was bedeutet wachsamkeit aus dem aufsatz das ding?

Drei wichtige philosophische Schulen der Philosophie des 20. Jahrhunderts, welche die Philosophie europäischer und amerikanischer Provenienz mitgeprägt haben
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MeiyingLu
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Fr 19. Aug 2022, 10:54

liebe leute,

was bedeutet wachsamkeit hier? und warum muss man ein schritt zurück von dem denken,um das ding zu erreichen? danke im voraus.

lg
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Körper
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Fr 19. Aug 2022, 13:40

Ich schätze dieser Text (insbesondere wegen "Wachsamkeit der Sterblichen") hat einen religiösen Kontext - vermutlich Buddhismus oder Zen.
Genau dieser Kontext könnte wichtig sein, um deine Frage zu beantworten.

Ich gebe mir mal selbst vor, dass es um so etwas wie die Achtsamkeitsübung im Buddhismus geht.

Der Text ist sehr poetisch und es werden Zuständigkeiten und Aktionen auf Umstände verlagert, die das eigentlich gar nicht durchführen.

"Wann und wie kommen Dinge als Dinge?" zielt wohl darauf ab, den Wahrnehmungsvorgang auf das reine "unpersönliche Beobachten" zu reduzieren und nach Möglichkeit, Zusätze wie Erinnern, Stimulation zu abschweifenden Assoziationen usw. usf. nicht durchzuführen.

"Wachsamkeit der Sterblichen" würde dann darin bestehen, zu verstehen, welche, über das Beobachten hinausgehende Aktivitäten durchlaufen werden können und diese durch Selbstbeobachtung festzustellen.
=> "Wachsamkeit" wäre damit Selbstbeobachtung, wobei klar sein sollte, auf was man achten muss.
Es soll dann nicht um eine absichtliche/kraftvolle Korrektur gehen, sondern das Identifizieren soll nach und nach zu einem "Aufgeben der Zusätze" führen - quasi das nicht ablehnende Feststellen als "nicht zum Übungsziel gehörend" der Zusätze soll irgendwann zur Aufgabe dieser Aktivitäten führen.




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Jörn Budesheim
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Fr 19. Aug 2022, 14:09

MeiyingLu hat geschrieben :
Fr 19. Aug 2022, 10:54
was bedeutet wachsamkeit hier?
Hi MeiyingLu,

Willkommen im Forum :) aus welchem Buch und von welchem Autor ist denn der kleine Textausschnitt?




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MeiyingLu
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Fr 19. Aug 2022, 14:46

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 19. Aug 2022, 14:09
MeiyingLu hat geschrieben :
Fr 19. Aug 2022, 10:54
was bedeutet wachsamkeit hier?
Hi MeiyingLu,

Willkommen im Forum :) aus welchem Buch und von welchem Autor ist denn der kleine Textausschnitt?
hallo herr jörn,
der ist von heidegger, aus dem aufsatz "das ding". ich schreibe gerade meine abschlussthese, zwar studiere nicht philosophie, aber habe große interesse daran.


lg
lu




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MeiyingLu
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Fr 19. Aug 2022, 14:49

Körper hat geschrieben :
Fr 19. Aug 2022, 13:40
Ich schätze dieser Text (insbesondere wegen "Wachsamkeit der Sterblichen") hat einen religiösen Kontext - vermutlich Buddhismus oder Zen.
Genau dieser Kontext könnte wichtig sein, um deine Frage zu beantworten.

Ich gebe mir mal selbst vor, dass es um so etwas wie die Achtsamkeitsübung im Buddhismus geht.

Der Text ist sehr poetisch und es werden Zuständigkeiten und Aktionen auf Umstände verlagert, die das eigentlich gar nicht durchführen.

"Wann und wie kommen Dinge als Dinge?" zielt wohl darauf ab, den Wahrnehmungsvorgang auf das reine "unpersönliche Beobachten" zu reduzieren und nach Möglichkeit, Zusätze wie Erinnern, Stimulation zu abschweifenden Assoziationen usw. usf. nicht durchzuführen.

