Philosophische Reflexionen der Gefühle

Mit Beginn der 1920er Jahre bilden sich in der deutschen Philosophie die Disziplinen der Philosophischen Anthropologie und der Lebensphilosophie aus, deren Grundfragen in den 1990er Jahren eine Renaissance erleben.
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Stefanie
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Mo 22. Okt 2018, 21:49

Nöö, natürlich sind Seifenblasen nicht gefährlich. Allergie nicht vorhanden.
Das Kind hatte aber Angst. Hatte ich auch noch nicht erlebt, aber war halt so.
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 22. Okt 2018, 21:03
Gefühle können uns für die Welt öffnen. Wir können die Wahrheit sogar fühlen! Ohne sie würde sich uns die Bedeutsamkeit der Gegenstände um uns nicht erschließen, wir wären wie hilflose Roboter. Da wir aber endliche und fehlbare Wesen sind, können wir überall da, wo wir die Dinge richtig erfassen, sie auch verfehlen. Wer ablehnt, dass Gefühle die Welt falsch präsentieren, lehnt damit auch ab, dass sie uns die Welt richtig präsentieren.
Dem widerspreche ich nicht.

Das ändert aber nichts an meiner Meinung, dass ein Gefühl, welches in einer konkreten Situation, in einem Moment vorhanden ist, was ein Mensch erlebt, nicht unangemessen sein kann. Es ist da. Das Gefühl an sich.
Gefühle gehören zum Menschen, oftmals passieren sie einfach. Teilweise erlebt man sie auch körperlich. Und dieses Erleben eines Gefühls soll auch unangemessen sein, weil es auf einer falschen Annahme beruht?

Wir kommen hier nicht weiter.

Edit: doch kein Edit.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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novon
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Mo 22. Okt 2018, 21:52

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 22. Okt 2018, 05:14
novon hat geschrieben :
So 21. Okt 2018, 22:51
Worin siehst du denn die Tatsache gegeben, die den Grund liefert vor der Schlange wegzurennen...?
Irgendwie verstehe ich die Frage nicht so richtig. Worauf willst du hinaus? Eingangs bei dem Beispiel habe ich die Zusammenhänge erläutert. Die entscheidende Tatsache besteht darin, dass diese Schlangen nur bewegliche Ziele angreifen. Diese Tatsache ist der fraglichen Person unbekannt, sie meint stattdessen, dass Wegrennen das Mittel der Wahl wäre.
Würdest du entsprechender Person einen Grund attestieren, wegzurennen?




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Alethos
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Mo 22. Okt 2018, 22:06

Ich habe auch Mühe, Gefühle unter dem Aspekt der Richtigkeit und Falschheit zu reflektieren, das hört sich für mich so an, als gäbe es Bedingungen, anhand derer sich eindeutig feststellen liesse, ob Gefühle richtig oder falsch sind. Nur will mir partout nicht einfallen, welche das sein könnten, denn ob jemand Freude beim Erleben von etwas fühlt oder nicht, das entscheidet ja wohl nie allein die Sache, sondern verortet sich in der Verwobenheit und Eingelassenheit des Subjekts in seine Sachverhalte. Und ein Subjekt ist nun einmal emotional einzigartig verfasst. Ich bin z.B. jemand, der sich heftig freut, wenn man ihm hilft. Jemand anderes fühlt sich vielleicht bevormundet oder schämt sich. Das heisst nun nicht, dass diese Gefühle rein subjektiv wären, und sozusagen immun sind gegen Irrtum: Denn ich kann mich freuen und mich dabei irren, wenn der Helfende diese Hilfestellung gegen mich zu verwenden gedenkt. Dann habe ich mich mit meiner Freude objektiv geirrt. Aber ich kann mich auch irren, wenn ich mich für die Hilfe schäme, weil ich es ohne Hilfe objektiv gar nie hätte schaffen können, und es also keinen Grund zum Schämen gibt. Gefühle sind so gesehen fehlbar, dann können sie aber nicht rein subjektiv sein, denn dann handeln sie eben nicht mehr nur von sich selbst.

