Friederike hat geschrieben : ↑ Mo 9. Aug 2021, 17:04
NaWennDuMeinst hat geschrieben : ↑ Mo 9. Aug 2021, 16:30
Wieso musst Du das immer wieder sagen, wenn es doch schon verstanden wurde? Denn natürlich empfindet Jemand, der wütend
und neidisch ist Wut, und Neid, auch wenn ihm das Neidmotiv zunächst nicht bewusst ist. Es ist eben nicht so, dass die Wut rückwirkend zum Neid wird ("oh, ich habe ja niemals Wut empfunden"). [...]
Ja, ich habe es nochmal gesagt, weil es die Antwort auf meine Frage war, wie es möglich ist, ein Gefühl (wie Wut) zu haben und später zu entdecken, daß man eigentlich traurig oder verletzt ist (ich nehme dieses Beispiel, weil dies meiner Erfahrung entspricht).
Wie das möglich ist? Na durch Selbstreflexion, oder durch Jemanden der einen darauf hinweist: "Sag' mal kann es sein, dass Dich der Vorfall verletzt hat?"
Aber die Frage ist doch wieso wir hier überhaupt darüber sprechen. Jörn bringt diese Beispiele ja nicht zum Spaß. Er bringt sie, weil er meint das seien Beispiele für "richtige" und "falsche" Gefühle, bzw dafür dass man sich irren kann und ein Gefühl meint zu haben was man nicht hat. Und warum will er klarstellen dass man sich irren kann? Das ist halt seine Realistenmission: Nur wenn man sich irren kann, dann ist es objektiv (sonst nicht).
Und dagegen spreche ich mich hier aus, weil ich nicht glaube, dass es bei Gefühlen einen Irrtum in dieser Form gibt. Irren (oder im Unklaren sein) können wir uns über unsere Gefühle nur in sofern, als das wir nicht genau wissen welches Gefühl da gerade in uns vorhanden ist: "Ich dachte das war Wut, aber eigentlich war es Neid". Dann hat aber nicht das Gefühl gewechselt und es gab auch kein "falsches Gefühl".
Das Gefühl bleibt ganz und gar das Gleiche, wir haben es nur falsch benannt. Es kann aber auch genauso gut beides sein. Wir empfinden Neid und Wut, wobei die Wut so dominant ist, dass wir den Neid nicht bemerken (erst dann wenn wir anfangen über unsere Gefühle und Motive intensiver nachzudenken: "Warum bin ich so wütend? Weil ich neidisch bin").
Ich war zuerst unschlüssig, ob man im Wütendsein schon eine Ahnung des dahinter oder darunter liegenden Gefühls hat. Insofern in solch einem Fall tatsächlich das Wort "unecht" zu gebrauchen naheliegend wäre. Aber dann bin ich zu dem Entschluß gekommen, daß man (echt
) wütend ist und "in Wahrheit" traurig oder neidisch (gleichzeitig geht, glaube ich, nicht).
Es könnte auch ein Drittes sein. Manchmal ist unsere Gefühlwelt chaotisch und ja, natürlich können wir zu einer Sache mehrere - auch widersprüchliche - Gefühle gleichzeitig haben.
Denk mal an die Hassliebe, oder das Gefühlschaos das man hat, wenn man Liebeskummer hat. Man liebt und trauert und fürchtet sich gleichzeitig (und manchmal hasst man auch: "Warum tut er/sie mir das an?").
Der Thrill des Achterbahnfahrens (oder bei Extremsportarten) kommt bei manchen daher, dass man Angst hat und diese Angst gleichzeitig Freude bereitet ("Nervenkitzel"). Sehr eng verbunden sind auch Schmerz und Lust (zumindest bei einigen Menschen).