Die Philosophie des (Atom)Krieges

Ethische Fragen und ihre rationale Begründbarkeit bewegen das philosophische Denken in einer Zeit, in der die Politik wieder über "Werte" debattiert und vertraute Grundlagen des politischen Handelns zur Disposition stehen.
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Stefanie
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So 7. Aug 2022, 20:03

Es gibt völkerrechtliche Regeln für einen Krieg. Und beim besten Willen, dass Töten einzelner Personen mittels Drohnen, Opfer bei nicht involvierten Personen werden in Kauf genommen, in einem Land, mit dem man sich nicht im Krieg befindet oder es kein UN Mandat gibt, ist gegen die Regeln.
Und zudem völlig ohne Wirkung.

Der Angriff Russland ist auch ein Verstoß gegen das Völkerrecht.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
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Lucian Wing
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So 7. Aug 2022, 20:05

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 19:53
Erasmus hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 19:43
Wichtig wäre ja, welches Recht einerseits und welche Moral andererseits du als Grundlage siehst.
Da ich diesen Terroristenführer als aktiven Soldaten innerhalb eines Krieges betrachte folgt seine Tötung aus den Regeln der Kriegsführung. Der Feind wird ausgeschaltet.
Wem dieses Regularium nicht gefällt, der darf eben keinen Krieg führen. Niemand hat ihn gezwungen Terroristenführer zu werden.
Im Rahmen des Völkerrechts muss die Definition des Krieges zwei Merkmale aufweisen:

1. Es muss ein bewaffneter Kampf zwischen Staaten oder Staatengruppen stattfinden, und
2. Es muss der Eintritt in den Kriegszustand in Form einer Kriegserklärung oder eines Ultimatums angezeigt werden.

Insofern ist deine Betrachtung eine rein subjektive. Das geltende Recht gibt das nicht her, und die zugrundeliegende Moral müsste benannt werden.



Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wieviel er in sieben Jahren dazu gelernt hatte. (Mark Twain)

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NaWennDuMeinst
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So 7. Aug 2022, 20:14

Stefanie hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 20:03
Es gibt völkerrechtliche Regeln für einen Krieg. Und beim besten Willen, dass Töten einzelner Personen mittels Drohnen,
Im Krieg werden einzelne Personen durch alle möglichen Waffen getötet. Warum soll eine Drohne da anders zu bewerten sein?
Sie ist eine Waffe wie jede andere.
Opfer bei nicht involvierten Personen werden in Kauf genommen
Ich sehe auch hier nicht, warum das eine Besonderheit wäre. Im Krieg ist das ständig die Gefahr.
in einem Land, mit dem man sich nicht im Krieg befindet oder es kein UN Mandat gibt, ist gegen die Regeln.
Wenn Terroristen eine Armee führen würden, die man auf dem Feld besiegen kann, müsste man sie nicht aufspüren und hinrichten.
Aber diese feigen Hunde verstecken sich.
Frage doch mal lieber, ob es Unrecht ist, wie diese Menschen ihren Krieg führen.
Und sie nehmen den Tod Unschuldiger nicht nur in kauf, sie töten gezielt Unschuldige.
Sorry, aber die sind doch die Verbrecher. Und die wollen sich jetzt auf Recht berufen?
Nö, tut mir leid. Der Schlag war richtig und gerechtfertigt. Zu hundert Prozent.
Ich bin da voll auf der Seite der Amerikaner.
Ein feindlicher Soldat wurde als Teil einer Kriegsführung ausgeschaltet. Alles sauber.
Und zudem völlig ohne Wirkung.
Das weißt Du nicht. Eventuellen Nachfolgern muss klar sein, dass sie sich nicht verstecken können, das auch sie totgebombt werden.
Das ist eine wie ich finde sehr wichtige Botschaft an jeden der sich anschickt "nachzurücken":
Der Angriff Russland ist auch ein Verstoß gegen das Völkerrecht.
Das ist er. Ich sehe hier aber keine Parallelen.



