Philosophische Reflexionen der Gefühle

Mit Beginn der 1920er Jahre bilden sich in der deutschen Philosophie die Disziplinen der Philosophischen Anthropologie und der Lebensphilosophie aus, deren Grundfragen in den 1990er Jahren eine Renaissance erleben.
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Friederike
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Fr 14. Sep 2018, 16:58

Tosa Inu hat geschrieben :
Fr 14. Sep 2018, 15:01
Deine Idee, dass sich Affekte oder aktuelle Emotionen zu Stimmungen ausweiten können, finde ich nachvollziehbar und ich kann sie teilen. Ob man die reinen Gefühle, die man beim holotropen Atmen erleben kann, Regressionen auf sehr frühe Ebenen sind oder Progressionen in Bereiche der platonischen Archetypen, weiß ich nicht. Aber die Erlebnisse sind schon äußerst eindrucksvoll.
Mich interessiert die Frage nach der Unterscheidung von Gefühlen und Stimmungen. Ob es also damit sein Bewenden hat, daß man sagt, Stimmungen seien nicht-intentional und sobald ein Gefühl nicht-intentional ist oder wird, dann sei es eine Stimmung. Das ist noch reichlich verworren ... für mich steht urplötzlich :lol: im Raum, daß die Unterscheidung möglicherweise gar nicht richtig, bescheidener: nicht angemessen oder nicht erkenntnisfördernd ist.




Tosa Inu
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Fr 14. Sep 2018, 21:37

Friederike hat geschrieben :
Fr 14. Sep 2018, 16:58
Mich interessiert die Frage nach der Unterscheidung von Gefühlen und Stimmungen. Ob es also damit sein Bewenden hat, daß man sagt, Stimmungen seien nicht-intentional und sobald ein Gefühl nicht-intentional ist oder wird, dann sei es eine Stimmung. Das ist noch reichlich verworren ... für mich steht urplötzlich :lol: im Raum, daß die Unterscheidung möglicherweise gar nicht richtig, bescheidener: nicht angemessen oder nicht erkenntnisfördernd ist.
Die Frage nach der Intentionalität kann man in zweifacher Weise verstehen.
1. Sind individuelle Gefühle intentional? Ich verstehe unter Intention eine zielgerichtete Absichtlichkeit und da würde ich individuelle Gefühle von freisprechen, weil sie oft reaktiv sind, darin den Stimmungen nicht unähnlich.
2. Sind Gefühle insgesamt intentional? Hier kann man so etwas wie den evolutionären oder kommunikativen Nutzen im Blick haben und die Grundbeausteine der Gefühle, die Affekte sind ein altes Kommunikationssystem und Motivationssystem, der höheren Säugetiere.



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

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Jörn Budesheim
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Sa 15. Sep 2018, 06:24

Tosa Inu hat geschrieben :
Fr 14. Sep 2018, 21:37
Ich verstehe unter Intention eine zielgerichtete Absichtlichkeit
Ich auch.

Allerdings sind die Begriffe Intention und Intentionalität nicht grundsätzlich gegeneinander austauschbar. Intentionalität bedeutet, dass sich mentale Strukturen auf etwas richten, von etwas handeln.




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Jörn Budesheim
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Sa 15. Sep 2018, 09:27

Friederike hat geschrieben :
Fr 14. Sep 2018, 16:40
Der Gegenstand der Traurigkeit ist die verstorbene Katze. Der Grund für die Traurigkeit ist die verstorbene Katze.
[...]
Ich frage mal anders: Was ist der Sinn der Unterscheidung in "Grund" und "Gegenstand" (Intentionalität) bei Gefühlen?
Unsere Ansichten darüber sind irgendwie "spiegelverkehrt", während du den Sinn der Unterscheidung fragwürdig findest, fällt mir es schwer, die beiden Begriffe überhaupt nur ähnlich zu finden. Dabei ist es für den Zusammenhang vermutlich egal, ob Grund im Sinne von Ursache versteht oder "Grund" im Sinne von "etwas spricht für etwas".

In dem einen Fall wäre es eine Tatsache, die den Gedanken verursacht hat, während es im anderen Fall eine Tatsache wäre, die für den Gedanken spricht.

Wenn man es Mithilfe eines ganz vereinfachenden Diagramms darstellen wollte, dann würde man vielleicht Pfeile nutzen. Während der "Grundpfeil" vor dem Gedanken startet und Richtung Gedanke zeigt - wenn man so sagen darf: es geht um seine Herkunft, weist der "Intentionalitätspfeil" aus dem Gedanken "heraus" auf das, worauf sich der Gedanke richtet, es geht also seine "Richtung".

