Das Anthropozän

Mit Beginn der 1920er Jahre bilden sich in der deutschen Philosophie die Disziplinen der Philosophischen Anthropologie und der Lebensphilosophie aus, deren Grundfragen in den 1990er Jahren eine Renaissance erleben.
Burkart
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Sa 25. Feb 2023, 12:36

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 25. Feb 2023, 10:05
Burkart hat geschrieben :
Fr 24. Feb 2023, 23:43
Glaubwürdigkeit ist ja alles anderes als etwas Objektives, sonst würd Putin in Russland nicht so viel Anklang haben (oder auch Trump bei seinen Anhängern).
Wie darf ich mir die Struktur dieses Argumentes vorstellen? Ungefähr so: Da, wo Menschen sich irren, liegt keine Objektivität vor?
Sag nicht, dass Putin sich in deinen Augen nur "irrt"...

Sagen wir z.B.: Dass die Erde eine Kugel ist, bestreitet kaum noch jemand in der Hinsicht, dass es ihm praktisch keinen Nutzen bringt, außer vielleicht Gleichgesinnte. Hier ist die Glaubwürdigkeit zur "Erde ist Kugel" sehr hoch, wenn auch nicht perfekt bzw. "objektiv" (siehe "platte Erde"-Anhänger).
Beim Klimaschutz haben die Verstoßer leider klare Vorteile davon, dagegen zu verstoßen, sodass die Verstoßer gerne (zumindest lange Zeit) Argumente gegen Klimaschutz hervorgebracht haben. Dadurch sinkt insgesamt die allgemeine Glaubwürdigkeit hinsichtlich Klimaschutz, also noch weniger Objektivität.



Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

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Jörn Budesheim
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Du schreibst, Glaubwürdigkeit sei nichts Objektives. Wäre es anders, würden manche Anhänger Putin oder Trump nicht für glaubwürdig halten. Und ich frage mich, was die Struktur dieses Arguments ist.

Ich sage dagegen: Die Leute, die Putin oder Trump für glaubwürdig halten, irren sich einfach, die beiden sind nicht glaubwürdig, auch wenn ihre Anhänger das glauben. Wenn Glaubwürdigkeit nicht objektiv wäre, hättest du nicht Trump oder Putin als Beispiele genommen, die objektiv unglaubwürdig sind. Das zeigt doch, dass du selbst unterscheidest zwischen Menschen, die wirklich glaubwürdig sind, und solchen, die es nicht sind, z.B. Trump und Putin.




Timberlake
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So 26. Feb 2023, 21:27

Burkart hat geschrieben :
Sa 25. Feb 2023, 12:36
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 25. Feb 2023, 10:05
Burkart hat geschrieben :
Fr 24. Feb 2023, 23:43
Glaubwürdigkeit ist ja alles anderes als etwas Objektives, sonst würd Putin in Russland nicht so viel Anklang haben (oder auch Trump bei seinen Anhängern).
Wie darf ich mir die Struktur dieses Argumentes vorstellen? Ungefähr so: Da, wo Menschen sich irren, liegt keine Objektivität vor?
Sag nicht, dass Putin sich in deinen Augen nur "irrt"...

Sagen wir z.B.: Dass die Erde eine Kugel ist, bestreitet kaum noch jemand in der Hinsicht, dass es ihm praktisch keinen Nutzen bringt, außer vielleicht Gleichgesinnte. Hier ist die Glaubwürdigkeit zur "Erde ist Kugel" sehr hoch, wenn auch nicht perfekt bzw. "objektiv" (siehe "platte Erde"-Anhänger).
Beim Klimaschutz haben die Verstoßer leider klare Vorteile davon, dagegen zu verstoßen, sodass die Verstoßer gerne (zumindest lange Zeit) Argumente gegen Klimaschutz hervorgebracht haben. Dadurch sinkt insgesamt die allgemeine Glaubwürdigkeit hinsichtlich Klimaschutz, also noch weniger Objektivität.
Respekt .. auf den Gedanken Glaubwürdigkeit und Objektivität mit dem Nutzen oder auch den Vorteilen zu verknüpfen , muss man erst einmal kommen. ...

  • Dem Staat ist es nie an der Wahrheit gelegen, sondern immer nur an der ihm nützlichen Wahrheit, noch genauer gesagt, überhaupt an allem ihm Nützlichen, sei dies nun Wahrheit, Halbwahrheit oder Irrtum. Ein Bündnis von Staat und Philosophie hat also nur dann einen Sinn, wenn die Philosophie versprechen kann, dem Staat unbedingt nützlich zu sein, das heißt den Staatsnutzen höher zu stellen als die Wahrheit.
    Friedrich Nietzsche .. Unzeitgemäße Betrachtungen
In diesem Zusammenhang sei einmal an die nützliche (Un-) Wahrheit von Massenvernichtungswaffen im Irak erinnert ... .
  • Bundesverwaltungsgericht: Irakkrieg war völkerrechtswidrig
    Eher nebenbei wurde von den deutschen Medien in der letzten Woche ein höchstrichterliches Urteil notiert, das es bei näherer Lektüre in sich hat. Sorgfältig haben die Richter des Bundesverwaltungsgerichts begründet, dass der Angriff der USA und ihrer Alliierten auf den Irak eine eindeutig völkerrechtswidrige Aggression war.
Zuletzt geändert von Timberlake am So 26. Feb 2023, 21:39, insgesamt 2-mal geändert.




Burkart
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So 26. Feb 2023, 21:38

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 25. Feb 2023, 12:50
Du schreibst, Glaubwürdigkeit sei nichts Objektives. Wäre es anders, würden manche Anhänger Putin oder Trump nicht für glaubwürdig halten. Und ich frage mich, was die Struktur dieses Arguments ist.

Ich sage dagegen: Die Leute, die Putin oder Trump für glaubwürdig halten, irren sich einfach, die beiden sind nicht glaubwürdig, auch wenn ihre Anhänger das glauben. Wenn Glaubwürdigkeit nicht objektiv wäre, hättest du nicht Trump oder Putin als Beispiele genommen, die objektiv unglaubwürdig sind. Das zeigt doch, dass du selbst unterscheidest zwischen Menschen, die wirklich glaubwürdig sind, und solchen, die es nicht sind, z.B. Trump und Putin.
Ist "irren" nicht oft teilweise eine Frage der Perspektive? Klar, wir sehen Putin und Trump klar als Fehler an, für uns sind sie somit nicht glaubwüdig, Andere mögen es aber anders sehen, sonst gäbe es insbesondere für Trump keine so eine große Anhängerschaft.
Klar, ich hätte auch etwas weniger Klares nehmen können, z.B. wie glaubwürdig ist unsere Russland-Politik - für eine gewisse Linke und eine gewisse Feministin und ihren Demonstranten gerade anscheinend nicht.