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Nauplios
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"Doch einer von den Begleitern Jesu zog sein Schwert, schlug auf den Diener des Hohenpriesters ein und hieb ihm ein Ohr ab. Da sagte Jesus zu ihm: 'Steck dein Schwert in die Scheide; denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen.'" (Mt. 26, 51)

Es gibt bei Matthäus die bekannte Aufforderung "Liebet Eure Feinde" (Mt. 5, 44). -

diligete inimicos vestros (Vulgata) - nicht: diligete hostes vestros

Die deutsche Sprache trifft keine Unterscheidung zwischen dem privaten und dem politischen Feind. Das blockiert das Verständnis der die Freund/Feind-Unterscheidung Carl Schmitts. Der Begriff des "Verfassungsfeindes" geht übrigens zurück auf Carl Schmitt. Vielleicht läßt sich an diesem Begriff noch am ehesten das "Politische" erahnen, so wie es Schmitt vorschwebte. (Eine Quelle in diesem Zusammenhang u.a. auch Schmitts Essay Hamlet oder Hekuba.)




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NaWennDuMeinst
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So 7. Aug 2022, 20:31

Erasmus hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 20:05
Im Rahmen des Völkerrechts muss die Definition des Krieges zwei Merkmale aufweisen:

1. Es muss ein bewaffneter Kampf zwischen Staaten oder Staatengruppen stattfinden, und
2. Es muss der Eintritt in den Kriegszustand in Form einer Kriegserklärung oder eines Ultimatums angezeigt werden.
1. Diese Defintionen sind veraltet und von der Realität längst überholt. Moderne Kriege werden heute anders geführt.

2. Die Terroristen sind diejenigen, die Regeln der klassischen Kriegsführung zuerst gebrochen haben indem sie nicht offen, sondern aus dem Hinterhalt Krieg führen und gezielt unschuldige Zivilisten töten.
Dabei begreifen sie sich selbst durchaus als im Krieg befindlich. In einem "heiligen Krieg" sogar.
Es sind also nicht wir die Regeln und Definition der Kriegsführung geändert oder gebrochen haben. Wir haben die Situation nur angenommen.
Diese Menschen nutzen solche Regeln und Definitionen gezielt aus um sich dahinter zu verstecken. Die lachen sich kaputt über unsere Regeln.
Insofern ist deine Betrachtung eine rein subjektive.
Und deine ist gnadenlos veraltet.
Das geltende Recht gibt das nicht her, und die zugrundeliegende Moral müsste benannt werden.
Die zugrundeliegende Moral ist, dass wir ein Recht haben uns zu wehren und es uns nicht zuzumuten ist, still und tatenlos dabei zusehen zu müssen wie diese Terroristen uns der Reihe nach umbringen.
Und das geltende Recht sollte schleunigst geändert werden, wenn es a) veraltet ist und b) uns daran hindert zu reagieren, wenn Jemand eine moderne Form des Krieges gegen uns führt.

Der Schlag der Amerikaner gegen diesen Terroristenführer ist also einem völlig realitätsfremden Gesetz nach ein Rechtsbruch?
Ok, aber dann muss ich dir sagen dass das einer der Fälle ist wo ein Bruch des Rechts völlig zu Recht geschieht.



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Lucian Wing
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So 7. Aug 2022, 20:55

Aha, das Völkerrecht ist also veraltet. Das sollten wir mal festhalten.
Die Strohmänner bediene ich nicht.
Zumindest mir ist aber alles restlos klar.
Insofern ist mein Bedarf am Schreiben auch schon wieder gedeckt.



Als ich vierzehn war, war mein Vater so unwissend. Ich konnte den alten Mann kaum in meiner Nähe ertragen. Aber mit einundzwanzig war ich verblüfft, wieviel er in sieben Jahren dazu gelernt hatte. (Mark Twain)

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So 7. Aug 2022, 20:59

Erasmus hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 20:55
Aha, das Völkerrecht ist also veraltet.
Natürlich, Wenn es nicht berücksichtigt, dass Kriege heute nicht mehr geführt werden wie vor hundert Jahren, dann ist es veraltet.
Ich finde nämlich schon, dass Gesetze sich auch an der Realität orientieren sollten.
Das sollten wir mal festhalten.
Die Strohmänner bediene ich nicht.
Zumindest mir ist aber alles restlos klar.
Insofern ist mein Bedarf am Schreiben auch schon wieder gedeckt.
Ach was ist denn schon wieder los?
Habe ich nicht oft genug" Ja, Du hast Recht" gesagt?

