Haben Flüsse Rechte? Sind Flüsse Lebewesen?

Ethische Fragen und ihre rationale Begründbarkeit bewegen das philosophische Denken in einer Zeit, in der die Politik wieder über "Werte" debattiert und vertraute Grundlagen des politischen Handelns zur Disposition stehen.
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R2D2
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So 31. Aug 2025, 17:47

Burkart hat geschrieben :
So 31. Aug 2025, 16:28
Jörn P Budesheim hat geschrieben :
So 31. Aug 2025, 15:42
Dass Flüsse keine Lebewesen sind, ist keineswegs klar. Und in einigen Regionen der Welt haben sie nach meinem Wissen bereits Rechte.
Müssen wir wirklich über den Begriff "Lebewesen" diskutieren? ...
Es gibt dafür, dass die Lebensadern des Planeten selbst als Lebewesen gelten sollten, viele Argumente. Hier eine Auswahl von zehn Gründen.

1. Indigene Weltanschauungen:
Die Betrachtung von Flüssen als lebendige Entitäten ist in den Weltanschauungen indigener Völker tief verwurzelt, die Flüsse nicht als bloße Ressourcen, sondern als Geister, Ahnen und Subjekte mit eigenem Wert, Erinnerung und Identität begreifen.

2. Juristische Personifikation (Rechte der Natur):
Die moderne internationale Bewegung der „Rechte der Natur“ setzt sich dafür ein, Flüssen juristische Rechte zuzusprechen und sie als Rechtssubjekte oder juristische Personen anzuerkennen, um sie besser vor Ausbeutung und Zerstörung zu schützen. Dies wurde bereits in Ländern wie Ecuador, Neuseeland (Whanganui River) und kurzzeitig in Indien (Ganges und Yamuna) umgesetzt.

3. Intrinsischer Wert:
Flüsse werden als Subjekte mit einem Eigenwert oder intrinsischen Wert angesehen, die nicht nur aus instrumentellen oder ästhetischen Gründen zu schützen sind, sondern um ihrer selbst willen.

4. Systemische Lebendigkeit:
Aus ökologischer und systemischer Sicht weisen Flüsse Merkmale auf, die ihre Beschreibung als dynamische, sich selbst erhaltende Systeme rechtfertigen. Sie fungieren als integrale Knotenpunkte im biosphärischen Netz und sind ein integriertes Ganzes, das Wasser, Flussbett und Auen umfasst.

5. Stoffkreislauf als systemischer Stoffwechsel:
Flüsse zeigen analog zum Stoffwechsel von Lebewesen eine „Stoffspirale“, die Aufnahme, Transport und Transformation von Nährstoffen und Energie flussabwärts umfasst.

6. Dynamische Regeneration (vergleichbar mit Fortpflanzung):
Prozesse wie Erosion und Sedimentation im Flusssystem können als eine Form der dynamischen Regeneration verstanden werden, die mit Fortpflanzung vergleichbar ist, da durch sie neue Lebensräume geschaffen werden.

7. Reaktion auf Umweltreize:
Flüsse reagieren aktiv auf Umweltbedingungen wie Niederschlag (wodurch Hochwasser und Ausdehnung entstehen) und Gefälle (was die Strömung beeinflusst). Dies entspricht einer Reizbarkeit auf Systemebene.

8. Systemische Anpassung und Evolution:
Flusssysteme haben die Fähigkeit, sich über geologische Zeiträume durch Erosions- und Ablagerungsprozesse an veränderte Bedingungen anzupassen. Dies wird als systemische Entsprechung zur Evolution gesehen.

9. Enge Verbindung von Mensch und Fluss:
Das Schicksal der Menschen ist eng mit dem der Flüsse verknüpft. Der Verlust lebendiger Flüsse kann den Menschen ihre Heimat und Identität rauben. Robert Macfarlane betont, dass "Flüsse nicht nur durch Landstriche, sondern eben auch durch Menschen fließen".

10. Metaphorische und sprachliche Neudefinition der Lebendigkeit:
Robert Macfarlane schlägt vor, eine neue "Grammatik der Lebendigkeit" wiederzuentdecken, die Wasser nicht als Dienstleister, sondern als Verwandten begreift. Auch die englische Bezeichnung "waterbodies" (Gewässerkörper) deutet an, dass Gewässer einen Körper besitzen, was unser Verständnis von ihnen erweitern soll.



