Relativismus
- Jörn Budesheim
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Was ist Relativismus und warum ist er (nicht) falsch?
- Jörn Budesheim
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Meine Kurzdefinition: Für den Relativismus gibt es keine objektiven Wahrheiten, also Wahrheiten "an sich". Alles ist immer nur relativ zu etwas anderem wahr, z.B. zu einer Kultur, einer Zeit, einer Sprache, einem Paradigma, einem Individuum, Machtstrukturen und so weiter. Es gibt niemals "absolute (= nicht-relative) Maßstäbe".
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Bitte hier in diesem Faden keine Wikipedia-Verlinkungen und Zitate.
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Weil andernorts gerade erwähnt ...Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 28. Jun 2023, 13:14Was ist Relativismus und warum ist er (nicht) falsch?
- Wir sind im Besitze gewisser Erkenntnisse a priori, und selbst der gemeine Verstand ist niemals ohne solche
Daß es nun dergleichen notwendige und im strengsten Sinne allgemeine, mithin reine Urteile a priori, im menschlichen Erkenntnis wirklich gebe, ist leicht zu zeigen. Will man ein Beispiel aus Wissenschaften, so darf man nur auf alle Sätze der Mathematik hinaussehen; will man ein solches aus dem gemeinsten Verstandesgebrauche, so kann der Satz, daß alle Veränderung eine Ursache haben müsse,
Kant ...Kritik der reinen Vernunft
In wiefern wäre auch ein Theorem , wie das das Quadrat der Hypotenuse eines rechtwinkligen Dreiecks , gleich der Summe der Quadrate der Seiten ist oder auch die Behauptung , dass alle Veränderung auch eine Ursache haben müsse .. "relativ zu etwas anderem wahr".Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 28. Jun 2023, 13:30Meine Kurzdefinition: Für den Relativismus gibt es keine objektiven Wahrheiten, also Wahrheiten "an sich". Alles ist immer nur relativ zu etwas anderem wahr, z.B. zu einer Kultur, einer Zeit, einer Sprache, einem Paradigma, einem Individuum, Machtstrukturen und so weiter. Es gibt niemals "absolute (= nicht-relative) Maßstäbe".
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Nun zur Frage , was ist Relativismus ...Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 28. Jun 2023, 13:14Was ist Relativismus und warum ist er (nicht) falsch?
- Nun scheint es zwar natürlich, daß, so bald man den Boden der Erfahrung verlassen hat, man doch nicht mit Erkenntnissen, die man besitzt, ohne zu wissen woher, und auf den Kredit der Grundsätze, deren Ursprung man nicht kennt, sofort ein Gebäude errichten werde, ohne der Grundlegung desselben durch sorgfältige Untersuchungen vorher versichert zu sein,
Kant ... Kritik der reinen Vernunft
- Der Reiz, seine Erkenntnisse zu erweitern, ist so groß, daß man nur durch einen klaren Widerspruch, auf den man stößt, in seinem Fortschritte aufgehalten werden kann. Dieser aber kann vermieden werden, wenn man seine Erdichtungen nur behutsam macht, ohne daß sie deswegen weniger Erdichtungen bleiben.
Kant .. Kritik der reinen Vernunft
Gehört auch der Perspektivismus dazu? Er kann ja mal dies, mal jenes zu etwas aussagen, abhängig vom eingenommenen ("relativen"!?) Standpunkt!? (Dies finde ich zumindest sinnvoll.)
Ansonsten sehe ich den philosphierenden Menschen als "denkende Grundlage" an, an der sich alles Relative messen lassen sollte.
Vielleicht wäre ein Beispiel hilfreich, auf den der Relativismus angewendet werden soll/kann.
Soweit meine vielleicht etwas wirren Gedanken dazu
Ansonsten sehe ich den philosphierenden Menschen als "denkende Grundlage" an, an der sich alles Relative messen lassen sollte.
Vielleicht wäre ein Beispiel hilfreich, auf den der Relativismus angewendet werden soll/kann.
Soweit meine vielleicht etwas wirren Gedanken dazu
Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.
