ZNS

Dieses Unterforum beschäftigt sich mit dem Umfang und den Grenzen der menschlichen Erkenntnisfähigkeit sowie um die speziellen Gesichtspunkte des Systems der modernen Wissenschaften.
Timberlake
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Di 29. Okt 2024, 00:01

Wolfgang Endemann hat geschrieben :
Mo 28. Okt 2024, 10:06
Timberlake hat geschrieben :
Mo 28. Okt 2024, 01:43


und weil dir das ein bischen zu wenig ist , verortest du dich doch gleich "kurz und knapp" wo ...

Nein, nicht beim (einfachen) Idealismus, und nein, selbstverständlich auch nicht beim (einfachen) Materialismus. Der Dualismus, der reduktionistisch in einen Monismus überführt werden kann, ist für mich ein unbefriedigender, wenn nicht falscher Ansatz.
... also nichts genaues weiß man nicht !

Dabei liegt der Vorteil eines (einfachen) Idealismus , wie auch eines (einfachen) Materialismus eben darin, dass das Eine das Andere ausschließt. Was , zumindest für mich , als solches nicht nur bloß ein sehr befriedigender , sondern mehr noch ein durchaus richtiger Ansatz ist. Macht er doch das,was ich übrigens auch hier , in diesem Thread beobachte, von daher ein Fischen im Trüben obsolet.


Es sei denn, dass man in eben darin seine Befriedigung findet.

Nur dann sollte man sich im Hinblick darauf , weil stets ergebnisoffen , schon einmal auch auf eine unendliche Geschichte einrichten. Das sei übrigens insbesondere dir und @Consul in euer Stammbuch geschrieben. Da ist mir @Körper , mit seiner eindeutigen Position zum (einfachen) Materialismus allemal lieber. So zumindest mein Eindruck.




Wolfgang Endemann
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Di 29. Okt 2024, 10:06

Timberlake hat geschrieben :
Di 29. Okt 2024, 00:01


Nur dann sollte man sich im Hinblick darauf , weil stets ergebnisoffen , schon einmal auch auf eine unendliche Geschichte einrichten.
Stimmt. Was ist so schlimm daran?

Ich befürchte, die Zeit der einfachen Lösungen ist vorbei, die Zeit, als es nur vier, an einer Hand abzählbaren Elemente gab, als man noch wußte, was gut und böse ist, ohne darüber nachdenken zu müssen. Du meinst, die Weltgeschichte ist die Lebensgeschichte im Großen: man wird als naives Baby geboren, verwirrt sich, zersplittert sich in unzählige konkurrierende Wahrheitskonzepte, das nennt man Erwachsenwerden, und erreicht endlich im Alter einen, kehrt zurück zu einem Zustand der versöhnten, naiven Altersweisheit? Du hast recht, am Ende muß man seinen Frieden mit den Ungewißheiten machen, da zählt nur noch, ob es weitergeht oder aufhört, alles oder nichts.
Soweit bin ich noch nicht.




Körper
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Di 29. Okt 2024, 11:57

Timberlake hat geschrieben :
Di 29. Okt 2024, 00:01
Da ist mir @Körper , mit seiner eindeutigen Position zum (einfachen) Materialismus allemal lieber. So zumindest mein Eindruck.
Ich habe bestimmt zum Materialismus eine grosse Schnittmenge, weil ich sage "Ich bin ein Körper (und sonst nix)", aber wenn man es genau nimmt, mache ich keinerlei Gesamt-Existenzaussage à la "Es gibt in der Welt nur xyz...", wodurch ich keine Materialismus- oder sonstige Ontologie-Position einnehme.

Das Auftauchen des Zusatzes "einfach" erstaunt mich ein wenig, denn das Argument ging doch glaube ich so: "niemand versteht, was ich sage".
Vermutlich liegt dieses "einfach" jetzt an "Ich bin ein Körper", denn dadurch können wohl die meisten Leute (aus ihrer Sicht) die "richtige Schublage" aufmachen.

Der Witz liegt aber in den Details, also: wie ich auf Basis meiner Verankerung in den Möglichkeiten des Nervensystems das sogenannte "phänomenale Bewusstsein" einordne.
Da dieses Einordnen kein ontologischer Erfassungsversuch ist (letztlich bin ich kein Materialist und auch sonst kein XXXXist) aber auch keine Entsorgung à la "Illusion", dürfte den meisten Leuten hier ganz schnell der Treibstoff ausgehen und sie kommen nicht mehr mit.




Timberlake
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Di 29. Okt 2024, 14:14

Körper hat geschrieben :
Di 29. Okt 2024, 11:57

Der Witz liegt aber in den Details, also: wie ich auf Basis meiner Verankerung in den Möglichkeiten des Nervensystems das sogenannte "phänomenale Bewusstsein" einordne.
Da dieses Einordnen kein ontologischer Erfassungsversuch ist (letztlich bin ich kein Materialist und auch sonst kein XXXXist) aber auch keine Entsorgung à la "Illusion", dürfte den meisten Leuten hier ganz schnell der Treibstoff ausgehen und sie kommen nicht mehr mit.
Der Witz liegt m.E. vielmehr in den Details , was man unter Ontologie in der Philosophie einerseits und in der Informatik andererseits versteht ..
wiktionary.org/ hat geschrieben :
Ontologie

Bedeutungen

Philosophie: Teilgebiet der Metaphysik, das sich mit dem Wesen der Existenz

Informatik: „Begriffswelt“; beispielsweise als Basis für die semantische Analyse von Texten
Denn wenn man sich gemäß der Philosophie , mit dem Wesen der Existenz oder des Seins beschäftigt , so wird einem der Diskussions- „Treibstoff“ bezüglich dem , wie man das Nervensystem in das sogenannte "phänomenale Bewusstsein" ontologisch einordnet , ganz sicher nicht ausgehen. Wie man von daher auch nahezu zwangsläufig an einem Punkt angelangt, wo man einander nicht mehr mit bekommt bzw. einander nicht mehr versteht.

Vor dem Hintergrund der „Begriffswelt“ hingegen ordnet man (einfach) das Eine dem Materialismus und das Andere dem Idealismus zu.

Wenn du also meinst , letztlich bin ich kein Materialist und auch sonst kein XXXXist, so deshalb , weil du dich „ontologisch“ in der Philosophie einordnest.
  • „Im Begriffe hat sich daher das Reich der Freiheit eröffnet. Er ist das Freie, weil die an und für sich seiende Identität, welche die Notwendigkeit der Substanz ausmacht, zugleich als aufgehoben oder als Gesetztsein ist und dies Gesetztsein, als sich auf sich selbst beziehend, eben jene Identität ist. Die Dunkelheit der im Kausalverhältnisse stehenden Substanzen füreinander ist verschwunden, denn die Ursprünglichkeit ihres Selbstbestehens ist in Gesetztsein übergegangen und dadurch zur sich selbst durchsichtigen Klarheit geworden; die ursprüngliche Sache ist dies, indem sie nur die Ursache ihrer selbst ist, und dies ist die zum Begriffe befreite Substanz.“
    Hegel .. Wissenschaft der Logik
Weil als solches von einer Begriffswelt gänzlich befreit , die zwischen Materialismus und Idealismus unterscheidet , ist die Dunkelheit , der im Kausalverhältnisse stehenden Substanzen füreinander wieder da. Die Freiheit , die sich im Begriffe eröffnet , findet ein jähes Ende. Um es mal mit den Worten Hegels zu formulieren. Du untescheidest dich damit "letztlich" nicht im Geringsten von @Wolfgang Endemann bzw. @Consul. So zumindest meine Meinung.
Wolfgang Endemann hat geschrieben :
Di 29. Okt 2024, 10:06
Timberlake hat geschrieben :
Di 29. Okt 2024, 00:01


Nur dann sollte man sich im Hinblick darauf , weil stets ergebnisoffen , schon einmal auch auf eine unendliche Geschichte einrichten.
Stimmt. Was ist so schlimm daran?
@Wolfgang Endemann

Das und zwar das die Dunkelheit , der im Kausalverhältnisse stehenden Substanzen füreinander wieder da ist , ist so schlimm daran. Denke ich.




