Neuwoke und Altlinke
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Neuwoke und Altlinke.
Ich möchte hier darstellen, worin aus meiner Sicht der Riß zwischen Neuwoken und Altlinken besteht und warum er nicht mehr zu kitten ist.
Das linke Denken hat beachtliche Vorläufer, aber man kann es programmatisch mit Rousseaus Gesellschaftsvertrag beginnen lassen. Daraus wurde die Trias der Aufklärung: dem Wahren, Guten, Schönen, das wurde vom Linkshegelianismus bis zur Kritischen Theorie weiterentwickelt als die Idee der gesellschaftlichen Solidarität und der autonomen Selbstorganisation der Gesellschaft, einer Gesellschaft, die den Idealen der Wahrheit, der ethischen Grundlegung und dem höchsten Hedonismus in der Schönheit der Kunst verpflichtet ist, nach wie vor also den regulativen Ideen der Aufklärung folgt, die Menschheit aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit zu befreien.
Wenn man dem die woke "Trias" gegenüberstellt: Diversität-Äquität-Inklusion, ist das eine Entkernung des linken Gedankens der aufklärerischen Trias, die ihre entwickelte Gestalt in der linkshegelianischen Dialektik gefunden hat, eine Entkernung, in der das vorher benannte utopische Ziel der linken Bewegung nicht mehr erkennbar ist. Die woke Trias ist der bürgerlichen Utopie näher als der linken. Folgerichtig will diese "Linke", wenn sie aufrichtig ist, gar nicht mehr links sein. Und um das hier ganz klar explizit zu sagen: Man kann und darf diesen Standpunkt vertreten, genauso, wie man konservativ sein kann. Und es wäre ein Selbstwiderspruch, wenn wir nicht akzeptieren würden, daß sich eine Gesellschaft bürgerlich oder konservativ selbstbestimmt. Nur ist das dann keine linke Selbstbestimmung, Linke zielen und hoffen stattdessen auf eine linke Selbstbestimmung, und propagieren sie darum. Im Konzept der Linken spielt eine wesentliche Rolle, daß die lernfähigen Menschen die Möglichkeit und den Wert der linken Utopie erkennen und sie so gut es geht zu verwirklichen suchen. Wenn das geschieht, ist das nicht das Ende der Geschichte, dann beginnt erst, wie es marxistisch heißt, die selbstbestimmte Geschichte. Aber die Zeit der selbstverschuldeten Unmündigkeit wird dann Geschichte sein.
Das klingt für manche wie eine altlinke Spinnerei, es gab Zeiten, da waren große Menschenmengen tief bewegt von diesen linken Gedanken, aber es waren meist nur Minderheiten. Eine solche linke Minderheit gibt es noch immer, und sie wird wieder stärker werden. Nach meinem Ermessen schrumpft gerade die bürgerliche Fraktion, daß das zugunsten der Konservativen, sogar zugunsten der Erzreaktionären passiert, ist bedauerlich, aber die Linke muß einfach der Bevölkerung ein besseres Angebot machen, dann kann die historische Starre überwunden werden. Die Linke, für die Neuwoken die Altlinke, bekämpft weder die Bürgerlichen noch die Konservativen, sie baut auf eine Einstellungsänderung aufgrund von Einsicht.
Ich möchte hier darstellen, worin aus meiner Sicht der Riß zwischen Neuwoken und Altlinken besteht und warum er nicht mehr zu kitten ist.
Das linke Denken hat beachtliche Vorläufer, aber man kann es programmatisch mit Rousseaus Gesellschaftsvertrag beginnen lassen. Daraus wurde die Trias der Aufklärung: dem Wahren, Guten, Schönen, das wurde vom Linkshegelianismus bis zur Kritischen Theorie weiterentwickelt als die Idee der gesellschaftlichen Solidarität und der autonomen Selbstorganisation der Gesellschaft, einer Gesellschaft, die den Idealen der Wahrheit, der ethischen Grundlegung und dem höchsten Hedonismus in der Schönheit der Kunst verpflichtet ist, nach wie vor also den regulativen Ideen der Aufklärung folgt, die Menschheit aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit zu befreien.
Wenn man dem die woke "Trias" gegenüberstellt: Diversität-Äquität-Inklusion, ist das eine Entkernung des linken Gedankens der aufklärerischen Trias, die ihre entwickelte Gestalt in der linkshegelianischen Dialektik gefunden hat, eine Entkernung, in der das vorher benannte utopische Ziel der linken Bewegung nicht mehr erkennbar ist. Die woke Trias ist der bürgerlichen Utopie näher als der linken. Folgerichtig will diese "Linke", wenn sie aufrichtig ist, gar nicht mehr links sein. Und um das hier ganz klar explizit zu sagen: Man kann und darf diesen Standpunkt vertreten, genauso, wie man konservativ sein kann. Und es wäre ein Selbstwiderspruch, wenn wir nicht akzeptieren würden, daß sich eine Gesellschaft bürgerlich oder konservativ selbstbestimmt. Nur ist das dann keine linke Selbstbestimmung, Linke zielen und hoffen stattdessen auf eine linke Selbstbestimmung, und propagieren sie darum. Im Konzept der Linken spielt eine wesentliche Rolle, daß die lernfähigen Menschen die Möglichkeit und den Wert der linken Utopie erkennen und sie so gut es geht zu verwirklichen suchen. Wenn das geschieht, ist das nicht das Ende der Geschichte, dann beginnt erst, wie es marxistisch heißt, die selbstbestimmte Geschichte. Aber die Zeit der selbstverschuldeten Unmündigkeit wird dann Geschichte sein.
Das klingt für manche wie eine altlinke Spinnerei, es gab Zeiten, da waren große Menschenmengen tief bewegt von diesen linken Gedanken, aber es waren meist nur Minderheiten. Eine solche linke Minderheit gibt es noch immer, und sie wird wieder stärker werden. Nach meinem Ermessen schrumpft gerade die bürgerliche Fraktion, daß das zugunsten der Konservativen, sogar zugunsten der Erzreaktionären passiert, ist bedauerlich, aber die Linke muß einfach der Bevölkerung ein besseres Angebot machen, dann kann die historische Starre überwunden werden. Die Linke, für die Neuwoken die Altlinke, bekämpft weder die Bürgerlichen noch die Konservativen, sie baut auf eine Einstellungsänderung aufgrund von Einsicht.
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Ich würde da vielmehr von einer Ergänzung der Trias der Aufklärung , durch die woke "Trias" sprechen. Wie dem auch sei ..Wolfgang Endemann hat geschrieben : ↑Mi 18. Sep 2024, 10:11Neuwoke und Altlinke.
Ich möchte hier darstellen, worin aus meiner Sicht der Riß zwischen Neuwoken und Altlinken besteht und warum er nicht mehr zu kitten ist.
Das linke Denken hat beachtliche Vorläufer, aber man kann es programmatisch mit Rousseaus Gesellschaftsvertrag beginnen lassen. Daraus wurde die Trias der Aufklärung: dem Wahren, Guten, Schönen, das wurde vom Linkshegelianismus bis zur Kritischen Theorie weiterentwickelt
Wenn man dem die woke "Trias" gegenüberstellt: Diversität-Äquität-Inklusion, ist das eine Entkernung des linken Gedankens der aufklärerischen Trias,
- "Aber alles ist ebensosehr unmöglich, denn in allem Inhalte, da er ein Konkretes ist, kann die Bestimmtheit als bestimmter Gegensatz und damit als Widerspruch gefaßt werden. – Es gibt daher kein leereres Reden als das von solcher Möglichkeit und Unmöglichkeit. Insbesondere muß in der Philosophie von dem Aufzeigen, daß etwas möglich oder daß auch noch etwas anderes möglich und daß etwas, wie man es auch ausdrückt, denkbar sei, nicht die Rede sein. Der Geschichtsschreiber ist ebenso unmittelbar daran gewiesen, diese für sich auch schon als unwahr erklärte Kategorie nicht zu gebrauchen; aber der Scharfsinn des leeren Verstandes gefällt sich am meisten in dem hohlen Ersinnen von Möglichkeiten und recht vielen Möglichkeiten."
Hegel ...Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse
.. der Scharfsinn des leeren Verstandes gefällt sich am meisten in dem hohlen Ersinnen von Möglichkeiten und recht vielen Möglichkeiten solcher "Trias" .
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Wenn der Riß zwischen Neuwoken und Altlinken nicht mehr zu kitten ist, dann ganz sicher nicht darin , dass im Konzept der Neuwoken ggf. die Lernfähigkeit des Menschen sowie die Möglichkeit, den Wert von neuwokem Utopien zu erkennen und sie so gut es geht verwirklichen zu suchen, keine wesentliche Rolle spielt.Wolfgang Endemann hat geschrieben : ↑Mi 18. Sep 2024, 10:11Neuwoke und Altlinke.
Ich möchte hier darstellen, worin aus meiner Sicht der Riß zwischen Neuwoken und Altlinken besteht und warum er nicht mehr zu kitten ist.
. Im Konzept der Linken spielt eine wesentliche Rolle, daß die lernfähigen Menschen die Möglichkeit und den Wert der linken Utopie erkennen und sie so gut es geht zu verwirklichen suchen. Wenn das geschieht, ist das nicht das Ende der Geschichte, dann beginnt erst, wie es marxistisch heißt, die selbstbestimmte Geschichte. Aber die Zeit der selbstverschuldeten Unmündigkeit wird dann Geschichte sein.
Das gilt meiner Meunung nach auch für Horkheimers Frankfurter Schule wenn sie denn Teil des Neomarxismus (auch bekannt als westlicher Marxismus). Wäre doch geradezu absurd Im Zusammenhang dessen von einer Lernunfähigkeit des Menschen zu sprechen , Geschweigedenn davon, dass man die Möglichkeit und den Wert dieser Utopie nicht erkennen könne und es demzufolge keinen Sinn mache, danach zu trachten , sie so gut wie es geht verwirklichen zu suchen.
Um an dieser Stelle vom ganzen Gegenteil aus zu gehen und somit dem Gerecht zu werden , was den Marxismus unter Bezugnahme auf Hegel insbesondere auszeichnet und zwar gemäß der Dialektik , dem Denken in Gegensätzen.
Wenn gleich man den Neomarxisten selbst zumindest diesbezüglich ganz sicher keine Lernunfähigkeit unterstellen. Also dem Klassenkampf , in dessen Folge der Kapitalismus zusammenbrechen würde und .. ganz wichtig! .. am Ende mit dem Kommunismus die klassenlose Gesellschaft stehen wird. Das dieses Ende in diesem Zitat noch nicht einmal mehr erwähnt wird , was kann da nicht mehr für das Scheitern der linken Utopie stehen? Die klassenlose Gesellschaft versucht da niemand mehr zu verwirklichenConsul hat geschrieben : ↑Fr 20. Sep 2024, 22:43
Two principal factors shaped the character of neo-Marxism. First, when Marx’s prediction about the imminent collapse of capitalism failed to materialize, neo-Marxists were forced to re-examine conventional class analysis. In particular, they took a greater interest in Hegelian ideas and in the stress on ‘Man the creator’ found in Marx’s early writings. Neo-Marxists were thus able to break free from the rigid ‘base/superstructure’ straitjacket. In short, the class struggle was no longer treated as the beginning and end of social analysis. Second, neo-Marxists were usually at odds with, and sometimes profoundly repelled by, the Bolshevik model of orthodox communism.
Zwei Hauptfaktoren prägten den Charakter des Neomarxismus. Erstens, als Marx’ Vorhersage über den bevorstehenden Zusammenbruch des Kapitalismus nicht eintrat, waren die Neomarxisten gezwungen, die konventionelle Klassenanalyse zu überdenken. Insbesondere interessierten sie sich stärker für Hegelsche Ideen und für die Betonung des „Menschen als Schöpfer“, die in Marx’ frühen Schriften zu finden ist. Die Neomarxisten konnten sich so von der starren Zwangsjacke „Basis/Überbau“ befreien. Kurz gesagt, der Klassenkampf wurde nicht mehr als Anfang und Ende der Gesellschaftsanalyse betrachtet. Zweitens standen Neomarxisten dem bolschewistischen Modell des orthodoxen Kommunismus meist ablehnend gegenüber und empfanden manchmal sogar eine tiefe Abneigung dagegen.
Und genau darin würde ich übrigens den Riß zwischen Neuwoke und Altlinke festmachen wollen . Die Neuwoken halten noch noch immer an ihre Utopien fest und meinen deshalb noch immer diese verwirklichen zu können.
Insofern mich an dieser Stelle schon Wolfgang Endemanns Meinung zur klassenlosen Gesellschaft interessieren würde.