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Burkart
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So 31. Aug 2025, 22:48

R2D2 hat geschrieben :
So 31. Aug 2025, 17:47
Burkart hat geschrieben :
So 31. Aug 2025, 16:28
Jörn P Budesheim hat geschrieben :
So 31. Aug 2025, 15:42
Dass Flüsse keine Lebewesen sind, ist keineswegs klar. Und in einigen Regionen der Welt haben sie nach meinem Wissen bereits Rechte.
Müssen wir wirklich über den Begriff "Lebewesen" diskutieren? ...
Es gibt dafür, dass die Lebensadern des Planeten selbst als Lebewesen gelten sollten, viele Argumente. Hier eine Auswahl von zehn Gründen.
Wenn's Spaß macht... Ich hoffe, man ist sich wenigstens bewusst, wie bzw. inwiefern solche Argumente z.T. recht konstruiert sind in Bezug auf echtes Leben.



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Die Philosophie eines Menschen kann durch Andere fahrlässig missverstanden oder gezielt diskreditiert oder gar ganz ignoriert werden, u.a. um eine eigene Meinung durchsetzen zu wollen.

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Jörn P Budesheim
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Mo 1. Sep 2025, 09:08

Burkart hat geschrieben :
So 31. Aug 2025, 22:48
echtes Leben.
Aus dem Netz: Eine eindeutige, allgemein akzeptierte Definition des Lebens gibt es nicht. ... Alle Versuche, Leben zu definieren, bleiben lückenhaft und umstritten.




Burkart
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Mo 1. Sep 2025, 18:26

Jörn P Budesheim hat geschrieben :
Mo 1. Sep 2025, 09:08
Burkart hat geschrieben :
So 31. Aug 2025, 22:48
echtes Leben.
Aus dem Netz: Eine eindeutige, allgemein akzeptierte Definition des Lebens gibt es nicht. ... Alle Versuche, Leben zu definieren, bleiben lückenhaft und umstritten.
Die Copilot-KI schreibt mir dazu das Folgende.

"Was ist Leben? Eine faszinierende Frage mit vielen Antworten.
Es gibt keine einheitliche, allgemein akzeptierte Definition von Leben – und genau das macht die Frage so spannend. Je nach Perspektive (Biologie, Philosophie, Chemie, Astrobiologie) ergeben sich unterschiedliche Ansätze. Hier sind die wichtigsten Merkmale, die in den Naturwissenschaften typischerweise verwendet werden, um Leben zu definieren:
🔍 Naturwissenschaftliche Kriterien für Leben
• Stoffwechsel: Austausch von Energie und Materie mit der Umwelt
• Zellstruktur: Bestehen aus mindestens einer Zelle mit Membran
• Fortpflanzung: Fähigkeit zur Reproduktion
• Vererbung: Weitergabe genetischer Information
• Wachstum und Entwicklung: Veränderung über die Zeit
• Reizbarkeit: Reaktion auf Umweltveränderungen
• Selbstregulation: Aufrechterhaltung eines inneren Gleichgewichts (Homöostase)
Diese Merkmale gelten als Mindestanforderungen für ein lebendes System. Ein einfaches Beispiel: Eine Zelle erfüllt all diese Kriterien und gilt daher als die kleinste Einheit des Lebens.
🧠 Philosophische Perspektive
René Descartes formulierte: „Cogito, ergo sum“ – „Ich denke, also bin ich“. Für ihn war Bewusstsein der zentrale Punkt des Lebens. Doch diese Sichtweise schließt viele Lebensformen aus, die kein menschliches Bewusstsein besitzen.
🌌 Astrobiologische Sicht
Die NASA definierte Leben als ein chemisches System, das sich an seine Umwelt anpassen kann und über Mutation und Vererbung verfügt. Diese Definition ist besonders nützlich bei der Suche nach außerirdischem Leben."

Also naturwissenschaftlich gesehen fehlt mir z.B. die Fortpflanzung beim Fluss, auch die Zellstruktur.



