Gibt es psychische Krankheiten?

Mit Beginn der 1920er Jahre bilden sich in der deutschen Philosophie die Disziplinen der Philosophischen Anthropologie und der Lebensphilosophie aus, deren Grundfragen in den 1990er Jahren eine Renaissance erleben.
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Lucian Wing
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Do 3. Nov 2022, 08:35

AufDerSonne hat geschrieben :
Do 3. Nov 2022, 07:11

Ob ein Mensch psychisch krank ist, hängt nicht nur von der Beurteilung seines sozialen Umfelds ab.
Aber nur auf dieser Ebene kann verstanden werden, wann ein Mensch "psychisch erkrankt" ist.
Bei einer solchen Erkrankung "fehlt" dem Menschen als Person etwas, nicht den Nervenzellen als solchen. Die arbeiten innerhalb der möglichen Variationsbreite eines natürlichen Spektrums auf ihre natürliche Art und Weise, und wenn ein Mensch gemobbt wird, dann arbeiten sie auch innerhalb ihres natürlichen Spektrums, nur dass es sich dann für den Menschen selbst und im Verhältnis zu seinen Mitmenschen sowie für diese nicht mehr "richtig" anfühlt, was dieser Mensch zum Ausdruck bringt in seinem Verhalten. Und von diesem "nicht richtig" aus, das der Betroffene und/oder die anderen konstatieren, fangen wir an, von Störungen oder von Krankheiten zu sprechen.

Mir geht es darum, die Ebenen nicht durch falsche Begriffsanwendungen zu vermischen. Wenn gesagt wird, es gebe auf der Ebene der Nervenzellen Abweichungen, kann man das nur behaupten, wenn man den Normalzustand definieren kann. Den gibt es aber m.E. nicht, weil es abgesehen von ein paar grundsätzlichen, fürs Leben erforderlichen Basics keinen von seiner Umwelt (zu der ganz wesentlich eine soziokulturelle gehört) unabhängigen, für alle Menschen unabhängig davon geltenden prozessualen Zustand gibt.

Im Prinzip müssten wir uns, da das hier ja eine philosophische Plattform ist, den Begriff der "Krankheit" einmal genauer anschauen, was wir damit meinen, vor allem im Bereich der Psyche, die eben in ihrer Bedeutung mehr ist als die Summe der beobachtbaren oder messbaren Aktivitäten der Nervenzellen. Eigentlich führt das wieder auf die vor 10 oder 15 Jahren tobenden Diskussionen rund um das Gehirn.



Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wieviel er in sieben Jahren dazu gelernt hatte. (Mark Twain)

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AufDerSonne
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Do 3. Nov 2022, 08:51

Lucian Wing hat geschrieben :
Do 3. Nov 2022, 08:35
Im Prinzip müssten wir uns, da das hier ja eine philosophische Plattform ist, den Begriff der "Krankheit" einmal genauer anschauen, was wir damit meinen, vor allem im Bereich der Psyche, die eben in ihrer Bedeutung mehr ist als die Summe der beobachtbaren oder messbaren Aktivitäten der Nervenzellen. Eigentlich führt das wieder auf die vor 10 oder 15 Jahren tobenden Diskussionen rund um das Gehirn.
Das fände ich eine gute Idee.
Was ist krank? Und was ist gesund?

Ich habe versucht zwischen normal und gesund zu differenzieren.

Und ich habe versucht psychisch krank als übermäßig viele belastende Gedanken haben zu definieren.
Man sollte aber auch nicht zu stark analysieren. Der Kranke merkt es meistens schon, wenn er krank ist. Indem er leidet. Er leidet unter seinen Gedanken.

Nun gut, das Gehirn ist nicht die Seele/Psyche. Aber Antidepressiva wirken ja schon im Gehirn und oft helfen sie effektiv, nicht nur scheinbar.
Ich denke bei einer psychischen Krankheit ist schon auch das Organ Gehirn krank. Aber das Gehirn ist komplex und noch wenig erforscht.
Deshalb sollte man den ganzen Menschen betrachten.



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Lucian Wing
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Do 3. Nov 2022, 08:59

Wie war das: Der Anatom kennt keinen kranken und der Pathologe kennt keinen gesunden Körper?
Dann kann man sich überlegen: Sind Ärzte Anatomen oder Pathologen.
Im zweiten Fall ist niemand gesund.

