Worum geht es in der Kunst?

Im Zuge der philosophischen und Debatten der letzten 30 Jahre sind Theorien des Schönen und philosophisch inspirierte Theorien medialer Erfahrungen zunehmend in den Vordergrund gerückt.
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Jörn Budesheim
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So 29. Jan 2023, 20:15

Kolja Reichert, in "Kann ich das auch? 50 Fragen an die Kunst" hat geschrieben :
Frage 5: Worum geht es in der Kunst?

[...] Kunstwerke haben eine Rückstoßwirkung: Wenn man sie anschaut, sieht man immer auch, wie man sie anschaut. Das rückt Kunst in die Nähe der Philosophie, die darüber nachdenkt, wie man nachdenkt. Man kann sagen, dass Kunst Philosophie mit Objekten ist. Sie bringt ihre Argumente mit Dingen statt mit Worten hervor, und wenn sie dafür Worte benutzt, behandelt sie diese als Objekte. [...] Ähnlich wie in der Philosophie fängt man in der Kunst immer wieder von vorne an mit dem Betrachten. Und sieht sich gleichzeitig immer in der Geschichte all dessen, was schon gemacht und gedacht wurde. Philosophie erlaubt es jedem Einzelnen, alles, was als sicher gilt, infrage zu stellen, vorausgesetzt, man findet gute Gründe. Mit Kunst ist es genauso. Deshalb geht es in der Kunst letztlich um Gründlichkeit. Genauigkeit. Verbindlichkeit. Um Dinge, die so nur einer machen oder sich hätte ausdenken können. Und zugleich um Dinge, die einer allein nicht machen oder verstehen könnte. Denn hätte es in der Geschichte nur ein einziges Kunstwerk gegeben, hätten wir keine Vorstellung von Kunst. [...] Viele Texte über Kunst tun so, als wüssten sie worum es geht, als ließe sich diese Frage eindeutig beantworten. [...] Aber nur, wenn sich die Frage, worum es geht, nicht eindeutig beantworten lässt, geht es um Kunst.




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