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um einmal die Gedanken tatsächlich an Hand eines "einfachen Beispiels" zu entwirren ..Burkart hat geschrieben : ↑Mi 28. Jun 2023, 22:42Gehört auch der Perspektivismus dazu? Er kann ja mal dies, mal jenes zu etwas aussagen, abhängig vom eingenommenen ("relativen"!?) Standpunkt!? (Dies finde ich zumindest sinnvoll.)
Ansonsten sehe ich den philosphierenden Menschen als "denkende Grundlage" an, an der sich alles Relative messen lassen sollte.
Vielleicht wäre ein Beispiel hilfreich, auf den der Relativismus angewendet werden soll/kann.
Soweit meine vielleicht etwas wirren Gedanken dazu
- Um zu verstehen, inwiefern der Neue Realismus eine neue Einstellung zur Welt mit sich bringt, wählen wir in
einfaches Beispiel: Nehmen wir an, Astrid befinde sich gerade in Sorrent und sehe den Vesuv, während wir (also
Sie, lieber Leser, und ich) gerade in Neapel sind und ebenfalls den Vesuv betrachten. Es gibt also in diesem
Szenario den Vesuv, den Vesuv von Astrid aus (also aus Sorrent) gesehen und den Vesuv von uns aus (also aus
Neapel) gesehen.
Markus Gabriel .. Warum es die Welt nicht gibt , S.14
Der Neue Realismus hingegen nimmt an, dass es in diesem Szenario mindestens vier
Gegenstände gibt ..
①. Der Vesuv
②. Der Vesuv von Sorrent aus gesehen (Astrids Perspektive).
③. Der Vesuv von Neapel aus gesehen (Ihre Perspektive).
④. Der Vesuv von Neapel aus gesehen (meine Perspektive)
- Die Metaphysik behauptet, dass es in diesem Szenario einen einzigen wirklichen Gegenstand gibt, nämlich den
Vesuv. Dieser wird gerade zufällig einmal aus Sorrent und ein andermal aus Neapel betrachtet, was ihn aber
hoffentlich ziemlich kaltlässt. Es geht den Vesuv nichts an, wer sich für ihn interessiert. Das ist Metaphysik.
Markus Gabriel .. Warum es die Welt nicht gibt
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Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 28. Jun 2023, 13:30Meine Kurzdefinition: Für den Relativismus gibt es keine objektiven Wahrheiten, also Wahrheiten "an sich". Alles ist immer nur relativ zu etwas anderem wahr, z.B. zu einer Kultur, einer Zeit, einer Sprache, einem Paradigma, einem Individuum, Machtstrukturen und so weiter. Es gibt niemals "absolute (= nicht-relative) Maßstäbe".
- „ Der Konstruktivismus hingegen nimmt an, dass es in diesem Szenario drei Gegenstände gibt: den Vesuv für Astrid,
Ihren Vesuv und meinen Vesus. Dahinter gebe es entweder überhaupt keinen Gegenstand oder doch keinen
Gegenstand, den wir jemals zu erkennen hoffen könnten"
Markus Gabriel .. Warum es die Welt nicht gibt
- „ Der Neue Realismus hingegen nimmt an, dass es in diesem Szenario mindestens vier
Gegenstände gibt ..
①. Der Vesuv
②. Der Vesuv von Sorrent aus gesehen (Astrids Perspektive).
③. Der Vesuv von Neapel aus gesehen (Ihre Perspektive).
④. Der Vesuv von Neapel aus gesehen (meine Perspektive)"
Markus Gabriel .. Warum es die Welt nicht gibt
- „ Die Metaphysik behauptet, dass es in diesem Szenario einen einzigen wirklichen Gegenstand gibt, nämlich den
Vesuv. Dieser wird gerade zufällig einmal aus Sorrent und ein andermal aus Neapel betrachtet, was ihn aber
hoffentlich ziemlich kaltlässt. Es geht den Vesuv nichts an, wer sich für ihn interessiert. Das ist Metaphysik. "
Markus Gabriel .. Warum es die Welt nicht gibt
Spannend wird das allerdings , wenn man den Vesuv , wie unter ... ①. Der Vesuv ... aus der "metaphysischen" Perspektive eines Metaphysikers sieht. In dem der Neue Realismus annimt , dass es diesem in diesem Szenario mindestens vier Gegenstände gibt .. also einen Vesuv "an sich" und einen "relativen" Vesuv , aus den verschiedenen Perspektiven , so kommt man wohl nicht umhin an zu nehmen, dass er den Konstruktivismus mit der Methaphysik vereint. Also das Absolute mit dem Relativen.
