Philosophische Reflexionen der Gefühle
Wenn du annimmst, dass man diese "Überlagerungen" feinsäuberlich trennen und jedem Beigemischten einen Gegenstand zuordnen kann, dann ist deine These konsistent. Was nicht heisst, dass deine Annahme durch die Annahme bewiesen wäre
Aber ich bin müde, wir sollten dieses Unterfangen für heute lassen.
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Alle lächeln in derselben Sprache.
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- Jörn Budesheim
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Ein Kuchen besteht auch dann aus Eiern und Mehl, wenn man es nicht wieder trennen kann. Es tangiert die Wahrnehmungs-Theorie nicht, wenn man die verschiedenen axiologische Kategorien mischen kann. Warum auch?
Angst ist die Wahrnehmung von Gefahr. Bei der wohligen Angst geht dieses Moment doch nicht verloren, es geht mit anderem eine neue Mischung ein, in der diese spezifischer Wahrnehmung aufgehoben ist.
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Wenn unsere Gefühle so strukturiert sind, wie es diese Theorie vermutet, dann hat es übrigens den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass wir selbst unsere eigene Sprache der Gefühle verstehen können.
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Was ist denn eine "wohlige" Angst @Jörn?
- Friederike
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Ich hatte gehofft, daß ich heute weiß, an welcher Stelle ich einhaken möchte, aber ich weiß es immer noch nicht. Die kognitivistische Gefühlstheorie, über die wir hier diskutieren, ist ein gutes Gerüst, finde ich, aber sie ist eben nur ein Gerüst, das die Struktur erfaßt. Irgendwie, irgendwie wird die "Feingliedrigkeit" (so nanntest Du es, @Alethos) und Komplexität der Situationen nicht angemessen berücksichtigt. Es ist doch im wirklichen Leben niemals so, daß wir uns, wie im Labor, alleine und einzeln dem Tiger gegenübergestellt sehen. Im Gegenteil, Gefühle sind immer Teil einer Situation, und wie begrenzt das formale Objekt funktioniert, das meine ich, habt Ihr am "Neid" dargelegt. Wenn ich meine Gefühlserfahrungen betrachte, dann kommt es mir eher nicht so vor, daß sie mir die Welt zeigen, wie sie ist, sondern mehr so, als würden sie mir zeigen, wie ich die Welt sehen will.
- Jörn Budesheim
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Das kennt man zum Beispiel vom Spielen, die Gefahren-Situation ist nur imaginär. Die "Angst" (oder der Grusel) sind da, aber zugleich weiß man, dass nicht wirklich Gefahr droht. Es kommt hier darauf an, wie sehr man sich einlässt.
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Meines Erachtens tut sie das sehr wohl. Das ist aus meiner Sicht einfach euer unbegründeter Vorbehalt - tut mir leid, das muss ich so deutlich sagen.Friederike hat geschrieben : ↑Di 13. Aug 2019, 09:01Komplexität der Situationen nicht angemessen berücksichtigt
So sehr ich Kuchen mag, der Vergleich hinkt für dein Argument, er widerlegt es sozusagen.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mo 12. Aug 2019, 20:32Ein Kuchen besteht auch dann aus Eiern und Mehl, wenn man es nicht wieder trennen kann.
Denn aus dem Zusammengesetzten emergiert etwas, das sich als etwas Neues wiederum auf einen anderen, neuen Gegenstand beziehen kann (wohlige Angst bezieht sich nicht je auf das Wohlige und das Gefährliche einzeln, sondern als ganz neue Angstqualität resp. wohlige Qualität auf neue Gegenstände). Zudem lässt sich durch dieses Vermischtsein gar nicht mehr konkret oder angemessen bestimmen, um welche Emotionsausprägung (welchen Grad, welche Qualität) es sich handelt. Wie wollte man jetzt überhaupt urteilen können, dass es grundlos sei so zu fühlen, wenn wir nicht einmal bestimmen können, um welches Gefühl es sich denn genau handelt? Zu sagen: "Deine Angst vor Enten ist unbegründet" würde sich eben gar nicht als wahrheitsfähiges Urteil darstellen lassen, insofern wir nur von einer allgemeinen Angst sprechen, aber gar nicht bestimmten, welche Angst genau es ist, von der wir reden: eine kleine Angst, eine verspielte Angst, eine aufregend-abenteurliche Angst, ein wohlige Angst oder doch eher einfach eine dramatisch-theatralische Angst?
