Die Philosophie des (Atom)Krieges

Ethische Fragen und ihre rationale Begründbarkeit bewegen das philosophische Denken in einer Zeit, in der die Politik wieder über "Werte" debattiert und vertraute Grundlagen des politischen Handelns zur Disposition stehen.
sokrates_is_alive
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Fr 25. Mär 2022, 10:24

In einem Nachrichtensender lief gestern neben zahlreichen anderen Schlagzeilen die Information, Frankreich habe seine Atom-U-Boote aktiviert. Einige deutschsprachige Zeitungen berichteten ebenfalls, aber ich hatte den Eindruck, dass es keinen Kommentar eines Chefredakteurs, "Aufmacher" Seite 1 oder Sondersendung Wert war.

Veröffentlicht hatte InterFrance bereits am 23.03. und den Umstand, dass 3 von 4 Atom-U-Booten im Einsatz wären, als Reaktion auf die Alarmbereitschaft der russischen Nuklearkräfte erklärt, die allerdings beispiellos sei ("une situation inédite"). Die Berichterstattung erfolgte aber dann in eher nüchterner Form: Anzahl der Atomsprengköpfe, Reichweite, Sprengkraft - ganz so, als ob dies für die "Grande Nation" logisch und erwartbar sei. Während sich in Deutschland die Friedensbewegung weiterhin an amerikanischen Atomsprengköpfen und den für den Einsatz vorgesehenen deutschen Jets "abarbeitet", keine Meldungen über Aktionen in Frankreich. In Deutschland schlägt jedoch die Stunde der Ex-Generäle in Talkshows und Polit-Magazinen und die Zahl der Militärexperten scheint mit denen der Covid-Kenner zu wetteifern.

Bei alldem habe ich mich gefragt, wie sich denn die "Gemeinde" der Philosophen eigentlich aufstellt. Das Philosphiemagazin - ganz artig - philosophiert über das, was uns Platon und Aristoteles über "das unausweichliche Schicksal des Tyrannen" lehren oder erklärt uns den Krieg als Aufeinandertreffen der Hobbes-Welten auf die Locke-Welten (https://www.philomag.de/artikel/locke-w ... bes-welten).

Ich war erstaunt, dass im März 2022 der amerikanische Philosoph Edward Feser unter der Überschrift "Just war theory and the Russo-Ukrainian war" sogar noch unter Bezugnahme auf das Konzept des "gerechten Krieges" argumentierte, dass weder Putin noch die NATO den Kriterien eines solchen Krieges genügen (https://edwardfeser.blogspot.com/2022/0 ... n-war.html). Gibt es eigentlich auch Philosophen, die soweit gehen, dass die Freiheit unter allen Umständen - sogar unter Inkaufnahme des kollektiven Untergangs - zu verteidigen ist?



"Der Teufel ist ein Optimist. Er glaubt, er könnte die Menschen schlechter machen." (nach Karl Kraus) :roll:

Henk
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Atomare Waffensysteme und der in einem gewissen Sinn fast rituelle Umgang damit sollen potentielle Angreifer "abschrecken". Das ist der erwünschte Sinn und Zweck.
Stellt sich noch die Frage, wen 3-4 U-Boote abschrecken. ;)
Den Untergang will niemand.




Timberlake
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Fr 1. Jul 2022, 17:33

sokrates_is_alive hat geschrieben :
Fr 25. Mär 2022, 10:24
Gibt es eigentlich auch Philosophen, die soweit gehen, dass die Freiheit unter allen Umständen - sogar unter Inkaufnahme des kollektiven Untergangs - zu verteidigen ist?
Gute Frage ..
  • „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“
    Kant ..Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?
.. Gegenfrage , was würdest du denn meinen, liegt die Ursache der „Inkaufnahme des kollektiven Untergangs“ am Mangel des Verstandes , so das man sich als Unmündiger der Leitung eines Andren , mit Verstand zu bedienen hat? Wenn ja , warum bedient man sich dann nicht dem Verstand jenes Anderen. Wenn nein .. hat man womöglich tatsächlich Angst, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen ? Was im Hinblick auf die Angst vor dem kollektiven Untergang, gelinde gesagt , doch schon sehr merkwürdig anmutet.