:mrgreen:



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Lucian Wing
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Do 3. Nov 2022, 09:56

AufDerSonne hat geschrieben :
Do 3. Nov 2022, 08:51

Deshalb sollte man den ganzen Menschen betrachten.
Sollte man. Sag mal, ich hab mich ja über deinen Nick hier schon gewundert. Ist der eigentlich ein Akrostichon? Ist mir hier bei diesem Thema vorhin mal in den Sinn gekommen.



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AufDerSonne
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Do 3. Nov 2022, 10:49

Lucian Wing hat geschrieben :
Do 3. Nov 2022, 09:56
AufDerSonne hat geschrieben :
Do 3. Nov 2022, 08:51

Deshalb sollte man den ganzen Menschen betrachten.
Sollte man. Sag mal, ich hab mich ja über deinen Nick hier schon gewundert. Ist der eigentlich ein Akrostichon? Ist mir hier bei diesem Thema vorhin mal in den Sinn gekommen.
Was ist ein Akrostichon? :D



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Jörn Budesheim
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AufDerSonne hat geschrieben :
Do 3. Nov 2022, 10:49
Was ist ein Akrostichon? :D
AufDerSonne könnte eins sein :-)




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Lucian Wing
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Do 3. Nov 2022, 11:23

AufDerSonne hat geschrieben :
Do 3. Nov 2022, 10:49
Lucian Wing hat geschrieben :
Do 3. Nov 2022, 09:56
AufDerSonne hat geschrieben :
Do 3. Nov 2022, 08:51

Deshalb sollte man den ganzen Menschen betrachten.
Sollte man. Sag mal, ich hab mich ja über deinen Nick hier schon gewundert. Ist der eigentlich ein Akrostichon? Ist mir hier bei diesem Thema vorhin mal in den Sinn gekommen.
Was ist ein Akrostichon? :D
Eine rhetorische Figur, bei der man zum Beispiel die jeweiligen Anfangsbuchstaben aus einer Wortfolge zu einem neuen Wort zusammensetzen kann. Womit bei dir ADS herauskommt.



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AufDerSonne
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Fr 4. Nov 2022, 12:13

Ich bin im Dock8 am essen.
Ich war heute beim Psychiater. Ich bin quasi kerngesund.
Jetzt haben wir die Frage, ob es psychische Krankheiten gibt oder ob das nur Einbildung ist noch nicht beantwortet.
Was heisst krank sein? Wenn man sich schlecht fühlt ist man krank.
Psychische Krankheiten dauern oft länger als körperliche.

AufDerSonne habe ich gewählt, weil es nicht möglich ist. Man würde verbrennen. Ich finde es cool, dass wir Menschen uns Sachen vorstellen können, die unmöglich sind.



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Lucian Wing
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Fr 4. Nov 2022, 12:22

AufDerSonne hat geschrieben :
Fr 4. Nov 2022, 12:13

Jetzt haben wir die Frage, ob es psychische Krankheiten gibt oder ob das nur Einbildung ist noch nicht beantwortet.
Hat eigentlich jemand behauptet, es gäbe keine?



Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wieviel er in sieben Jahren dazu gelernt hatte. (Mark Twain)

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AufDerSonne
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Fr 4. Nov 2022, 15:27

Lucian Wing hat geschrieben :
Fr 4. Nov 2022, 12:22
AufDerSonne hat geschrieben :
Fr 4. Nov 2022, 12:13

Jetzt haben wir die Frage, ob es psychische Krankheiten gibt oder ob das nur Einbildung ist noch nicht beantwortet.
Hat eigentlich jemand behauptet, es gäbe keine?
Heutzutage sind psychische Krankheiten salonfähig geworden, aber das war nicht immer so.
Es gab viele Leute und gibt auch heute noch, die sagen, das sei pure Einbildung. Die psychisch Kranken wollen nur nicht arbeiten.



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Eiwa
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Fr 4. Nov 2022, 15:59

Heutzutage ist durch Sensibilisierung, Erklärung und aufmerksam machen auf das Thema ein höheres Verständnis (Wenn auch nicht vollumfänglich) vorhanden.