(Halte fest was Du willst. Gesetze die uns nicht erlauben uns zu wehren wenn wir umgebracht werden, sollten dringend überarbeitet werden. Sie sind schwer fehlerhaft.).



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So 7. Aug 2022, 21:34

Die Regelungen, die UN Charta, Genfer Konvention, die Ächtung bestimmter Waffen sind jünger als hundert Jahre.
An der Kriegsführung hat sich nichts geändert, die Technik hat sich weiterentwickelt.
Eine präventive Verteidigung die daraus besteht, die obersten Ränge von Terrororganisation zu töten, ist vom Völkerrecht nicht gedeckt.
Wo war der direkte Angriff vor der letzten Aktion?

Wie ich schon schrieb, seit 2001 läuft das so, und hat es was gebracht? Nichts. Nur noch mehr Hass.



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So 7. Aug 2022, 21:38

Doch einer von den Begleitern Jesu zog sein Schwert, schlug auf den Diener des Hohenpriesters ein und hieb ihm ein Ohr ab. Da sagte Jesus zu ihm: 'Steck dein Schwert in die Scheide; denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen.'" (Mt. 26, 51)

Na ja, heutzutage ist man immer noch mehr bei Auge um Auge, Zahn um Zahn.



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NaWennDuMeinst
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So 7. Aug 2022, 21:42

Stefanie hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 21:34
An der Kriegsführung hat sich nichts geändert
Das ist falsch.
Siehe -> moderne Kriegsführung.
Ganz interessant dazu auch hier:
https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/a ... riege/?p=3

Gemeinhin prägen die klassischen Kriege der frühen Neuzeit in Europa unser Bild vom Krieg: Ein Staat erklärte einem anderen Staat den Krieg, und weitere Staaten schlossen sich auf dieser oder jener Seite an. Es ging um Macht, Beute, Territorium, oft um die Bildung eines – modernen – Staates. Die Heere kämpften eine Zeit lang gegeneinander, bis sich eine Seite geschlagen gab. Daraufhin setzten sich alle Beteiligten zusammen und schlossen Frieden, in dem der unterlegenen Seite mehr oder weniger harte Verpflichtungen auferlegt wurden. Danach herrschte Friede; man war nicht nachtragend und begegnete sich wieder auf Augenhöhe.

Heute scheinen die einst klar geschiedenen Gesellschaftszustände Krieg und Frieden ineinanderzulaufen. Innerstaatliche Konflikte, Terrorismus, Cyberattacken und Taktiken wie Propaganda und Desinformation sowie die Vielfalt daran beteiligter Akteure stellen das herkömmliche Bild von Krieg infrage; es ist von "unkonventionellen", "asymmetrischen", "neuen" und "hybriden" Kriegen die Rede.



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So 7. Aug 2022, 22:34

Stefanie hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 21:34
Eine präventive Verteidigung die daraus besteht, die obersten Ränge von Terrororganisation zu töten, ist vom Völkerrecht nicht gedeckt.
Präventiv? Hä?
Ist dir die Biografie des Mannes bekannt, der da getötet wurde?

Magst Du die erstaunliche "Karriere" dieses Mannes nochmal nachlesen?
https://de.wikipedia.org/wiki/Aiman_az- ... den_Westen

Ich bleibe dabei: Hier wurde kein Zivilist "präventiv" getötet, sondern einer der Führer des Terrornetzwerkes Al-Kaida, einer Gruppierung die zahlreiche Massenmorde (an Zivilisten!!!!) begangen hat.
Dieser feine Herr war dabei bei vielen dieser Anschläge (zum Beispiel auch auf US-Botschaften oder den Anschlägen von 11. September) maßgeblich an der Planung und Vorbereitung beteiligt.
Hier wurde nicht "präventiv verteidigt" sondern ein Kombattant im Rahen einer Kriegshandlung ausgeschaltet.
Zawahiri begriff sich dabei selbst als "Krieger" in einem "heiligen Krieg".
Nun ist er in seinem Krieg umgekommen. Tja, das ist Pech. So ist das eben wenn man in den Krieg zieht. Da kann man gewaltsam zu Tode kommen.
Ist das Unrecht? Nö, nicht im Geringsten. Genauso wenig wie es Unrecht ist, wenn russische Generäle in der Ukraine in Stücke gerissen werden.



