Die Erlebnis-Maschine, ein Argument gegen den Hedonismus?
Das Argument wurde ersonnen von Robert Nozick (1974), in "Anarchie, Staat, Utopia". Ein ähnliches Szenario wie das Gedankenexperiment von Nozick kennt man auch aus dem Science-Fiction-Kino, etwa in dem Film “Total Recall” mit Arnold Schwarzenegger. Dort macht dort der Held aber nur einen kurzen Ausflug in diese Simulation, während man in diesem Szenario [im Grunde] das ganze Leben in der Maschine verbringt. Wie soll man sich den Gedanken ausmalen: Dazu stellt man sich einen Supercomputer vor, dessen Software es ermöglicht, uns jedes gewünschte Erlebnis zu vermitteln. Zusammen mit einem Super-Neuropsychologen wird das Gehirn so gereizt, dass man glaubt und das Gefühl hat, man sei ein großer Erfinder, Verführer oder was auch immer einem vorschwebt.In Wahrheit schwimmt man jedoch die ganze Zeit in einem Becken mehr Nährflüssigkeit oder dergleichen und Elektroden sind ans Gehirn angeschlossen.
Man kann sich [sogleich] lebenslänglich an die Maschine anschließen lassen. Oder auch nur für gewisse Zeitspannen, sagen wir ein oder zwei Jahre. Dann wird man kurz "geweckt" und kann aus einem Katalog die besten Erlebnisse für die nächste Zeitspanne auswählen. [Und dann kehrt man zurück in die Maschine.]
Die Simulation wollen wir uns perfekt vorstellen. Während wir dies oder das erleben, wissen wir natürlich nicht, dass alles bloße Simulation ist. Man hat absolut das Gefühl, alles sei wirklich wirklich. Wir stellen uns auch vor, es sei möglich, dass alle Menschen an diese Maschinen angeschlossen werden können, so dass sich keine Probleme der Fairness ergeben und es braucht also niemand “unangeschlossen” zu bleiben, um für andere da zu sein. (Wir stellen uns eine “ideale” Situation vor und vernachlässigen Probleme wie die Frage, wer die Maschine bedient etc.)
Würdet ihr euch anschließen lassen? Was könnte denn für jeden von uns von Belang sein außer den “inneren” Erlebnissen?
Mehr dazu: Proseminar Einführung in den Konsequentialismus, Jörg Schroth
[Einiges wurde zur Klarstellung in Klamern hinzugefügt, da es im Thread zu Missverständnissen kam]
Man kann sich [sogleich] lebenslänglich an die Maschine anschließen lassen. Oder auch nur für gewisse Zeitspannen, sagen wir ein oder zwei Jahre. Dann wird man kurz "geweckt" und kann aus einem Katalog die besten Erlebnisse für die nächste Zeitspanne auswählen. [Und dann kehrt man zurück in die Maschine.]
Die Simulation wollen wir uns perfekt vorstellen. Während wir dies oder das erleben, wissen wir natürlich nicht, dass alles bloße Simulation ist. Man hat absolut das Gefühl, alles sei wirklich wirklich. Wir stellen uns auch vor, es sei möglich, dass alle Menschen an diese Maschinen angeschlossen werden können, so dass sich keine Probleme der Fairness ergeben und es braucht also niemand “unangeschlossen” zu bleiben, um für andere da zu sein. (Wir stellen uns eine “ideale” Situation vor und vernachlässigen Probleme wie die Frage, wer die Maschine bedient etc.)
Würdet ihr euch anschließen lassen? Was könnte denn für jeden von uns von Belang sein außer den “inneren” Erlebnissen?
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- Jörn Budesheim
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Ich würde mich sicherlich anschliessen lassen. Ich träume sehr gerne und da ich mir den Traum ja auswählen kann, perfekt auf meine Bedürfnisse abgestimmt, ja. Why not?
Ich hätte einzig die Bedenken: Was ist mit meine Liebsten, kommen die auch vor und was ist mit meine Körper. Wer trägt Sorge zu ihm, hält ihn fit etc.
