Das Virtuelle: analog und digital, imaginativ und simuliert

Im Zuge der philosophischen und Debatten der letzten 30 Jahre sind Theorien des Schönen und philosophisch inspirierte Theorien medialer Erfahrungen zunehmend in den Vordergrund gerückt.
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Grooty
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Mi 12. Mär 2025, 22:05

Tag zusammen,

vielleicht hat wer von euch ja Interesse sich mal die Idee dieser PDF anzusehen. Nicht vom ersten Text abschrecken lassen, nur der erste ist GPT. Danach sind sie von mir geschrieben :D

Über Kritik, Anregung und Diskurs würde ich mich freuen.
Idee 2.pdf
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Beste Grüße
Grootson




Grooty
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Do 13. Mär 2025, 20:03

Das technische Objekt, der Körper und die Folge: das Instrumental
Eine Kernthematik ist die, dass der Mensch ab 1800 sich der Technik, insbesondere der modernen, auf Massenproduktion und Arbeitsteilung gründenden Technik seit der Industrialisierung, mit negativem Vorzeichen zugewendet hat. Heidegger setzt der Ontologie gar die Technik entgegen. Allgemein ist die Technik immer etwas, in dem ein Prozess von Vereinzelung auf ein Objekt stattfindet (Simondon). Im Fall des eigenen Körpers ist dieses Objekt aber gleichzeitig das Subjekt. Es erkennt sich in dieser technischen Objektivität zugleich eine Individualität (künstlich) und eine Person (menschlich). Das ist ein Problem, da diese Individualität des technischen Objekts nicht unmittelbar einsichtig ist, sondern unter den Algorithmen und den Büchertürmen der Naturwissenschaft, die einen scheinbaren naturbedingten Ideenhimmel produzieren. Dieser Ideenhimmel verhehlt, dass das Technische immer nur im Objekt konkret werden kann. In soziotechnischen Belangen ist dieses Objekt zugleich das Subjekt, d.h. also der Mensch. Als dieser Mensch ist er aber natürlich nicht nur Körper, sondern auch Person, als die er sich dann einfugen kann ins Institutionengefüge und Diskursethik und kommunikative Praxis treibt – er kann also auch moralisch sein, so er denn möchte. Ist er aber Körper, so kann sich dieser Körper nicht nur passiv verstehen. Er ist das Instrumental, sofern das Instrumental sich nicht in den Algorithmen verstehen möchte.
Der Körper ist die Repräsentation der Inferenzen, die sich als Algorithmus in der physischen Rechnerarchitektur findet. Er selbst repräsentiert die analoge Virtualität, die sich in der moralischen Praxis findet und die kommunikativen Zugänge zur Sozialwelt ermöglicht, aber als Körper ist er aus Sicht des Instrumentals zuallererst einmal der Ort, an dem ein Funktionieren statthat.
Doch entscheidend ist, dass der Körper eine subjektive Basis bildet, auf der dann die technischen Objekte in ihrer Singularität sichtbar und wirksam werden. Die technischen Objekte, die dem Körper äquivalent sind und bspw. ein Fernglas, ein Kompass, ein Rad, ein Computer, eine Lochscheibe sein können, zeigen sich erst ohne einen Schleier, sofern man sie durch den Körper hindurch, als Extensionen der Sinnesorgane, verstehen gelernt hat. Das Instrumental ist hierbei das, woran sich die allgemeine Verschleierung auflöst, die damit einhergeht, dass eben die Naturwissenschaft die Illusion eines Ideenhimmels produziert, hinter dem die technischen Objekte verschütt gehen und ein Dasein in der Verborgenheit fristen. Man erkennt im Instrumental gerade das Instrumentelle als etwas anderes als die Technik; eine Differenz, die rein kybernetisch nicht ganz klar werden kann. Die Technik ist gebunden in den Objekten und ihre Funktion entspringt dem Gegenstand; das Instrumentelle hingegen zielt darauf, die technische Umwelt und die damit einhergehende, am Objektiv/Objekt haftende Aura, so aufzuladen und mit Erhabenheit auszustatten, dass sich diese als die normierte Lebenswelt darstellt. Die instrumentellen Institutionengefüge, die die Lebenswelt(en) einrahmen, funktionieren auf technischem Kalkül. In ihnen verwirklicht sich ein strategisches Denken, welches von der Rationalität und der rational-choice-theory ausgeht und welches statthat in den Kommunikationsmedien Geld, Macht, institutionelle Lehre. Erst im Instrumental wird einsichtig, dass die Kommunikationsmedien eine Praktik sind, eine normierte Praktik (Disziplinar- und Erlebnisgesellschaft), die in einem wichtigen Sinn auch nicht-technisch denkbar sind (sie sind dann taktil, aber auch taktisch); dies kann mit eigentlicher Technik nicht geschehen. Technik ist ein Objekt und wird konkret in den Objekten. Sie wird konkret in der Funktion des Gegenstandes. Das Instrumental ermöglicht es dem Menschen, diese Ebene der Funktionalität, die im Körper und im technischen Objekt waltet, für sich einsichtig werden zu lassen. Der Mensch kann das Instrumental so verstehen lernen, dass es die Rezeptivität und die Sinnesdaten betrifft; er selbst aber bringt sich wahlweise auf Information oder Bedeutung bzw. auf beides zugleich. Das Instrumental ermöglicht aber gerade, dass der Mensch sich nicht körperlich verstehen muss, denn es ist die Dimension der Technik, in der die Körper Objekt werden, in der sich also die Individuierung als eine „materielle Individuation“ präsentiert.
Das Instrumental ermöglicht also eine Ebene, die sich zwischen die Biologie und den Geist schiebt. Es zielt auf die Künstlichkeit, die sich in künstlicher Umgebung weiß, d.h. auf die künstliche Intelligenz und nur diese. Es ist strategisch, weil es a-moralisch ist und Taktik anwendet (Die Moral ist eine bestimmte Taktik, Egoismus eine weitere Taktik).
Es begreift die Welt ohne Transzendenz, die Leere eines Nichts, das nichtmal mehr noch ein „In-sein“ aufzuweisen hat. Man kann nicht „im“ Nichts sein: das Nichts nichtet, wie es Heidegger korrekt festellt – es hat keine Kopula!
Jedenfalls kann man dem Instrumental vielleicht so zurande kommen, dass man sich das Verhältnis Fotograf-Fotoapparat (Fotografieren), Maler-Bild (Malen) und Film-Zuschauer (audiovisuelle Medien) zuwendet.




