Darf man Tiere essen?

Ethische Fragen und ihre rationale Begründbarkeit bewegen das philosophische Denken in einer Zeit, in der die Politik wieder über "Werte" debattiert und vertraute Grundlagen des politischen Handelns zur Disposition stehen.
Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23278
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

So 5. Aug 2018, 13:43

Ein ähnliches (tautologisches) Erlebnis hatte ich Mal mit einer meiner Enkelinnen. Ich versuche sie ab und zu mit philosophischen Fragen zu locken. Ich fragte sie Mal, was der Unterschied zwischen x und y sei (um welche Begriffe es wirklich ging, hab ich leider, leider vergessen). Sie meinte nur, dass das jetzt einfach ist: x ist x und y ist y. :-)




Benutzeravatar
Alethos
Beiträge: 4212
Registriert: Do 17. Aug 2017, 15:35
Wohnort: Schweiz

So 5. Aug 2018, 13:49

Tommy hat geschrieben :
So 5. Aug 2018, 11:49
Alethos hat geschrieben :
So 5. Aug 2018, 10:08
Wenn du Antispeziesisten fragst, ist es eben keine relative moralische Norm, dass man Tiere nicht töten soll. Es ist unverhandelbar.

Die Frage ist, auf welchen Gründen basiert so eine Ansicht und, falls sie wahr ist, wodurch wird sie wahr?
Dieses Spielchen kann man natürlich weitertreiben und damit Tür und Tor öffnen für jede Schweinerei die man sich vorstellen kann.
Wieso sollen die Menschenrechte gelten? Du hast ein Recht auf Leben? Wer sagt das, und wieso?
Lass uns doch mal darüber "verhandeln" ob Du leben darfst.

Gewisse Dinge sind deshalb nicht verhandelbar, Alethos, weil wir wissen was passiert wenn wir sie als verhandelbar ansehen.
Lass Dich von dem ethischen Relativisten nicht verwirren.
Ich plane eigentlich genau das Gegenteil, als mich von Relativisten verwirren zu lassen, nämlich mit euch den unwiderlegbaren Beweis zu erarbeiten, dass es moralische Richtigkeit gibt. :)

Wir werden uns bloss nicht dadurch abhalten lassen dürfen, dass es Kontradiktionen gibt, also einander widersprechende Wertvorstellungen. Denn vielleicht gibt es einen Unterschied zwischen einem objektstufigen Wert (z.B. einem persönlichen Fürrichtighalten im Konkreten) und einer übergeordneten Theorie des Richtigseins im Sinne einer Wissenschaft des Guten, die die Bedingungen des Gutseins untersucht. Ich spekuliere.

Wir sollten dieses 'Unterfangen' jedenfalls nicht schon wegen des skeptizistischen Einwands als idealistisch abtun, dass sich nie mit Gewissheit etwas über etwas sagen lasse und es demnach unversucht lassen. Wenn es denn stimmt, was wir hier in der Mehrheit fürwahr halten, dass Werte wahr sind (weil sie sich z.B., wie du sagst, bewährt haben) dann gilt dies ja nicht nur für die Rassismusdebatte so 'en passant', sondern für alle Lebensbereiche gleichermassen: auch und gerade für Tierrechte.



-------------------------------
Alle lächeln in derselben Sprache.

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23278
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

So 5. Aug 2018, 13:49

Nebenbei: Das Lebewesen empfindsam sind und dass es sich selbst ein Wert ist - das sind ganz bestimmt nicht zwei Fakten, die nichts miteinander zu tun haben :-)




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23278
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

So 5. Aug 2018, 13:50

2. Diese Zweiteilung beisst sich mit Deiner Prämisse, dass alles Leben einen Wert (aus sich selber) hat.
Eigentlich nicht. Nur wenn ich sagen würde, dass alles Leben den selben Wert hat, ergäbe sich das.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23278
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

So 5. Aug 2018, 13:54

Tommy hat geschrieben : Tu mal so als wüste ich nicht was Du meinst.
Ich empfehle aber gerade das Gegenteil. Wir können das nicht aus dem Jenseits oder dem Nichts heraus begründen. Wir können es nur sofern wir selbst Teil dieses Reichs des Lebens und Wertes sind. Dahinter können wir nicht zurück. Wir müssen das von innen heraus begreifen, meine ich.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23278
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

