Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Fr 4. Mär 2022, 13:57
Auch hier habe ich ganz andere Erfahrungen. Natürlich kommt der "Geist" als Konstrukteur in Betracht, das scheint mir aber eher die Ausnahme zu sein. Beliebte Konstrukteure sind: das Gehirn, das Bewusstsein, das Soziale, die Sprache, die Diskurse, Episteme und ähnliches.
Von mir aus. Das ändert ja aber nichts daran, dass ich nicht glaube dass Konstruktivisten meinen Materie wäre "konstruiert".
Man kann natürlich streiten ob das Konzept "Materie" die Wirklichkeit richtig darstellt.
Aber dass da was ist lässt sich wohl schwer abstreiten. Sonst müsste man ja glauben wir wären alle Magier die Dinge aus dem Nichts entstehen lassen, oder konstruieren... whatever.
Und natürlich gibt es Unterschiede in dem, was konstruiert wird. Man kann für einen Bereich Realist sein und für einen anderen Konstruktivist.
Das scheint mir der beste Weg zu sein.
Es gibt auch Konstruktivisten, die denken, dass die Naturwissenschaften ihre Gegenstände konstruieren.
Das tun sie ja auch in gewisser Weise. Sie bilden Thesen und darauf aufbauend ein Verständnis von der Welt.
Mir geht es aber darum, ob Konstruktivisten wirklich glauben es gäbe keine Wirklichkeit.
Ich meine das glauben die meisten nicht. Sie halten die Welt schon für real. Nur kann sie eben nicht beschrieben und erkannt werden ohne sich dabei "Konstruktionen" zu bedienen.
Wichtig ist, dass (nach meinem Gefühl) nahezu alle* Konstruktivisten der Ansicht sind, dass Konstruktionen kontingent sind, sie können auch anders ausfallen. In der Regel werden sie daher historisch und kulturell als veränderlich erachtet. Gemäß der "Gleichwertigkeitsdoktrin" (gemäß Paul Boghossian) kann jedoch keine der Konstruktionen den anderen bevorzugt werden.
Dem ersten Teil bin ich geneigt zuzustimmen, dem zweiten nicht.
Denn das würde bedeuten, dass nicht mehr gesagt werden kann was richtig und was falsch ist. So kann aber kein Mensch leben. Wir müssen ja Entscheidungen treffen. Und das müssen wir auf der Basis von Überzeugungen tun. Und die müssen sich ja an irgendwas orientieren. Kein Mensch hat einfach wahllos Überzeugungen und hält alles für gleichermaßen richtig und falsch.
Sagen wir es mal so: Es gibt immer einen gewissen Informationsstand. Und auf Basis dessen urteilen wir. Dieser Informationsstand kann sich ändern. Und somit auch unsere Urteile.