Gier

Ethische Fragen und ihre rationale Begründbarkeit bewegen das philosophische Denken in einer Zeit, in der die Politik wieder über "Werte" debattiert und vertraute Grundlagen des politischen Handelns zur Disposition stehen.
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Jörn Budesheim
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Di 8. Dez 2020, 12:12

Ist Gier schlecht? Und wenn ja, warum?




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Alethos
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Di 8. Dez 2020, 13:12

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 8. Dez 2020, 12:12
Ist Gier schlecht? Und wenn ja, warum?
Gear ist gut. Einer der besten Schauspieler der 90er Jahre.



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Stefanie
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Di 8. Dez 2020, 21:52

Dass mit dem Schauspieler habe ich nicht verstanden.

Gier als Substantiv höre ich selten. Gierig, vor allem raffgierig dagegen schon öfters.
Man nimmt sich viel von irgendetwas, was man will, ohne Rücksicht, sehr egoistisch. Andere interessieren nicht.

Nicht so sehr egoistisch ist gierig, wenn man von etwas nicht genug bekommen kann, und andere dabei nicht schadet. Gerne bei mir Schokolade. Schäden bei mir, Kopfschütteln und Erheiterung bei anderen.

Oder wenn man von etwas nicht genug bekommen kann, was man lange nicht hatte, lange nicht erlebt hat. Jetzt will ich es. Das kann befriedigend sein, einen nur selbst vielleicht schaden, aber andere nicht. Es macht glücklich.
Negativ und egoistisch wird es dann, wenn andere geschädigt werden, dann ist Gier schlecht.



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Alethos
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Di 8. Dez 2020, 22:11

Kennst du den Film „Pretty Woman“? Der mit dem Strauss Rosen in der Limousine und dem zart schmelzend machenden Blick: das ist Richard.

Zur Gier: Der Begriff will ja ausdrücklich eine innere Regung, ein inneres Verlangen von anderen Regungen abgrenzen. Gier ist gerade nicht Wolllust (ob diese gut ist?) oder Heisshunger oder starke Sehnsucht, obwohl das alles bei Gier mitschwingt. Mit Gier haben wir einen Begriff, der eben die Destruktivität dieser Regungen anzeigen soll: ein Verlangen, das nach immer mehr verlangt und so sehr unersättlich ist, dass es uns kaputt macht. Gierig sein heisst für mich, einem schlechten Ratgeber zu folgen. Gier ist schlecht, und wenn wir etwas anderes meinen, das teilweise gut ist, dann heisst es nicht mehr so: Mit Neugier bspw. meinen wir den unlöschbaren Durst nach Wissen, aber wir meinen damit nicht, dass wir gierig nach wissen sind, wir meinen nicht Gier nach Neuem, sondern ‚Begierde zu wissen‘.

Und da haben wir es schon, unser Problem mit der Abgrenzung: Ist Begierde gut? Ist Wolllust gut? Das kann bestimmt nicht einfach nur begriffsanalytisch festgemacht werden. Die Qualität dieser Regungen, ob sie konstruktiv oder destruktiv wirken, das dürfte in das Urteil „gut oder schlecht“ einfliessen.



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Jörn Budesheim
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Mi 9. Dez 2020, 06:13

Ins Unreine gesprochen: Gier ist eine Form von Maßlosigkeit und Unreflektiertheit und damit ohne Selbstdistanz, eine negative Form der Selbstvergessenheit. Gier ist nicht einfach nur ein starkes Verlangen, wie etwa Begierde. Da Ressourcen in der Regel knapp sind, ist es meistens, wie Stefanie schon sagte, eine Form von Egoismus. Ich würde Alethos zustimmen, dass der Begriff Gier auf jeden Fall etwas negatives besagt, es dürfte allerdings nicht immer klar sein, wann er metaphorisch verwendet wird und wann nicht.