Aber Gefühle sind nicht eindeutig richtig oder falsch, d.h. die Wahrheitsbedingungen, unter denen wir sie beurteilen, sind nicht eindeutig. Woran möchte ich denn messen, was das Gefühl verursacht hat und welche Struktur das Gefühl aufweist? Gefühle sind doch diffus, sie lassen sich nicht eindeutig interpretieren, d.h. sie lassen sich nicht wie Aussagen über Tatsachen anhand letzerer bewerten und als Repräsentation denken. Ja, klar: Es gibt plausiblere und weniger plausible Gefühle, so ist z.B. die Angst vor Enten relativ unplausibel, weil Enten normalerweise keine Bedrohung darstellen. Aber ist es falsch, Angst vor Enten zu haben und zwar in der gleichen Art falsch wie eine Aussage über Enten, z.B. sie seien vierbeinig, falsch sein kann? Offenbar ist doch das Gefühl nicht so klar konturiert, wie es eine Aussage ist, bei ihm handelt es sich nicht um eine Prädikation, die die Welt begrifflich repräsentiert. Gefühle sind keine Aussagen über die Welt, auch wenn sie sich auf Tatsachen in der Welt beziehen. Und darum lassen sich doch an ihnen keine eindeutigen Richtigkeitskriterien anbringen.



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Friederike
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Di 23. Okt 2018, 13:05

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 22. Okt 2018, 15:36
Machen wir es mal andersrum: Warum ist es euch so wichtig, die Gefühle nach "innen" zu packen und von der Welt abzuschneiden? Ich sehe den Punkt nicht. Was bereitet euch Bauchschmerzen. Ich finde nicht, dass es Gefühle irgendwie abwertet, dass sie rationale Aspekte haben und uns sinnvolle und wahre Werturteile vermittel. Im Gegenteil. Das andere läuft meines Erachtens auf eine ziemlich starke Abwertung der Gefühle hinaus. Analog zu sonstigen Wahrnehmungen: sie sind für uns wichtig, weil sie uns recht zuverlässig darüber informieren, was um uns herum der Fall ist. Warum sollte es zum Beispiel erstrebenswert sein, dass uns unsere Angst nicht angemessen über das beängstigende informiert und statt dessen einen inneren Zufallstanz aufführt?
Wenn ich mich über diese Worte von Dir ärgere, dann informiert mich dieser Ärger über das, was um mich herum der Fall ist? Über eine "Wirklichkeit", wie sie "tatsächlich ist"? Mein Ärger informiert mich tatsächlich, und zwar darüber, wie ich ticke und wie ich Deine Äußerungen verstehe und aufnehme.

Ich schneide die Gefühle überhaupt nicht von Welt ab. Deine These in starker Form lautet: Alle Gefühle lassen uns die tatsächliche Wirklichkeit erkennen. Die schwächere Variante lautet: Die meisten Gefühle informieren uns in der Regel über das, was um uns herum der Fall ist. Gegen beide Thesen zu argumentieren bedeutet nicht, Gefühle zu entwerten und Gefühle von der Welt abzuschneiden.




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Friederike
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Di 23. Okt 2018, 13:22

Gefühle lassen uns erkennen, was uns wichtig und wertvoll ist, wie wir uns selbst verstehen und wie wir die Welt, andere Menschen und Situationen wahrnehmen bzw. was wir über sie denken. Insofern sind sie weder ein Zufallstanz noch etwas Innerliches. Worin ich Dir nicht folge @Jörn, das ist, daß die meisten Gefühle uns meistens über etwas, was der Fall ist, informieren. Das, was der externe Bezug ist, kann von verschiedenen Menschen verschieden wahrgenommen und beurteilt werden, und deswegen kann auch die Gefühlsreaktion unterschiedlich bewertet werden.




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Friederike
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Mi 24. Okt 2018, 13:01

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mo 22. Okt 2018, 21:03
Gefühle können uns für die Welt öffnen. Wir können die Wahrheit sogar fühlen! Ohne sie würde sich uns die Bedeutsamkeit der Gegenstände um uns nicht erschließen, wir wären wie hilflose Roboter. Da wir aber endliche und fehlbare Wesen sind, können wir überall da, wo wir die Dinge richtig erfassen, sie auch verfehlen. Wer ablehnt, dass Gefühle die Welt falsch präsentieren, lehnt damit auch ab, dass sie uns die Welt richtig präsentieren.
Ich nehme einen neuen Anlauf - und dazu ein Beispiel:
Person X sagt zu Person Y: "Warum siehst du mich so verächtlich und herablassend an. Ich fühle mich beschämt". Person Y lacht herzlich und sagt: "Ich habe dich überhaupt nicht verächtlich und herablassend angesehen. Du spinnst". Person X merkt, daß sie sich getäuscht hat und das Gefühl der Scham verschwindet.
Ist dies die Wirklichkeit oder auch Welt, die Du meinst ... nicht nur, aber u.a. auch meinst?