"Wachsamkeit der Sterblichen" würde dann darin bestehen, zu verstehen, welche, über das Beobachten hinausgehende Aktivitäten durchlaufen werden können und diese durch Selbstbeobachtung festzustellen.
=> "Wachsamkeit" wäre damit Selbstbeobachtung, wobei klar sein sollte, auf was man achten muss.
Es soll dann nicht um eine absichtliche/kraftvolle Korrektur gehen, sondern das Identifizieren soll nach und nach zu einem "Aufgeben der Zusätze" führen - quasi das nicht ablehnende Feststellen als "nicht zum Übungsziel gehörend" der Zusätze soll irgendwann zur Aufgabe dieser Aktivitäten führen.
hallo,
danke für deine antwort. der ist von heidegger, aber deine antwort ist interessant, dass man ihn auch auf anderer perspektive verstehen kann. vielen dank!!

lg
lu




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Fr 19. Aug 2022, 15:39

MeiyingLu hat geschrieben :
Fr 19. Aug 2022, 14:49
danke für deine antwort. der ist von heidegger, aber deine antwort ist interessant, dass man ihn auch auf anderer perspektive verstehen kann. vielen dank!!
Moment :-)
Ich habe einen mir unbekannten Textausschnitt interpretiert.

Ohne die Triggerung durch "Sterbliche" und den Fokus auf Denken, Wachsamkeit, "Schritt zurück" (was sich für mich verdächtig gut für eine Einordnung geeignet hat), wäre nur der Eindruck einer verdrehten Poesie übriggeblieben.

Kannst du die eigenartige Poesie auch feststellen und was ist deine Antwort auf deine Frage?

Hier ein Link mit dem ganzen Aufsatz "Das Ding" (der Textausschnitt ist von Seite 183)
https://monoskop.org/images/1/1d/Heideg ... s_Ding.pdf

Stöbert man etwas darüber hinausgehend, kann man mehr Perlen dieser Poesie entdecken:
https://monoskop.org/images/1/1d/Heideg ... s_Ding.pdf

Seite 180:
Erde und Himmel, die Göttlichen und die Sterblichen gehören, von sich her zueinander einig, aus der Einfalt des einigen Gevierts zusammen.

Seite 183:
Was Ding wird, ereignet sich aus dem Gering des SpiegelSpiels der Welt. Erst wenn, jäh vermutlich, Welt als Welt weltet, erglänzt der Ring, dem sich das Gering von Erde und Himmel, Göttlichen und Sterblichen in das Ringe seiner Einfalt entringtf.
Als direkte Reaktion auf solche Textpassagen: Wieso hast du Interesse an Philosophie?




Nauplios
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Fr 19. Aug 2022, 18:03

Hallo MeiyingLu,

ich habe an dieser Stelle ein paar Gedanken zu Heideggers Text hinterlegt. Vielleicht hilft Dir das ein wenig weiter.

Heideggers Gedanke ist eingebettet in einen Zusammenhang, der es kaum möglich macht, ein Teilstück daraus zu lösen und es isoliert zu betrachten und gar zu verstehen. Das ist ohnehin in der Philosophie eine allgemeine Schwierigkeit, insbesondere bei Heidegger.

Ich würd' mich ja freuen, irgendwann mal Deine Abschlussarbeit zu lesen ... vielleicht als pdf ... ;)

Liebe Grüße
Nauplios




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Jörn Budesheim
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Fr 19. Aug 2022, 21:16

Heidegger, das Ding hat geschrieben : Im Wasser des Geschenkes weilt die Quelle. In der Quelle weilt das Gestein, in ihm der dunkle Schlummer der Erde, die Regen und Tau des Himmels empfängt. Im Wasser der Quelle weilt die Hochzeit von Himmel und Erde. Sie weilt im Wein, den die Frucht des Rebstocks gibt, in der das Nährende der Erde und die Sonne des Himmels einander zugetraut sind. Im Geschenk von Wasser, im Geschenk von Wein weilen jeweils Himmel und Erde. Das Geschenk des Gusses aber ist das Krughafte des Kruges. Im Wesen des Kruges weilen Erde und Himmel.
Das gefällt mir. Dass ein philosophischer Text auch poetisch ist, spricht nicht zwingend gegen ihn.




