kronzeugin, sondern als Sündenbock. Aus ihrem Geiste, so Schmitts implizite Hauptthese in Politische Romantik, sei der Liberalismus entstanden. Und die sich um 1800 formende liberale Welt sei das Habitat, in dem das romantische Bewusstsein erst gedeihen konnte. Während also seine antiliberalen Verbündeten die Romantik ›aus Patriotismus verherrlicht‹ haben, hat er sie ›aus Patriotismus verflucht‹. Stimmt das? Dieser Beitrag möchte neues Licht auf Carl Schmitts Romantikkritik werfen und jene verborgenen Ecken ausleuchten, die eine spezifische Nähe zwischen der politischen Romantik und ihrem scheinbaren 'Todfeind'
sichtbar machen. Als Bezugspunkt dient der Frühromantiker Friedrich von Hardenberg (Novalis) – denn erst wenn man sich von Schmitts ein-
seitiger, fast ausschließlich auf Adam Müller basierender Romantikdarstellung löst, stellt sich ein anderes Bild ein. Novalis’ 1799 verfasste Rede
Die Christenheit oder Europa dient als Referenztext und Kontrastfolie zur Schmitt’schen Darstellung." (Marie-Luise Grauel; "Romantische Politik und Politische Romantik. Von Novalis zu Carl Schmitt; in; "Romantisierung von Politik"; S. 140)

In einem Werkstattgespräch mit Matthias Löwe sagt Marie-Luise Grauel:

"Der zentrale Berührungspunkt zwischen Schmitt und Novalis besteht, ganz allgemein gesprochen, in einem 'Missbehagen gegenüber Liberalisierungsprozessen'. Man muss das allerdings noch einmal genauer aufschlüsseln: Novalis’ Missbehagen gilt einer modernen Gesellschaft, die in ausdifferenzierte Bereiche zerfällt und sich von einem sinnstiftenden Prinzip (wie Gott, der Religion) zunehmend entfremdet. Er plädiert deshalb für eine religiöse Fundierung der politischen Praxis, was in seiner Europa-Rede besonders anschaulich wird. Schmitts Unbehagen ist hingegen mit einer sehr konkreten Alternative verbunden, die er an die Stelle der liberalen Demokratie setzen will: den autoritären Staat." (Link)

Wenn schon keine direkte Linie, geht vielleicht doch eine gegen den Strich des Schmitt'schen Romantikverständnis' gebürstete "gestrichelte Linie" - ;)




ahasver
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So 13. Nov 2022, 15:07

Nauplios hat geschrieben :
So 13. Nov 2022, 04:46
"Alles was uns begegnet ist Sinn und Bedeutung." (Ahasver) - Das ließe sich vor diesem Hintergrund formalisieren: Sinn ist skelettiertes Ordnungsgefüge.
Nauplios hat geschrieben :
Sa 12. Nov 2022, 21:19
"Der Religions-Haß, dehnte sich sehr natürlich und folgerecht auf alle Gegenstände des Enthusiasmus aus, verketzerte Fantasie und Gefühl, Sittlichkeit und Kunstliebe, Zukunft und Vorzeit, setzte den Menschen in der Reihe der Naturwesen mit Noth oben an, und machte die unendliche schöpferische Musik des Weltalls zum einförmigen Klappern einer ungeheuren Mühle, die vom Strom des Zufalls getrieben und auf ihm schwimmend, eine Mühle an sich, ohne Baumeister und Müller und eigentlich ein ächtes Perpetuum mobile, eine sich selbst mahlende Mühle sey." (WOW!)

Vom "Strom des Zufalls getrieben" - das meinte ich damit, daß es in einer Welt voller Sinn und Bedeutung keine Kontingenzkultur mehr gibt.
In der modernen Physik treibt das Geschehen im "Strom des Zufalls". Besser: Im Strom des gewichteten Zufalls. Nicht alles ist gleich wahrscheinlich.
Die Welt der Physik als eintönig (sinnlos; ahasver) klappernde Mühle ist zufallsgesteuert. Was Novalis noch nicht wissen konnte!
Innerphysikalische Größen, sogenannte verborgene Variablen, die den Zufall lenken sollen, kann es nicht geben. Können außerphysikalische Größen wie Sinn und Bedeutung das leisten? Der innerphysikalische Zufall stellt den Raum zur Verfügung in dem außerphysikalische Mächte -etwa meine Sinn-Metaphysik- ihr Spiel spielen können, den Spielraum. Hier kommt dann auch wieder >Freiheit< ins Spiel.



"Ich kann mich auch irren und nichts ist so sicher, als dass alles auch ganz anders ist."