Henk
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Mi 24. Okt 2018, 14:21

Gefühle entstehen wohl durch unser Denken.

Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern ihre Urteile und Meinungen über sie.
(Epiktet)




scilla
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Do 25. Okt 2018, 13:12

ich habe mir vor ein paar Tagen die gesammelten Werke von Gottfried Benn (1886-1956, Lyriker und Essayist) gekauft

dieser Mann war vom induktiven Prinzip
(~ dem Überstülpen der Verwertbarkeit auf alle mögliche Bereiche)
so entsetzt,
daß er eine Verkleinerung (~ wohl Verkümmerung) des Menschen diagnostizierte
und deshalb die Deutschen neu züchten wollte

als Gewährsmann für seine Ansichten nannte er Goethe
und er grub hierzu ein Zitat aus,
das wunderbar in diesen thread passt
Johann Wolfgang von Goethe
Bedeutende Fördernis durch ein einziges geistreiches Wort

Herr Dr. Heinroth in seiner »Anthropologie«, einem Werke, zu dem wir mehrmals zurückkommen werden, spricht von meinem Wesen und Wirken günstig, ja er bezeichnet meine Verfahrungsart als eine eigentümliche: daß nämlich mein Denkvermögen gegenständlich tätig sei, womit er aussprechen will: daß mein Denken sich von den Gegenständen nicht sondere, daß die Elemente der Gegenstände, die Anschauungen in dasselbe eingehen und von ihm auf das innigste durchdrungen werden, daß mein Anschauen selbst ein Denken, mein Denken ein Anschauen sei; welchem Verfahren genannter Freund seinen Beifall nicht versagen will.

http://www.zeno.org/Literatur/M/Goethe, ... iches+Wort
Nun ist von Goethe eine weitere Schrift überliefert

'der Versuch als Mittler von Subjekt und Objekt'

über diese Schrift äußert sich Wolf von Engelhardt
'Goethes Aufsatz im Licht von Kants Vernunftkritik'


in Engelhardts Text wird natürlich darauf hingewiesen,
daß es durch Kant eine Wende in der Philosophie gegeben habe
(nicht das Objekt dominiere die Wahrnehmung sondern das Subjekt)

Engelhardt erwähnt aber zusätzlich die Anmerkungen Goethes
und die legen Kant bloß
Sobald der Mensch, beginnt Goethe,
die Gegenstände um sich her gewahr wird, betracht er sie in Bezug auf sich selbst ...
ob sie ihm gefallen oder mißfallen, ob sie ihn anziehen oder abstoßen,
ob sie ihm nutzen oder schaden.

Ein weit schwereres Tagewerk übernehmen die Naturforscher,
wenn sie danach streben,
die Gegenstände der Natur an sich selbst und in ihren Verhältnissen unter einander zu beobachten,
indem sie als gleichgültige und gleichsam göttliche Wesen suchen und untersuchen,
was ist ist, und was nicht behagt.

Daß eine solche Entäußerung dem Menschen schwer fällt, lehren, wie Goethe ausführt,
lehren die in der Geschichte der Wissenschaften überlieferten Hypothesen, Theorien, Systeme und was es sonst für Vorstellungsarten geben mag.

https://edoc.hu-berlin.de/bitstream/han ... lhardt.pdf
demach ist es nur schwer,
die Wahrheit zu finden
der Mensch ist aber grundsätzlich dazu in der Lage,
subjektive Vorurteile aus der Wahrnehmung herauszufiltern

ein Seher ist nicht blind vor Liebe




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Jörn Budesheim
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Sa 27. Okt 2018, 13:03