- 1 Das Gesetz von der Einheit und dem „Kampf“ der Gegensätze
2 Das Gesetz des Umschlagens von Quantität in Qualität und umgekehrt
3 Das Gesetz von der Negation der Negation
- "Die Aufgabe des dialektischen Materialismus bestand darin, einen Beitrag zur Erklärung der Entwicklungsgesetzmäßigkeiten .. in NATUR ! .. , Gesellschaft und Denken zu leisten und damit die wissenschaftliche Begründung sozialistischer Politik philosophisch abzusichern.
dialektischen Materialismus
Timberlake, wozu braucht Ihr Alt-, Neu- und Mittel-Linken eigentlich ständig diesen Hegel? Gerade in Bezug zum Krieg, diesem täglichen, traurigen Thema, den Linken sehr am Herzen liegend, hat Hegel einmal -- in seiner typischen Schwurbelsprache -- etwas ziemlich entsetzliches aufgeschrieben:
Hegel, G. W. F.: Werke: Grundlinien der Philosophie des Rechts, oder Naturrecht und Staatswissenschaft im Grundrisse, Band 8. Verlag Duncker und Humblot, hrsg. E. Gans et al., Berlin 1833, S. 418 f.Hegel hat geschrieben : [Der Krieg] hat damit die höhere Bedeutung, dass durch ihn, wie ich es anderwärts ausgedrückt habe, ‚die sittliche Gesundheit der Völker in ihrer Indifferenz gegen das Festwerden der endlichen Bestimmtheiten erhalten wird, wie die Bewegung der Winde die See vor der Fäulnis bewahrt, in welche sie eine dauernde Ruhe, wie die Völker ein dauernder oder gar ein ewiger Friede versetzen würde.‘ [...] Im Frieden dehnt sich das bürgerliche Leben mehr aus, alle Sphären hausen sich ein, und es ist auf die Länge ein Versumpfen der Menschen; ihre Partikularitäten werden immer fester und verknöchern.
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Ich beginne mit diesem Punkt und möchte präzisieren.Timberlake hat geschrieben : ↑Sa 21. Sep 2024, 13:41
Wenn der Riß zwischen Neuwoken und Altlinken nicht mehr zu kitten ist, dann ganz sicher nicht darin , dass im Konzept der Neuwoken ggf. die Lernfähigkeit des Menschen sowie die Möglichkeit, den Wert von neuwokem Utopien zu erkennen und sie so gut es geht verwirklichen zu suchen, keine wesentliche Rolle spielt.
Ich meine nicht, daß nicht auch die Neuwoken, wie die Altwoken, wie die Bürgerlichen, sogar zu einem gewissen Grad die Konservativen, an eine Veränderbarkeit des Menschen glauben. Viele Woke glauben sogar an eine Erziehungsdiktatur. Was ich gesagt habe, war nur, daß die Linken ganz wesentlich an einen Neuen, aufgeklärten Menschen glauben. Dazu gehört die Möglichkeit, sich eine gesellschaftliche Assoziation vorzustellen, die nicht in den Fesseln der bürgerlichen Welt steckt. Also bspw eine klassenlose Gesellschaft. Wer eine klassenlose Gesellschaft nicht mehr denken kann, ist nicht links, denn er behauptet ja, es gibt immer ein unterdrückendes Oben und eine ausgebeutete Klasse. Der kann mit dem Kapitalismus seinen Frieden machen, der sagt sich vielleicht, Ausbeutung gibt es immer, aber im Kapitalismus verliert sie ihren Schrecken, dieses System kommt allen zugute, und diejenigen, die dieses System, freilich ein System der Unterschiede (Klassen), verändern wollen, landen nur in schlechter funktionierenden Organisationsweisen zum Schaden aller. Die Neuwoken haben mit dem System ihren Frieden gemacht, sie sind nicht mehr fähig, jenseits des Systems zu denken, sie können nicht mehr lernen, daß es eine Alternative gibt. Allerdings wollen sie, daß die Menschen lernen, woke miteinander umzugehen. Wie das gehen soll, wenn mein Chef mich aus der Firma rausschmeißen will, weil sie nicht mehr profitabel produziert, wüßte ich gerne. Glaubt hier jemand, der woke Chef schmeißt mich nicht hinaus, sondern bezahlt mich, bis meine Arbeit wieder gefragt ist? Im Gegenteil, und da komme ich auf eine "progressive" Eigenschaft des Kapitalismus, er ist nicht rassistisch, nationalistisch, fremdenfeindlich, er stellt sogar Ausländer, Schwarze, Muslime lieber ein als Deutsche, weil diese einer Klasse noch weiter unten angehören, und die Firma sie noch schlechter bezahlen kann. Das Kapital macht keine Klassenunterschiede, außer dem einen, ob man zur Klasse der Kapitalhabenden oder der der Nichtkapitalhabenden gehört. Genaugenommen macht es auch diesen Unterschied nicht, er ist mit dem Kapital gesetzt. So ist es halt.
"Die Neuwoken halten noch noch immer an ihre Utopien fest und meinen deshalb noch immer diese verwirklichen zu können."
Die Neuwoken haben die klassenlose Gesellschaft aufgegeben und halten am Moralismus des "seit nett zueinander" fest, sie glauben nicht mehr an eine wirkliche erfolgreiche Revolution und sie geißeln die in der Tat sehr fragwürdigen gewaltsamen Umsturzversuche. Aber ohne eine strukturelle Revolution des Funktionszusammenhangs und ohne einen Paradigmenwechsel im Denken im Sinne von Kuhn gibt es kein fundamentales Lernen und keine Veränderung.
Der westliche Marxismus, insbesondere die KT, hat sich von der Idee einer leninistischen Revolution verabschiedet, die paßt nicht mehr zum Spätkapitalismus, aber der Systemwandel bleibt der Kern des Marxismus. Dabei denkt er dialektisch. es ist kein linearer Prozeß von sachlicher Veränderung und Bewußtseinsänderung, es geht insbesondere nicht darum, nur das Denken zu verändern, das Materielle und das Geistige sind ineinander verwoben.
Weil sie verwoben sind, gilt für alle gemeinsam, dass Macht immer Ungleichheitsverhältnisse hervorbringt. Je mehr Macht, desto größer die Ungleichheit, unabhängig davon, wie das Eigentum an Produktionsmitteln geregelt ist. Neuwoke werden Orwells Schweine als säkulare Priesterschaft hervorbringen, sobald sie über die entsprechenden Machtmittel verfügen.
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@Pragmatix: "Neuwoke werden Orwells Schweine als säkulare Priesterschaft hervorbringen, sobald sie über die entsprechenden Machtmittel verfügen".
Ich kenne den Begriff 'Priesterherrschaft' aus Helmut Schelsky Buch "Die Arbeit tun die anderen", das im Untertitel lautet: "Klassenkampf und Priesterherrschaft der Intellektuellen". Das Buch ist m.E. sehr aktuell, obwohl es aus Mitte der 1970er stammt. Im Kern ist die Woke-Bewegung ja auch intellektualistisch: sie ist ein Campus-Gewächs und hat nach und nach auch den linksliberalen Journalismus befruchtet. Nur kurz die Frage an Dich: Hattest Du bei der Verwendung des Wortes 'Priesterherrschaft' auch Schelsky vor Augen?
Ich kenne den Begriff 'Priesterherrschaft' aus Helmut Schelsky Buch "Die Arbeit tun die anderen", das im Untertitel lautet: "Klassenkampf und Priesterherrschaft der Intellektuellen". Das Buch ist m.E. sehr aktuell, obwohl es aus Mitte der 1970er stammt. Im Kern ist die Woke-Bewegung ja auch intellektualistisch: sie ist ein Campus-Gewächs und hat nach und nach auch den linksliberalen Journalismus befruchtet. Nur kurz die Frage an Dich: Hattest Du bei der Verwendung des Wortes 'Priesterherrschaft' auch Schelsky vor Augen?
"Never stop this old erosion fantastic voyage" (Falco)
Nein, das wusste ich nicht. Ich hatte eher an eine säkulare Theokratie gedacht.RoloTomasi hat geschrieben : ↑Sa 21. Sep 2024, 17:41@Pragmatix: "Neuwoke werden Orwells Schweine als säkulare Priesterschaft hervorbringen, sobald sie über die entsprechenden Machtmittel verfügen".
Ich kenne den Begriff 'Priesterherrschaft' aus Helmut Schelsky Buch "Die Arbeit tun die anderen", das im Untertitel lautet: "Klassenkampf und Priesterherrschaft der Intellektuellen". Das Buch ist m.E. sehr aktuell, obwohl es aus Mitte der 1970er stammt. Im Kern ist die Woke-Bewegung ja auch intellektualistisch: sie ist ein Campus-Gewächs und hat nach und nach auch den linksliberalen Journalismus befruchtet. Nur kurz die Frage an Dich: Hattest Du bei der Verwendung des Wortes 'Priesterherrschaft' auch Schelsky vor Augen?
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So entsetzlich ist das gar nicht. Hegel hat die Befreiungskriege gemeint, auch den Napoleonischen. Zum besseren Verständnis empfehle ich den Beitrag Norbert Waszeks "1789, 1730 und kein Ende", der im Netz lesbar ist, und in dem erläutert wird, daß Hegel ein kritischer Philosoph der Revolution war, der die Revolution herbeisehnte und zutiefst verstört war von dem Terror der Revolution. Das sollte uns von der Reaktion (Entsetzen und Verständnis) der Linken auf den Hamasterror bekannt sein.Quk hat geschrieben : ↑Sa 21. Sep 2024, 16:00Timberlake, wozu braucht Ihr Alt-, Neu- und Mittel-Linken eigentlich ständig diesen Hegel? Gerade in Bezug zum Krieg, diesem täglichen, traurigen Thema, den Linken sehr am Herzen liegend, hat Hegel einmal -- in seiner typischen Schwurbelsprache -- etwas ziemlich entsetzliches aufgeschrieben:
Zu "woke" fand ich:
''Laut Duden bedeutet woke: „in hohem Maß politisch wach und engagiert gegen (insbesondere rassistische, sexistische, soziale) Diskriminierung“''
Während es mir scheint, dass es bisher bei Woke-Bewegungen mehr um rassistische und sexistische ging, bin ich mal gespannt, ob auch die soziale mal zu einer echten Bewegung wird und z.B. klare Geburtsnachteile, z.B. durch mehr oder weniger Erbschaften, durch Demos konsequent aufgezeigt werden. Oder sollte es doch nicht ganz das gleiche sein...?
...oder passt dies besser woanders hin, z.B. zu "Neuwoke und Altlinke"?
''Laut Duden bedeutet woke: „in hohem Maß politisch wach und engagiert gegen (insbesondere rassistische, sexistische, soziale) Diskriminierung“''
Während es mir scheint, dass es bisher bei Woke-Bewegungen mehr um rassistische und sexistische ging, bin ich mal gespannt, ob auch die soziale mal zu einer echten Bewegung wird und z.B. klare Geburtsnachteile, z.B. durch mehr oder weniger Erbschaften, durch Demos konsequent aufgezeigt werden. Oder sollte es doch nicht ganz das gleiche sein...?
...oder passt dies besser woanders hin, z.B. zu "Neuwoke und Altlinke"?
Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.
Die Ideologie der zeitgenössischen Wachen Linken wird von Rechten (insbesondere Rechtsextremen) oft als "Kulturmarxismus" bezeichnet (und verunglimpft, da Marx für sie der Teufel ist); doch es stellt sich die Frage, was daran und darin eigentlich noch marxistisch ist. Dabei muss berücksichtigt werden, dass es mehrere Marxismen gibt—hauptsächlich den Paläomarxismus von Marx & Engels, den Marxismus-Leninismus (orthodoxer Kommunismus), den Neomarxismus und den Postmarxismus.
"Marx, Karl (1818–83)
A Young Hegelian turned social scientist, who lived for much of his life in exile, having lent support to the revolutionary activity of 1848. Together with Engels he wrote the Communist Manifesto, and developed a philosophy of man, history and politics that would give hitherto unprecedented authority to the communist cause. This philosophy has undergone many changes (see dialectical materialism, Marxism-Leninism, neo-Marxism). The form in which it is found in Marx has three distinct, but interdependent, parts.
(i) Human nature. This theory shows the influence of Hegel and finds fullest expression in Marx’s early writings (e.g. The 1844 Manuscripts). The nature of man is not immutable but historical, changing in accordance with social and economic conditions. But the prime mover of history is man himself who, through labour, remakes the world in his own image and changes his image in accordance with his powers. The nature of man therefore depends upon the conditions in which he labours. Private property creates the division between the classes, and also the condition of alienation which is overcome only by overthrowing the institution which creates it. With the abolition of private property man ceases to be a mere object or means; he is restored to his dignity as subject, or end in himself. He then becomes free, and his social relations become classless.
