warum der Mensch im Universum alleine ist

Mit Beginn der 1920er Jahre bilden sich in der deutschen Philosophie die Disziplinen der Philosophischen Anthropologie und der Lebensphilosophie aus, deren Grundfragen in den 1990er Jahren eine Renaissance erleben.
Antworten
Benutzeravatar
iselilja
Beiträge: 1551
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 19:53

So 7. Mär 2021, 10:51

Die Frage, ob es Leben auf anderen Planeten geben kann, ist nicht gleichbedeutend mit der Frage, ist der Mensch allein im Universum.

Denn wie wir sehen, hat sich selbst in der habitablen Zone unseres Sonnensystems (also der Erde als Lebensraum) keine zweite Menschheit entwickelt. So hat die Spezies Mensch zwar unterschiedliche zumeist regional bedingte Ausprägungen erfahren, die wir mit der Genetik als hinreichend phänotypisch charakteriesieren können, es gibt aber keine zweite Spezies Mensch, mit der wir irgendwie in Kontakt stünden. Wie sollte dies auch gehen, denn wir würden sie augenblicklich als zur selben Spezies gehörend betrachten.

Der naive Irrglaube, der im 20. Jahrhundert noch einen Sondierungsgedanken entfaltete, der sich der uralten Frage des Anthropozentrismus zuwendet, aus dem auch bspw. Weltbilder wie das Ptolemäische hervorgingen, führt vor Augen, auf welchen Raum kognitiver Problemtiken diese Fragestellung stößt. So meinte man bspw. dass es doch immerhin möglich sei, mit anderen Zivilisationen - so es sie denn gäbe - in Kontakt treten zu können. Literarisch und cineastisch ist das Thema weit überstrapaziert, so dass man kaum sagen könne, es fände keine hinreichende Beschäftigung mit der Fragestellung insgesamt statt.

Und dennoch wird die Frage, deren Beantwortung uns eigentlich interessieren/faszinierten würde, nie so wirklich gestellt. Immerhin ist man in den Wissenschaften inzwischen von der naiven Sicht der bloßen Möglichkeiten abgrückt, und fragt sich nunmehr, wie realistisch ist der Gedanke, mit anderen Zivilisationen - immernoch: so es sie denn gibt - in Kontakt zu treten. Denn dass wir mit einer Stubenfliege nie in einen so gemeinten Kontakt treten, dürfte doch jedem Menschen soweit klar sein. Das Leben, auf welches wir im Universum womöglich stoßen könnten, räumt eine ähnlich hohe Wahrscheinlichkeit ein, mit ihr in Kontakt zu treten, wie hier auf der Erde mit anderen Spezies. Genau genommen ist sie sogar ungleich niedriger, denn Leben könnte sich auch völlig anders entwickelt haben, wenn die Bedingungen dafür anders sind.




Benutzeravatar
iselilja
Beiträge: 1551
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 19:53

So 7. Mär 2021, 10:56

Die oft als Paradoxon bezeichnete Frage, warum Außerirdische nicht längst hier auf der Erde sind, wenn es sie denn gäbe - ist aus der hier gewählten Perspektive etwa gleichbedeutend mit der Frage, warum nicht längst ein Löwe in meinem Wohnzimmer angekommen ist, wenn es ihn doch gibt. Gleichwohl weiß ich sogar, dass es ihn gibt - und dennoch kommt er nicht "zu mir als Mensch" in meinem Lebensraum.




Benutzeravatar
iselilja
Beiträge: 1551
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 19:53

So 7. Mär 2021, 11:13

Und hier erkennen wir auch, warum gerade Wissenschaft, wenn sie sich diesen Fragen widmet, eine Glaubensgemeinschaft bildet, in der der metaphysische Glaube die Zielsetzung wesentlicher Theorien manifestiert. Denn es herrscht(e) doch ganz offensichtlich der Glaube, dass es - wenn es eine vergleichbare Zivilisation irgendwo im Universum gäbe - eine Zielgerichtetheit der Evolution gäbe, an deren Ende irgendwo mindestens auch der Mensch erscheinen müsse, oder doch zumindest etwas Vergleichbares. Mit diesem Glauben jedoch kann man leichten Prozeß machen, denn offensichtlich entwickeln sich andere Spezies auf der Erde keineswegs Richtung Menschlichkeit. Dieses "Ziel einer Evolution" gibt es nicht.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23268
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

So 7. Mär 2021, 17:18

Vielleicht herrscht auch nur der "Glaube", dass das, was wirklich ist, möglich ist.