(Intenionalität - von Lateinisch intendere = richten, ausrichten, lenken)

Man sich ja auch leicht vorstellen, dass der Gedanke vom Tod der Katze gar nicht vom Tod der Katze verursacht wurde, etwa wenn es sich um eine Falschmeldung handelt und man nur irrtümlich glaubt, dass die Katze tot ist. In diesem Fall ist der Grund des Gedankens die Falschmeldung, während sein Gegenstand immer noch der selbe ist. Beziehungsweise: Es gibt gar keinen Grund über den Tod der Katze zu weinen, wo die Katze doch noch lebt, wahrend auch hier der Gegenstand der Traurigkeit immer noch der Gleiche ist.




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Friederike
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Sa 15. Sep 2018, 12:24

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 15. Sep 2018, 09:27
Unsere Ansichten darüber sind irgendwie "spiegelverkehrt", während du den Sinn der Unterscheidung fragwürdig findest, fällt mir es schwer, die beiden Begriffe überhaupt nur ähnlich zu finden. Dabei ist es für den Zusammenhang vermutlich egal, ob Grund im Sinne von Ursache versteht oder "Grund" im Sinne von "etwas spricht für etwas". [...] Wenn man es Mithilfe eines ganz vereinfachenden Diagramms darstellen wollte, dann würde man vielleicht Pfeile nutzen. Während der "Grundpfeil" vor dem Gedanken startet und Richtung Gedanke zeigt - wenn man so sagen darf: es geht um seine Herkunft, weist der "Intentionalitätspfeil" aus dem Gedanken "heraus" auf das, worauf sich der Gedanke richtet, es geht also seine "Richtung".
Hmja, das mit der Pfeilrichtung, das ist ein gutes Bild. Ich kann das im Augenblick nicht weiter verfolgen, aber ich komme darauf sicher zurück.




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Jörn Budesheim
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Sa 15. Sep 2018, 12:28

Tommy hat geschrieben :
Sa 15. Sep 2018, 11:12
Emotion
Nur am Rande, niemand muss sich ja daran halten: In der Philosophie der Gefühle werden mit dem Begriff "Emotion" (in aller Regel) diejenigen Gefühle bezeichnet, die intentional sind, also auf einen Gegenstand gerichtet sind und ihn in einer gewissen Weise seiend darstellen. Etwa den Löwen von weiter oben als "gefährlich".

Demgegenüber gibt es - wie Friederike oben erwähnt hat - auch "Stimmungen", die womöglich kein Objekt haben (wobei ich dabei etwas skeptisch bin - at first glance zumindest). Beispiele sind: Gereiztheit, Lustlosigkeit, gute Laune, Melancholie oder ähnliches. Daneben gibt es natürlich auch Wahrnehmungen: Das Gefühl, welches der Finger auf meiner Haut auslöst.




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Jörn Budesheim
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Sa 15. Sep 2018, 12:34

Friederike hat geschrieben :
Fr 14. Sep 2018, 16:58
Stimmungen
Was wären für dich Beispiele für Stimmungen?

Ich hab weiter oben die gute oder schlechte Laune als Beispiel genommen. Könnte es nicht sein, dass man dabei einfach selbst der Gegenstand des Gefühls ist?




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Jörn Budesheim
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Sa 15. Sep 2018, 18:13

Kurzer Einschub, weil ich es gerade lese: der Emotionsforscher P. Ekman geht davon aus, dass es sechs universelle Basis Affekte gibt: Überraschung, Glück, Zorn, Furcht, Ekel und Traurigkeit.




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Friederike
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So 16. Sep 2018, 08:47

@Jörn, als "Stimmung" würde ich abstrahierend die Farbtönung bezeichnen, mit der wir die Dinge der Welt draußen und innen wahrnehmen und erleben. Die "rosarote Brille" als Metapher. Zur Kennzeichnung dessen, was "Stimmung" ist, finde ich die Lichtmetaphorik am besten. Aber das ist sicher Geschmacksache. Deine Frage bezog sich auf Wörter für konkrete Stimmungen, das habe ich schon verstanden - außer denen, die Du aufgelistet hast ... Heiterkeit, Fröhlichkeit, Trübsinn (entschuldige, falls ich jetzt wiederhole).




