Selbständigkeit

Mit Beginn der 1920er Jahre bilden sich in der deutschen Philosophie die Disziplinen der Philosophischen Anthropologie und der Lebensphilosophie aus, deren Grundfragen in den 1990er Jahren eine Renaissance erleben.
Antworten
Benutzeravatar
AufDerSonne
Beiträge: 1294
Registriert: Do 1. Sep 2022, 19:44

Do 11. Jan 2024, 11:48

Beispiel: Jemand sagt dir, du sollst den Küchenboden putzen (an einem fremden Ort). Es hat zwei verschiedene Putzmittel. Du weisst nicht, welches du brauchen sollst und fragst nach. Der Auftraggeber sagt dir, du seist unselbständig, weil das doch klar sei.

Oft wird Selbständigkeit so verstanden, dass man Sachen tun soll, wo vieles unklar ist. Ist es selbständig, wenn man so eine Sache tut?
Oder ist es selbständig, wenn man nachfragt bei den unklaren Sachen? Oder gilt das Nachfragen eben gerade als unselbständig?

In welchen Situationen ist es überhaupt gerechtfertigt, dass jemand mir (uns) etwas befehlen darf, einen Auftrag geben darf? Zum Beispiel vielleicht, wenn es der Chef ist? Oder die Regierung? Die Eltern? Ein Kollege?



Ohne Gehirn kein Geist!

Benutzeravatar
AufDerSonne
Beiträge: 1294
Registriert: Do 1. Sep 2022, 19:44

Fr 12. Jan 2024, 21:31

Hallo Leute! Niemand sagt was. Dann mache ich mal hier weiter. Aber nicht unbedingt zum Thema Selbständigkeit. Einfach nur so plaudern.

Manchmal frage ich mich, was ich weiss. Und dann kommt mir nichts in den Sinn. Aber ich sollte doch in meinem Alter etwas wissen. Ist es normal, dass man ab einem gewissen Alter die Sachen nur noch machen kann, aber nichts mehr weiss? Können habe ich schon. Ich kann einiges. Aber wissen tue ich nichts. :(
Egal. Wir lassen uns nicht runterkriegen. Ich bin sowieso ein Kämpfer, aber wer ist das nicht. Alle sind gleich. Das ist langweilig. Wieso sind alle Menschen gleich? Nur im Können unterscheiden sich die Menschen schon. Es gibt schon Menschen, die so einiges können, was andere nicht können. Das ist noch interessant. Hier im Forum hat es ja gute Philosophen. Da ich noch kein Buch von einem Philosophen von A bis Z durchgelesen habe, bin ich wohl nicht so ein guter Philosoph. Ich habe die Philosophie einfach sonst gerne. Ich würde auch gerne einfach drauflos philosophieren können, aber das ist gar nicht so einfach. Oder ein Buch schreiben. Aber dann müsste ich irgend einen Gedanken haben, den ich mitteilen möchte. Einen interessanten Gedanken. Und den habe ich nicht. Vielleicht will ich zu viel?
Eher lese ich zu wenig. Und wenn ich lese, dann viel zu kompliziertes Zeug. Auch kann ich nur schlecht beim Thema bleiben. Ich schweife ab. Ich denke, ich will zu viel und tue zu wenig dafür. Ich möchte wissen, wie die Welt funktioniert. Naja, Metaphysik eben. Physik ist ja das Gegenteil von Metaphysik. Oder nicht? Also Metaphysik ist doch alles, was nicht Physik ist. Theoretische Philosophie wäre schön. Wer das kann, hat wirklich etwas gewonnen. Ich stelle mir vor, dass man durch nachdenken weiterkommt. Eben Wissen schafft. Das ist schwierig und braucht viel Erfahrung. Und Grundlagen. Aber ich denke, dann ist es möglich, aus vorhandenem Wissen neues zu entwickeln. Kann das jemand hier? Also in der Philosophie? Dann, Hut ab! :) Vielleicht komme ich ja noch so weit. Vielleicht habe ich einfach meinen Stil noch nicht gefunden.

