Von Menschen und Schiffen

Mit Beginn der 1920er Jahre bilden sich in der deutschen Philosophie die Disziplinen der Philosophischen Anthropologie und der Lebensphilosophie aus, deren Grundfragen in den 1990er Jahren eine Renaissance erleben.
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TsukiHana
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So 27. Jun 2021, 00:26

AndreaH hat geschrieben :
Sa 26. Jun 2021, 22:36
und ich denke.... du hälst es in den Bergen nur aus, weil ab und zu ein Wässerchen plätschert! :mrgreen:
Da wird es in Osttirol wohl nur 1 Durchreisetag für dich werden, denn dort gehen die Steilwände der Berge senkrecht hoch. Dies war selbst für mich sehr beengend. ;)
Jaja, Wasser macht die Berge für mich erträglicher, Regen sogar poetischer... :D
Die Chinesen meinen es sehr gut mit mir - Berge direkt am Wasser, wie in HongKong am Perlfluss.
Oder Cape Town, wo man vom Tafelberg eine einzigartige Sicht bekommt...
also ich könnte schon Orte aufzählen, wo ich durchaus sagen würde: "Na, geht doch!" :mrgreen:
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TsukiHana
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Sa 3. Jul 2021, 01:45

Meer am Morgen

Herrlich schäumende Salzflut
im Morgenlicht,
die tiefen Bläuen
in weißen Stürzen auskämmend,
hin
über grünere Seichten
zur Küste stürmend -
aus - rollend dich nun,
die Felsen hochauf umleuchtend!
Metallgrün
stehen die runden rauschenden Büsche
vor deinen fernher schwärzlichen Böen,
und rötlich milchige Wolken
strecken sich lang
in den zärtesten Himmel
darüber.

Christian Morgenstern

.
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Stefanie
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Sa 3. Jul 2021, 08:27

TsukiHana
Dat dauert dann exakt 3 Tage, bis mir die ollen Berge einfach nur noch auf die Nerven gehen, weil sie mir schlicht die Sicht versperren
Genau, Berge versperren einem die Sicht und die Aussicht. Berge auch schön, keine Frage, beeindruckend, aber eben ... Berge. Ausserdem bin ich nicht schwindelfrei,
Nach Hongkong oder Südafrika werde ich wohl so schnell nicht hinkommen, aber es gibt sowas auch in klein.
In der Türkei gibt es eine Ferienregion da reichen die Ausläufer des Taurusgebirge bis an den Strand. Nachdem man- also ich- sich traut an den Rand eines geeigneteten Aussichtspunktes an einer Küstenstraße zu gehen, geht es steil nach unten, Felsen, Klippen, es öffnet sich alles, hinter dir Berge (zum teil sieht man ganz oben noch Schnee) und vor einem das Meer.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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TsukiHana
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Sa 3. Jul 2021, 15:50

Stefanie hat geschrieben :
Sa 3. Jul 2021, 08:27
TsukiHana
Dat dauert dann exakt 3 Tage, bis mir die ollen Berge einfach nur noch auf die Nerven gehen, weil sie mir schlicht die Sicht versperren
Genau, Berge versperren einem die Sicht und die Aussicht. Berge auch schön, keine Frage, beeindruckend, aber eben ... Berge. Ausserdem bin ich nicht schwindelfrei,
Nach Hongkong oder Südafrika werde ich wohl so schnell nicht hinkommen, aber es gibt sowas auch in klein.
In der Türkei gibt es eine Ferienregion da reichen die Ausläufer des Taurusgebirge bis an den Strand. Nachdem man- also ich- sich traut an den Rand eines geeigneteten Aussichtspunktes an einer Küstenstraße zu gehen, geht es steil nach unten, Felsen, Klippen, es öffnet sich alles, hinter dir Berge (zum teil sieht man ganz oben noch Schnee) und vor einem das Meer.
Da sind wir uns einig, Berge/Felsen in eine Küstenstraße "integriert" haben immer hohen Unterhaltungswert. :D

Auch an Europas Küsten fand ich bezaubernde Orte. Einige blieben mir ganz besonders in Erinnerung, es zog/zieht mich immer wieder in diese Gegenden...
Einer dieser Orte liegt in Nordirland. Giant’s Causeway, ca 80 Km von Belfast entfernt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Giant%E2%80%99s_Causeway
Entdeckt habe ich ihn in meiner zarten Jugend von Land aus, eher zufällig, am Ende einer Irland-Reise, die ein Teil eines internationalen Friedens-Projektes für Schüler war. Im Friedens-Zentrum Corrymeela endete die Reise dann mit einer Tagung. https://www.corrymeela.org/news/210/new ... m-violence
Nach dem offiziellen Teil blieben uns noch ganze 2 Tage, um die Gegend zu erkunden. Nach einer beschwerlichen Wanderung durch dauerhaften Nieselregen, der uns nur wenig Raum für Begeisterung für die einzigartige Landschaft ließ, dann die Belohnung:
ein Sonnenuntergang der ganz besonderen Art, der für mich bis heute unvergesslich bleibt...
Es freut mich, dass dieser magische Ort inzwischen unter dem Schutz der UNESCO steht. Bleibt auch zu hoffen, dass die Massen an Touristen, die dort zeitweise einfallen und eine wahre Völkerwanderung veranstalten, nicht vergessen diesen Ort auch zu schützen. Sowohl von Land, wie auch vom Meer aus.
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TsukiHana
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Mo 12. Jul 2021, 01:28