(ii) History. The philosophical idea of the ‘historical essence of man’ is recast in the later writings (notably Capital, vol. I, 1867) as a scientific claim concerning the evolution of human societies. All social forms have a function, and this function explains their existence, their survival and their destruction. Marx’s theory is a form of materialism: history is propelled by material forces – the productive forces – whereby nature is transformed into use-values and exchange-values. These productive forces compel the creation and destruction of successive systems of production relations between people. These systems, or economic structures, form the material base of society upon which the many-tiered superstructure of institutions is erected. Among the possible production relations are those of feudalism, capitalism, socialism and communism. The superstructure consists of the legal and other institutions which consolidate these arrangements, together with the ideology that pertains to them. Productive forces have an intrinsic tendency to develop, as human knowledge of and mastery over nature increase. As they develop successive economic structures arise and give way, and the social superstructure changes along with them. At a particular point of development the productive forces and the production relations enter into conflict: the latter being unable to contain the former. Society then enters a period of revolution. People become conscious of this by recognizing the existence of class struggle, between those whose activity fits them for the new economic structure, and those who are guardians of the old. This consciousness is not the cause, but the effect, of the material conflict which generates revolution.
(iii) Economics. Marx put forward a version of the labour theory of value. Since exchange-value enters the world only through labour, attribution to it of autonomous power is a form of fetishism (see commodity fetishism). Exchange-value is in reality ‘congealed human labour’. The accumulation of surplus value is explained as the extortion of hours of unpaid labour; exchange-value therefore accumulates in the hands of the capitalist, and never in the hands of the worker. This is the only explanation of regular capital accumulation that is compatible with the truth of the labour theory (but cf. primitive accumulation); it follows that capitalism is of necessity a form of exploitation.
The combination of these views leads to a prediction. At a certain point of development the economic structure of capitalism will no longer be able to contain and facilitate the everdeveloping productive forces. Hence there will be a crisis of capitalism to be resolved by revolution. This revolution will transfer power to the proletariat, and there will follow a development towards an economic arrangement that will be communist (since that is the only arrangement suited to the final mastery of nature), and also classless. Marx is famous for his attacks on ‘utopian’ socialism, describing his own form of socialism as ‘scientific’. In retrospect, however, the motive of his thinking in all its forms appears decidedly utopian, and its brilliance no longer disguises the fact that Marx’s scientific pretensions are illusory."
(Scruton, Roger. The Palgrave Macmillan Dictionary of Political Thought. 3rd ed. Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2007. pp. 424-5)
"Marxism
Marxism has two distinct parts: theoretical, and practical. Theoretically it involves adherence to the ideas of Marx, together with a political commitment to proletarian revolution of the kind described and foretold by Marx. Practically, it involves Marxist praxis, within the context of a ‘bourgeois’ state, which in turn involves, not necessarily revolutionary activity, but a preparation of the ground for revolution in social and institutional life.
Marxism is, or was until recently, a vast movement and its theoretical and practical aspects do not necessarily correspond. Moreover, there have been currents, strains, heresies and rival interpretations in the theoretical sphere which make it additionally difficult to pin down any particular doctrine as giving the essence of Marxism. It is normal to distinguish the ‘scientific’ strain of Marxism, with its emphasis upon the supposedly rigorous analysis of the economic structure and ‘law of development’ of capitalist society, from the ‘Marxist humanism’ which, because it seems committed to less bold predictions and less monumental claims about the nature of society, has recommended itself to many who cannot quite believe either the economics of Marx or the many available versions of historical materialism. Marxist humanism involves the application of the concepts found in Marxian theory to the description of human consciousness, to social and cultural phenomena, and to all aspects of life in which classes and their ideologies gain ascendancy. It is humanistic not only in its emphasis on consciousness, but also in its concern for values which may seem to have no place in the ‘scientific’ claims of historical materialism. Within these two broad movements one must distinguish, as versions of the ‘scientific’: dialectical materialism, technological determinism, and some of the theories concerned with exploitation and the labour theory of value; as versions of the ‘humanistic’: critical theory, the Frankfurt school, and the work of Lukács and (possibly) Gramsci. Within those intellectual currentsnmany more influences are felt – some pay more or less attention to the work of Engels, to the Leninist theories of imperialism and revolution and to attempts made by Luxemburg and others to prevent the theoretical justification of tyranny. Some have tried to synthesize Marxism with other theories, for example with structuralism (see Althusser), with cybernetics (see crisis theory), with liberalism (see left-liberalism), with feminism and so on.
Marxist practice has been more uniform than the theory. Revolutionary movements which call themselves Marxist tend to see the world in terms of a class struggle, and attempt to align themselves with the oppressed party in that struggle. They may be very little influenced by either of the two main theoretical movements mentioned, but nourish themselves instead upon a variety of left, socialist and egalitarian doctrines, associating themselves with the name of Marx on account of the successful revolutions carried out in his name.
In communist parlance many heresies within Marxism were singled out for condemnation (see, e.g., deviationism). This practice was begun by the bolsheviks, and continued by Lenin, Stalin and their successors, with a fervour that is rarely encountered outside religion – a fact that has been instrumental in persuading many to see the actual Marxist movement more as a quasi-religious than as a political phenomenon. Thus contemporary Marxism has been called by Raymond Aron ‘the opium of the intellectuals’, parodying Marx’s own description of religion as ‘the opium of the people’."
(Scruton, Roger. The Palgrave Macmillan Dictionary of Political Thought. 3rd ed. Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2007. pp. 425-6)
"Marx, Karl (1818–1883)
Ein junger Hegelianer, der zum Sozialwissenschaftler wurde und einen Großteil seines Lebens im Exil verbrachte, nachdem er die revolutionären Aktivitäten von 1848 unterstützt hatte. Zusammen mit Engels schrieb er das Kommunistische Manifest und entwickelte eine Philosophie des Menschen, der Geschichte und der Politik, die der kommunistischen Sache eine bis dahin beispiellose Autorität verleihen sollte. Diese Philosophie hat viele Veränderungen erfahren (siehe dialektischer Materialismus, Marxismus-Leninismus, Neomarxismus). Die Form, in der sie bei Marx zu finden ist, besteht aus drei unterschiedlichen, aber voneinander abhängigen Teilen.
(i) Die menschliche Natur. Diese Theorie zeigt den Einfluss von Hegel und findet ihren vollsten Ausdruck in Marx‘ frühen Schriften (z. B. Die Manuskripte von 1844). Die Natur des Menschen ist nicht unveränderlich, sondern historisch und verändert sich entsprechend den sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen. Aber der Hauptantrieb der Geschichte ist der Mensch selbst, der durch Arbeit die Welt nach seinem eigenen Bild neu erschafft und sein Bild entsprechend seinen Kräften verändert. Die Natur des Menschen ist daher hängt von den Bedingungen ab, unter denen er arbeitet. Privateigentum schafft die Trennung zwischen den Klassen und auch den Zustand der Entfremdung, der nur durch den Sturz der Institution, die sie schafft, überwunden werden kann. Mit der Abschaffung des Privateigentums hört der Mensch auf, ein bloßes Objekt oder Mittel zu sein; er erhält seine Würde als Subjekt oder Selbstzweck zurück. Dann wird er frei und seine sozialen Beziehungen werden klassenlos.
(ii) Geschichte. Die philosophische Idee des „historischen Wesens des Menschen“ wird in den späteren Schriften (insbesondere Das Kapital, Band I, 1867) als wissenschaftliche Behauptung über die Entwicklung menschlicher Gesellschaften neu formuliert. Alle sozialen Formen haben eine Funktion, und diese Funktion erklärt ihre Existenz, ihr Überleben und ihre Zerstörung. Marx‘ Theorie ist eine Form des Materialismus: Die Geschichte wird von materiellen Kräften – den Produktivkräften – angetrieben, wodurch die Natur in Gebrauchswerte und Tauschwerte verwandelt wird. Diese Produktivkräfte erzwingen die Schaffung und Zerstörung aufeinanderfolgender Systeme von Produktionsbeziehungen zwischen Menschen. Diese Systeme oder Wirtschaftsstrukturen bilden die materielle Basis der Gesellschaft, auf der der vielschichtige Überbau der Institutionen errichtet wird. Zu den möglichen Produktionsverhältnissen zählen Feudalismus, Kapitalismus, Sozialismus und Kommunismus. Der Überbau besteht aus den rechtlichen und anderen Institutionen, die diese Regelungen zusammenhalten, sowie der dazugehörigen Ideologie. Produktivkräfte haben eine inhärente Tendenz, sich zu entwickeln, wenn das menschliche Wissen über die Natur und die Beherrschung der Natur zunehmen. Während sie sich entwickeln, entstehen und verschwinden sukzessive Wirtschaftsstrukturen, und der soziale Überbau verändert sich mit ihnen. An einem bestimmten Punkt der Entwicklung geraten die Produktivkräfte und die Produktionsverhältnisse in Konflikt: Letztere sind nicht in der Lage, Erstere zu kontrollieren. Die Gesellschaft tritt dann in eine Phase der Revolution ein. Die Menschen werden sich dessen bewusst, indem sie die Existenz eines Klassenkampfes zwischen denen erkennen, deren Tätigkeit sie für die neue Wirtschaftsstruktur geeignet macht, und denen, die die alte bewahren. Dieses Bewusstsein ist nicht die Ursache, sondern die Wirkung des materiellen Konflikts, der die Revolution hervorruft.
(iii) Wirtschaft. Marx hat eine Version der Arbeitswerttheorie aufgestellt. Da der Tauschwert nur durch Arbeit in die Welt kommt, ist die Zuschreibung autonomer Macht an ihn eine Form des Fetischismus (siehe Warenfetischismus). Der Tauschwert ist in Wirklichkeit „geronnene menschliche Arbeit“. Die Akkumulation des Mehrwerts wird als Erpressung von Stunden unbezahlter Arbeit erklärt; der Tauschwert akkumuliert sich daher in den Händen des Kapitalisten und niemals in den Händen des Arbeiters. Dies ist die einzige Erklärung für die reguläre Kapitalakkumulation, die mit der Wahrheit der Arbeitstheorie vereinbar ist (vgl. jedoch ursprüngliche Akkumulation); daraus folgt, dass der Kapitalismus notwendigerweise eine Form der Ausbeutung ist.
Die Kombination dieser Ansichten führt zu einer Vorhersage. Ab einem bestimmten Entwicklungspunkt wird die Wirtschaftsstruktur des Kapitalismus nicht mehr in der Lage sein, die sich ständig weiterentwickelnden Produktivkräfte zu regulieren und zu fördern. Daher wird es eine Krise des Kapitalismus geben, die durch eine Revolution gelöst werden muss. Diese Revolution wird die Macht auf das Proletariat übertragen, und es wird eine Entwicklung hin zu einer Wirtschaftsordnung folgen, die kommunistisch sein wird (da dies die einzige Ordnung ist, die zur endgültigen Beherrschung der Natur geeignet ist) und auch klassenlos. Marx ist berühmt für seine Angriffe auf den „utopischen“ Sozialismus, wobei er seine eigene Form des Sozialismus als „wissenschaftlich“ bezeichnete. Im Rückblick jedoch erscheint das Motiv seines Denkens in all seinen Formen entschieden utopisch, und seine Brillanz kann nicht länger die Tatsache verbergen, dass Marx‘ wissenschaftliche Ansprüche illusorisch sind."
[Übersetzt aus dem Englischen von Google Translate]
(Scruton, Roger. The Palgrave Macmillan Dictionary of Political Thought. 3rd ed. Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2007. pp. 424-5)
"Marxismus
Der Marxismus besteht aus zwei klar unterscheidbaren Teilen: dem theoretischen und dem praktischen. Theoretisch beinhaltet er das Festhalten an den Ideen von Marx, zusammen mit einem politischen Engagement für eine proletarische Revolution, wie sie Marx beschrieben und vorhergesagt hat. Praktisch beinhaltet er marxistische Praxis im Kontext eines „bürgerlichen“ Staates, was wiederum nicht unbedingt revolutionäre Aktivitäten, sondern die Vorbereitung des Bodens für eine Revolution im sozialen und institutionellen Leben beinhaltet.
Der Marxismus ist oder war bis vor kurzem eine große Bewegung und seine theoretischen und praktischen Aspekte stimmen nicht unbedingt überein. Darüber hinaus gab es im theoretischen Bereich Strömungen, Tendenzen, Häresien und konkurrierende Interpretationen, die es zusätzlich schwierig machen, eine bestimmte Doktrin als das Wesen des Marxismus festzulegen. Es ist normal, die „wissenschaftliche“ Richtung des Marxismus mit ihrer Betonung der angeblich strengen Analyse der Wirtschaftsstruktur und des „Entwicklungsgesetzes“ der kapitalistischen Gesellschaft vom „marxistischen Humanismus“ zu unterscheiden, der sich, weil er weniger gewagten Vorhersagen und weniger monumentalen Behauptungen über die Natur der Gesellschaft verpflichtet scheint, vielen empfohlen hat, die weder an die Ökonomie von Marx noch an die vielen verfügbaren Versionen des historischen Materialismus recht glauben können. Der marxistische Humanismus beinhaltet die Anwendung der in der marxistischen Theorie enthaltenen Konzepte auf die Beschreibung des menschlichen Bewusstseins, auf soziale und kulturelle Phänomene und auf alle Aspekte des Lebens, in denen Klassen und ihre Ideologien die Oberhand gewinnen. Er ist nicht nur in seiner Betonung des Bewusstseins humanistisch, sondern auch in seiner Sorge um Werte, die in den „wissenschaftlichen“ Behauptungen des historischen Materialismus scheinbar keinen Platz haben. Innerhalb dieser beiden breiten Bewegungen muss man als Versionen der „wissenschaftlichen“ unterscheiden: dialektischen Materialismus, technologischen Determinismus und einige der Theorien, die sich mit Ausbeutung und der Arbeitswerttheorie befassen; als Versionen des „Humanistischen“: Kritische Theorie, die Frankfurter Schule und die Arbeiten von Lukács und (möglicherweise) Gramsci. Innerhalb dieser intellektuellen Strömungen sind viele weitere Einflüsse spürbar – einige schenken den Arbeiten von Engels, den leninistischen Theorien des Imperialismus und der Revolution und den Versuchen von Luxemburg und anderen, die theoretische Rechtfertigung der Tyrannei zu verhindern, mehr oder weniger Aufmerksamkeit. Einige haben versucht, den Marxismus mit anderen Theorien zu synthetisieren, zum Beispiel mit dem Strukturalismus (siehe Althusser), mit der Kybernetik (siehe Krisentheorie), mit dem Liberalismus (siehe Linksliberalismus), mit dem Feminismus und so weiter.