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AndreaH
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Mo 14. Nov 2022, 00:00

Nauplios hat geschrieben :
So 13. Nov 2022, 04:46
AndreaH hat geschrieben :
Fr 11. Nov 2022, 22:37
ahasver hat geschrieben :
Fr 11. Nov 2022, 18:26

Zum Thema Sinn:
Sinn so wie ich ihn verstehe, beantwortet keine Fragen, gibt dem Leben keinen Sinn, ist kein Synonym für das Wahre, Gute und Schöne. Sinn kann verstören und zerstören. Er liefert keine Erklärung für ein unverstandenes Leben. Auch der Ukrainekrieg ist in diesem Sinn ein sinnvolles Geschehen.
Ich sage lediglich: Alles was uns begegnet ist Sinn und Bedeutung.
Könnte man diesen Begriff "Sinn" , wie du ihn hier verstehst auch der gleichen Gewichtigkeit zuschreiben wie:
"Alles passiert im wirklichen Moment"
Dann hätte Alles in der Tiefe eine Richtigkeit, jedoch ohne eine Beurteilung.

Damit habe ich dann folglich eher die Richtung der Monadologie von Leibniz im Kopf oder bin ich damit von deinen Gedanken zu weit weg?
Du hast dabei vielleicht den Leibniz'schen Gedanken der "prästabilierten Harmonie" im Blick, Andrea? ;)

Leibniz versucht damit eine Erklärung für die Ordnung des Weltalls zu geben. Die Beziehungen zwischen den einzelnen Monaden und zwischen Seele und Leib sind danach von Gott in eine vorgängige Ordnung gebracht, so daß alles Geschehen ein gesetzmäßiges ist. Alles "hat in der Tiefe" dieser prästabilierten Harmonie "seine Richtigkeit". Leibniz veranschaulicht dieses harmonische Abgestimmtsein mit dem Bild zweier Uhren, die miteinander synchronisiert sind.

Die prästabilierte Harmonie ist natürlich auch auf eine göttliche Instanz angewiesen, welche Ordnung garantiert. Das ist eigentlich ein uralter Gedanke, der bis in die Antike zurückreicht und den fast auf's Jahr genau ein Jahrhundert vor Leibniz Johannes Kepler in Harmonices mundi äußert; dabei geht es zwar nicht um Monaden, sondern um Planetenbahnen, doch ist auch hier eine "Weltharmonik" am Werk, eine Ordnung des Ganzen.

"Alles was uns begegnet ist Sinn und Bedeutung." (Ahasver) - Das ließe sich vor diesem Hintergrund formalisieren: Sinn ist skelettiertes Ordnungsgefüge.

Keplers Lieblingsmusik waren die sechsstimmigen Motetten Orlando di Lassos. Sechs Stimmen - sechs Planeten (zu Keplers Zeiten). ;)
Ja, ich assoziierte es dann mit Leibnizschen Gedanken,
die sich auf ein göttliches Fundament stützen.
Ich weiß, der Gedanke das eine göttliche Instanz alles leitet, gilt mittlerweile als überholt und nicht mehr zeitgemäß.
Aber solange ungewisse Phänomene noch nicht erklärbar sind, kann man meiner Meinung nach diese Kräfte auch noch die "göttlichen Kräfte" nennen. ;)




Timberlake
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Mo 14. Nov 2022, 01:13

Nauplios hat geschrieben :
Do 10. Nov 2022, 20:32
Lucian Wing hat geschrieben :
Do 10. Nov 2022, 18:46

Blumenberg hat, wenn ich mich recht entsinne, zum "Sinnlosigkeitsverdacht" angemerkt, dass, wer ihn propagiert, damit implizit behaupte, es wäre jemals gewusst worden, was Sinn denn ist.
Wahrscheinlich meinst Du den Text "Sinnlosigkeitsverdacht" aus Die Sorge geht über den Fluß. - Diesen Text gibt es im Netz hier:

https://mystiekfilosofie.com/2022/06/14 ... nloosheid/
Um dazu einmal aus diesem Text zu zitieren ..
  • Was sich beschreiben lässt, ist die Entstehung des Sinnlosigkeitsverdachts. ...Denn das Christentum ist doch auch eine Schöpfungsreligion, die als solche das, was ist, mit der stärksten aller möglichen Rechtfertigungen versieht: der aus dem Willen ihres Gottes. Ohne diesen wäre nichts. Doch hat sich vor die Erinnerung an die Ursprungskapitel der Bibel das geschoben, was die geballte Wirkungsmacht der neutestamentlichen Verkündigung ausmachte: die Abrufbarkeit der Welt, ihre apokalyptische Untergangsbestimmung, ihre Fälligkeit für das Gericht.

