Paradox?

Ethische Fragen und ihre rationale Begründbarkeit bewegen das philosophische Denken in einer Zeit, in der die Politik wieder über "Werte" debattiert und vertraute Grundlagen des politischen Handelns zur Disposition stehen.
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Quk
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Do 5. Okt 2023, 13:18

Stefanie hat geschrieben :
Do 5. Okt 2023, 13:02
... anstatt sich von äußeren Einflüssen treiben zu lassen.
Vermutlich sind damit vor allem die Einflüsse der Konsumwerbung und des Statussymbol-Vergleichs gemeint.

Rassismus ist kein Element des Minimalismus.
Meiner Ansicht nach kann ein Minimalist rassistisch sein oder auch nicht, genauso wie er Trompeter sein kann oder auch nicht.

Wenn Du Dich gegen Rassismus wehren möchtest, was ich auch tue, dann musst Du den Rassismus ins Visier nehmen, nicht den Minimalismus.




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Stefanie
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Do 5. Okt 2023, 14:08

Es geht nicht primär um den Minimalismus, es geht um eine Lebenseinstellung, die folgendes zum Inhalt:

Ich lebe nach meinen persönlichen Werten und Zielen und dies, ohne dabei äußerliche Einflüsse zu berücksichtigen bzw. wie es dort ausgedrückt wird, sich nicht von diesen Treiben zu lassen. Wie soll das gehen? Einsame Insel? Völlige Abkapselung?
Da steht nur persönliche Werte, nicht gemeinschaftliche Werte. Wie sollen aber gemeinschaftliche und persönliche Werte entstehen, wenn keine äußerliche Einflüsse irgendwie mit einbezogen werden.



Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe

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Quk
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Do 5. Okt 2023, 14:42

Ich denke, das meint materialistische Einflüsse. Vielleicht aber auch die Verkleinerung des "Freundeskreis", sofern darin nicht wirklich alles Freunde sind.




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Jörn Budesheim
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Do 5. Okt 2023, 15:26

Stefanie hat geschrieben :
Do 5. Okt 2023, 14:08
Es geht nicht primär um den Minimalismus, es geht um eine Lebenseinstellung, die folgendes zum Inhalt:

Ich lebe nach meinen persönlichen Werten und Zielen und dies, ohne dabei äußerliche Einflüsse zu berücksichtigen bzw. wie es dort ausgedrückt wird, sich nicht von diesen Treiben zu lassen. Wie soll das gehen? Einsame Insel? Völlige Abkapselung?
Da steht nur persönliche Werte, nicht gemeinschaftliche Werte. Wie sollen aber gemeinschaftliche und persönliche Werte entstehen, wenn keine äußerliche Einflüsse irgendwie mit einbezogen werden.
Der Text ist womöglich nicht niet- und nagelfest. Aber worum es beim Minimalismus geht, dürfte wohl dennoch klar sein, oder? Man findet dazu unter dem fraglichen Begriff auch schnell einiges, was es vielleicht präziser fast.




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Stefanie
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Do 5. Okt 2023, 15:53

Das ist mir schon klar, was Minimalismus meint.
Mir sind aber diese Bewegungen bzw. Lebensweisen, die immer wieder neu entstehen oder vielleicht sind es auch bekannte Lebensweisen mit neuen Namen suspekt. Das ist so was eine "Klasse" oder in eine Schublade, in die man sich freiwillig steckt, oder etwa nicht?



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Jörn Budesheim
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Do 5. Okt 2023, 16:02

Für mich sind das Versuche, Antworten auf Aspekte der multiplen Krisen zu geben. Ich glaube schon, dass der überbordende Konsum und die Umweltprobleme (um nur ein Beispiel zu nennen) zusammenhängen. Und dann kommen die Leute vielleicht unabhängig voneinander auf die Idee, sich zu fragen, brauche ich das alles? Nee, eigentlich nicht, ich miste mal aus, andere Dinge sind mir vielleicht wichtiger. Und dann kommen diese Gedanken irgendwo zusammen, andere finden das auch gut und schon hat man eine "Bewegung". Für mich ist das erstmal nicht anrüchig.