Oder ?

Weil dazu passend andernorts gerade davon die Rede war ..

  • Das höchste Oberhaupt soll aber gerecht für sich selbst und doch ein Mensch sein. Diese Aufgabe ist daher die schwerste unter allen; ja ihre vollkommene Auflösung ist unmöglich: aus so krummem Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, kann nichts ganz Gerades gezimmert werden. Nur die Annäherung zu dieser Idee ist uns von der Natur auferlegt
    Kant .. Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht

.. müssen wir uns mit der "Inkaufnahme des kollektiven Untergangs" abfinden , weil .. so Kant ..aus so krummem Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, nichts ganz Gerades gezimmert werden kann .Ich finde es in diesem „Zusammenhang“ übrigens schon sehr merkwürdig, dass man sich hier für die Die Philosophie des (Atom)Krieges so ganz und gar zu interessieren scheint. Nur mal zum Vergleich ...das Thema Darf man Tiere essen? hat es auf rekordverdächtigen 632 Beiträgen gebracht. Gleichwohl beides , also "Die Philosophie des (Tiere ) Essen" , wie auch "Die Philosophie des (Atom)Krieges" , sich mit dem Menschen, letztendlich an etwas krummes zu orientieren hat .Zumindest wenn man Kant Glauben schenken darf.




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AndreaH
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So 3. Jul 2022, 00:17

Timberlake hat geschrieben :
Fr 1. Jul 2022, 17:33


.. müssen wir uns mit der "Inkaufnahme des kollektiven Untergangs" abfinden , weil .. so Kant ..aus so krummem Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, nichts ganz Gerades gezimmert werden kann .
abfinden müssen.... vielleicht nicht
Grundsätzlich dürfte (trotz der Grundbasis des krummen Holzes) der Verstand bei jedem Individuum noch ausreichen, dass es zu keinem kollektiven Untergang kommt.
Mhm, ....aber die Massen..... :roll:
Gustave Le Bon beschreibt sehr gut in: "Psychologie der Massen" wie Massen aufgebaut sind. Sigmund Freud greift den Bereich auch auf.
Zu Massen zählen auch kleinere Gruppen. Die Masse reagiert anders als die Individuen die in ihm stecken.
Daher denke ich, pokert so manche Politik (die man auch wieder in kleine Massen sehen kann) sehr leichtfertig, wenn es um nukleare Abschreckung geht.




Timberlake
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So 3. Jul 2022, 03:36

AndreaH hat geschrieben :
So 3. Jul 2022, 00:17
Timberlake hat geschrieben :
Fr 1. Jul 2022, 17:33


.. müssen wir uns mit der "Inkaufnahme des kollektiven Untergangs" abfinden , weil .. so Kant ..aus so krummem Holze, als woraus der Mensch gemacht ist, nichts ganz Gerades gezimmert werden kann .
abfinden müssen.... vielleicht nicht
Grundsätzlich dürfte (trotz der Grundbasis des krummen Holzes) der Verstand bei jedem Individuum noch ausreichen, dass es zu keinem kollektiven Untergang kommt.
und Gott sei dank gab es schon mal ein solches Individuum
  • Der Mann, der den Atomkrieg verhinderte

