Paradox?

Ethische Fragen und ihre rationale Begründbarkeit bewegen das philosophische Denken in einer Zeit, in der die Politik wieder über "Werte" debattiert und vertraute Grundlagen des politischen Handelns zur Disposition stehen.
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Jörn Budesheim
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Mi 4. Okt 2023, 19:03

In den letzten Jahrzehnten haben wir in Deutschland viele Freiheiten gewonnen. Ich nenne einige Beispiele. Bei all diesen Beispielen geht es nicht darum, dass wir schon den Idealzustand erreicht haben, sondern nur darum, dass gewisse Freiräume hinzugekommen sind.

1. Ehe für alle: Seit 2017 können gleichgeschlechtliche Paare legal heiraten, ein wichtiger Schritt in Richtung Gleichberechtigung.

2. Gleichstellung der Geschlechter: Trotz bestehender großer Herausforderungen wurden zahlreiche Maßnahmen zur Förderung der Geschlechtergleichstellung ergriffen.

3. Antidiskriminierungsgesetzgebung: Gesetze gegen Diskriminierung aufgrund des Geschlechts, der sexuellen Orientierung, der Religion, der ethnischen Herkunft und einer Behinderung erweitern den Handlungsspielraum dieser Gruppen.

4. Mindestlohn: Die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns im Jahr 2015 verbesserte die Arbeitsbedingungen und Löhne vieler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

5. Medizinethik: Diskussionen über Sterbehilfe, Organtransplantation und medizinische Ethik führten zu mehr individueller Entscheidungsfreiheit.

6. Datenschutz: Die Einführung der Datenschutz-Grundverordnung 2018 stärkte den Schutz der Privatsphäre und die Rechte der Bürgerinnen und Bürger im Umgang mit ihren persönlichen Daten. (Auch wenn natürlich vieles davon nervt und die Umsetzung teilweise zu wünschen lässt.)

7. Vielfalt und Toleranz: Die Akzeptanz von Lebensstilen, Kulturen und Religionen stieg (wenn natürlich auch nicht allen Teilen der Gesellschaft) und trug zu einer offeneren und toleranteren Gesellschaft bei.

8. Zugang zu Bildung: Verbesserungen im Bildungssystem und inklusivere Bildungseinrichtungen fördern die Chancengleichheit für Schülerinnen und Schüler.

9. Umweltschutz: Gesetze zum Schutz der Umwelt und zur Förderung erneuerbarer Energien entlasten ein klein wenig die Umwelt.

10. Rechte von Menschen mit Behinderungen: Gesetze und Programme schützen die Rechte von Menschen mit Behinderungen und fördern ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

Diese Aufzählung ist nicht abschließend, und es gibt sicher noch weitere Freiheitsgewinne, an die ich nicht gedacht habe. Natürlich gibt es auch unterschiedliche Meinungen darüber, ob einige Punkte tatsächlich Freiheitsgewinne darstellen oder überhaupt den Tatsachen entsprechen.

Dennoch glaube ich, dass wir heute in Deutschland alles in allem mehr Freiheiten haben als in der Vergangenheit. Trotzdem wird oft der Eindruck vermittelt, dass heute alles verboten ist. Wie kommt das eigentlich? Liegt es möglicherweise gerade an den Freiheitszugewinnen? Das wäre doch ein spannendes Paradox.




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Jörn Budesheim
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Mi 4. Okt 2023, 19:33

Ich will hier nicht die einzelnen Punkte diskutieren, auch wenn das natürlich verlockend ist, gerade wenn man mit einigen nicht einverstanden ist. Ich bin mir natürlich auch nicht bei allen sicher. Ich bin aber relativ sicher, dass das Gesamturteil, dass wir in Deutschland Freiheiten hinzugewonnen haben in den letzten Jahrzehnten stimmt.

Wer der Meinung ist, dass wir in Deutschland in den letzten Jahrzehnten Freiheitsgewinne zu verzeichnen haben, der möge mit mir darüber diskutieren, ob es dieses Paradoxon gibt und was es bedeutet.