    Was da entstanden ist und immer wieder belebt werden konnte, -war eine stumme Erwartung, deren ganze Handlungsenergie aus der Gewissheit kam, dass die Welt ohnehin nicht zu retten sei und daher alles von ihrem Untergang erwartet werden müsse. Die Frage ist müßig, ob in solchen Situationen der negative Befund über die Welt von allen oder vielen geteilt wird; entscheidend ist, dass die Gewissheit von der Hinfälligkeit aller Dinge zum alsbaldigen Ende grassiert. Sinnlosigkeit erscheint als bloße Sinnverlagerung: was der Welt und dem Leben entzogen wird, steht auf der anderen Seite der Bilanz, bei dem Unbenennbaren, was danach kommt.


Sicherlich könnte man sagen , um auf das Thema dieses Threads zurück zu kommen, dass den Christen damals ihre apokalyptische Untergangsbestimmung, nur so "erschienen" ist. Wenn Harald Lesch in seinem Buch "Die Menscheit schafft sich ab" nun mehr auch eine apokalyptische Untergangsbestimmung generiert , sollte wir das , in Anlehnung daran, etwa auch unter eine Erscheinung verbuchen oder beschreibt er damit eine Wirklichkeit. Um es erst gar nicht zum Entstehen eines Sinnlosigkeitsverdachts kommen zu lassen , wäre sicherlich die Erscheinung das Mittel der Wahl.
AndreaH hat geschrieben :
Mo 14. Nov 2022, 00:00
Ich weiß, der Gedanke das eine göttliche Instanz alles leitet, gilt mittlerweile als überholt und nicht mehr zeitgemäß.
Aber solange ungewisse Phänomene noch nicht erklärbar sind, kann man meiner Meinung nach diese Kräfte auch noch die "göttlichen Kräfte" nennen. ;)
@AndreaH

Sich womöglich auf dieses Mittel der Wahl beziehend , würdest du denn das , was Harald Lesch in seinem Buch beschreibt, zu jenen ungewissen Phänomenen zählen, die noch nicht erklärbar sind? Ich denke mal, zumindest für den menschengemachten Klimawandel können wird das schon mal ausschließen. ..



„Wir haben die Wahl: Kollektives Handeln oder kollektiver Suizid.“
António Guterres (2022)
UN-Generalsekretär

Wenn es in dem o.g. Text heißt "Sinnlosigkeit erscheint als bloße Sinnverlagerung: was der Welt und dem Leben entzogen wird, steht auf der anderen Seite der Bilanz, bei dem Unbenennbaren, was danach kommt" .. "unbenennbar" ist das , was nach einem menschengemachten Klimawandel kommt , wenn wir nicht kollektiv Handeln offenbar nicht. Zumindest nicht für António Guterres .




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Mo 14. Nov 2022, 07:00

ahasver hat geschrieben :
Sa 12. Nov 2022, 09:25
AndreaH hat geschrieben :
Fr 11. Nov 2022, 22:37
ahasver hat geschrieben :
Fr 11. Nov 2022, 18:26

Zum Thema Sinn:
Sinn so wie ich ihn verstehe, beantwortet keine Fragen, gibt dem Leben keinen Sinn, ist kein Synonym für das Wahre, Gute und Schöne. Sinn kann verstören und zerstören. Er liefert keine Erklärung für ein unverstandenes Leben. Auch der Ukrainekrieg ist in diesem Sinn ein sinnvolles Geschehen.
Ich sage lediglich: Alles was uns begegnet ist Sinn und Bedeutung.
Könnte man diesen Begriff "Sinn" , wie du ihn hier verstehst auch der gleichen Gewichtigkeit zuschreiben wie:
"Alles passiert im wirklichen Moment"
Dann hätte Alles in der Tiefe eine Richtigkeit, jedoch ohne eine Beurteilung.

Damit habe ich dann folglich eher die Richtung der Monadologie von Leibniz im Kopf oder bin ich damit von deinen Gedanken zu weit weg?
Guten Morgen AndreaH,
dein letzter, hier von mir zitierter Beitrag macht mich neugierig. Leider verstehe ich ihn gar nicht. Leibniz und speziell seine Monadologie bilde ich mir ein zu kennen. Dieses kleine Büchlein hat mein Denken stark beeinflußt, so daß es nicht unwahrscheinlich ist, daß auch meine Phantasien zum Thema Sinn Leibnizsche Anstöße transportieren.