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Timberlake
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So 26. Feb 2023, 21:51

Burkart hat geschrieben :
So 26. Feb 2023, 21:38
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 25. Feb 2023, 12:50
Du schreibst, Glaubwürdigkeit sei nichts Objektives. Wäre es anders, würden manche Anhänger Putin oder Trump nicht für glaubwürdig halten. Und ich frage mich, was die Struktur dieses Arguments ist.

Ich sage dagegen: Die Leute, die Putin oder Trump für glaubwürdig halten, irren sich einfach, die beiden sind nicht glaubwürdig, auch wenn ihre Anhänger das glauben. Wenn Glaubwürdigkeit nicht objektiv wäre, hättest du nicht Trump oder Putin als Beispiele genommen, die objektiv unglaubwürdig sind. Das zeigt doch, dass du selbst unterscheidest zwischen Menschen, die wirklich glaubwürdig sind, und solchen, die es nicht sind, z.B. Trump und Putin.
Ist "irren" nicht oft teilweise eine Frage der Perspektive? Klar, wir sehen Putin und Trump klar als Fehler an, für uns sind sie somit nicht glaubwüdig, Andere mögen es aber anders sehen, sonst gäbe es insbesondere für Trump keine so eine große Anhängerschaft.
Klar, ich hätte auch etwas weniger Klares nehmen können, z.B. wie glaubwürdig ist unsere Russland-Politik - für eine gewisse Linke und eine gewisse Feministin und ihren Demonstranten gerade anscheinend nicht.
um dazu auf das Thema dieses Threads zurück zu kommen, für wie glaubwürdig würdest du denn die Politik , im Hinblick auf die Beschlüsse des Pariser Klimaabkommen halten ..
  • Pariser Klimaabkommen verfehlt 2-Grad-Ziel: „Als würden wir blind in ein Minenfeld laufen“
    Am Freitag veröffentlichten die UN eine Berechnung aufgrund der aktualisierten Klimapläne, die von den Vertragsstaaten bis Ende 2020 eingereicht werden mussten. Das haben aber nur 75 Länder getan, die insgesamt nur für 30 Prozent der globalen Treibhausemissionen verantwortlich sind. Andere ließen die Frist verstreichen.
    Die Berechnung aufgrund der bisher vorliegenden Daten ist den UN zufolge niederschmetternd: Es würde sich nur eine Verringerung des schädlichen CO2-Ausstosses von einem Prozent bis 2030 im Vergleich zu 2010 ergeben. Nach Berechnungen des Weltklimarats wären für das 1,5-Grad-Ziel aber 45 Prozent und für das 2-Grad-Ziel 25 Prozent weniger Emissionen nötig.

Apropos "Minenfeld" ..

Ein Thread zum Thema "Trump und Putin" oder gar Putins Krieg in der Ukraine würde vermutlich genau dazu geraten ..
  • Dem Staat ist es nie an der Wahrheit gelegen, sondern immer nur an der ihm nützlichen Wahrheit, noch genauer gesagt, überhaupt an allem ihm Nützlichen, sei dies nun Wahrheit, Halbwahrheit oder Irrtum. Ein Bündnis von Staat und Philosophie hat also nur dann einen Sinn, wenn die Philosophie versprechen kann, dem Staat unbedingt nützlich zu sein, das heißt den Staatsnutzen höher zu stellen als die Wahrheit.
    Friedrich Nietzsche .. Unzeitgemäße Betrachtungen
...
  • Aufstieg und Fall einer Russlandversteherin – die ehemalige ARD-Korrespondentin Gabriele Krone-Schmalz rechtfertigt seit Jahren Putins Politik. Zum Problem wird das erst jetzt

    Als Korrespondentin, Bestsellerautorin und Talkshow-Gast hat Gabriele Krone-Schmalz das Russlandbild der Deutschen mitgeprägt. Nun gilt sie als Unperson – dabei ist sie mit ihrer Meinung keineswegs allein. .. «Die Dinge sind selten so schwarz-weiss, wie sie der Einfachheit halber oft dargestellt werden», sagt sie. Nur dürfe man das in Deutschland fast nicht mehr sagen, weil die Meinungskorridore in Deutschland immer enger würden, «nicht nur, was Russland betrifft».

    ..




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So 26. Feb 2023, 23:38

Timberlake hat geschrieben :
So 26. Feb 2023, 21:51
Burkart hat geschrieben :
So 26. Feb 2023, 21:38
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 25. Feb 2023, 12:50
Du schreibst, Glaubwürdigkeit sei nichts Objektives. Wäre es anders, würden manche Anhänger Putin oder Trump nicht für glaubwürdig halten. Und ich frage mich, was die Struktur dieses Arguments ist.