Wer nicht glaubt, dass wir die entsprechenden Fortschritte haben, für den kann es natürlich auch das entsprechende Paradoxon nicht geben.




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Quk
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Mi 4. Okt 2023, 19:35

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 4. Okt 2023, 19:03
Trotzdem wird oft der Eindruck vermittelt, dass heute alles verboten ist. Wie kommt das eigentlich? Liegt es möglicherweise gerade an den Freiheitszugewinnen? Das wäre doch ein spannendes Paradox.
Diejenigen, die sich über "Verbote" beklagen, kommen ja meist aus einer egoistisch-freiheitlichen Gesinnung (FDP etc.), während die Freiheits-Beispiele auf Deiner Liste eher allgemein-freiheitliche Sachen sind, würde ich meinen. So sortiert finde ich das nicht mehr paradox.

Auf Deiner Liste fehlen die Freiheiten für die wenigen Reichen, die mit ihren Sportwägen mit 300 km/h aus dem Nichts durch die Gegend schießen. "Das lasse ich mir doch nicht verbieten!" Oder die überhaupt ständig extrem CO2-intensiv auf der Welt umherreisen. "Ich lasse mir doch nicht das Reisen verbieten!" Oder in das zerfallende Venedig noch mit einem Riesenkreuzfahrtschiff einfahren müssen. Und so weiter. Solche Freiheiten abzuschaffen, da tönen jene laut mit "Hilfe, überall Verbote!" Das sind in meinen Augen nicht nur Freiheiten einiger weniger, das sind außerdem solche Freiheiten, die die Freiheiten der Mehrheit einschränken, zum Beispiel die Einwohner von Venedig oder die Normalfahrer auf der Autobahn etc.




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Stefanie
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Mi 4. Okt 2023, 20:10

Die Punkte 3, 7, 8 und 10 müssen umgesetzt werden. Die Maßnahmen dazu kosten Geld, welches in der Regel vom Staat kommt. Der Staat nimmt das Geld aus den Steuereinnahmen. Jetzt betreffen diese Punkte aber nicht alle. Und diejenigen, die davon keinen individuellen Freiheitsgewinn haben, weil sie die Freiheiten schon hatten, empfinden es dann oftmals als Einschränkung, weil ihr hart erarbeitetes Geld dafür verwendet wird. Wieso sollen wir dafür zahlen, dass in einer Klasse weitere Mitarbeiter sind, die Kinder mit Behinderung unterstützen, oder eine weitere Kraft dafür eingesetzt wird, um Kindern mit Schwächen in einigen Fächern zu unterstützen. Wieso werden mit meinen Krankenkassenbeiträgen geschlechtsangleichende Behandlungen bezahlt, während ich für meine Zähne zuzahlen muss. Usw. Usw.
Es wird nicht erkannt, dass der Freiheitsgewinn für andere auch ein gemeinsamer Freiheitsgewinn ist.
Vor ein paar Monaten gab es einen Artikel in der lokalen Zeitung, wie viel Geld die Integrationsassistenten in Schulen die Stadt kosten und ein paar Absätze weiter, welche Leistungen die Stadt nicht mehr erbringen kann, dass irgendeine Gebühr erhöht wird die öffentlichen Spielplätze eigentlich saniert werden müssen. usw.
Das wird dann als Einschränkungen empfunden und nicht als Zugewinn von Freiheit.

Man kann das dann auch als egoistische freiheitliche Gesinnung bezeichnen.

Nur ist das ein Paradox?



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Jörn Budesheim
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Mi 4. Okt 2023, 20:19

Ja, ich finde es paradox. Die Gesellschaft wird freier und die Begleitmusik ist ein "alles wird verboten", "nichts darf mehr gesagt werden" und so weiter und so fort.




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Jörn Budesheim
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Mi 4. Okt 2023, 20:20

Stefanie hat geschrieben :
Mi 4. Okt 2023, 20:10
Es wird nicht erkannt, dass der Freiheitsgewinn für andere auch ein gemeinsamer Freiheitsgewinn ist.
Ja, das dürfte ein wichtiger Punkt sein.




