ich habe mir vor ein paar Tagen die gesammelten Werke von Gottfried Benn (1886-1956, Lyriker und Essayist) gekauft
dieser Mann war vom
induktiven Prinzip
(~ dem Überstülpen der
Verwertbarkeit auf alle mögliche Bereiche)
so entsetzt,
daß er eine
Verkleinerung (~ wohl Verkümmerung) des Menschen diagnostizierte
und deshalb die Deutschen neu
züchten wollte
als Gewährsmann für seine Ansichten nannte er Goethe
und er grub hierzu ein Zitat aus,
das wunderbar in diesen thread passt
Johann Wolfgang von Goethe
Bedeutende Fördernis durch ein einziges geistreiches Wort
Herr Dr. Heinroth in seiner »Anthropologie«, einem Werke, zu dem wir mehrmals zurückkommen werden, spricht von meinem Wesen und Wirken günstig, ja er bezeichnet meine Verfahrungsart als eine eigentümliche: daß nämlich mein Denkvermögen gegenständlich tätig sei, womit er aussprechen will:
daß mein Denken sich von den Gegenständen nicht sondere, daß die Elemente der Gegenstände, die Anschauungen in dasselbe eingehen und von ihm auf das innigste durchdrungen werden, daß mein Anschauen selbst ein Denken, mein Denken ein Anschauen sei; welchem Verfahren genannter Freund seinen Beifall nicht versagen will.
http://www.zeno.org/Literatur/M/Goethe, ... iches+Wort
Nun ist von Goethe eine weitere Schrift überliefert
'der Versuch als Mittler von Subjekt und Objekt'
über diese Schrift äußert sich Wolf von Engelhardt
'Goethes Aufsatz im Licht von Kants Vernunftkritik'
in Engelhardts Text wird natürlich darauf hingewiesen,
daß es durch Kant eine Wende in der Philosophie gegeben habe
(nicht das Objekt dominiere die Wahrnehmung sondern das Subjekt)
Engelhardt erwähnt aber zusätzlich die Anmerkungen Goethes
und die legen Kant bloß
Sobald der Mensch, beginnt Goethe,
die Gegenstände um sich her gewahr wird, betracht er sie in Bezug auf sich selbst ...
ob sie ihm gefallen oder mißfallen, ob sie ihn anziehen oder abstoßen,
ob sie ihm nutzen oder schaden.
Ein weit schwereres Tagewerk übernehmen die Naturforscher,
wenn sie danach streben,
die Gegenstände der Natur an sich selbst und in ihren Verhältnissen unter einander zu beobachten,
indem sie als gleichgültige und gleichsam göttliche Wesen suchen und untersuchen,
was ist ist, und was nicht behagt.
Daß eine solche
Entäußerung dem Menschen schwer fällt, lehren, wie Goethe ausführt,
lehren die in der Geschichte der Wissenschaften überlieferten
Hypothesen, Theorien, Systeme und was es sonst für Vorstellungsarten geben mag.
https://edoc.hu-berlin.de/bitstream/han ... lhardt.pdf
demach ist es nur schwer,
die Wahrheit zu finden
der Mensch ist aber grundsätzlich dazu in der Lage,
subjektive Vorurteile aus der Wahrnehmung herauszufiltern
ein Seher ist nicht blind vor Liebe