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So 7. Aug 2022, 23:05

Stefanie hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 19:35
Burkhard, ich finde ja, Du schreibst den Deutschen gerade eine Entschuldigung für die Zeit von 1933 bis 1945.
Ich verstehe, was du meinst, und zum Teil ist es auch so. Natürlich sollte das Volk kritisch sein, aber das ist nicht so einfach, insbesondere damals gab es noch kein solch Vorbild wie die Nazis.
Aber eigentlich geht es mir um die Russen, die vor allem durch Falschinformationen gefüttert und deren Opposition samt Presse verboten ist - was klar Schuld der Führung (Putin) ist.



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Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

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So 7. Aug 2022, 23:15

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 19:47
Burkart hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 19:33
NaWennDuMeinst hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 19:22

Wer ist denn "das Volk"?
Unter "Volk" verstehe ich hier die Gesamtheit aller Bürger eines Landes. Da gehören die Rechen ja wohl dazu, oder nicht?
Aber der Reiche ist nicht der Durchschnittsmensch, ist nicht die Masse des Volkes.
Das stimmt, ändert aber nichts daran, dass auch in der von dir s.g. "Masse des Volkes" viele Menschen sind die Putin feiern, ihn unterstützen und seinen Krieg begrüßen.
Und viele würden gerne opponieren und können/dürfen es nicht.
Und viele, die unterstützen, wissen nicht, was da genauer Krieg vor sich geht.
Du weißt doch auch, dass die Russen viele falsche Info bekommen, oder?
Du sillst mir erzählen Putin und drei Mann im Kreml machen das alles ganz allein gegen den Willen des Rests des Volkes. Das ist ganz sicher nicht so.
Das habe ich doch nie gesagt, leg mir nicht sowas in den Mund. Aber entscheidend ist schon Putin und seine Mannen...
...oder wann gab es zuletzt eine faire, freie Wahl in Russland?



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So 7. Aug 2022, 23:38

Burkart hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 23:15
Und viele würden gerne opponieren und können/dürfen es nicht.
Auch das stimmt.
Aber darum geht es ja nicht sondern um deine Aussage, dass die Spitze allein verantwortlich ist.
Ich denke nicht dass das so ist.
Mir geht es hier einfach darum, dass man die Russen nicht davon freispricht indem man einfach sagt dass sei kein russischer Krieg, sondern der von Putin.
"Putins Krieg" liest man überall. Ich denke das ist falsch. Er ist zwar Derjenige der ihn befohlen hat, aber viele Russen tragen ihn mit.
Freiwillig und aus Überzeugung.
Und das sollte man nicht verschweigen.
Dass es auch Russen gibt die sich täuschen lassen oder unterdrückt werden, die also Opfer des Regimes sind, schliesst das ja nicht aus.
...oder wann gab es zuletzt eine faire, freie Wahl in Russland?
Putin kann keine Wahl ganz allein manipulieren.
Es müssen ihm ja Menschen geholfen haben. Und das sind ja auch Russen.
Eben Menschen die an ihn glauben oder für die es ein Vorteil ist, wenn Putin regiert.