Mein Problem ist ein wenig, dass ich immer wieder auf die harte Materie komme. Wenn ich müde bin, dann gibt es nur noch Materie. Es gibt eben nicht nur Materie! Eine Universalie ist nicht Materie. Aber gibt es abstrakte Begriffe? Gibt es einen Tisch? Oder gibt es nur den Tisch, der hier in meinem Zimmer ist? Was ist mit Gerechtigkeit? Liegt auch ihr schlussendlich Materie zugrunde? Gibt es Gerechtigkeit als abstraktes Etwas? Unabhängig von der Materie?

Ich möchte einfach in der Philosophie von sicherem Wissen ausgehen. Das habe ich nicht. In der Mathematik schon eher. Da weiss ich einige Zusammenhänge, die es so gibt. Man denke auch an die Geometrie. Aber hier im Forum wird oft sehr wissenschaftlich diskutiert. Ist das nötig? Kann man nicht mit einfacher Sprache philosophieren? Ich kenne einfach die ganzen Fachbegriffe der Philosophie nicht so gut. Das erschwert mir den Zugang unheimlich. Hier im Forum werden immer sofort die grossen Fragen erörtert. Wieso nicht die kleinen? Häufig geht es um Existenz. Man könnte doch auch etwas anderes diskutieren, als ob das oder jenes jetzt existiert oder nicht? Zum Beispiel soziales? Oder alltägliches? Ist noch Senf im Kühlschrank? Wie kann man das wissen, wen die Kühlschranktür zu ist? :D

Ja, das und mehr im nächsten Maloney... :mrgreen:



Ohne Gehirn kein Geist!

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23551
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Sa 13. Jan 2024, 12:03

Zum Plaudern haben wir extra das Kaffeestübchen eingerichtet.




Timberlake
Beiträge: 1675
Registriert: Mo 16. Mai 2022, 01:29
Wohnort: Shangrila 2.0

Sa 13. Jan 2024, 20:26

AufDerSonne hat geschrieben :
Do 11. Jan 2024, 11:48


In welchen Situationen ist es überhaupt gerechtfertigt, dass jemand mir (uns) etwas befehlen darf, einen Auftrag geben darf? Zum Beispiel vielleicht, wenn es der Chef ist? Oder die Regierung? Die Eltern? Ein Kollege?
Um dazu einmal Kant zu zitieren ..
  • "Zu dieser Aufklärung aber wird nichts erfordert als Freiheit; und zwar die unschädlichste unter allem, was nur Freiheit heißen mag, nämlich die: von seiner Vernunft in allen Stücken öffentlichen Gebrauch zu machen. Nun höre ich aber von allen Seiten rufen: räsonniert nicht! Der Offizier sagt: räsonniert nicht, sondern exerziert! Der Finanzrat: räsonniert nicht, sondern bezahlt! Der Geistliche: räsonniert nicht, sondern glaubt! (Nur ein einziger Herr in der Welt sagt: räsonniert, so viel ihr wollt, und worüber ihr wollt; aber gehorcht!) Hier ist überall Einschränkung der Freiheit. Welche Einschränkung aber ist der Aufklärung hinderlich? welche nicht, sondern ihr wohl gar beförderlich? – Ich antworte: der öffentliche Gebrauch seiner Vernunft muß jederzeit frei sein, und der allein kann Aufklärung unter Menschen zu Stande bringen ....

    Nun ist zu manchen Geschäften, die in das Interesse des gemeinen Wesens laufen, ein gewisser Mechanism notwendig, vermittelst dessen einige Glieder des gemeinen Wesens sich bloß passiv verhalten müssen, um durch eine künstliche Einhelligkeit von der Regierung zu öffentlichen Zwecken gerichtet, oder wenigstens von der Zerstörung dieser Zwecke abgehalten zu werden. Hier ist es nun freilich nicht erlaubt, zu räsonnieren; sondern man muß gehorchen.
    Immanuel Kant ... Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?

