Czesława Kwoka

Im Zuge der philosophischen und Debatten der letzten 30 Jahre sind Theorien des Schönen und philosophisch inspirierte Theorien medialer Erfahrungen zunehmend in den Vordergrund gerückt.
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Jörn Budesheim
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Mi 2. Feb 2022, 09:56

Bild

Diese Zeichnung entstand nach einem Foto von Czesława Kwoka.

Wikipedia: "Czesława Kwoka wurde am 15. August 1928 im Schulzenamt Wólka Złojecka in der Landgemeinde Nielisz, im Powiat Zamojski der Woiwodschaft Lublin geboren. Ihr Vater Paweł Kwoka verstarb, als Czesława ein kleines Mädchen war und sie lebte fortan allein mit ihrer Mutter Katarzyna Kwoka.

In der Nacht vom 27. auf 28. November 1942 begannen Einheiten der Ordnungspolizei, der SS sowie örtliche Garnisonen der Luftwaffe und der Wehrmacht innerhalb der Aktion Zamość mit der Umsiedlung der einheimischen Bevölkerung. Czesława und ihre Mutter wurden zusammen mit der übrigen im Dorf lebenden Bevölkerung in das Umsiedlungslager Zamość abtransportiert und von der Umwandererzentralstelle zur „weiteren Verwendung“ in die vierte von vier rassischen Wertungsgruppen selektiert. Darin waren jene Männer, Frauen und Kinder zusammengefasst, welche die Nationalsozialisten in ihrer Ideologie als „kriminell“ oder „asozial“ einstuften, weil sie bei ihrer Festsetzung beispielsweise Widerstand leisteten oder wegen ihrer Nationalität und/oder Religion prinzipiell als „rassisch schlecht“ galten. Sie wurden umgehend nach ihrer Selektion in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort am 13. Dezember 1942 erfasst; Czesława unter der Nummer 26947. Ihr weiteres Schicksal im darauffolgenden Vierteljahr ist nicht bekannt.

Katarzyna Kwoka starb mit unbekannter Todesursache am 18. Februar 1943, am 12. März folgte ihre Tochter Czesława. Als Todesursache vermerkte der Eintrag eine Kachexie bei Darmkatarrh. Da eine natürliche Todesursache angegeben werden musste, ist unklar, ob jene in der Sterbeurkunde erfasste auch der tatsächlichen Todesursache von Czesława entsprach."

Fotografiert wurden sie von Wilhelm Brasse, selber Häftling und zu der Zeit 25 Jahre alt.




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Jörn Budesheim
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Mi 2. Feb 2022, 09:58

Ich hab ihre Geschichte gelesen…und auch das Foto gesehen… danke für deine Zeichnung
Sehr eindrucksvoll wiedergegeben. Ich kenne auch das Foto
ich kenne das original. ich finde, du warst gnädig. das foto ist schlimmer....
Eine fragwürdige Arbeit. 🙄 Die Aneignung des Originalfotos hat, mit Verlaub, etwas Anmassendes. Abgesehen davon, das die Zeichnung im Gegensatz zum Original im Ausdruck weit zurückfällt. Was hast du dir nur dabei gedacht..?
problematisch
Warum die Übersetzung ins zeichnerische? Ich finde dem fotografischen Bildnis und dem Kontext in dem es entstanden ist wird das eher nicht gerecht.
Du beschreibst ja selber unter welchen Bedingungen, die ja auch in den Ausdruck einfließen, das Foto entstanden ist. Und heute aus der warmen Stube das Foto als Zeichnungsvorlage/Inspiration?
So traurig
Unglaublich beeindruckend. Die Brutalität und versuchte Entmenschlichung wird transportiert...