Körper
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Di 29. Okt 2024, 17:43

Timberlake hat geschrieben :
Di 29. Okt 2024, 14:14
...wie man das Nervensystem in das sogenannte "phänomenale Bewusstsein" ontologisch einordnet...
Dich scheint es nicht zu stören, dass ich etwas anderes geschrieben habe:
"wie ich auf Basis meiner Verankerung in den Möglichkeiten des Nervensystems das sogenannte "phänomenale Bewusstsein" einordne"




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Consul
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Mi 30. Okt 2024, 00:11

Körper hat geschrieben :
Mo 28. Okt 2024, 18:56
Consul hat geschrieben :
Mo 28. Okt 2024, 00:18
Es war ein weiter evolutionärer Weg von den einfachsten Nervensystemen mit ihrer Grundfunktion als Sensorik-Motorik-Konnektoren (zur beschleunigten Signalübertragung und damit zur Ermöglichung schnellerer organismischer Reaktionen auf Umweltereignisse) zu höchst komplexen zentralen Nervensystemen mit der Fähigkeit, Bewusstsein und Selbstbewusstsein hervorzubringen.
Hier sieht man sehr schön, wie du plötzlich "den grossen Sprung" suggerieren musst, um von der sogenannten "Grundfunktion" zu Umständen wie "Bewusstsein" zu kommen.
"Bewusstsein" passt nicht zur behaupteten "Grundfunktion" und schon gleich gar nicht, wenn du einen ontologischen Erfassungsversuch vertreten möchtest.
Du musst also letztlich ein "Abweichen von der Grundfunktion" ins Spiel bringen.
Wie genau stellst du dir dieses "Hervorbringen von Bewusstsein und Selbstbewusstsein" über Nervenzellen vor?Wünschst du dir ein "Erzeugen" oder ein "Erreichen"?
Hinter "dem großen Sprung" zum Bewusstsein steht die langsame und lange Evolution von Nervensystemen, die sich von den diffusen Nervennetzen von Nesseltieren (Quallen u.a.) zu (funktional & strukturell) immer komplexeren zentralisierten Nervensystemen (Gehirnen) entwickelt haben, die Bewusstseinszustände hervorbringen können.
Körper hat geschrieben :
Mo 28. Okt 2024, 18:56
Consul hat geschrieben :
Mo 28. Okt 2024, 00:18
Das Wort "Information" hat mehrere Bedeutungen;
Nein, nicht wenn es um Wahrnehmung und die Abläufe in einem wahrnehmenden Akteur geht.
Wer hier von "Information" spricht, der erklärt, was "Bedeutung" ist, ansonsten hat er nichts zu sagen.
Es wird zwischen semantischer Information und nichtsemantischer Information unterschieden. Die Daten Letzterer sind physikalische oder chemische Signale, die bedeutungslos bzw. bedeutungsunabhängig sind, und auch keine anderen semantischen Eigenschaften haben wie einen Wahrheitswert.
Es handelt sich dabei nicht um "intentionale Information" (Paul Griffiths) über etwas, sondern um rein "kausale Information" (Paul Griffiths) oder "korrelationale Information" (Nicholas Shea) – die so heißt, weil präsemiotische Signalinformation in einem bezeichnungs- und bedeutungsunabhängigen kausalen und korrelationalen Zusammenhang mit ihrer jeweiligen Quelle steht. Nichtsemantische Signalinformation oder "Umweltinformation" in Floridis Sinn ist primär Information als Realität und nicht Information über die Realität.
"Information can be viewed from three perspectives: information as reality (e.g. as patterns of physical signals, which are neither true nor false), also known as environmental information; information about reality (semantic information, alethically qualifiable); and information for reality (instructions, like genetic information, algorithms, orders, or recipes)."

(Floridi, Luciano. The Philosophy of Information. Oxford: Oxford University Press, 2011. p. 30)

"[T]here are three main ways of talking about information:

(a) Information as reality, e.g. patterns, fingerprints, tree rings;

(b) Information for reality, e.g. commands, algorithms, recipes;

(c) Information about reality, i.e. with an epistemic value, e.g. train tables, maps, entries in an encyclopaedia.

Something may count as information in more than one sense, depending on the context. For example, a person's iris may be an instance of information as reality (the pattern of the membrane in the eye), which provides information for reality (e.g. as a biometric means to open a door by verifying the identity of the person), or about reality (e.g. the identity of the person). But it is crucial to be clear about what sense of information is being used in each case: (a) physical, (b) instructional, (c) semantic."

(Floridi, Luciano. Information: A Very Short Introduction. Oxford: Oxford University Press, 2010. pp. 74-5)

"Environmental information:

We speak of environmental information when we wish to stress the possibility that data might be meaningful independently of an intelligent producer/informer. One of the most often cited examples of environmental information is the series of concentric rings visible in the wood of a cut tree trunk, which may be used to estimate its age. Viewers of CSI: Crime Scene Investigation, the crime television series, will also be well acquainted with bullet trajectories, blood spray patterns, organ damages, fingerprints, and other similar evidence. Yet 'environmental' information does not need to be natural. Going back to our example, when John turned the ignition key, the red light of the low-battery indicator flashed. This engineered signal too can be interpreted as an instance of environmental information. The latter is normally defined relative to an observer (an informational organism or informee), who relies on it instead of having direct access to the original data in themselves. It follows that environmental information requires two systems, let us call them a and b, which are linked in such a way that the fact that a has a particular feature F is correlated to the fact that b has a particular feature G, so that this connection between the two features tells the observer that b is G. In short:

Table 4. Environmental information
————————————————————————
Environmental information =def. two systems a and b coupled in such a way that a's being (of type, or in state) F is correlated to b being (of type, or in state) G, thus carrying for the observer of a the information that b is G.
————————————————————————

The correlation in Table 4 follows some law or rule. A natural example is provided by litmus. This is a biological colouring matter from lichens that is used as an acid/alkali indicator because it turns red in acid solutions and blue in alkaline solutions. Following the definition of environmental information, we can see that litmus (a) and the tested solution (b) are coupled in such a way that litmus turning red (a being in state F) is correlated to the solution being acid (b being of type G), thus carrying the information for the observer of the litmus (a) that the solution is acid (b is G). Our car example provides an engineered case: the low-battery indicator (a) flashing (F) is triggered by, and hence is informative about, the battery (b) being flat (G).

We may be so used to seeing the low-battery indicator flashing as carrying the information that the battery is flat that we may find it hard to distinguish, with sufficient clarity, between environmental and semantic information: the red light flashing means that the battery is low. However, it is important to stress that environmental information may require or involve no semantics at all. It may consist of networks or patterns of correlated data understood as mere physical differences. Plants, animals, and mechanisms – e.g., a sunflower, an amoeba, or a photocell – are certainly capable of making practical use of environmental information even in the absence of any semantic processing of meaningful data."

(Floridi, Luciano. Information: A Very Short Introduction. Oxford: Oxford University Press, 2010. pp. 32-4)

————————————

"Informationen können aus drei Perspektiven betrachtet werden: Informationen als Realität (z. B. als Muster physischer Signale, die weder wahr noch falsch sind), auch bekannt als Umweltinformationen; Informationen über die Realität (semantische Informationen, alethisch qualifizierbar); und Informationen für die Realität (Anweisungen, wie genetische Informationen, Algorithmen, Befehle oder Rezepte)." [Übersetzt von Google Translate]

(Floridi, Luciano. The Philosophy of Information. Oxford: Oxford University Press, 2011. S. 30)

"[E]s gibt drei Hauptarten, über Informationen zu sprechen:

(a) Informationen als Realität, z. B. Muster, Fingerabdrücke, Baumringe;

(b) Informationen für die Realität, z. B. Befehle, Algorithmen, Rezepte;

(c) Informationen über die Realität, d. h. mit einem epistemischen Wert, z. B. Eisenbahntabellen, Karten, Einträge in einer Enzyklopädie.