In dem der Relativismus, wie aus der Aufzählung zum Vesuv m.E. ersichtlich , nur in Kombination mit Metaphysik funktioniert, so ist er als solches nur für sich genommen falsch . Wie übrigens infolge dessen auch eine für sich genomene Metaphysik falsch ist.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 28. Jun 2023, 13:14Was ist Relativismus und warum ist er (nicht) falsch?
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Hier also einige alltägliche Beispiele für sogenannte relativistische Denkformen. Während meines Studiums an der Universität Kassel gab es dazu ein ironisches Plakat mit dem Titel "Jeder hat Recht". Ziel dieses Threads ist es aber nicht, eines der vier Beispiele zu diskutieren, sondern das Thema Relativismus allgemein zu behandeln.Relativismus, Bernd Irlenborn hat geschrieben : ...
Der philosophische Begriff „Relativismus“ umfasst ein Bündel von verschiedenen Problemstellungen, die sich in allen Bereichen der Philosophie vorfinden lassen.
...
Trotz aller Differenzierungen gibt es Intuitionen, die bei allen oder zumindest bei den meisten relativistischen Denkformen impliziert sind. Um diese Intuitionen deutlich zu machen, lassen sich alltägliche Aussagen anführen, die man leicht relativistisch interpretieren kann:
Diese Aussagen drücken jeweils eine Relation aus: Wahrheit und Meinung gelten nur subjektiv oder in Bezug auf ein Individuum (1, 2); es gibt kein allgemeines Kriterium für ästhetische Urteile, sondern nur deren Abhängigkeit von Geschmack (3); unterschiedliche Erkenntnisformen sind gleich gültig, wenn man sie hinsichtlich des Kontextes ihrer Geltung beurteilt (4).
- Das ist wahr für mich, auch wenn mir alle widersprechen.
- Der eine glaubt dies, der andere das, und das ist auch gut so.
- Über Geschmack kann man sich sowieso nicht streiten.
- Der Mythos ist genauso gültig wie die Wissenschaft.
...
Die Ausführungen von Timberlake berühren das Thema, so wie ich es behandelt sehen möchte, nicht.
Zu Burkarts Frage: Der Ausdruck "Perspektivismus" kann verschiedene Bedeutungen haben, von denen einige sicherlich in Richtung Relativismus gehen.
Weiterhin wichtig: keine Wikipedia Zitate, ansonsten sind Zitate aus philosophischer Literatur natürlich gern gesehen, insofern sie etwas mit dem Thema zu tun haben.
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Relativismus, Bernd Irlenborn hat geschrieben : ...
Der Relativismus [impliziert] die These, dass Aussagen eines bestimmten Typs oder einer bestimmten Klasse relativ zu einem spezifischen Standard, Parameter oder Bezugssystem sind. Formal kann man die Aussage „a ist relativ zu b“ als zweistellige Relation aRb ausdrücken. Diese Relation erfüllt nicht die Bedingungen der Symmetrie, denn aus aRb folgt nicht bRa. Die Beziehung drückt die einseitige Abhängigkeit der Variable a von der Variable b aus. Die Relation aRb kann man in drei Hinsichten näher bestimmen: erstens bezüglich der abhängigen Variable a, also dem, was relativ ist; zweitens bezüglich der unabhängigen Variable b, dem, wozu etwas relativ ist; drittens bezüglich der Relationsbeziehung R. Die Philosophin Susan Haack hat eine Klassifikation vorgestellt, die Beispiele für die beiden Variablen enthält:
Durch die Verbindungen beider Reihen von Variablen ergeben sich zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten für relativistische Positionen. Nicht alle davon sind sinnvoll, eindeutig oder faktisch vertreten worden.
...
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Hätte mich übrigens auch schon sehr gewundert , wenn du sie so behandelt sehen möchtest .Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑So 2. Jul 2023, 09:54
Die Ausführungen von Timberlake berühren das Thema, so wie ich es behandelt sehen möchte, nicht.