Novalis fällt mir zum Thema >Sinn< ein. Ich versuche ihn aus dem Gedächtnis zu zitieren: "Die Welt ist eine Mitteilung...Die Welt ist das Produkt einer Geisterberührung." Oder so ähnlich. Eine Mitteilung enthält immer Sinn, manchmal Blödsinn. Siehe meine Beiträge :oops:
:) wenn man mit Gedanken experimentiert, ist es manchmal schwierig die richtigen Worte zu finden. So geht es mir gerade  :)

OK, machen wir es einmal ganz dreist.
Ich lasse jetzt einmal kurz die Theorie des Urknalls fallen!
Das bedeutet für mich in diesem kleinen Gedankenspiel,
die Kräfte des Weltalls sind unendich und haben auch keinen Anfang, diese sind in diesem Gedankenspiel einfach nur da.
(ich weiß es erfordert etwas mehr Phantasie sich das vorzustellen... und ist irgendwie auch fast unmöglich sich das vorzustellen - das führt auch zur Frage warum ist das so schwer sich vorzustellen das diese Kräfte keinen Anfang haben, sondern einfach nur vorhanden sind-)
Nun wirken diese Kräfte wechselseitig und Aktion und Reaktion entstehen daraus. Das wäre die Basis, die schon immer vorhanden wäre, ganz ohne Urknall.
Nunja und aus diesem zufälligen Kräftewirken geht die Lebendigkeit hervor.
Eine Lebendigkeit trägt nicht wie tote Materie einfach nur die Veränderung in sich, sondern auch ein Streben nach Wachstum. Außerdem ein Wachstum ohne Verschwendung und mit der Fokussierung auf die bestmögliche Anpassung um zu Überleben, in der Evolution lässt sich dies beobachten. Hinter der Richtung der Evolution würde die interessante Frage liegen, warum sich beim Menschen das Gehirn in dieser Form so entwickelte? Wohin die Evolution damit möchte?

Der Impuls mit Novalis "Mitteilung" oder Geisterberührung finde ich spannend, ich habe bisher wenig von ihm gelesen.




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Mo 14. Nov 2022, 07:20

Timberlake hat geschrieben :
Mo 14. Nov 2022, 01:13

AndreaH hat geschrieben :
Mo 14. Nov 2022, 00:00
Ich weiß, der Gedanke das eine göttliche Instanz alles leitet, gilt mittlerweile als überholt und nicht mehr zeitgemäß.
Aber solange ungewisse Phänomene noch nicht erklärbar sind, kann man meiner Meinung nach diese Kräfte auch noch die "göttlichen Kräfte" nennen. ;)
@AndreaH

Sich womöglich auf dieses Mittel der Wahl beziehend , würdest du denn das , was Harald Lesch in seinem Buch beschreibt, zu jenen ungewissen Phänomenen zählen, die noch nicht erklärbar sind? Ich denke mal, zumindest für den menschengemachten Klimawandel können wird das schon mal ausschließen. ..
Würdest du behaupten, wenn man die Natur im Ganzen (aus der Perspektive vom gesamten Universum) betrachtet,
geht dort, auf chemischer und physikalischer Ebene gesehen in irgendeinem Bereich etwas verloren? Ich denke es verändert sich alles einfach nur.
Oder siehst du das anders?




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AufDerSonne
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Mo 14. Nov 2022, 10:46

Hallo Leute! Ich wollte mich nur mal melden.
Nicht, dass ihr denkt, ich sei euch verloren gegangen.
Was gibt es Neues? Nicht viel. Ich beschäftige mich gerade mit algebraischen Strukturen. Ein echt spannendes Gebiet der Mathematik.
Philosophie ist cool. Ich bin aber immer noch auf der Suche nach etwas Sicherem. Nach sicherer Erkenntnis.
Wie ist es eigentlich? Stimmen wir alle darüber ein, dass wir die Dinge nicht so wahrnehmen, wie sie in Wirklichkeit sind?
Aber ich denke, unsere Wahrnehmung kommt der Wirklichkeit sehr nahe. Deshalb frage ich mich, ob die Unterscheidung in Erscheinung und Wirklichkeit Sinn macht.