So 5. Aug 2018, 14:19

Fundstück
Friederike Schmitz, in Tierethik hat geschrieben : Die Philosophin Cora Diamond (*1937) schrieb schon 1978 einen Aufsatz, in dem sie sich gegen zentrale Argumente und Thesen von Singer und Regan wandte. Obwohl sie selbst Vegetarierin war, hat sie die Herangehensweise von Singer und Regan regelrecht empört. Der Aufsatz trägt den Titel „Fleisch essen und Menschen essen“ und eine Kernidee lautet folgendermaßen: Das Argument von Singer und Regan besagt, vereinfacht gesprochen: Wir dürfen keine Tiere töten und essen, weil wir keine Menschen töten und essen dürfen. Bei diesem Argument werden also moralische Regeln, die im Hinblick auf Menschen allgemein akzeptiert werden, auf Tiere ausgeweitet. Dabei würden aber wichtige Aspekte unseres Verhältnisses zu anderen Menschen völlig übergangen, so Diamond. Denn es stimme zwar, dass wir keine Menschen essen. Aber der Grund dafür liege doch nicht allein darin, dass wir ihnen Rechte zusprechen oder ihre Interessen berücksichtigen. Wenn das der Grund wäre, dürften wir kein Problem damit haben, z.B. Menschen zu essen, die bei Unfällen zu Tode gekommen seien – denn das würde ja niemandes Rechte oder Interessen verletzen, da die Leichen gar nicht mehr empfindungsfähig sind. Stattdessen gehört es zu dem, was es für uns heißt, ein Mensch zu sein, dazu, dass Menschen keine Nahrung sind, meint Diamond. Genauso gehört dazu, dass wir Menschen Namen geben oder sie beerdigen. Diese kulturelle Bedeutung des Menschseins würde von Singer und Regan in ihrem Ausweitungsmodell der Moral schlicht übergangen und deshalb sei ihr Argument nicht überzeugend. Im System dieser kulturellen Bedeutungen würden für Menschen eben andere Regeln als für Tiere gelten. Unser Verständnis von Tieren schlösse nicht aus, dass wir ihre Körper als Nahrung ansehen – entsprechend könnte der Vegetarier, den Singers oder Regans Argumente überzeugen, problemlos Tiere essen, die bei Unfällen gestorben sind. Aus Diamonds Sicht zeigt das, dass die Parallele zwischen Menschen und Tieren, die Singer und Regan behaupten, nicht besteht. Diamond schließt daraus allerdings nicht, dass wir Tiere ethisch nicht berücksichtigen sollten. Es geht ihr vielmehr um die Kritik an einer bestimmten Art von ethischer Argumentation, die ihr abstrakt, gleichsam blutleer erscheint in Anbetracht dessen, was unser ethisches Leben aus ihrer Sicht eigentlich ausmacht. Entscheidend für ethische Überlegungen sind für Diamond nicht allein die Fähigkeiten des Verstandes zur rationalen Argumentation, sondern daneben insbesondere Fähigkeiten der Vorstellungskraft, der Wahrnehmung und der Sensibilität.




Benutzeravatar
Alethos
Beiträge: 4212
Registriert: Do 17. Aug 2017, 15:35
Wohnort: Schweiz

So 5. Aug 2018, 14:32

Tommy hat geschrieben :
So 5. Aug 2018, 13:55
Alethos hat geschrieben :
So 5. Aug 2018, 13:26
Jörn Budesheim hat geschrieben :
So 5. Aug 2018, 11:38
Ich meine, wie ich hier schon oft gesagt habe, dass Leben an sich selbst einen inneren Wert hat. Jedes Leben ist sich selbst ein Wert, da es diesem Leben als verkörperter Spontaneität um sich selbst geht.
Diese Sichtweise lässt sich sehr gut nachvollziehen. Meine Tochter sagte neulich, dass jeder Mensch etwas wert sei. Und als ich fragte, warum denn das so sei, sagte sie: 'Jeder Mensch ist etwas wert, weil er eben etwas wert ist.' :)
Ich hätte dir anders geantwortet. Jedes Leben ist etwas wert, weil jedes Leben etwas Einzigartiges ist.Es zu vernichten bedeutet etwas unwiederbringlich zu zerstören. Und das gilt umso mehr, je komplexer die Lebewesen werden.
Im Handelsrecht spricht man gelegentlich von Gattungsware (ersetzbar durch ein anderes Gut derselben Gattung) und Speziesware (durch nichts zu ersetzen) ausser durch sich selbst.