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Stefanie
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Mi 4. Okt 2023, 20:31

Ich hänge gedanklich fest. Und zwar wenn ich diese Definition nehme:
Das Adjektiv spezifiziert im weiteren Sinne Sachverhalte oder Aussagen, die der geläufigen Meinung oder Erwartung entgegenstehen und alogisch, unsinnig oder widersprüchlich erscheinen.

https://www.spektrum.de/lexikon/philoso ... radox/1523

Die geläufige Meinung, wenn man die lauteste Meinung nimmt, ist die erwähnte Begleitmusik. Dann ist der Freiheitsgewinn das Paradox?
Ähm...liest sich unlogisch.



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Quk
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Mi 4. Okt 2023, 20:58

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Mi 4. Okt 2023, 20:19
Ja, ich finde es paradox. Die Gesellschaft wird freier und die Begleitmusik ist ein "alles wird verboten", "nichts darf mehr gesagt werden" und so weiter und so fort.
Diese Begleitmusik "alles wird verboten" etc. wird meiner Auffassung nach (siehe meinen ersten Kommentar) nur von einem Teil der Gesellschaft gespielt (von übermäßig egoistischen Personen). Ich sehe da nicht "die" Gesellschaft dafürstimmend und zugleich "dieselbe" Gesellschaft dagegenstimmend, sondern ich meine, es steht Teil A gegen Teil B. Und daher sehe ich keine Einheitsmasse, die vorauszusetzen wäre für ein Paradoxon. Ist es paradox, wenn Haie Salzwasser mögen während Karpfen Salzwasser hassen?




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Jörn Budesheim
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Mi 4. Okt 2023, 21:10

Ob die Verwendung des Wortes "paradox" logisch einwandfrei ist, ist jetzt nicht so sehr mein Thema :) mir geht es mehr um das Phänomen, das ich doch ziemlich erstaunlich finde.




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Quk
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Mi 4. Okt 2023, 21:24

Schon klar :-)

Aber was auch noch dazukommt: Dieses "Hilfe, Verbote!"-Geschrei ist ja hauptsächlich eine rein rhetorische Taktik. Die Grünen werden von ihren Gegnern als "Verbots"-Partei schlechtgeredet, als ob die Gegner selber mehr Sachen erlauben würden als die Grünen. Das ist in meinen Augen bloß Wahlkampf-Rhetorik. Jede Partei will viel verbieten. Es sind nur nicht dieselben Inhalte, würde ich sagen. Die CDU und die FDP verbieten zig Tausende Sachen. Wo bleibt da unsere Freiheit?




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Jörn Budesheim
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Mi 4. Okt 2023, 21:36

Ich könnte mir vorstellen, das ist natürlich eine freie Spekulation, dass es so etwas wie einem "gesetzlichen Zusammenhang" gibt zwischen den Freiheitsfortschritten und den Verbotstrommlern. Angst vor der Freiheit ist ohnehin ein weit verbreitetes Phänomen, ob es hierher als Erklärung passt, kann ich natürlich nicht sagen.




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Quk
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Mi 4. Okt 2023, 21:41

Das denke ich auch. "Angst vor der Freiheit" ist sicherlich ein Element dieser Menge.




MichaelK
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Do 5. Okt 2023, 05:19

Ich denke eher, das unsere Gesellschaft nicht genug bekommen kann. Wir befinden uns in mitten von "höher, schneller, besser....". Die Gesellschaft gibt sich schon lang nicht mehr mit kleinen Schritten die große Dinge bewirken können zufrieden. Es muss immer sofort das Maximale herausgeholt werden. Da können und werden sich natürlich auch immer wieder gesellschaftliche Fehler einschleichen.




