"Morgen früh, wenn Gott will, ...
- Jörn Budesheim
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Gott hat halt die Nacht mit genau der Länge bedacht, die der Mensch zum Ruhen braucht. Heute ersetzt man Gott oft durch die Evolution, aber nicht immer zum Vorteil der Argumentation :)
- Friederike
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Ich gehe Deinen Text weiter durch ...
Hm, warum es gerade seinslogische, ontologische Perspektiven sein sollen, die vielfältig vorkommen, das verstehe ich nicht. Ich lese weiter, vielleicht klärt es sich.Alethos hat geschrieben : ↑Sa 21. Sep 2019, 15:36Nun könnte man also denken, dass es empirische Begriffe gibt, die ganz konkret die Wirklichkeit beschreiben können, wie sie ist resp. könnte man meinen, dass es eine einzige Lage gäbe, in die Wirklichkeit geraten sein könnte. Aber ich meine vielmehr, dass die Wirklichkeit nicht nur eine Ausprägung hat und dass die (von uns beschriebenen) Dinge in der Welt nicht nur eine Draufsicht erlauben, sie erzwingt gar mehrere Draufsichten. Die Wirklichkeit zeigt sich vielmehr in einer Überlagerung von Perspektiven auf sie, nicht nur subjektive, aber auch, aber vor allem seinslogische, ontologische.
Ja, so hat man die Metapher wohl lange Zeit verstanden. Sie ist ein rhetorisches Mittel, das lediglich dazu dient, entweder den fehlenden richtigen Begriff zu ersetzen oder einen vorhandenen Begriff zu veranschaulichen.Alethos hat geschrieben : Was auch immer wir konkret in einer eigentlichen Reden von ihm beschreiben, das können wir auch anders ausdrücken, z.B. durch etwas anderes. Und dann sagen wir, dass wir das Eigentliche durch das Uneigentliche beschrieben haben, wir haben es in übertragenem Sinn durch etwas anderes ausgedrückt. Nun könnte man dies aber dem Mangel anlasten, dass wir für das Eigentliche keinen unfassenden Begriff hätten, der uns das Verstehen seiner ermöglichte. Dann aber wäre die Metapher eben nur Ausdruck eines Mangels an Begriffen. Sie wäre ein 'Remedium', nichts mehr, vielleicht ein Ornament.
Aha, das würde bedeuten, daß man genaugenommen gar nicht von "Übertragung" sprechen kann, weil die Wirklichkeit in ihren verschiedenen Bedeutungen und in den unterschiedlichen Perspektiven, in denen man sie betrachten kann, nicht in uneigentliche und eigentliche Bedeutungen zerteilt oder besser, geordnet werden kann?Alethos hat geschrieben : Aber ich denke, sie ist nicht einfach eine figurative Rede vom eigentlich Wirklichen, und daher auch nicht ein zwecks Behelf über den Mangel hinweg genutzte Technik, sondern sie erwächst selbst aus der Fülle von Bedeutungen, die die eine Wirklichkeit selbst liefert. Ein wie auch immer beschriebener Sachverhalt bietet selbst alle möglichen Formen, ihn zu beschreiben, nicht aber durch etwas anderes beschreibt er sich, sondern als etwas anderes. Er ist schon das andere, durch das er sich beschreibt.
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Fortsetzung ...
Ich hadere mit der Metaphern-Bestimmung als "Übertragung". Gerade aus dem, was Du oben ausführst, die Vielfalt der Bedeutungen der Wirklichkeit, die unterschiedlichen Perspektiven, die Uneindeutigkeit, d.h. andersherum die Mehrdeutigkeit, das macht mich geneigt, die postmoderne Metapher für den Metapher-Begriff für zutreffender zu halten: die Verknüpfung. Wir "spinnen" mit ihr verschiedene Bereiche zu einem "Netz" zusammen.