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Jörn Budesheim
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Mi 2. Feb 2022, 10:00

Ich wollte eigentlich auf keinen Kommentar antworten. Dennoch:

Warum die Übersetzung ins zeichnerische? Ich finde dem fotografischen Bildnis und dem Kontext in dem es entstanden ist wird das eher nicht gerecht.
Du beschreibst ja selber unter welchen Bedingungen, die ja auch in den Ausdruck einfließen, das Foto entstanden ist. Und heute aus der warmen Stube das Foto als Zeichnungsvorlage/Inspiration?


Meine Antwort: Wenn ich solche Motive zeichne, bin ich mir selbst nicht sicher, ob das okay ist. Ich hab die Zeichnung gemacht, weil mich das Foto sehr berührt hat. Außerdem wollte ich ihr ihren Namen zurückgeben, der jetzt da steht, wo zuvor die Nummer 26947 stand.

Ich lebe in einer warmen Stube. Das ist meine Situation. Ich finde nicht, dass das einen Grund bietet, mich nicht künstlerisch damit auseinander zu setzen.

Das SW Foto wurde 2018 wurde von der brasilianischen Künstlerin Marina Amaral koloriert. Sollte sie das lassen, nur weil sie vielleicht in wohl situierten Verhältnissen lebt? Ich finde, das ist kein wirklicher Grund.




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Stefanie
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Sa 5. Feb 2022, 22:06

Die Diskussion und Beiträge zu dieser Zeichnung in Facebook hatte ich gelesen, natürlich wieder mal zu spät. Ich bin meistens zu spät bei Facebook Beiträgen.
Mich hatte etwas verwundert, dass die Reaktionen auf diese Zeichnung zum Teil anders waren - auch negative Kommentare- , als bei der anderen Zeichnung, die Du auch nach einer Photographie gemacht hattest. Hast Du auch hier gepostet.
Ich kann mir das nur so erklären, mal abgesehen, dass die andere Zeichnung in Facebook Geschwindigkeit vielleicht untergegangen ist:
Die erste Zeichung zeigte nur einen Teilausschnitt der Originalphotographie und man weiß über die Namen der gezeigten Personen nichts, kennt ihre Geschichte nicht, sieht nicht die Gesichter. Über den Photographen weiß man viel. Ich habe mal im Fernsehen einen Bericht über ihn gesehen. Von den Opfern, die zu sehen sind, weiß man nichts.
Dieses hier ist anders, es zeigt das Gesicht, Name ist bekannt, die Geschichte ist bekannt.
Die erste Zeichnung und das Originalphoto zeigt zwei bzw. eine von so Vielen, ohne Namen und ohne Gesicht, d.h. deren Schicksal und die Dimension sind abstrakter und noch schwerer zu begreifen. Die Distanz zwischen Person und Betrachter ist größer.
Dieses hier ist nicht abstrakt, das Opfer hat einen Namen und eine überlieferte Geschichte. Die direkte Konfrontation für die Betrachter. Man ist näher dran.
Es gibt viele Bücher über den Holocaust, neben Sachbücher auch Biographien und Autobiographien von Überlebenden. Weniger Bücher über ein Einzelschicksal z.B. einer "normalen" Familie, die nicht überlebt haben.
Götz Aly hat viele Bücher über diese Zeit geschrieben, u.a. ein dünnes Büchlein über ein Kind, welches getötet wurde. Ich habe das Buch. Dieses hier
https://www.thalia.de/shop/home/artikel ... 1017901915
Das Photo auf dem Titel zeigt das Mädchen. Obwohl es ein Sachbuch ist, und nur die Fakten nennt, macht es schwerer und emotionaler, es zu lesen. Es ist konkret. Vielleicht ging es denjenigen, die diese Zeichnung hier, ähnlich und haben die Zeichnung vielleicht als Eingriff in die Persönlichkeit des Opfer empfunden, weil es das reale, so wie es wahr, verändert hat.

Der Umgang der Kunst mit dem Holocaust ist immer noch oder schon wieder, durchaus umstritten. Das zeigte sich hier auch.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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