Von Menschen, die gern allein sind.

Mit Beginn der 1920er Jahre bilden sich in der deutschen Philosophie die Disziplinen der Philosophischen Anthropologie und der Lebensphilosophie aus, deren Grundfragen in den 1990er Jahren eine Renaissance erleben.
Antworten
Timberlake
Beiträge: 2186
Registriert: Mo 16. Mai 2022, 01:29
Wohnort: Shangrila 2.0

Di 28. Jan 2025, 21:49

Bei meinem letzten Termin beim Psychiater, nach meiner Einsamkeit befragt, wurde mir mal wieder klar, wie wenig er über mich im Grunde weiß. Hatte er doch in Anbetracht dessen, wie ich vegetiere, offensichtlich damit gerechnet, dass ich mich tatsächlich einsam fühle. Es ist aber das ganze Gegenteil der Fall und so ist es nur folgerichtig, dass ich mich in den nun folgenden Gewohnheiten auf den i-Punkt beschrieben sehe …


brigitte.de hat geschrieben : Diese Gewohnheiten sind typisch für Menschen, denen ihre eigene Gesellschaft häufig genug ist


1. Sie lieben die Natur
Grundsätzlich ist es natürlich für jeden Menschen gesund und wichtig, Zeit in der Natur zu verbringen. Häufig lieben aber besonders introvertierte Menschen es, wandern zu gehen, in einem kühlen See zu schwimmen oder einen Waldspaziergang zu machen. Sie wissen die Ruhe zu schätzen, die sie an diesen Orten in der Natur finden.

2. Sie unternehmen gerne Dinge allein
Es ist ein Unterschied, ob eine Person gern allein zu Hause ist oder ebenso gern allein unterwegs. Wer sich wirklich wohl in der eigenen Gesellschaft fühlt, hat in der Regel auch kein Problem damit, allein etwas zu unternehmen. Das kann bedeuten, allein essen zu gehen oder sogar alleine zu verreisen. Gerade Solo-Urlaub ist für Introvertierte häufig sehr erholsam. Sie können jederzeit mit anderen Menschen ins Gespräch kommen, wenn ihnen nach Gesellschaft ist, sie können aber auch die Ruhe genießen, wenn sie allein sein wollen.

3. Sie können Nein sagen
Um genug Zeit für sich zu haben, braucht es oft die Fähigkeit, sich von anderen abzugrenzen. Gerade extrovertierte Menschen können häufig nicht gut nachvollziehen, dass jemand sich nicht ständig mit anderen treffen möchte. Deshalb erkennt man Menschen, die gern und viel allein sind, auch daran, dass es ihnen gelingt, Nein zu sagen. Nein zu Partys, die sie stressen würden, Nein zu Verabredungen, auf die sie keine Lust haben und die ihnen nur Energie rauben würden.

4. Sie denken viel nach
Menschen, die gerne viel Zeit für sich haben, denken in der Regel mehr nach als Personen, die ständig unterwegs und in Gesellschaft sind. Einfach, weil sie den Raum dafür haben. Das führt dazu, dass sie häufig viel Zeit mit Reflektieren und Introspektion verbringen. Sie kennen sich selbst und ihre Gefühle und Gedanken dadurch meist ziemlich gut. Auch haben sie so oft erst die Möglichkeit, neue kreative Ideen zu entwickeln.