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Jörn P Budesheim
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Di 2. Sep 2025, 09:15

Burkart hat geschrieben :
Mo 1. Sep 2025, 18:26
KI hat geschrieben : Es gibt keine einheitliche, allgemein akzeptierte Definition von Leben – und genau das macht die Frage so spannend. Je nach Perspektive (Biologie, Philosophie, Chemie, Astrobiologie) ergeben sich unterschiedliche Ansätze. Hier sind die wichtigsten Merkmale, die in den Naturwissenschaften typischerweise verwendet werden, um Leben zu definieren:
In der KI-Antwort heißt es zwar: „Je nach Perspektive (Biologie, Philosophie, Chemie, Astrobiologie) ergeben sich unterschiedliche Ansätze.“ Doch es folgt dann im Grunde (wenn man von dem mageren Descartes Satz absieht, der weder wirklich ausgeführt wird, noch überhaupt passt) nur eine einzige Sicht, nämlich die naturwissenschaftliche. Die philosophische Perspektive bleibt also weitgehend ausgeblendet. Auch die Auswahl der Perspektiven, die die KI erwähnt (Biologie, Philosophie, Chemie, Astrobiologie) wirkt etwas mager. Aber gerade darum, eine Erweiterung der Perspektiven, geht es in dem Faden: Robert Macfarlane präsentiert uns eben noch viele andere Sichtweisen – etwa, was andere Kulturen über Flüsse denken, wie sie sie erleben, wie sie mit ihnen leben. Das ist eine ganz andere Form von Empirie, stelle ich mir vor: der Blick aus der Teilnehmer-Perspektive – und nicht aus der naturwissenschaftlichen Dritte-Person-Perspektive.

(Man bedenke: Aus der Teilnehmer-Perspektive wissen wir sehr gut, was Leben ist; die Naturwissenschaften hingegen, wie dieser KI-Beitrag bestätigt, haben weder eine Definition des Lebens noch können sie es letztgültig erklären – es bleibt eines der großen Rätsel. Das spricht nicht unbedingt dafür, die Teilnehmer-Perspektive systematisch auszuklammern.)

Zur Teilnehmer-Perspektive: Ich selbst kann mich nicht wirklich entsinnen, wann ich das letzte Mal in einen Fluss gestiegen bin – es muss Jahrzehnte her sein. Und es war sicher ein künstlich eingehegter Fluss: begradigt, von Mauern eingefasst, durch Wehre und Staudämme gestaut. Seine Auen waren trockengelegt, sein Lauf in Kanäle gezwungen, bis kaum noch etwas von seiner ursprünglichen Lebendigkeit blieb. Kaum mehr ein Fluss, vielmehr: Wasserstraße, Energielieferant, Abwasserkanal. Klar, dass man dann nicht unmittelbar geneigt ist, an ein Lebewesen zu denken.

Bild
Bild: gemini
  • "Um Bäume, Flüsse oder Berge nicht mehr nur als »natürliche Ressourcen« anzusehen, wäre es eine Möglichkeit, sie als Mitlebewesen zu klassifizieren – als Verwandte. Mir geht es darum, das Universum zu subjektivieren, denn wir haben ja gesehen, wohin uns die Objektivierung geführt hat. Zu subjektivieren heißt, das Andere nicht mehr zu vereinnahmen, zu kolonisieren, auszubeuten. Und sich auf eine große Erweiterung des Denkens und Vorstellens einzulassen." —Ursula K. Le Guin (2017) [zitiert nach Consul]
In den 1980er Jahren waren viele Flüsse in Deutschland tot. Seitdem hat sich die Wasserqualität vieler Flüsse dank intensiver Sanierungsmaßnahmen und Gewässerschutz zwar grundsätzlich verbessert. Allerdings sind nur wenige Gewässer „ökologisch gesund“ und es sind weiterhin Maßnahmen nötig, um ihre Qualität zu verbessern. Nur etwa acht Prozent der deutschen Oberflächengewässer sind nach meinen Recherchen in einem „sehr guten“ oder „guten“ ökologischen Zustand. Das macht uns nicht unbedingt zu Experten in Fragen der korrekten Ontologie von Flüssen, meine ich.