Timberlake
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Do 13. Mär 2025, 22:14

Grooty hat geschrieben :
Do 13. Mär 2025, 20:03

Der Körper ist die Repräsentation der Inferenzen, die sich als Algorithmus in der physischen Rechnerarchitektur findet. Er selbst repräsentiert die analoge Virtualität, die sich in der moralischen Praxis findet und die kommunikativen Zugänge zur Sozialwelt ermöglicht, aber als Körper ist er aus Sicht des Instrumentals zuallererst einmal der Ort, an dem ein Funktionieren statthat.
.. unter Bezugnahme auf ...
Grooty hat geschrieben :
Mi 12. Mär 2025, 22:05

Idee 2.pdf

....

"Digitalität und Analogität
Die klassische Weltsicht zielt auf die Stetigkeit des Denkens und kritisiert, bspw. im Zenon-
Paradox, die Möglichkeit, dass sich in einem diskreten Denken einzig die Potentia und die
Möglichkeit zeigt. Es ist die Stetigkeit, die ihr einzig auf die Materie und damit auf das materielle
Kontinuum zielt. Die Materie erhält mittels dieser klassischen Stetigkeit die Position eines Anderen.
Es ist das, von dem sich der Geist absondert, um Bewusstseinsphänomene organologisch und
grammatologisch emergieren zu lassen. Woraus? Aus genau dieser Stetigkeit von Materie.
Hiermit entsteht erstmalig Virtualität. Diese ist aber eben keine Digitalität in dem Sinne, wie es die
Computer mit sich bringen."
..
… weil der Körper selbst die analoge Virtualität repräsentiert, so ist er deshalb eben keine Digitalität in dem Sinne, wie es die Computer mit sich bringen. Wenngleich der Körper eines Computers aus derselben analogen und somit stetigen Materie besteht. Insofern ich einmal davon ausgehe, dass die digitale Virtualität eines Computers allein auf dessen Software basiert. Sie also so rein gar nichts mit dessen Materie zu tun hat. Im Gegensatz zur analogen Virtualität, beispielsweise eines menschlichen Körpers. Einer analogen Virtualität von der aus eine klassische Weltsicht, die auf die Stetigkeit des Denkens abzielt, nur folgerichtig ist. Wohlgemerkt Stetigkeit analog begriffen. Auch wenn menschliches Denken, bei dem, was es an Ja /Nein Entscheidungen abliefert, digital erscheint.
Grooty hat geschrieben :
Do 13. Mär 2025, 20:03
Jedenfalls kann man dem Instrumental vielleicht so zurande kommen, dass man sich das Verhältnis Fotograf-Fotoapparat (Fotografieren), Maler-Bild (Malen) und Film-Zuschauer (audiovisuelle Medien) zuwendet.
Ganz so wie das Fotografieren aus dem Verhältnis Fotograf-Fotoapparat bzw. das Malen aus dem Verhältnis von Maler-Bild an sich zustande kommt. Bei der digitalen Virtualität eines Computers kommt das Fotografieren bzw. das Malen, jeweils nur für sich zustande.