Zumindest gehst du davon aus , dass meinen Ausführungen das Thema behandeln . Das ist ja schon mal was.
Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑So 2. Jul 2023, 09:54
. Ziel dieses Threads ist ... das Thema Relativismus allgemein zu behandeln.
Du möchtest also das Thema Relativismus allgemein behandeln sehen. Ich würde dabei allerdings nicht von allgemein , sondern im Sinne von "Nichtgegenständlich" , vielmehr von Abstrakt sprechen . Dazu nur mal zum Vergleich ..
Timberlake hat geschrieben : ↑Mi 28. Jun 2023, 16:08Nun zur Frage , was ist Relativismus ...Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 28. Jun 2023, 13:14Was ist Relativismus und warum ist er (nicht) falsch?
.. gemäß diesem Zitat von Kant würde ich sagen, Relativismus ist , wenn man den Boden der Erfahrungen verlässt.
- Nun scheint es zwar natürlich, daß, so bald man den Boden der Erfahrung verlassen hat, man doch nicht mit Erkenntnissen, die man besitzt, ohne zu wissen woher, und auf den Kredit der Grundsätze, deren Ursprung man nicht kennt, sofort ein Gebäude errichten werde, ohne der Grundlegung desselben durch sorgfältige Untersuchungen vorher versichert zu sein,
Kant ... Kritik der reinen Vernunft
Wenn ich sage würde " Relativismus ist , wenn man den Boden der Erfahrungen verlässt" so ist das , zumindest nach meiner Meinung , durchaus allgemein . Nur im Unterschied zu dem , was der Realismus " im Allgemeinen" als These impliziert und zwar ... "das Aussagen eines bestimmten Typs oder einer bestimmten Klasse relativ zu einem spezifischen Standard, Parameter oder Bezugssystem sind" ist das auch Gegenständlich . " Impliziert" doch meine Ansicht über den Relativismus den Gegenstand "Erfahrung". Sicherlich könnte man dem entgegnen , schon allein deshalb , weil ein Gegenstand impliziert ist , kann das nicht allgemein sein. Nur deshalb habe ich ja auch von Abstrakt gesprochen und der impliziert nun einmal etwas Nichtgegenständliches.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑So 2. Jul 2023, 10:17Relativismus, Bernd Irlenborn hat geschrieben : ...
Der Relativismus [impliziert] die These, dass Aussagen eines bestimmten Typs oder einer bestimmten Klasse relativ zu einem spezifischen Standard, Parameter oder Bezugssystem sind. Formal kann man die Aussage „a ist relativ zu b“ als zweistellige Relation aRb ausdrücken. Diese Relation erfüllt nicht die Bedingungen der Symmetrie, denn aus aRb folgt nicht bRa. Die Beziehung drückt die einseitige Abhängigkeit der Variable a von der Variable b aus. Die Relation aRb kann man in drei Hinsichten näher bestimmen: erstens bezüglich der abhängigen Variable a, also dem, was relativ ist; zweitens bezüglich der unabhängigen Variable b, dem, wozu etwas relativ ist; drittens bezüglich der Relationsbeziehung R.
Wie dem auch sei , in dem ich einmal annehme , dass du das Thema nach den Ausführungen von Bernd Irlenborn behandelt sehen möchtest , ich bin durch aus dafür offen.
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.. ich ergänze ..Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 28. Jun 2023, 13:30Meine Kurzdefinition: Für den Relativismus gibt es keine objektiven Wahrheiten, also Wahrheiten "an sich". Alles ist immer nur relativ zu etwas anderem wahr, z.B. zu einer Kultur, einer Zeit, einer Sprache, einem Paradigma, einem Individuum, Machtstrukturen und so weiter. Es gibt niemals "absolute (= nicht-relative) Maßstäbe".
- Relatives (Philosophie Magazin)
„Im Gegensatz zum Absoluten ist das Relative das, was von einer anderen Sache als von sich selbst abhängt, um zu sein (oder gedacht zu werden) oder das, was eine Beziehung zwischen mindestens zwei Größen betrifft. Das Relative impliziert also generell das Unvollkommene und den Vergleich. In der Philosophie ist der Relativismus eine Position, die meint, dass die Wahrheit jeder Behauptung variabel ist, abhängig von den Umständen und Personen" .
