Nick Nickless hat geschrieben : ↑ Mi 27. Sep 2023, 13:36
Genau das ist das Problem; dankenswerterweise schwurbelst du nicht erst bändeweise um den heißen Brei herum und versuchst auch gar nicht erst, die Farbe ins Psychologische oder schließlich ins Irrationale hinauszukomplimentieren.
Das, was dir gerade als angenehm aufgefallen ist, ist die Perspektive der Wissenschaft.
Es geht nur um das Sammeln von Tatsachen. Das ist neutral und wirklich sehr angenehm, weil es frei von Weltbildern ist.
Ich habe umgeschaltet, mein Weltbild aus dem Spiel herausgenommen und nur das Kriterium "Tatsache" hochgehalten.
Ich habe sozusagen den Wissenschaftsbetrieb herausgenommen.
Echte Wissenschaftler können das, sie machen das und sie sehen einen Sinn darin, denn die Wissenschaft muss neutral bleiben und sie muss allen gehören.
Ich musste jetzt leider die Formulierung "echte Wissenschaftler" verwenden, was sicherlich an die Aussagen von Religions-Gläubigen erinnert, aber das ist notwendig, weil es rund um den Wissenschaftsbetrieb eine Menge Ideologie gibt.
Du hast es vielleicht mitbekommen, hier in diesem Thread und auch in einem anderen bin ich auf ein gewisses Autoritätsspielchen gestossen.
Das ist leider in einigen Köpfen drin und es ist ein Grund, weshalb die Trennung zwischen Wissenschaft und Wissenschaftsbetrieb so elementar notwendig ist.
Wissenschaft gehört dir und allen anderen (auch mir), sie ist neutral und Weltbildunabhängig. Wissenschaftsbetrieb ist das restliche Treiben
Ich sage das auch immer wieder Gott-Gläubigen und empfehle ihnen, sich die Wissenschaft nicht wegnehmen zu lassen, nur weil rund um den Wissenschaftsbetrieb wieder unsinnige Absolutheitsansprünge (insbesondere durch einen Autoritätsschabernack) gemacht werden.
Nick Nickless hat geschrieben : ↑ Mi 27. Sep 2023, 13:36
Durch das Experiment werden ausschließlich streng reproduzierbare, quantitativ beschreibbare Effekte selektiert. Alles andere fällt durch den Rost. Das ist durchaus in Ordnung, wenn man weiß, was man da tut.
Experiment war jetzt etwas vorschnell und sicherlich zu spezifisch naturwissenschaftlich.
Weiter vorne im Thread habe ich "Tatsache" auf das "Vorliegen einer Situation" gegründet und "Experiment" als speziellen Fall dazu angesprochen.
Könntest du dich damit anfreunden, dass es bei "Farben" um die Frage geht, liegen sie vor oder liegen sie nicht vor, im Sinne von "Teil der Realität" oder "nicht Teil der Realität"?
(das soll jetzt nichts daran ändern, dass wir immer noch keinen Einfall haben, wie das festgestellt werden könnte)
Nick Nickless hat geschrieben : ↑ Mi 27. Sep 2023, 13:36
Wenn man aber hergeht und schließt: Also ist das andere auch nichts, keine »Tatsache«, kein Teil der Wirklichkeit, nada, - dann ist dass die dogmatische Hypostase eines praktischen Verfahrens als theoretischer Erkenntnis. Ein Dogmatismus, der gegen die einfachste Wahrnehmung - die eben Farben zeigt, und keine farblosen Bewegungen - sich blind stellt, die an die Stelle von Phänomen, Empirie, Anschauung, Empfindung einen schlechten Gedanken, eine absurde Hinterwelt, setzt, die Mythologie betreibt, nämlich pars pro toto setzt.
Die Unsicherheit rund um "Tatsache" versteckt sich hier im Begriff "Wahrnehmung".