5. Sie sind online aktiv
Introvertierte Menschen versuchen in der Regel, die Zeit, die sie in Gesellschaft anderer verbringen, zumindest etwas zu begrenzen. Das heißt aber nicht, dass sie beispielsweise in den sozialen Medien nie aktiv sind. Im Gegenteil: Es kann sogar sein, dass sie sich in digitalen Communitys ziemlich wohlfühlen, weil sie dort auf gleichgesinnte Menschen treffen, die ähnliche Interessen und Persönlichkeitsmerkmale teilen. Möglicherweise fällt es ihnen leichter, sich in einem solchen Safe Space auszudrücken als in ihrem Umfeld von Menschen, von dem sie sich nicht verstanden fühlen.
Gemäß Schopenhauer , der da sagt .
.. stelle ich hiermit die Frage zur Diskussion, ob Menschen, die gern allein sind, so wie hier beschrieben, dass Glück gehört. Zumal diese äußeren Quellen, wenn man sie denn in der heutigen Welt verortet, tatsächlich unsicher und vergänglich sind. Das gilt um so mehr, wenn man darüber viel nachdenkt (Pkt. 4) und sich deshalb online (Pkt.5) mitunter alles andere, als wohlfühlt. Ist es doch, wie in meinem Fall, eher unwahrscheinlich, dass man auf Grundlage dessen auf gleichgesinnte Menschen trifft, die ähnliche Interessen und Persönlichkeitsmerkmale teilen.
Gleichwohl ist Glück sehr wohl anders wo zu finden. Insbesondere wenn man online nicht auf gleichgesinnte Menschen trifft. Regt doch eben das zu dem an, was einen viel nachdenken lässt.


  • "Der normale Mensch ist, hinsichtlich des Genusses des Lebens, auf Dinge außer ihm angewiesen, auf Besitz, Rang, Familie; sein Schwerpunkt fällt außer ihm. Beim Geistreichen fällt derselbe schon zum Teil, beim Genialen ganz in ihn"
    Arthur Schopenhauer über das Glück

Wie man übrigens, wenngleich außer ihm fallend , sein Glück auch in dem Genuß von Besitz, Rang und Familie finden kann. Für Menschen , die gern allein sind, allerdings ein Alptraum. So war für mich, zumindest Rang und Familie, nie eine Option.


.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 27177
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Mi 29. Jan 2025, 09:02

Schopenhauer hat geschrieben : »Das Glück ist keine leichte Sache: es ist sehr schwer, es in uns selbst, und unmöglich, es anderswo zu finden«
Was soll das überhaupt bedeuten?




Wolfgang Endemann
Beiträge: 1180
Registriert: Di 23. Apr 2024, 14:30

Mi 29. Jan 2025, 12:27

Ich denke gerne, das ist schon eine Manie. Und konzentriertes Denken erfordert völlige Unabgelenktheit, also Abschalten von Fremdeinflüssen, nicht unbedingt Einsamkeit, aber wenn Gesellschaft, dann eine ganz vertraute. Ich liebe diese Einsamkeit des konzentrierten Nachdenkens. Allerdings kommt man gelegentlich nicht weiter, dann wünscht man input und Austausch, verlangt nach einer Denkgemeinschaft. Und im Resultat möchte man das im Denken erworbene teilen, ich sehe keinen Sinn darin, mein Denken für mich zu behalten, ich bedauere, daß ich so wenigen Leuten etwas geben, so wenig mein Denkglück teilen kann. Umgekehrt beglücken mich Bücher, durch die ich im Denken angeregt werde und durch die ich Teilnehmer des Denkens anderer werde.

Das kann man auf das Leben verallgemeinern. Ich liebe die Einsamkeit, und ich liebe die Geselligkeit, letzere vielleicht etwas mehr, weil sie riskanter und daher wertvoller ist. Das Glück der Geselligkeit, Liebe, ist unverdienter, unbegreiflicher, man hat das Verstandenwerden weniger in der Hand als das Verstehen.




Timberlake
Beiträge: 2186
Registriert: Mo 16. Mai 2022, 01:29
Wohnort: Shangrila 2.0

Do 30. Jan 2025, 03:27

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 29. Jan 2025, 09:02
Schopenhauer hat geschrieben : »Das Glück ist keine leichte Sache: es ist sehr schwer, es in uns selbst, und unmöglich, es anderswo zu finden«
Was soll das überhaupt bedeuten?
Weil ein Aphorismus, habe ich zur Beantwortung dieser Frage einmal ein wenig dazu bei Schopenhauers "Aphorismen zur Lebensweisheit" gestöbert.