Ich sage dagegen: Die Leute, die Putin oder Trump für glaubwürdig halten, irren sich einfach, die beiden sind nicht glaubwürdig, auch wenn ihre Anhänger das glauben. Wenn Glaubwürdigkeit nicht objektiv wäre, hättest du nicht Trump oder Putin als Beispiele genommen, die objektiv unglaubwürdig sind. Das zeigt doch, dass du selbst unterscheidest zwischen Menschen, die wirklich glaubwürdig sind, und solchen, die es nicht sind, z.B. Trump und Putin.
Ist "irren" nicht oft teilweise eine Frage der Perspektive? Klar, wir sehen Putin und Trump klar als Fehler an, für uns sind sie somit nicht glaubwüdig, Andere mögen es aber anders sehen, sonst gäbe es insbesondere für Trump keine so eine große Anhängerschaft.
Klar, ich hätte auch etwas weniger Klares nehmen können, z.B. wie glaubwürdig ist unsere Russland-Politik - für eine gewisse Linke und eine gewisse Feministin und ihren Demonstranten gerade anscheinend nicht.
um dazu auf das Thema dieses Threads zurück zu kommen, für wie glaubwürdig würdest du denn die Politik , im Hinblick auf die Beschlüsse des Pariser Klimaabkommen halten ..
  • Pariser Klimaabkommen verfehlt 2-Grad-Ziel: „Als würden wir blind in ein Minenfeld laufen“
    Am Freitag veröffentlichten die UN eine Berechnung aufgrund der aktualisierten Klimapläne, die von den Vertragsstaaten bis Ende 2020 eingereicht werden mussten. Das haben aber nur 75 Länder getan, die insgesamt nur für 30 Prozent der globalen Treibhausemissionen verantwortlich sind. Andere ließen die Frist verstreichen.
    Die Berechnung aufgrund der bisher vorliegenden Daten ist den UN zufolge niederschmetternd: Es würde sich nur eine Verringerung des schädlichen CO2-Ausstosses von einem Prozent bis 2030 im Vergleich zu 2010 ergeben. Nach Berechnungen des Weltklimarats wären für das 1,5-Grad-Ziel aber 45 Prozent und für das 2-Grad-Ziel 25 Prozent weniger Emissionen nötig.
Vorhin gab es einen interessanten Film über Harry Belafonte (MDR, 20:15). in dem wurde er mal gefragt, warum er nicht in die Politik gegangen sei. Er antwortete, weil man Kompromisse eingehen müsse (während er mehr ein Kämpfer war).
Unsere Politik hat gerade das Problem, zum einen zwischen verschiedenen Ländern, zum anderen in Abstimmung mit der Wirtschaft irgendwelche Kompromisse zu finden. 100% Klimaschutz bei uns hieße Nachteile hinzunehmen: Z.B. sind einige Leute auf das Auto angewiesen und können nicht auf Öffis oder Fahrrad umsteigen, und E-Autos sind nicht immer eine Alternative. Und ein Teil unserer Wirtschaft wäre sicher nicht amused samt ihrer Lobbyisten, die (z.T.) leider ein großen Einfluss haben.

Apropos "Minenfeld" ..

Ein Thread zum Thema "Trump und Putin" oder gar Putins Krieg in der Ukraine würde vermutlich genau dazu geraten ..
  • Dem Staat ist es nie an der Wahrheit gelegen, sondern immer nur an der ihm nützlichen Wahrheit, noch genauer gesagt, überhaupt an allem ihm Nützlichen, sei dies nun Wahrheit, Halbwahrheit oder Irrtum. Ein Bündnis von Staat und Philosophie hat also nur dann einen Sinn, wenn die Philosophie versprechen kann, dem Staat unbedingt nützlich zu sein, das heißt den Staatsnutzen höher zu stellen als die Wahrheit.
    Friedrich Nietzsche .. Unzeitgemäße Betrachtungen
Nützliche Wahrheit, hm... na ja, er soll ja auch irgendwie für seine Bevölkerung nützlich sein, also insofern...
...
  • Aufstieg und Fall einer Russlandversteherin – die ehemalige ARD-Korrespondentin Gabriele Krone-Schmalz rechtfertigt seit Jahren Putins Politik. Zum Problem wird das erst jetzt

    Als Korrespondentin, Bestsellerautorin und Talkshow-Gast hat Gabriele Krone-Schmalz das Russlandbild der Deutschen mitgeprägt. Nun gilt sie als Unperson – dabei ist sie mit ihrer Meinung keineswegs allein. .. «Die Dinge sind selten so schwarz-weiss, wie sie der Einfachheit halber oft dargestellt werden», sagt sie. Nur dürfe man das in Deutschland fast nicht mehr sagen, weil die Meinungskorridore in Deutschland immer enger würden, «nicht nur, was Russland betrifft».

    ..
Ja, das mit den "Meinungskorridoren" kann ich nachvollziehen. Gerade Leute in der Öffentlichkeit (Promis+-) können Probleme bekommen, wenn sie nicht die Main Stream-Meinung vertreten, z.B. politisch. Regional wurde mal ein Politiker bei uns ausgeschlossen, weil er etwas zu flapsig seine Meinung geäußert hat, Kritik an unserer Einwanderungspolitik ist ja nicht immer ganz einfach...



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Mo 27. Feb 2023, 02:02

Burkart hat geschrieben :
So 26. Feb 2023, 23:38

Vorhin gab es einen interessanten Film über Harry Belafonte (MDR, 20:15). in dem wurde er mal gefragt, warum er nicht in die Politik gegangen sei. Er antwortete, weil man Kompromisse eingehen müsse (während er mehr ein Kämpfer war).
Wenn man bedenkt, welche Kompromisse , um nicht sogar zu sagen , welche Kröten derzeit unser grüner Vizekanzler und Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck schlucken muss , um die Wirtschaft am Laufen zuhalten , Stichwort: Gaskrise , so dürfte Harry Belafonte so unrecht damit wohl nicht haben. Ganz zu schweigen von unser grünen Außenministerin, was die gerade so am laufen hält , hat so ganz nichts mehr mit grüner Außenpolitik zu tun. Wann hätte sie sich denn zuletzt, in ihrem Job als Außenministerin ,durch eine grüne Außenpolitik aufmerksam gemacht?
  • "Vor Allem müssen wir deutlich erkennen, daß die Form der Erscheinung des Willens, also die Form des Lebens oder der Realität, eigentlich nur die Gegenwart ist, nicht Zukunft, noch Vergangenheit: diese sind nur im Begriff, sind nur im Zusammenhange der Erkenntniß da, sofern sie dem Satz vom Grunde folgt. In der Vergangenheit hat kein Mensch gelebt, und in der Zukunft wird nie einer leben; sondern die Gegenwart allein ist die Form alles Lebens, ist aber auch sein sicherer Besitz, der ihm nie entrissen werden kann. Die Gegenwart ist immer da, samt ihrem Inhalt: Beide stehn fest, ohne zu wanken; wie der Regenbogen auf dem Wasserfall".
    Schopenhauer .. Die Welt als Wille und Vorstellung
Wir müssen wohl tatsächlich deutlich erkennen .. so Schopenhauer .. daß die Form der Erscheinung des Willens, also die Form des Lebens oder der Realität, eigentlich nur die Gegenwart ist und in dessen sicheren Besitz, der ihm nie entrissen werden kann , befindet sich derzeit der Krieg in der Ukraine.

In der Volkswirtschaftlehre spricht man dabei auch von der Gegenwartspräferenz.




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Jörn Budesheim
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Burkart hat geschrieben :
So 26. Feb 2023, 21:38
Ist "irren" nicht oft teilweise eine Frage der Perspektive? Klar, wir sehen Putin und Trump klar als Fehler an, für uns sind sie somit nicht glaubwüdig, Andere mögen es aber anders sehen, sonst gäbe es insbesondere für Trump keine so eine große Anhängerschaft.
Klar, ich hätte auch etwas weniger Klares nehmen können, z.B. wie glaubwürdig ist unsere Russland-Politik - für eine gewisse Linke und eine gewisse Feministin und ihren Demonstranten gerade anscheinend nicht.
Meine Frage war eigentlich, wie dieses folgende Argument von dir funktioniert, wie ist seine Struktur?