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- Jörn Budesheim
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Wenn ich das Gedankenexperiment richtig verstanden habe, weiß der oder diejenige doch nicht, dass alles eine Simulation ist. Für den oder diejenige ist dann doch kein Traum.
Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter.
Goethe
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- Jörn Budesheim
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Bevor du dich entscheidest, weißt du es natürlich schon. Danach ist es anders. Ja, es fühlt sich dann nicht wie ein Traum an. Aber es ist einer. Man verwandelt sich in eine träumende Leiche, einen Untoten mit inneren Simulationen.
Um diese Tageszeit neige ich schon fast eher zu einem Ja als zu einem NeinJörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 25. Okt 2017, 21:11Willst du dich in einen Traum verwandeln, statt ein echtes Leben zu führen?
Das Experiment zielt ja darauf ab zu überlegen, ob es wünschenswert wäre, ein reales Leben gegen ein neurobiologisch induziertes einzutauschen. Wenn die Antwort hierauf ‚Ja‘ lautet, muss das nicht heissen, dass man die Welt, die Sinnlichkeit, die wirkliche Realität für eintauschbar hält, weil sie ohnehin ein Konstrukt des Hirns sei. Das glaube ich gerade nicht. Ich glaube sehr wohl, dass eine solche computerbasierte Realität Defizite, aber eben auch Vorteile hat.
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Wow! So plastisch-drastisch habe ich mir das jetzt auch nicht vorgestellt. Wenn ich malen könnte, würde ich das versuchen künstlerisch umzusetzen.Jörn Budesheim hat geschrieben : ↑Mi 25. Okt 2017, 21:22Bevor du dich entscheidest, weißt du es natürlich schon. Danach ist es anders. Ja, es fühlt sich dann nicht wie ein Traum an. Aber es ist einer. Man verwandelt sich in eine träumende Leiche, einen Untoten mit inneren Simulationen.
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Alethos, jetzt mal im Ernst. Du würdest doch nicht wirklich deine Frau und deine Kinder verlassen, um dich an so eine Maschine anschließen zu lassen, oder? Ich schätze, das würde niemand oder fast niemand tun.
Und das zeigt, dass Lust nicht der einzige intrinsische Wert ist.
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- Jörn Budesheim
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Jeder könnte sich anschließen. Und selbst wenn die Partner sich selbst auch anschließen, würde das nichts daran ändern, dass man sie verlassen würde. Man kann doch nicht ernsthaft sagen, dass man weiterhin eine Familie wäre, wenn die gesamte Familie an diese Maschine angeschlossen wäre, oder?
Nein, kann man nicht. Ich vermute, man muss aber auch nicht davon ausgehen, dass man für immer weg bleibt, sondern man kann es auch als Ferien buchen verstehen. So jedenfalls habe ich es verstanden. Es gibt immer wieder ein zurück.
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Nein nein, der Witz ist dass man im Grunde immer angeschlossen bleibt: Man kann sich [von vornherein] lebenslänglich an die Maschine anschließen lassen. Oder auch nur für gewisse Zeitspannen, sagen wir ein oder zwei Jahre. Dann wird man kurz "geweckt" und kann aus einem Katalog die besten Erlebnisse für die nächste Zeitspanne auswählen. [Und so weiter]
Achso, nein. Das möchte ich definitiv nicht. Ich würde meine Kinder nur in der Illusion umarmen, während sie von meiner Umarmung gar nichts hätten. Das wäre kein dauerhaft wünschbarer Zustand.
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So ist es. Und mir scheint das ein ziemlich schlagendes Argument gegen den Hedonismus zu sein.
- Jörn Budesheim
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Wer nein zu der Maschine sagt, was wohl selbstverständlich ist, der sagt damit implizit, dass Lust nicht der einzige Wert im Leben ist, die Verantwortung für die Familie wiegt zum Beispiel sicher schwerer.