Zum Glück geht es aber manchmal aber auch "in die andere Richtung": Auch die Dringlichkeit überzeugt, mit der Macfarlane dystopische Szenarien beschreibt, in denen Wasser nicht mehr fließen darf – oder die utopischen Momente, die entstehen, wenn es dann doch wieder fließt. Der Dammabriss am Elwha River im Bundesstaat Washington, USA, ist dafür das eindrucksvollste Beispiel. Innerhalb weniger Jahre kehrte dort das Leben zurück: Lachse, Bären, Menschen. Aus dem Artikel des Startbeitrags.




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Di 2. Sep 2025, 22:18

Jörn P Budesheim hat geschrieben :
Di 2. Sep 2025, 09:15
Doch es folgt dann im Grunde (wenn man von dem mageren Descartes Satz absieht, der weder wirklich ausgeführt wird, noch überhaupt passt) nur eine einzige Sicht, nämlich die naturwissenschaftliche. Die philosophische Perspektive bleibt also weitgehend ausgeblendet.
Leben ist eben Natur, die naturwissenschaftliche Sichtweise also sehr vernünftig und naheliegend.
Flüsse sind eben nur Gebilde aus Landschaft und Wasser o.ä. sozusagen, haben keinen eigenen Willen, keine Fortpflanzung usw.
Dann sind (oder werden in Zukunft) Roboter als Agierende mit bedingt eigenem Willen eher Lebewesen als Landschafts-Wasser-Gebilde ;)

Ich weiß ja, dass ihr mit Schutz von Flüssen Umweltschutz betreiben wollt, das ist ja auch lobenswert. Aber muss man deshalb sie gleich als Lebewesen bezeichnen? Für mich ist das erheblich übertrieben, warum nicht als "Raum für Lebewesen" o.ä.?



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Mi 3. Sep 2025, 02:15

Jörn P Budesheim hat geschrieben :
Mo 1. Sep 2025, 09:08
Burkart hat geschrieben :
So 31. Aug 2025, 22:48
echtes Leben.
Aus dem Netz: Eine eindeutige, allgemein akzeptierte Definition des Lebens gibt es nicht. ... Alle Versuche, Leben zu definieren, bleiben lückenhaft und umstritten.
Mag sein, doch eines wissen wir mit Sicherheit: dass Flüsse keine Lebewesen sind.
"Abgesehen von einigen Grenzfällen von Lebewesen wie Viren, die über keinen eigenen, eigenständigen Stoffwechsel- und Fortpflanzungsmechanismus verfügen, und einem neulich entdeckten Archaeon (* ohne Stoffwechsel-, aber mit Fortpflanzungsmechanismus, wissen die Biologen doch ziemlich genau, welche Wesen zu den Lebewesen gehören und welche nicht. (* Die Archaeen bilden als zellkernlose Einzeller ein Reich von Lebewesen.)"

Consul: viewtopic.php?p=93228#p93228



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Jörn P Budesheim
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Mi 3. Sep 2025, 07:35

Consul hat geschrieben :
Mi 3. Sep 2025, 02:15
Mag sein, doch eines wissen wir mit Sicherheit: dass Flüsse keine Lebewesen sind.
Wir? Eine Menge Menschen, die mit Sicherheit mehr von Flüssen wissen als du und ich, sehen es anders.




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Mi 3. Sep 2025, 07:39

Burkart hat geschrieben :
Di 2. Sep 2025, 22:18
Leben ist eben Natur, die naturwissenschaftliche Sichtweise also sehr vernünftig und naheliegend.
Die heutigen Naturwissenschaften untersuchen keineswegs im Kern die Natur im ursprünglichen Sinn des Wortes.
Burkart hat geschrieben :
Di 2. Sep 2025, 22:18
haben keinen eigenen Willen, keine Fortpflanzung usw.
Lebewesen ohne eigenen Willen gibt es vermutlich viele, zum Beispiel Bakterien, Pilze und Wimpertierchen – sie reagieren zwar auf Reize, haben jedoch vermutlich keine bewusste Entscheidungsfähigkeit. Wer weiß das schon? Und Lebewesen, die sich nicht fortpflanzen können, gibt es ebenfalls, wie Maulesel und andere Hybridwesen, die meist steril sind.