Je nach Kontext kann etwas in mehr als einer Hinsicht als Information gelten. Beispielsweise kann die Iris einer Person ein Beispiel für Informationen als Realität sein (das Muster der Membran im Auge), die Informationen für die Realität (z. B. als biometrisches Mittel zum Öffnen einer Tür durch Überprüfung der Identität der Person) oder über die Realität (z. B. die Identität der Person) liefern. Es ist jedoch entscheidend, sich darüber im Klaren zu sein, welche Bedeutung die Information in jedem Fall hat: (a) physisch, (b) instruktional, (c) semantisch." [Übersetzt von Google Translate]

(Floridi, Luciano. Information: A Very Short Introduction. Oxford: Oxford University Press, 2010. S. 74-5)

"Umweltinformationen:

Wir sprechen von Umweltinformationen, wenn wir die Möglichkeit betonen möchten, dass Daten unabhängig von einem intelligenten Produzenten/Informanten bedeutsam sein könnten. Eines der am häufigsten genannten Beispiele für Umweltinformationen ist die Reihe konzentrischer Ringe, die im Holz eines gefällten Baumstamms sichtbar sind und anhand deren sich das Alter des Baumes bestimmen lässt. Zuschauer der Krimiserie CSI: Den Tätern auf der Spur sind auch mit Geschossbahnen, Blutspritzern, Organschäden, Fingerabdrücken und anderen ähnlichen Beweisen bestens vertraut. Doch „Umweltinformationen“ müssen nicht unbedingt natürlich sein. Um auf unser Beispiel zurückzukommen: Als John den Zündschlüssel drehte, blinkte das rote Licht der Batteriestandsanzeige. Auch dieses konstruierte Signal kann als Beispiel für Umweltinformationen interpretiert werden. Letztere werden normalerweise relativ zu einem Beobachter (einem Informationsorganismus oder Informierten) definiert, der sich darauf verlässt, anstatt selbst direkten Zugriff auf die ursprünglichen Daten zu haben. Daraus folgt, dass Umweltinformationen zwei Systeme erfordern, nennen wir sie a und b, die so verknüpft sind, dass die Tatsache, dass a ein bestimmtes Merkmal F hat, mit der Tatsache korreliert ist, dass b ein bestimmtes Merkmal G hat, sodass diese Verbindung zwischen den beiden Merkmalen dem Beobachter sagt, dass b G ist. Kurz gesagt:

Tabelle 4. Umweltinformationen
—————————————————————————
Umweltinformationen = def. zwei Systeme a und b, die so gekoppelt sind, dass die Tatsache, dass a (vom Typ oder im Zustand) F ist, mit der Tatsache korreliert ist, dass b (vom Typ oder im Zustand) G ist, und so dem Beobachter von a die Information vermitteln, dass b G ist.
——————————————————————————

Die Korrelation in Tabelle 4 folgt einem Gesetz oder einer Regel. Ein natürliches Beispiel liefert Lackmus. Dabei handelt es sich um einen biologischen Farbstoff aus Flechten, der als Säure-/Basenindikator verwendet wird, da er in sauren Lösungen rot und in alkalischen Lösungen blau wird. Wenn wir der Definition von Umweltinformationen folgen, können wir sehen, dass Lackmus (a) und die getestete Lösung (b) so gekoppelt sind, dass das Rotwerden von Lackmus (a ist im Zustand F) mit der Säure der Lösung (b ist vom Typ G[/i]) korreliert und somit für den Beobachter des Lackmus (a) die Information enthält, dass die Lösung sauer ist (b ist G). Unser Autobeispiel liefert einen konstruierten Fall: Das Blinken der Batteriestandsanzeige (a) (F) wird dadurch ausgelöst, dass die Batterie (b) leer ist (G) und gibt daher darüber Auskunft.

Wir sind vielleicht so daran gewöhnt, das Blinken der Batteriestandsanzeige als Information darüber zu sehen, dass die Batterie leer ist, dass es uns schwerfällt, mit ausreichender Klarheit zwischen Umwelt- und Semantikinformationen zu unterscheiden: Das rote Blinken bedeutet, dass die Batterie schwach ist. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass Umweltinformationen möglicherweise überhaupt keine Semantik erfordern oder beinhalten. Sie können aus Netzwerken oder Mustern korrelierter Daten bestehen, die als bloße physikalische Unterschiede verstanden werden. Pflanzen, Tiere und Mechanismen – z. B. eine Sonnenblume, eine Amöbe oder eine Photozelle – sind sicherlich in der Lage, Umweltinformationen auch ohne semantische Verarbeitung bedeutungsvoller Daten praktisch zu nutzen." [Übersetzt von Google Translate]

(Floridi, Luciano. Information: A Very Short Introduction. Oxford: Oxford University Press, 2010. S. 32-4)
Das heißt, viele Organismen registrieren und reagieren auf physikalische oder chemische Signale oder Signalinformationen, ohne diese als semantische Informationen wahrzunehmen und zu benutzen—d.h. ohne sie kognitiv als Zeichen (Repräsentationen) zu interpretieren, d.h. als etwas, das (in bestimmter Hinsicht) für etwas anderes steht.
Körper hat geschrieben :
Mo 28. Okt 2024, 18:56
Consul hat geschrieben :
Mo 28. Okt 2024, 00:18
Dank bestimmter elektrochemischer Netzwerkmechanismen meines Zentralnervensystems habe ich nicht nur ein objektives Leben, sondern auch ein subjektives Leben, ein inneres Erleben oder Gemütsleben, das in der Fachliteratur oft als "phänomenales Bewusstsein" bezeichnet wird. Dessen Existenz zu leugnen, ist wirklich albern!
Naja, elektrochemische Netzwerkmechanismen können zu elektrochemischen Netzwerkveränderungen führen, mehr nicht.
Klar, in meinem Ansatz ist das ausreichend, aber nicht in deinem.
Dem Nervensystem ganz dolle Fähigkeit anzudichten und Ansprüche zu stellen, ist leicht (Papier ist geduldig) aber füll das Ganze mal mit Details und vor allem mit Nachweisen.
Die Neurowissenschaftler arbeiten bereits daran! (Ich bin keiner von ihnen.)
Der Ausgangspunkt der Neurowissenschaft des Bewusstseins ist erstens, dass (phänomenales) Bewusstsein real ist, und zweitens, dass (phänomenales) Bewusstsein von elektrochemischen ZNS-Mechanismen realisiert wird.
Körper hat geschrieben :
Mo 28. Okt 2024, 18:56
Consul hat geschrieben :
Mo 28. Okt 2024, 00:18
"Herr, dunkel war der Rede Sinn..." (F. Schiller, Der Gang nach dem Eisenhammer)
Kannst du mit den Links zur Auswirkung von Anästhesie auf bestimmte Neuronen nichts anfangen?
Doch, aber was willst du mir damit sagen?



"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding

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Consul
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Mi 30. Okt 2024, 01:28

Consul hat geschrieben :
Mi 30. Okt 2024, 00:11
Der Ausgangspunkt der Neurowissenschaft des Bewusstseins ist erstens, dass (phänomenales) Bewusstsein real ist, und zweitens, dass (phänomenales) Bewusstsein von elektrochemischen ZNS-Mechanismen realisiert wird.
Jeder Mechanismus ist der Mechanismus eines bestimmten Phänomens, wobei zwischen konstitutiven Mechanismen und produktiven Mechanismen unterschieden wird:

* Ein konstitutiver Mechanismus bildet dasjenige Phänomen, wofür er verantwortlich ist und welchem er zugrunde liegt, sodass stets ein Verhältnis der Gleichzeitigkeit besteht. Das heißt, das betreffende Phänomen besteht genau so lange, wie sein Mechanismus besteht und es aufrechterhält. Denn ein mechanistisch konstituiertes Phänomen besteht aus/in seinem Mechanismus.

* Ein produktiver Mechanismus erzeugt ein Phänomen mit diesem als Endergebnis im Verhältnis der Nachzeitigkeit. Das heißt, nach der Beendigung des Herstellungsprozesses gibt es ein für sich bestehendes Produkt. Denn ein mechanistisch produziertes Phänomen besteht nicht aus/in seinem Mechanismus. (Die Fließbandfertigung in einer Autofabrik ist ein typisches Beispiel für einen produktiven M. Am Ende steht da ein fertiges und selbstständiges Ding.)