Benutzeravatar
infinitum
Beiträge: 199
Registriert: Mi 12. Aug 2020, 07:10
Kontaktdaten:

So 7. Mär 2021, 19:52

der Glaube, dass es noch Ausserirdische gibt, resultiert daraus, dass man die Wahrscheinlichkeit berechnet hat, mit welcher es möglich ist, dass es weiteres Leben im Universum gibt. Natürlich gibt es dafür keine Argumente, aber ich denke nicht, dass es sich dabei um eine Glaubensgemeinschaft handelt, sondern eher um eine reine Wahrscheinlichkeit. Mehr kann man da gar nicht sagen zum Zeitpunkt unserer momentanen Forschung. Hier können wir ja nur schauen, was in unserem Sonnensystem möglich ist.



summonsound.wordpress.com
https://t.me/franzphilo

Benutzeravatar
TsukiHana
Beiträge: 766
Registriert: So 3. Feb 2019, 01:41

So 7. Mär 2021, 20:05

transfinitum hat geschrieben :
So 7. Mär 2021, 19:52
...aber ich denke nicht, dass es sich dabei um eine Glaubensgemeinschaft handelt, sondern eher um eine reine Wahrscheinlichkeit. Mehr kann man da gar nicht sagen zum Zeitpunkt unserer momentanen Forschung...
Dann könnte man sich ja auch die Frage stellen, warum die wahrscheinlichen Zivilisationen mit uns noch keinen Kontakt aufgenommen haben?
Ich persönlich halte die Wahrscheinlichkeit für sehr groß, dass diese Zivilisationen schlicht gar keinen Bock auf uns haben!
Verstehen könnte ich es durchaus... ;)



Wozu die Tage zählen!?
(Ф.М. Достоевский)

Benutzeravatar
iselilja
Beiträge: 1551
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 19:53

So 7. Mär 2021, 20:33

Die Wahrscheinlichkeit strebt deshalb gen null, weil sie bereits hier auf der Erde null ist. Wir werden also mit hoher Wahrscheinlichkeit immer allein bleiben, selbst wenn wir irgendwo Leben finden - oder es uns.




Benutzeravatar
iselilja
Beiträge: 1551
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 19:53

Mo 8. Mär 2021, 05:35

Mit anderen Worten: es wird niemand kommen und uns auf die modernistische Art erlösen, indem sie uns unsere dringenden Fragen beantworten. Wie habt ihr das gemacht? Wie könnt ihr mit Überlichtgeschwindigkeit fliegen? Gibt es außer euch noch andere? Wie ist das Universum genau entstanden und ist es überhaupt entstanden?

All diese Fragen entspringen einer Art moderner Theologie, die eine Kosmologie sein möchte.


Der Mensch wird seine Fragen letztendlich immer selbst beantworten müssen, so wie es schon immer der Fall war. Es wird niemand kommen und uns diese Aufgabe abnehmen.




Benutzeravatar
iselilja
Beiträge: 1551
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 19:53

Mo 8. Mär 2021, 05:48

Einem ganz ähnlichen theologischen Klakül ist die Vorstellung entsprungen, dass Mathematik so etwas wie eine Universalsprache wäre oder sein könnte. Die Mathematik ist kein Garant für zivilisiertes Leben, noch weniger ein Garant für Leben überhaupt. Gleichwohl kann man mit Mathematik die Welt bzw. bestimmte Aspekte derer beschreiben und auch berechnen.. der Mensch kann sich aber nicht selbst berechnen. Man braucht keine Mathematik um Fisch zu sein, oder Vogel oder was auch immer.

Auf welche Art von Leben wir auch stoßen werden oder könnten, wir werden mit diesem Leben nicht kommunizieren können. Auch dann nicht wenn es "höher entwickelt" sei - denn es gibt keine Höherentwicklung, es gibt nur Entwicklung.

Der Irrglaube besteht nämlich darin, dass eine Evolution das Stadium des Menschen durchlaufen müsse, um sich weiter zu entwickeln. Das ist Unfug. Dies alles kulminiert dann in der Vorstellung, dass wenn Lebewesen zu uns kämen, sie zumindest doch das verstünden, was wir verstehen und noch mehr. Sie also zumindest mit uns versuchen würden "kontakt aufzunehmen". Der so denkede Mensch war schon immer von sich selbst überzeugt, dass er für etwas "Höheres" bestimmt sei.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23268
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Mo 8. Mär 2021, 12:03



"Wenn ihr in den Sternenhimmel schaut, stellt ihr euch da auch manchmal die Frage, ob wir im Universum die einzigen intelligenten Lebewesen sind? Im dritten Teil von "Ralphs Universum" geht Ralph Caspers genau dieser Frage nach ..."




Benutzeravatar
iselilja
Beiträge: 1551
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 19:53

Mo 8. Mär 2021, 21:36

Ich verlinke mal 2 Vorträge zum Thema, wobei ich mir letzteren selbst noch nicht antgesehen habe. Er scheint mir aber gewisse philosophische Fragstellungen zu berücksichtigen. Und deshalb schaue ich mir den jetzt auch an. :-)







Antworten