"Glaubwürdigkeit ist ja alles anderes als etwas Objektives, sonst würd Putin in Russland nicht so viel Anklang haben (oder auch Trump bei seinen Anhängern)."

Warum soll aus dem Umstand, dass Putin und Trump soviel Anklang haben, folgen, dass Glaubwürdigkeit alles andere als etwas Objektives ist?

Das ist meines Erachtens deshalb wichtig, weil ich meine, dass du Argumente in dieser Form relativ häufig bringst. Mit folgender Struktur: manche sehen es so, andere anders, also liegt keine Objektivität vor. Falls das die Struktur ist, dann scheint sie mir nicht schlüssig zu sein. Ein Beispiel, warum das nicht schlüssig ist: manche glauben, der Schlüssel liegt unter der Matte, andere glauben, er liegt im Auto, also ist der Ort des Schlüssels nicht objektiv. Was natürlich nicht der Fall sein kann. Allgemein gesprochen: Daraus, dass Menschen über etwas unterschiedlicher Ansicht sind, folgt nicht, dass kein objektiver Tatbestand vorliegen kann.

Welche Struktur schwebt ihr also für dein Argument vor?




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Jörn Budesheim
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Franz von Kutschera erläutert es ganz ähnlich: "Gibt es verschiedene Meinungen über das Bestehen eines Sachverhalts oder ändern sich die Meinungen darüber, so folgt daraus noch nicht, dass dieser Sachverhalt nicht objektiv wäre. Die Ansichten über die Entstehung der Erde haben sich in der Geschichte erheblich gewandelt und es gibt darüber auch heute verschiedene Theorien. Deswegen kann man aber nicht behaupten, es gäbe keine tatsächliche [objektive] Entstehungsgeschichte der Erde [bzw. die Entstehungsgeschichte der Erde sei subjektiv]."




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Mo 27. Feb 2023, 13:38

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 27. Feb 2023, 09:21
Franz von Kutschera erläutert es ganz ähnlich: "Gibt es verschiedene Meinungen über das Bestehen eines Sachverhalts oder ändern sich die Meinungen darüber, so folgt daraus noch nicht, dass dieser Sachverhalt nicht objektiv wäre. Die Ansichten über die Entstehung der Erde haben sich in der Geschichte erheblich gewandelt und es gibt darüber auch heute verschiedene Theorien. Deswegen kann man aber nicht behaupten, es gäbe keine tatsächliche [objektive] Entstehungsgeschichte der Erde [bzw. die Entstehungsgeschichte der Erde sei subjektiv]."
.. um auf das Thema dieses Threads zurück zu kommen, haben sich den auch die Ansichten über die Entstehung des Anthropozän in der Geschichte erheblich gewandelt und gibt es auch heute darüber verschiedene Theorien?
  • Anthropozän ... Begriff und Darstellung
    Der Begriff wurde 2000 vom niederländischen Chemiker und Atmosphärenforscher Paul Crutzen gemeinsam mit Eugene F. Stoermer in die Diskussion eingebracht: Die beiden Wissenschaftler wollen damit ausdrücken, dass die Menschheit zu einem geologischen Faktor geworden sei. 2002 präzisierte Crutzen in einem Artikel in der renommierten Fachzeitschrift Nature den Begriff als eine „Geologie der Menschheit“. Er modifizierte damit einen Vorschlag des italienischen Geologen Antonio Stoppani, der bereits 1873„Anthropozoische Ära“ beziehungsweise „Anthropozoikum“ als Bezeichnungen für ein neues Erdzeitalter vorgeschlagen hatte
Oder ist dafür , wie an diesen diesen Daten ersichtlich, die Geschichte einfach nur zu kurz , als dass sich darüber verschiedenen Ansichten hätten bilden können.
  • Anthropozän ... Begriff und Darstellung
    Das Anthropozän-Konzept beeinflusst Debatten in der Philosophie und der Politikwissenschaft. Es ist geschlussfolgert worden, dass die bisherige politische Gewaltenteilung in Legislative, Exekutive und Judikative im Anthropozän nicht mehr ausreicht. Da der Demos des 21. Jahrhunderts die Lebensbedingungen aller künftigen Menschen viel stärker beeinflusst als in früheren Zeiten, sollte eine „Zukunftsinstanz“ („future branch“) als vierte Dimension der Staatsgewalt hinzukommen. Eine solche Weiterentwicklung der Demokratie („Vier-Gewalten-Modell“) sei die notwendige politische Antwort auf das Anthropozän.
Wie dem auch sei , wenn man in der Philosophie und der Politikwissenschaft zu dem Schluß kommt , dass die bisherige politische Gewaltenteilung in Legislative, Exekutive und Judikative im Anthropozän nicht mehr ausreicht , so könnte man durch aus der Ansicht sein , dass die Entstehung des Anthropozän damit verknüpft ist.
  • Kritik an der umgesetzten Gewaltenteilung
    Artikel 20 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland besagt:

    „(2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.“

    Mit diesem Absatz des Ewigkeitsartikels wird die Demokratie begründet: das Volk ist der konstitutive Begründer der Staatsgewalt. Damit wird festgehalten, dass es keine Gewalt mehr geben darf, die nicht vom Volk ausgeht. Der Grundgesetzsatz heißt deshalb nicht „Die Staatsgewalt geht vom Volke aus“, sondern „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus“. Die Begründer des Grundgesetzes haben damit festgelegt, dass das Volk der Souverän ist, der durch Wahlen und Abstimmungen seine Gesamtgewalt auftrennt in „besondere Organe der Gesetzgebung“, also Bundestag und Länderparlamente, „der vollziehenden Gewalt“, also Regierung und öffentliche Verwaltung, und „der Rechtsprechung“, also alle Gerichte.


In dem alle Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus geht , könnte man allerdings auch der Meinungen sein, dass das Anthropozän als solches eben auch davon , also vom Volke ausgeht.