Wenn ich von der Realisation (Verwirklichung) des Bewusstseins durch Neuromechanismen spreche, dann meine ich damit konstitutive Mechanismen. Das Gehirn verwirklicht Bewusstsein nicht so, wie die Leber Galle verwirklicht.
"Another useful way to classify mechanistic phenomena is by the kind of relationship a phenomenon bears to the entities, activities, and interactions that are responsible for it. Craver and Darden (2013) have suggested that sometimes mechanisms underlie phenomena, whereas other times they produce them. When a mechanism underlies some phenomenon, the mechanism’s phenomenon is constituted by the collective activities and interactions of its parts, and for this reason such phenomena are called constitutive. In contrast, when a mechanism produces some phenomenon, that phenomenon is a (causal) result of the activities and interactions of the mechanism’s parts, rather than being made of them. For this reason, we call such phenomena non-constitutive. The contrast between these two kinds of phenomena can be seen by comparing protein synthesis to the mechanism responsible for muscle contraction. Protein synthesis can be seen as a paradigm of a productive, non-constitutive mechanism, because the proteins are made by, but not made of, the organized activities and interactions of the parts of the mechanism. Muscle contraction seems quite different. Muscles consist of cells called myocytes, which contain within them bundles of fibrils, which can shorten via the sliding of filaments made of proteins. When a muscle contracts, it does this because the cells of which its tissues are made contract, and this in turn happens because of the sliding filaments within the fibrils within the cell. Here it seems that the result of the mechanism is not some product made by the mechanism; the contracting of the muscle just is the contracting of its cells and the fibrils within them. This “just is” relation is a constitutive one."
————————————
"Eine weitere nützliche Methode zur Klassifizierung mechanistischer Phänomene ist die Art der Beziehung, die ein Phänomen zu den Entitäten, Aktivitäten und Interaktionen hat, die dafür verantwortlich sind. Craver und Darden (2013) haben vorgeschlagen, dass Phänomenen manchmal Mechanismen zugrunde liegen, während sie diese manchmal selbst erzeugen. Wenn einem Phänomen ein Mechanismus zugrunde liegt, wird das Phänomen des Mechanismus durch die kollektiven Aktivitäten und Interaktionen seiner Teile gebildet, und aus diesem Grund werden solche Phänomene als konstitutiv bezeichnet. Wenn dagegen ein Mechanismus ein Phänomen erzeugt, ist dieses Phänomen ein (kausales) Ergebnis der Aktivitäten und Interaktionen der Teile des Mechanismus, anstatt aus ihnen zu bestehen. Aus diesem Grund bezeichnen wir solche Phänomene als nicht-konstitutiv. Der Kontrast zwischen diesen beiden Arten von Phänomenen wird deutlich, wenn man die Proteinsynthese mit dem Mechanismus vergleicht, der für die Muskelkontraktion verantwortlich ist. Die Proteinsynthese kann als Paradigma eines produktiven, nicht-konstitutiven Mechanismus angesehen werden, da die Proteine ​​durch die organisierten Aktivitäten und Interaktionen der Teile des Mechanismus hergestellt werden, aber nicht aus ihnen bestehen. Die Muskelkontraktion scheint ganz anders zu sein. Muskeln bestehen aus Zellen, die Myozyten genannt werden und in ihrem Inneren Bündel von Fibrillen enthalten, die sich durch das Gleiten von Filamenten aus Proteinen verkürzen können. Wenn sich ein Muskel zusammenzieht, tut er dies, weil sich die Zellen, aus denen sein Gewebe besteht, zusammenziehen, und dies wiederum geschieht aufgrund der gleitenden Filamente innerhalb der Fibrillen in der Zelle. Hier scheint es, dass das Ergebnis des Mechanismus nicht irgendein durch den Mechanismus erzeugtes Produkt ist; die Kontraktion des Muskels ist einfach die Kontraktion seiner Zellen und der Fibrillen in ihnen. Diese „ist einfach“-Beziehung ist eine konstitutive." [Übersetzt von Google Translate]

(Glennan, Stuart, and Phyllis Illari. "Varieties of Mechanisms." In The Routledge Handbook of Mechanisms and Mechanical Philosophy, edited by Stuart Glennan and Phyllis Illari, 91-103. London: Routledge, 2018. p. 94)



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Mi 30. Okt 2024, 01:42

Consul hat geschrieben :
Mi 30. Okt 2024, 01:28
Jeder Mechanismus ist der Mechanismus eines bestimmten Phänomens, wobei zwischen konstitutiven Mechanismen und produktiven Mechanismen unterschieden wird:…
Allgemein gilt:
"A mechanism for a phenomenon consists of entities (or parts) whose activities and interactions are organized so as to be responsible for the phenomenon."
——————
"Ein Mechanismus für ein Phänomen besteht aus Entitäten (oder Teilen), deren Aktivitäten und Interaktionen so organisiert sind, dass sie für das Phänomen verantwortlich sind." [Übersetzt von Google Translate]

(Glennan, Stuart, and Phyllis Illari. "Introduction: Mechanisms and Mechanical Philosophies." In The Routledge Handbook of Mechanisms and Mechanical Philosophy, edited by Stuart Glennan and Phyllis Illari, 1-19. London: Routledge, 2018. p. 2)
Mechanismen sind also dynamische Systeme oder "Prozessstrukturen".



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Timberlake
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Mi 30. Okt 2024, 01:49

Körper hat geschrieben :
Di 29. Okt 2024, 17:43
Timberlake hat geschrieben :
Di 29. Okt 2024, 14:14
...wie man das Nervensystem in das sogenannte "phänomenale Bewusstsein" ontologisch einordnet...
Dich scheint es nicht zu stören, dass ich etwas anderes geschrieben habe:
"wie ich auf Basis meiner Verankerung in den Möglichkeiten des Nervensystems das sogenannte "phänomenale Bewusstsein" einordne"
.. das mag ja sein , nur habe ich mich gar nicht auf dich bezogen, wie an ..." .wie man das Nervensystem .." ersichtlich. Ich habe mich lediglich deiner Wortwahl bedient. Gleichwohl mich an dieser Stelle allerdings schon interessieren würde , worin denn das Andere besteht , dass du dich wiederum daran zu stören scheinst. Zumal mir, mit Verlaub , die Formulierung ..
  • "wie ich auf Basis meiner Verankerung in den Möglichkeiten des Nervensystems das sogenannte "phänomenale Bewusstsein" einordne"
.. doch recht verschwurbelt vorkommt. Zumindest im Vergleich zu ...
  • "wie man das Nervensystem in das sogenannte "phänomenale Bewusstsein" ontologisch einordnet"

.. deshalb habe ich mich übrigens durchaus bewusst für dieses man entschieden.
Zuletzt geändert von Timberlake am Mi 30. Okt 2024, 02:03, insgesamt 2-mal geändert.




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Mi 30. Okt 2024, 01:59

Körper hat geschrieben :
Di 29. Okt 2024, 11:57
Der Witz liegt aber in den Details, also: wie ich auf Basis meiner Verankerung in den Möglichkeiten des Nervensystems das sogenannte "phänomenale Bewusstsein" einordne.
Da dieses Einordnen kein ontologischer Erfassungsversuch ist (letztlich bin ich kein Materialist und auch sonst kein XXXXist) aber auch keine Entsorgung à la "Illusion", dürfte den meisten Leuten hier ganz schnell der Treibstoff ausgehen und sie kommen nicht mehr mit.
Wir kämen wohl mit, wenn du dich klar und deutlich ausdrücktest!



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Mi 30. Okt 2024, 02:08

Consul hat geschrieben :
Mi 30. Okt 2024, 01:28
Consul hat geschrieben :
Mi 30. Okt 2024, 00:11
Der Ausgangspunkt der Neurowissenschaft des Bewusstseins ist erstens, dass (phänomenales) Bewusstsein real ist, und zweitens, dass (phänomenales) Bewusstsein von elektrochemischen ZNS-Mechanismen realisiert wird.
Jeder Mechanismus ist der Mechanismus eines bestimmten Phänomens, wobei zwischen konstitutiven Mechanismen und produktiven Mechanismen unterschieden wird:

* Ein konstitutiver Mechanismus bildet dasjenige Phänomen, wofür er verantwortlich ist und welchem er zugrunde liegt, sodass stets ein Verhältnis der Gleichzeitigkeit besteht. Das heißt, das betreffende Phänomen besteht genau so lange, wie sein Mechanismus besteht und es aufrechterhält. Denn ein mechanistisch konstituiertes Phänomen besteht aus/in seinem Mechanismus.

* Ein produktiver Mechanismus erzeugt ein Phänomen mit diesem als Endergebnis im Verhältnis der Nachzeitigkeit. Das heißt, nach der Beendigung des Herstellungsprozesses gibt es ein für sich bestehendes Produkt. Denn ein mechanistisch produziertes Phänomen besteht nicht aus/in seinem Mechanismus. (Die Fließbandfertigung in einer Autofabrik ist ein typisches Beispiel für einen produktiven M. Am Ende steht da ein fertiges und selbstständiges Ding.)

Wenn ich von der Realisation (Verwirklichung) des Bewusstseins durch Neuromechanismen spreche, dann meine ich damit konstitutive Mechanismen. Das Gehirn verwirklicht Bewusstsein nicht so, wie die Leber Galle verwirklicht.