Los Organos auf La Gomera - eine faszinierende Basalt-Felsformation, die nur vom Wasser aus zu bewundern ist.
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Nauplios
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Mo 12. Jul 2021, 03:57

"... nur vom Wasser aus zu bewundern", d.h. ansichtig wird ihrer nur, wer als Landtreter die Grenzverletzung der Seefahrt, wenngleich in Küstennähe, riskiert. Das Sehen ist geknüpft an die Voraussetzung eines Einsatzes, die Bewunderung das Ergebnis nautoskopischer Sicht. Gefahrenlagen zu meistern, ist im Mythos oft die Bedingung für exklusives Sehen. Sogar das Sehen selbst kann noch gefährlich werden, etwa beim unvorsichtigen Blick auf das Schlangenhaupt der Medusa. Beim Blick auf das Felsmassiv an der Nordküste von La Gomera droht dem Sehenden keine Versteinerung, weil das Gesehene bereits versteinert ist. Was also mag der Basalt gesehen haben, daß ihm dieses Schicksal widerfahren ist? ;)

Schön, wieder von Dir zu lesen, TsukiHana.




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Friederike
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Mo 12. Jul 2021, 09:24

Ein kurzes, halbes offtopic angesichts der Felsformation -

Ich weiß nie, wie ich die Wucht eines Erstaunens angemessen zum -wörtlichen- Ausdruck bringen kann.
"Wow" oder "boah" oder "grandios" ...? Auf FB grassiert neuerdings "so schön"; nur ist es nicht genau dies, was ich ausdrücken will und außerdem ist's stereotyp.




Nauplios
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Mo 12. Jul 2021, 18:46

Friederike hat geschrieben :
Mo 12. Jul 2021, 09:24


Ich weiß nie, wie ich die Wucht eines Erstaunens angemessen zum -wörtlichen- Ausdruck bringen kann.
"Wow" oder "boah" oder "grandios" ...? Auf FB grassiert neuerdings "so schön"; nur ist es nicht genau dies, was ich ausdrücken will und außerdem ist's stereotyp.
Vielleicht kann der Name des Photos einen Fingerzeig auf die "Wucht des Erstaunens" geben: "Orte der Sehnsucht". - Und wie immer bietet der Mythos ein Narrativ an: Die Sehnsucht, das Verlangen, die Bewunderung ... all das fällt in die Zuständigkeit der Staatssekretäre Anteros, Pothos und Himeros, deren oberster Dienstherr dem Liebesministerium vorsteht: Eros. - Dieser Pothos leitet eine Spezialabteilung für Sehnsucht und wird von Plato im Symposion erwähnt - das ist eine Art Facebook der Antike mit Foodporn, Drinkporn und sonstigen Berichten über exzessive Ausschweifungen. Und dort heißt es auch desöfteren "so schön": τόσο όμορφα.

;)




Nauplios
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Di 13. Jul 2021, 01:43

Von Menschen und Schiffen und Mythen - so ließe sich durchaus ergänzen, ist doch im "Von" der Mythos schon Integral. - "Erzähl' von ... " - Erzählt werden soll im zeitlich vagen Sinne von früher, von damals, im unbestimmtesten aller Vagheiten von einst.

Von Menschen und Schiffen - als Überschrift deckt das einiges von dem, was der Mythos uns berichtet, sei es die Überfahrt nach Troja, die "Irrfahrten" des Odysseus, die Fahrt der Argonauten oder der wilde Ritt über das Mittelmeer, den Europa auf dem Rücken des Stiers bei ihrer Entführung zurücklegt.

Von Menschen und Schiffen - eignet sich jedoch ebenso für eine Urgeschichte des Logos. Für Thales war das Wasser Urgrund und Ursprung von allem. Und noch für Foucault wird der Mensch eines Tages verschwinden wie am Meeresufer ein Gesicht im Sand.

"Der Mythos ist selber Logos", notiert Arnold Gehlen, "und was ihn tötet ist nicht die steigende Rationalität, sondern das entstehende historische Bewußtsein." (Urmensch und Spätkultur; S. 258)

Von Menschen und Schiffen - wird immer zu erzählen sein.