Was du beschreibst ist Stigmatisierung: https://www.stiftung-gesundheitswissen. ... rankheiten




Timberlake
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Fr 4. Nov 2022, 23:08

AufDerSonne hat geschrieben :
Fr 28. Okt 2022, 23:18


Mir geht es im Moment mehr um die Frage. Gibt es die Normalität? Also, kann ein Mensch normal sein? Heißt psychisch gesund das Gleiche wie normal? Und wenn ja, sind wir gerne normal oder ist das anstrengend?
Überhaupt. Was ist Anstrengung?
Apropos Normalität und Anstrengung ..
  • Der Tag, an dem ein Mann einen nuklearen Weltkrieg verhinderte
    Am 27. Oktober 1962 stand die Welt kurz vor einem Atomkrieg. Erst Jahrzehnte später wurde bekannt, dass der sowjetische Offizier Wassili Archipow in letzter Sekunde einen nuklearen Angriff auf die US-Navy abgewendet hatte.
    Seit Tagen schon hatten die Männer keine Nachrichten mehr erhalten. Ihre Verfolger ließen sie nicht auftauchen und so konnten sie weder neue Befehle empfangen noch die feindlichen Radiomeldungen abhören. Ständig ließen Detonationen das Innere des U-Bootes erzittern. Durch die Metallwände verstärkten sich die Explosionsgeräusche enorm. »Es fühlte sich an«, erinnert sich der damalige sowjetische Funkoffizier Vadim Orlov, »als säße man in einer Eisentonne und jemand schlägt ununterbrochen mit einem Vorschlaghammer dagegen.«
    Dann traf eine Sprengladung das U-Boot. »Wir dachten – das ist es – das ist das Ende«, berichtet Orlov in dem Buch »The Cuban Samba of the Quartet of Foxtrots«. Der völlig erschöpfte Kapitän der U-59, der erst 35-jährige Walentin Grigorewitsch Sawizki, wusste seit Tagen nicht, was an der Wasseroberfläche vor sich ging, und geriet außer sich. »Vielleicht hat dort oben schon der Krieg begonnen, während wir hier Purzelbäume schlagen«, schrie er wütend. Dann befahl er, den Atomtorpedo abschussbereit zu machen. »Wir werden sie in die Luft jagen! Wir werden sterben, aber wir werden sie alle versenken – wir werden nicht zur Schande der Flotte werden.«

    Doch das Schlimmste seien die Temperaturen an Bord gewesen. »Die Hitze macht uns verrückt. Alle laufen in Shorts und Sandalen herum, nur der Decksoffizier zieht aus Anstandsgründen eine marineblaue Jacke an. In einigen der Abteilungen ist es bis zu 57° C heiß. Selbst am kühlsten Ort sind es immer noch 37° C.«Außerdem hätten die Männer unter der extrem hohen Luftfeuchtigkeit gelitten. »Wir sehen alle aus, als kämen wir gerade aus einem Dampfbad. Das Atmen fällt immer schwerer.« Trinkwasser war streng rationiert, nur 250 Milliliter pro Tag und Person waren erlaubt. »Alle reden nur über den Durst. Ich fühle mich am ganzen Körper schwach. Es ist schwer zu schreiben, das Papier ist schweißnass.«

    In dieser Situation »bröckeln«, wie es Andrejew beschreibt, dem Kommandanten seines U-Bootes die Nerven. »Er brüllt alle an und quält sich. Er wird bereits paranoid, hat Angst vor seinem eigenen Schatten. Es ist schwer, mit ihm umzugehen

    Unter Wasser ist die Situation beängstigend. Die Batterien gehen zur Neige. »Nur die Notbeleuchtung funktionierte und es war unglaublich stickig«, berichtete Orlov später. Die Wochen der körperlichen und psychischen Anspannung fordern ihren Tribut. »Einer der Wachoffiziere fiel in Ohnmacht, dann der nächste, dann ein dritter … sie fielen wie die Dominosteine.« Stundenlang leiden die Männer. Ein Auftauchen kommt nicht in Frage, denn dies hätte gegen den Befehl der Geheimhaltung ihrer Mission verstoßen. Mehr als eine Konfrontation mit der US-Marine scheint man die eigenen Militärgerichte zu fürchten.