.. so wie die Galle sicherlich nicht. Aber so wie die Leber , die Entgiftung des Körpers verwirklicht. Denn auch dieses Phänomen besteht zweifelsohne . solange , wie ihn der Mechanismus der Leber aufrecht erhält.




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Mi 30. Okt 2024, 11:05

Consul hat geschrieben :
Mi 30. Okt 2024, 00:11
Hinter "dem großen Sprung" zum Bewusstsein steht die langsame und lange Evolution von Nervensystemen, die sich von den diffusen Nervennetzen von Nesseltieren (Quallen u.a.) zu (funktional & strukturell) immer komplexeren zentralisierten Nervensystemen (Gehirnen) entwickelt haben, die Bewusstseinszustände hervorbringen können.
Schau mal in diesen Link rein:
https://gwf-wasser.de/forschung-und-ent ... %20handeln.

Er weist darauf hin, dass Würfelquallen zu den ersten Tieren mit einem Nervensystem gehören.

„Wenn bereits diese Tiere in der Lage sind zu lernen, könnte es sich um eine grundlegende Fähigkeit von Nervenzellen oder neuronalen Netzwerken handeln. Das weist darauf hin, dass sie seit dem Beginn der Evolution existiert und damit früher als bisher in der Forschung angenommen“, fügt er hinzu.
Das hier Gesagte deckt sich mit etwas, das ich vor langer Zeit gelesen habe: evolutionär haben sich Nervenzellen relativ schnell gebildet und danach gab es kaum noch Prinzip-Anpassungen. (hierzu kann ich leider keinen Link angeben, denn es ist Jahre her)

"the most basic job" von Nervensystemen ist nicht die Sensorik/Motorik-Verbindung, sondern Nervensysteme "finden" mit ihrem eigentlichen "most basic job" die Sensorik/Motorik-Verbindung.
=> Du kennst aktuell den "most basic job" noch nicht!

Das, was evolutionär geschehen ist, ist keine Konzeptveränderung, sondern nur eine Verfeinerung/Verbesserung/Umfangs-Vergrösserung entlang eines stabilen Konzeptes.
Consul hat geschrieben :
Mi 30. Okt 2024, 00:11
Es wird zwischen semantischer Information und nichtsemantischer Information unterschieden.
Wer das im Bereich Wahrnehmung macht, erreicht noch nicht einmal Baumschulniveau.
Im Bereich Wahrnehmung steht die Formulierung "nichtsemantische Information" für "nicht-weisser Schimmel" - Schmerzen an Stellen, die nicht zu mir gehören: Fremdschämen.

Auch in den anderen Bereichen ist der Begriff "Information" ungünstig, weil es die religiös/esoterisch/philosophisch motivieren Freunde verleitet, sich "das Bewusstsein" als "überall verankert" auszumalen.
Die Physiker haben mit ihrem Unfug rund um den Begriff "Beobachten" den Gag noch ausgebaut und mittlerweile kann man die Pferde kaum noch einfangen.
Selbst bei Physik-Nobelpreisträger darf man bestaunen, wie sie mit dem Begriff "Information" vollständig durchstarten und ihren Behauptungswahnsinn über die Wirklichkeit regnen lassen.

Begriffe falsch einzusetzen, so dass ständig unsinnige Suggestionen transportiert werden, ist schädlich.
Die Tradition zu "was ist der Mensch und wie funktioniert er" ist leider nicht sachlich fundiert, sondern religiös/philosophisch total verhunzt.
Consul hat geschrieben :
Mi 30. Okt 2024, 00:11
Der Ausgangspunkt der Neurowissenschaft des Bewusstseins ist erstens, dass (phänomenales) Bewusstsein real ist, und zweitens, dass (phänomenales) Bewusstsein von elektrochemischen ZNS-Mechanismen realisiert wird.
Es gibt keine "Neurowissenschaft des Bewusstseins", sondern Neurowissenschaft ist die Forschung rund um das Nervensystem.

Mal angenommen, dein "Ausgangspunkt" wäre fest im Weltbild aller Neurowissenschaftler verankert, also angenommen sie stellen sich die Situation so vor, wie du es hier andeutest, dann ist es lediglich Teil des Wissenschaftsbetriebes, nicht Teil der Wissenschaft.
D.h. diese Aufgabenstellung würden sie sich selbst gegeben haben, sie basiert nicht auf einer Tatsache.
Consul hat geschrieben :
Mi 30. Okt 2024, 00:11
Doch, aber was willst du mir damit sagen?
Was genau entnimmst du denn den Links zur Anästhesie?
Consul hat geschrieben :
Mi 30. Okt 2024, 00:11
Wenn ich von der Realisation (Verwirklichung) des Bewusstseins durch Neuromechanismen spreche, dann meine ich damit konstitutive Mechanismen. Das Gehirn verwirklicht Bewusstsein nicht so, wie die Leber Galle verwirklicht.
OK, du hast die Vorstellung, dass elektrochemische Netzwerkmechanismen, die zu elektrochemischen Netzwerkveränderungen führen, die "Realisation (Verwirklichung) des Bewusstseins" darstellen sollen.

Nehmen wir das mal als Forschungsaufgabenstellung her.
Person A verfolgt die elektrochemischen Netzwerkveränderungen von Person B und soll sich nun die Frage stellen, wie diese Veränderungen die "Realisation (Verwirklichung) des Bewusstseins" darstellen können.
Wenn Person A korrekt arbeitet, wird sie abbrechen, weil ihr zum Mechanismus das behauptete Phänomen fehlt - ganz unabhängig von der Kategorisierung des Mechanismus.

Das bedeutet: die Aufgabenstellung ist falsch formuliert, was du ja im Prinzip mit deinem "Leber/Galle"-Hinweis bereits eingestanden hast.
D.h. du behauptest eine Mechanismus/Phänomen-Relation, die so gar nicht vorliegt und die es dann natürlich auch nicht zu lösen/erklären/erforschen gilt.

Wie müsstest du die Aufgabenstellung korrekt formulieren?




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Jörn Budesheim
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Mi 30. Okt 2024, 12:02

Körper hat geschrieben :
Mi 30. Okt 2024, 11:05
Das hier Gesagte deckt sich mit etwas, das ich vor langer Zeit gelesen habe: evolutionär haben sich Nervenzellen relativ schnell gebildet und danach gab es kaum noch Prinzip-Anpassungen.
Michael Tomasello
Die Evolution des Handelns

aus der Einleitung:

Primaten und andere Säugetiere scheinen »intelligenter« als Wesen kleineren Maßstabs, wie zum Beispiel Insekten, zu sein. Aber die Grundlage für diesen Eindruck ist alles andere als klar. Er beruht sicherlich nicht auf Unterschieden in der Komplexität des Verhaltens: Ameisen, die Ameisenhaufen bauen, Spinnen, die Spinnennetze weben, und Bienen, die ihren Gefährten im Bienenstock mitteilen, wo Nektar zu finden ist, zeigen ein ebenso komplexes oder komplexeres Verhalten als alles, wozu irgendein Primat oder Säugetier in der Lage ist.

Entscheidend ist nicht die Komplexität, sondern die Kontrolle. Auch wenn sie etwas Hochkomplexes tun, scheint das Verhalten von Ameisen, Spinnen und Bienen nicht unter der Kontrolle des Individuums zu stehen. Ihre evolvierte Biologie hat die Kontrolle. Im Gegensatz dazu scheinen Primaten und Säugetiere, auch wenn sie etwas relativ Einfaches tun, aktive und sachkundige Entscheidungen zu treffen, die zumindest bis zu einem gewissen Grad der Kontrolle des Individuums unterliegen. Zusätzlich zu ihrer evolvierten Biologie operieren sie anhand einer Psychologie des individuellen Handelns.

Individuelles Handeln bedeutet nicht völlige Freiheit von der Biologie; es wird stets im Kontext der evolvierten Fähigkeiten eines Organismus ausgeübt. Um nur ein Beispiel zu nennen: Es ist klar, dass ein Eichhörnchen irgendwie vorprogrammiert ist, Nüsse zu verstecken. Aber die Erfordernisse einer bestimmten Umgebung zu einem bestimmten Zeitpunkt sind einzigartig in Hinsichten, auf die der Organismus nicht im Einzelnen biologisch vorbereitet sein kann, und daher muss das individuelle Eichhörnchen als Akteur die gegenwärtige Situation einschätzen und selbst eine Entscheidung mit Bezug auf das Versteck treffen.