Die Metapher enthüllt, holt das Unsichtbare hervor, bringt das nicht sprachlich Verfaßte zur Sprache, womit sie zugleich jeweils das Andere von ihr verbirgt, ins Dunkle schiebt. Darüber hatten wir gesprochen.Alethos hat geschrieben : ↑Sa 21. Sep 2019, 15:36Das ist die Leistung der 'Logik der Fantasie', dass sie die Wirklichkeit darzustellen vermag in der Pluralität ihrer Bedeutungen. Bedeutungen, die uns gegeben sind durch das Wirkliche selbst und die Metapher figuriert hier nie als Stellvertreter für das Eigentliche, sondern das Eigentliche selbst ist verfasst durch das Begriffsjenseitige: das Unbegriffliche. Wenn wir dies einsehen, dann verstehen wir die Welt als Gemengenlage von Bedeutungen, aber dann kann Wirklichkeit nicht ein eindeutig Dimensioniertes sein (eine durch eindeutige Begriffe beschreibbare) sein, sondern muss prinzipiell eine indefinit sinnhaft proportionierte sein: Etwas, das immer auch schon als das Andere Bedeutung erlangt. Das meinte ich mit "die Welt ist metaphorisch verfasst": Ein jedes in ihr ist zugleich sinnproportional als das Andere gefasst.
Ich hadere mit der Metaphern-Bestimmung als "Übertragung". Gerade aus dem, was Du oben ausführst, die Vielfalt der Bedeutungen der Wirklichkeit, die unterschiedlichen Perspektiven, die Uneindeutigkeit, d.h. andersherum die Mehrdeutigkeit, das macht mich geneigt, die postmoderne Metapher für den Metapher-Begriff für zutreffender zu halten: die Verknüpfung. Wir "spinnen" mit ihr verschiedene Bereiche zu einem "Netz" zusammen.
Das würde es bedeuten, ja. Es gibt in dieser Auslegung keine eigentlichere Wirklichkeit als die andere, wenigstens mit Bezug auf das, was sie bedeutet. Es gibt natürlich den eigentlichen Begriff für dasjenige, was man meint, und den uneigentlichen Begriff, mit dem man auf dasjenige verweist. Durch diesen Austausch von Begriffen geschieht aber nicht so sehr eine Übertragung von Bedeutung, denn diese ist ja in der Sache selbst eingeprägt und mittels einer Vielzahl von Begriffen erfassbar, sondern es findet eine Art Bedeutungsüberlagerung statt, bei der die Bedeutung des einen Begriffs (das eine andere Konnotation mit sich führt als der ursprüngliche) die Bedeutung desFriederike hat geschrieben : ↑So 22. Sep 2019, 08:52Aha, das würde bedeuten, daß man genaugenommen gar nicht von "Übertragung" sprechen kann, weil die Wirklichkeit in ihren verschiedenen Bedeutungen und in den unterschiedlichen Perspektiven, in denen man sie betrachten kann, nicht in uneigentliche und eigentliche Bedeutungen zerteilt oder besser, geordnet werden kann?Alethos hat geschrieben : Aber ich denke, sie ist nicht einfach eine figurative Rede vom eigentlich Wirklichen, und daher auch nicht ein zwecks Behelf über den Mangel hinweg genutzte Technik, sondern sie erwächst selbst aus der Fülle von Bedeutungen, die die eine Wirklichkeit selbst liefert. Ein wie auch immer beschriebener Sachverhalt bietet selbst alle möglichen Formen, ihn zu beschreiben, nicht aber durch etwas anderes beschreibt er sich, sondern als etwas anderes. Er ist schon das andere, durch das er sich beschreibt.
anderen Begriffs hervorheben oder abschwächen kann. Durch den Austausch von Begriffen füreinander entsteht eine Art Wärmefeld, wenn man so will, ein Stoffwechsel, wobei die Bedeutung nicht verändert oder übertragen wird auf etwas anderes, sondern durch das andere im Dunstfeld des Ungefähren der Begriffe füreinander hervortreten kann.
Aber ich fühlte mich wohler als Auskultant
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Beschluß ...
Kann man den "Bedeutungsüberschuß" als "Movens" auch so formulieren: Der Mensch hat die Fähigkeit, sich und seine/die Wirklichkeiten fortdauernd neu zu erfinden, was ihn "überleben" läßt?