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So 7. Aug 2022, 23:56

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 23:38
Burkart hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 23:15
Und viele würden gerne opponieren und können/dürfen es nicht.
Auch das stimmt.
Aber darum geht es ja nicht sondern um deine Aussage, dass die Spitze allein verantwortlich ist.
Ich denke nicht dass das so ist.
Wenn du Richter oder Ankläger wärst, wen würdest du noch zur Verantwortung ziehen - außer pauschal "viele ein bisschen" oder so?
Mir geht es hier einfach darum, dass man die Russen nicht davon freispricht indem man einfach sagt dass sei kein russischer Krieg, sondern der von Putin.
"Putins Krieg" liest man überall. Ich denke das ist falsch. Er ist zwar Derjenige der ihn befohlen hat, aber viele Russen tragen ihn mit.
Freiwillig und aus Überzeugung.
Und das sollte man nicht verschweigen.
Dass es auch Russen gibt die sich täuschen lassen oder unterdrückt werden, die also Opfer des Regimes sind, schliesst das ja nicht aus.
Sicher gibt es mitragende Russen. Aber wie schon gesagt: Man kann sowieso nicht herausfinden, wie viele es gerne tun und schon immer getan haben, wie viele es vor allem durch die Lügenpresse tun oder durch andere Russen, und wie viele eben gar nicht.
Hier könnte vielleicht eine freie, faire Wahl helfen, aber die ist eben nicht absehbar.
...oder wann gab es zuletzt eine faire, freie Wahl in Russland?
Putin kann keine Wahl ganz allein manipulieren.
Es müssen ihm ja Menschen geholfen haben. Und das sind ja auch Russen.
Eben Menschen die an ihn glauben oder für die es ein Vorteil ist, wenn Putin regiert.
Du glaubst doch nicht, dass das Volk relevanten Einfluss darauf hatte, dass Putin (und "Genossen" ggf.) sich die Gesetze so hingebogen hat, dass er immer länger im Amt bleiben kann?
Und wenn Putin das Volk hinter sich wüsste, könnte er doch freie Wahlen erlauben. Aber das lässt er natürlich nicht zu, welch Zufall :mrgreen:
Klar haben Putin Menschen geholfen, vor allem seine Clique, und klar, dass sie sich persönlichen Vorteil davon erhoffen... aber doch nicht z.B. 50% des Volkes - so viel Geld (oder Macht) hat Putin sicher nicht zu verteilen ;)



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Mo 8. Aug 2022, 00:34

Burkart hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 23:56
Du glaubst doch nicht, dass das Volk relevanten Einfluss darauf hatte, dass Putin (und "Genossen" ggf.) sich die Gesetze so hingebogen hat, dass er immer länger im Amt bleiben kann?
Natürlich glaube ich das. Das ist um einiges wahrscheinlicher als Deine Theorie, wonach ein Mann sämtliche Institutionen eines Landes im Alleingang unter seiner Kontrolle hält. Natürlich ist auch ein Putin ohne die Menschen die an ihn glauben und ihm helfen zu rein gar nichts in der Lage.
Das fängt an bei seinen Parteikollegen und endet bei denen aus dem "Fußvolk" die ihn wirklich gewählt haben.



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Stefanie hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 21:38

"Doch einer von den Begleitern Jesu zog sein Schwert, schlug auf den Diener des Hohenpriesters ein und hieb ihm ein Ohr ab. Da sagte Jesus zu ihm: 'Steck dein Schwert in die Scheide; denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen.'" (Mt. 26, 51)

Na ja, heutzutage ist man immer noch mehr bei Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Zu Carl Schmitt gibt es im Netz sehr viel Material; auf zwei Artikel will ich hinweisen. Der erste stammt aus der Süddeutschen Zeitung und ist die Rezension einer Arbeit des Schmitt-Biographen und Schmitt-Forschers Reinhard Mehring:

Vom Umgang mit Carl Schmitt

Darin heißt es:


"Warum nach 1945 namhafte Wissenschaftler - brauner Sympathien unverdächtig - Schmitts Nähe suchten, bleibt ein Rätsel. Mehring nennt - pars pro toto - den Ex-Verfassungsrichter Ernst-Wolfgang Böckenförde und den Rechtsprofessor Roman Schnur, die Historiker Reinhart Koselleck und Christian Meier, die Publizisten Rüdiger Altmann und Johannes Gross, ferner die Philosophen Hermann Lübbe und Robert Spaemann."