  • Wir haben umgelernt. Wir sind in allen Stücken bescheidner geworden. Wir leiten den Menschen nicht mehr vom »Geist«, von der »Gottheit« ab, wir haben ihn unter die Tiere zurückgestellt. Er gilt uns als das stärkste Tier, weil er das listigste ist: eine Folge davon ist seine Geistigkeit. Wir wehren uns andrerseits gegen eine Eitelkeit, die auch hier wieder laut werden möchte: wie als ob der Mensch die große Hinterabsicht der tierischen Entwicklung gewesen sei. Er ist durchaus keine Krone der Schöpfung: jedes Wesen ist, neben ihm, auf einer gleichen Stufe der Vollkommenheit... Und indem wir das behaupten, behaupten wir noch zuviel: der Mensch ist, relativ genommen, das mißratenste Tier, das krankhafteste, das von seinen Instinkten am gefährlichsten abgeirrte – freilich, mit alledem, auch das interessanteste!
    Friedrich Nietzsche .. Der Antichrist
Es könnte allerdings auch sein , weil .. so Nietzsche .. relativ genommen, das mißratenste , das krankhafteste, das von seinen Instinkten am gefährlichsten abgeirrte – freilich, mit alledem, auch das interessanteste Tier , das Anthropozän vom Menschen an sich verursacht wurde .


Fazit

Wir hätte also nun mehr mit der Gewaltenteilung , dem Volk und dem Menschen drei Ansichten , über das Entstehen des Anthropozän und so möge ein jeder selbst entscheiden , welche Entstehungsgeschichte objektiv bzw. glaubwürdig sei. Selbstredend werden sich dem entsprechende Ansichten, zur Abwendung des Anthropozän ableiten. Gleichwohl , bei aller Meinungsverschiedenheit , das Entstehen eines Sachverhalts , wie des Anthropozän kann .. an sich .. , so wie von Franz von Kutschera beschrieben, tatsächlich nicht bestritten werden . Deshalb kann man wegen den Meinungsverschiedenheiten nicht behaupten, es gäbe keine tatsächliche [objektive] Entstehungsgeschichte des Anthropozäns [bzw. die Entstehungsgeschichte des Anthropozäns sei subjektiv].




Burkart
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Di 28. Feb 2023, 23:02

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 27. Feb 2023, 06:21
Burkart hat geschrieben :
So 26. Feb 2023, 21:38
Ist "irren" nicht oft teilweise eine Frage der Perspektive? Klar, wir sehen Putin und Trump klar als Fehler an, für uns sind sie somit nicht glaubwüdig, Andere mögen es aber anders sehen, sonst gäbe es insbesondere für Trump keine so eine große Anhängerschaft.
Klar, ich hätte auch etwas weniger Klares nehmen können, z.B. wie glaubwürdig ist unsere Russland-Politik - für eine gewisse Linke und eine gewisse Feministin und ihren Demonstranten gerade anscheinend nicht.
Meine Frage war eigentlich, wie dieses folgende Argument von dir funktioniert, wie ist seine Struktur?

"Glaubwürdigkeit ist ja alles anderes als etwas Objektives, sonst würd Putin in Russland nicht so viel Anklang haben (oder auch Trump bei seinen Anhängern)."

Warum soll aus dem Umstand, dass Putin und Trump soviel Anklang haben, folgen, dass Glaubwürdigkeit alles andere als etwas Objektives ist?

Das ist meines Erachtens deshalb wichtig, weil ich meine, dass du Argumente in dieser Form relativ häufig bringst. Mit folgender Struktur: manche sehen es so, andere anders, also liegt keine Objektivität vor. Falls das die Struktur ist, dann scheint sie mir nicht schlüssig zu sein. Ein Beispiel, warum das nicht schlüssig ist: manche glauben, der Schlüssel liegt unter der Matte, andere glauben, er liegt im Auto, also ist der Ort des Schlüssels nicht objektiv. Was natürlich nicht der Fall sein kann. Allgemein gesprochen: Daraus, dass Menschen über etwas unterschiedlicher Ansicht sind, folgt nicht, dass kein objektiver Tatbestand vorliegen kann.

Welche Struktur schwebt ihr also für dein Argument vor?
Sofern es um klare Fakten geht wie um den Ort deines Schlüssel, gibt es das Objektive sicherlich. Hier ist auch nicht groß Glaubwürdigkeit nötig, insofern man es schnell nachprüfen kann und dann das Gegenteil zu behaupten wohl i.a. keinen Sinn mehr macht.

Nur leider ist die Welt oft nicht so einfach und objektiv. Z.B. bräuchte wir dann keine Parteien, wenn man einfach wüsste oder ermitteln könnte, was richtig und was falsch ist. Da wir das aber nicht so leicht wissen bzw. oft gar nicht, können Politiker die eine oder andere Meinung vertreten, mehr oder weniger glaubwürdig (und natürlich gerade für ihre Zielgruppen).

Ähnlich dürfte es oft bei philosophischen Themen sein. Ob wir z.B. unsere Welt monistisch oder dualistisch sehen, ist umstritten bzw. subjektiv bzw. auch kontextabhängig, und man kann für diese oder die andere Seite Argumente finden, die den Einen oder Anderen mehr oder weniger überzeugen, also mehr oder weniger glaubwürdig erscheinen.

Trumps Glaubwürdigkeit scheint ja äußerst unterschiedlich zu erscheinen, ob nun von seinen Leute, die ihm glauben (wollen) und auf der anderen Seite die anderen. Sicher gibt es einige klare Lügen u.ä., anderes ist allerdings nicht einfach richtig oder falsch.
Wenn man z.B. den Ausländerzuzug sieht, so haben wir auch in Europa damit Probleme: Will man alle Menschen beliebig hineinlassen? Will man sich möglichst total abschotten? Für beide Extreme gibt es sicherlich Anhänger; objektiv richtig kann man wohl keine Seite nennen, auch ein objektiv richtiger Mittelweg dürfte nicht existieren.



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Jörn Budesheim
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Mi 1. Mär 2023, 08:01

Ich habe einen neuen Faden dazu eröffnet > viewtopic.php?t=1303#p63796




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Sa 11. Mär 2023, 23:52

Steinmetz hat geschrieben :
Sa 11. Mär 2023, 19:09
Burkart hat geschrieben :
Sa 11. Mär 2023, 16:15
Im Denken z.B. hilft eine gewisse Ordnung sicherlich auch, aber auch mal eine gewisse "Unordnung", die eher zu intuitiven und/oder kreativen Dingen führen kann.
Ich denke, einige Menschen brauchen einfach mehr (wie du anscheinend), andere weniger (bewusste?) Ordnung.
Ein ganz beliebtes Zitat von Nietzsche:
“Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.”