Wolfgang Endemann
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Fr 14. Mär 2025, 12:11

Dies ist ein Ansatz, Gesellschaftstheorie ganz grundsätzlich neu zu axiomatisieren. Das ist prinzipiell zu begrüßen, Wissenschaft verzettelt sich schon zu lange im Kleinklein von Nuancen ausgetretener Pfade, Zeit für eine Kuhnsche Revolution. Daß der Ansatz richtig ansetzt, kann ich noch nicht erkennen, das mag aber an mir liegen. Im parallelen Blog möchte ich etwas konkreter eine Anmerkung machen.




Grooty
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Fr 14. Mär 2025, 18:57

Ja, es soll die Gesellschaftstheorie und die Technik ineinanderfügen, so dass eine wenigstens "instrumentalisierte Gesellschaft" analysierbar wird. Analysierbar abseits von bloßer Kritik und Untergangsszenarien. Es braucht einen positive Sicht auf die digitale Ordnung und die Virtualität gesellschaftlicher Normen.

Freut mich, dass ihr das wenigstens versteht, was ich da schreibe xD




Jörn Budesheim
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So 16. Mär 2025, 07:25

Was bedeutet Technik für uns und unser Verhältnis zur Wirklichkeit? Gemäß dem hier diskutierten Vorschlag ist Technik nicht nur ein Werkzeug, sondern eine Art, die Welt zu sehen:

"Technische Objekte wie ein Fernglas, ein Kompass, ein Rad, ein Computer, eine Lochscheibe […] zeigen sich […] als Extensionen der Sinnesorgane."

Technik beeinflusst, wie wir die Welt begreifen und erleben. Das Rad zeigt uns die Welt als einen Ort, den wir durchqueren können, der Kompass teilt die Welt in quantifizierbare Richtungen.

Ein bekanntes Bonmot von Paul Watzlawick besagt, dass jemand, der nur einen Hammer hat, dazu neigt, jedes Problem als Nagel zu sehen. Auch hier ist Technik nicht nur ein Werkzeug, sondern eine Sichtweise.

#technologieundleben




Timberlake
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Mo 17. Mär 2025, 04:37

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 16. Mär 2025, 07:25


Ein bekanntes Bonmot von Paul Watzlawick besagt, dass jemand, der nur einen Hammer hat, dazu neigt, jedes Problem als Nagel zu sehen. Auch hier ist Technik nicht nur ein Werkzeug, sondern eine Sichtweise.


Unter Bezugmahme auf ...
Grooty hat geschrieben :
Do 13. Mär 2025, 20:03
Doch entscheidend ist, dass der Körper eine subjektive Basis bildet, auf der dann die technischen Objekte in ihrer Singularität sichtbar und wirksam werden.
.. würde ich dergleichen allerdings umformulieren wollen ..