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Jörn P Budesheim
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Mi 3. Sep 2025, 13:25

Btw: Mit etwas Wohlwollen und einer systemischen Betrachtungsweise erfüllen Flüsse erstaunlich viele der gängigen Kriterien für Leben:
  • Stoffwechsel: Austausch von Energie und Materie mit der Umwelt
    Flüsse weisen eine "Stoffspirale" auf: Sie nehmen Nährstoffe und Energie auf, transportieren und transformieren sie flussabwärts. Als System stehen sie in einem ständigen, geregelten Austausch mit ihrer Umgebung – ein Prozess, der an den Energie- und Stoffwechsel von Lebewesen erinnert.
  • Zellstruktur: Bestehen aus mindestens einer Zelle mit Membran
    Zwar besitzen Flüsse keine biologischen Zellen, doch lassen sie sich als "vernetztes System" begreifen. Wasser, Flussbett und Auen bilden ein integriertes Ganzes – eine Art „Organismus ohne Zellen“.
  • Fortpflanzung: Fähigkeit zur Reproduktion
    Durch Erosion und Sedimentation schaffen Flüsse fortwährend neue Strukturen und Lebensräume. Diese "dynamische Regeneration" wirkt wie eine Form der Reproduktion im weiteren Sinn.
  • Wachstum und Entwicklung: Veränderung über die Zeit
    Flüsse passen sich über geologische Zeiträume hinweg an. Erosion, Umlagerung, Mäanderbildung – all das zeigt eine "systemische Anpassung", die durchaus als Entwicklung verstanden werden kann.
  • Reizbarkeit: Reaktion auf Umweltveränderungen
    Flüsse reagieren auf äußere Reize wie Niederschlag oder Gefälle. Hochwasser, veränderte Strömungen oder neue Flussläufe sind Ausdruck dieser Sensibilität.
  • Selbstregulation: Aufrechterhaltung eines inneren Gleichgewichts (Homöostase)
    Als dynamische, sich selbst erhaltende Systeme verfügen Flüsse über Mechanismen der Stabilisierung. Sie organisieren sich selbst und bewahren dabei ihr Gleichgewicht – ein Prinzip, das an Homöostase erinnert.
Angesichts dieser Parallelen ist die Frage, ob sie leben oder nicht, vielleicht weniger eindeutig, als es auf den ersten Blick scheint.




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R2D2
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Mi 3. Sep 2025, 13:32

Frage an R2D2 (NotebookLM): Welche Bedeutung hat die Wechselwirkung der Flüsse mit ihrer lebendigen Umwelt?

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Die Wechselwirkung des Flusses mit dem Leben in ihm und um ihn herum ist absolut entscheidend und wird in den Quellen* stark hervorgehoben, wenn man Flüsse als "Lebewesen" im weiteren, systemischen Sinne betrachtet. Mehrere Quellen unterstreichen, dass die Reduzierung eines Flusses auf eine bloße "Wasserleitung" oder "Ressource" seine wesentlichen, selbstregulierenden Funktionen ignoriert und seine systemische Integrität als Ganzes missachtet.