    In dieser Situation gibt Kapitän Sawizki den Befehl zum Abfeuern der Atomrakete. »Der Kommandant kommt gleich nach Gott«, soll einer der anderen Kapitäne gesagt haben, »so sind die Regeln auf einem U-Boot.« Sein Befehl wäre ausgeführt worden, hätte sich auf der U-59 nicht Wassili Alexandrowitsch Archipow, Vizeadmiral der Quadrille, durchgesetzt.

    Archipow erklärte später lapidar: »Der Kommandant war physisch nicht in der Lage, Befehle zu geben, er konnte nicht einmal verstehen, was passierte.«

Eine Abweichung von der Realität oder auch Anstrengung kann, wie hier belegt , zweifelsohne psychisch Krank machen. Bliebe in Anbetracht dessen, eigentlich nur noch die Frage zu klären, in wie fern man das Thema "Gibt es psychische Krankheiten?" auf die menschliche Spezies als Ganzes erweitern sollte. Ein Kennzeichen für "psychische Gesundheit " ist das Enstehen solcher Situationen, wo die Existenz der Menschheit auf der Kippe steht, sicherlich nicht. "Glücklicherweise" müssen wir derzeit bei Putin eine solche Situation , wie damals auf dem U Boot , nicht befürchten.


Lucian Wing hat geschrieben :
Mi 2. Nov 2022, 10:22

Irgendwie scheint niemand wirklich mehr zu dir durchzudringen. Das ist das dritte Forum, durch das du mit deiner Zitatenorgie ziehst, in allen hat man dir gesagt, dass es unverständlich ist, aber du schreibst unverdrossen in deinem Stil weiter. Und selbst die Erinnerung, wie das in beiden anderen endete, scheint dich nicht weiter zu beeindrucken. Außer, dass du dich darüber empörst, wenn man dir dann monomanisches Auftreten bescheinigt - und bitte denke an den Unterschied zwischen "monomanisch auftreten" und "monomanisch sein".
Es könnte allerdings auch sein , dass eine solche Erweiterung , weil monomanisch "auftretend" , bei mir selbst eine psychische Krankheit anzeigt bzw. ..
Eiwa hat geschrieben :
Fr 4. Nov 2022, 15:59

...
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AufDerSonne
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Mi 9. Nov 2022, 15:56

Ich und die anderen

Mir hat dieser Titel einfach gefallen. Mal schauen, was mir dazu in den Sinn kommt.
Es gibt heute manchmal die Ansicht, dass es ein Ich gar nicht gibt, sondern dass man ein Teil der Gesellschaft ist, in der Gesellschaft aufgeht.
Ich bleibe lieber bei ich und die anderen.
Die Hölle, das sind die anderen. Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf. Auf der anderen Seite. Der Mensch ist die beste Medizin für den Menschen.
Ja, was nun? Es stimmt beides. Wenn es einem schlecht geht, sind die Hölle eher die anderen, wenn es einem gut geht, dann ist der Mensch ein gute Medizin, das es so bleibt.

Was ich oft gehört habe. Selbst zwischen zwei Menschen, die sich sehr gut kennen, gebe es immer noch eine Brücke, die man nicht überwinden kann.
Ich glaube, da herrscht allgemeiner Konsens. Wir können nicht beliebig nahe an einen Menschen herankommen. Irgendwo ist Schluss.
Möglicherweise ist man im Leben auch eher alleine als zusammen. Also irgendwie bleibt man schlussendlich alleine. Muss den eigenen Weg finden.

Was können wir daraus ableiten für psychische Leiden? Nun, man leidet selbst. Nicht die anderen.



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Timberlake
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Do 10. Nov 2022, 02:58

AufDerSonne hat geschrieben :
Fr 28. Okt 2022, 23:18


Mir geht es im Moment mehr um die Frage. Gibt es die Normalität? Also, kann ein Mensch normal sein? Heißt psychisch gesund das Gleiche wie normal? Und wenn ja, sind wir gerne normal oder ist das anstrengend?
Überhaupt. Was ist Anstrengung?
Zu diesen Fragen habe ich mich übrigens vor kurzem , im Kaffeestübchen geäußert.
AufDerSonne hat geschrieben :
Fr 28. Okt 2022, 23:18
Definition Normalität: Am Tag arbeiten. In der Nacht schlafen.