"Ein bekanntes Bonmot von Grooty besagt, dass jemand, der nur einen Körper hat, dazu neigt, jedes Problem als Körper zu sehen. Auch hier ist Technik nicht nur ein Werkzeug, sondern eine Sichtweise des Körpers.
Grooty hat geschrieben :
Do 13. Mär 2025, 20:03
Die technischen Objekte, die dem Körper äquivalent sind und bspw. ein Fernglas, ein Kompass, ein Rad, ein Computer, eine Lochscheibe sein können, zeigen sich erst ohne einen Schleier, sofern man sie durch den Körper hindurch, als Extensionen der Sinnesorgane, verstehen gelernt hat.
Technische Objekte wären demnach dem Körper äquivalent und würden sich von daher erst ohne Schleier zeigen. Sofern man sie, wie den besagten Hammer, durch den Körper hindurch, als Extensionen der Sinnesorgane, verstehen gelernt hat.
Grooty hat geschrieben :
Do 13. Mär 2025, 20:03
Das Instrumental ist hierbei das, woran sich die allgemeine Verschleierung auflöst, die damit einhergeht, dass eben die Naturwissenschaft die Illusion eines Ideenhimmels produziert, hinter dem die technischen Objekte verschütt gehen und ein Dasein in der Verborgenheit fristen.
Ohne das man technische Objekte , durch den Körper hindurch, als Extensionen der Sinnesorgane, verstehen gelernt hat, fristen sie ein Dasein in der Verborgenheit. In dem die Naturwissenschaft im allgemeinen dieses Instrumental völlig ausblendet , produziert sie , gleichsam dem Hammer und dem Nagel , die Illusion eines Ideenhimmels.




Grooty
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Di 18. Mär 2025, 21:37

Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 16. Mär 2025, 07:25
Was bedeutet Technik für uns und unser Verhältnis zur Wirklichkeit? Gemäß dem hier diskutierten Vorschlag ist Technik nicht nur ein Werkzeug, sondern eine Art, die Welt zu sehen:

"Technische Objekte wie ein Fernglas, ein Kompass, ein Rad, ein Computer, eine Lochscheibe […] zeigen sich […] als Extensionen der Sinnesorgane."

Technik beeinflusst, wie wir die Welt begreifen und erleben. Das Rad zeigt uns die Welt als einen Ort, den wir durchqueren können, der Kompass teilt die Welt in quantifizierbare Richtungen.

Ein bekanntes Bonmot von Paul Watzlawick besagt, dass jemand, der nur einen Hammer hat, dazu neigt, jedes Problem als Nagel zu sehen. Auch hier ist Technik nicht nur ein Werkzeug, sondern eine Sichtweise.

#technologieundleben
Meines erachtens geht es nicht um eine Sichtweise. Vielmehr handelt es sich bei der Technik m.e. um ein ontologisch Anderes. Die Technik nimmt eine ontologische Position ein in der sich der Mensch zwar erkennen kann, da die Technik sowohl Extension ist, als auch manche Regionen des Geistes durchaus sehr künstlich in einem nicht-künstlerischen Sinn sind. Die artifiziellen Regionen des Geistes sind entweder Kunst oder künstliche Intelligenz - und genau in diesen erkennt der Mensch 1. die instrumentelle Vernunft und 2. die Anteile am Selbst, welchen eben jenes nicht-künstlerische Artifizielle inhäriert und die man das meinige Instrumental nennen kann.
Man erkennt also die globale und allgemeine instrumentelle Vernunft, die einen Allgemeinbegriff konstituiert und zugleich erkennt der Mensch sein Instrumental. Denn er ist sich dieser instrumentellen Vernunft und der damit einhergehenden Folgen bewusst (Big-Data oder digitale Ausweise, vielleicht auch - etwas negativer zu sehen - ein Vermögensregister) - und damit weiß er sich als Instrumental. Als Mensch ist man selbstverständlich mehr und reicht über die instrumentelle und normierte institutionalisierte Lebenswelt hinaus und kann juridische und moralische, wie auch sozialphilosophische Aspekte thematisieren. Etwas, das dem Instrumental nicht möglich ist.

Das Instrumental und die Technik fundieren m.e. also eher eine Position im ontologischen Raum, statt einer Perspektive auf die Tatsachen.