Die marxistische Praxis war einheitlicher als die Theorie. Revolutionäre Bewegungen, die sich marxistisch nennen, neigen dazu, die Welt im Sinne eines Klassenkampfes zu sehen und versuchen, sich in diesem Kampf auf die Seite der unterdrückten Partei zu stellen. Sie sind möglicherweise kaum von den beiden genannten theoretischen Hauptbewegungen beeinflusst, sondern nähren sich stattdessen von einer Vielzahl linker, sozialistischer und egalitärer Lehren und verbinden sich mit dem Namen Marx aufgrund der erfolgreichen Revolutionen, die in seinem Namen durchgeführt wurden.
Im kommunistischen Sprachgebrauch wurden viele Häresien innerhalb des Marxismus zur Verurteilung herausgegriffen (siehe z. B. Devianzismus). Diese Praxis wurde von den Bolschewiken begonnen und von Lenin, Stalin und ihren Nachfolgern mit einer Inbrunst fortgesetzt, die man außerhalb der Religion selten antrifft – eine Tatsache, die dazu beigetragen hat, viele davon zu überzeugen, die eigentliche marxistische Bewegung eher als quasi-religiöses denn als politisches Phänomen zu betrachten. So wurde der zeitgenössische Marxismus von Raymond Aron als „Opium der Intellektuellen“ bezeichnet, eine Parodie auf Marx‘ eigene Beschreibung der Religion als „Opium des Volkes“."
[Übersetzt aus dem Englischen von Google Translate]
(Scruton, Roger. The Palgrave Macmillan Dictionary of Political Thought. 3rd ed. Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2007. pp. 425-6)
"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding
Der Soziologie und Kritiker der Wachen Linken Eric Kaufmann bevorzugt die Bezeichnung "Kultursozialismus" ("cultural socialism"), die auch ich für geeigneter halte.Consul hat geschrieben : ↑Sa 21. Sep 2024, 22:10Die Ideologie der zeitgenössischen Wachen Linken wird von Rechten (insbesondere Rechtsextremen) oft als "Kulturmarxismus" bezeichnet (und verunglimpft, da Marx für sie der Teufel ist); doch es stellt sich die Frage, was daran und darin eigentlich noch marxistisch ist. Dabei muss berücksichtigt werden, dass es mehrere Marxismen gibt—hauptsächlich…und den Postmarxismus.
Der rechte (paläokonservative) Politologe Paul Gottfried mag sie ganz und gar nicht, aber er sieht wenig Marxistisches in der Wachen Linken (the Woke Left) und spricht von der postmarxistischen Linken (the Post-Marxist Left):
"Nothing intrinsically Marxist, that is to say, defines “cultural Marxism,” save for the evocation or hope of a postbourgeois society. Those who advocate this new Marxism, however, are driven not by historical materialism but by revulsion for bourgeois Christian civilization. The mistake of those who see one position segueing into another is to confuse contents with personalities. For example, the late Bella Abzug, who was descended from a family of Russian Jewish radicals, began her political career as a Communist who denounced the American government for arming England during the period of the Soviet-Nazi Pact. Abzug later became an outspoken feminist, who by the end of her life was championing gay issues. But while this self-styled rebel spent her career inside and outside of Congress on the left, it is not clear that her feminism or gay rights advocacy flowed out of her Marxist or Stalinist loyalties. Such commitments might have derived from her self-image as a marginalized Jew cast into a hostile culture. All the same, her series of positions while on the “left” do not show theoretical unity. Unlike Abzug, Marx and Lenin disliked the bourgeoisie as oppressive capitalists but did not reproach them for failing to address feminist and gay issues. The triumphant Soviets did consider abolishing marriage as a “bourgeois institution,” but quickly reconsidered and finished, like later Communist regimes, by imposing a puritanical morality. Today antibourgeois social planners, like the descendants of the Frankfurt School, call themselves Marxists and parade under red banners, but they are playing with names and symbols. Such proponents represent historical and theoretical Marxism in about the same way that “liberal” Episcopal Bishop Spong of Newark is now fighting for Christian dogmatic theology."
(Gottfried, Paul Edward. The Strange Death of Marxism: The European Left in the New Millenium. Columbia, MO: University of Missouri Press, 2005. p. 10)
"Like Communist and fascist ideologies and practices, Post-Marxism reveals the characteristics of a post-Christian religion of politics. It emphasizes the radical polarization between the multicultural Good and the xenophobic Evil and is willing to apply force to suppress those considered wicked. Like older political religions, Post-Marxism also claims to be pointing the way toward a future in which the remnants of the adversary (still vestigially bourgeois) society are swept aside. Like fascism and Communism, Post-Marxism views bourgeois institutions, especially in this case the nuclear family and defined gender roles, as the concentrated evil that it is required to obliterate."
(Gottfried, Paul Edward. The Strange Death of Marxism: The European Left in the New Millenium. Columbia, MO: University of Missouri Press, 2005. p. 23)
Gottfried argues that there "is a less obtrusive form of oppression, one closer to what Tocqueville called le doux despotisme. It is political management that eventually approaches total control but with less and less need for physical force. In this respect as well as in its faceless leadership, it is different from the totalitarian behemoths of the thirties and forties, which gave rise to what German historian Ernst Nolte has characterized as the “European civil war”."
(Gottfried, Paul Edward. The Strange Death of Marxism: The European Left in the New Millenium. Columbia, MO: University of Missouri Press, 2005. p. 120)
"[C]alling for antibourgeois family arrangements or unrestricted sexual expressiveness has little or nothing to do with dialectical materialism or with the economic restructuring of bourgeois society. Even more problematic for applying Marxist labels to the current Left is this Left’s loss of interest in socialist economic planning. While the Post-Marxist Left certainly favors progressive income taxes, extensive welfare states, and government-run educational systems, in none of these stands does it differ sharply from the center-right parties in the United States or in Europe."
(Gottfried, Paul Edward. The Strange Death of Marxism: The European Left in the New Millenium. Columbia, MO: University of Missouri Press, 2005. pp. 124-5)
"The Post-Marxist Left goes beyond the totalitarian movements of the past, provocatively analyzed by Voegelin and Hannah Arendt, in emphatically rejecting the Western cultural and historical heritage. It has exerted journalistic, judicial, and bureaucratic force to destroy any self-affirming Western consciousness and European national identity. Although politically less violent than other Lefts, it is culturally and socially more radical."
(Gottfried, Paul Edward. The Strange Death of Marxism: The European Left in the New Millenium. Columbia, MO: University of Missouri Press, 2005. p. 140)
"Nichts intrinsisch Marxistisches, das heißt, definiert den „Kulturmarxismus“, außer der Beschwörung oder Hoffnung einer postbürgerlichen Gesellschaft. Diejenigen, die diesen neuen Marxismus befürworten, werden jedoch nicht vom historischen Materialismus angetrieben, sondern von der Abscheu vor der bürgerlich-christlichen Zivilisation. Der Fehler derjenigen, die eine Position in eine andere übergehen sehen, besteht darin, Inhalte mit Persönlichkeiten zu verwechseln. So begann beispielsweise die verstorbene Bella Abzug, die aus einer Familie russisch-jüdischer Radikaler stammte, ihre politische Karriere als Kommunistin, die die amerikanische Regierung dafür anprangerte, England während der Zeit des sowjetisch-nazistischen Pakts bewaffnet zu haben. Abzug wurde später eine ausgesprochene Feministin, die sich am Ende ihres Lebens für die Belange der Homosexuellen einsetzte. Aber während diese selbsternannte Rebellin ihre Karriere innerhalb und außerhalb des Kongresses auf der linken Seite verbrachte, ist es nicht klar, ob ihr Feminismus oder ihr Einsatz für die Rechte der Homosexuellen aus ihrer marxistischen oder stalinistischen Loyalität resultierte. Solche Verpflichtungen könnten aus ihrem Selbstbild als marginalisierte Jüdin stammen, die in eine feindliche Kultur geworfen wurde. Dennoch zeigen ihre Positionen auf der „Linken“ keine theoretische Einheit. Anders als Abzug mochten Marx und Lenin die Bourgeoisie als unterdrückerische Kapitalisten nicht, warfen ihr aber nicht vor, sich nicht mit feministischen und homosexuellen Themen auseinanderzusetzen. Die siegreichen Sowjets erwogen zwar die Abschaffung der Ehe als „bürgerliche Institution“, überlegten es sich aber schnell anders und führten, wie spätere kommunistische Regime, eine puritanische Moral ein. Heute nennen sich antibürgerliche Sozialplaner wie die Nachfahren der Frankfurter Schule Marxisten und marschieren unter roten Fahnen, aber sie spielen mit Namen und Symbolen. Solche Befürworter repräsentieren den historischen und theoretischen Marxismus ungefähr so, wie der „liberale“ episkopalkirchliche Bischof Spong aus Newark heute für die christliche Dogmatik kämpft."
[Übersetzt aus dem Englischen von Google Translate]
(Gottfried, Paul Edward. The Strange Death of Marxism: The European Left in the New Millenium. Columbia, MO: University of Missouri Press, 2005. p. 10)
"Wie kommunistische und faschistische Ideologien und Praktiken weist der Postmarxismus die Merkmale einer postchristlichen Religion der Politik auf. Er betont die radikale Polarisierung zwischen dem multikulturellen Guten und dem fremdenfeindlichen Bösen und ist bereit, Gewalt anzuwenden, um diejenigen zu unterdrücken, die als böse gelten. Wie ältere politische Religionen behauptet auch der Postmarxismus, den Weg in eine Zukunft zu weisen, in der die Überreste der gegnerischen (immer noch rudimentär bürgerlichen) Gesellschaft beiseite gefegt werden. Wie Faschismus und Kommunismus betrachtet der Postmarxismus bürgerliche Institutionen, insbesondere in diesem Fall die Kernfamilie und definierte Geschlechterrollen, als das konzentrierte Böse, das ausgelöscht werden muss."
[Übersetzt aus dem Englischen von Google Translate]
(Gottfried, Paul Edward. The Strange Death of Marxism: The European Left in the New Millenium. Columbia, MO: University of Missouri Press, 2005. p. 23)
Gottfried argumentiert, dass es…
"…eine weniger aufdringliche Form der Unterdrückung gibt, eine, die näher an dem ist, was Tocqueville le doux despotisme nannte. Es ist eine politische Führung, die sich schließlich der totalen Kontrolle nähert, aber immer weniger physische Gewalt erfordert. In dieser Hinsicht sowie in ihrer gesichtslosen Führung unterscheidet sie sich von den totalitären Giganten der dreißiger und vierziger Jahre, die zu dem führten, was der deutsche Historiker Ernst Nolte als „europäischen Bürgerkrieg“ bezeichnet hat."
[Übersetzt aus dem Englischen von Google Translate]
(Gottfried, Paul Edward. The Strange Death of Marxism: The European Left in the New Millenium. Columbia, MO: University of Missouri Press, 2005. p. 120)
"Der Ruf nach antibürgerlichen Familienarrangements oder uneingeschränkter sexueller Ausdrucksfreiheit hat wenig oder nichts mit dialektischem Materialismus oder mit der wirtschaftlichen Umstrukturierung der bürgerlichen Gesellschaft zu tun. Noch problematischer für die Anwendung marxistischer Etiketten auf die gegenwärtige Linke ist ihr Verlust des Interesses an sozialistischer Wirtschaftsplanung. Während die postmarxistische Linke sicherlich progressive Einkommenssteuern, umfassende Wohlfahrtsstaaten und staatlich geführte Bildungssysteme befürwortet, unterscheidet sie sich in keiner dieser Positionen deutlich von den Mitte-Rechts-Parteien in den Vereinigten Staaten oder in Europa."