Tosa Inu
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So 16. Sep 2018, 09:45

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 15. Sep 2018, 18:13
Kurzer Einschub, weil ich es gerade lese: der Emotionsforscher P. Ekman geht davon aus, dass es sechs universelle Basis Effekte gibt: Überraschung, Glück, Zorn, Furcht, Ekel und Traurigkeit.
Affekte, statt Effekte.
Die kommen nämlich noch zu Tommys Aufzälung dazu.
Die Terminologie ist uneinheitlich, aber es macht Sinn Affekte als das zu sehen, was einem unbewusst ist, während Emotionen das sind, was einem bewusst ist.
Dann gibt es noch Stimmungen, also so eine charakterologische Grundfärbung der Weltsicht, die aber auch äußerlich beeinflusst werden kann.
Es gibt Triebe, die sich aus Affekten konstituieren.
Wahrnehmungen sind die Grundllage von Affekten, d.h. Affekte sind die Antwort auf Wahrnehmungen.
Instinkte könnte man noch nennen, aber der Mensch hat so gut wie keine.
Intuitionen sind irgendwie die höhere Oktave der Instinkte und in ihr werden zwar oft kognitive Inhalte geordnet, aber eben solche die nicht begründbar sind, man es irgendwie "im Urin".



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Friederike
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So 16. Sep 2018, 09:54

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 15. Sep 2018, 18:13
Kurzer Einschub, weil ich es gerade lese: der Emotionsforscher P. Ekman geht davon aus, dass es sechs universelle Basis Affekte gibt: Überraschung [...]
Die Überraschung im negativen Sinne wäre der Schreck? Falls so, was ist denn das Gegenstück dazu, wie sagt man denn, wenn man positiv überrascht ist?

*Effekte habe ich in Affekte korrigiert




Tosa Inu
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So 16. Sep 2018, 09:59

Überraschung ist doch bereits positiv konnotiert.
Man sagt jemandem nicht: Ich hab ne Überraschung für Dich, Dein Auto ist abgebrannt.



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Friederike
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So 16. Sep 2018, 12:29

Tosa Inu hat geschrieben :
So 16. Sep 2018, 09:59
Überraschung ist doch bereits positiv konnotiert. Man sagt jemandem nicht: Ich hab ne Überraschung für Dich, Dein Auto ist abgebrannt.
"Na, das ist ja eine Überraschung" (=Bescherung)
"Was für eine angenehme Überraschung!" "Was für eine nette Überraschung!"
Das zeigt zumindest, daß die Überraschung im gesellschaftlichen Bewußtsein nicht so eindeutig auf positiv (oder negativ) festgelegt ist.




Tosa Inu
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So 16. Sep 2018, 12:37

Du meinst, weil man das Positive noch mal betont?
Aber was wären Beispiele für eine negative Konnotation?
Doch, ich habe selbst eine: Die böse Überraschung.
Gibt es auch, stimmt, tendeziell kenne ich eher die positive Bedeutung, aber ich klebe nicht an der Deutung.



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Jörn Budesheim
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So 16. Sep 2018, 13:21

Friederike hat geschrieben :
So 16. Sep 2018, 12:29
Überraschung
Ein Gefühl, dass man nur haben kann, wenn man einen Begriff von Objektivität hat, denn überrascht werden kann man nur, wenn man weiß, dass es nicht an einem selbst hängt, was der Fall ist. Oder?




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Friederike
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So 16. Sep 2018, 13:35

Tosa Inu hat geschrieben :
So 16. Sep 2018, 12:37
[...] aber ich klebe nicht an der Deutung.
Ich auch nicht. :lol: Der Schreck jedenfalls ist mir durch alle Glieder und durchs Herz gefahren, wie ein Blitz, als ich vor einigen Tagen im Spiegel die obere Gesichtshälfte phosphorgrün sah. Dieses Beispiel zeigt gut -kann man natürlich auch anderen Gefühlen zeigen- wie sehr Gefühle an Gedanken gebunden sind (die sogenannte kognitive Komponente). Erstens war meine Erwartung eine andere und zweitens sah ich vor etlichen Jahren Farben im Spiegel. Dieser Erfahrungskomplex wurde aktualisiert. Die Erklärung für das Phosphorgrüne war die, daß ich unmittelbar vorher ein bißchen selbstvergessen in das rote Lämpchen außen auf der Mikrowelle gestarrt hatte. Der Spuk war also ganz schnell wieder vorbei. Warum schreibe ich das eigentlich? ... Ich glaube, deswegen, weil ich vor diesem Erlebnis bestimmt nicht an den Wörtern "Überraschung" und "Schreck" hängengeblieben wäre.