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Jörn Budesheim
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Do 5. Okt 2023, 07:37

Neben den großen Fortschritten, natürlich nicht nur bei uns, die ich oben skizziert habe, gibt es aber auch viele Krisen in der Welt. Deshalb habe ich oft das Gefühl, in einer zerrissenen Zeit zu leben. Hier eine kleine Liste der Probleme, die sicher ebenso unvollständig ist, wie die Liste der Fortschritte:
  1. Kriege und Konflikte: Zahlreiche Konflikte und Kriege, darunter der Krieg in der Ukraine und andere regionale Konflikte, bedrohen die Stabilität und Sicherheit in vielen Regionen der Welt.
  2. Umweltkatastrophen und Klimawandel: Der Klimawandel führt zu verheerenden Naturkatastrophen wie Dürren, Überschwemmungen und Waldbränden, die Gemeinschaften und Ökosysteme bedrohen.
  3. Rassismus und Diskriminierung: Rassismus ist nach wie vor ein tief verwurzeltes Problem in vielen Gesellschaften und führt zu Ungerechtigkeit und sozialen Spannungen.
  4. Ungleiche Verteilung von Wohlstand: Die weltweit ungleiche Verteilung von Wohlstand und Ressourcen führt zu wirtschaftlicher Unsicherheit und sozialer Ungerechtigkeit.
  5. Flüchtlingskrise: Millionen von Menschen sind aufgrund von Konflikten, Verfolgung und Umweltkatastrophen auf der Flucht, was zu einer weltweiten Flüchtlingskrise führt.
  6. Gesundheitskrisen: Die COVID-19-Pandemie und andere Gesundheitskrisen haben Gesundheitssysteme und Volkswirtschaften weltweit belastet.
  7. Ernährungsunsicherheit: Viele Menschen leiden unter Nahrungsmittelknappheit und Unterernährung, insbesondere in Entwicklungsländern.
  8. Wasserknappheit: Der Mangel an sauberem Trinkwasser betrifft viele Regionen und gefährdet die Gesundheit und das Überleben der Menschen.
  9. Wirtschaftliche Instabilität: Wirtschaftliche Unsicherheit und Rezessionen beeinträchtigen die Lebensgrundlage vieler Menschen.
  10. Gesundheit und Bildung: Der Zugang zu qualitativ hochwertiger Gesundheitsversorgung und Bildung bleibt in vielen Teilen der Welt unzureichend.




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Jörn Budesheim
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Do 5. Okt 2023, 07:47

MichaelK hat geschrieben :
Do 5. Okt 2023, 05:19
Ich denke eher, das unsere Gesellschaft nicht genug bekommen kann. Wir befinden uns in mitten von "höher, schneller, besser....". Die Gesellschaft gibt sich schon lang nicht mehr mit kleinen Schritten die große Dinge bewirken können zufrieden. Es muss immer sofort das Maximale herausgeholt werden. Da können und werden sich natürlich auch immer wieder gesellschaftliche Fehler einschleichen.
Ich glaube, das stimmt. Das erkennen immer mehr Menschen. Deshalb gibt es seit einiger Zeit die sogenannte "Minimalismus-Bewegung". Man findet einiges, wenn man danach googelt. Es ist eine Bewegung, in der Menschen bewusst auf übermäßigen Konsum verzichten und stattdessen Nachhaltigkeit, Minimalismus und Sinnhaftigkeit in den Vordergrund stellen. Diese Bewegung wird immer populärer und findet in Deutschland und weltweit immer mehr Anhänger. Zahlen habe ich leider nicht gefunden, eine Mehrheit ist es sicher nicht :-) Das schließt auch an das Thema Glück an. Konsum allein kann nicht glücklich machen.
  • Weniger ist mehr: Dies ist ein zentraler Grundsatz des Minimalismus und drückt aus, dass weniger materieller Besitz und Konsum oft zu mehr Lebenszufriedenheit und -erfüllung führen kann.
  • Bewusster Konsum: Diese Idee betont die Wichtigkeit, sorgfältig darüber nachzudenken, welche Produkte und Dienstleistungen wirklich notwendig sind und wie und wo sie hergestellt werden.
  • Leben im Einklang mit Werten: Minimalisten versuchen, ihr Leben stärker im Einklang mit ihren persönlichen Werten und Zielen zu gestalten, anstatt sich von äußeren Einflüssen treiben zu lassen.
  • Nachhaltigkeit: Minimalisten setzen häufig auf nachhaltige und umweltfreundliche Lebensstile, um ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern.
  • Entschleunigung: Dies bezieht sich auf den bewussten Verzicht auf übermäßige Beschleunigung und Stress im Leben und das Streben nach einem langsameren, bedeutungsvolleren Lebensstil.




