ein Schierlingbecher für Heidegger

Ethische Fragen und ihre rationale Begründbarkeit bewegen das philosophische Denken in einer Zeit, in der die Politik wieder über "Werte" debattiert und vertraute Grundlagen des politischen Handelns zur Disposition stehen.
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iselilja
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Mo 1. Jan 2018, 11:07

Auch wenn es heute zum guten Ton gehört, alles was heideggerianisch anmutet zu verachten oder doch zumindest in Vorträgen gelegentlich zu verhöhnen, wird mit distanziertem Blick dem einen oder anderen auffallen, dass so mancher Witz nicht wirklich ein Schmunzlen sondern eher ein Runzeln der Stirn bewirkt. Der Grund mag sein, dass die Auffassung, dass ALLES was Heidegger jemals gesagt oder geschrieben hat, im Kontext seiner Lebensweise oder politischen Fragwürdigkeit zu sehen und interpretieren sei. Wir stellen ihm sinngemäß einen Becher gefleckten Schierlings auf's Grab als unser Zeichen der Verachtung.

Doch so ganz ohne seine Begriffe, auch wenn immer wieder betont wird, wie leer sie doch im Grunde seien, kommen selbst seine schärfsten Kritiker in der modernen akademischen Welt nicht zurecht. Irgend etwas wahres scheint er also - fast wie Sokrates - hinterlassen zu haben.




Tosa Inu
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Mo 1. Jan 2018, 11:25

Die Frage ist ja allgemein, inwieweit man Werk und Leben trennen kann, darf oder muss.



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

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iselilja
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Mo 1. Jan 2018, 11:34

Tosa Inu hat geschrieben :
Mo 1. Jan 2018, 11:25
Die Frage ist ja allgemein, inwieweit man Werk und Leben trennen kann, darf oder muss.
Ja, auf jeden Fall. Mir kommt der Fall Heidegger nur deshalb so seltsam vor, weil doch gerade Philosophen der Name Sokrates etwas sagen müsste. Schon Aristoteles sah sich dem ausgesetzt, und verließ Athen mit der Begründung, er wolle nicht, dass sich das Volk ein zweites mal an der Philosophie vergeht.

Mir fehlt hier bei vielen Kritikern (wobei es sich bei den meisten wohl nur um MitDemStromSchwimmern handelt) einfach die Philie zur Sophia.




Tosa Inu
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Mo 1. Jan 2018, 12:49

Naja, da ich mich durchaus öfter mal wundere, wundere ich mich nicht mehr darüber. ;)



„Die Tiere machen einen ja nachdenklich. Wir gehen doch noch außerdem zum Friseur u. begaunern die Kundschaft, sonst alles ebenso. Sich lausen u. wichsen, – Kinder, Kinder! Das nennt sich Schöpfung!“ (Gottfried Benn, im Brief, nach Zoobesuch der Affen)

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