So stelle ich mir das jedenfalls vor - kann natürlich auch ganz falsch sein.




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Quk
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Do 5. Okt 2023, 16:14

Aber Stefanie, Deine Lebensweise gibts doch auch erst seit wenigen Jahrzehnten. Muss die auch verdächtig gewesen sein, nur weil sie neu war?

Du bist auch in irgendeiner "Klasse", oder?




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Stefanie
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Do 5. Okt 2023, 20:45

Ich bin die Durchschnittsklasse.



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Stefanie
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Do 5. Okt 2023, 22:30

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 5. Okt 2023, 16:02
Für mich sind das Versuche, Antworten auf Aspekte der multiplen Krisen zu geben. Ich glaube schon, dass der überbordende Konsum und die Umweltprobleme (um nur ein Beispiel zu nennen) zusammenhängen. Und dann kommen die Leute vielleicht unabhängig voneinander auf die Idee, sich zu fragen, brauche ich das alles? Nee, eigentlich nicht, ich miste mal aus, andere Dinge sind mir vielleicht wichtiger. Und dann kommen diese Gedanken irgendwo zusammen, andere finden das auch gut und schon hat man eine "Bewegung". Für mich ist das erstmal nicht anrüchig.

So stelle ich mir das jedenfalls vor - kann natürlich auch ganz falsch sein.
Das was Du schreibst, ist nicht anrüchig. Ich habe eine kleine Wohnung, da paßt nicht viel rein, was unwichtig ist. Ichkann nicht alles behalten.
Ich habe was gegoogelt.
Was mich stört ist die Verknüpfung mit "die eigenen Werte finden" und sowas hier "Entschleunigung: Dies bezieht sich auf den bewussten Verzicht auf übermäßige Beschleunigung und Stress im Leben und das Streben nach einem langsameren, bedeutungsvolleren Lebensstil."
Das hat zum Teil was religiöse, pathetisches und mache kommen doch arg pädagogisch, psychologisch daher. Einige schreiben sogar, nur durch diese Methode ist es möglich, seinen persönlichen Werte zu entdecken. Hier bin ich dann raus.
Wenn sich viele Menschen dann zusammenschließen und gerade diese persönlichen Wertethemen und die Selbstfindung mit im Spiel sind, oder sogar vorherrschend sind, kann das ein geschlossenes System werden, in dem nur gleichgesinnte Platz haben.



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Quk
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Fr 6. Okt 2023, 10:42

Entschleunigung finde ich auch sehr angenehm.

Ommmmmmmmmmmmm...

Auch da kommt es natürlich auf den Kontext an. Ich will nicht die Feuerwehr entschleunigen, sondern das Shopping und das Ich-will-nix-verpassing.




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Jörn Budesheim
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Fr 6. Okt 2023, 10:47

Stefanie hat geschrieben :
Do 5. Okt 2023, 22:30
"die eigenen Werte finden"
Die Formulierung mag fragwürdig sein. Das würde ich aber nicht dem Trend zum Minimalismus zuschreiben, sondern einfach der ungeschickten Formulierung, die besser hätte sein müssen.




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Fr 6. Okt 2023, 13:01

Stefanie hat geschrieben :
Do 5. Okt 2023, 20:45
Ich bin die Durchschnittsklasse.
Jetzt.

Früher war das Oberklasse.




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Stefanie
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Fr 6. Okt 2023, 13:45

O.k. Meinerseits wohl den falschen bzw. missverständlichen Begriff gewählt.

Wenn ich die monetäre Einsortierung gemeint hätte, hätte ich Mittelschicht geschrieben. Wobei... wäre nicht ganz korrekt.

Aber mit "Klasse" und "Schublade" in dem vorherigen Kontext der Beiträge habe ich eigentlich verschiedene Lebensstile oder "Typen der Lebensgestaltung" gemeint, in die man sich selber einsortiert oder einsortiert wird.
Bei der Frage nach meiner Klasse war ich auf dieser Schiene.

Die Durchschnittsklasse oder die mittlere Schublade war gemeint.
Durchschnitt, im Verhalten keine extremen Ausschläge in welche Richtung auch immer, keinem bestimmten der derzeitigen explizit genannten Lebensstile oder Bewegungen zugehörig. Durchschnitt halt.