Der letzte Abschnitt ist sooo kompliziert. Ich nehme nur die ersten beiden Sätze und versuche eine Übersetzung. "Das hier beschriebene 'Überleben' durch das Denken ist nur möglich durch die Kontingenz der Erfahrung, daß das Denken selbst kontingent ist"? [...] Überleben im Denken ist nur möglich durch die Hinwendung zur Welt als beschreibbar, so wie sie sich selbst beschreibt/zeigt in der weitesten Fülle der dargebotenen Möglichkeiten? Ich komme mit der Semantik von Personal-, Reflexiv- und Possessivpronomina -im Hegel-Stil- gar nicht zurecht.Alethos hat geschrieben : ↑Sa 21. Sep 2019, 15:36
Das hier beschriebene 'Überleben' (des Denkens) ist nur möglich durch die Kontingenz der Erfahrung seiner selbst, mithin der Freiheit des Denkens überhaupt. Überleben (im Denken) ist nur möglich, durch die Hinwendung zur Welt als beschreibbar durch sie selbst in der weitesten Fülle der dargebotenen Möglichkeiten. Und das sind unendlich viele, weshalb der Bedeutungsüberschuss das eigentliche Movens des überlebenden Menschen ist. Nur in der Kontingenz gibt es einen Weg voran für ihn, indem er seine Begriffe so auslegt, dass sie sich über die Welt 'besinnen'.
Kann man den "Bedeutungsüberschuß" als "Movens" auch so formulieren: Der Mensch hat die Fähigkeit, sich und seine/die Wirklichkeiten fortdauernd neu zu erfinden, was ihn "überleben" läßt?
Ausgehend von der Vorstellung, dass die "Welt alles sei, was der Fall ist", muss man sie sich doch denken als Menge aller Tatsachen. Aber, was ist denn alles eine Tatsache? Nehmen wir z.B. eine rote Blume auf der Wiese. Es ist unendlich vieles wahr über sie. Die Tatsachen, in die die Blume eingelassen ist, sind indefinit viele, darum ist es auch indefinit vieles, was sie bedeuten kann.Friederike hat geschrieben : ↑So 22. Sep 2019, 08:52Hm, warum es gerade seinslogische, ontologische Perspektiven sein sollen, die vielfältig vorkommen, das verstehe ich nicht.Alethos hat geschrieben : ↑Sa 21. Sep 2019, 15:36Nun könnte man also denken, dass es empirische Begriffe gibt, die ganz konkret die Wirklichkeit beschreiben können, wie sie ist resp. könnte man meinen, dass es eine einzige Lage gäbe, in die Wirklichkeit geraten sein könnte. Aber ich meine vielmehr, dass die Wirklichkeit nicht nur eine Ausprägung hat und dass die (von uns beschriebenen) Dinge in der Welt nicht nur eine Draufsicht erlauben, sie erzwingt gar mehrere Draufsichten. Die Wirklichkeit zeigt sich vielmehr in einer Überlagerung von Perspektiven auf sie, nicht nur subjektive, aber auch, aber vor allem seinslogische, ontologische.
Mit Bedeutung ist hier nicht so sehr gemeint, was sie mir oder dir oder jemand anderem bedeuten kann, also ist nicht zwingend ein Wert gemeint für mich oder dich, sondern die Wahrheitsfülle des Dings selbst in der relationalen Verortung seiner zu sich selbst und anderem.
Die 'Blume steht auf der Wiese' ist ebenso eine Tatsache, wie die Tatsache, dass sie neben dem Baum wächst. Sie bedeutet 'das neben dem Baum Wachsende'. Sie bedeutet aber auch das im Wind Wehende, das Vergehende. Sie bedeutet auch mein Geschenk an dich. Das alles bedeutet es durch sich selbst als dieses Bedeutsame und nicht nur, weil es mir etwas bedeutet, sie dir zu schenken (und sie dir vielleicht etwas bedeutet, weil ich sie dir schenke). Das alles, was sie uns bedeutet, gehört natürlich auch zur Wirklichkeit der Blume, wie alle Tatsachen, in denen sie vorkommt. Und dieses Vorkommen in Tatsachen, das würde ich die ontologische Dimension der Bedeutung nennen.
Davon ausgehend kann man sagen, dass die Wirklichkeit eine Bedeutungsfülle hat, die unermesslich gross ist, für die unsere Begriffe je und immer viel zu klein sind. Was etwas bedeutet, kann in seiner vielfältigen Bedeutung nur hervorgehoben werden durch einen Wechsel der Begriffe für es, sodass durch diesen Wechsel der Begriffe die Bedeutung, die diese Begriffe als miteinander verknüpft denken lässt, in ihrer Mehrbedeutung durchschimmern kann.
Begriffe, so würde ich es beschreiben, wenn sie nicht metaphorisch verwendet werden und also füreinander diesen Bedeutungsmehrwert leisten, bewegen sich nur auf einer präpostionalen, rein erfassenden, eindimensionalen Bedeutungsebene. Erst durch eine Synthesis im Füreinander der Begriffe mittels Metaphern lassen sie als wirklich denkbar werden, was ohnehin wirklich ist.
