Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Mo 5. Jul 2021, 06:09
NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑ So 4. Jul 2021, 23:55
Man kann da durchaus unterschiedlicher Meinung sein.
Das ist aber kein Argument dafür, dass mathematische Tatsachen nicht bestehen.
Es gibt keine "Mathematischen Tatsachen". Was soll das sein? Es gibt eine Wirklichkeit (das sind Deine Tatsachen) die wir mithilfe der Mathematik erfassen und beschrieben.
Und ich habe nun auch an keiner Stelle dafür "argumentiert", dass es keine vom Menschen unabhängige Gesetzmäßigkeiten (die Wirklichkeit) gibt.
Sondern: Die Gesetzmäßigkeiten die durch die Mathematik
beschrieben werden existieren wohl (wenn wir uns nicht ganz doll irren), daraus folgt aber nicht, dass das womit wir diese Gesetzmäßigkeiten erfassen und beschreiben auch unabhängig von uns existiert.
Die Lichtgeschwindigkeit ist eine meßbare Größe. Und ihre Geschwindigkeit wurde "entdeckt". Deshalb existieren die Meßinstrumente und sonstigen Hilfskonstruktionen mit denen die Lichtgeschwindigkeit ermittelt wurde aber nicht unabhängig vom Menschen. Und auch die Beschreibung der Lichtgeschwindigket ist nichts was unabhängig vom Menschen existiert. Dass man das Universum mit Zahlen beschreiben kann heißt mitnichten, dass das Universum aus Zahlen besteht, noch das Zahlen eine eigene Wirklichkeit besitzen.
Wir hatten das Thema schon an anderer Stelle, Jörn. Und schon damals habe ich dir gesagt dass ich deine Physikerzitate nicht gelten lasse. Das sind Privatmeinungen die Du da zitierst. Es gibt keinen "allgemeinen Konsens" darüber das Zahlen usw unabhängig von uns existieren.
Im Gegenteil. Solche Aussagen sind höchst kontrovers. Und wenn Gabriel ein gewissenhafter Philosoph wäre, würde er das erwähnen.
Hier nur mal ein Beispiel:
Das ursprüngliche Verhältnis, in welchem auch das Tier und das Kind und der Wilde zu den Quantitäten der Natur steht, war offenbar das der Anschauung. Sehr bald mögen die Begriffe "einige" und "viele" dazugekommen sein. Als nun die Menschheit mit unsäglicher Geistesanstrengung zählen lernte, zuerst mit einer epochemachenden Erfindung bis 2, dann bis 3, bis 4, bis 5, bis 6, bis 10, bis 12, bis 20, da war die Zahlenvorstellung ganz offenbar auf dem kindlichsten Standpunkt stehen geblieben wie etwa die Raumvorstellungen des Kindes, welches sein Bettchen schon ausmessen kann, aber das Fenster seines Zimmers und den Mond vor dem Fenster eben auch noch auf Armchenlänge entfernt glaubt. Gar so sehr veränderte sich dieser kindliche Zustand nicht, als die Griechen nach jahrtausendelanger Verbesserung der Zahlenerfindung bis zu zehntausend zählen gelernt hatten. Das Unendlichkeitssystem des Archimedes war unbrauchbar für das eigentliche Weiterzählen ins Unendliche. Immer lautete die Antwort auf die Frage, wie groß die Sonne sei: so groß wohl wie ein Fuder Heu. Das änderte sich erst, als durch den Gedanken, man könnte ins Unendliche weiterzahlen, unser dekadisches Zahlensystem eigentlich erst perfekt wurde. Von jetzt ab konnte man ins Unendliche messen, das heißt vergleichen und vergaß darüber, dass vergleichen nicht erkennen ist. Ins Innere der Natur dringt kein erschaffener Geist; und die Zahl ist nicht einmal ein erschaffener Geist, sondern nur ein erfundenes Instrument. Ins Innere der Natur konnte man mit Hilfe der diskreten Zahlen nicht dringen, auch wenn man in der Phantasie zählend zum Unendlichgroßen fortschritt. Wie aber, wenn man umgekehrt die Lücken zwischen den diskreten Zahlen ausfüllte, wenn man unendliche Reihen des Unendlichkleinen zwischen sie warf, die Zahl dadurch kontinuierlich machte und durch den Begriff der Differentialänderung die Entstehung der Naturbewegungen kennen lernte, den Anfang der Bewegung? Ich möchte nicht wiederholen, was oben gesagt worden ist. Entweder die Differentialänderung ist nur ein mathematisches Symbol für die unendlich kleinen Momente der in der Natur wirkenden Kräfte, nur ein Symbol der auf einen ausdehnungslosen Punkt zusammengedrängten Größenverhältnisse, dann ist das Differential nicht eine Zahl, sondern eine logische Hilfsvorstellung zur Naturerklärung; oder es ist eine Zahl, dann ist es nur eine mathematische Hilfskonstruktion in der Rechnung, nicht in der Natur. Und zwischen diesen beiden Worten, der Zahl und dem Differentialbegriff, hat die Sprache der Gegenwart, also unsere gegenwärtige Weltanschauung noch keine Verbindung herzustellen vermocht. Noch einmal: entweder das Differential gehört der Sprachwelt an, dann ist es das Bild von etwas Unvorstellbarem, dann ist es metaphorisch, schwebend wie alle Begriffe; oder es gehört der Zahlwelt an, und dann ist es kein Begriff, weil Zahlen keine Begriffe sind.
https://www.textlog.de/mauthner-grammat ... ltnis.html
Die Zahl ist in der Natur nicht zu finden, sondern nur Verhältnisse, welche der menschliche Verstand sich durch Zahlen begreiflich macht.
https://www.textlog.de/mauthner-grammat ... ndung.html