[Übersetzt aus dem Englischen von Google Translate]
(Gottfried, Paul Edward. The Strange Death of Marxism: The European Left in the New Millenium. Columbia, MO: University of Missouri Press, 2005. pp. 124-5)
"Die postmarxistische Linke geht über die totalitären Bewegungen der Vergangenheit hinaus, die von Voegelin und Hannah Arendt provokativ analysiert wurden, indem sie das westliche kulturelle und historische Erbe nachdrücklich ablehnt. Sie hat journalistische, juristische und bürokratische Gewalt eingesetzt, um jedes selbstbejahende westliche Bewusstsein und jede europäische nationale Identität zu zerstören. Obwohl sie politisch weniger gewalttätig ist als andere Linke, ist sie kulturell und sozial radikaler."
[Übersetzt aus dem Englischen von Google Translate]
(Gottfried, Paul Edward. The Strange Death of Marxism: The European Left in the New Millenium. Columbia, MO: University of Missouri Press, 2005. p. 140)
"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding
Im linken Diskurs wird "Postmarxismus" folgendermaßen verwendet:
"The past decades have seen the interweaving of two closely connected phenomena: the emergence of Post-Marxism and the intellectual revitalization of Marxism. Post-Marxism emerged as a self-adopted label in the 1980s to characterize a particular means of escape from the widely proclaimed “crisis of Marxism” that followed the decline of the 1960s radical movements in the mid-1970s and that was reinforced by the collapse of the Communist regimes in 1989–91. To be a Post-Marxist is to pursue questions in part inherited from Marxism in a theoretical and political framework that simultaneously is itself influenced by Marxism but seeks to go decisively beyond it. Thus, for example, Ernesto Laclau and Chantal Mouffe argue that “[it] is no longer possible to maintain the conception of subjectivity and classes elaborated by Marxism, nor its historical vision of the historical course of capitalist development, nor, of course, the conception of communism as a transparent society,” but nevertheless acknowledge that their own work has involved “the development of certain intuitions and discursive forms constituted within Marxism” (Laclau and Mouffe 1985, 4). Among the leading exemplars of this approach are, apart from Laclau and Mouffe themselves, Alain Badiou, Judith Butler, Jürgen Habermas and Axel Honneth, but in many ways it has affinities with the critiques of the domination of North by South developed by Subaltern Studies and postcolonialism. Thinkers of this kind tend to be in dialogue with mainstream approaches such as liberalism as well as the body of thought that has come to be known as poststructuralism (for example, Gilles Deleuze, Jacques Derrida and Michel Foucault), which takes its distance from both liberalism and Marxism and is influenced by Nietzsche’s critique of the Enlightenment.
But Marxism remains a powerful reference point for Post-Marxists: the evolution of Slavoj Žižek at the end of the 1990s toward a more clearly defined Marxist (even idiosyncratically Leninist) position is exemplary in this respect. Indeed, as time has passed, the boundary between Marxism and Post-Marxism has become more blurred. This is partly because some important contemporary Marxist theorists have themselves drawn heavily on poststructuralism (the influence of Deleuze, himself a careful reader of Marx, on Negri is a case in point). But some Post-Marxists have moved back toward Marxism: the most important example is provided by Badiou’s recent exploration of the “communist hypothesis” and even occasional self-description as a Marxist. This is a tribute to the continued intellectual and political power of Marxism, but it in no way settles the disputes that led to the crystallization of Post-Marxism as a distinct intellectual current."
(Callinicos, Alex, Stathis Kouvelakis, and Lucia Pradella. Introduction to Routledge Handbook of Marxism and Post-Marxism, edited by Alex Callinicos, Stathis Kouvelakis, and Lucia Pradella, 1-22. New York: Routledge, 2021. p. 1)
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"Post-Marxism emerged in the mid-l980s as a critique of classical Marxism on the basis of the anti-essentialist theories of Derrida, Lacan, Baudrillard, and others. Starting from the Althusserian concept of "overdetermination," post-Marxism contended that there was no "center" to social relations. It thus attacked Marxist concepts such as "dialectics," "mode of production," "base/ superstructure" and "proletariat."
Post-Marxists contended that if there is no "center", there is, in fact, no "society": instead, there is "the social," as an imaginary construct maintained by the play of social signifiers. The constitution of "the social" is, for post-Marxism, an effect of political struggle: since "antagonisms" can no longer be explained in terms of "contradictions," antagonisms are in effect "constitutive" and "contingent." In place of the Marxist concepts of class struggle and revolution, post-Marxism has appropriated Antonio Gramsci's concept of "hegemony," understood as a process of linking one antagonism to another so to construct "the people" as a progressive political force. Post-Marxism substitutes for the Marxist notion of the contradiction between the forces and relations of production the logic of "equality," which it considers to be definitive of the process of modernization. It therefore argues for a "radical democracy," which involves the perpetual "articulation" of new sites of antagonism and new political arenas where the logic of "equality" can be extended . In response, Marxists have argued that post-Marxism reduces social relations and politics to a series of contingencies which make it impossible to determine political priorities."
(Taylor, Victor E., and Charles E. Winquist, eds. Encyclopedia of Postmodernism. London: Routledge, 2001. p. 302)
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"What began in the mid-1980s and gained momentum and maturation in the 1990s was a series of fusions or integrations of postmodernism with other critical theories of society, culture, and politics, ranging from Marxism to liberalism, feminism, critical theory, and radical ecology.
1) A major first step in this movement beyond the modern-postmodern impasse was achieved by political theorists Ernesto Laclau and Chantal Mouffe in their pathbreaking work Hegemony and Socialist Strategy: Towards a Radical Democratic Politics (1985). By constructing a critical dialogue between Marxism and postmodernism, they were able to produce a post-Marxist critical theory that incorporated postmodern philosophy and cultural insights and pointed the way toward a critical postmodernism. They deconstructed both the Marxist tradition and its core concepts, purging it of its grand Hegelian vision of historical progress, its labor model of society, the centrality of class analysis, and its outdated working-class model of revolution. What remained standing was the concept of “hegemony.” Their rethinking of this idea, formulated by Italian Marxist Antonio Gramsci, became the fundamental pivot of their postmodern, post-Marxist critical theory.
Marxists have defined cultural hegemony as the ability of the dominant social class in a capitalist society to socialize the other classes into conforming to its political system and culture. Cultural traditions, practices, and institutions play an integral role in assimilating the working classes and oppositional countercultures. Laclau and Mouffe redefined cultural hegemony as a process of democratic struggle among diverse political actors who operated according to what they determined to be a new social logic of pluralization. “Radical democracy” replaced socialism. It was decentralist and participatory, associated with the new social movements of the 1970s and 1980s, and dedicated to a postmodern cultural politics of radical pluralism.
In the language of poststructuralism and postmodernism, Laclau and Mouffe redefined society as a complex field of “discursive practices” organized around highly contested “nodal points” of power due to increased social and cultural pluralization. They concluded that “society” does not exist “as a sutured and self-defined totality.” Society as a complex field of power relations and different identities is not reducible to a single determinant logic. Rather, a multiplicity of “articulatory practices” compete for hegemony “in a field criss-crossed with antagonisms.”
In other words, human beings socially construct their world through discourses. These discourses, always shifting and diverse, are still subject to hegemony as they are selectively organized around certain privileged power points in the social field. Laclau and Mouffe defined discourse sociologically as an ensemble of social relations. They further rejected the distinction between “discursive” (conceived of as ideology) and “nondiscursive” (conceived of as material forces) activities. By affirming the material character of every discourse, they abandoned the Marxist economic base/cultural superstructure model for a more complex cultural materialist field theory of society."
(Gabardi, Wayne. Negotiating Postmodernism. Minneapolis, MN: University of Minnesota Press, 2001. pp. 11-2)
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"Post-Marxism. In a literal sense the idea of post-Marxism implies ‘after Marxism’ and as such might suggest that cultural studies has abandoned all the concepts and ways of thinking associated with Marxist theory. Indeed, the idea of post-Marxism does imply the superseding of the tenets of classical Marxism and suggests that Marxism is no longer the primary explanatory narrative of our time. However, the ‘superseding’ involved here entails the selective retention and transformation of key concepts drawn from Marxism rather than a complete jettisoning of them all.
Post-Marxism has involved the critique and reconstitution of Marxism through the application and addition of poststructuralist theory to it. This is an aspect of the wider rejection of grand narratives (including Marxism) and totalizing fields of inquiry by postmodernism. Of particular importance to post-Marxism has been the poststructuralist stress on the constitutive place of language and discourse within culture and the anti-essentialist character of all social categories. Post-Marxism has also adopted the poststructuralist view of the dispersed character of power and thus given greater credence to the micro-fields of political power and resistance than Marxism has traditionally done.
The project of post-Marxism has been particularly associated with Ernesto Laclau, Chantal Mouffe and Stuart Hall, who are critical of the essentialism, foundationalism and reductionism of Marxism. Thus, concepts such as class, history, mode of production etc. are understood to be discursive constructs rather than essential, universal concepts. Indeed, all the key cultural categories such as ‘women’, ‘class’, ‘society’, ‘identities’, ‘interests’ etc. are no longer conceived of as single unitary objects with fixed meanings or single underlying structures and determinations.
Within Marxism the concept of class is conceived of as an essential unified identity between a signifier and a specific group of people who share socioeconomic conditions. Here a class has an objective existence. By contrast, class is understood by post-Marxism to be the effect of discourse rather than a simple objective economic fact. That is, ‘class’ is constituted by how we speak about and deploy the notion of class. Further, class consciousness is a discursively formed collective subject position that is neither an inevitability nor a unified phenomenon. Indeed, classes are cross-cut by conflicting interests, including those of gender, race and age. Classes may share common economic conditions of existence but do not automatically form a core, unified class consciousness.
For post-Marxist writers, discursive concepts are not to be reduced to or explained solely in terms of the economic base as in reductionist forms of Marxism. Thus, for post-Marxist writers any notion of the ‘final determination’ of cultural phenomena by the mode of production or class relations has to be put aside. Instead the field of the ‘social’ involves multiple points of power and antagonism that do not cohere around class conflict as Marxism understands them to do. Rather, post-Marxists argue that the multiple forms of power, subordination and antagonism that occur within a society are not reducible to any single site or contradiction.
It follows that post-Marxists regard the account of hegemony as read through Gramsci as being mistakenly centred on class. Instead, they stress that history hasnno prime agent of social change nor does ideology belong to particular classes. Instead, hegemonic and counter-hegemonic blocs are formed through temporary and strategic alliances of a range of discursively constructed subjects and groups of interest. Consequently, any radical politics cannot be premised on the domination of any particular political project (for example, the proletariat of Marxism). Instead it must be constructed in terms of the recognition of difference and the identification and development of points of common interest.
Here there can be no appeal to absolute standards of legitimation or to the laws of history, as orthodox Marxism has tended to do. Rather, all progressive values must be defended within the pragmatic context of particular moral traditions including modern political ideas about democracy, justice, tolerance, solidarity and freedom. Further, the prime agents of social change are held not so much to be classes (though they play a part) as social and cultural movements that have developed from a proliferation of new social antagonisms in the spaces of consumption, welfare and habitat."
(Barker, Chris. The SAGE Dictionary of Cultural Studies. London: SAGE Publications, 2004. pp. 154-6)
"In den letzten Jahrzehnten haben sich zwei eng miteinander verbundene Phänomene miteinander verwoben: die Entstehung des Postmarxismus und die intellektuelle Wiederbelebung des Marxismus. Der Postmarxismus entstand in den 1980er Jahren als selbst gewähltes Etikett, um einen bestimmten Ausweg aus der weithin proklamierten „Krise des Marxismus“ zu charakterisieren, die auf den Niedergang der radikalen Bewegungen der 1960er Jahre Mitte der 1970er Jahre folgte und durch den Zusammenbruch der kommunistischen Regime 1989–1991 verstärkt wurde. Ein Postmarxist zu sein bedeutet, Fragen zu verfolgen, die zum Teil vom Marxismus übernommen wurden, in einem theoretischen und politischen Rahmen, der gleichzeitig selbst vom Marxismus beeinflusst ist, aber versucht, entscheidend darüber hinauszugehen. So argumentieren beispielsweise Ernesto Laclau und Chantal Mouffe, dass „es nicht mehr möglich ist, das vom Marxismus ausgearbeitete Konzept von Subjektivität und Klassen aufrechtzuerhalten, noch seine historische Vision des historischen Verlaufs der kapitalistischen Entwicklung, noch natürlich das Konzept des Kommunismus als transparente Gesellschaft“, erkennen aber dennoch an, dass ihre eigene Arbeit umfasste „die Entwicklung bestimmter Intuitionen und diskursiver Formen, die im Marxismus konstituiert wurden“ (Laclau und Mouffe 1985, 4). Zu den führenden Vertretern dieses Ansatzes zählen neben Laclau und Mouffe selbst Alain Badiou, Judith Butler, Jürgen Habermas und Axel Honneth, aber in vielerlei Hinsicht weist er Affinitäten zu den Kritiken an der Herrschaft des Nordens durch den Süden auf, die in den Subaltern Studies und im Postkolonialismus entwickelt wurden. Denker dieser Art neigen dazu, im Dialog mit Mainstream-Ansätzen wie dem Liberalismus sowie dem Gedankengut zu stehen, das als Poststrukturalismus bekannt geworden ist (z. B. Gilles Deleuze, Jacques Derrida und Michel Foucault), das sich sowohl vom Liberalismus als auch vom Marxismus distanziert und von Nietzsches Kritik der Aufklärung beeinflusst ist.