Mir gefällt an deiner Individualitätsthese, dass das Lebendige durch sich selbst, also durch seiner Einzigartigkeit Wert hat. Das würde eine Werte-Abstufung denkbar werden lassen zwischen einer Eintagsfliege und einem menschlichen Kind. Oder zwischen einem pflanzlichen Keim und einer Robbe. Denn offensichtlich hat nicht alles denselben Wert.

Aber ich bin mir nicht sicher, ob wir auf dem Weg über das Seiende allein zu Werten kommen, denn es ist doch jedes Ding dieses Ding, weil es gekennzeichnet ist durch sein soziales Verortetsein. Durch die seine Existenz individuierenden Kontexte ist es doch überhaupt dieses oder ein anderes Ding, damit etwas mehr oder weniger potenziell Wertfähiges? Ich meine damit, dass die Existenz von Einzelheit (als absoluter Individuation) eine Illusion ist, weshalb sich doch auch die Suche nach Werten vielmehr auf das Netzwerk des Miteinanders der Dinge erstrecken müsste. Da ist auch eines der Gründe, warum die Frage so komplex ist, weil es reale Komplexität betrifft.
Zuletzt geändert von Alethos am So 5. Aug 2018, 14:39, insgesamt 1-mal geändert.



-------------------------------
Alle lächeln in derselben Sprache.

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23278
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

So 5. Aug 2018, 14:37

Friederike Schmitz, in Tierethik hat geschrieben : Cora Diamonds kulturelle Bedeutungen sind von der herrschenden Praxis geprägt, in der Menschen eben mehr zählen als Tiere. Kritiker∗innen wie der Philosoph Jeff McMahan (*1954) fragen: Wieso sollte eine ethische Reflexion schon voraussetzen, dass Tiere Nahrung sind und Menschen nicht? Müsste sie nicht im Gegenteil untersuchen, ob diese kulturellen Bedeutungen auch angemessen sind? Diamond gesteht zu, dass eine kritische Auseinandersetzung wichtig ist. Allerdings müsste diese aus ihrer Sicht von den gegebenen Bedeutungen ausgehen und dann unsere Vorstellungs- und Wahrnehmungsfähigkeit erweitern, so wie sie das mit dem Begriff des „Mitgeschöpfs“ vormacht. Aber wer sagt eigentlich, in welche Richtung die Erweiterung laufen soll und was daraus folgt? Schließlich könnten wir auch alle Tiere als „Ungeziefer“ wahrnehmen. Und wir können auch unsere Mitgeschöpfe essen, oder nicht? Eine Kritikerin von Diamonds Ansatz würde daher sagen: Um diese Deutungen auszuschließen, brauchen wir letztlich doch wieder eine Theorie, die uns sagt, wie wir mit Tieren umgehen sollten und warum.




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23278
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

So 5. Aug 2018, 16:14

Nagel würde durchaus passen. Ich hatte aber eher eine Formulierung John McDowells im Kopf. Die Frage, um die es hier geht, kann man nicht von "jenseits des Spielfeldes" her begreifen. Mit "innen" ist nicht unsere "Innerlichkeit" gemeint, sondern das gesamte Spielfeld - wenn man so will unsere Lebenspraxis. Und ich würde die anderen Tiere da mitnehmen wollen - zumindest in gewissen Hinsichten sind sie schließlich Unseresgleichen.




Benutzeravatar
proximus
Beiträge: 299
Registriert: Do 31. Mai 2018, 09:23

So 5. Aug 2018, 16:57

ich denke moslems dürfen kein schweinefleisch essen.