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Jörn Budesheim
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Sa 20. Aug 2022, 09:18

MeiyingLu hat geschrieben :
Fr 19. Aug 2022, 10:54
liebe leute,

was bedeutet wachsamkeit hier? und warum muss man ein schritt zurück von dem denken,um das ding zu erreichen? danke im voraus.
Wann und wie kommen Dinge als Dinge? Sie kommen nicht durch die Machenschaft des Menschen. Sie kommen aber auch nicht ohne die Wachsamkeit der Sterblichen. Der erste Schritt zu solcher Wachsamkeit ist der Schritt zurück aus dem nur vorstellenden, d.h. erklärenden Denken in das andenkende Denken. Der Schritt zurück von einem Denken in das andere ist freilich kein bloßer Wechsel der Einstellung. Dergleichen kann er schon deshalb nie sein, weil alle Einstellungen samt den Weisen ihres Wechselns in den Bezirk des vorstellenden Denkens verhaftet bleiben. Der Schritt zurück verläßt allerdings den Bezirk des bloßen Sicheinstellens. Der Schritt zurück nimmt seinen Aufenthalt in einem Entsprechen, das, im Weltwesen von diesem angesprochen, innerhalb seiner ihm antwortet. Für die Ankunft des Dinges als Ding vermag ein bloßer Wechsel der Einstellung nichts, wie denn auch all das, was jetzt als Gegenstand im Abstandlosen steht, sich niemals zu Dingen lediglich umstellen läßt. Nie auch kommen Dinge als Dinge dadurch, daß wir vor den Gegenständen nur ausweichen und vormalige alte Gegenstände er-innern, die vielleicht einmal unterwegs waren, Dinge zu werden und gar als Dinge anzuwesen.
lg
Wachsamkeit würde ich mit Aufmerksamkeit übersetzen.

Die Metapher vom Schritt zurück, kann man auf verschiedene Arten und Weisen deuten, die hier vielleicht sogar zusammenhängen. Zurück im Raum, um eine Gesamtheit besser wahrnehmen zu können. Zurück in der Zeit, um auf einen geschichtlichen Zusammenhang hinzuweisen. Möglicherweise aber auch: zurück von den Machenschaften (dem technischen Zugriff) zu einem aufmerksamen Sichansprechenlassen.




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MeiyingLu
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Sa 20. Aug 2022, 11:15

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 09:18
MeiyingLu hat geschrieben :
Fr 19. Aug 2022, 10:54
liebe leute,

was bedeutet wachsamkeit hier? und warum muss man ein schritt zurück von dem denken,um das ding zu erreichen? danke im voraus.
Wann und wie kommen Dinge als Dinge? Sie kommen nicht durch die Machenschaft des Menschen. Sie kommen aber auch nicht ohne die Wachsamkeit der Sterblichen. Der erste Schritt zu solcher Wachsamkeit ist der Schritt zurück aus dem nur vorstellenden, d.h. erklärenden Denken in das andenkende Denken. Der Schritt zurück von einem Denken in das andere ist freilich kein bloßer Wechsel der Einstellung. Dergleichen kann er schon deshalb nie sein, weil alle Einstellungen samt den Weisen ihres Wechselns in den Bezirk des vorstellenden Denkens verhaftet bleiben. Der Schritt zurück verläßt allerdings den Bezirk des bloßen Sicheinstellens. Der Schritt zurück nimmt seinen Aufenthalt in einem Entsprechen, das, im Weltwesen von diesem angesprochen, innerhalb seiner ihm antwortet. Für die Ankunft des Dinges als Ding vermag ein bloßer Wechsel der Einstellung nichts, wie denn auch all das, was jetzt als Gegenstand im Abstandlosen steht, sich niemals zu Dingen lediglich umstellen läßt. Nie auch kommen Dinge als Dinge dadurch, daß wir vor den Gegenständen nur ausweichen und vormalige alte Gegenstände er-innern, die vielleicht einmal unterwegs waren, Dinge zu werden und gar als Dinge anzuwesen.
lg
Wachsamkeit würde ich mit Aufmerksamkeit übersetzen.

Die Metapher vom Schritt zurück, kann man auf verschiedene Arten und Weisen deuten, die hier vielleicht sogar zusammenhängen. Zurück im Raum, um eine Gesamtheit besser wahrnehmen zu können. Zurück in der Zeit, um auf einen geschichtlichen Zusammenhang hinzuweisen. Möglicherweise aber auch: zurück von den Machenschaften (dem technischen Zugriff) zu einem aufmerksamen Sichansprechenlassen.
danke für die antwort.
ja interessant. das zurück ist eine art nähern, ist eine art sichverlangsamen, dadurch gelingt man die gelegenheit, sich den dingen zu nähern.
aber ich vertehe immer nicht, was wachsamkeit bedeutet.

lg
lu




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MeiyingLu
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Sa 20. Aug 2022, 11:22

Körper hat geschrieben :
Fr 19. Aug 2022, 15:39
MeiyingLu hat geschrieben :
Fr 19. Aug 2022, 14:49
danke für deine antwort. der ist von heidegger, aber deine antwort ist interessant, dass man ihn auch auf anderer perspektive verstehen kann. vielen dank!!
Moment :-)
Ich habe einen mir unbekannten Textausschnitt interpretiert.