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Friederike
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Do 10. Dez 2020, 11:59

Alethos hat geschrieben :
Di 8. Dez 2020, 22:11
Gier ist schlecht, und wenn wir etwas anderes meinen, das teilweise gut ist, dann heisst es nicht mehr so: [...]
Das finde ich sehr schön ausgedrückt und ja, ich meine auch (womit ich Deine "Kladde"@Jörn mit berücksichtige), daß "Gier", so wie wir dieses Wort benutzen, immer die Komponente des Triebes, den wir nicht bezähmen können, enthält. Mann ist nicht mehr Herr im eigenen Haus (dasselbe mit Frau). Ein anderes, moderneres Wort, das man synonym ensetzen kann, glaube ich, ist "Sucht". Dem Objekt der Gier (Objekt der Be-gierde, ein Filmtitel?), was immer dies auch sein mag, und dem Einverleibungsdrang können nicht widerstanden werden, er verselbständigt sich in der Person, die ihm ohnmächtig zusieht. Das heißt, Reflexion ist nicht unbedingt ausgeschlossen, nur am Ende, nach dem Reflektieren des Gierens, gibt man ihm nach.




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Friederike
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Do 10. Dez 2020, 15:16

Wenn man der Gier nicht widerstehen kann, wie ich meinte, dann würde dies bedeuten, "Gier" (das Wort) schließt immer auch das Verhalten mit ein.

Es gibt Situationen, in denen wir mit dem Wort "Gier" doch nicht nur eine negative Eigenschaft oder Verhaltensweise zum Ausdruck bringen wollen. Jemand, der oder die am Verhungern oder Verdursten ist, trinkt oder ißt gierig. In diesem Kontext sehen wir "Gier" für einen lebensförderlichen Trieb und eine konstruktive Verhaltenweise an. Das Moment der "Selbstvergessenheit", des zwanghaften Handelns, das wir unter normalen Umständen eher ablehnen und, soweit es die Person selber betrifft, leiden macht, ist in diesem Fall von nachgeordneter Bedeutung für die Bewertung.




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Alethos
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Do 10. Dez 2020, 21:28

Friederike hat geschrieben :
Do 10. Dez 2020, 15:16
Es gibt Situationen, in denen wir mit dem Wort "Gier" doch nicht nur eine negative Eigenschaft oder Verhaltensweise zum Ausdruck bringen wollen. Jemand, der oder die am Verhungern oder Verdursten ist, trinkt oder ißt gierig. In diesem Kontext sehen wir "Gier" für einen lebensförderlichen Trieb und eine konstruktive Verhaltenweise an. Das Moment der "Selbstvergessenheit", des zwanghaften Handelns, das wir unter normalen Umständen eher ablehnen und, soweit es die Person selber betrifft, leiden macht, ist in diesem Fall von nachgeordneter Bedeutung für die Bewertung.
Ich will nicht behaupten, dass es undenkbar ist, „gieriges Verhalten“ unter gewissen Umständen, als gut oder richtig oder jenseits davon als notwendig anzusehen (die Frage ist auch, ob das Notwendige notwendig gut ist- das ist aber eine Frage). Es kann sein, dass wir ein bestimmtes Verhalten als „gierig“ bezeichnen und es für gut befinden können.

Was ich aber denke, ist, dass wir einer Art Trugschluss erliegen, wenn wir denken, dass ein solches Verhalten (lebensförderlicher Erhaltungstrieb) etwas mit Gier im eigentlichen Sinn zu tun hat. Denn obwohl es so aussehen kann, als ob wir einem Giertrieb nachgeben, wenn wir halb verdurstend das rettende Wasser nur so runterwürgen, so handeln wir ja in diesem Moment aus der Not heraus, einer Not aus Mangel. Die Gier aber, wie ich sie mit dem Wort „Gier“ meine, kommt viel eher und vielleicht sogar nur dort überhaupt vor, wo wir es mit einer Situation der ‚Übersättigung‘ zu tun haben.

Wenn ich sage, dass jemand „gierig“ ist, dann bewerte ich wohl sein Verhalten, weil er so handelt, als kriege er nicht genug. Gier setzt für meine Begriffe aber erst dort ein, wo sie selbst zum Problem wird, sie selbst zum „Objekt der Gier“ wird. Du sagtest es gut: Die Gier verselbständigt sich, sie kann nicht mehr kontrolliert werden, sie kann nicht mehr durch ein Objekt befriedigt werden. Sie ist kein Bedürnis nach ‚etwas‘, das dieses Bedürfnis stillt, sondern ein das Bedürfnis selbst anfachendes Bedürfnis, das ausser Kontrolle geraten ist. Ein immer mehr haben Wollen, nicht aus Mangel, sondern aus überschiessendem Habenwollen. Überschiessend deshalb, weil man das, was man schon hat, noch mehr will, in grösserer Zahl will, in grösserer Intensität etc... Ab einem Punkt geht es offenbar nicht mehr so sehr um das, was man haben will, als darum, es noch mehr zu wollen, also um das eigentliche Mehrwollen, das unersättlich ist.
Ein Verdurstender ist nicht in diesem Sinn „gierig“, auch wenn er sich so verhält, als könne er nie genug kriegen.