Grooty
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Di 18. Mär 2025, 21:41

Ein bekanntes Bonmot von Grooty besagt, dass jemand, der nur einen Körper hat, dazu neigt, jedes Problem als Körper zu sehen. Auch hier ist Technik nicht nur ein Werkzeug, sondern eine Sichtweise des Körpers.
Wie meinst du das?
Ohne das man technische Objekte , durch den Körper hindurch, als Extensionen der Sinnesorgane, verstehen gelernt hat, fristen sie ein Dasein in der Verborgenheit. In dem die Naturwissenschaft im allgemeinen dieses Instrumental völlig ausblendet , produziert sie , gleichsam dem Hammer und dem Nagel , die Illusion eines Ideenhimmels.
Ja, ein Schleier entsteht hierbei. Aber im Grunde wohl nicht direkt qua Naturwissenschaft. Vielmehr ist das Bürgertum und die bürgerliche Gesellschaft eine Folge der Naturwissenschaftlichen Sichtweise und der Naturphilosophie. Diese Ordnung produziert nun einen sozialtechnischen Schleier, den man als Ökonomie und Machthierarchie wiederfindet - aber auch technisch. Insofern sich viele nämlich ihres Instrumentals nicht bewusst werden und dann einfach Datenmaterial werden für die statistisch-strategische instrumentelle Ordnung, deren Opfer sie gewissermaßen bleiben (ohne es aber überhaupt zu merken).




Jörn Budesheim
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Do 20. Mär 2025, 07:55

"Technische Objekte wie ein Fernglas, ein Kompass, ein Rad, ein Computer, eine Lochscheibe […] zeigen sich […] als Extensionen der Sinnesorgane." Diese Stelle hab ich so verstanden, dass diese Technologien Erweiterungen der Sinnesorgane sind.




Grooty
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Do 20. Mär 2025, 11:48

Jup, das sind sie.




Jörn Budesheim
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Do 20. Mär 2025, 12:10

Und daraus hab ich gefolgert, dass diese Technologien uns erlauben, die Welt in einer gewissen Weise zu sehen, so wie das Auge uns z.B. erlaubt, die Welt in Farbe zu sehen etc.




Grooty
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Do 20. Mär 2025, 17:41

achso, ja. Ich denke aber, dass das Entscheidende an dieser Einsicht ist, dass sich eine Position für die Technik erschließt. Teile des öffentlichen Raumes können einzig qua Technik erkannt werden und sind dann als dieser öffentliche Raum a-politisch und a-moralisch. Es entsteht eine Position eines Raumes, der ein Substitut ist für die politische Öffentlichkeit, aber die gleiche Öffentlichkeit in sich erfasst.




Jörn Budesheim
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Do 20. Mär 2025, 17:51

Gefühlt die ersten zehn Wörter habe ich noch verstanden, aber dann muss ich leider passen. Kannst du das selbe auch verständlich ausdrücken? Wenn ja, dann können wir ins Gespräch kommen, wenn nein, dann eben nicht.




Grooty
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Do 20. Mär 2025, 19:12

naja der öffentliche Raum bietet ja nicht nur die magische Alltäglichkeit und die durchrationalisierten Systeme der Ökonomie und der politischen Institutionen. Ebenso kann man ihn meines erachtens nicht einzig in ästhetischen Begriffen erfassen.
Der öffentliche Raum hat eine technische Dimension, die originär nicht politisch oder moralisch korrumpiert ist, sondern für sich besteht. Eine Dimension die entweder epiphylogenetisch begriffen werden kann, wie bei Stiegler. Das heißt, man sagt, dass das Denken nicht einzig die Biologie zur Grundlage hat, sondern sich in seinem erstmaligen Erscheinen stets mit Technik und später auch mit Sprache in Erscheinung tritt. Dadurch hat man die Voraussetzung geschaffen für einen öffentlichen Raum der technisch ist und entweder die Basis ist für Sozialtechnologie oder eben als Alternative Öffentlichkeit zur politisierten Öffentlichkeit erscheint.
Das Telefon oder der TV haben in ihrer Substanz nicht anhaftend, dass man damit Propaganda betreiben kann oder Menschen vom Zugriff auf Information abschneidet, indem man das Internet abschaltet bzw. die Medien manipuliert. Der technische Raum ist unpolitisch, da es der Raum ist, indem der Mensch sich der eigenen Instrumentalität versichert - und aber zugleich auch Kritik üben kann an den Verhältnissen.
Auch erschließen sich völlig neue Felder auf technischer Basis, in denen die politische Dimension und das heißt in diesem abstrakten Fall: die analoge Ordnung der moralischen Sitten, keine Wirkmächtigkeit hat. Der Mensch erkennt in der technischen Ordnung die eigene Instrumentalität. Dies geschieht dank des Körpers. Denn dessen Bedürfnisstruktur ist vollständig eingebaut in eben jene instrumentelle Ordnung, in der der politische Mensch Kritik übt.
Aber im Körper soll ja die Seele zuhause sein. Diese kann sich aber m.e. nur erkennen, wenn es den Körper zum Instrumental macht und ihn gleichsetzt mit den technischen Objekten.