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Das ist nur ein kleiner Einschub. Hier sind die vier Regeln von denen Blumenberg in dem Text spricht: https://www.jstor.org/stable/24355810
Rene Descartes hat geschrieben : Die erste besagte, niemals eine Sache als wahr anzuerkennen, von der ich nicht evidenter-maßen erkenne, daß sie wahr ist: d.h. Übereilung und Vorurteile sorgfältig zu vermeiden und über nichts zu urteilen, was sich meinem Denken nicht so klar und deutlich darstellte, daß ich keinen Anlaß hätte, daran zu zweifeln.
Die zweite, jedes Problem, das ich untersuchen würde, in so viele Teile zu teilen, wie es angeht und wie es nötig ist, um es leichter zu lösen.
Die dritte, in der gehörigen Ordnung zu denken, d.h. mit den einfachsten und am leichtesten zu durchschauenden Dingen zu beginnen, um so nach und nach, gleichsam über Stufen, bis zur Erkenntnis der zusammengesetzesten aufzusteigen, ja selbst in Dinge Ordnung zu bringen, die natürlicherweise nicht aufeinander folgen.
Die letzte, überall so vollständige Aufzählungen und so allgemeine Übersichten aufzustellen, daß ich versichert wäre, nichts zu vergessen.“
Giambattista Vico hat geschrieben : Als wahr erkennbar ist nur das, was wir selbst gemacht haben
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... dann konkurrieren wir um die Auskultantenenrolle.Alethos hat geschrieben : ↑So 22. Sep 2019, 12:43Das würde es bedeuten, ja. Es gibt in dieser Auslegung keine eigentlichere Wirklichkeit als die andere, wenigstens mit Bezug auf das, was sie bedeutet. Es gibt natürlich den eigentlichen Begriff für dasjenige, was man meint, und den uneigentlichen Begriff, mit dem man auf dasjenige verweist. Durch diesen Austausch von Begriffen geschieht aber nicht so sehr eine Übertragung von Bedeutung, denn diese ist ja in der Sache selbst eingeprägt und mittels einer Vielzahl von Begriffen erfassbar, sondern es findet eine Art Bedeutungsüberlagerung statt, bei der die Bedeutung des einen Begriffs (das eine andere Konnotation mit sich führt als der ursprüngliche) die Bedeutung des anderen Begriffs hervorheben oder abschwächen kann. Durch den Austausch von Begriffen füreinander entsteht eine Art Wärmefeld, wenn man so will, ein Stoffwechsel, wobei die Bedeutung nicht verändert oder übertragen wird auf etwas anderes, sondern durch das andere im Dunstfeld des Ungefähren der Begriffe füreinander hervortreten kann.
Aber ich fühlte mich wohler als Auskultant
Ich würde die von mir unterstrichene Aussage eher umkehren und sagen, die Mehrdeutigkeit der meisten Begriffe/Wörter läßt es zu, sie auf verschiedene Dinge und Sachverhalte und in verschiedenen Bereichen anzuwenden. Das ist auch, zumindest ein Grund, warum wir sie verstehen. Außerdem gibt es die feste Ordnung in Bereiche und Kategorien meiner Ansicht nach nicht, die "Übertragung" als Kriterium für "Metapher" voraussetzt. Diese Ordnung überzieht zumindest nicht flächendeckend die Wirklichkeit.
Als ich den (von mir kopierten) Auszug zur Orientierungsmetaphorik las, bin ich -jetzt schon zum zweiten Mal- skeptisch geworden, wie man die Grenze zu nicht-metaphorischer Sprache ziehen soll.
Es gibt Wissenschaftssprachen mit termini, es gibt tradierte mythische Erzählungen in Bildsprache und wenn man einen Terminus durch ein mythisches Bild ergänzt, dann handelt es sich um eine Metapher. Beides sind aber Grenzfälle. Der Raum dazwischen ist nicht erfaßt.
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Hatte irgendjemand auf die vier Regeln oder auf Descartes verwiesen oder ist es eine Ergänzung, falls man den verlinkten Auszug aus den "Paradigmen" liest?Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑So 22. Sep 2019, 14:12Das ist nur ein kleiner Einschub. Hier sind die vier Regeln von denen Blumenberg in dem Text spricht: ttps://www.jstor.org/stable/24355810
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Genau, das ist eine Ergänzung oder eine Hilfe wenn man den fraglichen Text liest. Und auch das Zitat von Vico gehört dazu.