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Alethos
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Do 10. Dez 2020, 21:42

Die Frage, die sich mir stellt: Was ist eigentlich das gute Gegenstück zur Gier? Freigebigkeit?
Wobei ich m nicht so sicher bin, ob freigiebig zu sein in jedem Fall „gutes Verhalten“ ist. Wenn aber das Gegenteil nicht immer gut ist, wie kann dann das Schlechte immer schlecht sein?



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Friederike
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Fr 11. Dez 2020, 09:37

Alethos hat geschrieben :
Do 10. Dez 2020, 21:28
[...] Wenn ich sage, dass jemand „gierig“ ist, dann bewerte ich wohl sein Verhalten, weil er so handelt, als kriege er nicht genug. Gier setzt für meine Begriffe aber erst dort ein, wo sie selbst zum Problem wird, sie selbst zum „Objekt der Gier“ wird. Du sagtest es gut: Die Gier verselbständigt sich, sie kann nicht mehr kontrolliert werden, sie kann nicht mehr durch ein Objekt befriedigt werden. Sie ist kein Bedürnis nach ‚etwas‘, das dieses Bedürfnis stillt, sondern ein das Bedürfnis selbst anfachendes Bedürfnis, das ausser Kontrolle geraten ist. Ein immer mehr haben Wollen, nicht aus Mangel, sondern aus überschiessendem Habenwollen. Überschiessend deshalb, weil man das, was man schon hat, noch mehr will, in grösserer Zahl will, in grösserer Intensität etc ... Ab einem Punkt geht es offenbar nicht mehr so sehr um das, was man haben will, als darum, es noch mehr zu wollen, also um das eigentliche Mehrwollen, das unersättlich ist. [...]
Ich zitiere die Passage nur noch einmal, weil ich den Übersättigungs-Aspekt der Eigenschaft "Gier" toll ausgeführt finde, und ja, die Selbstentfachung ist wohl überhaupt das zentrale Moment von "Gier".

Die Freigiebigkeit als Gegenstück will mir spontan nicht einleuchten, deswegen mache ich 2 andere Vorschläge, die mir auf jeden Fall geeigneter scheinen, obwohl es sicher noch passendere Gegenstücke gibt. Bescheidenheit oder -meine Favoritin- die Genügsamkeit?




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Alethos
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Fr 11. Dez 2020, 14:07

Friederike hat geschrieben :
Fr 11. Dez 2020, 09:37
Genügsamkeit?
Wunderbar!



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Stefanie
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So 13. Dez 2020, 16:45

Ein bißchen was zu Gier.

https://www.zeit.de/zeit-wissen/2017/05 ... uehl-trieb
Die Gier ist ein egozentrisches und unsoziales Gefühl. Sie zeigt sich vor allem, wenn wir unsere eigene Existenz absichern oder uns selbst einen Vorteil verschaffen wollen. Manchmal auch, wenn wir uns ungerecht behandelt fühlen. Meist nehmen wir sie gar nicht bewusst wahr, sondern äußern sie durch unsere Taten und Handlungen
Es ist keine große Überraschung, dass die Wissenschaft die Evolution für die Gier verantwortlich macht. Je mehr Ressourcen unsere Vorfahren angesammelt hatten, desto höher waren ihre Überlebenschancen und somit die Möglichkeit, sich fortzupflanzen. Dass auch der moderne Mensch gierig ist, liegt demnach in den Genen. Natürlich spielt auch das soziale Umfeld eine Rolle. Wie die meisten Persönlichkeitsmerkmale ist die Gier laut Hewig schätzungsweise bis zu 50 Prozent im Menschen veranlagt. Je größer die Bedeutung materieller Werte innerhalb einer Gesellschaft ist, desto ausgeprägter ist die Gier.
In einer Studie untersuchten Wissenschaftler der Universitäten Harvard und Yale, ob wir bei spontanen Entscheidungen eher zu Großzügigkeit oder zu gierigem Verhalten neigen. Sie fanden heraus, dass wir immer gieriger und egoistischer werden, je länger wir über eine Entscheidung nachdenken. Wer spontan entscheidet, verhält sich sozialer. Das begründen die Forscher damit, dass unsere Intuition vor allem im Kontext des alltäglichen Lebens entwickelt wird. Hier sind Hilfsbereitschaft und Kooperation meist von Vorteil. Das klingt etwas paradox, aber je mehr Zeit wir haben, um darüber zu reflektieren, was wir eigentlich wollen, desto näher kommen wir unserem ursprünglichen, instinktiven Verhalten.
Interessant ist, dass hier nicht Genügsamkeit gegenüber gestellt wird, sondern Großzügigkeit.