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Daraus dass Gefühle (jedes zunächst für sich) einen Gehalt haben, folgt einfach nicht, dass die Komplexität der Situationen nicht angemessen berücksichtigt wird. Es gibt sicher Situationen in denen die Angst die Hauptrolle spielt, ja sogar alle anderen Gefühle zum Schweigen bringt. In anderen Verhältnissen mag sie jedoch bloß unterschwellig wirken und die Lage nur in ein gewisses Licht tauchen. Im Spiel kann sie sich sogar mit dem Spaß vermischen und so eine besondere Melange bilden. Angst und Gefahr sind sehr weite Kategorien, die sehr viel Spiel zulassen. Man kann sogar beim Schachspielen Angst haben vor einem Läufereinschlag auf f7. Das dürfte ziemlich anders sein als die Angst vor dem sozialen Abstieg. Dennoch treffen sich die beiden Situationen darin, dass eine (wenn auch ganz unterschiedliche) Gefahr droht.Friederike hat geschrieben : ↑Di 13. Aug 2019, 09:01Komplexität der Situationen nicht angemessen berücksichtigt
Euer Einwand berücksichtigt einfach nicht die Weite der Kategorie Gefahr und die Möglichkeit in verschiedenen Formen und Verhältnissen aufzutreten. Sie berücksichtigt auch nicht, was es heißt, die Sprache der Gefühle "zu sprechen" und zu verstehen. Es ist hier wie mit jeder halbwegs brauchbaren Sprache: aus den Elementen kann durch Kombination und Rekombination sowie aus dem Zusammenspiel mit der Situation, in der sie vorkommen, eine große Bedeutungsvielfalt entstehen.
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Mir kommt es so vor, als würde ich gegen Dich nie "einen Stich kriegen" (die Redewendung muß zu irgendeinem Spiel gehören, Du weißt wahrscheinlich besser als ich zu welchem. Obwohl es nicht "Schach" ist).Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Di 13. Aug 2019, 09:11Meines Erachtens tut sie das sehr wohl. Das ist aus meiner Sicht einfach euer unbegründeter Vorbehalt - tut mir leid, das muss ich so deutlich sagen.Friederike hat geschrieben : ↑Di 13. Aug 2019, 09:01Komplexität der Situationen nicht angemessen berücksichtigt
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Skat?
Ich hab das im folgenden Beitrag jedoch auch begründet!
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Ja, ich hatte Deine ausführliche Begründung zuerst gelesen und anschließend die Kurzversion. Mein wohlwollend, willenloses, resignatives "mich dreinergeben" bezog sich genaugenommen auf Deinen Begründungsbeitrag, aber ich war zu bequem um dorthin zu wechseln.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Di 13. Aug 2019, 10:19Ich hab das im folgenden Beitrag jedoch auch begründet!
Doch, ich denke schon, dass mein Einwand das berücksichtigt. Er speist sich förmlich aus der Berücksichtigung der Bedeutungsweite von Emotionen.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Di 13. Aug 2019, 09:30Euer Einwand berücksichtigt einfach nicht die Weite der Kategorie Gefahr und die Möglichkeit in verschiedenen Formen und Verhältnissen aufzutreten.
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... aber nicht aus der entsprechenden Bedeutungsweite der Kategorie :-)
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Ich schätze, wir kommen da nicht zusammen. Die Kategorie Gefahr (zum Beispiel) ist sehr weit und schränkt nicht ein, meine ich.
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Alethos hat geschrieben : ↑Di 13. Aug 2019, 11:16Doch, ich denke schon, dass mein Einwand das berücksichtigt. Er speist sich förmlich aus der Berücksichtigung der Bedeutungsweite von Emotionen.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Di 13. Aug 2019, 09:30Euer Einwand berücksichtigt einfach nicht die Weite der Kategorie Gefahr und die Möglichkeit in verschiedenen Formen und Verhältnissen aufzutreten.
Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Di 13. Aug 2019, 12:19Ich schätze, wir kommen da nicht zusammen. Die Kategorie Gefahr (zum Beispiel) ist sehr weit und schränkt nicht ein, meine ich.
Vermutlich kommen wir wirklich nicht zusammen, weil ich die Kategorie durch das Gefühl definieren möchte und du durch durch die Bedeutungsweite des Gegenstands für die Emotion.
Aber ein Bungee-Sprung (exemplarisch für das Gefährliche): Er kann panische Angst auslösen oder freudvolle Angst oder auch überhaupt keine. Die Bedeutungsweite des Gefühls Angst lässt sich nicht unter den allgemeinen Begriff des Gefährlichen fassen.
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Oja, ich stimme Dir zu. So anschaulich das plakative Beispiel mit der Schlange und der Ente ist (zum Aufzeigen der wesentlichen Strukturmerkmale der Emotionen ist es auch nicht schlecht), aber gerade bei der Angst ist das so plausible und bestechende formale Objekt nur dem Anschein nach so plausibel und bestechend. Alle anderen fo's, die wir zu anderen Emotionen aufgetan haben sind besser als die Gefährlichkeit, mit der wir mE die entscheidenden Ängste nicht erfassen. Die entscheidenden Ängste sind die Existenz- und Lebensängste, die Sorge und Befürchtung um alle die möglichen Vorkommnisse, die womöglich eintreten könnten und von denen die meisten nicht eintreten. Ich weiß @Jörn, daß Du dazu schon vor einigen Tagen eine Antwort geschrieben hattest, in der Du die Gefährlichkeit als fo verteidigst.
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Beim Bungee-Sprung bzw. vor dem Sprung keine panische Angst zu haben, das könnte man geradezu als pathologisch bezeichnen (was man allerdings nicht tut). Das ist lebens-gefährdend.