Kleiner Gedanke von mir. Wenn alles in einer Ordnung läuft, dann sollte theoretisch auch alles vorhersehbar sein, denn in einer Ordnung ist alles nach bestem Sinne eingerichtet.
Dazu eine kleine Metapher von Nietzsche ..
  • Ich gehe durch die neuen Straßen unserer Städte und denke, wie von allen diesen greulichen Häusern, welche das Geschlecht der öffentlich Meinenden sich erbaut hat, in einem Jahrhundert nichts mehr steht, und wie dann auch wohl die Meinungen dieser Häuserbauer umgefallen sein werden. Wie hoffnungsvoll dürfen dagegen alle die sein, welche sich nicht als Bürger dieser Zeit fühlen; denn wären sie dies, so würden sie mit dazu dienen, ihre Zeit zu töten und samt ihrer Zeit unterzugehen, – während sie die Zeit vielmehr zum Leben erwecken wollen, um in diesem Leben selber fortzuleben.
    Friedrich Nietzsche .. Unzeitgemäße Betrachtungen
Wie bei den greulichen Häusern , so steht vermutlich in einem Jahrhundert auch von der derzeitigen greulichen Ordnung nichts mehr . Wie hoffnungsvoll dürfen dagegen alle die sein, welche sich nicht als greuliche Bürger , dieser greulichen Zeit und dieser greulichen Ordnung fühlen ..
transfinitum hat geschrieben :
Sa 11. Mär 2023, 23:13

Ordnung ist bei mir besonders auf dem Schreibtisch ein Thema, da liegt der Block auf einer speziellen Seite und auch nicht-erledigte und erledigte Schreiben haben ihre Position. Auch die restlichen Sachen stehen quasi auf ihrem Platz. So kann ich intuitiv immer die Sachen direkt finden.
Der Schluss, den ich daraus ziehen würde: Ordnung ist nicht notwendig, aber erleichtert einige Abläufe, dies würde ich sowohl im materiellen als auch immateriellen Bereich sehen.
@transfinitum

Wenn du .. metaphorisch gesprochen! .. durch "die neuen Straßen unserer Städte" gehst , würdest du denn sagen , dass es dort so funktional und aufgeräumt zugeht , wie auf deinem Schreibtisch ?




Timberlake
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So 19. Mär 2023, 22:51

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Sa 8. Mai 2021, 19:09

Wodurch zeichnet sich Gesellschaft aus, und was ist nötig, damit sie funktioniert?
Wo wir schon mal dabei sind , also den Zeitpräferenzen ...

  • Zeitpräferenzen

    Zeitpräferenzen, Bevorzugung bestimmter Zeitpunkte für das Eintreten von Konsequenzen gegenüber anderen Konsequenzen, Ergebnis eines kognitiven Prozesses (intertemporale Bewertung, Präferenz). a) positive Zeitpräferenz: Angenehmes lieber heute als morgen (Geschenk eines 100 DM Scheines), Unangenehmes lieber morgen als heute (Aufsuchen des Zahnarztes, um einen Weisheitszahn, der noch nicht schmerzt, entfernen zu lassen). b) negative Zeitpräferenz: Angenehmes lieber später, Unangenehmes am besten sofort (Beispiel: Weihnachtsgeschenke erst zu Weihnachten; schmerzhaften Zahnarztbesuch gleich jetzt – dann ist es vorbei). Zeitpräferenzen beziehen sich außerdem auf singuläre Konsequenzen (100 DM heute oder zu einem späteren Zeitpunkt) und sequentielle Konsequenzen.

.. welche Zeitpräferenz wäre denn unter diesen Vorgaben nötig , damit eine Gesellschaft funktioniert, beispielsweise im Hinblick auf die Bekämpfung des menschengemachten Klimawandels ? Haben wir es diesbezüglich nicht tatsächlich mit dem gleichen Problem zu tun , wie um einen Weisheitszahn, der noch nicht schmerzt bzw. noch nicht so weit schmerzt , als das man sich von daher genötigt sieht, den Zahnarzt auf zu suchen. Mehr noch , haben in Wirklichkeit nicht "die anderen" die Zahnschmerzen . Ganz so wie mit „Die Hölle, das sind die anderen“ von Satre in seinem Drama Geschlossene Gesellschaft beschrieben. ...
  • Geschlossene Gesellschaft ... Handlung
    Erst allmählich wird allen klar, dass sie selbst zu ihren eigenen Folterknechten bestimmt sind, indem sie sich gegenseitig ihre Lebenslügen entreißen. Ein kurzes Aufflackern von Solidarität erlischt aus Angst und aus gegenseitigem Hass. Jeder ist dazu verdammt, die anderen beständig zu quälen und selbst von den anderen gequält zu werden. Die lesbische Inès verzehrt sich nach Estelle, die aber nichts von ihr wissen will und sich an Garcin heranmacht. Garcin wiederum lechzt nach der intellektuellen Anerkennung und Absolution durch Inès. So dürstet jeder nach der Hilfe eines der beiden anderen, verletzt diesen jedoch zugleich durch seine Annäherung. Sie können also weder voneinander lassen, noch voreinander fliehen. Nicht einmal töten können sie sich, sind sie doch bereits tot. Und so gilt auf ewig: „Die Hölle sind die anderen.“ Nacheinander proben alle den Ausbruch aus diesem Gefängnis, indem sie schreien oder an die Tür schlagen. Doch selbst als sich schließlich die Tür öffnet, erschrecken alle vor der vermeintlichen Falle der Freiheit, drängen sich wieder aneinander und niemand verlässt den Raum. Wenn Garcin am Ende die letzten Worte „also – machen wir weiter“ sagt, hat sich ihre Lage nicht verändert: Sie werden ihre Notgemeinschaft ewig aufrechterhalten müssen, ohne wirklich voranzukommen




Timberlake
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Sa 15. Apr 2023, 18:19

Burkart hat geschrieben :
Sa 15. Apr 2023, 10:09
Timberlake hat geschrieben :
Fr 14. Apr 2023, 22:12
Stefanie hat geschrieben :
Di 11. Apr 2023, 18:37

Wenn wir mehr Kinder haben wollen, ..
.. sollten wir tatsächlich mehr Kinder haben wollen ?
Tja, zeigt die Frage nicht schon unser Problem auf?

.. kommt ganz auf das Problem an , Wenn wir denn von dem Problem .. lokal! .. einer Überalterung in Deutschland sprechen , so unterscheidet sich diese Problematik sicherlich .. global! . von dem Problem der Bevölkerungsexplosion.