    Die Nacht zum 26. September 1983, Geheim-Einheit Serpuchow-15, unweit von Moskau. Stanislaw Petrow ist verantwortlicher Diensthabender auf dem Befehlsstand des Raketen-Frühwarnsystems. Um 0:15 Uhr gibt der Computer das von den sowjetischen Militärs am meisten gefürchtete Signal: Von US-amerikanischem Gebiet ist eine ballistische Rakete abgeschossen worden, Ziel ist die UdSSR. ...Vom Moment des feindlichen Raktenabschusses an bis zur Entscheidung über einen Gegenschlag hatte die sowjetische Führung nicht mehr als 28 Minuten Zeit. Petrow selbst hatte 15 Minuten, um die richtige Entscheidung zu treffen. Er bezweifelte, dass die USA sich zu einem Atomschlag gegen die Sowjetunion entschieden hatten. Er wie auch die anderen Offiziere waren instruiert, dass, im Falle eines echten Angriffs, Raketen von mehreren Basen gestartet werden müssten. Petrow meldete über die Hochsicherheitsleitung, dass der Computer eine Störung hätte. Untersuchungen ergaben später, dass die sowjetischen Sensoren von Wolken reflektierte Sonnenstrahlen als amerikanischen Raketenabschuss gewertet hatten.
    Später lesen

    Petrow, so erinnerte er sich später, sollte befördert werden, gar einen Orden bekommen, doch stattdessen bekam er einen Verweis – sein Dienstprotokoll war nicht vollständig.
Ich meine .. sind die "Massen" nicht bei trost , dass sie ihre Existenz , von der Entscheidung eines einzelnen Diensthabendern , auf dem Befehlsstand eines Raketen-Frühwarnsystems abhängig machen? Ganz abgesehen davon , dass beim "Versagen" dieses Diensthabenden, Wolken einen Atomkrieg ausgelöst hätten und man ihn auf Grundlage dessen, wenn es denn daraufhin noch möglich gewesen wäre , vermutlich noch befördert und mit einem Orden belohnt hätte .

Monty Python lässt schon mal grüßen .




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AndreaH
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Mo 4. Jul 2022, 01:22

Timberlake hat geschrieben :
So 3. Jul 2022, 03:36


und Gott sei dank gab es schon mal ein solches Individuum


Ja, diese Geschichte zeigt, wie leichtfertig mit diesen großen Druckmitteln umgegangen wird.
Paradox ist ja auch: Der Mensch sitzt auf einer so dünnhäutigen Eierschale, die sich in einem so rauen und menschenfeindlichen Universum befindet. Die naturgegebenen Bedrohungen blitzen förmlich aus allen Ecken und Kanten. (Temperatur, Strahlungen, kein Sauerstoff...) Dieser Mensch kommt doch tatsächlich auf die Idee sich ein Mittel aus einem Überlebungsdrang heraus zu erschaffen, um die Überlegenheit abzusichern, die einer möglichen Bedrohung seinesgleichen darstellt abzuwehren. Der Mensch erschafft sich also eine künstliche Bedrohung, anstatt das er die derzeitige naturgegebene kosmische "friedliche" Gegebenheit genießt.
Wenn man nun Petrow betrachtet, dann gibt es doch gewissen Punkte die ihn dazu geführt haben, diese Entscheidung zu treffen.
Wenn, wir alle aus dem krummen Holz sind, wir tragen alle die gleiche Basis in uns. So gibt es doch etwas was uns unterschiedlich handeln lässt. Wo ist also der Punkt zu finden, der uns danach Streben lässt, aus einer tiefen Wahrhaftigkeit heraus zu handeln?




Timberlake
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Mi 6. Jul 2022, 15:11

AndreaH hat geschrieben :
Mo 4. Jul 2022, 01:22

Wenn, wir alle aus dem krummen Holz sind, wir tragen alle die gleiche Basis in uns. So gibt es doch etwas was uns unterschiedlich handeln lässt. Wo ist also der Punkt zu finden, der uns danach Streben lässt, aus einer tiefen Wahrhaftigkeit heraus zu handeln?
Dieser Punkt ist m.E. sehr leicht zu finden .. wenn man es den tatsächlich , im wahrsten Sinne des Wortes , mit krumm wachsendes Gehölz, als gleiche Basis zu tun bekäme. Was würde denn ein Gärtner oder auch ein Pflanzenzüchter unternehmen, um es dennoch gerade wachsen zu lassen?