In diesem Artikel taucht auch der Name Bernd Rüthers auf und dessen Studie zu Carl Schmitt: Entartetes Recht. Es handelt sich den ehemaligen Rektor der Universität Konstanz (s. die Diskussion um Hans Robert Jauß). - In dem Zusammenhang noch: Wolfgang Schuller, Althistoriker aus Konstanz, der Bernd Rüthers in der Causa Jauß große Vorwürfe macht (Anatomie einer Kampagne), war wiederum der Herausgeber der Tagebücher 1930 - 1934 von Carl Schmitt.

Der andere Artikel stammt von Thomas Assheuer aus der Zeit:

Zur besonderen Verfügung: Carl Schmitt

"Mit scharfen Schnitten reduziert Schmitt das Evangelium auf die Sündenlehre und ein tiefschwarzes Menschenbild – und ahnt doch, dass sich auf dem Treibsand einer katholisierenden Privatmythologie das majestätische Arkanum seiner 'Politischen Theologie' nicht wird errichten lassen. Aber erst Jahre später, in der Auseinandersetzung mit dem Philosophen Hans Blumenberg, legt Schmitt seine Karten auf den Tisch und bestätigt, was seine Kritiker seit langem vermutet hatten: Hinter dem Katholischen seiner politischen Theologie verbirgt sich eine ebenso raffinierte wie abgründige Spielart des gnostischen Dualismus."




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Mo 8. Aug 2022, 01:27

Stefanie hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 21:38

"Doch einer von den Begleitern Jesu zog sein Schwert, schlug auf den Diener des Hohenpriesters ein und hieb ihm ein Ohr ab. Da sagte Jesus zu ihm: 'Steck dein Schwert in die Scheide; denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen.'" (Mt. 26, 51)

Na ja, heutzutage ist man immer noch mehr bei Auge um Auge, Zahn um Zahn.
Um nach "unzähligen" Off Topic Beiträgen , wieder auf das Thema dieses Threads zurück zu kommen ..

Was die Anzahl der Besitzer dieser Augen bzw. Zähne betrifft , so gibt es da , bezüglich der " Philosophie des (Atom)Krieges" , übrigens ein Problem ..
  • Overkill
    Um das Ausmaß der nuklearen Bedrohung zu veranschaulichen, stellte die Theologin Uta Ranke-Heinemann in einer Rede im Oktober 1981 die Frage, woher man denn die 100 Milliarden Menschen bekommen würde, die durch die Sprengkraft vernichtet werden könnten. Es bestehe ja kein Mangel an Waffen mehr, vielmehr reichten die Menschen, die durch Atomwaffen vernichtet werden könnten, nicht mehr aus. Statistisch gesprochen klaffe die Schere zwischen aktivem und passivem Vernichtungspotential immer weiter auseinander, so Ranke-Heinemann.
Nauplios hat geschrieben :
Mo 8. Aug 2022, 01:07

Zu Carl Schmitt gibt es im Netz sehr viel Material; auf zwei Artikel will ich hinweisen.
  • Carl Schmitt .. Krieg, Feindschaft, Völkerrecht
    Historisch wurde laut Schmitt eine solche Ordnung immer durch Kriege souveräner Staaten hergestellt, die ihre politische Idee als Ordnungsfaktor im Kampf gegen andere durchsetzen wollten. Erst wenn die Ordnungsansprüche an eine Grenze gestoßen sind, etabliere sich in einem Friedensschluss ein stabiles Pluriversum, also eine internationale Ordnung („Sinn jedes nicht sinnlosen Krieges besteht darin, zu einem Friedensschluss zu führen“). Es muss erst eine als „normal“ angesehene Teilung des Raumes gegeben sein, damit es zu einer wirksamen internationalen Rechtsordnung kommen kann.

Wenn denn „der Sinn jedes nicht sinnlosen Krieges darin besteht, zu einem Friedensschluss zu führen“ , so kann Carl Schmitt damit also einen Atomkrieg sicherlich nicht gemeint haben ;)




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Mo 8. Aug 2022, 02:29

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 11:21
AndreaH hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 01:56
Timberlake hat geschrieben :
Mi 6. Jul 2022, 15:11

Der Gärtner würde diesem Holz vermutlich ein Gerüst anlegen und es auf diese Weise dazu zwingen gerade zu wachsen . Der Planzenzüchter hingegen würde dafür sorgen , dass das Holz ohne Zwang , irgendwann ganz von selbst gerade wächst.
Es gibt also im Holz selbst etwas das danach strebt gerade zu wachsen.
Nein. Die Pflanze wächst - wenn man sie lässt - nach (in Richtung) der Sonne.