Was als solches, zunächst einmal weder falsch noch richtig. Wenn man allerdings von daher eine Position vertritt , dass ....Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 28. Jun 2023, 13:14Was ist Relativismus und warum ist er (nicht) falsch?
" die Wahrheit jeder Behauptung variabel ist,abhängig von den Umständen und Personen(Philosophie Magazin) "
bzw. weil prinzipiell auf das Gleiche hinauslaufend, der Meinung ist , dass
" Alles immer nur relativ zu etwas anderem wahr ist z.B. zu einer Kultur, einer Zeit, einer Sprache, einem Paradigma, einem Individuum, Machtstrukturen und so weiter ( Jörn)"
, dann würde ich allerdings schon meinen , dass der Realismus falsch ist.
Dazu nur mal zur Erinnerung ..
Timberlake hat geschrieben : ↑Mi 28. Jun 2023, 15:26Weil andernorts gerade erwähnt ...Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 28. Jun 2023, 13:14Was ist Relativismus und warum ist er (nicht) falsch?
- Wir sind im Besitze gewisser Erkenntnisse a priori, und selbst der gemeine Verstand ist niemals ohne solche
Daß es nun dergleichen notwendige und im strengsten Sinne allgemeine, mithin reine Urteile a priori, im menschlichen Erkenntnis wirklich gebe, ist leicht zu zeigen. Will man ein Beispiel aus Wissenschaften, so darf man nur auf alle Sätze der Mathematik hinaussehen; will man ein solches aus dem gemeinsten Verstandesgebrauche, so kann der Satz, daß alle Veränderung eine Ursache haben müsse,
Kant ...Kritik der reinen Vernunft
.. zumindest was den Besitz gewisser Erkenntnisse a priori betrifft , sollte der Relativismus falsch sein .
In wiefern wäre auch ein Theorem , wie das das Quadrat der Hypotenuse eines rechtwinkligen Dreiecks , gleich der Summe der Quadrate der Seiten ist oder auch , dass alle Veränderung auch eine Ursache haben müsse .. "relativ zu etwas anderem wahr".Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 28. Jun 2023, 13:30Meine Kurzdefinition: Für den Relativismus gibt es keine objektiven Wahrheiten, also Wahrheiten "an sich". Alles ist immer nur relativ zu etwas anderem wahr, z.B. zu einer Kultur, einer Zeit, einer Sprache, einem Paradigma, einem Individuum, Machtstrukturen und so weiter. Es gibt niemals "absolute (= nicht-relative) Maßstäbe".
- „Der Relativismus [impliziert] die These, dass Aussagen eines bestimmten Typs oder einer bestimmten Klasse relativ zu einem spezifischen Standard, Parameter oder Bezugssystem sind"
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Es hat nicht viel Sinn, ein Wort aus dem Zusammenhang zu nehmen und es dann als Zitat zu verkaufen.
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Nein, davon bin ich nicht ausgegangen.Timberlake hat geschrieben : ↑So 2. Jul 2023, 22:33Zumindest gehst du davon aus , dass meinen Ausführungen das Thema behandeln .
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Timberlake, du bist in meinen Themen nicht willkommen.
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völlig richtig , es hat nicht viel Sinn, ein Wort aus dem Zusammenhang zu nehmen und es dann als Zitat zu verkaufen. und zwar wie von dir hier , mit ... ich zitiere ..Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 3. Jul 2023, 06:40Es hat nicht viel Sinn, ein Wort aus dem Zusammenhang zu nehmen und es dann als Zitat zu verkaufen.
.. exemplarisch vorgeführt. Dazu nur mal zur Erinnerung , im welchen Zusammenhang "Alles (Jörn) " von mir erwähnt wurde ...
