... Wenn man mitten auf dem Wasser ist, dann vergisst man sich und die Welt. Das Wasser hat einen gewaltigen und riesigen Ausdruck und meine Existenz und meine kleine Welt bestehend aus Plänen, Sorgen, Ideen ist dagegen so winzig in einem Punkt...das ist dann erleichternd...und da ist dann noch soviel anderes um das eigene kleine Pünktchen herum, das man nicht kennt...also noch viel zu entdecken...
Nach spätestens 3 Tagen auf offener See vergesse ich sogar dieses kleine Pünktchen, was ein wunderbarer Zustand ist. Da sind ja auch noch weitere kleine Pünktchen, denn so ein Boot bedienen viele Hände gemeinsam...
„Wir sitzen alle in einem Boot" ist dann nicht nur eine Metapher, oder Floskel, sondern oft genug auch eine wirkliche Herausforderung und ein riesiges Lernfeld.
Oh, ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie mich einst diese Lektüre tief berührte. Alan Watts gelang es damals eine Tür bei mir zu öffnen, die sich bis heute nicht mehr schließen sollte...
.
Re: Von Menschen und Schiffen
Verfasst: Do 18. Mär 2021, 19:56
von Stefanie
Mir ist aufgefallen, dass ich noch nie segeln war.
Ich war im Meer, am Meer undvauf dem Meer mit motorbetriebenen Booten und Schiffen, großen Fährschiffen, auf Seen mit Ruderbooten, Tretbooten, auf einem Fluss in Paddelbooten, Ausflugsschiffen, Autofähren, Fähren. Nur gesegelt bin ich noch nicht. Blöd.
Stimm!
Das lässt sich ja noch ändern, denn an Angeboten, wo man (auch für kleines Geld) mitsegeln kann, mangelt es nicht.
Kann man da nicht auch einfach so mitsegeln.. als philosophische Betreuung sozusagen für den tristen Horizont von dem man wohl sicherlich oft und lang genug auf See umgeben ist?
Ich stelle mir das "grausam" vor, längere Zeit auf See zu sein. Mir hat schon die Überfahrt nach Bornholm gereicht.. und das war eine komfortable Fähre, wo man das neue Land bereits sah, als das alte am Horizont verschwand.
Kann man da nicht auch einfach so mitsegeln.. als philosophische Betreuung sozusagen für den tristen Horizont von dem man wohl sicherlich oft und lang genug auf See umgeben ist?
Ein alter Segler-Spruch besagt:
"Auf jedem Schiff was schwimmt und schwabbelt, gibt’s irgendeinen, der dämlich sabbelt."
Junge, mach Dich nicht unglücklich und bleib lieber an Land! Es sei denn, Du kannst kochen und schweigen!
Sind die Kochkünste nur wenig überzeugend, lässt Dich die Mannschaft eher kielholen...
.
Re: Von Menschen und Schiffen
Verfasst: So 21. Mär 2021, 11:55
von TsukiHana
So mancher Käpt`n bedauert es sicherlich, daß Kielholen in der traditionellen Seefahrt als Strafe ersatzlos abgeschafft wurde. https://de.wikipedia.org/wiki/Kielholen
Ich stelle mir das "grausam" vor, längere Zeit auf See zu sein...
Man sollte sehr achtsam sein, sonst wird der Aufenthalt nur von überschaubarer Dauer!
Die Halse ist ein Segelmanöver, bei dem es vor allem darum geht, das Deck von unliebsamen Landratten, klugscheißenden Laien und anderen Verkehrshindernissen zu räumen...
„Worte sind wie Rettungsringe, die dem Leben dienen;
auf den tiefen Grund der Dinge kommst du schwer mit ihnen.“
Ja. Vieles muss man selbst erst erlebt haben um zu erahnen, welche Worte wohl im Leben dienlich sein können. Aber selbst damit bleibt man zu so mancher Stunde einfach nur wortlos und bestaunt die Dinge, wie man sie erlebt.
...selbst damit bleibt man zu so mancher Stunde einfach nur wortlos und bestaunt die Dinge....
Meeres Stille/Johann Wolfgang von Goethe
Tiefe Stille herrscht im Wasser,
Ohne Regung ruht das Meer,
Und bekümmert sieht der Schiffer
Glatte Fläche ringsumher.
Keine Luft von keiner Seite!
Todesstille fürchterlich!
In der ungeheuern Weite
Reget keine Welle sich.
.
Re: Von Menschen und Schiffen
Verfasst: So 21. Mär 2021, 15:20
von iselilja
Wie ein Schiff
das im Morgenwind erwacht
geht meine Seele träumerisch auf Reisen
fernem Himmel zu
frei nach Baudelaire
Das Bild dazu muss man sich leider - oder auch zum Glück? - erträumen.
...kann geliefert werden!
Es ist fast die gleiche Stelle, wie auf dem Bild zuvor, nur bei auflaufendem Wasser am frühen Morgen. Unsere Nachbarn schlafen da noch...