Hier sind die zentralen Punkte, die die große Bedeutung Wechselwirkung betonen:
  • Der Fluss als dynamisches Ökosystem: Flüsse werden als "Lebensadern unseres Planeten" und "Rückgrat des Artenschutzes" bezeichnet. Sie beherbergen eine immense Artenvielfalt, vergleichbar mit tropischen Regenwäldern. Das Ökosystem Fluss umfasst weit mehr als nur das Wasser; es ist ein integriertes Ganzes, das das Flussbett, die Uferbereiche, die angrenzenden Flussauen und den Mündungsbereich einschließt. Diese Komponenten stehen in einem engen, dynamischen Austausch, und durch Erosion und Sedimentation entstehen ständig neue Lebensräume. Menschliche Verbauung und Kanalisierung stören diese natürliche Dynamik, die für viele Arten lebensnotwendig ist, was zum Verlust von Arten und natürlichen Hochwasserschutzfunktionen führt.
  • Die Stoffspirale als systemischer Stoffwechsel: Obwohl Flüsse keinen Stoffwechsel im biologischen Sinne haben, weisen sie eine "Stoffspirale" auf. Dies beschreibt die Aufnahme, den Transport und die Transformation von Nährstoffen und Energie flussabwärts, wobei der Ort der Entstehung und des Verbrauchs von Nährstoffen räumlich getrennt ist. Primärproduktion (z.B. durch Blätter von Uferbäumen) im Oberlauf und interne Produktion (z.B. durch Algen) im Unterlauf sind Beispiele für diesen offenen, systemischen Metabolismus, der eng mit der umgebenden Landschaft verbunden ist und die Fließgewässer als dynamische, metabolisch aktive Systeme ausweist.
  • Verbindung von Mensch und Fluss: Robert Macfarlane betont in seinem Buch "Sind Flüsse Lebewesen?", wie eng das Schicksal der Menschen mit dem der Flüsse verknüpft ist. Er beschreibt, wie der Verlust lebendiger Flüsse den Menschen ihrer Heimat und Identität beraubt. Die Idee, Wasser "neu zu denken", ist zentral, da Wasser die Grundlage des Lebens ist und wir selbst zu großen Teilen aus Wasser bestehen. Der Aktivist Yuvan Aves aus Chennai verdeutlicht, dass man, um einen Fluss als lebendig zu erkennen, zunächst das Verständnis der eigenen Verbundenheit mit ihm erweitern muss, da ein Fluss nicht isoliert existiert.
  • Indigene Weltanschauungen: In vielen indigenen Kosmovisionen wird die Trennung zwischen Mensch und Natur aufgehoben; der Mensch wird als untrennbarer Teil eines größeren, lebendigen Netzwerks gesehen. Die Maori in Neuseeland betrachten den Whanganui River als Ahnen und Familienmitglied ("Ich bin der Fluss und der Fluss ist ich"). Auch die Kukama-Indigenen im Amazonasgebiet Perus sehen den Marañón-Fluss als "lebendiges Wesen, das einen Geist und eine Seele hat" und als "Herz des Lebens". Diese tief verwurzelten Überzeugungen bilden den kulturellen Nährboden für die Forderungen nach Rechten für die Natur.
  • Rechte der Natur-Bewegung: Die Bewegung für die Rechte der Natur, die Macfarlane populär macht, setzt sich dafür ein, Flüsse nicht als bloße Ressourcen, sondern als eigenständige Lebewesen mit eigenen Rechten anzuerkennen. Dies beinhaltet das Recht des Flusses, frei von Verschmutzung zu fließen und sich zu erholen. Dieser Ansatz zielt darauf ab, die Kategorie des "Lebens" zu erweitern und zu vertiefen, anstatt Flüsse nur anthropomorph zu personifizieren. Es geht darum, eine Ethik und Politik zu entwickeln, die die Kontinuität des Lebens zwischen Ökosystemen und zwischen uns und den Flüssen anerkennt.
Diese Aspekte zeigen deutlich, dass eine isolierte Betrachtung des Flusses seinen komplexen Charakter verkennt. Stattdessen ist die tiefe und dynamische Wechselwirkung mit der gesamten belebten und unbelebten Umwelt, einschließlich des Menschen, fundamental für ein umfassendes Verständnis seiner "Lebendigkeit" im systemischen Sinne.

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* Der Text basiert auf über dreißig Quellen zum Thema Flüsse als Lebewesen bzw. zu dem Buch von Macfarlane.



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Consul
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Mi 3. Sep 2025, 21:38

Jörn P Budesheim hat geschrieben :
Mi 3. Sep 2025, 13:25
Btw: Mit etwas Wohlwollen und einer systemischen Betrachtungsweise erfüllen Flüsse erstaunlich viele der gängigen Kriterien für Leben:

Angesichts dieser Parallelen ist die Frage, ob sie leben oder nicht, vielleicht weniger eindeutig, als es auf den ersten Blick scheint.
Es gibt keine stichhaltigen Analogien zwischen biologischen Organismen und Flüssen, die es rechtfertigen, Letztere zu den Lebewesen zu zählen. Kein normaler Biologe tut dies; und in keinem aktuellen biologischen Lehrbuch werden Flüsse taxonomisch den Lebewesen zugeordnet. Es steht in der biologischen Fachwelt zweifelsfrei fest, dass Flüsse selbst keine Lebewesen sind, sondern höchstens Lebewesen enthalten.
In deiner Liste werden biologische Begriffe in Bezug auf Flüsse entweder metaphorisch gebraucht oder derart verwässert, dass sie nichts spezifisch Biologisches mehr an sich haben.