.. und bezogen hatte ich mich dabei, wie in dem Beitrag 65751 ersichtlich .. im Zusammenhang! .. eines Zitates aus (Philosophie Magazin) , als da wäre ...Timberlake hat geschrieben : ↑Mo 3. Jul 2023, 03:16
„Der Relativismus [impliziert] die These, dass Aussagen eines bestimmten Typs oder einer bestimmten Klasse relativ zu einem spezifischen Standard, Parameter oder Bezugssystem sind"
Bernd Irlenborn
[/list]
Möglicherweise war bei Bernd Irlenborn deshalb von einem ...bestimmten Typ oder einer bestimmten Klasse die Rede. Weil demzufolge "Alles (Jörn) " bzw. "jede Behauptung (Philosophie Magazin)" ausschließend , so würde ich wiederum hier meinen , dass der Relativismus nicht falsch ist . Ganz abgesehen davon , dass sich ein Realismus , mit solchen "absoluten" Formulierungen , möglicherweise selbst in Frage stellt.
- Relatives (Philosophie Magazin)
„Im Gegensatz zum Absoluten ist das Relative das, was von einer anderen Sache als von sich selbst abhängt, um zu sein (oder gedacht zu werden) oder das, was eine Beziehung zwischen mindestens zwei Größen betrifft. Das Relative impliziert also generell das Unvollkommene und den Vergleich. In der Philosophie ist der Relativismus eine Position, die meint, dass die Wahrheit jeder Behauptung variabel ist, abhängig von den Umständen und Personen" .
Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 28. Jun 2023, 13:30Meine Kurzdefinition: Für den Relativismus gibt es keine objektiven Wahrheiten, also Wahrheiten "an sich". Alles ist immer nur relativ zu etwas anderem wahr, z.B. zu einer Kultur, einer Zeit, einer Sprache, einem Paradigma, einem Individuum, Machtstrukturen und so weiter. Es gibt niemals "absolute (= nicht-relative) Maßstäbe".
.. um .. den Zusammenhang! .. deutlich zu machen, habe ich die betreffenden Stellen noch mal farblich hervorgehoben .
Wenn du .. bei all diesen Zusammenhängen! . zu dem nicht davon ausgehst, dass ich mit meinen Ausführungen das Thema behandel, so ist das , gelinde gesagt, doch schon sehr merkwürdig .Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 3. Jul 2023, 08:25Nein, davon bin ich nicht ausgegangen.Timberlake hat geschrieben : ↑So 2. Jul 2023, 22:33Zumindest gehst du davon aus , dass meinen Ausführungen das Thema behandeln .
Wie dem auch sei , weil in der Mehrzahl formuliert, so bin ich offenbar in ALLEN! deinen Themen nicht willkommen. Ich denke mal , das ist in Wirklichkeit .. der Zusammenhang von Allem!Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 3. Jul 2023, 11:01Timberlake, du bist in meinen Themen nicht willkommen.
Ich werde das respektieren. Schließlich sind das deine Themen.
Das soll nun mehr .. bis auf Widerruf deinerseits natürlich .. der letzte Beitrag von mir, zu ALLEN! deinen Tehmen gewesen sein.
Dazu vielleicht nur noch eine Anmerkung. Da ich zumindest bei diesem Thema, der Einzige gewesen bin , der auf auf dein Thema reagiert hat, so hat sich damit das Thema vermutlich zugleich erledigt.
MIr ist der Relativismus ein wenig suspekt, insofern man kaum alles sinnvoll relativieren kann, außer man geht davon aus, dass es wirklich nichts zu wissen gibt.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑So 2. Jul 2023, 09:54Hier also einige alltägliche Beispiele für sogenannte relativistische Denkformen. Während meines Studiums an der Universität Kassel gab es dazu ein ironisches Plakat mit dem Titel "Jeder hat Recht". Ziel dieses Threads ist es aber nicht, eines der vier Beispiele zu diskutieren, sondern das Thema Relativismus allgemein zu behandeln.Relativismus, Bernd Irlenborn hat geschrieben : ...
Der philosophische Begriff „Relativismus“ umfasst ein Bündel von verschiedenen Problemstellungen, die sich in allen Bereichen der Philosophie vorfinden lassen.
...
Trotz aller Differenzierungen gibt es Intuitionen, die bei allen oder zumindest bei den meisten relativistischen Denkformen impliziert sind. Um diese Intuitionen deutlich zu machen, lassen sich alltägliche Aussagen anführen, die man leicht relativistisch interpretieren kann:
Diese Aussagen drücken jeweils eine Relation aus: Wahrheit und Meinung gelten nur subjektiv oder in Bezug auf ein Individuum (1, 2); es gibt kein allgemeines Kriterium für ästhetische Urteile, sondern nur deren Abhängigkeit von Geschmack (3); unterschiedliche Erkenntnisformen sind gleich gültig, wenn man sie hinsichtlich des Kontextes ihrer Geltung beurteilt (4).