So heißt es dort gleich zu vorderst in Kapitel 1 unter "Grundeinteilung" stehend ...

digital.ub.uni-paderborn.de hat geschrieben :
Aristoteles hat die Güter des menschlichen Lebens in drei Klassen geteilt

1) Was Einer ist, also Persönlichkeit , im weitesten Sinne. Sonach ist hierunter Gesundheit , Kraft , Schönheit , Temperament, moralischer Charakter , Intelligenz und Ausbildung derselben begriffen .
2) Was Einer hat: also Eigentum und Besitz in jeglichem Sinne
3) Was Einer Vorstellt: unter diesem Ausdruck wird bekanntlich verstanden, was er in der Vorstellung Anderer ist, also eigentlich wie er von ihnen Vorgestellt wird, Es besteht demnach in ihrer Meinung von ihm, und zerfällt in Ehre, Rang und Ruhm.
Unter der ersten Rubrik zu betrachtenden Unterschiede sind solche , welche die Natur selbst zwischen Menschen gesetzt hat; woraus sich schon abnehmen lässt, daß der Einfluss derselben auf ihr Glück , oder Unglück, viel wesentlicher und durchgreifender sein wird , als was die bloß aus menschlichen Bestimmungen hervorgehenden, unter den zwei folgenden Rubriken angegeben Verschiedenheiten herbeiführen.
Demzufolge würde das meiner Meinung nach bedeuten, dass es deshalb sehr schwer ist, das Glück es in uns selbst zu finden, weil wir im weitesten Sinne an unserer Persönlichkeit gebunden sind und dessen Einfluss viel wesentlicher und durchgreifender ist, was einer "anderswo" hat und einer "anderswo" vorstellt. Deshalb kann man "anderswo" unmöglich sein Glück finden.

Beispiel
Ich bin im weitesten Sinne eine Persönlichkeit, die gern allein ist. Es ist deshalb für mich keine leichte Sache, in mir selbst Glück, jenseits dessen zu finden und ist es nicht tatsächlich so, dass wir uns in vielen Dingen selbst im Wege stehen? So das es für uns unmöglich ist, diesbezüglich "anderswo" unser Glück zu finden? So war es für mich von daher unmöglich, gemäß den Vorstellungen meiner Eltern, das Glück in einer Familie zu finden. Auch das, was man sich vom Rang her unter einem Maschinenbauingenieur vorstellt, wurde ich zu keiner Zeit gerecht. So stand ich im Arbeitsleben nie im Rang dessen, was man von einem Ingenieur zumindest erwartet, und zwar Menschen in irgendeiner Form anzuleiten. Ich war zu allen Zeiten stets nur ein Ausführender. Zuletzt sogar unter jemanden, der lediglich eine abgeschlossene Berufsausbildung hatte. Dazu sich das in dem ausgewirkt hat, "Was einer hat", braucht wohl nicht weiter erwähnt werden. Hätte ich nicht eine private Rentenversicherung abgeschlossen, so würde ich mit einem Monatseinkommen weit unter 1.310 Euro netto für arm gelten. Das hatten sich übrigens meine Eltern so auch nicht vorgestellt.

Solche "Karrieren" würde ich übrigens typisch für Menschen halten, die gern allein sind. Ob man, wie in meinem Fall, dem noch die Krone einer Berufsunfähigkeit aufsetzen muss, möchte ich allerdings dahingestellt sein lassen.
Zuletzt geändert von Timberlake am Do 30. Jan 2025, 04:00, insgesamt 3-mal geändert.




Timberlake
Beiträge: 2186
Registriert: Mo 16. Mai 2022, 01:29
Wohnort: Shangrila 2.0

Do 30. Jan 2025, 03:37

hat geschrieben :
Mi 29. Jan 2025, 12:27
Und im Resultat möchte man das im Denken erworbene teilen, ich sehe keinen Sinn darin, mein Denken für mich zu behalten, ich bedauere, daß ich so wenigen Leuten etwas geben, so wenig mein Denkglück teilen kann.
Um dazu auf Schopenhauer zurück zu kommen ...
digital.ub.uni-paderborn.de hat geschrieben :
Aristoteles hat die Güter des menschlichen Lebens in drei Klassen geteilt