Für viele Organismen sind die Freiheitsgrade beim Treffen solcher Entscheidungen zwar ziemlich begrenzt – und können sich in verschiedenen Verhaltensbereichen voneinander unterscheiden – aber solche Freiheitsgrade gibt es häufig trotzdem. Innerhalb dieser Freiheitsgrade ist es der individuelle Akteur, der entscheidet, was zu tun ist.




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Thomas
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Mi 30. Okt 2024, 12:43

@Körper: "Es gibt keine "Neurowissenschaft des Bewusstseins", sondern Neurowissenschaft ist die Forschung rund um das Nervensystem."

Dem stimme ich absolut zu!

Man sollte neurowissenschaftliche Forschung gar nicht mit (philosophischen) Fragen des Bewusstseins oder philosophischen Behauptungen über das Bewusstseins belasten. Es ist daher m.E. auch sinnvoll, dass dieser ZNS-Thread aus dem Bewusstseins-Thread ausgegliedert wurde. Das sind zwei ganz verschiedene Themenbereiche. Wenn Neurowissenschaftler anfangen zu philosophieren, ist das oft ebenso peinlich wie wenn Philosophen beginnen, über das Nervensystem und seine 'Verbindungen' zum Bewusstsein zu sprechen.




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Jörn Budesheim
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Mi 30. Okt 2024, 13:17

Vielleicht kommt es darauf an, wonach man fragt. Wenn Philosophen fragen, wie Bewusstsein in eine rein materielle Welt passt, dann sollten sie auch die Expertise von Neurowissenschaftlern und anderen einbeziehen.

Und Neurowissenschaftler sollten philosophische Erkenntnisse berücksichtigen, denn hier gibt es oft begriffliche Verwirrungen und noch häufiger: unreflektierte metaphysische Voraussetzungen.

Aber wenn es beispielsweise um die strukturellen Beschreibungen unseres Erlebens geht, sehe ich nicht, was Neurowissenschaftler als Neurowissenschaftler dazu beitragen könnten.




Timberlake
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Do 31. Okt 2024, 20:05

RoloTomasi hat geschrieben :
Mi 30. Okt 2024, 12:43
Wenn Neurowissenschaftler anfangen zu philosophieren, ist das oft ebenso peinlich wie wenn Philosophen beginnen, über das Nervensystem und seine 'Verbindungen' zum Bewusstsein zu sprechen.
.. ich würde mal sagen , dass dergleichen , also das Sprechen über das Nervensystem und seine 'Verbindungen' zum Bewusstsein ganz grundsätzlich peinlich ist.


spektrum.de hat geschrieben :
Das Bewusstsein als Illusion

Nachdem die Quantenphysik aus der Materie, dem festen Boden unter meinen Füßen, ein unscharfes Gemenge von Wahrscheinlichkeitswellen gemacht hat, kommt nun die Hirnforschung und stellt meine unmittelbarsten Erfahrungen in Frage: Wie authentisch ist mein höchstpersönliches Erlebnis – zum Beispiel der Farbe Rot –, wenn es "in Wirklichkeit" doch nur neuronale physikochemische Prozesse gibt? Mit welchem Recht darf ich überhaupt "ich" sagen?

Thomas Metzinger antwortet radikal: Wenn man das naturwissenschaftliche Weltbild ernst nimmt, dann ist letztlich alles Physik; die Qualität dieser Farbe da, mein Entschluss jetzt, dieses Handlungsziel, mein Selbst – das alles gibt es in Wirklichkeit nicht. Mein Bewusstsein ist eine Illusion, denn, so wörtlich auf Seite 192: "Dass etwas auf der Ebene des bewussten Erlebens und auf eine ganz bestimmte Weise erscheint, ist kein Argument für irgendetwas."
.. zumindest wenn man davon ausgeht , dass letztlich alles Physik ist.




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Consul
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Do 31. Okt 2024, 20:09

Körper hat geschrieben :
Mi 30. Okt 2024, 11:05
Consul hat geschrieben :
Mi 30. Okt 2024, 00:11
Der Ausgangspunkt der Neurowissenschaft des Bewusstseins ist erstens, dass (phänomenales) Bewusstsein real ist, und zweitens, dass (phänomenales) Bewusstsein von elektrochemischen ZNS-Mechanismen realisiert wird.
Es gibt keine "Neurowissenschaft des Bewusstseins",…
Doch, gibt es! Es gibt sogar eine eigene Fachzeitschrift names Neuroscience of Consciousness.
Siehe auch: The Neuroscience of Consciousness
Körper hat geschrieben :
Mi 30. Okt 2024, 11:05
…sondern Neurowissenschaft ist die Forschung rund um das Nervensystem.
Ja, und bewusste oder unbewusste Geisteszustände sind Nervenzustände, sodass sie zum Themengebiet der Neurologie/Neurowissenschaft gehören.
Körper hat geschrieben :
Mi 30. Okt 2024, 11:05
…Das bedeutet: die Aufgabenstellung ist falsch formuliert, was du ja im Prinzip mit deinem "Leber/Galle"-Hinweis bereits eingestanden hast.
Ich habe lediglich den Unterschied zwischen konstitutiven und produktiven Mechanismen erläutert und gesagt, dass die Neuromechanismen des Bewusstseins konstitutiver Natur sind (und nicht wie im Leber/Galle-Fall produktiver Natur).
Körper hat geschrieben :
Mi 30. Okt 2024, 11:05
D.h. du behauptest eine Mechanismus/Phänomen-Relation, die so gar nicht vorliegt und die es dann natürlich auch nicht zu lösen/erklären/erforschen gilt.
Wie müsstest du die Aufgabenstellung korrekt formulieren?
Das Phänomen—Bewusstsein—fehlt mitnichten, und die Entdeckung und Erklärung von dessen Neuromechanismen ist die korrekte wissenschaftliche Aufgabenstellung!
"According to biological realism, the primary target is to find neural phenomena in the brain that go beyond mere correlative relationships with consciousness. The relationship between the phenomenal level and the lower neural levels is not correlation but hierarchical constitution. The phenomena at the lower neural levels constitute the higher phenomenal level. Thus, what neuroscience should be looking for, it if aims at discovering ad explaining consciousness, are the constitutive mechanisms of consciousness (CMC), rather than just the NCC."
——————
"Nach dem biologischen Realismus besteht das Hauptziel darin, neuronale Phänomene im Gehirn zu finden, die über bloße korrelative Beziehungen zum Bewusstsein hinausgehen. Die Beziehung zwischen der phänomenalen Ebene und den niedrigeren neuronalen Ebenen ist keine Korrelation, sondern hierarchische Konstitution. Die Phänomene auf den niedrigeren neuronalen Ebenen bilden die höhere phänomenale Ebene. Wenn die Neurowissenschaft also das Bewusstsein entdecken und erklären will, sollte sie nach den konstitutiven Mechanismen des Bewusstseins (CMC) suchen und nicht nur nach dem NCC." [Übersetzt von Google Translate]

(Revonsuo, Antti. Inner Presence: Consciousness as a Biological Phenomenon. Cambridge, MA: MIT Press, 2006. p. 297)

"If we accept that consciousness literally resides in the brain, then it follows that there must be some biological phenomenon in the brain that literally resembles or is similar to consciousness. Well, what phenomenon might that be? Of course, it is consciousness itself.

A particular experience is a specific pattern of phenomenal features at the phenomenal level of organization in the brain. Hence, to count as the discovery of the phenomenal level, the data we collect should reveal a level of organization in the brain that somehow directly corresponds to our subjective phenomenology. The data must in one way or another reveal the fact that there is a phenomenal world being constructed in the brain. Furthermore, the data should reveal what kind of bundles and patterns of phenomenal features are present at this level, and how they are spatiotemporally organized. The data should allow at least some sort of reconstruction of a model that includes the structure, organization, and content of the phenomenal level: the world experienced by the subject.

This is what discovering consciousness in the brain means: purely brain-based data that allow the construction of a model of the subject's phenomenal world.