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Jörn Budesheim
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Fr 21. Apr 2023, 10:35

Wer ist hier wirklich der Moralapostel? Gastbeitrag von Thomas Beschorner in der Zeit: https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-04/ ... ettansicht

Worum geht es in diesem Beitrag?

Der Diskurs hat sich (immerhin) vom "Ob" zum "Wie" des Klimawandels verlagert, ein wesentlicher Fortschritt, meint Thomas Beschorner. Doch beim "Wie", etwa der veganen Currywurst oder dem Tempolimit, geht es oft um tief verwurzelte kulturelle Werte. In der Klimadebatte werfen daher einige sogenannte "Realisten" den Klimaschützern und -aktivisten vor, mit dem moralischen Zeigefinger zu agieren, moralisierend zu sein, eine Verbotskultur zu fordern und einen (unrealistischen) Wandel des Wirtschafts- und Lebensstils zu verlangen.

Thomas Beschorner räumt zwar ein, dass pragmatische Lösungen notwendig sind, hinterfragt aber einige der vermeintlich pragmatischen Argumente und deutet an, dass sich dahinter wiederum moralisierende Wertvorstellungen verbergen können. (Wer ist hier wirklich der Moralapostel? ) Denn die sogenannten "Realisten" definieren Handlungsoptionen für den Klimaschutz unter den Bedingungen des "Möglichen", also dessen, was sie selbst für machbar halten, da sie das Potenzial für Klimamaßnahmen systembedingt begrenzt sehen und alles, was darüber hinausgeht, für unrealistisch halten.

Eine neue Konsumethik oder Unternehmensverantwortung beispielsweise wird von den "Realisten" schlicht als unrealistisch abgelehnt. Beschorner weist jedoch darauf hin, dass zur Bewältigung des Klimawandels tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen notwendig sind und warnt davor, dass solche vermeintlich pragmatischen Ansätze den Fortschritt behindern könnten.




Timberlake
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Di 25. Apr 2023, 03:20

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 21. Apr 2023, 10:35
Wer ist hier wirklich der Moralapostel? Gastbeitrag von Thomas Beschorner in der Zeit: https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-04/ ... ettansicht

... Denn die sogenannten "Realisten" definieren Handlungsoptionen für den Klimaschutz unter den Bedingungen des "Möglichen", also dessen, was sie selbst für machbar halten, da sie das Potenzial für Klimamaßnahmen systembedingt begrenzt sehen und alles, was darüber hinausgeht, für unrealistisch halten.

Ich würde bezüglich dem "unrealistischen" schon unterscheiden wollen ..
  • „Der Kapitalismus […] erzeugt nicht nur Wachstum, sondern muss auch wachsen, um stabil zu sein. Ohne ständige Expansion bricht der Kapitalismus zusammen. In einer endlichen Welt kann man aber nicht unendlich wachsen.“
    Ulrike Herrmann
... und zwar was unrealistisch aus der Perspektive des Kapitalismus ist , beispielsweise nicht zu wachsen und was im Hinblick des gesunden Menschenverstandes unrealistisch ist , beispielsweise in einer endlichen Welt unendlich zu wachsen.
deutschlandfunk.de hat geschrieben :
Wachstum versus Klimaschutz ... Ulrike Herrmann sieht Kapitalismus am Ende

Die Bilanz des Kapitalismus

Daher müsse sich die Gesellschaft einschränken. Die Autorin gibt sich große Mühe, keine pauschale Kapitalismuskritik zu betreiben. Im ersten Kapitel beschreibt sie ausführlich die Vorteile des Kapitalismus. Er habe den Menschen mehr Gesundheit, Komfort und Freiheit beschert:
  • „Der materielle Wohlstand hat immaterielle Folgen. Nicht nur die Lebenserwartung hat sich verdoppelt; auch allgemeine Bildung, Gleichberechtigung und Demokratie werden erst möglich, wenn eine Gesellschaft reicher wird.“
Allerdings sei das mit fossiler Energie, also: auf Kosten der Vergangenheit, erkauft worden, schreibt sie. Das stoße nun an Grenzen. Sie erläutert, warum es zu aufwändig sei, Treibhausgase aus der Atmosphäre zu filtern und warum sich Wachstum und Energieverbrauch nicht entkoppeln ließen.



Hätte denn der Kapitalismus seine Vorteile auch ohne die Ausbeutung fossiler Energie ausspielen können?
  • "Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt. Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt".
    Karl Marx .. Zur Kritik der Politischen Ökonomie
Wenn die Produktionsweise des materiellen Lebens tatsächlich den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß bedingt , dann sicherlich nicht: Dann würden wir vermutlich , ohne dem, noch heute im Mittelalter leben bzw. wenn diese fossilen Energie dereinst verbraucht sein werden , in dessen "sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß" zurückfallen.




Timberlake
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Di 25. Apr 2023, 04:05

Burkart hat geschrieben :
Sa 25. Feb 2023, 12:36

Sagen wir z.B.: Dass die Erde eine Kugel ist, bestreitet kaum noch jemand in der Hinsicht, dass es ihm praktisch keinen Nutzen bringt, außer vielleicht Gleichgesinnte. Hier ist die Glaubwürdigkeit zur "Erde ist Kugel" sehr hoch, wenn auch nicht perfekt bzw. "objektiv" (siehe "platte Erde"-Anhänger).
Beim Klimaschutz haben die Verstoßer leider klare Vorteile davon, dagegen zu verstoßen, sodass die Verstoßer gerne (zumindest lange Zeit) Argumente gegen Klimaschutz hervorgebracht haben. Dadurch sinkt insgesamt die allgemeine Glaubwürdigkeit hinsichtlich Klimaschutz, also noch weniger Objektivität.
  • „Der Kapitalismus […] erzeugt nicht nur Wachstum, sondern muss auch wachsen, um stabil zu sein. Ohne ständige Expansion bricht der Kapitalismus zusammen. In einer endlichen Welt kann man aber nicht unendlich wachsen.“
    Ulrike Herrmann


.. wenn wir z.B sagen: "In einer endlichen Welt kann man aber nicht unendlich wachsen.“ würde das nicht auch kaum jemand bestreiten?