Im weiteren Verlauf des Artikels wird auch eine positive Seite von Gier gennant. Gier als Motivation und Ansporn, mit der Einschränkung für den einzelnen und nicgt unbedingt für alle.



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Friederike
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Mo 14. Dez 2020, 12:28

Stefanie hat geschrieben :
So 13. Dez 2020, 16:45
Interessant ist, dass hier nicht Genügsamkeit gegenüber gestellt wird, sondern Großzügigkeit.
Ja, das entspricht der Idee von Dir, @Alethos, die Freigiebigkeit der Gier gegenüberzustellen. Ich denke, dieses Paar hat vor allen Dingen die soziale Komponente und auch das Verhalten im Blick, während das Paar "Genügsamkeit"- "Gier" hauptsächlich auf die Befindlichkeit der Person (die die ensprechende Eigenschaft hat) ausgerichtet ist.




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Alethos
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Di 15. Dez 2020, 21:55

Friederike hat geschrieben :
Mo 14. Dez 2020, 12:28
Stefanie hat geschrieben :
So 13. Dez 2020, 16:45
Interessant ist, dass hier nicht Genügsamkeit gegenüber gestellt wird, sondern Großzügigkeit.
Ja, das entspricht der Idee von Dir, @Alethos, die Freigiebigkeit der Gier gegenüberzustellen. Ich denke, dieses Paar hat vor allen Dingen die soziale Komponente und auch das Verhalten im Blick, während das Paar "Genügsamkeit"- "Gier" hauptsächlich auf die Befindlichkeit der Person (die die ensprechende Eigenschaft hat) ausgerichtet ist.
Mit Grosszügigkeit verbinde ich tatsächlich ein anderes Gegenstück: den Geiz. Aber im Grunde spielen diese „Triebe“ ineinander. Wer gierig ist, wird kaum freigiebig oder grosszügig sein. Etwas zu verschenken würde seinem Gier-Antrieb zuwiderlaufen.

Interessant finde ich die Aussage im Artikel, dass wir desto gieriger entscheiden, je mehr wir eine Entscheidung abwägen. Vielleicht ist das ein Grund, warum Philosophen so streitlustig sind, weil sie umso gieriger recht haben wollen, je mehr sie darüber nachdenken, ob sie wirklich richtig liegen. :)



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Friederike
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Mi 16. Dez 2020, 18:32

Um "Gier" als das zu identifizieren, was sie ist (ähnlich der Gefühlstheorie, die ein formales Objekt zur Identifizierung festlegt) finde ich Deine Kurzformel @Alethos, die Gier wird zum Objekt der Gier, die einzig zutreffende Umschreibung. Das können zwar materielle Werte sein, auf die "Gier" vordergründig gerichtet ist, ebensogut kann es "Anerkennung", "Erfolg" (in verschiedenen Hinsichten) oder das Rechthaben :lol: sein.

Woran ich unschlüssig hängenbleibe, das ist die Frage nach dem schlecht oder gut. Selbst wenn ich vom moralischen Aspekt der Wörter absehe, weiß ich nicht, wie und wo man ansetzen könnte, um gut oder schlecht dieser Eigenschaft "Gier" zu beurteilen. Ich sehe nur den Trieb- und Handlungszwang, also den Verlust der Freiheit sich so oder anders zu entscheiden. Aber auch in diesem Fall könnte man einwenden oder fragen, warum das nun schlecht ist. Die Schädigung anderer Menschen gehört eigentlich gar nicht in den Bereich, der zu einem Urteil führen soll, denn die Schädigung anderer Menschen rührt nicht unmittelbar von der Bestimmung des Begriffes "Gier" (s.o.) her, sondern ist oder kann eine Folgeerscheinung sein. Wenn Ihr weiterführende Ideen habt ...