Der Gärtner würde diesem Holz vermutlich ein Gerüst anlegen und es auf diese Weise dazu zwingen gerade zu wachsen . Der Planzenzüchter hingegen würde dafür sorgen , dass das Holz ohne Zwang , irgendwann ganz von selbst gerade wächst.
sokrates_is_alive hat geschrieben :
Fr 25. Mär 2022, 10:24

Bei alldem habe ich mich gefragt, wie sich denn die "Gemeinde" der Philosophen eigentlich aufstellt. Das Philosphiemagazin - ganz artig - philosophiert über das, was uns Platon und Aristoteles über "das unausweichliche Schicksal des Tyrannen" lehren oder erklärt uns den Krieg als Aufeinandertreffen der Hobbes-Welten auf die Locke-Welten (https://www.philomag.de/artikel/locke-w ... bes-welten).
Bei all dem frage ich mich , warum die "Gemeinde" der Philosophen nicht schon längst auf die gleiche Idee gekommen ist. Eine Idee , wonach die Menschheit womöglich ganz selbst gerade wächst ..
  • (https://www.philomag.de/artikel/locke-w ... bes-welten).

    Doch nicht die ganze Welt denkt so. Es gibt Teile, zu ihnen gehört Russland, die die liberalen Freiheitsrechte, die Ächtung des Krieges und den Wert des Völkerrechts nicht so hoch hängen. Sie lesen die Welt mit Thomas Hobbes als Kampf aller gegen alle, den Vertrag als Waffenstillstand und den Handel als Vorbereitung des Krieges. Sie setzen auf die Stärke des Staates nach innen und außen. Hobbes- und Locke-Welten sind nicht bloß Denk-, sondern Seinsweisen. Locke-Staaten sind durch Handel und Kooperation reich geworden und möchten daraus ein allgemeines Modell machen, um noch reicher zu werden. Sie haben den Heroismus des Krieges aufgegeben, um sich dem Pragmatismus des Geschäftemachens zu verschreiben.
.. eine Mensscheit , jenseits dieser Hobbes- und Locke-Welten , deren "krummen" Seinsweisen auf Krieg und Profit setzen.




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Impulsgeber
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Mi 6. Jul 2022, 19:16

sokrates_is_alive hat geschrieben :
Fr 25. Mär 2022, 10:24
In einem Nachrichtensender lief gestern neben zahlreichen anderen Schlagzeilen die Information, Frankreich habe seine Atom-U-Boote aktiviert. Einige deutschsprachige Zeitungen berichteten ebenfalls, aber ich hatte den Eindruck, dass es keinen Kommentar eines Chefredakteurs, "Aufmacher" Seite 1 oder Sondersendung Wert war.
Blödsinn. Frankreich hat seine entsprechend bestückte und beauftragte U-Boot Flotte niemals deaktiviert. Ein BILD (Blödheitszeitung) berichtet, propagandistisch wie der STÜRMER, aber immer nach dem Wind das Fähnlein in den Boden steckend. Mal dagegen, mal dafür, wirklich keine Lektüre für gebildete Menschen. Aber sag doch, welches (deutsche) Medium dir Einflüsterte?
Veröffentlicht hatte InterFrance bereits am 23.03. und den Umstand, dass 3 von 4 Atom-U-Booten im Einsatz wären, als Reaktion auf die Alarmbereitschaft der russischen Nuklearkräfte erklärt, die allerdings beispiellos sei ("une situation inédite").
Quatsch. Im "Kalten Krieg", wo wir, damals wie heute, die Handlanger verlängerter Interessen der Milliardäre aus Übersee waren und sind, hat man sich ständig gegenseitig belauert und auch Scheinangriffe gemacht, um die "feindliche" Verteidigung zu testen. Das ist nichts Neues. Neu wäre, wenn Deutschland den Mut zu einer eigenen, mit Europas Kulturen und europid-menschlichen Phänotypen achtend (zuerst in sich selbst, von wegen Sendungsbewusstsein) abgestimmten Nationalpolitik auf der Weltbühne ankäme. Es ist an der Zeit, sich einem Gesamteuropäisches Bewusstsein (Oberherr muss dann wieder der Deutsche mit seinem Ordnungsgepräge spielen. Nach "Jeder an seinem Platze.") zu stellen. Alleine bewirken wir nicht das Ziel, die Rohstoff-Autarkie von den Machtblöcken (wollen doch nicht ewig nach deren Peife tanzen und deren Preise bezahlen, oder wer doch? ). Auch wenn wir, nach Bismarck als Harter Klotz unter dem sich jeder die Finger quetscht, einig leben könnten. Was wollen wir tun? Uns mit riesigen Maschinen in die Erdkruste bohren, 20-30 Kilometer unter Deutschland Rohstoffe fördern? Kann man als Langzeitstrategie machen. Aber währenddessen, sollte es ein Abschwören von nordamerikanischen und russischen Staatsinteressen hin zu deutschen, bzw. europäischen Völkerinteressen geben.