Jörn Budesheim hat geschrieben : Nun kann man den Begriff Motiv sicherlich in vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen verwenden, vielleicht auch solche, die Richtung Grund gehen.
Jörn Budesheim hat geschrieben : Vielleicht bilden (für unseren Zusammenhang) Motive, neben Ursachen und Gründen eine dritte Gruppe.
Das beschäftigt mich seither. Auf jeden Fall eignen sich "Ursache", "Motiv" und "Grund" jeweils als Antwortschema auf "Warum-Fragen". Müssen wir also drei Klassen annehmen? Oder sind die zwei Klassen "Ursache" und "Grund" in sich noch Mal differenziert? In Bezug auf Gründe so: Gibt es sowohl "motivierende" Gründe als auch "normative" Gründe? Oder sind "normative Gründe" zugleich "motivierende Gründe", so dass es um zwei Aspekte des selben geht? Oder sind Motive als "Antriebe" doch eher etwas was zu den Ursachen zählt?




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Jörn Budesheim
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Sa 27. Okt 2018, 14:39

Nehmen wir noch Mal das Schlangen Beispiel. Max schreckt die Schlange auf. Er glaubt, dass die Tatsache, dass sich eine gefährliche Schlange auf ihn zu bewegt, ihm einen entscheidenden Grund liefert, wegzurennen. Leider die falsche Entscheidung. Diese Schlangenart greift nur bewegliche Ziele an. Max stirbt. Hat Max rational behandelt? Ja. Warum? Denn das klingt doch seltsam: er at sich schließlich nicht an den wirklichen Gründen orientiert. Dennoch hat er rational agiert, da er sich an dem orientiert hat, was er für den Handlungsgrund hielt.

Wir könnten hier sagen, dass wir unterscheiden müssen zwischen den "objektiven Gründen" einerseits, also den Gründen, die vorliegen, was immer Max glaubt und Max' Überzeugungen, also den "subjektiven Gründen" - dem Gehalt seiner Überzeugung, die richtig oder falsch sein kann. (Das sind begriffliche Festlegungen, die ich nur für diese Zeilen nutzen will, da "subjektive Gründe" eigentlich in Widerspruch in sich selbst ist.) Diese "subjektiven Gründe" (seine Überzeugungsinhalte) haben sein Handeln motiviert. Die Motive (aus denen heraus die Handlung erfolgte) sind etwas "Inneres" - bitte nicht davon irritieren lesen, dass es sich dabei um eine räumliche Metapher handelt.

Es gibt also "objektive Gründe" - das ist das, was einfach in der Wirklichkeit vorliegt. Subjekte versuchen diese Gründe zu erfassen und lassen sich davon in ihren Handlungen/Überzeugungen zu etwas motivieren. Ist die "Repräsention" Max' korrekt, dann fallen objektive Gründe und "subjektive Gründe" ineins, die Person ist dann ggf. motiviert, im Lichte der Gründe zu handeln. Ist die "Repräsentation" hingegen verfehlt, liegen objektive Gründe und "subjektiv Gründe" getrennt vor. Die Person kann weiter rational handeln, aber leider im Lichte eines Irrtums, so wie Max, der dafür mit dem Leben zahlte. (Das Subjektive ist der Ort der Irrtümer.)

In räumlichen Metaphern: Gründe sind "außen" (Ein leerer Magen ist innerhalb der Grenzen der Haut - aber natürlich dennoch außen, im Sinne des gemeinten.) Motive sind innen. Bei gelungener Repräsentation sind "subjektive Gründe" und objektive Gründe identisch. Bei verfehlten Repräsentationen fallen sie auseinander.




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Alethos
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So 28. Okt 2018, 12:50

Danke für diese Erläuterungen zum Unterschied zwischen subjektiven und objektiven Gründen. Auch ich halte es so, dass ich die Rede von subjektiven Gründen für einen Widerspruch in sich halte. Lassen wir es aber einmal zum Zweck der Illustrierung gelten: Es gibt 'da draussen' Tatsachen, und sie sprechen für oder gegen etwas, indem sie Anlass für oder gegen ein Tun geben. Und es gibt Gedanken (die natürlich nur bezüglich des Gedachtwerdens subjektiv sind, nicht bezüglich dessen, was sie bedeuten) sowie Gefühle, Meinungen und Einstellungen, die im Subjekt vorkommen, also irgendwie 'innen' sind. Sie sind nicht Teil einer äusseren, für alle anderen zugänglichen Welt. Lassen wir einmal dieses Innen-Aussen-Konstrukt stehen, auch wenn einiges dagegen spricht, es zu tun. Die Frage, die wir beantworten müssen, ist eine andere: Wie können Tatsachen für oder gegen etwas sprechen? Dass ein innerer Zustand, ein Gefühl oder eine Einstellung, zu einer bestimmten Handlung motiviert, das ist relativ einfach einzusehen. Aber warum sollten Dinge da draussen, nackte Tatsachen sozusagen, eine innere Motivation für eine Handlung auslösen? Wie werden aus externen Gegebenheiten intrinsisch motivierende Handlungskräfte?