1) Was Einer ist, also Persönlichkeit , im weitesten Sinne. Sonach ist hierunter Gesundheit , Kraft , Schönheit , Temperament, moralischer Charakter , Intelligenz und Ausbildung derselben begriffen .
  • "(8) {<1,0>,<9,1>,<1,2>,...,<1,8>}
    Der Satz ist richtig, ist jedoch nur paradox unter der Voraussetzung [V] durch das Glied <1,9> zu erweitern. Die Einsen müssen reduziert werden. Setzen wir an: {<1,0>,<9,1>,<1,2>,...,<1,9>}, haben wir 10-1+1=10, also immer noch 10 Einsen und entkommen der Paradoxie nicht. Also setzen wir x₁ noch einmal herunter und erhöhen x₂:{<1,0>,<8,1>,<1,2>,...,<1,9>}. Dieser Satz wäre richtig, wenn nicht die 8 doppelt wäre. Im folgenden reicht es, da wir hier immer den Gesamtsatz meinen, den Satz als x-Spalte darzustellen, und unsere notwendigen Umformungen kennzeichnen wir durch ►. Dann schließen wir weiter:
    {<1,0>,<8,1>,<1,2>,...,<1,9>}≡1-8-1-...-1►1-8-2-1-...-1►1-7-3-2-1-...-1►1-7-3-2-1-1-1-2-1-1, denn an der 7. Stelle wiederholt sich das überzählige x₁."
    Wolfgang Endemann ... Mathematik-Ecke
Was mich selbst betrifft., so bin ich am tatsächlich am überlegen , ob es nun an meine Intelligenz oder meine Ausbildung liegt , warum ich dieses Denkglück nicht teilen kann.
digital.ub.uni-paderborn.de hat geschrieben :
Aristoteles hat die Güter des menschlichen Lebens in drei Klassen geteilt


3) Was Einer Vorstellt: unter diesem Ausdruck wird bekanntlich verstanden, was er in der Vorstellung Anderer ist, also eigentlich wie er von ihnen Vorgestellt wird, Es besteht demnach in ihrer Meinung von ihm, und zerfällt in Ehre, Rang und Ruhm.
Unter der ersten Rubrik zu betrachtenden Unterschiede sind solche , welche die Natur selbst zwischen Menschen gesetzt hat; woraus sich schon abnehmen lässt, daß der Einfluss derselben auf ihr Glück , oder Unglück, viel wesentlicher und durchgreifender sein wird , als was die bloß aus menschlichen Bestimmungen hervorgehenden, unter den zwei folgenden Rubriken angegeben Verschiedenheiten herbeiführen.
Wie dem auch sei , unter dieser ersten Rubrik betrachtet, also der Persönlichkeit, so scheint zumindest diesbezüglich die Natur tatsächlich selbst, einen Unterschied zwischen uns gesetzt zu haben. Somit von mir nur zu hoffen bleibt, dass darunter deine Vorstellung von mir nicht leidet.
Schopenhauer hat geschrieben : »Das Glück ist keine leichte Sache: es ist sehr schwer, es in uns selbst, und unmöglich, es anderswo zu finden«
Gleichwohl daran nochmal , wie ich finde, deutlich wird , was Schopenhauer damit meint . Wenn es schon schwer ist , das Glück des Verstehens, in mir selbst zu finden, wie unmöglich muss dann das Glück von mir dort zu finden sein , wo du es , in deinem Denkglück, gefunden hast.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 27177
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Do 30. Jan 2025, 15:33

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 29. Jan 2025, 09:02
Schopenhauer hat geschrieben : »Das Glück ist keine leichte Sache: es ist sehr schwer, es in uns selbst, und unmöglich, es anderswo zu finden«
Was soll das überhaupt bedeuten?
Ich meinte: Was heißt es, dass man das Glück irgendwo finden soll, entweder "in uns selbst" oder "anderswo"? Was soll es bedeuten, dass man das Glück "in" sich findet? Was wären dafür Beispiele?