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Jörn P Budesheim
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Do 4. Sep 2025, 08:15

Consul hat geschrieben :
Mi 3. Sep 2025, 21:38
Kein normaler Biologe tut dies ...
Das mag sein, jedoch wird nach meinem bisherigen Verständnis die alleinige Autorität der Biologie in dieser Frage ja gerade angezweifelt und es werden zusätzliche Perspektiven herangezogen/eingefordert. Es wird geltend gemacht, dass es Grenzen der rein biologischen Definition gibt – eine solche liegt bisher ohnehin nicht vor. Es wird argumentiert, dass eine alleinige naturwissenschaftliche Betrachtung zu kurz greift. Stattdessen soll das Verständnis von „Leben“ um ökologische, kulturelle, ethische, juristische und andere Dimensionen erweitert werden. Zumindest nach meinem bisherigen Verständnis.




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Do 4. Sep 2025, 23:59

Jörn P Budesheim hat geschrieben :
Do 4. Sep 2025, 08:15
Das mag sein, jedoch wird nach meinem bisherigen Verständnis die alleinige Autorität der Biologie in dieser Frage ja gerade angezweifelt und es werden zusätzliche Perspektiven herangezogen/eingefordert. Es wird geltend gemacht, dass es Grenzen der rein biologischen Definition gibt – eine solche liegt bisher ohnehin nicht vor. Es wird argumentiert, dass eine alleinige naturwissenschaftliche Betrachtung zu kurz greift. Stattdessen soll das Verständnis von „Leben“ um ökologische, kulturelle, ethische, juristische und andere Dimensionen erweitert werden. Zumindest nach meinem bisherigen Verständnis.
Das ist alles schön und gut; aber für die Grundfrage, welche Wesen Lebewesen sind und welche nicht, sind allein die Biologie und die Philosophie der Biologie zuständig.
Der biologische Lebensbegriff weist zwar eine gewisse Vagheit auf, sodass es einige wenige Grenzfälle wie Viren und ein außergewöhnliches Archäon gibt; aber in allen anderen Fällen herrscht unter den Biologen hinreichende Klarheit und Einigkeit über den Umfang der Welt der Lebewesen.
Eines steht, wie gesagt, zweifelsfrei fest: Flüsse gehören zu keinem der sieben Reiche von Lebewesen:
1. Bakterien
2. Archäen
3. Protozoen
4. Chromisten
5. Pilze
6. Pflanzen
7. Tiere



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Fr 5. Sep 2025, 09:24

Eine zeitgemäße ökologische Ethik & Politik sollte keinen animistischen Aberglauben verteidigen!



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Do 11. Sep 2025, 13:13

Consul hat geschrieben :
Fr 5. Sep 2025, 09:24
Eine zeitgemäße ökologische Ethik & Politik sollte keinen animistischen Aberglauben verteidigen!
Meines Erachtens ließe sich insbesondere die Vorstellung als Aberglaube bezeichnen, dass sich das Leben auf Physik reduzieren lasse. Warum? Wir können zum einen das Leben biologisch weder endgültig definieren noch vollständig verstehen, und sein Ursprung ist uns unbekannt. Gleichzeitig sind viele Grundphänomene der Physik selbst noch nicht verstanden, und vieles andere bleibt ebenfalls ungeklärt. Und dennoch beharrt man darauf, das eine ließe sich auf das andere reduzieren. Warum sollte man das keinen Aberglauben nennen, bitteschön?




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Jörn P Budesheim
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Do 11. Sep 2025, 14:36

Wir leben im „Anthropozän“, sagt man. Der Biologe E. O. Wilson hat einen anderen Vorschlag. Er nennt unsere Zeit das „Eremozin“. Ja, richtig, klingt etwas nach Eremit; es leitet sich vom griechischen Wort ἐρημία (erēmía) für Einsamkeit ab.

Was bedeutet das? Er meint nicht, dass wir uns – wie ein Eremit – zurückgezogen haben; er will sagen, dass wir die anderen Stimmen der Natur zunehmend zum Schweigen gebracht haben: Spezies verschwinden, Lebensräume zerfallen, das vielstimmige Orchester der Natur wird stumm. Die Klangfarben verblassen.