Ohne Gehirn kein Geist!

ahasver
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Mo 14. Nov 2022, 14:39

Das ewig Unbegreifliche an der Welt ist ihre Begreiflichkeit (A.Einstein)
Mitteilung , Sinn und Bedeutung sind verstehbar. Verstehbarkeit war schon im Urknall angelegt. Daraus würde folgen?
Die Existenz bewußter Wesen mit Geist und ihr Zugang zu den evidenten Wahrheiten der Ethik und Mathematik gehören mit zu den Daten, die eine Theorie der Welt und unseres Platzes in ihr erst noch zu erklären hat..............Entstehung von Bewußtsein, Wahrnehmung, Wunsch, ...wenn all dies eine natürliche Erklärung hat, waren die Möglichkeiten dazu dem Universum inhärent lange bevor es Leben gab.....
Thomas Nagel, Geist und Kosmos, S.52

Die Möglichkeit, dass es einmal Leben geben könnte, bewußtes Leben oder gar für uns unvorstellbar höheres, heute noch zukünftiges Leben waren schon dem Urknall inhärent. Da hat sich keine sinnfreie, nackte Energie/Materie sinnlosem Zufall gehorchend höher entwickelt.



"Ich kann mich auch irren und nichts ist so sicher, als dass alles auch ganz anders ist."

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Lucian Wing
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Mo 14. Nov 2022, 16:21

Dann haben auch Mord, Totschlag, Folter und Ungerechtigkeit usw. usf. "Sinn". Wir haben nur noch nicht verstanden, welchen.



Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wieviel er in sieben Jahren dazu gelernt hatte. (Mark Twain)

ahasver
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Mo 14. Nov 2022, 18:48

Lucian Wing hat geschrieben :
Mo 14. Nov 2022, 16:21
Dann haben auch Mord, Totschlag, Folter und Ungerechtigkeit usw. usf. "Sinn". Wir haben nur noch nicht verstanden, welchen.
Ich nehme die Tatsache, dass Mord, Folter und Ungerechtigkeit diesen Planeten überziehen als Mitteilung an mich persönlich, dass da was nicht stimmt, mit mir nicht und mit der Welt nicht.

Ich hege den Verdacht, dass mein Welterleben interpretierbar ist wie ein Traum. Was könnte es bedeuten von Mord und Folter zu träumen? Zuallererst: Ich muß mein Leben ändern.



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AufDerSonne
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Mo 14. Nov 2022, 20:00

ahasver hat geschrieben :
Mo 14. Nov 2022, 14:39
Die Möglichkeit, dass es einmal Leben geben könnte, bewußtes Leben oder gar für uns unvorstellbar höheres, heute noch zukünftiges Leben waren schon dem Urknall inhärent. Da hat sich keine sinnfreie, nackte Energie/Materie sinnlosem Zufall gehorchend höher entwickelt.
Das ist eine gute Frage. Wenn es den Urknall gegeben hat, was immer noch nicht hundert Prozentig sicher ist, dann war die potentielle Möglichkeit zum Leben schon vorhanden.
Aber es musste vielleicht nicht zwangsläufig Leben entstehen.
Ich denke, dass Leben auf der Erde entstanden ist, ist ein wahres Wunder. Etwas Schönes. War es so vorgesehen schon kurz nach dem Urknall?



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Lucian Wing
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Registriert: Do 7. Jul 2022, 18:40

Mo 14. Nov 2022, 21:23

ahasver hat geschrieben :
Mo 14. Nov 2022, 18:48
Lucian Wing hat geschrieben :
Mo 14. Nov 2022, 16:21
Dann haben auch Mord, Totschlag, Folter und Ungerechtigkeit usw. usf. "Sinn". Wir haben nur noch nicht verstanden, welchen.
Ich nehme die Tatsache, dass Mord, Folter und Ungerechtigkeit diesen Planeten überziehen als Mitteilung an mich persönlich, dass da was nicht stimmt, mit mir nicht und mit der Welt nicht.

Ich hege den Verdacht, dass mein Welterleben interpretierbar ist wie ein Traum. Was könnte es bedeuten von Mord und Folter zu träumen? Zuallererst: Ich muß mein Leben ändern.
Negativität und Positivität finden beide unter dem gleichen Sinnhorizont statt. Wenn ich von Friedfertigkeit träume, könnte die Botschaft ebenfalls darin bestehen, mein Leben ins Gegenteil zu ändern, und der Sinn steckte dort ebenso drin wie bei dir.

Ich glaube, mit dem Sinn in diesem Sinne gelangen wir wieder zu jenem völligen Über-Gott am Ausgang der Scholastik zurück.

Mein Plädoyer ist, den Sinn als menschlichen Ausdruck der Sehnsucht nach einem gelingenden Leben und nicht als ein Überprinzip allen Seins und Daseins zu verstehen und der Semantik des Seins zuzuschlagen. Sinn ist eine subjektive Erfahrung und kein objektives Prinzip, das Gegenstand der Erkenntnistheorie wäre.



Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wieviel er in sieben Jahren dazu gelernt hatte. (Mark Twain)

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