Timberlake
Beiträge: 2186
Registriert: Mo 16. Mai 2022, 01:29
Wohnort: Shangrila 2.0

Do 30. Jan 2025, 23:43

Offenbar konnten dich meine Beispiele zu diesen Fragen, wie auch in diesem Zusammenhang meine Bezugnahme auf Schopenhauers "Aphorismen zur Lebensweisheit" nicht überzeugen. So versuche ich mal was anderes.

Wie bei Kants kategorischen Imperativ, dem man nachsagt, dass er sich auf die goldene Regel gründet „Was du nicht willst, was man dir tu, das füg auch keinem andern zu", so würde ich Schopenhauers »Das Glück ist keine leichte Sache: es ist sehr schwer, es in uns selbst, und unmöglich, es anderswo zu finden« an der Redewendung ‚Jeder ist seines Glückes Schmied‘ festmachen wollen. Anhand dieser Redewendung kann man sich sowohl die Antwort auf die Frage ableiten, warum man sein Glück nur bei sich selbst und nicht anderswo finden kann, als auch die Antwort auf die Frage, warum es nicht m leicht ist das Glück in uns selbst zu finden. Weil dir mein Beispiel, wohlgemerkt zum Thema dieses Threads, möglicherweise nicht zugesagt hat.(Zumindest nehme ich das einmal an. Schließlich wurde von dir darauf mit keinem einzigen Wort eingegangen) , so wähle ich mal ein Beispiel aus dem Internet, wo das Thema dieses Threads außen vor bleibt. Zunächst einmal!



Beispiel

Hans und Sophie Scholl!
deutschlandfunkkultur.de hat geschrieben :
Falsche Volksweisheit
Ist jeder seines Glückes Schmied?

...
Vielleicht passt zu dieser Haltung besser eine andere – weniger missverständliche – Volksweisheit. „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“, ist so ein Spruch aus protestantischem Kontext. Das drückt einfach nur eine Hoffnung aus. Nicht mehr – aber auch nicht weniger.
Was ist mit Hans und Sophie Scholl?
In der Fassung von Goethes Beherzigung wird diese Hoffnung in den Kontext einer beliebigen Götterwelt versetzt und zu einem Ansporn, mutig aufzutreten. Der Gedichtauszug war im Elternhaus von Hans und Sophie Scholl an der Wand zu lesen: „Nimmer sich beugen, kräftig sich zeigen, rufet die Arme der Götter herbei.“
Die beiden jungen Widerständler hatten den Nationalsozialismus in seinen Anfängen begrüßt. Als sie ihn besser durchschauten und sich mutig widersetzten, kamen ihnen keine Götter zur Hilfe. Die Nationalsozialisten waren mächtiger. Es ist denkbar, dass einer von ihnen Sophie Verschonung gegen Denunziation anbot, und, als sie dies ablehnte, sagte: „Jeder ist seines Glückes Schmied“.
....
Wenn dieser Nationalsozialist das zu Sophie Scholl, unten diesen Umständen sagt, so ist das zunächst einmal, von seiner Seite aus, Zynismus in Reinform.


»Das Glück ist keine leichte Sache: es ist sehr schwer, es in uns selbst, und unmöglich, es anderswo zu finden«
Schopenhauer


Wenn aber man aber davon ausgeht, dass Sophie Scholl ihr Glück darin gefunden hat, dass dadurch jemand von der Verfolgung durch die Nazis verschont bleibt, so sollte spätesten jetzt jedem klar werden, was Schopenhauer damit meint, wenn er feststellt, dass es schwer ist, das Glück in uns selbst zu finden. Wie auch klar werden sollte, warum es unmöglich anderswo zu finden ist. So war es für Sophie Scholl unmöglich ihr Glück darin zu finden, jemanden zu denunzieren. Mit dem Wissen, was für denjenigen darauf folgt, würde ich übrigens davon ausgehen, dass man mit einer Denunziation in jedem Falle unmöglich sein Glück finden wird. Ein ungutes Gefühl bleibt da immer. Auch bei diesem Hausmeister, der diese Geschwister, als er sie beim Verteilen von Flugblättern in der Münchner Universität beobachtete, bei den Nazis verraten hat. Gut möglich, dass er sich insgeheim gesagt hat , wenn ich das jetzt nicht melde und das kommt raus, dann bin ich ja selbst dran. Und so möge sich an dieser Stelle ein jeder selbst prüfen, ob er denn in der Rolle des Hausmeisters nicht selbst Hans und Sophie Scholl ans Messer geliefert hätte.