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Du meine Güte, das ist mir bis eben komplett entgangen. "Asche" ... (Metapher).
Wenn man voraussetzt, diejenigen unter den Lebewesen würden dauerhaft überleben, die am besten an ihre Umgebung/Umwelt angepaßt sind, womöglich noch die Stärksten der jeweiligen Art, dann legt man doch evolutionsbiologische (gar darwinistische) Theorien über die Lebewesen zugrunde. Ich trete von meiner These zurück.
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Nur eine kleine Zwischenbemerkung: auch das Bild des Flüchtlingsstroms ist eine Metapher und zwar eine ganz fürchterliche! wir dürfen hier also nicht vergessen, dass die Metaphern leistungsfähig ist im Guten wie im Schlechten.
Metaphern können die Dinge also auch falsch und verzerrend darstellen. Es gibt also einen substantiellen Zusammenhang zwischen Metapher und Wahrheit, das dürfen wir nicht aus den Augen verlieren!
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Und noch eine kleine Zwischenbemerkung. Gestern habe ich mir einen Video herausgesucht, bei dem einen Coach erläuterte, wie man richtig sitzt. Wie es heute üblich ist, und auch sicherlich nicht falsch, bezog er sich dabei auf unser Gehirn: Dass wir so oder so sitzen, liegt daran, dass das Gehirn sich bestimmte Haltungsmuster angeeignet.
Ist das nun eine metaphorische Redeweise oder eine wortwörtliche? Nach meinem Verständnis ist es eine metaphorische Redeweise. Wortwörtlich richtig ist, dass wir (jeder einzelne) es uns am gewöhnt haben. Aber darüber kann man natürlich streiten und es wird auch darüber gestritten! Das heißt aber doch, dass es gar nicht in jedem Fall klar ist bzw manchmal strittig ist, ob wir es mit einer wörtlichen oder einem metaphorischen Redeweise zu tun haben.
Ist das nun eine metaphorische Redeweise oder eine wortwörtliche? Nach meinem Verständnis ist es eine metaphorische Redeweise. Wortwörtlich richtig ist, dass wir (jeder einzelne) es uns am gewöhnt haben. Aber darüber kann man natürlich streiten und es wird auch darüber gestritten! Das heißt aber doch, dass es gar nicht in jedem Fall klar ist bzw manchmal strittig ist, ob wir es mit einer wörtlichen oder einem metaphorischen Redeweise zu tun haben.
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Wenn man von einem neurobiologischen Standpunkt aus spricht, dann ist es doch ebenso eine wortwörtliche Redeweise? D.h. was "wortwörtlich" ist, wäre mE in diesem Fall durch den jeweiligen theoretischen Ansatz bestimmt. Subjektphilosophisch oder neurobiologisch.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Di 24. Sep 2019, 07:28Und noch eine kleine Zwischenbemerkung. Gestern habe ich mir einen Video herausgesucht, bei dem einen Coach erläuterte, wie man richtig sitzt. Wie es heute üblich ist, und auch sicherlich nicht falsch, bezog er sich dabei auf unser Gehirn: Dass wir so oder so sitzen, liegt daran, dass das Gehirn sich bestimmte Haltungsmuster aneignet.
Ist das nun eine metaphorische Redeweise oder eine wortwörtliche? Nach meinem Verständnis ist es eine metaphorische Redeweise. Wortwörtlich richtig ist, dass wir (jeder einzelne) es uns angewöhnt haben. Aber darüber kann man natürlich streiten und es wird auch darüber gestritten! Das heißt aber doch, dass es gar nicht in jedem Fall klar ist bzw manchmal strittig ist, ob wir es mit einer wörtlichen oder einem metaphorischen Redeweise zu tun haben.
"Sich Haltungsmuster aneignen" - genaugenommen ist dies der Hirn-Vorgang. Auch das aktive Element.
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Bist du ganz sicher? Mir geht es hier aber nicht darum, dass zu entscheiden, sondern um die Frage, ob wir das wirklich immer entscheiden können! Wir wissen vielleicht teilweise gar nicht, was wir vor uns haben: wörtliche oder metaphorische Rede.