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infinitum
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Di 13. Jul 2021, 16:36

@TsukiHana: auch von mir ein fasziniertes Dankeschön, dass du die Bilder gepostet hast. Einfach traumhaft! :o



summonsound.wordpress.com
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Jovis
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Fr 30. Jul 2021, 09:31

Zufallsfund heute Morgen - da musste ich doch gleich an dich denken, TsukiHana!
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NaWennDuMeinst
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Do 28. Okt 2021, 00:30

Heute habe ich mir den Film "Das Heulen des Wolfes" angeschaut, ein Film über U-Boot-Fahrer.
Eingeleitet wird der Film mit folgendem Zitat:

Es gibt drei Arten von Menschen...
Die Lebenden,
Die Toten,
Und die, die zur See fahren.


Was meint Aristoteles damit? Dass Seefahrer immer an der Schwelle zwischen Leben und Tod stehen?
Oder geht es um mehr?



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
Tread softly because you tread on my dreams.
(William Butler Yeats)

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Friederike
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Do 28. Okt 2021, 16:05

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Do 28. Okt 2021, 00:30
[...] Es gibt drei Arten von Menschen...
Die Lebenden,
Die Toten,
Und die, die zur See fahren.


Was meint Aristoteles damit? Dass Seefahrer immer an der Schwelle zwischen Leben und Tod stehen? Oder geht es um mehr?
Die Lebenden haben eine Heimat (die Erde), die Toten haben eine Heimat (das Totenreich) und die, die zur See fahren sind heimat-los ... ?




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NaWennDuMeinst
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Sa 30. Okt 2021, 01:32

Friederike hat geschrieben :
Do 28. Okt 2021, 16:05
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Do 28. Okt 2021, 00:30
[...] Es gibt drei Arten von Menschen...
Die Lebenden,
Die Toten,
Und die, die zur See fahren.


Was meint Aristoteles damit? Dass Seefahrer immer an der Schwelle zwischen Leben und Tod stehen? Oder geht es um mehr?
Die Lebenden haben eine Heimat (die Erde), die Toten haben eine Heimat (das Totenreich) und die, die zur See fahren sind heimat-los ... ?
Ja, auch möglich. Der Seefahrer als eine Art Nomade, ein Mensch den es immer fort und hinaus zieht, der keine wahre Heimat hat (ausser die See).
Auf jeden Fall muss der Schöpfer dieses Vergleichs wohl gemeint haben, dass die Seefahrer ein besonderer Typus Mensch sind, nicht mit den gewöhnlichen Lebenden und Toten vergleichbar.
Das sind immer die Momente wo mir auffällt wie unzureichend Geschriebenes ist. Es reagiert einfach nicht auf Rückfragen.
;-)



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Friederike
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Sa 30. Okt 2021, 19:20

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Sa 30. Okt 2021, 01:32
[...] Auf jeden Fall muss der Schöpfer dieses Vergleichs wohl gemeint haben, dass die Seefahrer ein besonderer Typus Mensch sind, nicht mit den gewöhnlichen Lebenden und Toten vergleichbar. Das sind immer die Momente wo mir auffällt wie unzureichend Geschriebenes ist. Es reagiert einfach nicht auf Rückfragen. ;-)
Weil es mir keine Ruhe ließ, habe ich gegoogelt und dabei feststellen müssen, daß sowohl die Aristoteles- als auch die Platon-Kundigen dieses Zitat oder ein ähnliches in den Texten der beiden Heroen nicht ausfindig machen können. Egal, es wurde geschrieben oder mündlich tradiert und dann aufgeschrieben, aber Antwort kriegen wir keine (null Reaktion :lol:). Das Gute daran ist, daß die Lebenden zu den Sätzen denken können, was sie wollen.




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NaWennDuMeinst
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Sa 30. Okt 2021, 20:50

Friederike hat geschrieben :
Sa 30. Okt 2021, 19:20
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Sa 30. Okt 2021, 01:32
[...] Auf jeden Fall muss der Schöpfer dieses Vergleichs wohl gemeint haben, dass die Seefahrer ein besonderer Typus Mensch sind, nicht mit den gewöhnlichen Lebenden und Toten vergleichbar. Das sind immer die Momente wo mir auffällt wie unzureichend Geschriebenes ist. Es reagiert einfach nicht auf Rückfragen. ;-)
Weil es mir keine Ruhe ließ, habe ich gegoogelt und dabei feststellen müssen, daß sowohl die Aristoteles- als auch die Platon-Kundigen dieses Zitat oder ein ähnliches in den Texten der beiden Heroen nicht ausfindig machen können.
Ja, ich habe natürlich auch geschaut. In dem Film wird das Zitat eingeblendet und als Quelle Aristoteles angegeben. Im Netz wird das Zitat abwechselnd Platon oder Aristoteles zugeschrieben. Irgendwo gab es auch noch eine dritte Quelle, aber die habe ich vergessen.
Egal. Manchmal ist das was man sich selber dazu denkt vielleicht auch wichtiger.



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