Apropos Baudelaire...
Der Mensch und das Meer
Du freier Mensch, du liebst das Meer voll Kraft,
Dein Spiegel ist's. In seiner Wellen Mauer,
Die hoch sich türmt, wogt deiner Seele Schauer,
In dir und ihm der gleiche Abgrund klafft.
Du liebst es, zu versinken in dein Bild,
Mit Aug' und Armen willst du es umfassen,
Der eignen Seele Sturm verrinnen lassen
In seinem Klageschrei, unzähmbar wild.
Ihr beide seid von heimlich finstrer Art.
Wer taucht, o Mensch, in deine letzten Tiefen,
Wer kennt die Perlen, die verborgen schliefen,
Die Schätze, die das neidische Meer bewahrt?
Und doch bekämpft ihr euch ohn' Unterlass
Jahrtausende in mitleidlosem Streiten,
Denn ihr liebt Blut und Tod und Grausamkeiten,
O wilde Ringer, ewiger Bruderhass!
Sag ma... mit Logik hast Du es nicht so, wat?
Oder unterstellst Du mir jetzt schon, dass ich über`s Wasser laufen kann? Keins! Das sind unsere noch schlafenden Nachbarn, die unweit von unserem Schiff über Nacht ankerten. Eine Nach auf offener See ist nicht immer so erholsam, also sucht man sich eine geschützte Bucht, wo es nicht ganz so schaukelig wird und wir ruhig schlafen können.
Wir setzen gerade die Segel und fahren hinaus...
„Man kann keine neuen Ozeane entdecken, hat man nicht den Mut, die Küste aus den Augen zu verlieren.“
(André Gide)
Re: Von Menschen und Schiffen
Verfasst: Di 23. Mär 2021, 17:13
von iselilja
Achso, jetzt verstehe ich. Das sind praktisch alles Fotos, die Du selbst geschossen hast.
Nun, ein kurzer Blick (besser noch die Lektüre) des ersten Beitrags in diesem Thread hätte Dir schon viele Fragen beantwortet. Aber guuuut, sabbelige Landratten brauchen halt reichlich Döntjes, bevor sie den Wert von echtem Seemannsgarn erkennen!
LANGSAM... Hauptsache auf Kurs!
Navigation ist, wenn man trotzdem ankommt, denn auch stille Wasser sind naß.
hehe, da fühle ich mich doch gleich angesprochen....
Am Wochenende beendete ich die überaus amüsante Lektüre von "Der Schiffskoch" des holländischen Autors Deen Mathijs, erschienen im MARE-Verlag.
Aus dem Klappentext:
Statt die Weltmeere zu bereisen und fremde Länder zu erkunden, fristet die Crew des Feuerschiffs Texel ein Leben an der Ankerkette. In der öden Alltagsroutine bilden die ausgefallenen Gerichte des verschrobenen Schiffskochs die einzigen Lichtblicke. Doch das Ziegenböckchen, das der Koch als Hauptzutat seines nächsten Menüs lebendig mit auf das Schiff bringt, setzt eine unerwartete Dynamik in Gang: Für Teile der Mannschaft wird es vom Proviant zum Kameraden, anderen gegenüber zeigt es seine diabolische Seite und löst inmitten dichter Nebelschwaden Chaos an Bord der Texel aus. Und als der Nebel sich endlich lichtet, gibt es einen Toten zu beklagen ...
Mit wundervoll lakonischem Humor und literarischem Tiefgang entführt uns Mathijs Deen auf sein fest verankertes Narrenschiff, auf eine Reise ohne Ziel, über ein Meer von skurrilen Begebenheiten...
Ich konnte nicht aufhören zu lesen.
.
Re: Von Menschen und Schiffen
Verfasst: Do 25. Mär 2021, 07:50
von TsukiHana
Am 22 März war Weltwassertag. Er stand unter dem Motto:
„Wert des Wassers“
.
Seele des Menschen,
Wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen,
Wie gleichst du dem Wind!
Johann Wolfgang von Goethe
Re: Von Menschen und Schiffen
Verfasst: Di 30. Mär 2021, 02:16
von TsukiHana
Ist DAS hier schon die Küste von Narragonien ?
„Ja würt all gschrifft vnd ler veracht
Die gantz welt lebt in finstrer nacht
Vnd dût in sünden blint verharren
All strassen gassen sindt voll narren.“
.
Re: Von Menschen und Schiffen
Verfasst: Di 30. Mär 2021, 05:28
von iselilja
Vom Boot aus betrachtet liegt Narretannien in allen Richtungen. Echte Landratten wissen sowas.
„Der Anblick einer solchen Küste genügt, dass eine Landratte eine Woche lang von Wracks, Gefahr und Tod träumt, und mit diesem Anblick sagten wir (...) Lebewohl.“
(Charles Darwin)