""Wahrheit" ist immer nur theoretisch." proximus

Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23278
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

So 5. Aug 2018, 17:27

Tommy hat geschrieben :
Sa 4. Aug 2018, 13:27

Ich verstehe da immer nicht, wo eigentlich das Problem liegt.
Der Autor ist übrigens genau seit einem Jahr Veganer. Seine zentrale Erfahrung in dieser Zeit: "Die eigentliche Provokation eines Veganers liegt gar nicht in dem, was er sagt, sondern die in dem, was er ist. Jeder gesunde und muntere Veganer ist der lebende Beweis dafür, dass man Tiere nicht töten oder quälen muss, um zu leben und zwar gut zu leben. Er widerlegt damit die von der herrschenden Kultur mehr gemurmelte als ausgesprochener Antwort auf die Frage nach dem Warum: Warum tun wir das, warum dürfen wir das? Nein, man braucht es nicht zum leben, nein man kann das Töten und Benutzen von Tieren nicht begründen, wenn der Mensch auch ohne gut leben kann..."




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23278
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

So 5. Aug 2018, 17:29

Interessant ist dieser Punkt, den der Autor leider nicht mit Quellen belegt: "Zunächst aßen wenige Menschen überhaupt Fleisch und viele fast keins, dann aßen wenige Menschen viel Fleisch und viele wenig, bis nach dem Zweiten Weltkrieg viele Menschen viel Fleisch zu essen begannen - und dann immer mehr."




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23278
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

So 5. Aug 2018, 18:04

Zoopolis (aus: Tierethik Friederike Schmitz)

"Der wohl bekannteste und einflussreichste Beitrag zur politischen Theorie des Mensch-Tier-Verhältnisses stammt von dem kanadischen Ehepaar Sue Donaldson (*1962) und Will Kymlicka (*1962).

Sie haben 2011 ein Buch veröffentlicht, das 2013 auch auf Deutsch erschien: Zoopolis. Eine politische Theorie der Tierrechte. Dabei vertreten sie ebenfalls die These, dass manche Tiere als Mitglieder unserer politischen Gemeinschaft anerkannt werden sollten. Sie gehen dabei aber besonders weit: Ihrer Meinung nach sollen domestizierte Tiere als Staatsbürger anerkannt werden. Daneben haben sie auch für den Umgang mit Tieren, die nicht mit uns Menschen zusammenleben, sehr originelle Ideen. Donaldson und Kymlicka stimmen der Tierrechtsposition zu und fordern für alle empfindungsfähigen Tiere unverletzliche Grundrechte: Wir dürfen sie nicht ohne Not töten, verletzen oder ihre Freiheit einschränken.

Donaldson und Kymlicka meinen aber, dass mit diesen negativen Vorschriften unsere Pflichten gegenüber vielen Tieren noch nicht erschöpft sind. Wir hätten auch positive Pflichten, die mit unseren Beziehungen zu Tieren zu tun hätten. Diese Idee teilen die beiden also mit der Beziehungsethik. Allerdings arbeiten sie die Idee mithilfe von politischen Konzepten aus.

Dazu teilen sie alle empfindungsfähigen Tiere in drei Gruppen ein.

Die erste Gruppe sind die domestizierten Tiere, also die „Heimtiere“ und die „Nutztiere“. Wir hätten ihre Vorfahren, häufig unter Zwang und mit Gewalt, in den Dienst unserer Nutzungsinteressen gezwungen und so abhängig von uns gemacht. Es wäre aber komisch zu sagen, wie der Abolitionismus I das tut, dass diese Tiere nun aussterben sollten. Stattdessen sollten wir sie, so Donaldson und Kymlicka, zu Vollmitgliedern unserer Gemeinschaft machen. Das bedeutet für sie, die Tiere als Mitbürger anzuerkennen. Sie sollten eine Form der Staatsbürgerschaft erhalten. Dazu gehöre nicht nur, dass ihre Grundrechte auf Leben, Unversehrtheit usw. gewahrt blieben, sondern auch, dass sie von bestimmten Gemeinschaftsleistungen wie der Gesundheitsversorgung oder dem Rentensystem profitieren dürften. Ihre Anliegen müssten bei gemeinschaftlichen Entscheidungen voll mit einbezogen werden. Außerdem sollten wir sie auch als Akteure anerkennen, die die Gesellschaft aktiv mitgestalten.

