Dass Bewusstsein "entsteht", ist bereits umstritten, wie du weißt. Gerade weil sich Phänomene wie Leben und Bewusstsein bislang hartnäckig einer vollständigen Erklärung entziehen, ist es sinnvoll, nach anderen Erklärungsansätzen Ausschau zu halten. Das heißt nicht, gleich eine neue endgültige Lösung vorlegen zu müssen, sondern zunächst Vorschläge zu prüfen – etwa den Panpsychismus in seinen verschiedenen Spielarten. Natürlich haben auch diese Theorien ihre Probleme, aber das allein heißt nicht, dass sich ihre Erforschung nicht lohnen könnte. Chalmers hat einmal angemerkt, dass beim harten Problem des Bewusstseins auch „verrückte“ Ideen relevant sein könnten, zu denen er etwa auch den Eliminativismus Dennetts zählt. Um hier weiterzukommen, braucht es meines Erachtens also vor allem eine Haltung der Offenheit.
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Im folgenden zwei Videos, als Beispiele, die ich hier im Forum schon mal gepostet habe.
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Gibt es einen zweiten, bisher nicht bekannten Zeit-Pfeil?
Im Video wird, so wie ich es verstanden habe, die Hypothese eines bislang unbekannten Naturgesetzes diskutiert, das die Entstehung und Entwicklung von "Systemen" beschreibt – von Mineralien über Leben bis hin zu Technologien. Robert Hazen (und sein Team) argumentieren, zumindest nach meinem Verständnis, dass die bestehenden Naturgesetze allein nicht ausreichen, um die zunehmende Ordnung und Komplexität in der Natur zu erklären, die sich in diesem Systemen zeigt. Er schlägt daher ein neues Gesetz vor: das Gesetz der zunehmenden funktionalen Information. Dieses beschreibt eine zweite Zeitrichtung neben der Entropiezunahme und betont die Bedeutung der Selektion für Funktion in unterschiedlichen Systemen. Ordnung und Komplexität werden – wenn ich ihn richtig verstanden habe – hier nicht absolut verstanden, sondern kontextabhängig, immer im Hinblick auf den jeweiligen Zweck oder die Funktion eines Systems.
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Wir wissen nicht, was Leben ist, damit beginnt Lee Cronin und wiederholt es eindringlich. Für Cronin ist letztlich die Fähigkeit eines Systems, sich selbst zu kopieren und dadurch fortzubestehen, der Kern des Lebens. Damit wird nicht auf eine bestimmte Chemie gesetzt, sondern auf eine allgemeine Struktur, die auf anderen Planeten anders realisiert sein könnte, wenn ich richtig sehe.
https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_M._Hazen