Doch der Marxismus bleibt ein mächtiger Bezugspunkt für Postmarxisten: Die Entwicklung von Slavoj Žižek Ende der 1990er Jahre hin zu einer klarer definierten marxistischen (sogar eigenwillig leninistischen) Position ist in dieser Hinsicht beispielhaft. Tatsächlich ist die Grenze zwischen Marxismus und Postmarxismus im Laufe der Zeit immer mehr verwischt worden. Dies liegt zum Teil daran, dass einige wichtige zeitgenössische marxistische Theoretiker selbst stark auf den Poststrukturalismus zurückgegriffen haben (der Einfluss von Deleuze, selbst ein aufmerksamer Marx-Leser, auf Negri ist ein typisches Beispiel). Doch einige Postmarxisten haben sich wieder dem Marxismus zugewandt: Das wichtigste Beispiel ist Badious jüngste Erforschung der „kommunistischen Hypothese“ und sogar seine gelegentliche Selbstbeschreibung als Marxist. Dies ist eine Hommage an die anhaltende intellektuelle und politische Macht des Marxismus, aber es beendet in keiner Weise die Streitigkeiten, die zur Kristallisierung des Postmarxismus als eigenständige intellektuelle Strömung geführt haben."
[Übersetzt aus dem Englischen von Google Translate]
(Callinicos, Alex, Stathis Kouvelakis, and Lucia Pradella. Introduction to Routledge Handbook of Marxism and Post-Marxism, edited by Alex Callinicos, Stathis Kouvelakis, and Lucia Pradella, 1-22. New York: Routledge, 2021. p. 1)
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"Der Postmarxismus entstand Mitte der 1980er Jahre als Kritik des klassischen Marxismus auf der Grundlage der antiessentialistischen Theorien von Derrida, Lacan, Baudrillard und anderen. Ausgehend vom althusserschen Konzept der "Überdetermination" behauptete der Postmarxismus, dass es kein "Zentrum" der sozialen Beziehungen gebe. Er griff daher marxistische Konzepte wie "Dialektik", "Produktionsweise", "Basis/Überbau" und "Proletariat" an.
Postmarxisten behaupteten, dass es ohne "Zentrum" tatsächlich keine "Gesellschaft" gebe: Stattdessen gebe es "das Soziale" als imaginäres Konstrukt, das durch das Spiel sozialer Signifikanten aufrechterhalten wird. Die Konstitution des "Sozialen" ist für den Postmarxismus ein Ergebnis des politischen Kampfes: Da "Antagonismen" nicht mehr durch "Widersprüche" erklärt werden können, sind Antagonismen tatsächlich "konstitutiv" und „Kontingent“. Anstelle der marxistischen Konzepte von Klassenkampf und Revolution hat der Postmarxismus Antonio Gramscis Konzept der „Hegemonie“ übernommen, das als Prozess der Verknüpfung eines Antagonismus mit einem anderen verstanden wird, um „das Volk“ als fortschrittliche politische Kraft zu konstruieren. Der Postmarxismus ersetzt die marxistische Vorstellung des Widerspruchs zwischen den Kräften und Produktionsverhältnissen durch die Logik der „Gleichheit“, die er als entscheidend für den Modernisierungsprozess ansieht. Er plädiert daher für eine „radikale Demokratie“, die die fortwährende „Artikulation“ neuer Orte des Antagonismus und neuer politischer Arenen beinhaltet, auf die die Logik der „Gleichheit“ ausgedehnt werden kann. Als Antwort darauf haben Marxisten argumentiert, dass der Postmarxismus soziale Beziehungen und Politik auf eine Reihe von Kontingenzen reduziert, die es unmöglich machen, politische Prioritäten zu bestimmen."
[Übersetzt aus dem Englischen von Google Translate]
(Taylor, Victor E., and Charles E. Winquist, eds. Encyclopedia of Postmodernism. London: Routledge, 2001. p. 302)
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"Was Mitte der 1980er Jahre begann und in den 1990er Jahren an Dynamik und Reife gewann, war eine Reihe von Fusionen oder Integrationen der Postmoderne mit anderen kritischen Theorien der Gesellschaft, Kultur und Politik, die von Marxismus über Liberalismus, Feminismus, kritische Theorie bis hin zur radikalen Ökologie reichten.
1) Ein wichtiger erster Schritt in dieser Bewegung über die Sackgasse zwischen Moderne und Postmoderne hinaus wurde von den politischen Theoretikern Ernesto Laclau und Chantal Mouffe in ihrem bahnbrechenden Werk Hegemony and Socialist Strategy: Towards a Radical Democratic Politics (1985) unternommen. Indem sie einen kritischen Dialog zwischen Marxismus und Postmoderne konstruierten, konnten sie eine postmarxistische kritische Theorie entwickeln, die postmoderne Philosophie und kulturelle Erkenntnisse einbezog und den Weg zu einer kritischen Postmoderne wies. Sie dekonstruierten sowohl die marxistische Tradition als auch ihre Kernkonzepte und befreiten sie von ihrer großen hegelschen Vision des historischen Fortschritts, ihrem Arbeitsmodell der Gesellschaft, der zentralen Bedeutung der Klassenanalyse und ihrem veralteten Arbeiterklassenmodell der Revolution. Was blieb, war das Konzept der „Hegemonie“. Ihre Neuinterpretation dieser Idee, die vom italienischen Marxisten Antonio Gramsci formuliert wurde, wurde zum grundlegenden Dreh- und Angelpunkt ihrer postmodernen, postmarxistischen kritischen Theorie.
Marxisten haben kulturelle Hegemonie als die Fähigkeit der dominanten sozialen Klasse in einer kapitalistischen Gesellschaft definiert, die anderen Klassen zu sozialisieren, damit sie sich ihrem politischen System und ihrer Kultur anpassen. Kulturelle Traditionen, Praktiken und Institutionen spielen eine wesentliche Rolle bei der Assimilation der Arbeiterklassen und oppositioneller Gegenkulturen. Laclau und Mouffe definierten kulturelle Hegemonie neu als einen Prozess des demokratischen Kampfes zwischen verschiedenen politischen Akteuren, die nach einer neuen sozialen Logik der Pluralisierung vorgingen. Die „radikale Demokratie“ ersetzte den Sozialismus. Sie war dezentralisiert und partizipatorisch, mit den neuen sozialen Bewegungen der 1970er und 1980er Jahre verbunden und einer postmodernen Kulturpolitik des radikalen Pluralismus verpflichtet.
In der Sprache des Poststrukturalismus und der Postmoderne definierten Laclau und Mouffe die Gesellschaft neu als ein komplexes Feld „diskursiver Praktiken“, die aufgrund der zunehmenden sozialen und kulturellen Pluralisierung um stark umstrittene „Knotenpunkte“ der Macht organisiert sind. Sie kamen zu dem Schluss, dass „die Gesellschaft“ nicht „als zusammenhängende und selbstdefinierte Gesamtheit“ existiert. Die Gesellschaft als komplexes Feld von Machtbeziehungen und unterschiedlichen Identitäten lässt sich nicht auf eine einzige bestimmende Logik reduzieren. Vielmehr konkurrieren eine Vielzahl „artikulatorischer Praktiken“ um die Vorherrschaft „in einem von Antagonismen durchzogenen Feld“.
Mit anderen Worten: Menschen konstruieren ihre Welt sozial durch Diskurse. Diese Diskurse, die sich ständig verändern und vielfältig sind, unterliegen immer noch der Hegemonie, da sie selektiv um bestimmte privilegierte Machtpunkte im sozialen Feld organisiert sind. Laclau und Mouffe definierten den Diskurs soziologisch als ein Ensemble sozialer Beziehungen. Sie lehnten außerdem die Unterscheidung zwischen „diskursiven“ (als Ideologie verstanden) und „nichtdiskursiven“ (als materielle Kräfte verstanden) Aktivitäten ab. Indem sie den materiellen Charakter jedes Diskurses bekräftigten, gaben sie das marxistische Modell der wirtschaftlichen Basis/kulturellen Überstruktur zugunsten einer komplexeren kulturell-materialistischen Feldtheorie der Gesellschaft auf."
[Übersetzt aus dem Englischen von Google Translate]
(Gabardi, Wayne. Negotiating Postmodernism. Minneapolis, MN: University of Minnesota Press, 2001. S. 11-2)
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"Postmarxismus. Im wörtlichen Sinne impliziert die Idee des Postmarxismus „nach dem Marxismus“ und könnte als solches nahelegen, dass die Kulturwissenschaften alle Konzepte und Denkweisen aufgegeben haben, die mit der marxistischen Theorie verbunden sind. Tatsächlich impliziert die Idee des Postmarxismus die Aufhebung der Grundsätze des klassischen Marxismus und legt nahe, dass der Marxismus nicht mehr die wichtigste erklärende Erzählung unserer Zeit ist. Die hier involvierte „Aufhebung“ beinhaltet jedoch die selektive Beibehaltung und Transformation von Schlüsselkonzepten, die aus dem Marxismus stammen, und nicht deren vollständige Abschaffung.
Der Postmarxismus beinhaltet die Kritik und Neugestaltung des Marxismus durch die Anwendung und Ergänzung der poststrukturalistischen Theorie. Dies ist ein Aspekt der umfassenderen Ablehnung großer Erzählungen (einschließlich des Marxismus) und totalisierender Untersuchungsfelder durch die Postmoderne. Von besonderer Bedeutung für den Postmarxismus war die poststrukturalistische Betonung des konstitutiven Platzes von Sprache und Diskurs innerhalb der Kultur und der anti-essentialistische Charakter aller sozialen Kategorien. Der Postmarxismus hat auch die poststrukturalistische Sichtweise des verteilten Charakters der Macht übernommen und damit den Mikrofeldern politischer Macht und des Widerstands mehr Glaubwürdigkeit verliehen, als es der Marxismus traditionell getan hat.
Das Projekt des Postmarxismus wird insbesondere mit Ernesto Laclau, Chantal Mouffe und Stuart Hall in Verbindung gebracht, die dem Essentialismus, Fundamentalismus und Reduktionismus des Marxismus kritisch gegenüberstehen. So werden Konzepte wie Klasse, Geschichte, Produktionsweise usw. eher als diskursive Konstrukte denn als wesentliche, universelle Konzepte verstanden. Tatsächlich werden alle wichtigen kulturellen Kategorien wie „Frauen“, „Klasse“, „Gesellschaft“, „Identitäten“, „Interessen“ usw. nicht mehr als einzelne einheitliche Objekte mit festen Bedeutungen oder einzelnen zugrunde liegenden Strukturen und Bestimmungen aufgefasst.
Im Marxismus wird der Begriff der Klasse als eine wesentliche einheitliche Identität zwischen einem Signifikanten und einer bestimmten Gruppe von Menschen verstanden, die sozioökonomische Bedingungen teilen. Hier hat eine Klasse eine objektive Existenz. Im Gegensatz dazu wird Klasse im Postmarxismus als das Ergebnis eines Diskurses und nicht als eine einfache objektive wirtschaftliche Tatsache verstanden. Das heißt, „Klasse“ wird dadurch konstituiert, wie wir über den Begriff der Klasse sprechen und ihn einsetzen. Darüber hinaus ist Klassenbewusstsein eine diskursiv geformte kollektive Subjektposition, die weder eine Unvermeidlichkeit noch ein einheitliches Phänomen ist. Tatsächlich sind Klassen durch widerstreitende Interessen durchzogen, darunter solche des Geschlechts, der Rasse und des Alters. Klassen können gemeinsame wirtschaftliche Bedingungen der Existenz teilen, bilden aber nicht automatisch ein zentrales, einheitliches Klassenbewusstsein.
Für postmarxistische Autoren sind diskursive Konzepte nicht auf die wirtschaftliche Basis zu reduzieren oder nur in Bezug auf diese zu erklären, wie in reduktionistischen Formen des Marxismus. Postmarxistische Autoren müssen daher jede Vorstellung einer „endgültigen Bestimmung“ kultureller Phänomene durch die Produktionsweise oder Klassenbeziehungen beiseite legen. Stattdessen umfasst das Feld des „Sozialen“ zahlreiche Macht- und Antagonismuspunkte, die nicht im Sinne des Marxismus um Klassenkonflikte herum zusammenhängen. Postmarxisten argumentieren vielmehr, dass die vielfältigen Formen von Macht, Unterordnung und Antagonismus, die innerhalb einer Gesellschaft auftreten, nicht auf einen einzigen Ort oder Widerspruch reduzierbar sind.