- Das ist wahr für mich, auch wenn mir alle widersprechen.
- Der eine glaubt dies, der andere das, und das ist auch gut so.
- Über Geschmack kann man sich sowieso nicht streiten.
- Der Mythos ist genauso gültig wie die Wissenschaft.
...
Die Ausführungen von Timberlake berühren das Thema, so wie ich es behandelt sehen möchte, nicht.
Zu Burkarts Frage: Der Ausdruck "Perspektivismus" kann verschiedene Bedeutungen haben, von denen einige sicherlich in Richtung Relativismus gehen.
Weiterhin wichtig: keine Wikipedia Zitate, ansonsten sind Zitate aus philosophischer Literatur natürlich gern gesehen, insofern sie etwas mit dem Thema zu tun haben.
Mein Ausgangspunkt ist ja der philosophierende Mensch, insofern setze ich ihn praktisch immer mehr oder weniger direkt voraus, gerade hier im Forum bzw. allgemein in Foren.
Klar sagt man manchmal gerne "Alles ist relativ", wenn einem irgendwas zu "festgefahren", schwarz-weiß o.ä. erscheint. Aber ganz allgemein erscheint er mir nicht sinnvoll, weil dann quasi alles wahr sein kann.
Ich denke, man sollte zumindest unterscheiden zwischen (mehr oder weniger) Faktischem und persönlich Subjektivem a la (vgl. oben) 1. "wahr für mich", 2. das Glauben, 3. Geschmack und auch 4. (Glaube an mehr als Wissenschaft durch den Mythos).
Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.
- AufDerSonne
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Es gibt beides. Relative Wahrheiten und absolute Wahrheiten. Die Menschen funktionieren auch mit beidem. Also es braucht beides um ein Mensch zu sein.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 28. Jun 2023, 13:30Meine Kurzdefinition: Für den Relativismus gibt es keine objektiven Wahrheiten, also Wahrheiten "an sich". Alles ist immer nur relativ zu etwas anderem wahr, z.B. zu einer Kultur, einer Zeit, einer Sprache, einem Paradigma, einem Individuum, Machtstrukturen und so weiter. Es gibt niemals "absolute (= nicht-relative) Maßstäbe".
Manche Sachen machen nur Sinn, wenn man sie mit etwas anderem vergleicht. Manche Sachen sind an sich wahr.
Die absoluten Wahrheiten sind einfach viel schwieriger zu finden. Aber ich denke, jeder Mensch sagt manchmal, so ist es jetzt einfach. Davon gehe ich nicht mehr ab.
Ständig alles relativ zu sehen ist auf die Dauer unbefriedigend. Macht aber oft auch Sinn, um sich Klarheit über eine Sache zu verschaffen.
Ein konkretes Beispiel wäre einmal mehr gut.
Ohne Gehirn kein Geist!
- Jörn Budesheim
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Der Thread enthielt nicht nur konkrete Beispiele, sondern auch eine Bastelanleitung, wie man selbst Beispiele erstellen kann.
Gemäß diesem Schema:Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑So 2. Jul 2023, 09:54Relativismus, Bernd Irlenborn hat geschrieben :
- Das ist wahr für mich, auch wenn mir alle widersprechen.
- Der eine glaubt dies, der andere das, und das ist auch gut so.
- Über Geschmack kann man sich sowieso nicht streiten.
- Der Mythos ist genauso gültig wie die Wissenschaft.
Relativismus, Bernd Irlenborn hat geschrieben : ...