Definition Geisteskrank (psychisch krank): Belastende Gedanken haben.
.. und wenn ich gerade auf die aktuelle Uhrzeit schaue , so sollte ich eigentlich schlafen. Auch was die belastende Gedanken betrifft , so lassen diese beiden Definitionen bei mir wohl das Schlimmste befürchten. :?
AufDerSonne hat geschrieben :
Mi 9. Nov 2022, 15:56

Was können wir daraus ableiten für psychische Leiden? Nun, man leidet selbst. Nicht die anderen.
.. "das" kann man wohl tatsächlich daraus ableiten. Wenngleich ich es doch schon sehr merkwürdig bzw. nicht normal finde , dass offenbar nur ich diese belastende Gedanken habe. Vielleicht solltest du deine Definition für "Geisteskrank (psychisch krank)" nochmal überdenken. Bei deiner Defintion für Normalität , sehe ich hingegen keinen Handlungsbedarf.




Timberlake
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Do 17. Nov 2022, 19:18

Körper hat geschrieben :
Di 1. Nov 2022, 09:23


Ohne Verständnis über die Funktionsweise des Menschen steht den "Normalen" quasi nur die statistische Betrachtung zur Verfügung und dann wird es sicherlich zu Tendenzen kommen, ungünstige Abweichungen als "krank" zu bezeichnen. Bei günstigen/brauchbaren Abweichen ist man dann schnell der "dicke Supermutant" :-)
Apropos "(un-) günstige Abweichungen"

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 10. Nov 2022, 16:47
Wie verhärtet man? (04/2020)

Ein paar Tipps: suche dir ein Thema als Alleinstellungsmerkmal. Suche dir aber nur EIN Thema! Beziehe dazu einen klaren und einfachen Standpunkt. Gut eignen sich z.b. Außenseiter-Standpunkte, dann kannst du gegen den Mainstream schimpfen. Suche dir Bestätigung für deinen Standpunkt, du findest sie immer! Suche dir aber nur Artikel, Posts oder Videos heraus, die deinen Standpunkt unterstützen und poste sie, wo immer sie passen! Oder besser: poste sie vor allem dort, wo sie nicht wirklich passen. Bemerke zunehmend, wie dumm die anderen sind. Du kannst es ihnen auch deutlich machen! Versuche, den ganzen Tag nur an dieses eine Thema zu denken! Suche nach Bestätigungen für deinen Standpunkt, wann immer du kannst. Denk daran: der Tag hat 24 Stunden! Wenn du anfängst, dich alleine zu fühlen, nimm das als Zeichen, auserwählt zu sein ...

Du kannst dir aber auch einen tribe suchen. Gemeinsam verhärtet es sich noch besser!
Wenn denn die Abweichung darin besteht , so wie hier beschrieben , zu "verhärten" , so käme es sicherlich auf den Standpunkt bzw. dem Alleinstellungsmerkmal an. So würde ich die "Verhärtung" Greta Thunbergs , zum Thema Klimawandel, als günstig und brauchbar und die "Verhärtung" Donald Trumps , zum gleichen Thema , als ungünstig und unbrauchbar bezeichnen wollen. Würdest du denn , in "Anbetracht" dessen , immer noch daran festhalten , dass man bei günstigen/brauchbaren Abweichungen , dann schnell der "dicke Supermutant" ist? ;)




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AufDerSonne
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Do 17. Nov 2022, 22:35

Gefühle und Psyche

Ich denke, Gefühle sind bei psychischen Angelegenheiten wichtiger als der Verstand.
Auch Abgrenzung. Für mich ist es enorm wichtig, dass ich mich von den anderen Menschen klar abgrenzen kann. Das konnte ich lange nicht mehr.
Es ist unheimlich anstrengend, wenn einen die anderen fast aufsaugen. Das können sie jetzt nicht mehr. Ich bin da wieder recht stark geworden. Ich bin ich und die anderen sind die anderen. So soll es sein.