Daraus folgt, dass Postmarxisten die Darstellung der Hegemonie, wie sie Gramsci liest, fälschlicherweise als klassenzentriert betrachten. Stattdessen betonen sie, dass die Geschichte keinen Hauptfaktor für sozialen Wandel hat und die Ideologie nicht bestimmten Klassen gehört. Stattdessen werden hegemoniale und gegenhegemoniale Blöcke durch temporäre und strategische Allianzen einer Reihe diskursiv konstruierter Subjekte und Interessengruppen gebildet. Folglich kann radikale Politik nicht auf der Vorherrschaft eines bestimmten politischen Projekts (z. B. des Proletariats des Marxismus) beruhen. Stattdessen muss sie auf der Anerkennung von Unterschieden und der Identifizierung und Entwicklung gemeinsamer Interessen basieren.
Dabei kann nicht auf absolute Legitimationsstandards oder die Gesetze der Geschichte zurückgegriffen werden, wie es der orthodoxe Marxismus tendenziell tut. Vielmehr müssen alle fortschrittlichen Werte im pragmatischen Kontext bestimmter moralischer Traditionen verteidigt werden, darunter moderne politische Ideen zu Demokratie, Gerechtigkeit, Toleranz, Solidarität und Freiheit. Darüber hinaus gelten die Hauptakteure des sozialen Wandels nicht so sehr als Klassen (obwohl sie eine Rolle spielen), sondern als soziale und kulturelle Bewegungen, die sich aus einer Zunahme neuer sozialer Antagonismen in den Bereichen Konsum, Wohlfahrt und Lebensraum entwickelt haben."
[Übersetzt aus dem Englischen von Google Translate]
(Barker, Chris. The SAGE Dictionary of Cultural Studies. London: SAGE Publications, 2004. pp. 154-6)
"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding
Siehe meine geschichtliche Fußnote zum deutschen Wort "Kultursozialismus"!
"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding
Wolfgang Endemann hat geschrieben : ↑Mi 18. Sep 2024, 10:11…Wenn man dem die woke "Trias" gegenüberstellt: Diversität-Äquität-Inklusion, ist das eine Entkernung des linken Gedankens der aufklärerischen Trias, die ihre entwickelte Gestalt in der linkshegelianischen Dialektik gefunden hat, eine Entkernung, in der das vorher benannte utopische Ziel der linken Bewegung nicht mehr erkennbar ist. Die woke Trias ist der bürgerlichen Utopie näher als der linken. Folgerichtig will diese "Linke", wenn sie aufrichtig ist, gar nicht mehr links sein.
Die Wache Linke will immer noch links im Sinne von anti-bourgeois sein. Ihre politische Vision ist antitraditionalistisch, liberationistisch und protektionistisch. Es geht ihr um die Befreiung von und Beschützung vor Unterdrückung und Fremdbestimmung (Fremdherrschaft)."Nichts intrinsisch Marxistisches, das heißt, definiert den „Kulturmarxismus“, außer der Beschwörung oder Hoffnung einer postbürgerlichen Gesellschaft. Diejenigen, die diesen neuen Marxismus befürworten, werden jedoch nicht vom historischen Materialismus angetrieben, sondern von der Abscheu vor der bürgerlich-christlichen Zivilisation."
[Übersetzt aus dem Englischen von Google Translate]
(Gottfried, Paul Edward. The Strange Death of Marxism: The European Left in the New Millenium. Columbia, MO: University of Missouri Press, 2005. p. 10)
"I argue that instead of focusing on distribution, a conception of justice should begin with the concepts of domination and oppression.
…
I argue that where social group differences exist and some groups are privileged while others are oppressed, social justice requires explicitly acknowledging and attending to those group differences in order to undermine oppression."
(Young, Iris Marion. Justice and the Politics of Difference. Princeton, NJ: Princeton University Press, 1990. p. 3)
"Oppression and domination, I argue, should be the primary terms for conceptualizing injustice.
…
Actually a family of concepts, oppression has five aspects…: exploitation, marginalization, powerlessness, cultural imperialism, and violence. Distributive injustices may contribute to or result from these forms of oppression, but none is reducible to distribution and all involve social structures and relations beyond distribution."
(Young, Iris Marion. Justice and the Politics of Difference. Princeton, NJ: Princeton University Press, 1990. pp. 8-9)
"I have proposed an enabling conception of justice. Justice should refer not only to distribution, but also to the institutional conditions necessary for the development and exercise of individual capacities and collective communication and cooperation. Under this conception of justice, injustice refers primarily to two forms of disabling constraints, oppression and domination. While these constraints include distributive patterns, they also involve matters which cannot easily be assimilated to the logic of
distribution: decision-making procedures, division of labor, and culture."
(Young, Iris Marion. Justice and the Politics of Difference. Princeton, NJ: Princeton University Press, 1990. p. 39)
"A goal of social justice, I will assume, is social equality. Equality refers not primarily to the distribution of social goods, though distributions are certainly entailed by social equality. It refers primarily to the full participation and inclusion of everyone in a society's major institutions, and the socially supported substantive opportunity for all to develop and exercise their capacities and realize their choices."
(Young, Iris Marion. Justice and the Politics of Difference. Princeton, NJ: Princeton University Press, 1990. p. 173)
"Ich argumentiere, dass ein Gerechtigkeitskonzept, statt sich auf die Verteilung zu konzentrieren, mit den Konzepten von Fremd-/Vorherrschaft und Unterdrückung beginnen sollte.
…
Ich argumentiere, dass dort, wo soziale Gruppenunterschiede bestehen und einige Gruppen privilegiert sind, während andere unterdrückt werden, soziale Gerechtigkeit eine explizite Anerkennung und Berücksichtigung dieser Gruppenunterschiede erfordert, um Unterdrückung zu untergraben."
[Übersetzt aus dem Englischen von Google Translate]
(Young, Iris Marion. Justice and the Politics of Difference. Princeton, NJ: Princeton University Press, 1990. S. 3)
"Unterdrückung und Fremd-/Vorherrschaft, argumentiere ich, sollten die primären Begriffe zur Konzeptualisierung von Ungerechtigkeit sein.
…
Tatsächlich ist Unterdrückung eine Familie von Konzepten und hat fünf Aspekte…: Ausbeutung, Marginalisierung, Ohnmacht, kultureller Imperialismus und Gewalt. Verteilungsungerechtigkeiten können zu diesen Formen der Unterdrückung beitragen oder daraus resultieren, aber keine davon ist auf die Verteilung reduzierbar und alle betreffen soziale Strukturen und Beziehungen jenseits der Verteilung."
[Übersetzt aus dem Englischen von Google Translate]
(Young, Iris Marion. Justice and the Politics of Difference. Princeton, NJ: Princeton University Press, 1990. S. 8-9)
"Ich habe ein befähigendes Konzept von Gerechtigkeit vorgeschlagen. Gerechtigkeit sollte sich nicht nur auf die Verteilung beziehen, sondern auch auf die institutionellen Bedingungen, die für die Entwicklung und Ausübung individueller Fähigkeiten und kollektiver Kommunikation und Zusammenarbeit erforderlich sind. Unter diesem Konzept von Gerechtigkeit bezieht sich Ungerechtigkeit in erster Linie auf zwei Formen behindernder Beschränkungen, nämlich Unterdrückung und Fremd-/Vorherrschaft. Während diese Beschränkungen Verteilungsmuster umfassen, betreffen sie auch Angelegenheiten, die nicht leicht in die Logik der Verteilung integriert werden können: Entscheidungsverfahren, Arbeitsteilung und Kultur."
[Übersetzt aus dem Englischen von Google Translate]
(Young, Iris Marion. Justice and the Politics of Difference. Princeton, NJ: Princeton University Press, 1990. S. 39)
"Ein Ziel der sozialen Gerechtigkeit, so nehme ich an, ist soziale Gleichheit. Gleichheit bezieht sich nicht in erster Linie auf die Verteilung sozialer Güter, obwohl Verteilungen sicherlich mit sozialer Gleichheit verbunden sind. Sie bezieht sich in erster Linie auf die volle Teilnahme und Einbeziehung aller in die wichtigsten Institutionen einer Gesellschaft und die sozial unterstützte substanzielle Chance für alle, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und auszuüben und ihre Entscheidungen zu verwirklichen."
[Übersetzt aus dem Englischen von Google Translate]
(Young, Iris Marion. Justice and the Politics of Difference. Princeton, NJ: Princeton University Press, 1990. S. 173)
"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding
Wenn es um den liberationistischen Aspekt der Wachen Linken mit ihrem DÄI-Programm geht, wird in diesem Zitat deutlich, dass dabei der Begriff der positiven Freiheit eine zentrale Rolle spielt, welcher vom modernen, progressiven, sozialen Liberalismus entwickelt wurde.Consul hat geschrieben : ↑Sa 21. Sep 2024, 23:41"Ein Ziel der sozialen Gerechtigkeit, so nehme ich an, ist soziale Gleichheit. Gleichheit bezieht sich nicht in erster Linie auf die Verteilung sozialer Güter, obwohl Verteilungen sicherlich mit sozialer Gleichheit verbunden sind. Sie bezieht sich in erster Linie auf die volle Teilnahme und Einbeziehung aller in die wichtigsten Institutionen einer Gesellschaft und die sozial unterstützte substanzielle Chance für alle, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und auszuüben und ihre Entscheidungen zu verwirklichen."
[Übersetzt aus dem Englischen von Google Translate]
(Young, Iris Marion. Justice and the Politics of Difference. Princeton, NJ: Princeton University Press, 1990. S. 173)
Wenn vom "Kultursozialismus" (E. Kaufmann) der Wachen Linken die Rede ist, dann darf der maßgebliche Einfluss des Sozialliberalismus (Linksliberalismus) auf sie nicht vergessen werden—welcher aus Sicht klassischer Liberaler wie Ludwig von Mises und Friedrich Hayek allerdings als Liberalsozialismus oder moderater Sozialismus gilt. Tatsächlich überschneidet sich der Sozialliberalismus weitgehend mit dem Sozialdemokratismus als einer gemäßigten Art von Sozialismus.
"Dem Liberalismus waren im 19. Jahrhundert heftige und starke Gegner erwachsen, denen es gelungen ist, einen großen Teil der liberalen Errungenschaften wieder rückgängig zu machen. Die Welt will heute vom Liberalismus nichts mehr wissen. Außerhalb Englands ist die Bezeichnung "Liberalismus" geradezu geächtet; in England gibt es zwar noch "Liberale", doch ein großer Teil von ihnen sind es nur dem Namen nach, in Wahrheit sind sie eher gemäßigte Sozialisten."
(Mises, Ludwig. Liberalismus. Jena: G. Fischer, 1927. S. 2)
"Positive freedom:
The clearest break with early liberal thought came in the late nineteenth century with the work of the UK philosopher and social theorist T. H. Green (1836–82), whose writing influenced a generation of so-called ‘new liberals’ such as L. T. Hobhouse (1864–1929) and J. A. Hobson (1854–1940). Green believed that the unrestrained pursuit of profit, as advocated by classical liberalism, had given rise to new forms of poverty and injustice. The economic liberty of the few had blighted the life chances of the many. Following J. S. Mill, he rejected the early liberal conception of human beings as essentially self-seeking utility maximizers, and suggested a more optimistic view of human nature. Individuals, according to Green, have sympathy for one another; their egoism is therefore constrained by some degree of altruism. The individual possesses social responsibilities and not merely individual responsibilities, and is therefore linked to other individuals by ties of caring and empathy. Such a conception of human nature was clearly influenced by socialist ideas that emphasized the sociable and cooperative nature of humankind. As a result, Green’s ideas have been described as ‘socialist liberalism’.
Green also challenged the classical liberal notion of freedom. Negative freedom merely removes external constraints on the individual, giving the individual freedom of choice. In the case of the businesses that wish to maximize profits, negative freedom justifies their ability to hire the cheapest labour possible; for example, to employ children rather than adults, or women rather than men. Economic freedom can therefore lead to exploitation, even becoming the ‘freedom to starve’. Freedom of choice in the marketplace is therefore an inadequate conception of individual freedom.
In the place of a simple belief in negative freedom, Green proposed that freedom should also be understood in positive terms. In this light, freedom is the ability of the individual to develop and attain individuality; it involves people’s ability to realize their individual potential, attain skills and knowledge, and achieve fulfilment. Thus, whereas negative freedom acknowledges only legal and physical constraints on liberty, positive freedom recognizes that liberty may also be threatened by social disadvantage and inequality. This, in turn, implied a revised view of the state. By protecting individuals from the social evils that cripple their lives, the state can expand freedom, and not merely diminish it. In place of the minimal state of old, modern liberals therefore endorsed an enabling state, exercising an increasingly wide range of social and economic responsibilities.