Ich habe mich übrigens dazu schon immer gefragt , was ist denn , wenn zu manchen Geschäften, die in das Interesse des gemeinen Wesens laufen , die Unvernunft das Wort redet? Wenngleich etwas, , was in das Interesse des gemeinen Wesens läuft "eigentlich" nicht unvernünftig sein sollte. Ohne jetzt darüber eine hitzige Diskussion zu entfachen. Das die Nutzung von fossilen Energieträgern im Interesse des gemeinen Wesens ist , sollte "eigentlich" außer Frage stehen. Ich antworte: der öffentliche Gebrauch seiner Vernunft muß auch im Hinblick auf dessen Klimafolgen jederzeit frei sein. Eine solche "Selbständigkeit" im Gebrauch dessen , kann allein die Aufklärung unter Menschen zu Stande bringen.
AufDerSonne hat geschrieben :
Fr 12. Jan 2024, 21:31

Ich möchte einfach in der Philosophie von sicherem Wissen ausgehen. Das habe ich nicht. In der Mathematik schon eher. Da weiss ich einige Zusammenhänge, die es so gibt. Man denke auch an die Geometrie. Aber hier im Forum wird oft sehr wissenschaftlich diskutiert. Ist das nötig? Kann man nicht mit einfacher Sprache philosophieren? Ich kenne einfach die ganzen Fachbegriffe der Philosophie nicht so gut. Das erschwert mir den Zugang unheimlich. Hier im Forum werden immer sofort die grossen Fragen erörtert. Wieso nicht die kleinen? Häufig geht es um Existenz. Man könnte doch auch etwas anderes diskutieren, als ob das oder jenes jetzt existiert oder nicht? Zum Beispiel soziales? Oder alltägliches? Ist noch Senf im Kühlschrank? Wie kann man das wissen, wen die Kühlschranktür zu ist? :D

Auch wenn sich für viele der Klimawandel " im Alltag" in etwa so darstellt , wie diese alltägliche Frage " Ist noch Senf im Kühlschrank?" Von daher kann man das ganz sicher nicht wissen.




Benutzeravatar
AufDerSonne
Beiträge: 1294
Registriert: Do 1. Sep 2022, 19:44

Mo 22. Jan 2024, 17:04

Ein Kind ist unselbständig in dem Sinne, dass es noch nicht arbeiten und Geld verdienen kann, also für seinen Lebensunterhalt aufkommen kann. Es gehört zum Erwachsenwerden, dass man das lernt, also fünf Tage in der Woche zu arbeiten um Geld zu verdienen, von dem man leben kann. Das ist eine Art der Selbständigkeit. Man braucht aber das Wort auch, wenn jemand sein eigenes Geschäft hat und sein eigener Chef ist. Das meine ich weniger.

Wer ist der Meinung, dass jeder Mensch gewisse Entwicklungsschritte machen muss, von der Kindheit bis zum Erwachsenen? Und als Erwachsener. Macht man da auch noch Entwicklungsschritte? Oder geht einfach die Zeit vorbei und man ist immer gleich? Sigmund Freud war der Ansicht, dass gerade kleine Kinder ganz extreme Entwicklungsschritte durchmachen. Was ist eure Meinung?
Gegenposition: Diese Entwicklungsschritte passieren sowieso, denn jeder wird älter. Man muss nichts dafür tun oder kann gar nicht. Die Zeit vergeht für alle gleich.

Also ich meine mehr diese moralisch psychologische Selbständigkeit. Schon auch das Arbeiten, aber nicht nur das Geldverdienen. Was gehört dazu zur Selbständigkeit?

Heisst unselbständig nicht einfach, dass man nicht genug Geld verdient, um davon leben zu können?



Ohne Gehirn kein Geist!

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23551
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Mo 22. Jan 2024, 19:18

Für selbstständig gibt es eine ganze Reihe von Gegenbegriffen: abhängig, hilflos, fremdbestimmt, untergeordnet, unfrei, angestellt, unterwürfig, etc. Entsprechend vielfältig dürfte die Bedeutung des Ausdrucks selbstständig sein.