Zum Punkt kommen! Der Kern, der Inhalt einer Thematik: Das Außenherum ist nur Fruchtfleisch für seichte Unterhaltungen. Tiefgehend in der See Mittelpunktum, nicht nur seichte Gewässer dessen betreten.

Timberlake
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Do 7. Jul 2022, 01:09

Impulsgeber hat geschrieben :
Mi 6. Jul 2022, 19:16
Auch wenn wir, nach Bismarck als Harter Klotz unter dem sich jeder die Finger quetscht, einig leben könnten. Was wollen wir tun? Uns mit riesigen Maschinen in die Erdkruste bohren, 20-30 Kilometer unter Deutschland Rohstoffe fördern? Kann man als Langzeitstrategie machen. Aber währenddessen, sollte es ein Abschwören von nordamerikanischen und russischen Staatsinteressen hin zu deutschen, bzw. europäischen Völkerinteressen geben.
Wohlgemerkt einem hartem Klotz , von dem , wenn es denn zum Atomkrieg seiner Zeit gekommen wäre , buchstäblich wohl nur Asche übrig geblieben wäre . Auch sollten wir uns alles andere , als Sicher sein , dass es nun mehr , nach der s.g. Wende , dazu nicht mehr kommen wird . Was wollen wir also Tun? Allein mit der von Bismarck beschworenen Einigkeit der Deutschen , als Klotz in der Mitte Europas , an den keiner anfasst , ohne seine Finger zu quetschen , ist es wohl nicht getan. Abschwören von nordamerikanischen , russischen und vorallem chinesischen Staatsinteressen kann man als Langzeitstrategie machen , nur wird es vermutlich herzlich wenig bringen. Sind doch deren Klötze , nicht zuletzt weil sie im Besitz von Atomwaffen sind , sehr viel härter.




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Impulsgeber
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Do 14. Jul 2022, 11:16