While such ideas undoubtedly involved a revision of classical liberal theories, they did not amount to the abandonment of core liberal beliefs. Modern liberalism drew closer to socialism, but it did not place society before the individual. For Green, for example, freedom ultimately consisted in individuals acting morally. The state could not force people to be good; it could only provide the conditions in which they were able to make more responsible moral decisions. The central thrust of modern liberalism is therefore the desire to help individuals to help themselves."
(Heywood, Andrew. Political Ideologies: An Introduction. 7th ed. London: Red Globe/Macmillan, 2021. pp. 37-8)
"Positive Freiheit:
Der deutlichste Bruch mit dem frühen liberalen Denken erfolgte im späten 19. Jahrhundert mit der Arbeit des britischen Philosophen und Sozialtheoretikers T. H. Green (1836–1882), dessen Schriften eine Generation sogenannter „neuer Liberaler“ wie L. T. Hobhouse (1864–1929) und J. A. Hobson (1854–1940) beeinflussten. Green glaubte, dass das hemmungslose Streben nach Profit, wie es der klassische Liberalismus propagierte, zu neuen Formen von Armut und Ungerechtigkeit geführt habe. Die wirtschaftliche Freiheit der Wenigen habe die Lebenschancen der Vielen verdorben. In Anlehnung an J. S. Mill lehnte er die frühe liberale Vorstellung ab, dass Menschen im Wesentlichen eigennützige Nutzenmaximierer seien, und schlug eine optimistischere Sicht der menschlichen Natur vor. Individuen, so Green, haben Sympathie füreinander; ihr Egoismus wird daher durch ein gewisses Maß an Altruismus eingeschränkt. Das Individuum trägt soziale Verantwortung und nicht nur individuelle Verantwortung und ist daher mit anderen Individuen durch Bande der Fürsorge und Empathie verbunden. Eine solche Auffassung der menschlichen Natur war eindeutig von sozialistischen Ideen beeinflusst, die die gesellige und kooperative Natur der Menschheit betonten. Daher wurden Greens Ideen als „sozialistischer Liberalismus“ beschrieben.
Green stellte auch den klassischen liberalen Freiheitsbegriff in Frage. Negative Freiheit beseitigt lediglich externe Beschränkungen des Individuums und gibt dem Individuum Entscheidungsfreiheit. Im Fall der Unternehmen, die ihre Gewinne maximieren wollen, rechtfertigt negative Freiheit ihre Möglichkeit, die billigsten Arbeitskräfte einzustellen, die möglich sind; zum Beispiel Kinder statt Erwachsene oder Frauen statt Männer zu beschäftigen. Wirtschaftliche Freiheit kann daher zur Ausbeutung führen und sogar zur „Freiheit zu verhungern“ werden. Entscheidungsfreiheit auf dem Markt ist daher eine unzureichende Auffassung von individueller Freiheit.
Anstelle eines einfachen Glaubens an negative Freiheit schlug Green vor, Freiheit auch positiv zu verstehen. In diesem Licht ist Freiheit die Fähigkeit des Individuums, Individualität zu entwickeln und zu erlangen; es geht um die Fähigkeit der Menschen, ihr individuelles Potenzial zu verwirklichen, Fähigkeiten und Wissen zu erwerben und Erfüllung zu finden. Während also die negative Freiheit nur rechtliche und physische Einschränkungen der Freiheit anerkennt, erkennt die positive Freiheit an, dass die Freiheit auch durch soziale Benachteiligung und Ungleichheit bedroht sein kann. Dies wiederum implizierte eine veränderte Sicht des Staates. Indem er die Individuen vor den sozialen Übeln schützt, die ihr Leben lähmen, kann der Staat die Freiheit erweitern und nicht nur einschränken. Anstelle des Minimalstaats der alten Zeit befürworteten die modernen Liberalen daher einen Ermächtigungsstaat, der ein immer breiteres Spektrum sozialer und wirtschaftlicher Verantwortung wahrnimmt.
Obwohl solche Ideen zweifellos eine Überarbeitung der klassischen liberalen Theorien beinhalteten, bedeuteten sie nicht, dass man zentrale liberale Überzeugungen aufgab. Der moderne Liberalismus näherte sich dem Sozialismus an, stellte aber die Gesellschaft nicht vor das Individuum. Für Green beispielsweise bestand die Freiheit letztendlich darin, dass Individuen moralisch handelten. Der Staat konnte die Menschen nicht zwingen, gut zu sein; er konnte nur die Bedingungen schaffen, unter denen sie verantwortungsvollere moralische Entscheidungen treffen konnten. Der zentrale Schwerpunkt des modernen Liberalismus liegt daher auf dem Wunsch, Individuen zu helfen, sich selbst zu helfen."
[Übersetzt aus dem Englischen von Google Translate]
(Heywood, Andrew. Political Ideologies: An Introduction. 7. Aufl. London: Red Globe/Macmillan, 2021. S. 37-8)
"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding
Eine Taxonomie der Liberalismen:Consul hat geschrieben : ↑So 22. Sep 2024, 00:02Wenn es um den liberationistischen Aspekt der Wachen Linken mit ihrem DÄI-Programm geht, wird in diesem Zitat deutlich, dass dabei der Begriff der positiven Freiheit eine zentrale Rolle spielt, welcher vom modernen, progressiven, sozialen Liberalismus entwickelt wurde.
Wenn vom "Kultursozialismus" (E. Kaufmann) der Wachen Linken die Rede ist, dann darf der maßgebliche Einfluss des Sozialliberalismus (Linksliberalismus) auf sie nicht vergessen werden—welcher aus Sicht klassischer Liberaler wie Ludwig von Mises und Friedrich Hayek allerdings als Liberalsozialismus oder moderater Sozialismus gilt. Tatsächlich überschneidet sich der Sozialliberalismus weitgehend mit dem Sozialdemokratismus als einer gemäßigten Art von Sozialismus.
1. Paläoliberalismus (der alte, ursprüngliche, klassische Liberalismus des 17. & 18. Jh.s)
2. Neoliberalismus #1 = Paläoneoliberalismus (der "alte neue", moderne, progressive, soziale Liberalismus des 19. & 20 Jh.s = Linksliberalismus)
3. Neoliberalismus #2 = Neopaläoliberalismus (der "neue alte", neoklassische Liberalismus des 20. Jh.s)
3.1 Ordoliberalismus (der Freiburger Schule, 20. Jh.)
4. zeitgenössischer klassischer Liberalismus (der "gegenwärtige alte", aktuelle Paläoliberalismus)
5. radikaler/extremer Paläoliberalismus = Hyperliberalismus (Ultraliberalismus, Anarchokapitalismus, individualistischer Anarchismus)
Im amerikanischen Sprachgebrauch bedeutet "liberal" üblicherweise "linksliberal", "sozialliberal" oder auch (im europäischen Sinn) "sozialdemokratisch". Um sich davon abzugrenzen, nennen sich viele Rechtsliberale, für die der Linksliberalismus kein "wahrer" Liberalismus mehr ist, lieber libertär statt liberal, wenngleich man auch zwischen Linkslibertarismus und Rechtslibertarismus unterscheiden kann.
(Das Wort "libertär" wurde ursprünglich von einem Anarchokommunisten eingeführt; und es gibt ja auch Bezeichnungen wie "libertärer Sozialismus".)
Man kann vom zeitgenössischen Rechtslibertarismus in einem weiten und in einem engen Sinn sprechen: Wenn man den historischen Paläoliberalismus (1) ausschließt, dann bilden 3+4+5 (mit/ohne 3.1?) den Rechtslibertarismus im weiten Sinn und 5 den Rechtslibertarismus im engen Sinn ("harter", "strikter" L.).
"Wenn du denkst, du denkst, dann denkst du nur, du denkst." – Juliane Werding
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@ Consul
Auf diese voluminöse Zitatensammlung kann ich nur kursorisch eingehen. Ich will versuchen, es auf den Punkt zu bringen.
Ich denke nicht, daß man links auf Marxismus festlegen muß, aber ein Basisaxiom des (links-)hegelianischen Marxschen Denkens ist im Begriff von links unverzichtbar, ohne gibt es kein links. Denn links bedeutet passiv oder aktiv Befreiung, die Möglichkeit, aus einem Zwangszusammenhang von Sein und Denken ausbrechen zu können (und natürlich das auch anzustreben). Und hierfür ist der Gedanke der Dialektik zentral, er ist das Denken der qualitativen Veränderbarkeit, eines echten Werdens. Das ist das, was ich transzendierenden/transzendenten oder auch emergenten Materialismus nenne. Er wird in der Dialektik von Objektivität und Subjektivität, von Materie (Sein) und Geist (Bewußtsein), Sein und Werden, Individuum und Gesellschaft erfaßt.
Wer also den dialektischen Zusammenhang von widersprüchlichen Momenten auflöst, landet bei einem Dualismus oder Monismus, darin ist das "linke" abhanden gekommen, weil nur noch relative Partialbegriffe übrigbleiben. ZB wenn das Denken unabhängig vom Sein und daher als arbiträr betrachtet wird und darum durch Moral festgelegt werden kann. Wenn Moral nicht mehr objektiv begründet werden kann/muß - objektiv setzt voraus, daß es nur möglich ist mit Bezug auf ein denkunabhängiges Sein -, dann ist es rein voluntaristisch, Moralisten kämpfen um die Durchsetzung ihrer persönlichen, rein dezisionistischen Vorstellungen von gut und verwerflich. Es geht also nur um Durchsetzung einer subjektiven Eigenmoral (die oft eine bequeme Doppelmoral ist). Hier sind wir auch wieder bei dem Unterschied von Gesinnungs- und Verantwortungsethik, letztere bewertet nicht die (gute oder arbiträre) Absicht, sondern die objektiven Folgen des Handelns, mißt das Handeln nicht am (guten oder bösen) Willen des Handelnden, sondern am tatsächlichen Ergebnis, das im verantwortlichen Handeln antizipiert wird.
Auf diese voluminöse Zitatensammlung kann ich nur kursorisch eingehen. Ich will versuchen, es auf den Punkt zu bringen.
Ich denke nicht, daß man links auf Marxismus festlegen muß, aber ein Basisaxiom des (links-)hegelianischen Marxschen Denkens ist im Begriff von links unverzichtbar, ohne gibt es kein links. Denn links bedeutet passiv oder aktiv Befreiung, die Möglichkeit, aus einem Zwangszusammenhang von Sein und Denken ausbrechen zu können (und natürlich das auch anzustreben). Und hierfür ist der Gedanke der Dialektik zentral, er ist das Denken der qualitativen Veränderbarkeit, eines echten Werdens. Das ist das, was ich transzendierenden/transzendenten oder auch emergenten Materialismus nenne. Er wird in der Dialektik von Objektivität und Subjektivität, von Materie (Sein) und Geist (Bewußtsein), Sein und Werden, Individuum und Gesellschaft erfaßt.
Wer also den dialektischen Zusammenhang von widersprüchlichen Momenten auflöst, landet bei einem Dualismus oder Monismus, darin ist das "linke" abhanden gekommen, weil nur noch relative Partialbegriffe übrigbleiben. ZB wenn das Denken unabhängig vom Sein und daher als arbiträr betrachtet wird und darum durch Moral festgelegt werden kann. Wenn Moral nicht mehr objektiv begründet werden kann/muß - objektiv setzt voraus, daß es nur möglich ist mit Bezug auf ein denkunabhängiges Sein -, dann ist es rein voluntaristisch, Moralisten kämpfen um die Durchsetzung ihrer persönlichen, rein dezisionistischen Vorstellungen von gut und verwerflich. Es geht also nur um Durchsetzung einer subjektiven Eigenmoral (die oft eine bequeme Doppelmoral ist). Hier sind wir auch wieder bei dem Unterschied von Gesinnungs- und Verantwortungsethik, letztere bewertet nicht die (gute oder arbiträre) Absicht, sondern die objektiven Folgen des Handelns, mißt das Handeln nicht am (guten oder bösen) Willen des Handelnden, sondern am tatsächlichen Ergebnis, das im verantwortlichen Handeln antizipiert wird.
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Die amarxistischen "Kulturmarxisten" glauben, daß das Denken unabhängig von materiellen Bedingungen ist, wie die Extremdiversen glauben, daß die sexuelle Identität in einer freien Gesellschaft eine Selbstbestimmung des Subjekts, eventuell eine des gesellschaftlichen Kollektivs ist. Bemerkenswert hieran ist, daß diese Postmarxisten auf einen Fehler zurückfallen, der schon vielen Marxisten unterlaufen ist, der bis auf die bürgerliche Revolution zurückgeht. Denn schon die großartige Idee der bürgerlichen Revolution, daß der Mensch sich von allen Abhängigkeiten befreien kann, diese Omnipotenzfantasie, nach der alle Fesseln abgeschüttelt werden können und müssen, diese bürgerliche Hybris hat selbstverständlich auch den postbürgerlichen Aufbruch in eine kommunistische Welt des Neuen Menschen geprägt. Erst die Dialektik hat den Fehler korrigierbar gemacht.