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NaWennDuMeinst
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Do 17. Dez 2020, 02:35

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 8. Dez 2020, 12:12
Ist Gier schlecht? Und wenn ja, warum?
Kommt drauf an wonach und wie stark ausgeprägt die Gier ist.
Die Gier nach Wissen kann positiv sein. Wissbegierig zu sein nennt so mancher Lehrer sogar eine Tugend.

In der Neugier steckt auch die Gier drin.
Ich würde diese Form von Gier aber nicht prinzipiell als schlecht ansehen....
auch wenn man sagt die Neugier ist der Katze Tod.
:-)



But I, being poor, have only my dreams; I have spread my dreams under your feet;
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(William Butler Yeats)

Timberlake
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NaWennDuMeinst hat geschrieben :
Do 17. Dez 2020, 02:35
Jörn Budesheim hat geschrieben :
Di 8. Dez 2020, 12:12
Ist Gier schlecht? Und wenn ja, warum?
Kommt drauf an wonach und wie stark ausgeprägt die Gier ist.
Die Gier nach Wissen kann positiv sein. Wissbegierig zu sein nennt so mancher Lehrer sogar eine Tugend.

In der Neugier steckt auch die Gier drin.
Ich würde diese Form von Gier aber nicht prinzipiell als schlecht ansehen....
auch wenn man sagt die Neugier ist der Katze Tod.
:-)



Wenn es nach Adams Smith Konzept der "unsichtbaren Hand" geht, so kann der der Begriff Gier auch jenseits der Neugier und als solches sehr vielmehr mehr diesseits der Gier etwas positives besagen ...
  • Unsichtbare Hand
    „Vergebens, daß der stolze und gefühllose Grundherr seinen Blick über seine ausgedehnten Felder schweifen läßt und ohne einen Gedanken an die Bedürfnisse seiner Brüder in seiner Phantasie die ganze Ernte, die auf diesen Feldern wächst, selbst verzehrt. Das ungezierte und vulgäre Sprichwort, daß das Auge mehr fasse als der Bauch 2), hat sich nie vollständiger bewahrheitet als in bezug auf ihn. Das Fassungsvermögen seines Magens steht in keinem Verhältnis zu der maßlosen Größe seiner Begierden, ja, sein Magen wird nicht mehr aufnehmen können als der des geringsten Bauern. Den Rest muß er unter diejenigen verteilen, die auf das sorgsamste das Wenige zubereiten, das er braucht, unter diejenigen, die den Palast einrichten und instandhalten ..
    Adam Smith: Theorie der ethischen Gefühle, S. 316
Sind doch .. so Adam Smith .. der Gier durch das Fassungsvermögen des Magens klare Grenzen gesetzt , so das beispielsweise der stolze und gefühllose Grundherr den Rest , der erwirtschaften Ergebnisse seiner Gier und damit den Rest dessen , was auf seinen Feldern wächst , unter denen verteilen muss , die auf das sorgsamste das Wenige zubereiten, das er braucht, unter diejenigen, die den Palast einrichten und instandhalten. In Anlehung daran spricht man auch vom der Trickle-down-Ökonomie ...
  • Trickle-down-Ökonomie
    Die Trickle-down-Ökonomie (englisch trickle down ‚nach unten rieseln‘[1]; auch Trickle-Down-Theorie) beschreibt die Überzeugung, dass der Wohlstand der Reichsten einer Gesellschaft nach und nach durch Konsum und Investitionen in die unteren Schichten der Gesellschaft durchrieseln und so zu Wirtschaftswachstum führen würde, von dem dann alle profitieren (Trickle-down-Effekt). Sie wird auch bezeichnet als Pferd-und-Spatz-Ökonomie (englisch Horse and Sparrow Economics) oder Pferdeäpfel-Theorie.[2] Eine daraus abgeleitete Kernforderung der Anhänger dieser Überzeugung ist die finanzielle Entlastung der Wohlhabenden durch Steuersenkungen.




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