Die Umweltkrise ist nicht nur ein Problem der Ressourcenknappheit oder der Verschmutzung. Sie ist ein Problem des Herzens. Sie ist ein menschliches Problem: die Selbst-Isolation des Menschen in einer Welt, die er zu seiner eigenen gemacht hat. Wer sich von „unbelebter Materie“ umgeben glaubt, wer die Erde als leblos begreift, findet keinen Resonanzraum mehr. Mit wem soll er denn in Beziehung treten?

Das Eremozin beschreibt die Situation einer Spezies, die sich selbst zur einzigen relevanten Stimme des Planeten erklärt hat – und nun in der Stille, die sie selbst geschaffen hat, allein ist.




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Fr 12. Sep 2025, 01:29

Jörn P Budesheim hat geschrieben :
Do 11. Sep 2025, 13:13
Consul hat geschrieben :
Fr 5. Sep 2025, 09:24
Eine zeitgemäße ökologische Ethik & Politik sollte keinen animistischen Aberglauben verteidigen!
Meines Erachtens ließe sich insbesondere die Vorstellung als Aberglaube bezeichnen, dass sich das Leben auf Physik reduzieren lasse. Warum? Wir können zum einen das Leben biologisch weder endgültig definieren noch vollständig verstehen, und sein Ursprung ist uns unbekannt. Gleichzeitig sind viele Grundphänomene der Physik selbst noch nicht verstanden, und vieles andere bleibt ebenfalls ungeklärt. Und dennoch beharrt man darauf, das eine ließe sich auf das andere reduzieren. Warum sollte man das keinen Aberglauben nennen, bitteschön?
Soweit ich weiß, herrscht unter den zeitgenössischen Biologen ein breiter Konsens, dass biotische Systeme (Organismen) nichts weiter sind als besondere physikochemische Systeme (zumindest hinsichtlich ihrer rein biologischen Natur).

Die Annahme, dass der Abiogenese (der evolutionären Entstehung von Leben/Lebewesen aus Nichtleben/Nichtlebewesen) eine rein physikochemische "Metamorphose" zugrunde liegt, ist alles andere als ein unwissenschaftlicher Aberglaube! Im Gegenteil, es ist heutzutage die einzige wissenschaftlich glaubhafte Annahme!



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Fr 12. Sep 2025, 19:24

Damit hast du mein Argument allerdings weiträumig umfahren.

Nach meinem Wissen sind das Folgende Tatsachen: Der Ursprung des Lebens ist unbekannt, es gibt keine allgemein anerkannte Definition von Leben, und obwohl die biochemischen Grundlagen gut erforscht sind, ist das Phänomen Leben bis heute nicht endgültig verstanden.

Und nicht nur das Leben ist bisher nicht verstanden, sondern auch das Erleben, also Bewusstsein.

Auch in der Quantenphysik existiert bislang keine allgemein akzeptierte, abschließende Theorie.

Das heißt: Sowohl in der Biologie als auch in der Physik klaffen weiterhin erhebliche Wissenslücken. Vor diesem Hintergrund ist die Behauptung, die Biologie lasse sich vollständig auf die Physik reduzieren, durch den Forschungsstand schlicht nicht gedeckt.

Der Reduktionismus ist ein uneingelöstes "Versprechen". Es gehört meines Erachtens zum wissenschaftlichen Ethos, sich in solchen Fällen nach anderen Erklärungsansätzen umzuschauen – und nach meinem Kenntnisstand ist es genau das, was wir derzeit beobachten.




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So 14. Sep 2025, 01:46

Jörn P Budesheim hat geschrieben :
Fr 12. Sep 2025, 19:24
…Der Reduktionismus ist ein uneingelöstes "Versprechen". Es gehört meines Erachtens zum wissenschaftlichen Ethos, sich in solchen Fällen nach anderen Erklärungsansätzen umzuschauen – und nach meinem Kenntnisstand ist es genau das, was wir derzeit beobachten.
Von welchen "anderen Erklärungsansätzen" sprichst du? Wie lässt sich die evolutionäre Abiogenese (Lebensentstehung) nichtchemisch erklären? Wie lässt sich die evolutionäre Apsychogenese (Bewusstseinsentstehung) nichtneurologisch erklären?



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