Die zweite Gruppe bilden die Wildtiere, die unabhängig von Menschen leben. Hier schlagen Donaldson und Kymlicka eine Übertragung der politischen Idee der Souveränität vor: Wildtiere lebten in eigenständigen Gemeinschaften, die ihr Schicksal unabhängig von uns meistern könnten und wollten. Wir müssten Tieren daher nicht in Notlagen helfen, sofern diese nicht durch uns verursacht würden; gleichzeitig dürften wir uns so wenig wie möglich in ihre Angelegenheiten einmischen oder ihr Territorium in Besitz nehmen.

Die dritte Kategorie sind die so genannten Grenzgänger-Tiere oder Schwellenbereichstiere, die in menschlichen Siedlungen ihre ökologischen Nischen gefunden haben. Dazu gehören z.B. Ratten, Mäuse, Tauben und Spatzen. Sie sollten Donaldson und Kymlicka zufolge zwar wie alle empfindungsfähigen Tiere in ihren Grundrechten respektiert werden. Wir dürften aber durchaus Mittel ergreifen, um sie aus unseren Wohn- und Lebensbereichen fernzuhalten. Sobald sie sich allerdings schon längerfristig irgendwo angesiedelt hätten, gewännen sie eine Art von „Einwohnerstatus“, dürften also nicht einfach vertrieben werden.

Donaldsons und Kymlickas Modell beschreibt natürlich eine Utopie. Sie gehen selbst nicht davon aus, dass ihre Theorie bald praktisch umgesetzt werden kann. Sie denken aber, dass es für die Tierrechtsbewegung wichtig ist, auch solche Entwürfe und konkreten Ideen zu diskutieren, anstatt nur negativ gegen das Bestehende vorzugehen."

(aus: Tierethik Friederike Schmitz)




Benutzeravatar
Jörn Budesheim
Beiträge: 23278
Registriert: Mi 19. Jul 2017, 09:24
Wohnort: Kassel
Kontaktdaten:

So 12. Aug 2018, 09:23

Vegane Produkte. Kurzfristiger Trend? Oder langfristiger Wachstumsmarkt?

https://albert-schweitzer-stiftung.de/a ... e-produkte




Benutzeravatar
Schimmermatt
Beiträge: 182
Registriert: Mo 2. Okt 2017, 10:34
Wohnort: Ruhrpottrand
Kontaktdaten:

Mo 17. Sep 2018, 19:39

Darf man Tiere essen?

Ich finde, man darf nicht. Es besteht eine prima facie-Pflicht, empfindungsfähigen Wesen eher Wohl statt Wehe zuzufügen, oder wenigstens, dies ausgewogen zu halten. Das verträgt sich nicht damit, die selbstsüchtige Lust nach dem Geschmack über das offenkundig durch Selbsterhaltungstrieb und Verhalten erkennbare Lebenwollen des jeweiligen Wesens zu stellen. Auch die Argumente, es sei notwendig, Tiere zu essen, um sich gesund zu erhalten, stechen nicht. Selbst wenn es nötig wäre, Tabletten zu schlucken, wäre dies ein vertretbarer Aufwand, um den gesamten Prozess der Fleischproduktion, ein Manifest der Qual und Grausamkeit, und: es stammen 98% des Fleisches, das auf unseren Tellern landet, aus Massenproduktion, abzuschaffen. Das ist es aber nicht mal.

Wer verantwortlich für sein Handeln sein möchte, kann auf seinem Teller damit anfangen. Tiere können sich äußern und sie tun es eigentlich sehr deutlich. Wer sehen will, wie grausam die Praxis ist, kann es sehen. Die Konsequenz liegt bei jedem selber.



"Manche Leute werden heutzutage langsam wahnsinnig. Ich schnell." C. Schlingensief

Benutzeravatar
Schimmermatt
Beiträge: 182
Registriert: Mo 2. Okt 2017, 10:34
Wohnort: Ruhrpottrand
Kontaktdaten:

Mo 17. Sep 2018, 20:56

whataboutism. Weil ich nicht immer überall ethisch sein kann, brauch ichs auch hier nicht sein. Komm schon!