Timberlake hat geschrieben :
Do 7. Jul 2022, 01:09
Impulsgeber hat geschrieben :
Mi 6. Jul 2022, 19:16
Auch wenn wir, nach Bismarck als Harter Klotz unter dem sich jeder die Finger quetscht, einig leben könnten. Was wollen wir tun? Uns mit riesigen Maschinen in die Erdkruste bohren, 20-30 Kilometer unter Deutschland Rohstoffe fördern? Kann man als Langzeitstrategie machen. Aber währenddessen, sollte es ein Abschwören von nordamerikanischen und russischen Staatsinteressen hin zu deutschen, bzw. europäischen Völkerinteressen geben.
Wohlgemerkt einem hartem Klotz , von dem , wenn es denn zum Atomkrieg seiner Zeit gekommen wäre , buchstäblich wohl nur Asche übrig geblieben wäre .
Meinst damit ausschließlich das deutsche Wir oder einschließlich dem menschlichen Wir aus aller Völkern Nationen? Selbst die Kriegsteilnehmer im letzten Welt umspannenden Krieg wussten, wenn sie anfangen chemische und vor allem biologische Waffen einzusetzen, ein Vergeltungsschlag unausweichlich wäre. Biologische Waffen durch tödliche Viren sind nicht weniger schlimm als einen Weltenbrand durch Einsatz von Atomwaffen auszulösen.
Auch sollten wir uns alles andere , als Sicher sein , dass es nun mehr , nach der s.g. Wende , dazu nicht mehr kommen wird . Was wollen wir also Tun? Allein mit der von Bismarck beschworenen Einigkeit der Deutschen , als Klotz in der Mitte Europas , an den keiner anfasst , ohne seine Finger zu quetschen , ist es wohl nicht getan. Abschwören von nordamerikanischen , russischen und vor allem chinesischen Staatsinteressen kann man als Langzeitstrategie machen , nur wird es vermutlich herzlich wenig bringen. Sind doch deren Klötze , nicht zuletzt weil sie im Besitz von Atomwaffen sind , sehr viel härter.
Oder anders gesagt: Wer kann am längsten die Luft anhalten ohne Blau anzulaufen? Wer zuerst blinzelt, hat verloren! Das ist ja die Strategie in internationaler Politik/Diplomatie: Den Gegner im Unwissen über die eigene Stärke zu lassen bzw. sich dumm zu stellen. Wenn es nicht wirklich so wäre, wäre unsere Regierung meisterhaft, aber tatsächlich ist sie einfach nur dumm.



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AndreaH
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So 7. Aug 2022, 01:56

Timberlake hat geschrieben :
Mi 6. Jul 2022, 15:11

Der Gärtner würde diesem Holz vermutlich ein Gerüst anlegen und es auf diese Weise dazu zwingen gerade zu wachsen . Der Planzenzüchter hingegen würde dafür sorgen , dass das Holz ohne Zwang , irgendwann ganz von selbst gerade wächst.
Es gibt also im Holz selbst etwas das danach strebt gerade zu wachsen.




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NaWennDuMeinst
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So 7. Aug 2022, 11:21

AndreaH hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 01:56
Timberlake hat geschrieben :
Mi 6. Jul 2022, 15:11

Der Gärtner würde diesem Holz vermutlich ein Gerüst anlegen und es auf diese Weise dazu zwingen gerade zu wachsen . Der Planzenzüchter hingegen würde dafür sorgen , dass das Holz ohne Zwang , irgendwann ganz von selbst gerade wächst.
Es gibt also im Holz selbst etwas das danach strebt gerade zu wachsen.
Nein. Die Pflanze wächst - wenn man sie lässt - nach (in Richtung) der Sonne.



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Burkart
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So 7. Aug 2022, 11:48

Kurz zum Ausgangspunkt des Themas...

Oft wird Krieg heutzutage vor allem von politischen Machthabern o.ä., also wenigen Menschen gewünscht und angezettelt, nicht aber vom Volk, also der Mehrheit der Menschen.
(Ähnlich ist es mit Umweltschmutz - die Mehrheit ist dafür, aber einige (große) Umweltverschmutzer u.ä. interessiert das nicht wirklich).

Das Problem ist also die Macht(fülle) von wenigen Menschen, insbesondere auch im Russlandkrieg zu sehen, wo die Russen mit großer Einschränkung der Pressefreiheit und gezielten Lügen unter Kontrolle gehalten werden müssen...



Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

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Lucian Wing
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So 7. Aug 2022, 14:19

Eine „Philosophie des Atomkrieges“ ist natürlich schwieriger als eine reine Philosophie des Krieges. Der Krieg war immer eine Praxis zur Durchsetzung von Interessen, der Atomkrieg ist keine Praxis, sondern die Androhung eines letzten Mittels zur Einhegung von Kriegszielen.