Wenn ein Akteur vor sich XYZ wahrnimmt, dann stellt sich Aufgabe, dass irgendetwas von dem, was vor dem Akteur ist (XYZ oder etwas, das man aus der Perspektive des Akteurs für XYZ halten kann), beim Akteur landen muss und dass er eine "XYZ"-Überzeugung durchlaufen muss.
Also das Durchlaufen einer Überzeugung ist der letzte notwendige Schritt und der Verlauf einschliesslich diesem letzten Schritt, versteckt sich hinter "Wahrnehmung".
Das grundsätzliche Problem, das wir nun beide haben, ist, dass wir genau solche Akteure sind, d.h. wir stecken im Durchlaufen derartiger Überzeugung drin und haben keine Überblicksposition.
Geht es um Tatsachen "ausserhalb von Wahrnehmungsanteilen" haben wir das Instrument der Interaktion, um das Vorliegen einer Situation zu analysieren.
Durch die Interaktion können wir viele Perspektiven einnehmen und eine Annäherung an eine Überblicksposition erreichen.
Durch das Instrument Interaktion können wir unser Urteil "was genau liegt vor und ist damit eine Tatsache" verbessern.
"Innerhalb von Wahrnehmungsanteilen" ist das Urteil sehr schwer zu treffen, denn wodurch stellen wir sicher, dass sich in unserem Durchlaufen von Überzeugungen eine Analysemöglichkeit der Umstände des Durchlaufens von Überzeugungen befindet?
Das muss ja nicht so sein.
Wenn wir wirkliches Wissen aufstellen wollen, müssen wir diese Unsicherheit irgendwie beseitigen, bevor wir die Wissenschaft mit Tatsachen befüllen, nur um sie später wieder herausnehmen zu müssen.
Vielleicht kann man es auch so sehen:
Der Umstand dieses Kein-Urteil-Treffen-Könnens ist selbst eine Tatsache und das, was in die Wissenschaft aufgenommen wird, darf nicht gegen bestehende Tatsachen verstossen, denn es soll letztlich um die Realität gehen.
Nick Nickless hat geschrieben : ↑ Mi 27. Sep 2023, 13:36
Wer oder was gibt dir das Recht zu einer solchen Behauptung?
Du hast hier nur auf den zweiten Satz meiner Aussage reagiert.
Der erste Satz dreht sich um das Aufstellen eines Zwangs, dass die Wissenschaft erweitert werden muss, und das geht nur über Tatsachen, die keinen anderen Tatsachen widersprechen.
Im letzten Absatz habe ich dazu ja bereits mehr Details angeben - vermutlich verändert sich dadurch auch dieser Punkt hier.
Nick Nickless hat geschrieben : ↑ Mi 27. Sep 2023, 13:36
Wer herrschen, reproduzierbare Effekte erzielen will, und solche Praxis mit Erkenntnis verwechselt, der muss aus seinem Weltbild die Farben, das Leben und die Schönheit der Natur streichen, ein für alle Mal. Er sieht und versteht von der Mona Lisa nur noch Höhe mal Breite, und sonst nigges. Das ist die alte Geschichte von Krösus, der an seinem Gold erstickt ist, wie sie die tausend Mal erzählt worden ist, die aber im Rahmen des obigen Weltbilds völlig unverständlich, zu nichts werden muss.
Du darfst all das ablehnen, denn es ist Weltbild (im Wissenschaftsbetrieb wird mit vielen Weltbildern gearbeitet) und du kannst es durch ein eigenes Weltbild ersetzen.
Weltbilder versuchen eine Hintergrundgeschichte, eine Erklärung darzustellen. Sie füllen sozusagen den Zwischenraum von Tatsachen.
D.h. wenn du ein Weltbild hast und ich ein anderes, dann enthält die Schnittmenge dieser Weltbilder idealerweise mindestens die Tatsachen aus der Wissenschaft (wieder: Wissenschaft ist das angenehm Neutrale, nicht der Wissenschaftsbetrieb).