"Manche Leute werden heutzutage langsam wahnsinnig. Ich schnell." C. Schlingensief

Benutzeravatar
Schimmermatt
Beiträge: 182
Registriert: Mo 2. Okt 2017, 10:34
Wohnort: Ruhrpottrand
Kontaktdaten:

Mo 17. Sep 2018, 21:08

Naturalistischer Fehlschluss: Weil die meisten Menschen gern Fleisch essen, ist Fleisch essen richtig.



"Manche Leute werden heutzutage langsam wahnsinnig. Ich schnell." C. Schlingensief

Benutzeravatar
Schimmermatt
Beiträge: 182
Registriert: Mo 2. Okt 2017, 10:34
Wohnort: Ruhrpottrand
Kontaktdaten:

Mo 17. Sep 2018, 21:20

Du beschreibst das allgemeine Verhalten von Menschen und schließt daraus eine ethische Bedeutung. Menschen fresst Schei.. , tausende von Fliegen können nicht irren. Was hat denn die Tendenz von Millionen, eventuell sogar die Präferenz des gesamten Menschengeschlechts,, damit zu tun?...ob man sich persönlich zum Vegetarismus entschließt, was alles war, wozu ich aus rein ethischen Gründen, nicht aus irgendwelchen Erwägungen dass es ja tausende Menschen gibt, die dieser oder jener Strömung folgen, sehr vorsichtig, aufrief. Viel krasser kann man keinen Kategorienfehler begehen, als wenn man die allgemeine Lust nach Genuss zum Einwand gegen Argumente für Vegetarismus erheben will. Es ist aber immerhin ehrlich, überhaupt mit Genuss zu argumentieren.



"Manche Leute werden heutzutage langsam wahnsinnig. Ich schnell." C. Schlingensief

Benutzeravatar
Schimmermatt
Beiträge: 182
Registriert: Mo 2. Okt 2017, 10:34
Wohnort: Ruhrpottrand
Kontaktdaten:

Mo 17. Sep 2018, 21:35

Deine Meinung sei Dir unbenommen. Nur noch kurz das Beispiel von Richard David Precht, den Du dann an meiner Statt aufgrund seiner angeblichen Gesinnungsverdrehung ad personam attackieren kannst:

Es landen Aliens auf der Erde, die uns technologisch riesig überlegen sind, sie sind auch vom Intellekt eine Million Jahre voraus und nehmen unsere "Sprache" bloß als dumpfes, unverständlich genuscheltes Grunzen wahr, da es ihrer Kommunikation extrem unterlegen ist. Sie nisten sich ein, wie es ihre nomadische Natur ist und beginnen die Erde zu plündern, wobei sie eine besonders unangenehme Tendenz haben, die Menschen bevorzugt und mit sichtlicher Freude zu verspeisen. Als einer der Aliens gewahr wird, dass ihr Essen zwar eine primitive, aber durchaus empfindungsfähige Bewusstseinsstufe erlangt hat, schauen sie sich kurz an, knuffen sich dann kurz in die Seite und raunen sich in ultraintelligentem Supersprech zu: "Aber sie schmecken so gut! Sagen doch alle!"



"Manche Leute werden heutzutage langsam wahnsinnig. Ich schnell." C. Schlingensief

Benutzeravatar
Schimmermatt
Beiträge: 182
Registriert: Mo 2. Okt 2017, 10:34
Wohnort: Ruhrpottrand
Kontaktdaten:

Mo 17. Sep 2018, 21:45

Alles klar, dann will ich mal mitspielen im Kindergarten und das mal zurück fordern, um der Konsequenz Genüge zu tun :-) dann sind wir uns also einig, dass wir beide nun fortan vegetarisch und mit Verzicht auf Bier, Kaffee und andere noch zu findende unmoralische Lebensmittel leben wollen? Let`s go!


Lass gut sein, das hat keinen Zweck. Ich habe ein allgemeines Recht auf Genuss attackiert, obwohl ich bloß das Recht auf Genuss über Leben in Frage gestellt habe. Ich habe Veganerpropaganda benutzt, weil ich eine rein auf Ethik abzielende Entscheidung kommuniziert habe. Ich bin Dogmatiker, obwohl ich vorsichtig argumentiere und mit Schablonen beschmissen werde. Die Mehrheit wird das feststellen.



"Manche Leute werden heutzutage langsam wahnsinnig. Ich schnell." C. Schlingensief

Antworten