Oder anders gesagt: Wie argumentieren wir für das Stehenbleiben vor der Schlange, wenn sie nur bei Bewegung beisst, wenn es nicht als richtig vorgegeben ist, nicht gebissen zu werden? An diesem Punkt müssen wir beweisen können, dass es vernünftig ist und deshalb richtig, nicht gebissen zu werden, denn erst aus dem Zusammenspiel dieser Tatsachen ('Nicht gebissen werden ist richtig' und 'Die Schlange beisst nur bei Bewegung') ergibt sich eine Handlungsanweisung, die sich ableitete aus der Objektivität des Richtigen. Erst dann kann man belegen, dass Normativität objektive Gründe hat, wenn man doch herausarbeitet, dass Tatsachen zurecht für etwas sprechen?



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Jörn Budesheim
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So 28. Okt 2018, 17:39

wir können das nicht Mal diskutieren, weil ich es offenbar nicht schaffe, meine Ansicht so darzustellen, dass du überhaupt siehst, was ich wirklich meine. So reden wird die ganze Zeit aneinander völlig aneinander vorbei. Ich weiß auch nicht, wie ich es anders ausdrücken soll. Lassen wir es also einfach darauf beruhen.




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Alethos
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So 28. Okt 2018, 19:05

Tommy hat geschrieben :
So 28. Okt 2018, 16:21
Ich weiß gar nicht was daran so schwer (oder gar widersprüchlich) sein soll.

Subjektive Gründe sind Gründe die dem Subjekt Anlass für dieses oder jenes geben.
Aber das, was sie zu Gründen macht, ist eine argumentative Struktur, und eben deshalb nichts Subjektives.
So wie ein Gedanke auch nicht subjektiv ist, bloss, weil es ein Subjekt ist, der ihn hat, denn der Gedanke als Gedanke formt sich aus begrifflichen Strukturen, die nicht subjektiv sind. Die fregesche Bedeutung des Gedankens, also das, was er zum Inhalt hat, ist dieser Welt da draussen entlehnt, und selbst dann, wenn er zum Gegenstand eine nie da gewesenene Phantasie hätte, so wäre doch das Vermögen zu denken qua alle Fähigkeiten, die es zu diesem Denken machen, entnommen einer objektiv vorhandenen Struktur: einer begrifflichen, syntaktischen oder wie auch immer man sie bezeichnen will.

Dass ein Handlungsanlass nur in dir vorkommt und nur für dich gilt, das macht diesen zu etwas Subjektivem, aber sofern dieser Grund ist, ist er dies nicht mehr. Denn Gründe ergeben sich aus Argumenten, Argumente aus Begriffen, Begriffe aus Tatsachen.



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Jörn Budesheim
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Di 30. Okt 2018, 09:24

Heute habe ich sehr starke Rückenschmerzen. Schmerzen sind in einer gewissen Hinsicht sicherlich etwas subjektives. Dass ich sie habe, ist jedoch eine objektive Tatsache. Um herauszufinden, wofür diese Tatsache objektiv spricht, werde ich mich bald zum Arzt begeben. Es gibt nämlich kein Naturgesetz, was besagt, dass der Begriff "subjektiv " alle Begriffe seiner Umgebung viral infiziert und zu etwas subjektiven macht. Es ist nämlich schlicht und ergreifend eine objektive Tatsache, dass ich dieses subjektive Erleben habe :-)




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Di 30. Okt 2018, 10:19

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 30. Okt 2018, 09:24
Heute habe ich sehr starke Rückenschmerzen. Schmerzen sind in einer gewissen Hinsicht sicherlich etwas subjektives. Dass ich sie habe, ist jedoch eine objektive Tatsache. Um herauszufinden, wofür diese Tatsache objektiv spricht, werde ich mich bald zum Arzt begeben. Es gibt nämlich kein Naturgesetz, was besagt, dass der Begriff "subjektiv " alle Begriffe seiner Umgebung viral infiziert und zu etwas subjektiven macht. Es ist nämlich schlicht und ergreifend eine objektive Tatsache, dass ich dieses subjektive Erleben habe :-)
Du gibst Bescheid, falls und wie sich die Beschwerden med.-diagnostisch objektivieren lassen?