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Quk
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Fr 6. Okt 2023, 14:10

Hätte nicht gedacht, dass Du so konservativ bist bezüglich der Durchschnitts-Uniformität :-)

Kannst Du zwei erläuternde Beispiele einer Durchschnittsabweichung nennen; eins, das Du noch akzeptabel findest, und eins, das Dich richtig nervt?




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Stefanie
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Sa 7. Okt 2023, 00:56

Quk hat geschrieben :
Fr 6. Okt 2023, 14:10
Hätte nicht gedacht, dass Du so konservativ bist bezüglich der Durchschnitts-Uniformität :-)
(...)
Also den Satz habe ich jetzt mehrfach gelesen und zweifel an meinem Verstand. Ist das sowas wie eine doppelte Verneinung, nur umgekehrt, oder sowas?
Ich musste Uniformität nachlesen. Und was ist eine Durchschnitts-Uniformität?

Alles andere..Morgen.



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Burkart
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Sa 7. Okt 2023, 10:01

Tja, wer ist Durchschnitt - oder will es mal sein und mal nicht!? Ist Durchschnitt nun eigentlich eher gut oder nicht?

Und fühlen wir uns im Durchschnitt wirklich freier bzw. sind wir es wirklich? [zum Thread]
Ich bin mir da nicht so sicher:
Umweltprobleme, Putin & Co, Corona noch nicht lange her, Renten-Probleme/Arm-Reich-Schere, wachsende Zahl 'verbotener' Wörter, Bahnausfälle u.a. durch weniger Personal...
...aber schön, wenn sich einige Leute freier fühlen...

(Gedanken am Samstag Morgen...)



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Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

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Sa 7. Okt 2023, 10:14

Es gibt keine wachsende Zahl "verbotener" Wörter. Es gibt nur eine wachsende Zahl von Menschen, die das fehlgeleitete Gefühl haben, dass es verbotene Wörter gibt. Menschen, die nicht verstehen, warum man Wörter, die diskriminierend, rassistisch oder menschenverachtend sind, nicht benutzen sollte. Vielleicht verstehen sie es auch, aber es ist ihnen egal.

(In Sachsen-Anhalt gibt es zwar tatsächlich ein Verbot in Schulen, aber das ist kein Beleg für die These von Burkart.)




Burkart
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Sa 7. Okt 2023, 10:59

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 7. Okt 2023, 10:14
Es gibt keine wachsende Zahl "verbotener" Wörter. Es gibt nur eine wachsende Zahl von Menschen, die das fehlgeleitete Gefühl haben, dass es verbotene Wörter gibt. Menschen, die nicht verstehen, warum man Wörter, die diskriminierend, rassistisch oder menschenverachtend sind, nicht benutzen sollte. Vielleicht verstehen sie es auch, aber es ist ihnen egal.

(In Sachsen-Anhalt gibt es zwar tatsächlich ein Verbot, aber das ist kein Beleg für die These von Burkart.)
Interessant, dass du dir geraden diesen Punkt herausgepickt hast.
Aber dann möchte ich dich auch nicht enttäuschen und darauf erwidern.
Aus meiner Sicht hat sich die Toleranz-Schwelle erheblich geändert und die Aufreg-Schwelle ist erheblich gestiegen, verbunden mit einer "Meine Werte zählen"-Mentallität.
Als ob es nicht genug wichtigere (objektivere) Probleme gäbe...
(Also wenn das Freiheit ist...)



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Der Zusammenhang ist ganz einfach: Freiheit wird durch Diskriminierung, Rassismus und entwürdigendes Verhalten natürlich bedroht. Das gehört zu den ganz großen Problemen der Zeit.




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Jörn Budesheim hat geschrieben :
Sa 7. Okt 2023, 11:14
Der Zusammenhang ist ganz einfach: Freiheit wird durch Diskriminierung, Rassismus und entwürdigendes Verhalten natürlich bedroht. Das gehört zu den ganz großen Problemen der Zeit.
Und so hat jeder seine Prioritäten, was "große Probleme" sind - vielleicht haben diese ja Ursachen, die die eigentlichen Probleme sind...



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