Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Do 5. Aug 2021, 10:39
Alethos hat geschrieben : ↑ Do 5. Aug 2021, 09:34
Wie nennen wir aber das Denken, womit wir üblicherweise das Haben von Gedanken meinen, im Unterschied dazu?
Ja, das ist ein Problem. Es gibt eine lange Traditionslinie, die Gefühle (sehr übertrieben gesagt) auf innere Regungen reduziert und sie auch in einen Gegensatz zur Vernunft bringt. Aber das ist wohl ziemlich sicher falsch. Wie wir die Sprache behutsam an das neue Wissen um uns selbst anpassen, wird man sehen
Ich will damit die "andere" (abstraktere?) Vernunft keineswegs abwerten
Als Abwertung habe ich es auch nicht verstanden, eher als Aufwertung der Gefühle, indem du sie als zur Aussenwelt gehörend und mit dieser ebenbürtig darstellst.
Tatsächlich repräsentiert die „res sensa“, wie die res extensa wie überhaupt jede res eine Wirklichkeit, zu der wir ja entsprechenden Zugang haben. Es wäre sicherlich falsch zu behaupten, dass Gefühle nur eine Sache der Innenwelt sei, wie es überhaupt seltsam anmutet, die Welt in ein Innen und ein Aussen aufzuteilen. Das ist in etwa so, als würden wir sie in links oder rechts einteilen wollen oder oben und unten. Ja, es gibt Dinge, die niemand ausser mir fühlen kann in der Art, wie ich sie fühle. Qualia sind ganz exklusive Dinge des entsprechenden Subjekts, das fühlt. Aber nichtsdestotrotz weiss ich ja, was du in etwa fühlst, wenn du dich ärgerst oder freust. Ich kann diese Gefühle ja auch teilen, was unmöglich der Fall sein kann, wenn wir alle in unseren eigenen subjektiven Booten sitzend unbemerkt in der Wirklichkeit treiben würden
Es gibt Verbindungen der sogenannten Innenwelt zur Aussenwelt, die nicht schwach oder brüchig sind, sondern fundamental und stark. Das ist, warum wir nicht allein sind: Weder je mit unseren Gefühlen noch mit ihnen ohne Grund in der Welt. Ja, es gibt Dinge, die nicht zu mir gehören, wie z.B. der Sand unter meinen Füssen oder das Wasser des sardinischen Meers. Aber nichts destotrotz ist „es“ nicht einfach „dort“ und „ich“ „hier“, als vielmehr wir vereint in vielfältigen Relationen.
Ich meine sogar, dass es Teil des Meeres ist, dass dort Leute ihre Freude beim Baden mit ihm teilen. Dass das Meer das nicht fühlt, dass wir es nicht messen können, dass es keine Eigenschaft des Meeres ist, dass er Freude spenden kann, heisst doch nicht, dass diese Freude, die er machen kann, einfach nur eine innere Wirklichkeit ist. Es ist die Freude eine Tatsache, die am Meer vorkommt, wenn nicht als seine Eigenschaft, dann doch gewiss als eine Gemeinschaftsleistung des Meeres und all jener, die sich an ihm freuen.
Die Bedeutung des Meeres, so will ich sagen, die Bedeutung der Dinge überhaupt, die sind nicht einfach nur in meinem Kopf oder in meinem Bedeuten, sondern sie ist verknüpft mit diesen Dingen. Wie das Schöne verknüpft ist einem toten und schönen Stein, weil er eben auch Schönheit bedeutet. Er bedeutet etwas, das mehr ist, als sein blosses Materiesein. Da, auf dieser Ebene der vielfältigen Bedeutungen, gibt es kein Aussen und Innen mehr: Kein Objekt- und Subjektsein mehr, als vielmehr schiere Wirklichkeit. Bedeutsame Wirklichkeit.