vulgärphilosophische Abhandlungen

Im Zuge der philosophischen und Debatten der letzten 30 Jahre sind Theorien des Schönen und philosophisch inspirierte Theorien medialer Erfahrungen zunehmend in den Vordergrund gerückt.
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iselilja
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Di 1. Aug 2017, 22:18

eine kleine Einleitung

Ich weiß noch nicht, wie und was ich hier genau schreiben werde. Ob das ein Ausdruck von Unsicherheit ist? Von Zögerlichkeit? Ich weiß es nicht. Vielleicht. Oder ein Ausdruck von Lust, die das Begehrte nur undeutlich erkennt, konturenhaft? Vielleicht. Momentan habe ich nur leise Ahnungen, worauf ich mich eventuell einlasse. Doch bevor ich die Stufen dieses Themas hinabsteige, möchte ich Eure Meinungen (oder gar Warnungen?) hören - selbst wenn diese Meinung auch nur eine Ahnung sein sollte, was hier am Ende der Treppe wartet.. warten könnte.

Etwas, was man vielleicht als eine Art Grundgedanken bezeichnen könnte, beschäftigt mich nämlich seit einigen Tagen. Ich glaube, wir werfen zu oft einen objektiven Blick auf unsere vermeintlich bestens bekannte Subjektivität.

Noch eine kurze Anmerkung: der Bereich Ästhetik und Medienphilosophie war eigentlich nur meine zweite Wahl, das Thema könnte auch gut in einen anderen Bereich passen - aber so ist das wohl mit Experimenten, bevor man kein Resultat sieht, kann man auch fast nichts Charakteristisches dazu sagen.




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iselilja
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Mi 2. Aug 2017, 20:53

Svantje saß endlich auf dem Klo, nachdem sie es gerade noch so geschafft hatte, die Wohnungstür aufzuschließen, mit einem für Tim - der übrigens genau über ihr wohnte und mit dem Rad über der Schulter gerade in diesem Moment die Treppe herunter gerannt kam, bevor er sich im langen Hausflur auf's Rad schwang und durch das große Tor in die sommerlich blendende Straße verschwand - a-b-s-o-l-u.t überzeugenden Sidekick hinter sich zu stieß, ihre Tasche in die Ecke warf, erfreut feststellte, dass Emilie, ihre seit zwei Wochen mehr nervende als mietezahlende Mitbewohnerin, noch nicht zu hause war und schlußendlich die Badtür mit bereits heruntergelassener Hose passierte. Puh, dachte sich Svantje, die eigentlich Antje hieß, aber nachdem sie von Sven so gefakt wurde, nannten sie alle nur noch Svantje. "Wenn schon alle, dann richtig!" dachte sich Antje mit einem Lächeln irgendwo zwischen Resignation und dem Reiz, den man verspürt, kurz bevor man kotzen muss. Also nannte sie sich selbst auch so. "Konsequent sein ist wichtiger als Konsequenzen!" redete sie auf sich ein als Emilie sie auf der letzten Party, nach der Emiliy es nicht mal für nötig hielt ihr beim Abwasch zu helfen, vor Tim so blamiert hatte. Svantje öffnete das Fenster einen Spalt, griff zum Raumspray, das sie "wegen des hübschen Blumencovers gekauft hatte, doch nicht wegen ..sowas" versicherte sie Tim frech angrinsend, als sie sich vor ein paar Tagen bei Rossmann trafen und starrte dann, das Spray noch in der Hand haltend, auf eine fettgedruckte Zeile in der Zeitung, die auf dem kleinen Schrank lag, welchen Svantje und Emilie zusammen ausgesucht hatten, kurz nachdem sie die Wohnung bezogen hatten. "Der Mensch ist was er tut" stand dort als Überschrift des Feuilletons. "Ich bin eine Leserin!" intonierte Svantje mehr schlecht als recht, wohl wissend, dass weder die nervige Emilie noch der schöne Tim sie hören könnten. "Und eine Scheißerin!" sang sie leise kichernd weiter. Svantje verstummte plötzlich nachdenklich "..eigentlich bin ich das sogar noch viel mehr als eine Leserin. Der Mensch scheißt sein ganzes Leben. Wenn er also etwas ist, dann das auf jeden Fall." Svantje nickte eindringlich um diese großartige Erkenntnis gebührend zu würdigen, dann wischte sie sich ab, zog ihre Hose hoch und betrachtete sich noch eine Weile im Spiegel, während sie sich die Hände wusch und dann das Bad verließ.




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Jörn Budesheim
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Do 3. Aug 2017, 06:15

Passt es nicht eher in dem Bereich Literatur und Poesie?




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iselilja
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Do 3. Aug 2017, 20:40

Jörn Budesheim hat geschrieben : Passt es nicht eher in dem Bereich Literatur und Poesie?
Weiß ich nicht so genau. Ich bin mir aber recht sicher, dass ich mich selbst noch mit ein paar kategorialen Brüchen überrasche. :-) Ich dachte mir, dass ich evtl. als nächstes auf die Serie "Game of Thrones" einen kritischen Blick werfe. mal sehen.




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Jörn Budesheim
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Do 3. Aug 2017, 20:59

Dann lassen wir uns überraschen!