Der Relativismus [impliziert] die These, dass Aussagen eines bestimmten Typs oder einer bestimmten Klasse relativ zu einem spezifischen Standard, Parameter oder Bezugssystem sind. Formal kann man die Aussage „a ist relativ zu b“ als zweistellige Relation aRb ausdrücken. Diese Relation erfüllt nicht die Bedingungen der Symmetrie, denn aus aRb folgt nicht bRa. Die Beziehung drückt die einseitige Abhängigkeit der Variable a von der Variable b aus. Die Relation aRb kann man in drei Hinsichten näher bestimmen: erstens bezüglich der abhängigen Variable a, also dem, was relativ ist; zweitens bezüglich der unabhängigen Variable b, dem, wozu etwas relativ ist; drittens bezüglich der Relationsbeziehung R. Die Philosophin Susan Haack hat eine Klassifikation vorgestellt, die Beispiele für die beiden Variablen enthält:
Durch die Verbindungen beider Reihen von Variablen ergeben sich zahlreiche Kombinationsmöglichkeiten für relativistische Positionen. Nicht alle davon sind sinnvoll, eindeutig oder faktisch vertreten worden.
...
Wahrheit ist relativ auf die Kultur
Wirklichkeit ist relativ auf das wissenschaftliche Paradigma
Bedeutungen sind relativ auf das Individuum
Werte sind relativ auf eine Gemeinschaft
Ästhetische Werte sind relativ auf ein Individuum
Ich bin ziemlich überrascht, denn obwohl die meisten hier ziemlich sicher in vielen Bereichen Relativisten sind, scheint kaum jemand auch nur eine ungefähre Vorstellung davon zu haben, was Relativismus ist.
- Jörn Budesheim
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Ab der eckigen Klammer ist mir bei jedem Satz mehr oder weniger unklar, was damit gemeint sein könnte, insbesondere fällt es mir schwer, den Bezug zum Thema Relativismus zu erkennen. Das liegt wahrscheinlich daran, dass Du eine ganze Reihe von Vorstellungen davon hast, was "relativ" bedeutet, aber nicht klar machen kannst, was Du damit meinst.AufDerSonne hat geschrieben : ↑Sa 8. Jul 2023, 15:44[Es gibt beides. Relative Wahrheiten und absolute Wahrheiten.] Die Menschen funktionieren auch mit beidem. Also es braucht beides um ein Mensch zu sein.
Manche Sachen machen nur Sinn, wenn man sie mit etwas anderem vergleicht. Manche Sachen sind an sich wahr.
Die absoluten Wahrheiten sind einfach viel schwieriger zu finden. Aber ich denke, jeder Mensch sagt manchmal, so ist es jetzt einfach. Davon gehe ich nicht mehr ab.
Ständig alles relativ zu sehen ist auf die Dauer unbefriedigend. Macht aber oft auch Sinn, um sich Klarheit über eine Sache zu verschaffen.
Absolute Wahrheiten sind meiner Meinung nach genauso schwer oder leicht zu finden wie jede andere Wahrheit auch, denn zu sagen, dass die Wahrheit absolut ist, ist meines Erachtens ungefähr so, als würde man sagen, dass Schimmel weiß ist oder dass Kreise rund sind. Wahrheit ist dementsprechend immer absolut. Ich vermute an dieser Stelle, dass du "relativ" vielleicht so verstehst: Etwas ist relativ wahr, wenn es annähernd wahr ist, und absolut, wenn es eben ganz der Wahrheit entspricht. Aber ich wüsste nicht, dass das in einem philosophischen Kontext (wir sind hier in einem philosophischen Forum) mit Relativismus gemeint ist. Wenn man glaubt, dass man sich der Wahrheit annähern kann, indem man Dinge sagt, die nicht hundertprozentig wahr sind, sondern nur annähernd wahr, dann ist man natürlich kein Relativist.
Ich habe nicht die geringste Ahnung, was du damit meinst, dass Menschen sowohl mit relativen als auch mit absoluten Wahrheiten funktionieren können. Da muss ich völlig passen. (Im Nachgang habe ich folgende Theorie: Menschen können damit leben, dass sie nicht alles sicher wissen?!)
Ein weiterer Punkt: Du sagst sinngemäß, dass manche Dinge nur Sinn machen, wenn man sie mit etwas anderem vergleicht, während andere Dinge an sich wahr sind. Beim Relativismus geht es aber nicht um Vergleiche oder Relationen. Wer sagt, dass Hans kleiner ist als Ulrike, wird dadurch noch lange nicht zum Relativisten.