Entscheidend ist, dass der öffentliche Raum nicht nur politisch und ökonomisch ist, sofern er materiell ist. Natürlich kann er ästhetisch sein und die schönen Künste erfassen, aber das betrifft dann nicht mehr die materielle Sphäre, sondern zielt auf geistige Inspiration und geistige Einheit und Eintracht einer Gemeinschaft. Dem Politischen und Ökonomischen, in der die instrumentelle Vernunft dem Kritiker gewahr wird, braucht aber eine Gegenposition. Eine Gegenposition die aber nicht einzig politisch und ökonomisch, d.h. eben in einem Allgemeinbegriff instrumenteller Vernunft, gedacht wird. Ein solch instrumenteller Begriff von Vernunft führt nur zu eben jenem kritischen Bewusstsein, das mit einer kritischen Einstellung zur instrumentellen Vernunft und ihrer ausschließlich strategischen Sichtweise, einhergeht. Das Problem ist: diese Vernunft ist nicht total genug "technisiert". Sie ist nicht instrumentell genug und muss deshalb stets auch auf die klassische Metaphysik und die Ästhetik, wie die juridische Dimension verweisen, um sich der instrumentellen Vernunft zu entledigen bzw. aus dieser heraus zu steigen. Aber das ist tendenziell ein Problem, sofern man gerne weitestgehend materialistisch denken möchte.
Um dem Denker des Materialismus also die Chance zu ermöglichen, seine eigene Ästhetik nicht "kollektivieren" zu brauchen und sie anthropologisch zu verklären, schafft das Instrumental eine Dimension in der die Technik 1. materiell ist 2. kein Produkt des Geistes, nicht bloßes Werkzeug und 3. eine funktionale und nicht-transzendentale Dimension adressiert. Man braucht im Instrumental nicht mehr die Kritik und die instrumentelle Vernunft berücksichtigen oder diese als Gesondert betrachten. Denn das Instrumental ist durchsetzt von dieser Ordnung und kennt die Transzendentale und ästhetische Ordnung überhaupt garnicht.

Der öffentliche Raum, der rein technisch bleibt, darf dann als ein rein funktioneller Ort angesehen werden. Aber er ist ein Ort, der nicht defizitär wäre, da er ja nicht Moral eingedenkt oder weitere Faktoren berücksichtig. Das ist nicht die Aufgabe dieses Raumes. Vielmehr schafft dieser Ort eine legitime Sphäre reiner Funktionalität, in der der Mensch sich als ein funktionales Wesen (eben als Körper oder - mit Abstrichen - als Leib) verstehen darf, ohne direkt die Nötigung zu erfahren, sich auch selisch begreifen zu brauchen. Man schafft einen öffentlichen Raum der kein Moment von Transzendenz an sich trägt. Dies tut der politisch-ökonomisch öffentliche Raum zwar auch nicht, aber zusätzlich braucht man im Instrumental auch keine gesonderte instrumentelle Vernunft mitzudenken. Es ist ja bewusst und gewollt, d.h. per Definition, so konzipiert, dass darin einzig funktionale und nicht-transzendentale Sachverhalte zu Wort kommen können. Das bedeutet aber auch, dass die instrumentelle Vernunft ubiquitär wird und die klassische Vernunft verschütt geht.

Der Punkt dabei ist der, dass dieser öffentliche Raum der Ort sein könnte, auf dem Theoretiker der digitalen Demokratie operieren und gesellschaftliche Utopien bilden könnten, die losgelöst wären von den metaphysischen Bedingungen. Sie würden sich eher an kybernetischen, organischen, algorithmischen (d.h. im Prinzip metabiologischen) Begriffen orientieren in der Analyse der Gesellschaft, statt an den althergebrachten, stets machtinduzierten politischen Theorien der metaphysischen Tradition.




Jörn Budesheim
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Do 20. Mär 2025, 19:21

Na na dann kommen wir halt nicht ins Gespräch :)




Grooty
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Do 20. Mär 2025, 19:23

scheinbar :)




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