Um dazu dennoch auf das Thema dieses Threads zurück zu kommen. Hans und Sophie Scholl würde ich schon zu jenen Menschen zählen , die gern allein sind und zwar "allein" unter den Nazis.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 27177
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

Fr 31. Jan 2025, 06:41

Ich kann aus dem Beitrag leider nicht herauslesen, was du als Beispiel dafür ansiehst, dass jemand das Glück "in" sich findet.




Wolfgang Endemann
Beiträge: 1180
Registriert: Di 23. Apr 2024, 14:30

Fr 31. Jan 2025, 11:25

Timberlake hat geschrieben :
Do 30. Jan 2025, 03:37


Was mich selbst betrifft., so bin ich am tatsächlich am überlegen , ... warum ich dieses Denkglück nicht teilen kann.
Es liegt selbstverständlich an der mangelnden Ausbildung. Fast alle Menschen würden die Elementare Mathematik, Analysis und Algebra begreifen, wenn man ihnen den Weg in die Abstraktion zeigen würde. Spielerisch. Intellektuell ist das keine Überforderung, und es muß keine Unlustgefühle auslösen. Ich habe in dem parallelen Thread noch ein paar Erläuterungen hinzugefügt, vielleicht kannst du es damit nachvollziehen.

Was Deinen Beitrag betrifft: Intensives Nachdenken ist vor allem etwas Introvertiertes, und wenn man das beglückend oder wenigstens befriedigend findet, wird man die Einsamkeit zu schätzen wissen. Insofern hat Schopenhauer sicherlich recht, dieses Glück findet man in sich. Und um noch einmal auf die Mathematik zurückzukommen. Sie verlangt ein sehr intensives Nachdenken. Aber das tut noch mehr die Philosophie. Auch sie beruht auf Abstraktion, aber einer ganz anderen Form von Abstraktion. In diesem Forum dürfte es kaum Widerspruch zu der Aussage Schopenhauers geben.
Daß wahrheitsliebende, philosophisch interessierte Menschen unkommunikativ wären, würde ich daraus allerdings nicht schließen, stattdessen werden an Kommunikation höhere Ansprüche gestellt als bloß den Wohlfühlfaktor der animalische Nähe der Herdentiere zu genießen, gegen den ich nichts gesagt haben will.




Timberlake
Beiträge: 2186
Registriert: Mo 16. Mai 2022, 01:29
Wohnort: Shangrila 2.0

Fr 31. Jan 2025, 23:19

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Fr 31. Jan 2025, 06:41
Ich kann aus dem Beitrag leider nicht herauslesen, was du als Beispiel dafür ansiehst, dass jemand das Glück "in" sich findet.
Wie ich übrigens leider nicht herauslesen kann, was es mit dieses in, in „Gänsefüßchen“ auf sich hat.

Wolfgang Endemann hat geschrieben :
Fr 31. Jan 2025, 11:25
Was Deinen Beitrag betrifft: Intensives Nachdenken ist vor allem etwas Introvertiertes, und wenn man das beglückend oder wenigstens befriedigend findet, wird man die Einsamkeit zu schätzen wissen. Insofern hat Schopenhauer sicherlich recht, dieses Glück findet man in sich.
Nun ja, zumindest Wolfgang Endemann konnte das herauslesen und das sogar ganz ohne, dass dazu die von mir vorgebrachten Beispiele notwendig geworden wären. Mein Verweis auf Schopenhauer reichte dafür offenbar völlig aus. Um bezüglich dieses Thema dennoch auf mein Beispiel zurückzukommen, als da wäre …

