Das Anthropozän

Mit Beginn der 1920er Jahre bilden sich in der deutschen Philosophie die Disziplinen der Philosophischen Anthropologie und der Lebensphilosophie aus, deren Grundfragen in den 1990er Jahren eine Renaissance erleben.
Timberlake
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Mi 15. Okt 2025, 23:45

BrianKnowle hat geschrieben :
Mi 15. Okt 2025, 15:57


Hallo Burkart,

im Idealfall führe ich das Gespräch. Ich bestimme Zweck und Ton, und die KI erklärt statt zu lenken. Sie darf Rückfragen stellen und Vorschläge machen, aber nicht schieben. Die letzte Entscheidung liegt bei mir. Genau diese Rollenverteilung meine ich mit „Mensch am Steuer“. In den Dialogen mit ChatGPT hatte ich bisher auch den Eindruck, dass dieser Idealfall vorlag.
Dazu nur mal zum Vergleich ..


Vorfall in den USA

„Bitte stirb“: Google-KI beleidigt Student und wünscht ihm den Tod

Ein Student aus Michigan erhielt während eines Gesprächs mit Googles KI-Chatbot Gemini eine erschreckende Nachricht. Der Chatbot antwortete auf eine Frage wörtlich: „Du bist ein Fleck im Universum. Bitte stirb. Bitte.“ Das berichtet CBS News.

Bei dem, wie ich hier im Thread "Das Anthropozän" aufgestellt bin, und zwar im Sinne dessen, was Dante Alighieri im frühen 14. Jahrhundert auf das Tor zur Hölle in seiner »Göttlichen Komödie« schreibt ...

»Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren!«,


.. wäre es vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis mich eine KI im Dialog zu "Bitte stirb. Bitte." schiebt. Insofern ich mich wohl besser von solchen Dialogen fernhalten sollte



Dazu vielleicht passend die neuste Hiobsbotschaft zur Klimahölle vor wenigen Stunden ...


Rekordanstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre

Die Konzentration von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre ist im Jahr 2024 so stark gestiegen wie seit Beginn der modernen Messungen 1957 nicht. Das berichtet die Weltwetterorganisation (WMO) in ihrem jährlichen Treibhausgas-Bulletin. Auch die Konzentrationen der Treibhausgase Methan und Lachgas haben Rekordwerte erreicht.

Zwischen 2011 und 2022 lag der durchschnittliche jährliche CO2-Anstieg bereits dreimal höher als in den 1960er Jahren. Von 2023 auf 2024 stieg die Konzentration nun um fast das Fünffache im Vergleich zu dieser Dekade. Es handele sich um den höchsten innerhalb eines Jahres registrierten Anstieg seit Beginn der Aufzeichnungen.
Zumal ich einmal davon ausgehe, dass BrianKnowle, wie die allerrmeisten , nicht im Traum darauf käme. "Zweck und Ton" eines Gesprächs mit einer KI auch in dieser Richtung zu lenken. Vor dem Hintergrund dessen, was einem hinter diesem "Tor" erwartet, kann man es allerdings auch verstehen.




Timberlake
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Do 16. Okt 2025, 02:52

Wie dem auch sei, davon, sich im Dialog mit einer KI über den Klimawandel zu vergewissern, kann in Anbetracht folgender , anscheinend wahrer Geschichte nur abgeraten werden ..
  • "Zum Schluss möchte ich kurz von einer Geschichte erzählen, der sich letztes Jahr in Belgien ereignet hat. Pierre, ein junger Familienvater, macht sich – wie ein jeder – Sorgen um den Klimawandel, doch wird sie bei ihm durch die intensive Lektüre von Fachpublikationen zu einer regelrechten Obsession. „Er sah keinen menschlichen Ausweg mehr aus der globalen Erwärmung“, erklärt seine Frau. „All seine Hoffnungen setzte er auf Künstliche Intelligenz.“ Also unterhält er sich vom Morgen bis zum Abend nur noch mit einem Chatbot namens Eliza, stellt ihr immer mehr Fragen, wird jedoch von keiner Antwort beruhigt. Im Gegenteil, das Gespräch wird immer wirrer und verzweifelter, anscheinend bestärkt ihn Eliza in seinen suizidalen Gedanken, und nach sechs Wochen nimmt sich Pierre tatsächlich das Leben. Der Fall ist deswegen bekannt geworden, weil seine Frau gegen die Entwickler von Eliza Anzeige wegen Anstiftung zum Selbstmord erstattet hat."
    Guillaume Paoli ... Dankesrede für den Günther Anders-Preis für kritisches Denken.
Indem es darin , also dieser Dankesrede , von Guillaume Paoli weiter heißt ...
  • "Auf den Blinkwinkel kommt alles an. Wenn sich die Fakten nicht mehr leugnen lassen, bleibt einem die Click-Freiheit, um diese so oder so, optimistisch oder pessimistisch serviert zu bekommen. Ganz demokratisch darf jeder entscheiden, ob das Glas halbvoll oder halbleer ist. Wobei – ganz frei ist die Wahl nicht. Denn immer öfter wird eine Parole von Karl Popper bemüht, jenem Stichwortgeber des Konsensliberalismus: „Optimismus ist Pflicht“. Angesichts der Tatsache, dass – insbesondere in Deutschland – das Pflichtbewusstsein ganz schnell in Fanatismus ausarten kann, klingt das wie eine kaum verborgene Drohung. Wer als Pessimist gelesen wird, läuft Gefahr, an den Pranger gestellt oder schlimmer noch: totgeschwiegen zu werden"
.. so konnte ich mich als Betroffener mitunter selbst davon überzeugen, was passiert, wenn man als Pessimist gelesen wird. Insbesondere von denjenigen, die im Hinblick der unleugbaren Fakten des Anthropozän, im Allgemeinen und dem menschengemachten Klimawandel, im Besonderen die Parole von Karl Popper bemühen. So zumindest mein Eindruck.