Ich finde, es ist nicht schwierig über Gefühle zu reden. Und stimme damit der Mainstream-Meinung nicht zu. Es wird ja immer behauptet, wie schwierig es sei über Gefühle zu reden.
Das wird erst dann schwierig, wenn man sich seiner Gefühle nicht sicher ist. Etwas anders gelagert ist das Problem wenn man nicht weiß, was man will. Das macht aber auch unsicher.
Man hat mir oft vorgeworfen, ich sei unselbständig. Meistens von Leuten, die keine klare Vorstellung von Selbständigkeit hatten. Das Wort ist sowieso verbraucht. Es wird kaum noch richtig angewandt in unserer Zeit. Es ist überstrapaziert.

Was kann man eigentlich so für Gefühle haben? Nun, man kann traurig sein, fröhlich, lieben, hassen. Ich denke, Liebe und Hass sind die beiden Grundgefühle.



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AufDerSonne hat geschrieben :
Do 17. Nov 2022, 22:35
Ich denke, Gefühle sind bei psychischen Angelegenheiten wichtiger als der Verstand.
Du scheinst Gefühle und Verstand in einer Opposition zu bringen. Wie genau stellst du dir das vor. Und was stellst du dir eigentlich unter Gefühlen und Verstand vor?




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Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 18. Nov 2022, 06:56
AufDerSonne hat geschrieben :
Do 17. Nov 2022, 22:35
Ich denke, Gefühle sind bei psychischen Angelegenheiten wichtiger als der Verstand.
Du scheinst Gefühle und Verstand in einer Opposition zu bringen. Wie genau stellst du dir das vor. Und was stellst du dir eigentlich unter Gefühlen und Verstand vor?
Zum Beispiel, wenn ich mit Menschen zusammen bin und mit ihnen rede, dann habe ich diverse Gefühle.
Ich sehe ihren Gesichtsausdruck, ich höre ihre Stimmen. All das erzeugt in mir Gefühle, die erst einmal einfach kommen. Da kann man auch nichts dagegen tun. Wenn man mit Menschen zusammen ist, dann werden Gefühle einfach kommen. Man kann mit diesen Gefühlen umgehen lernen, aber man kann nicht verhindern, dass sie kommen.
Den Verstand kann man viel besser kontrollieren. Ich versuche zum Beispiel im Moment möglichst nur das aufzunehmen, was ich verstehe. Also nichts in mich hereinzulassen, das ich nicht verstehe.
Der Verstand ist für Abstraktion zuständig, für die Mathematik, für rationales Denken. Gefühle sind viel subtiler, auch umfassender und tiefer. Ich denke auch wichtiger. Ohne Gefühle wären wir ganz schön aufgeschmissen.



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Lucian Wing
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Fr 18. Nov 2022, 09:54

AufDerSonne hat geschrieben :
Fr 18. Nov 2022, 09:36
Ich versuche zum Beispiel im Moment möglichst nur das aufzunehmen, was ich verstehe. Also nichts in mich hereinzulassen, das ich nicht verstehe.
Nimm mal an, du liest irgendwo Folgendes: 4+4=8.
Mit dem Lesen hast du es "hereingelassen", wie du dich ausdrückst.
Es ist also drinnen, und jetzt gibt es zwei Möglichkeiten, nämlich du verstehst es oder nicht.
Um etwas zu verstehen, musst du es zuvor reinlassen, denn nur, wenn du es in Beziehung setzt zu dem, was du weißt, wirst du herausfinden, ob du es verstehst.
Was du nicht hereinlässt, wirst du weder verstehen noch nicht verstehen. Wie auch.
Die transzendente Subjektivität wirst du also nicht wieder los. ;)



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Fr 18. Nov 2022, 09:59

Lucian Wing hat geschrieben :
Fr 18. Nov 2022, 09:54
Nimm mal an, du liest irgendwo Folgendes: 4+4=8.
Mit dem Lesen hast du es "hereingelassen", wie du dich ausdrückst.
Stimmt. Hereinlassen ist das falsche Wort, aber dein Beispiel ist gut.
Nehmen wir jetzt an, ich lese etwas wie 4+4=9. Ich lese es, ich lasse es rein, aber ich werde mich weigern es zu verinnerlichen.
Ich werde meinen Verstand einsetzen, um mich auf 4+4=9 gar nicht erst einzulassen, keine Zeit damit zu verschwenden.



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