In populärwissenschaftlichen Büchern ist das gang und gebe, dass Gehirne etwas wollen, Gene ein Ziel haben und die Evolution eine Art Subjekt zu sein scheint. Die Autoren beteuern zwar teilweise, dass es sich dabei "bloß" um metaphorische Redeweise handelt. Aber kommt das auch beim Publikum so an? Ich kenne viele, die glauben, dass ihr Gehirn handelt.
In populärwissenschaftlichen Büchern ist das gang und gebe, dass Gehirne etwas wollen, Gene ein Ziel haben und die Evolution eine Art Subjekt zu sein scheint. Die Autoren beteuern zwar teilweise, dass es sich dabei "bloß" um metaphorische Redeweise handelt. Aber kommt das auch beim Publikum so an? Ich kenne viele, die glauben, dass ihr Gehirn handelt.
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Ja, darauf habe ich im Verlaufe des Gespräches mehrfach aufmerksam gemacht, auf die Schwierigkeit dieser Unterscheidung. Das erste Mal im Zusammenhang mit der "Definition", wo Du dann sagtest, um die Definition dessen, was eine Metapher sei, ginge es Dir nicht. Dies trägt nichts zum Thema bei, ich will es nur loswerden. Den Ärger über meine in den Wind gesprochenen Worte.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Do 26. Sep 2019, 14:11Bist du ganz sicher? Mir geht es hier aber nicht darum, dass zu entscheiden, sondern um die Frage, ob wir das wirklich immer entscheiden können! Wir wissen vielleicht teilweise gar nicht, was wir vor uns haben: wörtliche oder metaphorische Rede.
Wenn wir für das von Dir genannte Beispiel das Kriterium der "Übertragung" zugrundelegen, dann ist das Problem hier, daß wir unentschieden sind, welches nun die eigentliche und welches die uneigentliche Bedeutung ist? Ich frage nur, um mich zu vergewissern, ob wir soweit einig sind?
Oder siehst Du noch eine andere Möglichkeit, d.h. ein anderes Kriterium, das für eine Unterscheidung der metaphorischen von der nicht metaphorischen Rede geeignet sein könnte?
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Darum geht es mir auch diesmal nicht. Was ich meine ist: man hat eine Formulierung vor sich: z.b.: "Das Gehirn denkt" und weiß in so einem Fall nicht, ob das metaphorisch gemeint ist oder nicht.
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Das ist ein interessanter Punkt, weil es auch zu Deiner Frage nach dem "Verstehen" paßt. Man könnte spekulieren, daß in 100 Jahren wenige Menschen noch die von Dir gewählte Formulierung "man habe sich eine bestimmte Sitzhaltung angewöhnt" verstehen. Oder falls die Formulierung verstanden wird, würde man sie eindeutig als metaphorisch bezeichnen.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Do 26. Sep 2019, 14:11In populärwissenschaftlichen Büchern ist das gang und gebe, dass Gehirne etwas wollen, Gene ein Ziel haben und die Evolution eine Art Subjekt zu sein scheint. Die Autoren beteuern zwar teilweise, dass es sich dabei "bloß" um metaphorische Redeweise handelt. Aber kommt das auch beim Publikum so an? Ich kenne viele, die glauben, dass ihr Gehirn handelt.
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Das kommt wohl drauf an, ob man einen Hang zu Dystopien hat :-) Ich bin da eher Optimist und hoffe, dass die Menschen auch in 100 Jahren noch glauben, sie seien Menschen :-) Aber dein Punkt ist ja: Was uns heute metaphorisch erscheint, kann uns morgen als wörtliche Rede erscheinen - und das nicht nur durch "Gewöhnung", sondern durch ein Umdenken. Das kann durch aus.
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Ich möchte trotzdem, -wieso "trotzdem"? - ich hatte noch wissen sollen, ich möchte wissen, warum wir bei der Aussage "das Gehirn denkt" unentschieden sind, ob wir meinen, es sei eine Metapher oder es sei keine. Ich insistiere so darauf, weil ich mir nicht sicher bin, ob wir dieselbe Antwort geben. Meine hatte ich vorhin gegeben.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Do 26. Sep 2019, 15:58Darum geht es mir auch diesmal nicht. Was ich meine ist: man hat eine Formulierung vor sich: z.b.: "Das Gehirn denkt" und weiß in so einem Fall nicht, ob das metaphorisch gemeint ist oder nicht.