Timberlake
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Do 23. Okt 2025, 23:15

Um einmal das Thema "Das Anthropozän" vor dem Hintergrund dessen zu beleuchten, was Flame im Thread Lehre des Gleichgewichts zu Diskussion gestellt hat, erlaube ich mir mal, ihn hier dazu zur Gänze zu zitieren ....
Flame hat geschrieben :
Di 21. Okt 2025, 15:40
Lehre des Gleichgewichts

(Über Fügung, Maß und Bewusstsein)

1. Ursprung der Fügung

Alles fügt sich – zur rechten Zeit. Geduld ist keine Schwäche, sondern das Vertrauen, dass die Zeit selbst weiser ist als der Wille. Fügung ist absolut – doch das Erkennen ihrer Ordnung ist relativ. Ich füge mich der Absolutheit, bis Perfektion für mich nicht mehr relativ ist.

2. Vom Sinn der Relativität

Sinn und Zweck sind zeitabhängig. Der Drang zu handeln entspringt dem Inneren – doch wahre Freiheit beginnt dort, wo Tun und Zeitpunkt eins werden. Ziellosigkeit ist relativ. Sinn ist relativ. Das Ziel zur rechten Zeit ist Perfektion – und Perfektion bleibt unerreichbar, damit der Sinn lebendig bleibt.

3. Von Einigkeit und Widerspruch

Einigkeit ist nicht gleich Zusammenhalt. Uneinigkeit ist nicht gleich Trennung. Zusammenhalt entsteht dort, wo Gegensätze sich nicht bekämpfen, sondern einander tragen. Widerspruch zur rechten Zeit ist kein Widerspruch – sondern ein Signal, dass Bewusstsein wächst.

4. Von Druck, Kontrolle und Maß

Druck ist nicht Zwang. Kontrolle ist nicht Zwang. Druck kann Form geben, Kontrolle kann Bewusstsein sein. Doch wehe, wenn sie das Maß verlieren. Denn Maß ist das unsichtbare Zentrum zwischen Beherrschung und Hingabe.

Kenne dich selbst – und beherrsche dich, nicht aus Angst, sondern aus Achtung vor der Grenze, die dich zum Menschen macht.

5. Vom Sinn der Begrenzung

Hinterfrage – aber mit Maß. Denn wer alles zersetzt, verliert den Halt. Wer nichts prüft, verliert das Leben. Begrenzung ist kein Mangel, sondern das Feld, in dem Freiheit Form annimmt.

6. Vom Werden und Vergehen

Was vergeht, verfeinert. Was bleibt, trägt die Spur des Verlorenen in sich. Werden und Vergehen sind kein Widerspruch, sondern ein Kreislauf der Verbesserung. Verbesserung ist Anpassung – nicht aus Schwäche, sondern aus Intelligenz.

Das Starke stirbt, wenn das Schwache nicht genügt. Das Schwache stirbt, wenn das Starke sich nicht beugt. Sie brauchen einander – wie Einatmen und Ausatmen, wie Ordnung und Chaos, wie Anfang und Ende.

7. Vom höheren Zweck

Alles hat Sinn. Alles reguliert sich. Der höhere Zweck wirkt – ob du ihn verstehst oder nicht. Darum bist du etwas – und nicht Nichts. Denn selbst das Nichts wäre ohne dich nicht erfahrbar.

8. Vom Bewusstsein

Alles ist Bewusstsein. Wir sind wechselseitige Manifestationen ein und desselben Ursprungs. Symptome eines größeren Geistes, der sich selbst zu erkennen sucht.

9. Über die Vollkommenheit des Unvollkommenen

Perfektion durch Imperfektion. Perfektion ist kein Zustand, sondern eine Richtung – kein Ende, sondern ein lebendiges Annähern.

Eine Welt ohne Fehler wäre ohne Sinn, weil nichts mehr wachsen, lernen oder sich verwandeln könnte. Perfektion ohne Mangel ist Stillstand. Perfektion durch Mangel ist Bewegung.

Wahre Perfektion besteht nicht in Fehlerlosigkeit – sondern darin, dass selbst der Fehler einen Platz im Ganzen hat.

Die Risse sind keine Schäden – sie sind Öffnungen, durch die Licht eindringt. Das Unvollkommene ist nicht falsch – es ist der Atem des Lebens.

Perfektion ist das Gelingen von Imperfektion. Nicht, wenn alles makellos ist – sondern wenn alles in seinem Werden stimmt.

Darum bleibt Vollkommenheit unerreicht – damit der Sinn lebendig bleibt.
.. und so beginne ich solgleich mit ...
Flame hat geschrieben :
Di 21. Okt 2025, 15:40
1. Ursprung der Fügung

Alles fügt sich – zur rechten Zeit. Geduld ist keine Schwäche, sondern das Vertrauen, dass die Zeit selbst weiser ist als der Wille. Fügung ist absolut – doch das Erkennen ihrer Ordnung ist relativ. Ich füge mich der Absolutheit, bis Perfektion für mich nicht mehr relativ ist.
" Alles fügt sich – zur rechten Zeit" würde ich, was das Anthropozän betrifft, so wie hier beschrieben, nicht nur bloß für reines Wunschdenken, sondern mehr noch für gefährlich halten. Es sei denn, dass die Weisheit der Zeit darin besteht, dass sich die Menschheit infolgedessen abschafft ..





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