Timberlake hat geschrieben :
Do 30. Jan 2025, 23:43

»Das Glück ist keine leichte Sache: es ist sehr schwer, es in uns selbst, und unmöglich, es anderswo zu finden«
Schopenhauer


Wenn aber man aber davon ausgeht, dass Sophie Scholl ihr Glück darin gefunden hat, dass dadurch jemand von der Verfolgung durch die Nazis verschont bleibt, so sollte spätesten jetzt jedem klar werden, was Schopenhauer damit meint, wenn er feststellt, dass es schwer ist, das Glück in uns selbst zu finden. Wie auch klar werden sollte, warum es unmöglich anderswo zu finden ist. So war es für Sophie Scholl unmöglich ihr Glück darin zu finden, jemanden zu denunzieren. Mit dem Wissen, was für denjenigen darauf folgt, würde ich übrigens davon ausgehen, dass man mit einer Denunziation in jedem Falle unmöglich sein Glück finden wird. Ein ungutes Gefühl bleibt da immer. Auch bei diesem Hausmeister, der diese Geschwister, als er sie beim Verteilen von Flugblättern in der Münchner Universität beobachtete, bei den Nazis verraten hat. Gut möglich, dass er sich insgeheim gesagt hat , wenn ich das jetzt nicht melde und das kommt raus, dann bin ich ja selbst dran. Und so möge sich an dieser Stelle ein jeder selbst prüfen, ob er denn in der Rolle des Hausmeisters nicht selbst Hans und Sophie Scholl ans Messer geliefert hätte.

Um dazu dennoch auf das Thema dieses Threads zurück zu kommen. Hans und Sophie Scholl würde ich schon zu jenen Menschen zählen , die gern allein sind und zwar "allein" unter den Nazis.
… so würde ich dergleichen dahingehend korrigieren wollen, das Hans und Sophie Scholl sicherlich nicht, so wie ich, "an sich" gerne ganz allein sein wollten. Wenn schon denn schon wollten sie vielmehr unter sich gerne allein bleiben und selbst das wäre zu hinterfragen. Schließlich richteten sich ihre Flugblätter gegen die Nazis. Das macht vor diesen Hintergrund keinerlei Sinn. Das trifft im Übrigen auch auf mich zu!

brigitte.de hat geschrieben : Diese Gewohnheiten sind typisch für Menschen, denen ihre eigene Gesellschaft häufig genug ist



5. Sie sind online aktiv
Introvertierte Menschen versuchen in der Regel, die Zeit, die sie in Gesellschaft anderer verbringen, zumindest etwas zu begrenzen. Das heißt aber nicht, dass sie beispielsweise in den sozialen Medien nie aktiv sind. Im Gegenteil: Es kann sogar sein, dass sie sich in digitalen Communitys ziemlich wohlfühlen, weil sie dort auf gleichgesinnte Menschen treffen, die ähnliche Interessen und Persönlichkeitsmerkmale teilen. Möglicherweise fällt es ihnen leichter, sich in einem solchen Safe Space auszudrücken als in ihrem Umfeld von Menschen, von dem sie sich nicht verstanden fühlen.
Für mich, der mit der Zeit gehend, anstatt mit Flugblättern "online" auf Missstände aufmerksam macht. Auch das macht vor dem Hintergrund, dass man gern allein ist keinerlei Sinn.

"Siehe! Ich bin meiner Weisheit überdrüssig, wie die Biene, die des Honigs zuviel gesammelt hat, ich bedarf der Hände, die sich ausstrecken.
Ich möchte verschenken und austeilen, bis die Weisen unter den Menschen wieder einmal ihrer Torheit und die Armen wieder einmal ihres Reichtums froh geworden sind"
Nietzsche ... Also sprach Zarathustra

Das macht nur sinn, wenn man , wie dieser Mensch , der gern allein war, seiner Weisheit überdrüssig ist . Ob nun bei dem, was mir ein besonderes Anliegen ist oder das was seiner Zeit Hans und Sophie Scholl ein Anliegen war.




Antworten