Artangriel
Beiträge: 27
Registriert: So 10. Dez 2023, 21:26
Kontaktdaten:

Mo 22. Jan 2024, 19:42

Selbstständigkeit ist ein sehr wichtiges Ziel des Kindes, wenn es danach strebt, erwachsen und kompetent zu sein.
Der erwachsen gewordene und kompetent gewordene will gar nicht mehr selbstständig werden.
Er will eine Frau finden und es mit ihr tun.

Selbstständigkeit hängt auch sehr stark mit Verantwortung zusammen.
Wer Verantwortung übernimmt, ist, sofern er nicht behindert oder teilbehindert ist, in seiner Fähigkeit zur Selbstständigkeit befähigt, sich um etwas zu kümmern.
Eine Behinderung oder Teilbehinderung macht es schwierig für einen Menschen selbstständig zu sein, aber er kann trotzdem in einigen Bereichen Verantwortung übernehmen.

Wenn z.B jemand im Rollstuhl sitzt, dann ist es für ihn schwierig nachzusehen, ob noch Senf im Kühlschrank ist und er wird womöglich immer einen Ungeöffneten vorrätig haben wollen, was er mit all den hohen Zuschüssen auch bezahlen kann.

Der Schizophrene bekommt weniger Zuschläge und Zuschüsse, da es ihm ja "nur" an psychischer Stabilität ermangelt so Dinge wie Kochen zu bewerkstelligen.

Sofern hier sonst niemand behindert oder teilbehindert ist, erübrigt sich die Diskussion über Selbstständigkeit, da es für die Allermeisten kein großes Hindernis ist.

Für mich, den teilbehinderten hingegen, ist es ein sehr spannendes Thema.
Ich würde gerne öffentlich unterwegs sein können, aber das traue ich mich alleine nur selten.
Ich würde gerne wieder einen Six-Pack haben , wie vor meiner Erkrankung und das ist tatsächlich zu schaffen.
Ich würde gerne wieder von den ganzen Frauen angebetet werden, das hat mir Spaß gemacht, bevor ich krank geworden bin.

Leider habe ich das damals nicht ausgenutzt, aber jetzt werde ich mir Selbststädngikeit aneignen und das nachholen.
Und ja, bei der Selbstständigkeit oder eher Uneselsstständigkeit, geht es meistens, ja fast immer sogar um die DISZIPLINLOSIGKEIT.!!




Benutzeravatar
AufDerSonne
Beiträge: 1294
Registriert: Do 1. Sep 2022, 19:44

Mo 22. Jan 2024, 21:59

Danke für die Gegenbegriffe Jörn. Und danke Artangriel für den Beitrag. Das hat mich auf folgende Idee gebracht.

Selbständig als, möglichst unabhängig von anderen Menschen, und selbständig im Sinne von, dass man ein Problem möglichst alleine löst, also ohne Hilfe.
Das zeigt schön, dass der Begriff sehr dehnbar ist, denn das sind doch sehr verschiedene Bedeutungen von selbständig.

Übrigens hat der Begriff für mich etwas Negatives an sich. Bei euch auch?

Unabhängig von anderen Menschen kann man nur begrenzt sein. Wir leben in einer Gesellschaft.
Der zweite Sinn von selbständig, also ein Problem möglichst alleine zu lösen, ist interessanter. So wird der Begriff oft bei Kindern verwendet. "Du bist unselbständig!", könnte etwa der Vater zum Kind sagen, weil es das Fahrrad nicht selbst reparieren kann oder vielleicht mit dem Computer ein Problem hat.

Dieser zweit Sinn von selbständig halte ich für sehr gefährlich. Denn er schliesst implizit ein, dass man etwas können sollte, das man aber nicht kann. Und ist irgendwie beleidigend.
Ich verrate auch die richtige Antwort auf das Beispiel und ähnliche: "Mach es doch selbst!" Nur so sollte man antworten!



Ohne Gehirn kein Geist!

Antworten