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iselilja
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Fr 4. Aug 2017, 21:32

Überraschen dürfte evtl. dass ich mich zuvor noch schnell auf eine kurze Erörterung stürze, die auch einen Thread aus dem Philosophie-Raum mit ins Visier nimmt (ohne jetzt tatsächlich näher und diskursiv auf dieses Thema eingehen zu wollen), in dem es um Masken ging. Der ein oder andere erinnert sich bestimmt noch. Dort gab es ja reichlich Diskussion, was so alles Maske sein kann und welche Bedeutungen sie für den Menschen haben. Neben den Bezügen zur Kunst oder auch zur Anthropologie, die sicherlich genauso spannend wie wichtig sind, interessierte mich dabei vor allem das "wann, warum und wo" von Masken. Und vor allem "wann, warum und wo nicht". Ich glaube, dort, wo wir das Gefühl haben, ganz mit uns allein zu sein, sind wir frei von jeglicher Maske und deren Verantwortung. Diese Ungebundenheit und Verantwortungslosigkeit (mir gefällt diese abgewandelte Bedeutung im Sinne Sartres besonders :-) ) des Mit-sich-selbst-Alleinseins, die noch näher am Selbst ist als das Intime, noch natürlicher und selbstverständlicher erscheint als alles andere, stellt eine Art Basis unserer Selbstbestimmung dar, die sich m.E. auch sprachlich immer wieder mal artikuliert - nämlich im Vulgären. Das Vulgäre scheint mir eine Art Schnittstelle, die wir uns für den Übergang zwischen dem Alleinsein und dem Zusammensein (also z.B. die Öffentlichkeit oder auch die Intimität einer Liebesbeziehung - beides geradezu überfüllt mit Masken) reserviert halten. Jegliches Zusammensein setzt sowohl Schranken wie Möglichkeiten - dem Spiel mit den Masken kommt dort eben eine bedeutungsvolle Rolle zu. Das Alleinsein hingegen setzt ein faktisches "So bin ich!"

Und da wir (ich vermute mal darin sind sich die Menschen gleich oder doch zumindest sehr ähnlich) dieses "So bin ich!" in bestimmten Situationen, in bestimmten Milieus und in bestimmten Themenfeldern auch preisgeben wollen, muss es eine Art Verständnispotential des Gegenübers dafür geben. Es würde wenig Sinn machen, jemanden eine dumme Sau zu nennen, wenn das nicht eine vom Sprecher beabsichtigte Reaktion hervorrufen würde. Das Vulgäre bildet somit eine Art Grundsprachmuster (der bessere Begriff wäre vermutlich Sprachniveau, wenn das Vulgäre nicht schon mit Niveaulosigkeit besetzt wäre), das keiner gesonderten Interpretation bedarf.




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iselilja
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Di 8. Aug 2017, 22:58

Gestern hörte ich im Radio, dass die Einschreibungen im Fach Philosophie in Deutschland sprunghaft angestiegen sind. Zuerst wertete ich das als ein deutliches Zeichen latent um sich greifender iDiotie (wohlgemerkt nicht unter den Einschreibenden), oder ..was mir postwertend in den Sinn kam.. dass die medial längst verkündete frohe Botschaft, dass ganze Berufsfelder in den kommenden Jahren wohl nun doch von den Maschinen (eigenen Angaben zufolge) übernommen werden und dies zur Folge hätte, dass endlich auch mal jene Fächer, die ohnehin für "arbeitslos und Spaß dabei" stehen, wieder attraktiver machen könnte. Aber gerade eben nun wurde ich auf die eigentliche Ursache gelenkt und die liegt bereits sechs Jahre zurück.

Gefunden bei http://140z.de/2011/vulgar-philosophie-–-wie-justin_halpern-mit-shitmydadsays-beruhmt-wurde/
Justin Halpern hat Twitter-Geschichte geschrieben. Was als digitale Ablage schräger Zitate begann, dient der regelmäßigen Bespaßung von fast drei Millionen Lesern aus aller Welt. Es braucht also nur etwas Philosophie, um bei Twitter große Wellen zu schlagen. Und ganz viel Vulgäres.
Hiesigen Sophieverliebten mögen die Weisheiten Halperns sr., der ja auch lediglich promoviert hat ..und das nicht einmal in Philosophie.. nicht sonderlich beeindrucken, ist man doch hier - im Lande des arche philosophus vulgaris - ganz andere geistige Tiefflüge gewöhnt. So sinnierte Franz Beckenbauer bereits Jahre zuvor „Wo gespielt wird, wird nicht gekämpft. Wenn alle Menschen Fußball spielen würden, gäbe es keine Kriege – aber es spielt nicht jeder Fußball.“

Ja geradezu unsportlich erscheint dagegen nun die Wahl der Abiturienten, wo sie doch die Gelegenheit hätten den Weltfrieden zu sichern. Na vielleicht klappt das ja mit dem Weltfrieden nach dem Studium.. genug Zeit werden sie dann sicherlich haben.




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iselilja
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Sa 12. Aug 2017, 04:25

Twittern für den Weltfrieden klingt schon recht anspruchsvoll, wenn man so überlegt welche Möglichkeiten das Dichten und Denken im Land der Dichter und Denker heute so bietet. Mmja.. man könnte ein Buch schreiben.. wenn man nur wüsste was man da rein schreiben soll. Obwohl.. wahrscheinlich spielt das keine wirkliche Rolle. Die erfolgreichsten Bücher sind immer noch die, bei denen das nicht so penetrantisch genau genommen wird. Leser sind sehr tolerante Wesen. Im Gegensatz zu Followern, die sogar das zwischen den Leerzeilen Gelesene kommentieren müssen. Am besten wäre aber vermutlich doch gleich Nägel mit Köpfen zu machen und einen Film zu drehen. Blödsinn.. eine ganze Serie von Filmen! Wenn man nur ein Buch als Vorlage hätte.




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