Anthropozän

Inhaltsverzeichnis

..
3.6 Übernutzung oder Verlust zur Verfügung stehender Ressourcen
3.6.1 Böden
3.6.2 Peak Oil
3.6.3 Peak Phosphor
3.6.4 Peak Sand
3.6.5 Überfischung
  • Die Phosphor-Krise: Das Ende der Menschheit?
    Phosphor-Knappheit gehört zu den globalen Ökologie-Themen wie saurer Regen, Ozonschicht und Klimawandel. Es ist ein zentraler Baustoff allen Lebens, ohne den wir nicht existieren können. Deshalb muss es alarmieren, wenn internationale Experten warnen, dass die Reserven der Welt zu Ende gehen.
    Zahlreiche Wissenschaftler vergleichen die Verknappung von Phosphor mit der Endlichkeit der Ölreserven. Doch anders als beim Energielieferanten Öl gibt es für Phosphor keine Alternative. Phosphor ist ein echtes chemisches Element und lässt sich durch nichts ersetzen oder reproduzieren. Es ist ein entscheidender Bestandteil in Pflanzendüngern. Gewaltige Düngemittelmengen ermöglichten erst die Bevölkerungsexplosion der letzten Jahrzehnte und den Wohlstand in den Industrienationen. Weltweit erzielt die Landwirtschaft nur durch den intensiven Einsatz von Phosphat-Düngern die notwendigen Ernteerträge für die acht Milliarden Menschen, die inzwischen auf der Erde leben. Aber durch maßlose Verschwendung von Düngemitteln und vielen Alltagsprodukten landen große Mengen an Phosphor unwiederbringlich in den Ozeanen.




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infinitum
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Di 25. Apr 2023, 08:54

Timberlake hat geschrieben :
Sa 11. Mär 2023, 23:52


Dazu eine kleine Metapher von Nietzsche ..
  • Ich gehe durch die neuen Straßen unserer Städte und denke, wie von allen diesen greulichen Häusern, welche das Geschlecht der öffentlich Meinenden sich erbaut hat, in einem Jahrhundert nichts mehr steht, und wie dann auch wohl die Meinungen dieser Häuserbauer umgefallen sein werden. Wie hoffnungsvoll dürfen dagegen alle die sein, welche sich nicht als Bürger dieser Zeit fühlen; denn wären sie dies, so würden sie mit dazu dienen, ihre Zeit zu töten und samt ihrer Zeit unterzugehen, – während sie die Zeit vielmehr zum Leben erwecken wollen, um in diesem Leben selber fortzuleben.
    Friedrich Nietzsche .. Unzeitgemäße Betrachtungen
Wie bei den greulichen Häusern , so steht vermutlich in einem Jahrhundert auch von der derzeitigen greulichen Ordnung nichts mehr . Wie hoffnungsvoll dürfen dagegen alle die sein, welche sich nicht als greuliche Bürger , dieser greulichen Zeit und dieser greulichen Ordnung fühlen ..
transfinitum hat geschrieben :
Sa 11. Mär 2023, 23:13

Ordnung ist bei mir besonders auf dem Schreibtisch ein Thema, da liegt der Block auf einer speziellen Seite und auch nicht-erledigte und erledigte Schreiben haben ihre Position. Auch die restlichen Sachen stehen quasi auf ihrem Platz. So kann ich intuitiv immer die Sachen direkt finden.
Der Schluss, den ich daraus ziehen würde: Ordnung ist nicht notwendig, aber erleichtert einige Abläufe, dies würde ich sowohl im materiellen als auch immateriellen Bereich sehen.
@transfinitum

Wenn du .. metaphorisch gesprochen! .. durch "die neuen Straßen unserer Städte" gehst , würdest du denn sagen , dass es dort so funktional und aufgeräumt zugeht , wie auf deinem Schreibtisch ?
ich denke nicht, dass man die Struktur, die man dort vorfindet, damit vergleichen kann, wie ein Individuum seine Aufgaben organisiert und priorisiert. Die "erscheinende" Organisation beruht auf unzähligen Überzeugungen, Machtstrukturen, kulturellen Einflüssen und geschichtlichen Einflüssen und nicht rein auf Funktionalität eines Prozesses. Es ist eher ein Konglomerat aus einer vielschichtigen Vernetzung von Prozessen. Daher kann es eigentlich keine einheitliche Ordnung geben, die auf jeden zutrifft, das ist eigentlich fast unmöglich. Eher haben sich die gegebenen Strukturen nach der Methode "survival of the fittest" durchgesetzt. (Leider)



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Timberlake
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Di 25. Apr 2023, 21:27

transfinitum hat geschrieben :
Di 25. Apr 2023, 08:54
Die "erscheinende" Organisation beruht auf unzähligen Überzeugungen, Machtstrukturen, kulturellen Einflüssen und geschichtlichen Einflüssen und nicht rein auf Funktionalität eines Prozesses.
.. auf was basieren denn Überzeugungen, Machtstrukturen, kulturelle Einflüsse und geschichtlichen Einflüsse , wenn nicht auf deren Funktionalität ?
transfinitum hat geschrieben :
Di 25. Apr 2023, 08:54
Eher haben sich die gegebenen Strukturen nach der Methode "survival of the fittest" durchgesetzt. (Leider)



Das gilt insbesondere für Unternehmen , wollen sie denn im Wettbewerb bestehen , der übrigens gemäß der Methode "survival of the fittest" durchaus gewollt ist, im Hinblick ihrer Kosteneffizienz ..
  • Kosteneffizienz
    Unter Kosteneffizienz versteht man das Verhältnis der entstehenden Kosten zu den erbrachten Leistungen mit umsatz- und gewinnbringender Charakteristika.
    Die Steigerung der Kosteneffizienz ist ein wichtiges Ziel für viele Unternehmen. Es geht darum, mit möglichst geringen Kosten möglichst hohe Umsätze und Gewinne zu erzielen. Um die Kosteneffizienz zu erhöhen, stellen die Betriebe die großen und kleinen Ausgabeposten auf den Prüfstand, um herauszufinden, welche Potentiale für Einsparungen existieren. Insbesondere die Fixkosten werden dabei regelmäßig unter die Lupe genommen.
.. und um mit möglichst geringen Kosten, möglichst hohe Umsätze und Gewinne zu erzielen, bleiben schon mal Maßnahmen zur Abwendung des Anthropozän " rein funktional" auf der Strecke. (Leider)

Anthropozän

Inhaltsverzeichnis

3.9 Umweltverschmutzung

3.9.5 Eintrag von Kunststoffen → Hauptartikel: Plastikmüll in den Ozeanen


Sind doch beispielsweise die Kosten für Plastikeinwegflaschen sehr viel geringer , als für Glasflaschen im Mehrwegsystem.





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