Krieg war und bleibt in allen Formen menschlicher Kultur ein Mittel der Politik. Er ist längst auch in liberalen Demokratien Teil des Rechts und Teil des alltäglichen menschlichen Empfindens, und somit Teil der Normalität. Er unterläuft oft genug gerade in den freiheitlichen, von übergroßer Verfeinerung geprägten Gesellschaften die Radarsysteme ihrer schrägen Hypermoral. Ob ein Depp nun seine Frau zu grob behandelt hat, scheint bedeutungsschwerer als die Frage, ob und wie das Töten von Menschen durch Drohnenangriffe im Namen der Gerechtigkeit denn moralisch gerechtfertigt werden kann.



Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wieviel er in sieben Jahren dazu gelernt hatte. (Mark Twain)

Burkart
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So 7. Aug 2022, 16:23

Erasmus hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 14:19
Eine „Philosophie des Atomkrieges“ ist natürlich schwieriger als eine reine Philosophie des Krieges. Der Krieg war immer eine Praxis zur Durchsetzung von Interessen, der Atomkrieg ist keine Praxis, sondern die Androhung eines letzten Mittels zur Einhegung von Kriegszielen.
Sicher, das ist ein sehr spezielles Thema; möge es in der Praxis nie real werden.
Krieg war und bleibt in allen Formen menschlicher Kultur ein Mittel der Politik.
"Bleibt" ist die Frage...wobei auch die Frage ist, was man unter "Krieg" genau versteht, z.B. auch Wirtschaftskriege und/oder Cyber-Angriffe...
Er ist längst auch in liberalen Demokratien Teil des Rechts und Teil des alltäglichen menschlichen Empfindens, und somit Teil der Normalität.
Normalität? Also bei uns in Deutschland nicht wirklich, wenn dann indirekt durch die Ukraine u.ä.
Er unterläuft oft genug gerade in den freiheitlichen, von übergroßer Verfeinerung geprägten Gesellschaften die Radarsysteme ihrer schrägen Hypermoral. Ob ein Depp nun seine Frau zu grob behandelt hat, scheint bedeutungsschwerer als die Frage, ob und wie das Töten von Menschen durch Drohnenangriffe im Namen der Gerechtigkeit denn moralisch gerechtfertigt werden kann.
Tja, das liegt daran, dass sich z.B. Frauen erfolgreich juristisch oder moralisch (MeToo) wehren können.
Was nützt es, gegen Krieg zu sein, wenn ein Putin da ist? Viele Russen wollen ihn sicher auch nicht, dürfen es aber nicht mal laut aussprechen.



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So 7. Aug 2022, 16:33

Es sollte nicht nur zwischen Krieg und Atomkrieg, sondern gerade wenn es um die Moralfrage geht auch zwischen weiteren Kriegsformen unterschieden werden.
Motivation spielt da eine nicht unwesentliche Rolle bei der Beurteilung.



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So 7. Aug 2022, 16:35

Burkart hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 16:23
Was nützt es, gegen Krieg zu sein, wenn ein Putin da ist? Viele Russen wollen ihn sicher auch nicht, dürfen es aber nicht mal laut aussprechen.
So kann es nicht sein. Wenn es Niemanden gäbe, der den Krieg wollte, oder zumindest der Meinung wäre, dass die Machthaber mit ihrer Kriegstreiberei im Recht sind, würde nicht eine Kugel abgefeuert werden.
Es kommt ja nicht Herr Putin persönlich vorbei um den Kriegsmüden in den Hintern zu treten. Das macht dann doch das Volk selber.
Zuletzt geändert von NaWennDuMeinst am So 7. Aug 2022, 17:04, insgesamt 1-mal geändert.