.. und so, wie die Pflanze - wenn man sie lässt - nach (in Richtung) der Sonne wächst , so scheint mir der Mensch - wenn man ihn lässt - nach (in Richtung) Atomkrieg zu wachsen
Bild



  • Wladimir Putins „Weltuntergangsflugzeug“ über Russland gesichtet

    Joe Biden: "Doomsday-Flugzeug" des US-Präsidenten über dem Ärmelkanal gesichtet



    Unfälle mit Atomwaffen

    ,,Gebrochene Pfeile" und ,,verblasste Riesen"

    Alle diese Zwischenfälle waren kurz - nicht mehr als 10 Minuten lang. Führende Militärs mussten dabei in einer sehr kurzen Zeitspanne entscheiden, ob ein nuklearer „Rückschlag" einzuleiten war, bevor die eigenen Atomwaffen vernichtet worden wären. Bis jetzt haben sie richtig entschieden. Sie sind jedoch nur Menschen, die unter extrem stressigen und ungesunden Bedingungen überlange Schichten leisten müssen. Es kann immer zu einem unbeabsichtigten Einsatz kommen, durch technischen oder menschlichen Fehler. Heutzutage befinden sich immer noch rund 2.000 Atomwaffen laut SIPRI in höchster Alarmbereitschaft. Eine Fehlentscheidung würde das Ende der Zivilisation auf dem Planeten Erde bedeuten.



.. mit "Russisch Roulette" , lässt sich, in Anbetracht dessen, die "Philosophie des (Atom)Krieges" m.E. sehr schön auf den Punkt bringen lässt .



Womit sich das Thema Vernunft , sowohl im theoretischen, wie auch in ihrem praktischen Gebrauch erledigt haben dürfte.




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Mo 8. Aug 2022, 05:49

NaWennDuMeinst hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 22:34
Stefanie hat geschrieben :
So 7. Aug 2022, 21:34
Eine präventive Verteidigung die daraus besteht, die obersten Ränge von Terrororganisation zu töten, ist vom Völkerrecht nicht gedeckt.
Präventiv? Hä?
Ist dir die Biografie des Mannes bekannt, der da getötet wurde?

Magst Du die erstaunliche "Karriere" dieses Mannes nochmal nachlesen?
https://de.wikipedia.org/wiki/Aiman_az- ... den_Westen

Ich bleibe dabei: Hier wurde kein Zivilist "präventiv" getötet, sondern einer der Führer des Terrornetzwerkes Al-Kaida, einer Gruppierung die zahlreiche Massenmorde (an Zivilisten!!!!) begangen hat.
Dieser feine Herr war dabei bei vielen dieser Anschläge (zum Beispiel auch auf US-Botschaften oder den Anschlägen von 11. September) maßgeblich an der Planung und Vorbereitung beteiligt.
Hier wurde nicht "präventiv verteidigt" sondern ein Kombattant im Rahen einer Kriegshandlung ausgeschaltet.
Zawahiri begriff sich dabei selbst als "Krieger" in einem "heiligen Krieg".
Nun ist er in seinem Krieg umgekommen. Tja, das ist Pech. So ist das eben wenn man in den Krieg zieht. Da kann man gewaltsam zu Tode kommen.
Ist das Unrecht? Nö, nicht im Geringsten. Genauso wenig wie es Unrecht ist, wenn russische Generäle in der Ukraine in Stücke gerissen werden.
Es ist präventiv.
Vor allem die USA agieren als Ankläger, Richter und Vollstrecker in einer Person.
Solche Personen, wie der jetzt Getötete, gehören vor ein Gericht. Entweder in den USA oder vor Gericht eines Landes, in dem ein Attentat geschah, oder in Den Haag. Letzteres würde ich vorziehen, wenn es ginge.



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