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Jörn Budesheim
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Di 30. Okt 2018, 13:14

Es sind äußerst erstaunliche Dinge passiert. Obwohl ich mich in dem subjektiven Zustand des Schmerzhabens befand, hat der Arzt zum Ausdruck gebracht, dass er dies für eine objektive Tatsache hält. Ich weiß nicht, wie das möglich ist. Aber es kommt noch schlimmer. Obwohl ich mich - wie gesagt - in einem subjektiven Zustand befand, nämlich dem subjektiven Zustand starker Schmerzen, hielt es der Arzt für angemessen, objektive Maßnahmen zu ergreifen?! Er hat mir eine Spritze gegeben. Philosophisch und logisch gesehen, ist das alles kaum möglich, dennoch ist es wirklich passiert. Ich schwöre!




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Stefanie
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Di 30. Okt 2018, 16:01

Ich hoffe, die Spritze hat geholfen, und sehr erstaunlich, dass es noch Ärzte gibt, die in einem solchen Fall eine Spritze geben.

Trotzdem muss ich was fragen, passt fast in alle anderen Threads auch, also dann eben hier.

Was ist mit Gedanken, die nicht kundgetan werden, Gefühle und oder Emotionen, die nicht kundgetan werden, die also nicht erkennbar sind für einen anderen, wie ist das hier mit subjektiv und objektiv?
Bei den Gedanken kann es doch sein, dass nur ich von diesem Gedanken weiß, auch daraufhin eine Handlung ausführe, aber kein anderer weiß und erkennen kann, warum ich so handel, wie ich handel?

Das hieße, dass das Subjekt oder besser das Ich?, gleichzeitig und für sich allein etwas, was nur in der Person vorkommt, sich selber und seine Gedanken und Gefühle als subjektiv und objektiv einordnet?



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Di 30. Okt 2018, 16:46

Stefanie hat geschrieben :
Di 30. Okt 2018, 16:01
Das hieße, dass das Subjekt oder besser das Ich?, gleichzeitig und für sich allein etwas, was nur in der Person vorkommt, sich selber und seine Gedanken und Gefühle als subjektiv und objektiv einordnet?
@Stefanie, kannst Du Deine Frage an einem konkreten Beispiel kurz erklären? Ich verstehe die Frage nämlich nicht. Nur soweit, daß eine Person von einem Gedanken, den sie hat, sagt, er sei objektiv oder subjektiv. Aber das ist irgendwie unsinnig. Ich meine das, was ich zu verstehen glaube, nicht das, was Du geschrieben hast.




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Jörn Budesheim
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Di 30. Okt 2018, 21:18

Tommy hat geschrieben :
Di 30. Okt 2018, 20:22
Daraus folgt aber nicht, dass Schokoladeneis objektiv lecker ist.
Das folgert auch niemand. wenn du nach siehst, was ich wirklich sage, wirst du feststellen, dass ich das niemals behauptet habe und auch niemals behaupten werde.

Dass ich Schokoladeneis mag, ist ein guter Grund in der nächsten Eisdiele danach Ausschau zu halten. Wobei es andere Gründe geben kann, die dagegen sprechen. Das habe ich mehrmals ausführlich ausgeführt, aber niemals etwas in der Art wie du oben sagst behauptet.




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Stefanie
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Di 30. Okt 2018, 22:17

Nein, nicht subjektiv oder objektiv, sondern subjektiv und objektiv.
Es gibt doch keine weitere Person, die das feststellen kann. Wenn niemand außer mir selber weiß, dass ich z.B. Halsschmerzen habe, oder glücklich bin, ist die objektive Tatsache, dass ich Halsschmerzen habe, nur mir gegenüber selber objektiv. Kein anderer weiß ja, dass ich Halsschmerzen habe.

Ich gebe jetzt definitiv auf.



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