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Jörn Budesheim
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Do 5. Okt 2023, 07:54

Stefanie hat geschrieben :
Mi 4. Okt 2023, 20:31
Dann ist der Freiheitsgewinn das Paradox?
Paradox - weil die Freiheitsgewinne von vielen als "Verbotskultur" empfunden werden. Von vielen, die zwar laut trommeln, aber keine Mehrheit darstellen.




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Do 5. Okt 2023, 11:11

Jörn Budesheim hat geschrieben :
Do 5. Okt 2023, 07:47
Das erkennen immer mehr Menschen. Deshalb gibt es seit einiger Zeit die sogenannte "Minimalismus-Bewegung".
Ich bin einer von denen. Allerdings hat mich keine Bewegung dazu gebracht, sondern das Bedürfnis kam aus meinem eigenen Ur-Empfinden.

Es ist sooo schön befreiend ...

Ich habe sogar alle Bilder von den Wänden gehängt, damit meine Augen wieder Luft holen können.
(Die Digitalisierung hilft dabei auch enorm. Was früher tausend Schränke füllte, befindet sich jetzt in einem winzigen Gefäß.)




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Stefanie
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Do 5. Okt 2023, 11:50

Mir sind solche und andere Bewegungen immer schon etwas suspekt, manche gerade zu unheimlich.
Jetzt gibt diese Bewegung, dann kommt jene Bewegung, dann wieder eine andere usw. usw.

Leben im Einklang mit Werten: Minimalisten versuchen, ihr Leben stärker im Einklang mit ihren persönlichen Werten und Zielen zu gestalten, anstatt sich von äußeren Einflüssen treiben zu lassen.
Das ist gefährlich.
Was ist wenn diese Ziele und Werte gegen genau die Punkte sind, die Jörn im Eingangsbereich aufgezählt hat?
Nebenbei .. äußere Einflüsse bieten auch neue Perspektiven.



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Quk
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Do 5. Okt 2023, 12:08

Naja, bei mir ist mein Reduzierungswille nicht suspekt. Ich tendiere in diese Richtung seit ich denken kann. Jetzt in meinem Alter (60) wird das nur noch verstärkt, weil nun auch schon kleine Portionen mich satt machen.

Ich mochte noch nie Lasten tragen während ich gehe oder reise. Ich habe alles nötige in meinen Hosen- und Jackentaschen, und die sind eng geschnitten! Und wenn ich ins Ausland reiste (was ich seit über 20 Jahren nicht mehr getan habe), nahm ich nur ein Mini-Köfferchen mit. Mein Minimalismus auf solchen Wegen hat da durchaus einige Lacher ausgelöst. Ich bemitleide alle, die in einer Pyramide begraben sind, oder die eine Karawane brauchen für ihre vielen Koffer. Ich fahre lieber auf dem Meer in einer Nussschale.




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Stefanie
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Do 5. Okt 2023, 13:02

Es ging mir nicht um diesen Minimalismus. Der ist nur ein Beispiel für die vielen Lebensstile, die es gibt.

Dieser sagt aber zumindest nach dem hier zitierten folgendes als Inhalt:
Leben im Einklang mit Werten: Minimalisten versuchen, ihr Leben stärker im Einklang mit ihren persönlichen Werten und Zielen zu gestalten, anstatt sich von äußeren Einflüssen treiben zu lassen.

Wenn sowas gesagt wird, werde ich misstrauisch. Es kann doch sein, dass ein Rassist und Schwulenhasser ein begeisterter Umweltschützer ist. Oder umgekehrt, jemand ist tolerant, für Vielfalt aber liebt es im Porsche über die Autobahn zu rasen. Beide leben nach ihren persönlichen Werten und Zielen und die äußerlichen Einflüsse sind ihnen egal.



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