In information-theoretic terms, the brain measurement adequate for the discovery of consciousness should constitute an information channel between the phenomenal level (as the object of the measurement) and the neuroscientist (as the subject doing the measurement). Physically, the research instrument serves as the information channel. When data are being registered, entities and activities at the phenomenal level should serve directly as the input domain of the information channel. The sensors pick signals directly originating from the phenomenal level. The outputs of the instrument convey the signals to the researcher. The data structures registered and stored by the measuring instrument (curves, maps, activation patterns, and what-have-you) constitute the output domain of the information channel. They are the only things directly accessible to the researchers. If they do not transmit any information about the state and the contents of the phenomenal level, then nothing does.

A measurement that fulfills these criteria would transmit information directly about the phenomenal level of organization. Such data would allow the reconstruction of a model of the phenomenal level (as it was experienced by the subject during the brain measurement).

The only way to distinguish the phenomenon itself from the myriads of its correlates is the fact that the CMC [Constitutive Mechanism of Consciousness] is the only NCC [Neural Correlate of Consciousness] found in the brain that fully explains why the phenomenal world of the subject is in one configuration rather than another. A certain configuration of the CMC supports, constitutes, or realizes a certain configuration at the higher, phenomenal level. A detailed description of the state of the CMC should thus allow us to reconstruct the state of the phenomenal level of organization. In this way it is possible to create genuine understanding of how specific neural states constitute the phenomenal level, and why some other neural activities only show correlations with it."

(Revonsuo, Antti. Inner Presence: Consciousness as a Biological Phenomenon. Cambridge, MA: MIT Press, 2006. pp. 299-300)
——————
"Wenn wir akzeptieren, dass sich das Bewusstsein buchstäblich im Gehirn befindet, dann folgt daraus, dass es im Gehirn ein bestimmtes biologisches Phänomen geben muss, das dem Bewusstsein buchstäblich ähnlich ist. Nun, welches Phänomen könnte das sein? Natürlich ist es das Bewusstsein selbst.

Eine bestimmte Erfahrung ist ein spezifisches Muster phänomenaler Merkmale auf der phänomenalen Organisationsebene des Gehirns. Um als Entdeckung der phänomenalen Ebene zu gelten, müssen die von uns gesammelten Daten daher eine Organisationsebene des Gehirns offenbaren, die irgendwie direkt unserer subjektiven Phänomenologie entspricht. Die Daten müssen auf die eine oder andere Weise die Tatsache offenbaren, dass im Gehirn eine phänomenale Welt konstruiert wird. Darüber hinaus sollten die Daten offenbaren, welche Art von Bündeln und Mustern phänomenaler Merkmale auf dieser Ebene vorhanden sind und wie sie räumlich-zeitlich organisiert sind. Die Daten sollten zumindest eine Art Rekonstruktion eines Modells ermöglichen, das die Struktur, Organisation und den Inhalt der phänomenalen Ebene umfasst: die Welt, die das Subjekt erlebt.

Das bedeutet die Entdeckung des Bewusstseins im Gehirn: rein gehirnbasierte Daten, die die Konstruktion eines Modells der phänomenalen Welt des Subjekts ermöglichen. Informationstheoretisch ausgedrückt sollte die Gehirnmessung, die für die Entdeckung des Bewusstseins geeignet ist, einen Informationskanal zwischen der phänomenalen Ebene (als Objekt der Messung) und dem Neurowissenschaftler (als Subjekt, das die Messung durchführt) bilden. Physikalisch dient das Forschungsinstrument als Informationskanal. Wenn Daten registriert werden, sollten Entitäten und Aktivitäten auf der phänomenalen Ebene direkt als Eingangsbereich des Informationskanals dienen. Die Sensoren erfassen Signale, die direkt von der phänomenalen Ebene stammen. Die Ausgänge des Instruments übermitteln die Signale an den Forscher. Die vom Messinstrument registrierten und gespeicherten Datenstrukturen (Kurven, Karten, Aktivierungsmuster und was auch immer) bilden den Ausgangsbereich des Informationskanals. Sie sind die einzigen Dinge, auf die die Forscher direkt zugreifen können. Wenn sie keine Informationen über den Zustand und den Inhalt der phänomenalen Ebene übermitteln, dann tut nichts dies.

Eine Messung, die diese Kriterien erfüllt, würde Informationen direkt über die phänomenale Organisationsebene übermitteln. Solche Daten würden die Rekonstruktion eines Modells der phänomenalen Ebene ermöglichen (wie es vom Subjekt während der Gehirnmessung erlebt wurde). …

Die einzige Möglichkeit, das Phänomen selbst von den Myriaden seiner Korrelate zu unterscheiden, ist die Tatsache, dass der KMB [Konstitutive Mechanismus des Bewusstseins] das einzige NKB [Neuronale Korrelat des Bewusstseins] im Gehirn ist, das vollständig erklärt, warum die phänomenale Welt des Subjekts eine bestimmte Konfiguration aufweist und nicht eine andere. Eine bestimmte Konfiguration des KMB unterstützt, bildet oder realisiert eine bestimmte Konfiguration auf der höheren, phänomenalen Ebene. Eine detaillierte Beschreibung des Zustands des KMB sollte es uns daher ermöglichen, den Zustand der phänomenalen Organisationsebene zu rekonstruieren. Auf diese Weise ist es möglich, ein echtes Verständnis dafür zu schaffen, wie bestimmte neuronale Zustände die phänomenale Ebene bilden und warum einige andere neuronale Aktivitäten nur Korrelationen damit aufweisen."
[Übersetzt von Google Translate mit einigen Änderungen meinerseits]

(Revonsuo, Antti. Inner Presence: Consciousness as a Biological Phenomenon. Cambridge, MA: MIT Press, 2006. pp. 299-300)
Zuletzt geändert von Consul am Do 31. Okt 2024, 20:33, insgesamt 2-mal geändert.



"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding

Timberlake
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Do 31. Okt 2024, 20:27

Consul hat geschrieben :
Do 31. Okt 2024, 20:09
Körper hat geschrieben :
Mi 30. Okt 2024, 11:05
Consul hat geschrieben :
Mi 30. Okt 2024, 00:11
Der Ausgangspunkt der Neurowissenschaft des Bewusstseins ist erstens, dass (phänomenales) Bewusstsein real ist, und zweitens, dass (phänomenales) Bewusstsein von elektrochemischen ZNS-Mechanismen realisiert wird.
Es gibt keine "Neurowissenschaft des Bewusstseins",…
Doch, gibt es! Es gibt sogar eine eigene Fachzeitschrift names Neuroscience of Consciousness.
Siehe auch: The Neuroscience of Consciousness

.. bliebe da eigentlich nur noch zu klären , wer denn da in diesen Fachzeitschrifften über das Nervensystem und seine 'Verbindungen' zum Bewusstsein spricht ...
RoloTomasi hat geschrieben :
Mi 30. Okt 2024, 12:43
...
Man sollte neurowissenschaftliche Forschung gar nicht mit (philosophischen) Fragen des Bewusstseins oder philosophischen Behauptungen über das Bewusstseins belasten. Es ist daher m.E. auch sinnvoll, dass dieser ZNS-Thread aus dem Bewusstseins-Thread ausgegliedert wurde. Das sind zwei ganz verschiedene Themenbereiche. Wenn Neurowissenschaftler anfangen zu philosophieren, ist das oft ebenso peinlich wie wenn Philosophen beginnen, über das Nervensystem und seine 'Verbindungen' zum Bewusstsein zu sprechen.
.. Neurowissensschaftler oder Philosophen.




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Do 31. Okt 2024, 21:03

Timberlake hat geschrieben :
Do 31. Okt 2024, 20:05
spektrum.de hat geschrieben : Das Bewusstsein als Illusion

Nachdem die Quantenphysik aus der Materie, dem festen Boden unter meinen Füßen, ein unscharfes Gemenge von Wahrscheinlichkeitswellen gemacht hat, kommt nun die Hirnforschung und stellt meine unmittelbarsten Erfahrungen in Frage: Wie authentisch ist mein höchstpersönliches Erlebnis – zum Beispiel der Farbe Rot –, wenn es "in Wirklichkeit" doch nur neuronale physikochemische Prozesse gibt? Mit welchem Recht darf ich überhaupt "ich" sagen?