Ohne die Triggerung durch "Sterbliche" und den Fokus auf Denken, Wachsamkeit, "Schritt zurück" (was sich für mich verdächtig gut für eine Einordnung geeignet hat), wäre nur der Eindruck einer verdrehten Poesie übriggeblieben.

Kannst du die eigenartige Poesie auch feststellen und was ist deine Antwort auf deine Frage?

Hier ein Link mit dem ganzen Aufsatz "Das Ding" (der Textausschnitt ist von Seite 183)
https://monoskop.org/images/1/1d/Heideg ... s_Ding.pdf

Stöbert man etwas darüber hinausgehend, kann man mehr Perlen dieser Poesie entdecken:
https://monoskop.org/images/1/1d/Heideg ... s_Ding.pdf

Seite 180:
Erde und Himmel, die Göttlichen und die Sterblichen gehören, von sich her zueinander einig, aus der Einfalt des einigen Gevierts zusammen.

Seite 183:
Was Ding wird, ereignet sich aus dem Gering des SpiegelSpiels der Welt. Erst wenn, jäh vermutlich, Welt als Welt weltet, erglänzt der Ring, dem sich das Gering von Erde und Himmel, Göttlichen und Sterblichen in das Ringe seiner Einfalt entringtf.
Als direkte Reaktion auf solche Textpassagen: Wieso hast du Interesse an Philosophie?
Wieso hast du Interesse an Philosophie?
mir wurd eine freiheit geboten. mich interessiert die art und weise, wie die philosophen die welt beobachten, sehr spannend, aber auch sehr einleuchtend.

lg
lu




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MeiyingLu
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Sa 20. Aug 2022, 11:24

Nauplios hat geschrieben :
Fr 19. Aug 2022, 18:03
Hallo MeiyingLu,

ich habe an dieser Stelle ein paar Gedanken zu Heideggers Text hinterlegt. Vielleicht hilft Dir das ein wenig weiter.

Heideggers Gedanke ist eingebettet in einen Zusammenhang, der es kaum möglich macht, ein Teilstück daraus zu lösen und es isoliert zu betrachten und gar zu verstehen. Das ist ohnehin in der Philosophie eine allgemeine Schwierigkeit, insbesondere bei Heidegger.

Ich würd' mich ja freuen, irgendwann mal Deine Abschlussarbeit zu lesen ... vielleicht als pdf ... ;)

Liebe Grüße
Nauplios
sorry, mein fehler, habe nicht den aufsatz nicht erwähnt.
meine abschlussarbeit ist nichts, ist ein kinderspiel.

lg
lu




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Jörn Budesheim
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MeiyingLu hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 11:15
aber ich vertehe immer nicht, was wachsamkeit bedeutet
Warum gefällt dir die "Übersetzung" Aufmerksamkeit nicht?




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Jörn Budesheim
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Sa 20. Aug 2022, 11:50

Ein schöner Dialog, der es verdient, festgehalten zu werden:

A: Wieso hast du Interesse an Philosophie?
B: Mir wurde eine Freiheit geboten.




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MeiyingLu hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 11:22
Wieso hast du Interesse an Philosophie?
Philosophen sind in gewisser Weise lustig :-)

Die "Schräge" des Aufsatz-Textes ist schon deutlich erkennbar und als Showeinlage identifizierbar.
Da ich ja meine "Aufmerksamkeitsübung aus dem Buddhismus" als Interpretation entsorgen muss, kann ich diesen Text nur noch dazu benutzen, dass ich mich frage, wie weit ich ihn wegwerfe.

Philosophen haben es faustdick hinter den Ohren und treiben es wie die Wilden :-)
Hier mal ein Link, mit einer Heidegger-Aussage als Ausgangspunkt und erstaunlichen Überlegungen, die überraschend gut auf die Schräge des Heidegger-Aufsatzes passen:
Die dunkle Seite der Philosophie




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MeiyingLu hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 11:15

ich vertehe immer nicht, was wachsamkeit bedeutet.
In der Spätphilosophie Heideggers gibt es ja das berühmte Wort vom Menschen als dem "Hirten des Seins" (s. Brief über den Humanismus). In diesem Brief über den Humanismus ist auch von der "Wächterschaft" die Rede: Der Mensch ist "zur Wächterschaft des Seyns berufen". Die "Wächterschaft" ist sozusagen Heideggers Gegenbegriff zur "Machenschaft". Von einem "machenschaftlichen Unwesen" spricht Heidegger in den Schwarzen Heften. Unter einem "grauen Abschaum" ist die Geschichte des Seins verborgen. Eine Rückkehr in den Anfang erst läßt die Berufung des Menschen zu seinem Wächteramt hervortreten. Die Wachsamkeit, die Heidegger in seinem Ding-Aufsatz erwähnt, ist die Wachsamkeit dieser "Wächterschaft des Seyns".