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Nauplios
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So 7. Aug 2022, 17:03

"Eine Begriffsbestimmung des Politischen kann nur durch Aufdeckung und Feststellung der spezifisch politischen Kategorien gewonnen werden. Das Politische hat nämlich seine eigenen Kriterien, die gegenüber den verschiedenen, relativ selbständigen Sachgebieten menschlichen Denkens und Handelns, insbesondere dem Moralischen, Ästhetischen, Ökonomischen in eigenartiger Weise wirksam werden. Das Politische muß deshalb in eigenen letzten Unterscheidungen liegen, auf die alles im spezifischen Sinne politische Handeln zurückgeführt werden kann. (...) Die spezifisch politische Unterscheidung, auf welche sich die politischen Handlungen und Motive zurückführen lassen, ist die Unterscheidung von Freund und Feind. (Carl Schmitt; Der Begriff des Politischen; S. 26; 1932)

Carl Schmitt knüpft bei der Bestimmung des Feindes an die alte platonische Unterscheidung von πόλεμος und στάσις an. Während πόλεμος im Wesentlichen der Krieg zwischen Hellenen und Barbaren ist (er entspricht dem bellum), meint στάσις den Aufruhr, die Rebellion innerhalb der Polis. Feind ist für Schmitt der öffentliche Feind (hostis), nicht der private Feind (inimicus).

"Die Begriffe Freund, Feind und Kampf erhalten ihren realen Sinn dadurch, daß sie insbesondere auf die reale Möglichkeit der physischen Tötung Bezug haben und behalten. Der Krieg folgt aus der Feindschaft, denn diese ist seinsmäßige Negierung eines anderen Seins. Krieg ist nur die äußerste Realisierung der Feindschaft. Er braucht nichts Alltägliches, nichts Normales zu sein, auch nicht als etwas Ideales oder Wünschenswertes empfunden zu werden, wohl aber muß er als reale Möglichkeit vorhanden bleiben, solange der Begriff des Feindes seinen Sinn hat." (Carl Schmitt; Der Begriff des Politischen; S.33)

Das nur mal als einen möglichen theoretischen Hintergrund zur Frage des Krieges, die Erasmus hier aufwirft. Ob der Hintergrund auch zutrifft, ist eine andere Frage.




Burkart
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So 7. Aug 2022, 17:27

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 16:35
Burkart hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 16:23
Was nützt es, gegen Krieg zu sein, wenn ein Putin da ist? Viele Russen wollen ihn sicher auch nicht, dürfen es aber nicht mal laut aussprechen.
So kann es nicht sein. Wenn es Niemanden gäbe, der den Krieg wollte, oder zumindest der Meinung wäre, dass die Machthaber mit ihrer Kriegstreiberei im Recht sind, würde nicht eine Kugel abgefeuert werden.
Nicht gerade niemand (z.B. Putin ;) ), aber viele auch nicht. Viele sind auch einfach durch Lügen-Presse relevant beeinflusst. Klar, dass es auch noch genug Putin.-Fans gibt; wie hoch die Anteile sind, lässt sich leider nicht ermitteln.
Es kommt ja nicht Herr Putin persönlich vorbei um den Kriegsmüden in den Hintern zu treten. Das macht dann doch das Volk selber.
Du weißt schon, dass etliche schon festgenommen wurden,. die gegen den Krieg protestiert haben?
Oder nimm Belarus: Hier hat das Volk lange protestiert, bis sich die Mächtigen durchgesetzt haben (Festnahmen usw.).



Der Mensch als Philosophierender ist Ausgangspunkt aller Philosophie.
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Nauplios
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So 7. Aug 2022, 17:37

"Die Bundeswehr beteiligt sich seit 1992 an Auslandseinsätzen. Seitdem sind 116 deutsche Soldaten im Einsatz und in anerkannten Missionen ums Leben gekommen." (Quelle: Bundeswehr)

Femizid-Fälle allein in 2020: 139
(Quelle: NDR unter Berufung auf Zahlen des BKA)




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