Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Sa 2. Apr 2022, 07:16
Thomas Fuchs hat geschrieben :
Wer das Gehirn eines Menschen untersucht, findet Nervenzellen und elektrochemische Prozesse, aber niemals seine Angst oder seinen Schmerz, seine Empfindungen 182oder Gedanken. Denn weder Neuronen noch Hirnzentren noch Gehirne als ganze sind Subjekte eines Erlebens.
Der erste Teil ist genau das, was ich sage: das Gehirn kann Reaktion stattfinden lassen und sonst gar nichts.
Der zweite Teil ist aber halt leider "falsch abgebogen" und eines Professors maximal unwürdig.
Wenn man etwas findet (in diesem Falle eine Nervenreaktionsbasis mit Ausprägungsmöglichkeiten, die einem Universum gleichen), dann wäre es doch tierisch raffiniert, wenigstens eine Sekunde lang darüber nachzudenken, was das mit Wahrnehmung zu tun haben könnte.
Es ist nicht sonderlich schlau "Angst", "Schmerz", "Empfindungen", "Gedanken" im Gehirn zu suchen.
Sucht man allerdings "die Überzeugung Angst zu haben", "die Überzeugung Schmerzen zu haben", "die Überzeugung zu empfinden", "die Überzeugung einen Gedanken zu haben",
dann sollte man nirgendwo anders suchen, als im Gehirn.
Mit der Formulierung "Subjekte des Erlebens" wird es interessant, denn man kann sich fragen: was ist die Konsequenz dieser Einschätzung der Problematik?
=> Man sucht letztlich nach "vom Wahrnehmenden unabhängigen Inhalten des Erlebens".
Das läuft dann auf die Fragen hinaus, die ich oben zu "Gedanke" gestellt habe:
* wie soll so ein "Inhalt des Erlebens" entstehen?
* wo und wie soll der "Inhalt des Erlebens" vorliegen?
* wie soll man dem "Inhalt des Erlebens" begegnen können?
* wie verschwindet der "Inhalt des Erlebens"?
Der oben erwähnte Philosoph "Frege" hat sich wohl diesen Fragen "gestellt" und folgende Idee veröffentlicht:
https://de.wikipedia.org/wiki/Drittes_Reich_(Frege)
Die Gedanken sind weder Dinge der Außenwelt noch Vorstellungen.
Ein drittes Reich (im Sinne der Drei-Welten-Lehre) muß anerkannt werden. Was zu diesem gehört, stimmt mit den Vorstellungen darin überein, daß es nicht mit den Sinnen wahrgenommen werden kann, mit den Dingen aber darin, daß es keines Trägers bedarf, zu dessen Bewußtseinsinhalte es gehört.
Es soll also um "3 Reiche" gehen.
Das ist die
"Drei-Welten-Lehre", der wohl auch der Philosoph "Popper" anhing, wobei er jedoch die Inhalte von "Welt 3" als "Produkte des Denkens"
entstehen lässt und "ihnen" danach
eine eigene Existenz zugesteht.
So etwas kommt wohl dabei heraus, wenn man sich an dem, was tatsächlich vorhanden ist (Nervenreaktion), "deutlich vorbeibewegt".
Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑ Sa 2. Apr 2022, 08:37
Das kann man sich anhand eines Gedanken Experimentes klar machen: stellen wir uns eine Alienrasse vor, die über "perfekte Scanner" verfügt. Sie wissen nicht, was Angst ist und wollen es herausfinden. Angeleitet durch schlechte philosophische irdische Texte suchen sie nach der Angst in unseren Gehirnen. Dadurch werden sie niemals zum Erfolg kommen. Erstens entgeht ihnen dabei das "wie" der Angst. Sie werden also nicht erfahren, wie es z.b. ist, wenn einem der Schrecken in die Glieder fährt. Und zweitens verpassen sie damit das "wovor" der Angst. (Im Beispiel oben: den kläffenden Kampf Hund) Das einzige, was sie in den Blick bekommen, sind anonyme neuronale Prozesse, aber niemals, was es heißt, vor etwas Angst zu haben.
Von einem "perfekten Scanner" darf man erwarten, dass er
die Übereinstimmung der im Gehirn aufgebauten Zusammenhänge, mit den körperlichen Vorgängen und den Situationen der Umwelt, die dem Körper zugänglich sind, aufdeckt.
Danach ist für die Alienrasse vollständig klar, wie ein Mensch (wahrnehmungstechnisch) funktioniert und sie können sogar die "Drei-Welten-Lehre" und sämtliche Ontologie-Ideen erklären (hier darf man sich von Ohr zu Ohr grinsende Aliens vorstellen).
Eine Alienrasse, der es möglich ist, die Erde zu erreichen und den "perfekten Scanner" einzusetzen, verlässt sich nicht darauf, wovon das Menschlein überzeugt ist, sondern sie schauen nach, was vor sich geht.
Ist es nicht erstaunlich, mit welcher Kraft und welchem Aufwand in der Philosophie an dem vorbei gedacht werden soll, was unspektakulär vorhanden ist (-> Körper und Gehirnreaktion)?
Es werden lieber neue Welten ausgerufen, als dass man den Gesichtspunkt einer funktionalen Prägung für den Menschen akzeptiert.
Ich vermute dahinter steckt dieser Uralt-Anspruch, dass "das Denken" über allem stehen muss und so springt man reihenweise in irgendwelche schwebenden Kartenhäuser aus "neuen Welten oder Weltanteilen".
Die funktionale Prägung des Menschen kann man bereits an den
"schrägen Linien" ablesen.
=> Ein Mensch ist
kein Werkzeug um Existenz festzustellen, sondern er kommt zur Überzeugung des Vorhandenseins von Existenz. So funktioniert Wahrnehmung.