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So 21. Aug 2022, 02:07

MeiyingLu hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 11:15
aber ich vertehe immer nicht, was wachsamkeit bedeutet.
Ich auch nicht. Ich vermute, wenn man das verstehen will muss man sich vielleicht eingehender mit Heidegger beschäftigen.
Oftmals enthalten Begriffe die Philosophen verwenden ganze Welten. "Ding" ist auch so ein Begriff der von Philosoph zu Philosophin etwas ganz anderes bedeuten kann.
Mehr kann ich dir leider nicht sagen. Außer moralischer Unterstützung (mir geht es wie dir) habe ich was Heidegger angeht nichts weiter zu bieten. Ich hoffe aber und drücke Dir die Daumen, dass sich bei dir das Verständnis einstellen wird.



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

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Di 18. Okt 2022, 02:30

Nauplios hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 17:08
MeiyingLu hat geschrieben :
Sa 20. Aug 2022, 11:15

ich vertehe immer nicht, was wachsamkeit bedeutet.
In der Spätphilosophie Heideggers gibt es ja das berühmte Wort vom Menschen als dem "Hirten des Seins" (s. Brief über den Humanismus). In diesem Brief über den Humanismus ist auch von der "Wächterschaft" die Rede: Der Mensch ist "zur Wächterschaft des Seyns berufen". Die "Wächterschaft" ist sozusagen Heideggers Gegenbegriff zur "Machenschaft". Von einem "machenschaftlichen Unwesen" spricht Heidegger in den Schwarzen Heften. Unter einem "grauen Abschaum" ist die Geschichte des Seins verborgen. Eine Rückkehr in den Anfang erst läßt die Berufung des Menschen zu seinem Wächteramt hervortreten. Die Wachsamkeit, die Heidegger in seinem Ding-Aufsatz erwähnt, ist die Wachsamkeit dieser "Wächterschaft des Seyns".
.. und ich verstehe nicht , wie man nicht verstehen kann , was wachsamkeit bedeutet. Spätestens jetzt, nach dem Nauplios uns über Heideggers "Wächterschaft" und dessen Gegenbegriff "Machenschaft" bzw. "machenschaftlichen Unwesen" aufgeklärt hat, solllte man es eigentlich verstanden haben. Drängen sich doch dazu einem die Beispiele geradezu auf....
  • Der Mensch starrt auf das, was mit der Explosion der Atombombe kommen könnte. Der Mensch sieht nicht, was lang schon angekommen ist und zwar geschehen ist als das, was nur noch als seinen letzten Auswurf die Atombombe und deren Explosion aus sich hinauswirft, um von der einen Wasserstoffbombe zu schweigen, deren Initialzündung, in der weitesten Möglichkeit gedacht,genügen könnte, um alles Leben auf der Erde auszulöschen. Worauf wartet diese ratlose Angst noch, wenn das Entsetzliche schongeschehen ist ....
    Das in seinem Bezirk, dem der Gegenstände, zwingende Wissen der Wissenschaft hat die Dinge als Dinge schon vernichtet, längst bevor die Atombombe explodierte. Deren Explosion ist nur die gröbste aller groben Bestätigungen der langher schon geschehenen Vernichtung des Dinges: dessen, daß das Ding als Dingnichtig bleibt. Die Dingheit des Dinges bleibt verborgen, vergessen. Das Wesen des Dinges kommt nie zum Vorschein, d.h. zur Sprache.
    Kam das Ding noch nie genug in die Nähe, so daß der Mensch noch nicht hinreichend auf das Ding als Ding achten lernte?
    Heidegger .. Das Ding
Das Ding "Explosion der Atombombe" kam noch nie genug in die Nähe, so daß der Mensch noch nicht hinreichend auf das Ding als Ding achten lernte. Deshalb bleibt die Dingheit dieses Dinges verborgen, vergessen und deshalb kommt das Wesen des Dinges "Explosion der Atombombe" nie zum Vorschein, d.h. zur Sprache.




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