Thomas Metzinger antwortet radikal: Wenn man das naturwissenschaftliche Weltbild ernst nimmt, dann ist letztlich alles Physik; die Qualität dieser Farbe da, mein Entschluss jetzt, dieses Handlungsziel, mein Selbst – das alles gibt es in Wirklichkeit nicht. Mein Bewusstsein ist eine Illusion, denn, so wörtlich auf Seite 192: "Dass etwas auf der Ebene des bewussten Erlebens und auf eine ganz bestimmte Weise erscheint, ist kein Argument für irgendetwas."
* Eine "Wahrscheinlichkeitswelle" ist ein mathematisches Konstrukt und keine physikalische Realität, weil mathematische Wahrscheinlichkeiten keine physikalischen Quantitäten sind. Zwischen klassischen physikalischen Feldern und Quantenfeldern besteht ein wesentlicher Unterschied, denn bei Letzteren werden im Gegensatz zu Ersteren Raumzeitpunkten keine bestimmten Werte physikalischer Quantitäten zugeordnet.
"[Paul] Teller argues that the expression quantum field is only justified on a “perverse reading” of the notion of a field, since no definite physical values whatsoever are assigned to space-time points. Instead, quantum field operators represent the whole spectrum of possible values so that they rather have the status of observables (Teller: “determinables”) or general solutions. Only a specific configuration, i.e., an ascription of definite values to the field observables at all points in space, can count as a proper physical field."
——————
"[Paul] Teller argumentiert, dass der Ausdruck Quantenfeld nur bei einer „perversen Lesart“ des Feldbegriffs gerechtfertigt ist, da Raum-Zeit-Punkten keinerlei bestimmte physikalische Werte zugeordnet werden. Vielmehr repräsentieren Quantenfeldoperatoren das gesamte Spektrum möglicher Werte, so dass sie eher den Status von Observablen (Teller: „Determinablen“) oder allgemeinen Lösungen haben. Nur eine bestimmte Konfiguration, d. h. eine Zuordnung bestimmter Werte zu den Feldobservablen an allen Punkten im Raum, kann als echtes physikalisches Feld gelten." [Übersetzt von Google Translate]

Quantum Field Theory: https://plato.stanford.edu/entries/quan ... ld-theory/
* Physikalismus ≠ eliminativer Physikalismus!

"Dass etwas auf der Ebene des bewussten Erlebens und auf eine ganz bestimmte Weise erscheint," ist ein Argument für etwas—nämlich dafür, dass es eine reale Ebene des bewussten Erlebens und Erscheinens gibt.



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Do 31. Okt 2024, 22:02

Timberlake hat geschrieben :
Do 31. Okt 2024, 20:27
RoloTomasi hat geschrieben :
Mi 30. Okt 2024, 12:43
...
Man sollte neurowissenschaftliche Forschung gar nicht mit (philosophischen) Fragen des Bewusstseins oder philosophischen Behauptungen über das Bewusstseins belasten. Es ist daher m.E. auch sinnvoll, dass dieser ZNS-Thread aus dem Bewusstseins-Thread ausgegliedert wurde. Das sind zwei ganz verschiedene Themenbereiche. Wenn Neurowissenschaftler anfangen zu philosophieren, ist das oft ebenso peinlich wie wenn Philosophen beginnen, über das Nervensystem und seine 'Verbindungen' zum Bewusstsein zu sprechen.
.. Neurowissensschaftler oder Philosophen.
…oder Neurophilosophen
"In the midst of the unencumbered delights of discovering what was known about nervous systems and how neurobiologists got that knowledge, questions of a distinctly philosophical nature continued to make demanding background noises: Is it possible that we could have one grand, unified theory of the mind-brain? What would such a theory look like? Is a reductionist strategy reasonable or not? As a philosopher, I had found myself driven to the neurosciences, but having immersed myself in the neurosciences, I found I could not leave the philosophy alone either. For those far-reaching, wide-embracing questions asked about neuroscientific research I well recognized to be philosophical questions—moreover, questions where philosophers of science and historians of science have had useful things to say. It is now evident that where one discipline ends and the other begins no longer matters, for it is in the nature of the case that the boundaries are ill defined. This book is thus the result of what I came to regard as neurophilosophical inquiries." (pp. ix-x)

"The questions, whether asked by philosophers or by neuroscientists, are all part of the same general investigation, with some questions finding a natural home in both philosophy and neuroscience. In any case it is the same curiosity that bids them forth, and it is perhaps best to see them all simply as questions about the brain and the mind—or the mind-brain–rather than as questions for philosophy or for neuroscience or for psychology. Administrative distinctions have a purpose so far as providing office space and salaries is concerned, but they should not dictate methods or constitute impedimenta to easy exchange. This is not to deny that there are divisions of labor—indeed, within neuroscience itself there are divisions of labor—but it is to argue that such divisions neither imply nor justify radical differences in methodology." (p. 2)

"The sustaining conviction of this book is that top-down strategies (as characteristic of philosophy, cognitive psychology, and artificial intelligence research) and bottom-up strategies (as characteristic of the neurosciences) for solving the mysteries of mind-brain function should not be pursued in icy isolation from one another. What is envisaged instead is a rich interanimation between the two, which can be expected to provoke a fruitful co-evolution of theories, models, and methods, where each informs, corrects, and inspires the other." (p. 3)

(Churchland, Patricia Smith. Neurophilosophy: Toward a Unified Science of the Mind-Brain. Cambridge, MA: MIT Press, 1986.)
————————————
"Inmitten der unbeschwerten Freuden, herauszufinden, was über Nervensysteme bekannt war und wie Neurobiologen zu diesem Wissen gelangten, machten Fragen eindeutig philosophischer Natur weiterhin anspruchsvolle Hintergrundgeräusche: Ist es möglich, dass wir eine große, einheitliche Theorie des Geist-Gehirns haben könnten? Wie würde eine solche Theorie aussehen? Ist eine reduktionistische Strategie vernünftig oder nicht? Als Philosophin hatte ich mich zu den Neurowissenschaften hingezogen gefühlt, aber nachdem ich mich in die Neurowissenschaften vertieft hatte, stellte ich fest, dass ich auch die Philosophie nicht in Ruhe lassen konnte. Denn diese weitreichenden, umfassenden Fragen zur neurowissenschaftlichen Forschung erkannte ich durchaus als philosophische Fragen – darüber hinaus Fragen, zu denen Wissenschaftsphilosophen und Wissenschaftshistoriker nützliche Dinge zu sagen hatten. Es ist jetzt offensichtlich, dass es keine Rolle mehr spielt, wo eine Disziplin endet und die andere beginnt, denn es liegt in der Natur der Sache, dass die Grenzen schlecht definiert sind. Dieses Buch ist daher das Ergebnis dessen, was ich als neurophilosophische Untersuchungen betrachte." (p. ix-x)

"Die Fragen, ob von Philosophen oder Neurowissenschaftlern gestellt, sind alle Teil derselben allgemeinen Untersuchung, wobei einige Fragen sowohl in der Philosophie als auch in der Neurowissenschaft eine natürliche Heimat finden. In jedem Fall ist es dieselbe Neugier, die sie hervorbringt, und es ist vielleicht am besten, sie alle einfach als Fragen über das Gehirn und den Geist – oder das Geist-Gehirn – zu betrachten und nicht als Fragen für die Philosophie oder für die Neurowissenschaft oder für die Psychologie. Administrative Unterscheidungen haben einen Zweck, was die Bereitstellung von Büroräumen und Gehältern betrifft, aber sie sollten keine Methoden diktieren oder Hindernisse für einen einfachen Austausch darstellen. Damit soll nicht geleugnet werden, dass es Arbeitsteilungen gibt – tatsächlich gibt es innerhalb der Neurowissenschaft selbst Arbeitsteilungen –, aber es soll argumentiert werden, dass solche Trennungen weder radikale Unterschiede in der Methodik implizieren noch rechtfertigen." (p. 2)

"Die grundlegende Überzeugung dieses Buches ist, dass Top-down-Strategien (wie sie für Philosophie, kognitive Psychologie und künstliche Intelligenzforschung charakteristisch sind) und Bottom-up-Strategien (wie sie für die Neurowissenschaften charakteristisch sind) zur Lösung der Geheimnisse der Geist-Gehirn-Funktion nicht in eisiger Isolation voneinander verfolgt werden sollten. Stattdessen wird eine reichhaltige wechselseitige Anregung zwischen beiden angestrebt, die voraussichtlich eine fruchtbare Koevolution von Theorien, Modellen und Methoden auslösen wird, bei der jede die andere informiert, korrigiert und inspiriert." (p. 3)
[Übersetzt von Google Translate mit einigen Änderungen meinerseits]

(Churchland, Patricia Smith. Neurophilosophy: Toward a Unified Science of the Mind-Brain. Cambridge, MA: MIT Press, 1986.)



"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding

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