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So 16. Sep 2018, 13:59

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 15. Sep 2018, 09:27
Unsere Ansichten darüber sind irgendwie "spiegelverkehrt", während du den Sinn der Unterscheidung fragwürdig findest, fällt mir es schwer, die beiden Begriffe überhaupt nur ähnlich zu finden. Dabei ist es für den Zusammenhang vermutlich egal, ob Grund im Sinne von Ursache versteht oder "Grund" im Sinne von "etwas spricht für etwas". In dem einen Fall wäre es eine Tatsache, die den Gedanken verursacht hat, während es im anderen Fall eine Tatsache wäre, die für den Gedanken spricht. Wenn man es Mithilfe eines ganz vereinfachenden Diagramms darstellen wollte, dann würde man vielleicht Pfeile nutzen. Während der "Grundpfeil" vor dem Gedanken startet und Richtung Gedanke zeigt - wenn man so sagen darf: es geht um seine Herkunft, weist der "Intentionalitätspfeil" aus dem Gedanken "heraus" auf das, worauf sich der Gedanke richtet, es geht also seine "Richtung". (Intenionalität - von Lateinisch intendere = richten, ausrichten, lenken) Man sich ja auch leicht vorstellen, dass der Gedanke vom Tod der Katze gar nicht vom Tod der Katze verursacht wurde, etwa wenn es sich um eine Falschmeldung handelt und man nur irrtümlich glaubt, dass die Katze tot ist. In diesem Fall ist der Grund des Gedankens die Falschmeldung, während sein Gegenstand immer noch der selbe ist. Beziehungsweise: Es gibt gar keinen Grund über den Tod der Katze zu weinen, wo die Katze doch noch lebt, wahrend auch hier der Gegenstand der Traurigkeit immer noch der Gleiche ist.
Inzwischen finde ich die Unterscheidung auch nicht mehr fragwürdig. Wenn wir sagen, Gefühle seien intentional, dann treffen wir eine generelle Aussage über eine typische Eigenschaft, die Gefühle kennzeichnet Du hattest an anderer Stelle den Begriff "mentale Struktur" gebraucht. Das meine ich mit "Eigenschaft". Das heißt, es ist eine Aussage über Gefühle. Wenn wir über den Grund eines Gefühles sprechen, dann treffen wir eine Aussage über einen Sachverhalt, der ein Gefühl auslöst. Ich würde "auslösen", "begründen" oder auch "verursachen" als Synonyme verstehen (in diesem Zusammenhang zumindest). Es geht nicht darum, was ein Gefühl charakterisiert, sondern es geht um einen x-beliebigen Sachverhalt, auf den eine Person mit einem Gefühl antwortet.




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Friederike
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So 16. Sep 2018, 16:05

Eine Stimmung mag nicht intentional sein, aber grund-los ist sie mE nicht. Gute oder schlechte Laune, Miesepetrigkeit oder Fröhlichkeit, die rühren sicher nicht von Nichts her. Zuerst ist ein Gefühl und daraus entwickelt sich in der Folge eine Stimmung. Die Stimmung kann ihrerseits dann wieder das Auftauchen bestimmter Gefühle begünstigen. Allerdings muß man wohl noch Zwischenschritte berücksichtigen. Die Stimmung generiert nicht unmittelbar ein Gefühl, sondern läßt Situationen in diesem oder jenem Lichte erscheinen; welche Situationen überhaupt in den Focus unserer Aufmerksamkeit geraten, wie wir sie -gedanklich- bewerten und dann erst folgt das Gefühl.




Tosa Inu
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Mo 17. Sep 2018, 07:33

Und all das beginnt mit dem Affektsystem, was ein System von Reaktionsdispositionen bereit stellt, bei dem es genetisch fixierte Unterschiede hinsichtlich der Reizschwelle, der Dauer und Intensität der Reaktionen gibt.



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

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Mo 17. Sep 2018, 10:26

Tosa Inu hat geschrieben :
Mo 17. Sep 2018, 07:33
Und all das beginnt mit dem Affektsystem, was ein System von Reaktionsdispositionen bereit stellt, bei dem es genetisch fixierte Unterschiede hinsichtlich der Reizschwelle, der Dauer und Intensität der Reaktionen gibt.
Na fein. Woher weiß man das mit den genetisch bedingten Unterschieden eigentlich? Außerdem muß man ja erst einmal das Affektsystemkonzept für richtig befunden haben ... sorry, bin stimmungsmäßig irgendwie grätzig heute. Die Reizschwelle scheint ziemlich niedrig.




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